Zum Inhalt springen
Bärenbulle

Kommer - eine kritische Würdigung

  

254 Stimmen

Du hast keine Berechtigung, an dieser Umfrage teilzunehmen oder die Umfrageergebnisse zu sehen. Bitte melde dich an oder registriere dich, um an dieser Umfrage teilzunehmen.

Empfohlene Beiträge

Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Die „Buy & Hold Bibel" (oder der Vorgänger „Souverän investieren" / beide mit sehr ähnlichen Inhalten) ist das beste deutschsprachige Einstiegsbuch für Investoren. Es ist didaktisch gut aufbereitet, enthält wichtigen Erkenntnisse, die sonst idR. nur in der englischsprachigen Literatur verfügbar sind (welche viel breiter, besser und aktueller ist). Es ist gut priorisiert und fokussiert. Es ist interessenfrei, gutherzig und versucht den Investor die kostspieligsten „Flausen" auszutreiben, die vor allem Anfänger, aber auch „unbelesene", langjährige Praktiker charakterisieren. Eine Stärke des Buches ist u.a. die gefällige Aufbereitung von Zahlen, Daten, Fakten insbesondere von Historiendaten.

 

Den meisten ist all das bekannt. Im Forum sind vor allem Neulinge begeistert von Gerd Kommer und den Erkenntnissen aus seinen Büchern. Leider hat sich eine Art religiöse Werteschema im WPF herausgebildet, welches alle Denkansätze die nicht in das Kommersche Schema zu passen scheinen als unsinnig oder unwissenschaftlich verteufelt. Dabei ergeben sich einige gewichtige Denkfehler bei missionierenden WPF-Teilnehmern, denn Kommer fokussiert auf die Zielgruppe „Einsteiger" und nutzt in seinem Buch aus didaktischen und vermutlich wohlmeinenden Gründen starke Vereinfachungen, die zumindest etwas einseitig, teilweise unpräzise oder veraltet sind (Beispiele folgen). Dieser Thread soll daher auf Kritikpunkte fokussieren und die durch die „Kommer"-Begeisterung fälschlicherweise aufgebauten „Denkmauern" durchbrechen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Chemstudent

Das Problem bei der Umfrage ist:

 

Wenn ich auswähle, dass ich das Buch nciht gelesen habe, muss ich ihm aber dennoch eine Schulnote geben. Ich kann aber natürlich kein buch bewerten, dass ich nicht kenne. ;)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
BarrenWuffet

Nun denn, nach Abstimmung möchte ich noch kurz ein paar Sachen erläutern. In der Tat nervt es, wenn Einsteiger "nach Kommer" investieren wollen. Sofern sie seinen Depotvorschlag nicht 1:1 übernehmen, investieren sie nicht "nach Kommer". Sein Depotvorschlag ist geprägt von der Tatsache, dass es in Deutschland für einige Regionen/Styles einfach keine vernünftigen ETFs gibt, so z.B. für Value. Stattdessen gibt er als Alternativen RAFI-Indizes mit "Quasi-Value-Orientierung" an oder eben SelectDividends. Ebenso die Aufteilung Large Caps Value / Small Caps Blend. Das musste ich zugegebenerweise 10x lesen bis ich das verstanden habe.

 

Ich möchte aber dennoch sagen, dass Kommer sich hier nicht auf "Einsteiger" versteift. Die Erkenntnisse, die er aufführt / abschreibt, gelten für alle. Kleine wie große Investoren und ja, das Buch hilft dem gemeinen Privatanleger die größten Flausen im Kopf los zu werden. Leider schleichen sie sich dennoch immer wieder ein, wie man hier im Forum sehen kann, wenn Privatanleger "nach Kommer" investieren wollen und dann anfangen, dieses oder jenes über- bzw. unterzugewichten, weil sie ja der Meinung sind, dass die und die Region oder Anlageklasse sich besser / schlechter entwickeln wird und das ist Bullshit. Entweder oder. Entweder passiv, dann richtig oder aktiv, dann aber bitte die Profis machen lassen.

 

Zum Thema Market-Timing: Natürlich funktioniert es. Wenn man denn richtig ein- und aussteigt. Mal funktioniert es, dann darf man hier im Forum von erfolgreichen "Trades" lesen oder mal funktioniert es nicht, dann ist das Feedback hin oder wieder mal übersichtlicher. Ziehe aber den Hut vor allen Leuten, die den Mumm haben auch mal zuzugeben, wenn sie daneben lagen.

 

Es ist lächerlich - und die Lektüre des Buches sollte den meisten eigentlich die Flausen aus dem Kopf getrieben haben - im hocheffizienten Anleihenmarkt, der ja eben von institutionellen Investoren beherrscht wird, mit Bondpicking Mehrwert zu erwirtschaften, der die Kosten und Aufwand aufwiegen. Höchsten Respekt bspw. vor Ramsteins' Fähigkeiten als Bondist und wohlwollender Mäeutiker mit Vorschlaghammer, aber, wenn wie geschehen mit einem HY-ETF verglichen, wäre es mir der Mehraufwand nicht wert.

 

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Problem 1: "Ist Buy & Hold ist eine überlegene Anlageform?"

 

Ein erste und zentrale Frage ist, ob Buy & Hold eine langfristig „überlegene" Anlagestrategie ist. Dies wird durch den Titel des zweiten Buches „Buy & Hold Bibel" assoziiert. Für „lazy" Kleinanleger mag Buy & Hold eine gute, weil einfache Anlagestrategie sein. Überlegen ist Sie aber wohl keineswegs.

 

Betrachtet man die Historie (egal welche Horizonte), dann lassen sich eine Vielzahl von besseren Strategien finden, die auch über breite Indizees und extrem lange Zeiräume hinweg BuH outperformen. Diese Strategien folgen idR. auch festen Regeln, erfordern aber ein gelegentliches Umschichten des Portfolios, welches über reines Rebalancing hinausgeht. Solche Strategien haben BuH in der Vergangenheit konsistent outperformed z.B. Value-Strategien, Momentumstrategien usw..

 

Wirklich umstritten ist die Überlegenheit bestimmter Strategien gegenüber einem rein passiven Ansatz auch in der oft stark zerstrittenen Gilde der Wissenschaftler keineswegs, obschon dies teilweise so kolpotiert wird. Allerdings argumentieren einige Wissenschaftler, dass die beobachteten Effekte schwächer werden. Studien untermauern diese Abschwächung, allerdings nur teilweise und es spricht einiges für Persistenz.

 

BuH ist ein Ansatz der Transaktionskosten stark reduziert. Eine positive Eigenschaft, die alle überlegenen Strategien mehr oder weniger besitzen sollten und die daher oft langfristige Anlagehorizonte vorteilhafter macht. BuH ist wenn man so will die Transaktionskostenoptimierteste aller Anlageformen und vermeidet somit den Anlegerfehler Nr. 1 „Hin- und Her macht Taschen leer".

 

Trotzdem ist BuH nicht zwingend kostenoptimiert. Die Fondindustrie hat durchaus ein vitales Interesse an BuH. Beispielsweise führen BuH-Strategien bei hohen Aktienquoten zu deutlich höheren Gebühren (z.B. der Webersche ARERO-Ansatz) als Strategien, bei denen öfter mal in Cash gewechselt wird. Es lassen sich mühelos Strategien finden die in langjähriger Historie höhere Renditen erzielten, bei geringeren Kosten, da Sie öfter mal in gebührenfreiem Cash investieren.

 

In den letzten Jahren setzt sich auch in der breiten Wissenschaft zudem die Erkenntnis durch, dass Risikoprämien von Assetklassen nicht statisch sind, sondern sich zeitlich verändern. Das kommt einem massiven Paradigmenwechsel gleich. Mit Hilfe von Forward-Looking KPIs konnten in der Vergangenheit ex-ante die Höhen von Risikoprämien erfolgreich abgeschätzt werden. Aus Sicht des rationalen Investors ist es daher nicht mehr optimal nur in BuH-Portfolios mit statischer Gewichtung zu investieren. Vielmehr sollte der rationale Investor sein Risikobudget so investieren, das die Erwartungswerte ex ante für seine Risikoprämien maximiert sind. Das beißt sich aber mit BuH.

 

Fazit: BuH ist also weder eine überlegene Anlagestrategiem, noch wird BuH überwiegend von wissenschaftlicher Seite empfohlen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Schinzilord

In den letzten Jahren setzt sich auch in der breiten Wissenschaft zudem die Erkenntnis durch, dass Risikoprämien von Assetklassen nicht statisch sind, sondern sich zeitlich verändern. Das kommt einem massiven Paradigmenwechsel gleich. Mit Hilfe von Forward-Looking KPIs konnten in der Vergangenheit ex-ante die Höhen von Risikoprämien erfolgreich abgeschätzt werden. Aus Sicht des rationalen Investors ist es daher nicht mehr optimal nur in BuH-Portfolios mit statischer Gewichtung zu investieren. Vielmehr sollte der rationale Investor sein Risikobudget so investieren, das die Erwartungswerte ex ante für seine Risikoprämien maximiert sind. Das beißt sich aber mit BuH.

 

Fazit: BuH ist also weder eine überlegene Anlagestrategie noch wird BuH überwiegend von wissenschaftlicher Seite empfohlen.

Das klingt einfacher als es ist.

Man muss ja mit den forward looking KPIs ja in mehr als 50% der Fälle richtig liegen, man generiert TA Kosten, man hat Opportunitätskosten, man muss es nervlich aushalten, wenn man aussteigt, Aktien aber weitersteigen etc., sodass die Benchmark, also ein rebalanced Portfoltio statischer Sollallokation, erst noch geschlagen werden muss...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Problem Nr. 2 – Annahme statischer Risikoprämien / Renditeerwartungen

Wie oben beschrieben gibt es wohl mittlerweile kaum noch Wissenschaftler die Risikoprämien von Assetklassen als statisch annehmen. Es gehört mittlerweile zum akademischen „Mainstream", das sich die Risikoprämien der Assetklassen, zeitlich verändern. Durch eine Vielzahl von Studien ist belegt, dass sich ex-ante die Höhen der Risikoprämien abschätzen lassen. Einfache Beispiele hierfür sind bei Aktien z.B. die bereits bekannten Multiples „KGV, KBV, KCV, KUV, DR" die als Durchschnittswerte von Indizees in der Vergangenheit konsistent in der Lage waren höhere oder niedrigere Renditen in den folgenden Jahren vorherzusagen. Am besten funktionieren KGV (z.B. Shiller) und KBV (z.B. Fama & French). KCV und KUV sind etwas weniger leistungstark. DR ist eigentlich ein recht unbestechlicher KPI, da keine großartige Bewertungspielraum dahintersteht. Leider ist dieser KPI aufgrund von nicht selten präferierten Aktienrückkäufen kaum noch ausagekräftig.

 

Kommer erläutert sehr ausführlich langjährigen Historiendaten und Risikodaten und leitet daraus (vermutlich) die statischen Gewichtungen seiner Buy&Hold-Portfolios ab. Ich sage „vermutlich", weil es keine andere Herleitung gibt (abgesehen von der Berücksichtigung der Risikopräferenz des Anlegers). Problematisch ist aber, dass die Bewertung von Assetklassen kaum thematisiert wird und nicht konsequent in die Gewichtungen eingeht.

 

Kommer behilft sich teilweise damit SC und Value ETFs einzubauen und diese überzugewichten, was aber auch zu suboptimalen Ergebnissen führen dürfte (z.B. will man zz. US SCs im Depot haben obschon diese z.B. genauso wie US LC bewertet sind, also keine Risikoprämie mehr besitzen?). Fama & French Einfluss ist also erkennbar.

 

Ob Kommer aber wirklich Risikoprämien / Renditeerwartungen als statisch annimmt bleibt etwas unklar. Es ist aber stark davon auszugehen, da er zeitlich verändernderte dynamische Risikoprämien / Renditeerwartungen von Assetklassen nicht thematisiert und bei seinen Empfehlungen entsprechend berücksichtigt.

 

Auch die genannten Zeitreihen sind nicht optimal. Hier gibt es noch bessere Publikationen (genannt seinen Siegel mit „Stocks for the long run - US Markt, Elroy Dimson Marsh Stauton mit Triumph of the Optimists – DM Märkte 101 Jahre inkl Anleihen lang/kurz), die über längere, breitere Zeitreihen verfügen.

 

Fazit: Dynamische Risikoprämien / Renditeerwartungen werden nicht berücksichtigt

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
BarrenWuffet

post-21928-0-06423100-1356874167_thumb.png

 

 

post-21928-0-36939400-1356874166_thumb.png

 

dry.gif

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

@BW: Da gab es die Option "keine da nicht gelesen" nicht (siehe Chemstudents Anmerkung).

 

Problem 3 – Markettiming funktioniert nicht

 

Dies ist noch so ein Vorurteil der Passivisten, vornehmlich von Kommer-Missionaren zu hören. Das Markettiming ex ante nicht möglich sei, ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft höchst zweifelhaft und wird nur von wenigen Fundamentalisten bejaht. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass es mehr als einen Faktor gibt (zusätzlich zum Risiko/beta), der Markettiming ermöglicht.

 

Regressionen über diverse Faktoren zeigen Timingmöglichkeiten auf, die auch strengen wissenschaftlichen Test genügen. Value ist z.B. ein solche zeitabhängiger Faktor der funktioniert. Zinshöhe, -senkung, -steigerung, Zinsstruktur, Inflation, Momentum sind weitere Faktoren, die ebenfalls milde Timingfähigkeiten besitzen.

 

Natürlich gibt Myriaden von Timingansätzen die vor allem ex post funktionieren. Die Mehrzahl resultiert leider aus dem allgegenwärtigen Datamining-Bias und funktioniert daher ex ante nicht mehr. Was den schlechten Ruf von Markettiming erklärt.

 

Fazit: Markettiming ist schwierig, aber nicht unmöglich. Es existieren diverse Faktoren, die ein mildes Markettiming ex ante auch nach strengen wissentschaftlichen Kriterien möglich machen. Allerdings ist vornehmlich eine langfristig Anlage erforderlich um diese zu realisieren und gleichzeitig Transaktionskosten gering zu halten.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
BarrenWuffet

Im Gegensatz zu Chemstudent hat das ghost69 aber nicht abgehalten...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Problem 4: ETF versus Direktanlage

 

Böses Foul ist schon mal die Empfehlung von ETFs in allen Bereichen auch für Anleihen und Geldmarkt. Das Thema hatte wir schon öfter. Gerade bei Anleihen ist eine direkte Anlage ohne Gebühren und risiko-trächtige "Verpackung" zu empfehlen. In der alten Auflage werden teilweise gar noch Zertifikate und aktive Fonds (wohl v.a. mangels Produktvehicel) empfohlen. Die Finger wegzulassen von aktiven Fonds, ist als Grundtenor für alle effizienten, liquiden Assetklassen natürlich korrekt und wissenschaftlich vollumfänglich abgedeckt.

 

Bei größeren Depots und etwas Bereitschaft sich mit Quellensteuerrückerstattung zu befassen, ist zudem auch bei Aktien die Direktanlage der ETF-Anlage unbedingt vorzuziehen. Die Direktanlag lohnt sich aber erst ab einer Depot-Größe von 100 TEUR besser 500 TEUR, da nur dann eine ausreichende Diversifikation möglich ist. Mehr als 20 Positionen im Aktienbereich breit über Regionen, Industrien und Style sollten es schon mindestens sein. Auf der sicheren Seite ist man mit 40 Positionen. Bei Anleihen reicht dem erfolgreichen Passivisten eigentlich immer eine Bondleiter (anfangs zur Not auch bestehend aus nur einer Stufe z.B. einem frisch begebenen Bund) idealerweise mit 3 bis 5 Positionen allerhöchster Güte (AAA in EUR). Wer mag kann sich natürlich auch hier einen lustigen Streichezoo über Laufzeiten, Bonitätsklassen und Regionen gestreut anschaffen, ergänzt um Fremdwährungs- und Unternehmensanleihen, deren Diversifikationseffekte aber vernachlässigbar sind.

 

Grund ist hier nicht nur die TER, die oft bei ETFs durchaus niedrig ist, oder der Spread der bei ETFs je nach Liquidität nicht immer niedrig ist. Vielmehr haben auch ETFs systemische Risiken (Wertpapierleihe, Kontrahenterisiko ...), die man in einer vermeintlich risikolosen/-armen Assetklasse ungern hat.

 

Einziger Bereich in dem ETFs unumgänglich sind Rohstoffe. Allerdings sollte man hier die Kommer-Empfehlung "GSCI" aufgrund der verheerenden Frontrunningeffekte unbedingt vermeiden und eher auf die Forumsfavouriten setzten.

 

Fazit: Soviel Direktanlage wie möglich und nur soviel ETF wie nötig.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Nudelesser

Die Buy & Hold Bibel" (oder der Vorgänger Souverän investieren" / beide mit sehr ähnlichen Inhalten) ist das beste deutschsprachige Einstiegsbuch für Investoren.

 

Wie Bärenbulle finde auch ich die Kommer Bücher nach wie vor verdienstvoll und lesenswert, auch wenn er letztlich nur andere Quellen zusammenfasst und ins Deutsche bringt (was er allerdings auch zugibt und eine umfangreiche Literaturliste anführt).

 

Das Problem sind in meinen Augen weniger die methodischen Schwächen (ich behaupte einfach mal, Kommer würde Bärenbulle heute in vielen (allen?) Punkten recht geben) sondern eher manche Anhänger, die meinen nach dem Lesen seiner Bücher am Ende der Geschichte angekommen zu sein und das Denken einstellen zu können.

 

Kommer fasst mMn gut zusammen, wie die Welt von ca. 1982 bis 2007 ausgesehen hat und was in dieser Zeit funktioniert hat. Wer ein ähnlich gut abgehangenes Einsteigerbuch für die Herausforderungen von heute lesen möchte, der muss wohl leider noch 10-20 Jahre warten. Oder selbst ein wenig im Nebel stochern...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
BarrenWuffet

Kommer fasst mMn gut zusammen, wie die Welt von ca. 1982 bis 2007 ausgesehen hat und was in dieser Zeit funktioniert hat. Wer ein ähnlich gut abgehangenes Einsteigerbuch für die Herausforderungen von heute lesen möchte, der muss wohl leider noch 10-20 Jahre warten. Oder selbst ein wenig im Nebel stochern...

 

Und nach 2007 dreht die Welt sich jetzt plötzlich in die Gegenrichtung, verhalten sich Menschen grundsätzlich anders als früher? "Dieses Mal ist alles anders?". Alles bleibt sich gleich...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Nudelesser

Und nach 2007 dreht die Welt sich jetzt plötzlich in die Gegenrichtung, verhalten sich Menschen grundsätzlich anders als früher? "Dieses Mal ist alles anders?". Alles bleibt sich gleich...

 

Dass erfolgreiche Geldanlage im Jahr 1630 anders aussah als heute wirst Du aber vielleicht eingestehen? Oder liegt der Unterschied nur darin, dass die Leute ihren Kommer damals noch nicht gelesen hatten?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
BarrenWuffet

Ich will damit sagen: Menschen ändern sich nicht. Schuldenkrise hin oder her, finanzielle Repression hin oder her. Wenn der Staat / Staatengebilde wie die EU an der wichtigsten Parametern der Wirtschaft dreht, dann muss der gemeine Privatanleger auch erst einmal einen Weg drum herum finden. Entkommen kann doch sowieso keiner, es sei denn, er haltst sich mehr Risiko für mehr Rendite auf. Will sagen: Ich sehe nicht, warum die Dinge plötzlich ganz anders funktionieren sollten als früher, d.h. vor ein paar Jahren. Eigentlich ist es sogar egal, ob 1630 oder 2013. Die finanziellen Instrumente verändern sich vielleicht, die Menschen bleiben immer gleich. Wo verhalten sich die Banken anders als früher? Es wird doch schon wieder schamlos gezockt. Neues Gesetz hier, neue Finanzinnovation drumherum da.

 

Was Bärenbulles Ausführungen zu Buy & Hold vs. andere Anlageformen angeht: Ich interessiere mich nicht dafür, ob man rückblickend im Datenmaterial Strategien finden kann, die Buy & Hold überflügelt hätten. Natürlich kann man das. Nutzen für mich jetzt?

 

Mit Hilfe von Forward-Looking KPIs konnten in der Vergangenheit ex-ante die Höhen von Risikoprämien erfolgreich abgeschätzt werden.

 

Zusätzlich zu dem was Schinzilord schon geschrieben hat: Gibt es da eine glaubwürdige Quelle für, wo man das mal nachlesen kann?

 

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
AiGelb

 

Das Markettiming ex ante nicht möglich sei, ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft höchst zweifelhaft und wird nur von wenigen Fundamentalisten bejaht. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass es mehr als einen Faktor gibt (zusätzlich zum Risiko/beta), der Markettiming ermöglicht.

 

Fazit: Markettiming ist schwierig, aber nicht unmöglich. Es existieren diverse Faktoren, die ein mildes Markettiming ex ante auch nach strengen wissentschaftlichen Kriterien möglich machen.

 

Das Thema Interessiert mich sehr...

Kannst du mir zu dieser Aussage entsprechende Quellen/Studien Fachlektüre nennen!?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Dagobert

 

Das Markettiming ex ante nicht möglich sei, ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft höchst zweifelhaft und wird nur von wenigen Fundamentalisten bejaht. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass es mehr als einen Faktor gibt (zusätzlich zum Risiko/beta), der Markettiming ermöglicht.

 

Fazit: Markettiming ist schwierig, aber nicht unmöglich. Es existieren diverse Faktoren, die ein mildes Markettiming ex ante auch nach strengen wissentschaftlichen Kriterien möglich machen.

 

Das Thema Interessiert mich sehr...

Kannst du mir zu dieser Aussage entsprechende Quellen/Studien Fachlektüre nennen!?

 

aber bitte nur glaubwürdige Quellen/Studien und Fachlektüre nennen, sonst glaubt es keiner!

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Bärenbulle

Das Markettiming ex ante nicht möglich sei, ist nach derzeitigem Stand der Wissenschaft höchst zweifelhaft und wird nur von wenigen Fundamentalisten bejaht. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass es mehr als einen Faktor gibt (zusätzlich zum Risiko/beta), der Markettiming ermöglicht.

 

Fazit: Markettiming ist schwierig, aber nicht unmöglich. Es existieren diverse Faktoren, die ein mildes Markettiming ex ante auch nach strengen wissentschaftlichen Kriterien möglich machen.

 

Das Thema Interessiert mich sehr...

Kannst du mir zu dieser Aussage entsprechende Quellen/Studien Fachlektüre nennen!?

 

Sehr empfehlen kann ich dieses gute ausführliche Buch. Es enthält auch viele interessante Quellenangaben: http://www.amazon.com/Expected-Returns-Investors-Harvesting-Rewards/dp/1119990726 ansonsten einfach mal Googeln mit dem Zusatz "filetype:pdf". Papers gibt es Myriaden.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Chemstudent

Sehr empfehlen kann ich dieses gute ausführliche Buch. Es enthält auch viele interessante Quellenangaben: http://www.amazon.com/Expected-Returns-Investors-Harvesting-Rewards/dp/1119990726 ansonsten einfach mal Googeln mit dem Zusatz "filetype:pdf". Papers gibt es Myriaden.

Google scholar, und insb. - wer zugriff hat - isi web of knowledge (http://newisiknowledge.com/) sind natürlich noch besser bei der suche. :)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
etherial

Wie Bärenbulle finde auch ich die Kommer Bücher nach wie vor verdienstvoll und lesenswert, auch wenn er letztlich nur andere Quellen zusammenfasst und ins Deutsche bringt (was er allerdings auch zugibt und eine umfangreiche Literaturliste anführt).

 

Kommer fasst mMn gut zusammen, wie die Welt von ca. 1982 bis 2007 ausgesehen hat und was in dieser Zeit funktioniert hat. Wer ein ähnlich gut abgehangenes Einsteigerbuch für die Herausforderungen von heute lesen möchte, der muss wohl leider noch 10-20 Jahre warten. Oder selbst ein wenig im Nebel stochern...

 

Das sehe ich ähnlich. Ich finde allerdings das das Buch teilweise so gut geschrieben ist, dass man die darin zitierten Gegebenheiten einfach glaubt, statt sie zu hinterfragen. Kommer bezieht sich ja an vielen Stellen darauf, dass er seine Strategie direkt aus der Portfolio-Theorie abgeleitet hat. Inwieweit Finanzwissenschaftler mit seiner Interpretation zufrieden wären ist dabei aber ziemlich fraglich.

 

Während mir die Kritik an Kommers Buch durchaus sinnvoll erscheint (allein schon um ein Guru-Investing zu vermeiden), scheint mir einiges an der Kritik daran doch auch sehr subjektiv:

 

Dass die Wissenschaft B&H nicht empfiehlt liegt daran, dass sich die seriöse Wissenschaft nicht mit Outperformance-Strategien beschäftigt. Dazu gehören:

- Beweise für Marktineffizienz

- Indikatoren für Marktanomalien und -Effekte

- Prognose-Modelle und -Verfahren

 

Die Wirtschaftswissenschaft findet tatsächlich laufend neue Erkenntnisse. Um daraus konkrete Strategien abzuleiten benötigt man immer einen Populärwissenschaftler. Die Ergebnisse, die passives Investieren unterstützen sind da offensichtlich etwas ergiebiger. Die meisten Papers zu aktivem Strategien, die ich gelesen habe, sind leider nur Datensammlungen und Backtesting.

 

Um das ganze Professionell zu machen gehört aber auch noch ein schlüssiges Erklärungsmodell dazu und insbesondere eine Erkärung warum man in der Finanzwissenschaft Backtesting durchführen darf. Die Physiker können mit Backtesting beweisen, weil es keinen Grund gibt warum die Physik von Morgen anders als die von Heute sein sollte. Diesen Komfort haben die Finanzwissenschaftler nicht, einige wissen das und einige tun so als sei das naturgegeben.

 

Problem 1: "Ist Buy & Hold ist eine überlegene Anlageform?"

 

Ich halte B&H nicht für generell überlegen. Allerdings ist meine Begründung gegensätzlich zu deiner ;)

 

Natürlich lassen sich ex Post Strategien finden, die B&H geschlagen hätten. Die Frage ist, ob man diese Strategien auch schon vor 20 Jahren zuverlässig hätte ableiten können.

 

Egal welche Strategie in der Vergangenheit gut war, ich habe erhebliche Zweifel, dass die Zukunft sich ähnlich wie die Vergangenheit verhalten wird. Und deswegen halte ich B&H nicht für überlegen. Allerdings halte ich auch andere Strategien (insbesondere durch backtesting erstellte) nicht für überlegen.

 

Problem Nr. 2 Annahme statischer Risikoprämien / Renditeerwartungen

 

Du schreibst weriter oben, dass die Erkenntnis in den letzten Jahren kommt? Die Idee von dynamischen Renditeerwartungen, Volatilitäten, Korrelationen ist schon älter als ich. In jedem guten Fachbuch steht, dass die Annahmen in der Portfoliotheorie zwar bequem, aber nicht völlig realistisch sind. Man rechnet mit statischen Werten weil es bequem ist und die Annahme steht, dass sich durch die Dynamik am Grundgedanken nichts ändern würde.

 

Mit Hilfe von Forward-Looking KPIs konnten in der Vergangenheit ex-ante die Höhen von Risikoprämien erfolgreich abgeschätzt werden.

 

Das ist aber eigentlich was ganz anderes als oben beschrieben. Einerseits sind die Kennzahlen nicht zeitstabil (!), andererseits sind die Schätzmethoden teilweise sehr ungenau. Mit KPIs kann man (vielleicht) besser schätzen. Damit verändern sich womöglich die Anteile in der Asset Allocation ein wenig. Und eben häufiger, wenn man häufiger schätzt.

 

Vielmehr sollte der rationale Investor sein Risikobudget so investieren, das die Erwartungswerte ex ante für seine Risikoprämien maximiert sind.

 

Es könnte sein, das es tatsächlich etwas bringt, wenn man monatlich die Allocation anpasst und dabei mit sehr genauen Prediktoren arbeitet. Ob es rational ist das zu tun hängt in erster Linie davon ab, ob die Recherche-Arbeit, die man dafür benötigt, umgelegt auf den Gewinn, den man dadurch mehr hat größer ist, als der Zeitlohn bei der eigenen Arbeit. Das ist meiner Schätzung nach frühestens bei Vermögen > 500.000 der Fall.

 

Es ist aber stark davon auszugehen, da er zeitlich verändernderte dynamische Risikoprämien / Renditeerwartungen von Assetklassen nicht thematisiert und bei seinen Empfehlungen entsprechend berücksichtigt.

 

Weil man es damit zwar perfekter machen kann aber nicht ökonomischer?

 

Problem 3 Markettiming funktioniert nicht

Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass es mehr als einen Faktor gibt (zusätzlich zum Risiko/beta), der Markettiming ermöglicht.

 

Dass es andere Faktoren als das CAPM-Beta gibt ist sicherlich gängige Lehrmeinung. Dass einige Finanzwissenschaftler selbst an der Börse spekulieren, in der Hoffnung(!) den entscheidenden Faktor zu kennen, könnte ich mir auch vorstellen. Umgekehrt würde ich behaupten, dass viele davon ausgehen, dass die Entdeckung eines weiteren Faktors nur dazu führt, dass der Markt noch informationseffizienter wird. Ich finde es auf der Basis schon etwas subjektiv, wenn du die Meinung der meisten Finanzwissenschaftlers so platt zusammenfasst.

 

Problem 4: ETF versus Direktanlage

 

Grundsätzlich gebe ich dir Recht, das Direktanlage besser ist.

 

Was die Anlageklassen angeht, finde ich Kommers Ansatz aber ohnehin nicht passend:

- Wenn man Kommer folgt, dann muss man auch im Zinstief Anleihen kaufen. Ich würde nicht sagen, dass es falsch ist, aber tun würde ich es auch nicht.

- Wenn man Kommer (oder dir) folgt, dann gehören Rohstoffe ins Portfolio. Ich halte das für einen fatalen Fehler, weil der Rohstoffmarkt ineffizienter als der Aktien- und Anleihenmarkt ist. Die Performance der aktiven Rohstofffonds zeigt mir dann, dass aktives Management keine Alternative ist, denn eigentlich sollte man ja erwarten, dass gute Fondsmanager Marktineffizienzen ausnutzen können.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle

Die Wirtschaftswissenschaft findet tatsächlich laufend neue Erkenntnisse. Um daraus konkrete Strategien abzuleiten benötigt man immer einen Populärwissenschaftler. Die Ergebnisse, die passives Investieren unterstützen sind da offensichtlich etwas ergiebiger. Die meisten Papers zu aktivem Strategien, die ich gelesen habe, sind leider nur Datensammlungen und Backtesting.

 

Um das ganze Professionell zu machen gehört aber auch noch ein schlüssiges Erklärungsmodell dazu und insbesondere eine Erkärung warum man in der Finanzwissenschaft Backtesting durchführen darf. Die Physiker können mit Backtesting beweisen, weil es keinen Grund gibt warum die Physik von Morgen anders als die von Heute sein sollte. Diesen Komfort haben die Finanzwissenschaftler nicht, einige wissen das und einige tun so als sei das naturgegeben.

 

Ich halte B&H nicht für generell überlegen. Allerdings ist meine Begründung gegensätzlich zu deiner ;)

 

Natürlich lassen sich ex Post Strategien finden, die B&H geschlagen hätten. Die Frage ist, ob man diese Strategien auch schon vor 20 Jahren zuverlässig hätte ableiten können.

 

Egal welche Strategie in der Vergangenheit gut war, ich habe erhebliche Zweifel, dass die Zukunft sich ähnlich wie die Vergangenheit verhalten wird. Und deswegen halte ich B&H nicht für überlegen. Allerdings halte ich auch andere Strategien (insbesondere durch backtesting erstellte) nicht für überlegen.

 

...

 

Dass es andere Faktoren als das CAPM-Beta gibt ist sicherlich gängige Lehrmeinung. Dass einige Finanzwissenschaftler selbst an der Börse spekulieren, in der Hoffnung(!) den entscheidenden Faktor zu kennen, könnte ich mir auch vorstellen. Umgekehrt würde ich behaupten, dass viele davon ausgehen, dass die Entdeckung eines weiteren Faktors nur dazu führt, dass der Markt noch informationseffizienter wird. Ich finde es auf der Basis schon etwas subjektiv, wenn du die Meinung der meisten Finanzwissenschaftlers so platt zusammenfasst.

 

Die zentrale Frage ist halt, ob die Berücksichtigung bestimmter Faktoren persistiert (persistent eine Outperformance liefert). Natürlich hast Du recht, dass die Entdeckung und Veröffentlichung der Faktoren die Märkte tendenziell effizienter macht. Die Persistenz ist idR. in behaviouristischen Ursachen zu finden. Meines Aussage ist, dass es unter den heutigen Wissenschaftlern kaum noch extreme Fundamentalisten gibt, die entweder nur an die EMH, oder nur an behaviouristische Ansätze glauben. Ich behaupte nur, dass die meisten Forscher sich irgendwo in der Mitte positionieren, welchem Lager Sie auch schwerpunktmässig angehören. Behaviouristische Ineffizienzen sind meist der Grund für Persistenz. Zwar finden sich allzuleicht behaviouristische Erklärungen und (Dein) Mißtrauen ist durchaus angebracht. Trotzdem ist die Persistenz bei vielen Faktoren (z.B. bei Value) wohl nicht von der Hand zu weisen. Das der Valueeffekt nur eine andere Form von Risiko/beta sei, kann man wohl mittlerweile ausschliessen. Auch die miese Rendite von hochriskanten Lottery-Ticket-ähnlichen Anlageklassen persistiert mit klarer behaviouristischer Erklärung. Für Timingfaktoren wie Zins-/Business Cycle Faktoren mag es zudem plausible Erklärungen geben, die auf perfekt rationalen Investoren basieren (Aversion gegen Konsumverzicht), trotzdem ist je nach individueller Präferenz (z.B. wenn man persönlich kein Problem in Krisen auf Konsum zu verzichten) eine persistierende Outperformance möglich.

 

- Wenn man Kommer (oder dir) folgt, dann gehören Rohstoffe ins Portfolio. Ich halte das für einen fatalen Fehler, weil der Rohstoffmarkt ineffizienter als der Aktien- und Anleihenmarkt ist.

Nur weil ein Markt ineffizient ist, heißt das doch noch nicht, dass man nicht darin anlegen sollte. Solange Vehicel verfügbar sind kann man immerhin den Average durch Indizierung hinbekommen, oder? Zudem sind Rohstoffmärkte zumindestens mal sehr liquide (also würde ich bei Rohstoffen auch auf effiziente Märkte tippen). Kannst Du Deine Aversion mal genauer Begründen?

 

Ich habe zur Zeit übrigens auch eine gewisse Aversion gegen Rohstoffe, die ist aber eher temporärer als grundsätzlicher Natur.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
.... Mit KPIs kann man (vielleicht) besser schätzen. Damit verändern sich womöglich die Anteile in der Asset Allocation ein wenig. Und eben häufiger, wenn man häufiger schätzt.

 

Es könnte sein, das es tatsächlich etwas bringt, wenn man monatlich die Allocation anpasst und dabei mit sehr genauen Prediktoren arbeitet. Ob es rational ist das zu tun hängt in erster Linie davon ab, ob die Recherche-Arbeit, die man dafür benötigt, umgelegt auf den Gewinn, den man dadurch mehr hat größer ist, als der Zeitlohn bei der eigenen Arbeit. Das ist meiner Schätzung nach frühestens bei Vermögen > 500.000€ der Fall.

Es ist aber stark davon auszugehen, da er zeitlich verändernderte dynamische Risikoprämien / Renditeerwartungen von Assetklassen nicht thematisiert und bei seinen Empfehlungen entsprechend berücksichtigt.

Weil man es damit zwar perfekter machen kann aber nicht ökonomischer?

Die Höhe der Outperformance ist natürlich vor allem wegen der Persistenzfrage schwer abzuschätzen, daher will ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Die Meinung es sei erst ab 500.000 EUR sinnig teile ich aber nicht.

 

Klar ist natürlich, dass man damit nicht schnell reich werden kann. Langfristig vielleicht schon eher. Immerhin machen 2-3% Outperformance auf 20 Jahressicht einen kräftigen Unterschied.

 

Der Aufwand muss ja mMn nicht hoch sein (die Aneignung des Wissens vielleicht schon eher). Eine monatliche Anpassung der Assetallokation ist bei langfristigem Horizont sicher viel zu hyperaktiv und allenfalls erforderlich, wenn man den Momentumeffekt ausbeuten will. Je nach Faktor ist der Aufwand eher mit etwas progressiverem Rebalancing vergleichbar. Am wichtigsten ist vielleicht der richtige Einstiegszeitpunkt (oder die Vermeidung des Flaschen). Aber selbst Momentum (z.B. ala Mebane Faber) hat nicht zwingend eine Umschlagshäufigkeit von kleiner 2-3 Jahren, was wohl auch noch vertretbar ist.

 

Bei kurzfristigeren Tradingstrategien wäre ich eher misstrauisch, da Sie sich wegen der hohen Transaktionskosten nur selten implementieren lassen dürften.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
etherial
Meines Aussage ist, dass es unter den heutigen Wissenschaftlern kaum noch extreme Fundamentalisten gibt, die entweder nur an die EMH, oder nur an behaviouristische Ansätze glauben. Ich behaupte nur, dass die meisten Forscher sich irgendwo in der Mitte positionieren, welchem Lager Sie auch schwerpunktmässig angehören.

 

Das würde ich so auch sagen. Ich glaube, dass an die EMH gar niemand glaubt und die behaviouristischen Erkenntnisse sind zwar plausibel aber nicht quantifizierbar, und somit nur schwer in späteren Veröffentlichungen wiederverwendet werden können. Das Dilemma der Finanzwissenschaft ist, dass sie entweder zuverlässige Ergebnisse auf unzuverlässigen Annahmen machen kann oder unzuverlässige Ergebnisse auf nicht quantifizierbaren Annahmen.

 

Trotzdem ist die Persistenz bei vielen Faktoren (z.B. bei Value) wohl nicht von der Hand zu weisen.

 

Naja ausschließen würde ich sowas mal nicht, aber ich denke es gibt sehr viele Wissenschaftler, die die behaviouristische Sicht dieses Faktums verneinen, weil sie andere Lösungen haben, oder die sogar sagen, dass selbst die behaviouristische Sicht nicht unmittelbar der EMH widerspricht.

 

Das der Valueeffekt nur eine andere Form von Risiko/beta sei, kann man wohl mittlerweile ausschliessen.

 

Beta mit Sicherheit nicht, das lässt sich ja mathematisch-statistisch beweisen. Risiko? Wenn man den Begriff erweitert um das gefühlte Risiko, dann auf jeden Fall (würde ja dem Behaviouristischen Modell nicht widersprechen, oder?). Jetzt müsste man nur noch beweisen, dass das gefühlte Risiko ein indikator für echtes Risiko ist. Ich glaube schon, dass es dazu studien gibt, aber nicht, dass die wirklich eindeutig sind.

 

Nur weil ein Markt ineffizient ist, heißt das doch noch nicht, dass man nicht darin anlegen sollte.

 

Eigentlich sollte man anlegen, aber aktiv ;) - wenn man den Rohstoffmarkt versteht.

 

Solange Vehicel verfügbar sind kann man immerhin den Average durch Indizierung hinbekommen, oder? Zudem sind Rohstoffmärkte zumindestens mal sehr liquide (also würde ich bei Rohstoffen auch auf effiziente Märkte tippen). Kannst Du Deine Aversion mal genauer Begründen?

 

Naja erst mal nur ein Gefühl, dass es nicht gut ist:

1. Rohstoffe haben keine Wertschöpfung. Der Gewinn bei Rohstoffen besteht aus der Risikoprämie für das Warten bis zum Erfüllungstermin abzüglich dem Cost-Of-Carry

2. Das Rendite-Risiko-Verhältnis von Rohstoffen ist dadurch grottenschlecht (Risiko höher als bei Aktien, mittlere Rendite bei Inflationsrate + x)

3. Während bei Aktien die Anzahl begrenzt ist und Angebot/Nachfrage immer einen Markt-Impact haben, ist das bei Terminprodukten nicht so, es können ja beliebig viele erzeugt werden. Ob und wie das konkret genutzt werden kann ist mir allerdings noch nicht klar.

4. Front-Running bei Indizes

5. Futures werden zur Indexberechnung herangezogen. Allerdings weis man bei alleiniger Betrachtung der Futures gar nicht wieviele der Futures überhaupt echte Exposures sind. Futures lassen sich ja z.B. mit Optionen hedgen.

6. Die positiven Rendite/Varianz/Kovarianzwerte die solche Positionen als gute Beimischung qualifizieren sind deutlich instabiler als bei Aktien.

 

Klar ist natürlich, dass man damit nicht schnell reich werden kann. Langfristig vielleicht schon eher. Immerhin machen 2-3% Outperformance auf 20 Jahressicht einen kräftigen Unterschied.

 

Ob die 2-3% eine realistische Annahme sind, kann man ja mal ausrechnen:

- 1000 Zufallsreihen erzeugen, wobei die Renditeerwartung, Varianz, Kovarianz leicht flukturieren, sodass im Mittel eine 50:50 Allokation sinnvoll ist.

- Rendite mit 50:50-Allokation mit jährlichem Rebalancing ermitteln

- Rendite mit jährlicher Allocation-Anpassung (passend zu obigen Kennzahlen, gleiche Gesamtvola wie 50:50) ermitteln

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Bärenbulle

Ob die 2-3% eine realistische Annahme sind, kann man ja mal ausrechnen:

- 1000 Zufallsreihen erzeugen, wobei die Renditeerwartung, Varianz, Kovarianz leicht flukturieren, sodass im Mittel eine 50:50 Allokation sinnvoll ist.

- Rendite mit 50:50-Allokation mit jährlichem Rebalancing ermitteln

- Rendite mit jährlicher Allocation-Anpassung (passend zu obigen Kennzahlen, gleiche Gesamtvola wie 50:50) ermitteln

 

Wie will man das ausrechnen? Dazu müßte man historische Forward-Looking KPIs simulieren (ist sicher möglich, mir fehlen aber die Daten). Das das funktioniert wurde aber schon gezeigt. Die Frage ist ob es mit denselben KPIs künftig auch funktioniert.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Bärenbulle
· bearbeitet von Bärenbulle
Börsenweisheit: Die Crux mit den Erfahrungen Lernen Börsianer aus ihren Erfahrungen? Schön wäre es, aber selbstverständlich ist das nicht. Trotzdem gehörte für Börsenaltmeister André Kostolany die Erfahrung zum höchsten Gut des Börsianers. Aber gilt das noch?

 

Der klügste Börsianer ist der, der aus den Erfahrungen anderer zu lernen versteht, sei es durch Lektüre oder Gespräch“, so Bruns. „Allein wenigen ist dies gegeben.

Quelle: Mein Link

 

Ganz guter Artikel, der auch nochmal aufgreift, das Erfahrung zwar wirklich wichtig ist. Nur ist das Anlegerleben etwas zu kurz um diese wirklich sammeln zu können. Da der Anleger aufgrund der Langfristigkeit einer Anlagestrategie erst Jahre später den Erfolg ermessen / bewerten kann bleibt eigentlich nicht allzuviel Zeit zum "Lernen durch Ausprobieren". Der Anleger muss daher viel lesen bzw. sich mit anderen austauschen, um an den Erfahrungen anderer zu partizipieren. Dennoch ist Vorsicht geboten, denn die Erfahrungen Anderer sind subjektiv gefärbt (overconfident, angeberisch, ängstlich/paranoid etc. etc.). Daher sollte man vor allem auf die Erfahrungen vertrauenswürdiger Quellen setzen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
tom45667

Bei Kommer sehe ich folgenden Widerspruch:

 

  1. Er behauptet, dass der Versuch den Index zu schlagen sinnlos ist. Man solle besser in den Index investieren.
  2. Er sagt, dass man nicht in den Index investieren soll. Denn damit investiere man auch in Growth. Stattdessen solle man auf den Value und Small Cap Werte setzen. Das wäre besser

Die Folge ist, dass er versucht den Index zu schlagen. Ist das korrekt? Vielleicht habe ich ihn auch falsch verstanden.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...