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facetto
· bearbeitet von facetto

Soo, nachdem ich jetzt ein paar Wochen hier nur gelesen hab reizt es mich doch, mal selbst was zu schreiben! Und zwar zum Thema "die Zukunft Chinas". Ich lebe seit zwei Jahren in China und weil es mich interessiert, versuche ich die (wirtschaftlichen) Zusammenhänge und Vorgänge hier zu verstehen. Zu 80 % gelingt mir das leider nicht, meistens liegts an schwammigen Informationen bzw. sogar Gerüchten, die meine chinesischen Kollegen oder Bekannten gerne unreflektiert wiedergeben... Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich sicher mehr Infos aus den hiesigen Zeitungen aufnehmen können, allerdings weiß jeder, dass deren Inhalte auch nicht unbedingt zur Wahrheitsfindung beitragen. Mittlerweile habe ich für mich zwei Dinge abgeleitet: Für die Welt außerhalb Chinas ist es unmöglich, wirkliche Transparenz über alle Vorgänge hier zu erhalten, wie das vielleicht ansatzweise für westliche Nationen der Fall ist. D.h., dass hier noch etliche Abgründe schlummern, die m.E. keinesfalls bereits an den Aktienmärkten eingepreist sind. Eine Sache z.B., an deren Transparenz ich zweifele, ist das Engagement chinesischer kleiner und mittelständischer Unternehmen am Immobilienmarkt. Anscheinend haben hier in den vergangenen Jahren viele dieser Unternehmen signifikante Anteile ihrer Invests nicht in ihr Kerngeschäft, sondern in Immobilien fließen lassen, waren doch die erwarteten Renditen mit 10 – 20 % jährlich allein durch Wertsteigerung deutlich interessanter als der ROI vieler produzierender Unternehmen. Was passiert also, wenn die seit Jahren explodierenden Immopreise hier irgendwann kollabieren? Nicht nur, dass Banken Spaß bekommen werden, da sie plötzlich eine Menge faule Kredite im Portfolio haben (die Folgen kennt man noch aus 2008), sondern es könnte auch zu einer Pleitewelle in der Industrie kommen! Und diese würde nicht nur bestimmte zyklische Branchen bedrohen, sondern übergreifend alle Firmen, die das o.g. Spiel aktuell spielen! Und Gründe für einen Immobiliencrash in China sind genug da: Enorme Leerstände v.a. außerhalb der Wirtschaftszentren Shanghai, Guangzhou, Peking; Geldabflüsse aus China etwa auf Grund steigender Zinsen im Westen; aufkommende Liquiditätsprobleme von Immokreditnehmern weil die Gehälter nun langsamer steigen, steigender Geldbedarf von Firmen und Privatleuten auf Grund der wirtschaftlichen Flaute etc.

 

Gleichzeitig sehe ich das Beispiel des Immomarktes in China aber auch als Beleg für die schlechte Transparenz bzw. für das mangelnde Vermögen des Westens, die Verhältnisse in China richtig einzuschätzen: Wer mal nach dem Thema im Internet sucht findet vermutlich für jedes Jahr einen westlichen Medienbericht, in dem ein Experte den Crash nun aber wirklich nahen sieht. Bislang hatten sie alle unrecht, und 2015 sind die Preise in Shanghai im Schnitt wieder um 20 % gestiegen…

 

Dabei bleiben noch alle anderen Probleme, die in China schlummern, unangetastet: Die Umweltverschmutzung z.B., die hier wirklich katastrophal ist. Hier vermute ich eine signifikante Abschwächung des zukünftigen Wachstums allein auf Grund von irrwitzig teuren „Aufräum- und Säuberungsarbeiten“, dies dürfte bereits vor einigen Jahren eingesetzt haben, den Höhepunkt jedoch noch nicht erreicht haben. Billig war es jahrzehntelang, ganze Landstriche zu verseuchen, teuer wird es (für die Allgemeinheit), die Folgen zu beheben, sobald der Druck aus der Bevölkerung zu groß wird um länger wegzusehen. Oder, ein weit kleineres Problem: die enormen Überkapazitäten ganzer Branchen, beispielhaft die Solar- und Autobranche (lokale OEMs): Hier sind angeblich Auslastungen von unter 40 % normal, aufrecht gehalten durch staatliche Subventionen. Ein schönes Beispiel dafür sind ja die neuerlichen Ankündigungen, dass die Regierung 1,8 Mio. Arbeitsplätze in der Schwerindustrie streichen will – wie kann das möglich sein, wenn nicht bislang 80 % dieser Arbeitsplätze sowieso schon überflüssig waren?

 

Alles in allem finde ich die Einschätzung der Firma JSC Automotive plausibel: Auch 2050 wird China noch kein reiches Industrieland sein, sondern in der „middle income trap“ gefangen bleiben wie vorher schon Brasilien, Russland und andere Schwellenländer…

 

Grüße, facetto

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facetto

achso, ein positiver gedanke zu China aber noch: Ich freue mich bereits drauf, wenn in vieleicht 10 oder 15 Jahren es dem Chinesen Normalbürger hoffentlich erlaubt sein wird, uneingeschränkt internationale Aktien zu kaufen, das dürfte für einige Prozente Schub nach oben sorgen :thumbsup: (Oder nee, dann tritt ja wieder das ein was ich oben anmerkte: Kapitalabfluss aus China und damit ein kollabieren der Wirtschaft dort. Ich leg mich besser wieder schlafen.)

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Sulawesi

Ich lebe seit zwei Jahren in China

 

Herzliches Beileid. Hoffentlich schaffst du es auch bald raus zu kommen wie ich. Da kommt einem Deutschland gleich wie das Paradies auf Erden vor. Saubere Luft, vergleichen mit China ist alles superbillig, Ruhe, Freizeitmöglichkeiten, echtes Leben......

 

 

Eine Sache z.B., an deren Transparenz ich zweifele, ist das Engagement chinesischer kleiner und mittelständischer Unternehmen am Immobilienmarkt.

Leider nicht nur die Unternehmen. Auch die Privatleute kaufen die Wohnungen (nach 10 Jahren in der Regel abbruchreif) wie verrückt. Liegt zum einen an der saudummen Tradition "nur wer eine eigene Wohnung besitzt darf heiraten" und auch daran dass es alle für ein tolles Investment halten. Die Rendite muss aber aberwitzig sein, denn alle paar Jahre muss eine Wohnung Kernsaniert werden, inklusive neuer Stromleitungen, neuer Anschlüsse, neue Klimaanlage,...usw. Weil eben alles nach kurzer Zeit abbruchreif ist. Schlimmste Murks zu Preise wie in New York City. Und das in eine der hässlichsten Städte der Welt (Shanghai) mit ekelhafter Luftverschmutzung. Gestank und absolut Null Freizeitmöglichkeiten.

Fährt man ein bisschen aus der Stadt raus reihen sich überall leere Wohnblocks ohne einen einzigen Mieter drin. Alles "Investmentobjekte" von denen niemand so richtig weiß wer da je einziehen soll.

 

Dabei bleiben noch alle anderen Probleme, die in China schlummern, unangetastet: Die Umweltverschmutzung z.B., die hier wirklich katastrophal ist. Hier vermute ich eine signifikante Abschwächung des zukünftigen Wachstums allein auf Grund von irrwitzig teuren „Aufräum- und Säuberungsarbeiten“, dies dürfte bereits vor einigen Jahren eingesetzt haben, den Höhepunkt jedoch noch nicht erreicht haben. Billig war es jahrzehntelang, ganze Landstriche zu verseuchen, teuer wird es (für die Allgemeinheit), die Folgen zu beheben, sobald der Druck aus der Bevölkerung zu groß wird um länger wegzusehen.

 

Peking hat bereits 50% seiner Ausländer verloren, kein Mensch will in dieser Hölle leben. Auch bekommen die Automobilbauer kaum einen Ingenieur aus D freiwillig nach Shenyang, trotz Firmenwagen mit Fahrer, 5.000 Euro Wohnungszuschuss, Doppeltem deutschen Gehalt, 4 Business Heimflügen im Jahr,.,.... denn das bedeutet 2 Jahre in der Hölle durch zu halten. Und das macht niemand freiwillig. Es ist nicht nur die Luftverschmutzung, so ziemlich alles ist verdreckt und verseucht. Der Himmel ist Dauergrau und Flüsse meist eine Mischung aus Öl und Säuren....

 

Wie so ein Land je ein modernes Industrieland sein will ist mir Schleierhaft. Aber immherhin gibt es anders als in Brasilien oder Russland eine Wirtschaft neben dem Rohstoffabau.

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Quen

China hat den großen Vorteil im Vergleich zu Russland oder Brasilien, dass es sehr stark im Technologiesektor vertreten ist. Auch das Ziel, Chinas Dienstleistungssektor und Binnenmarkt zu stärken und somit den Industriesektor zu verkleinern, ist der Weg in die richtige Richtung. Ein Russland oder Brasilien ist z.B. im Technologiebereich auf andere Länder angewiesen, was bei China nicht der Fall ist. Sei es Alibaba oder Baidu etc.,solche Dinge werden in Zukunft die Wirtschaft Chinas antreiben.

 

Ist jetzt vielleicht etwas Subjektiv, aber auch die Chinesen sind sehr viel arbeitswilliger und bildungsinteressierter als das Russische oder Brasilianische Volk.

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Marfir

Soo, nachdem ich jetzt ein paar Wochen hier nur gelesen hab reizt es mich doch, mal selbst was zu schreiben! Und zwar zum Thema "die Zukunft Chinas". Ich lebe seit zwei Jahren in China und weil es mich interessiert, versuche ich die (wirtschaftlichen) Zusammenhänge und Vorgänge hier zu verstehen.

 

Danke für deine Einschätzung! Hast du den kritischen Post in Deutschland abgeschickt? Darfst du jetzt überhaupt wieder nach China einreisen? ;)

 

In Deutschland gab es auch für lange Zeiten Bergbau, keine Umweltgesetze und verdreckte Landschaften. Immobilienspekulationen hatten wir auch schon. Irgend wie haben wir das dann überwunden. China macht eine ähnliche Entwicklung durch. Wieso soll China scheitern? Was ist anders?

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Sulawesi

In Deutschland gab es auch für lange Zeiten Bergbau, keine Umweltgesetze und verdreckte Landschaften.

 

Das kann man nicht vergleichen. China ist an der Küste quasi eine einzige Umweltkatastrophe.

 

 

Immobilienspekulationen hatten wir auch schon.

 

 

Steigerungen um 500% innerhalb weniger Jahre?

 

 

 

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Marfir

In China ist sicher alles eine Nummer größer. Aber die Entwicklung ist ähnlich.

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zerohedge

Was die Verschmutzung angeht . . . das packt China ja an. Und kleckert nicht, sondern klotzt.

 

Hier ein Beispiel: "Windkraft: Neuer Rekord im Vorjahr, China überholt Europa"

 

Bemerkenswert:

 

"China hat bereits mehr Windkraft errichtet als die gesamte EU"

 

http://derstandard.at/2000031058113/Windkraft2015-brachte-Rekord-bei-China-ueberholt-Europa

 

Auch beim Ausbau der Solarenergie geht es mit Schwung voran. Und auch der Verkauf von E-Autos wird gefördert. Also da wird sich wohl in den nächsten 10 Jahren sehr viel verbessern.

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Ca$hflow
· bearbeitet von Ca$hflow

So heute Nacht oder eher gesagt heute am frühen Morgen MEZ wurden die aktuellen Handelsbilanzzahlen Chinas veröffentlicht. Dabei waren die Importe und Exporte deutlich rückläufig. Für mich in Anlehnung an facetto's Aussagen wie

Zusammenhänge und Vorgänge hier zu verstehen. Zu 80 % gelingt mir das leider nicht, meistens liegts an schwammigen Informationen bzw. sogar Gerüchten, die meine chinesischen Kollegen oder Bekannten gerne unreflektiert wiedergeben... Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich sicher mehr Infos aus den hiesigen Zeitungen aufnehmen können, allerdings weiß jeder, dass deren Inhalte auch nicht unbedingt zur Wahrheitsfindung beitragen. Mittlerweile habe ich für mich zwei Dinge abgeleitet: Für die Welt außerhalb Chinas ist es unmöglich, wirkliche Transparenz über alle Vorgänge hier zu erhalten, wie das vielleicht ansatzweise für westliche Nationen der Fall ist.

bzw. die hier bereits allgemein geäußerten Zweifel am veröffentlichten chinesischen Zahlenwerk, sind das die wirklich richtig harten Zahlen, die zumindest näherungsweise den Zustand der Realwirtschaft ungeschönt darstellen. Eine Schönung der Zahlen ist hier schwer, schließlich müsste man dann andere Zahlen als sein Handelspartner ausweisen.

Jedenfalls sind die Exporte Chinas sogar deutlich kräftiger zurückgegangen als der Importe.

Das lässt zwei Schlussfolgerungen zu:

- Die relativ gestiegenen Lohnkosten gegenüber den anderen südostasiatischen Staaten wirken sich auf die Wettbewerbsfähigkeit Chinas aus.

- Die Weltwirtschaft scheint zu schwächeln (wäre interessant zu sehen, wie z.B. die Bilanz gegenüber den USA als quantitativ wichtigster Handelspartner ausgefallen ist).

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Warlock

Was sagen unsere Volkswirte hier, schlagen im Falle Chinas die gestiegenen Lohnstückkosten nicht direkt auf den Binnenkonsum durch?

 

Ich meine das Lohnzuwächse bspw. in Deutschland nur zu einem gewissen Teil verkonsumiert werden und sonst eher gespart. In China hingegen, wo sicherlich ein starker Nachhohlbedarf herrscht, werden mutmaßlich die Lohnzuwächse fast vollständig verkonsumiert.

 

Wie stark schlägt wiederum der einbrechende Export negativ auf die Löhne durch?

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Ca$hflow
· bearbeitet von Ca$hflow

Was sagen unsere Volkswirte hier, schlagen im Falle Chinas die gestiegenen Lohnstückkosten nicht direkt auf den Binnenkonsum durch?

 

Ich meine das Lohnzuwächse bspw. in Deutschland nur zu einem gewissen Teil verkonsumiert werden und sonst eher gespart. In China hingegen, wo sicherlich ein starker Nachhohlbedarf herrscht, werden mutmaßlich die Lohnzuwächse fast vollständig verkonsumiert.

 

 

Ohnehin hat der staatlich verordnete Investitionsboom mittlerweile seinen Zenit überschritten: Seit Jahren propagiert die chinesische Führung den Umstieg vom staatlichen Lenkungs- auf ein privates Wachstumsmodell. Doch die gesamtwirtschaftliche Sparquote liegt in China noch immer bei unglaublichen 50 Prozent des BIP, also etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Die sich darin spiegelnde private Risikoaversion ließe sich durch ein vernünftiges Sozialnetz deutlich reduzieren. Dafür müsste die chinesische Regierung neue, verlässliche Institutionen einrichtet, was aber bislang nicht erkennbar ist.

Quelle

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Warlock

Gut das ich mal nachgefragt habe, das war mir so GARNICHT bewusst.

 

Heisst aber für mich auch das sich China langfristig weiter auf einem wirtschaftlichen guten Weg befindet. Weltregionen fallen ja in aller Regel durch Überschuldung zurück, das Problem besteht in China dann ja offenkundig nicht. Die offenen Rechnungen zu bezahlen ist natürlich schmerzhaft wenn die Zahlen fällig ist - wer kennt das nicht.

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facetto

Was sagen unsere Volkswirte hier, schlagen im Falle Chinas die gestiegenen Lohnstückkosten nicht direkt auf den Binnenkonsum durch?

 

Ich meine das Lohnzuwächse bspw. in Deutschland nur zu einem gewissen Teil verkonsumiert werden und sonst eher gespart. In China hingegen, wo sicherlich ein starker Nachhohlbedarf herrscht, werden mutmaßlich die Lohnzuwächse fast vollständig verkonsumiert.

 

 

Ohnehin hat der staatlich verordnete Investitionsboom mittlerweile seinen Zenit überschritten: Seit Jahren propagiert die chinesische Führung den Umstieg vom staatlichen Lenkungs- auf ein privates Wachstumsmodell. Doch die gesamtwirtschaftliche Sparquote liegt in China noch immer bei unglaublichen 50 Prozent des BIP, also etwa doppelt so hoch wie in Deutschland. Die sich darin spiegelnde private Risikoaversion ließe sich durch ein vernünftiges Sozialnetz deutlich reduzieren. Dafür müsste die chinesische Regierung neue, verlässliche Institutionen einrichtet, was aber bislang nicht erkennbar ist.

Quelle

 

 

Interessant, dass die unglaublich hohe Sparquote von 50 Prozent des BIP als folge der Risikoaversion der Chinesen gedeutet wird. Für mich wieder eine westliche Fehleinschätzung. Wie sulawesi oben richtig schreibt, "müssen" chinesische maenner eine wohnung haben bevor eine schweigermutter in spe der Hochzeit zustimmt. Und dafür muss man als mitte zwanzig jähriger halt sparen bis es kracht. Und zum wiederlegen der vermeintlichen isikoaversion ziehe ich das gleiche besipiel heran: nenn mir einer mal drei deutsche, die in eine solche vermeintliche riesenimmoblase noch investieren wuerden!!!

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Ca$hflow

Interessant, dass die unglaublich hohe Sparquote von 50 Prozent des BIP als folge der Risikoaversion der Chinesen gedeutet wird. Für mich wieder eine westliche Fehleinschätzung. Wie sulawesi oben richtig schreibt, "müssen" chinesische maenner eine wohnung haben bevor eine schweigermutter in spe der Hochzeit zustimmt. Und dafür muss man als mitte zwanzig jähriger halt sparen bis es kracht. Und zum wiederlegen der vermeintlichen isikoaversion ziehe ich das gleiche besipiel heran: nenn mir einer mal drei deutsche, die in eine solche vermeintliche riesenimmoblase noch investieren wuerden!!!

Das stimmt natürlich, dass einer der Motive das Geschlechterverhältnis ist. Dieser Umstand wurde ja bereits hinreichend untersucht und kommt denke ich mal in diesem wissenschaftlichen Paper relativ gut zum Ausdruck.

Der Begriff Riskoaversion ist aus der Quelle natürlich etwas kurz gegriffen, da weder beschrieben wird, wie hoch genau die Risikoaversion ist noch wie sie im qualitativen Umfang zu bewerten ist. Allerdings zeigt sich auch, dass die hohe Sparquote Chinas zu einem sicher nicht unbedeutendem Anteil aus dem Geschlechterverhältnis resultiert aber zum anderen sich nicht vollständig damit erklären lässt.

 

 

Gut das ich mal nachgefragt habe, das war mir so GARNICHT bewusst.

 

Heisst aber für mich auch das sich China langfristig weiter auf einem wirtschaftlichen guten Weg befindet. Weltregionen fallen ja in aller Regel durch Überschuldung zurück, das Problem besteht in China dann ja offenkundig nicht. Die offenen Rechnungen zu bezahlen ist natürlich schmerzhaft wenn die Zahlen fällig ist - wer kennt das nicht.

Das ist schwer in einer offenen Volkswirtschaft so pauschal mit ja oder nein zu beantworten. Zum einen kann man unter den einzelnen Sektoren unterscheiden. So können innerhalb der Sektoren der Haushalte, Unternehmen oder des Staates unterschiedliche Schuldenstände vorliegen, die im Zusammenhang betrachtet werden müssen.

Viele Länder mit hohen Sparquoten wie Deutschland, Japan oder auch China finanzieren oftmals den Konsum der Länder mit hohen Defiziten bzw. Länder mit einer hohen Konsumquote (eine Ausprägung dessen können hohe Handelsbilanzdefizite sein). Zudem sind solche Länder wie China oder Deutschland stark abhängig von der Weltkonjunktur bzw. wichtiger Handelspartner. Letztlich kommen aber viele Punkte zusammen, die untereinander in einer Wechselbeziehung stehen (Beispiel China auch die Zinsentwicklung des Dollars aufgrund des teilweise fixen Wechselkurses usw.)

Ebenso stellt sich die Frage, ob langfristig die Ersparnisse real einen Wertzuwachs verzeichnen können oder nicht (also nach Inflation, Steuern und mögliche Gebühren) und auch nicht zuletzt wie sicher die Ersparnisse sind, denn es kann ja sein, dass ein Großteil der finanzierten "Geisterstädte" (so es sie in der hohen Anzahl gibt) durch den Staaten/der einzelnen Provinzen aus den Ersparnissen stammen und die Forderungen zu 100 nicht erbringbar werden.

Da kommen so viele Punkte zusammen, die man aus der Ferne gerade in China schlecht beurteilen kann, gerade aufgrund der unsicheren Datenlage.

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Warlock

Ich gehe von der Annahme aus, das exzessive Verschuldung früher oder später zum Kollaps führt, egal wie und wo. In der Umkehrung, also maximal moderate Verschuldung, ist die Verschuldung in sofern annehmbar als das sie die Entwicklung nicht so sehr hemmt das eine Region wirtschaftlich abgehangen wird.

 

Als Beispiele für eine zu hohe Verschuldung denke ich an die italienischen Stadtstaat am Ende der Renaissance, das spanische Kollonialreich und Frankreich während seiner imperialen Phase. Im Vergleich dazu Grossbirtanien und die USA.

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checker-finance

Ich würde andere Fragen stellen als ihr:

 

- ausgehend von der Prämisse, dass es in China große Spreizungen bei Einkommen, Zugang zu Bildung, zu Gesundheitsdienstleistungen, etc. gibt: Wie lange kann China das durchhalten? Wenn die Reichen/Wohlhabenden nicht verzichten, müßte man den Armen, Einkommensschwachen mehr Konsum ermöglichen. Aufgrund der enormen Zahl dieser Schichten tödlich. Allein schon eine gesetzliche Krankenversicherung bzw. kostenlose staatliche Gesundsfürsorge dürfte unfinanzierbar sein.

 

- demografische Entwicklung: wie sehr schlägt die frühere Ein-Kind-Politik der chinesischen Volkswirtschaft ins Genick?

 

- Welche Kosten sind mit dem Strukturwandel von einer exportlastigen Schwerindustrie zu einer mehr binnekonsumorientierten Dienstleistungswirtschaft verbunden? Es dürfte ja nicht bei den 1,8 Mio. Betroffenen bleiben, wenn die Überkapazitäten in der Schwerindustrie abgebaut werden und durch Lohndruck die Produktivität mittels Entlassungen erhöht werden muss.

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Marfir

[...]

- Welche Kosten sind mit dem Strukturwandel von einer exportlastigen Schwerindustrie zu einer mehr binnekonsumorientierten Dienstleistungswirtschaft verbunden? Es dürfte ja nicht bei den 1,8 Mio. Betroffenen bleiben, wenn die Überkapazitäten in der Schwerindustrie abgebaut werden und durch Lohndruck die Produktivität mittels Entlassungen erhöht werden muss.

 

Da ist was dran. Man kann nicht per Dekret Millionen von Menschen von Handwerkern zu IT-Fachkräften umschulen. Viele bleiben bei dieser Entwicklung auf der Strecke.

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Schildkröte
Etliche Hedgefonds spekulieren auf eine Abwertung Pekings. Keiner tritt so selbstbewusst auf wie der Amerikaner Kyle Bass.

Hier der vollständige Capital-Artikel: http://www.capital.de/themen/der-mann-der-china-shortet.html

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Holgerli

3sat makro vom 1. April (aber wohl kein April-Scherz) mit einer Sendung über China in der Mediathek.

 

- Wie ist die aktuelle Situation in China?

- Was bedeutet das für deutsche Unternehmen?

- Was will Peking dagegen tun?

- Kann das Vorhaben gelingen? Wo sind die möglichen Fallstricke?

- Was wären die Konsequenzen (so oder so)?

 

Ich fand es äußerst spannend.

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Marfir

The Walking Dead in China

 

Es ist eindrücklich, zu sehen, wie die kumulierten Schulden seit Ende 2008 von rund 5000 Milliarden US-Dollar auf aktuell 25’000 Milliarden US-Dollar gestiegen sind. Das ist eine Verfünffachung in sieben Jahren.

 

Die Kurve zeigt die kumulierten Schulden in Prozenten des Bruttoinlandproduktes (BIP). Sie sind von 150 auf 250 Prozent des BIP gewachsen.

 

Ein Grossteil dieses Schuldenaufbaus entfiel auf den Unternehmenssektor. Und wie wir oben gesehen haben, geht er ungebremst weiter.

 

Expotentiell wachsende Schulden bis zum Zusammenbruch (Währungsreform)? :'(

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facetto

Diesen Artikel habe ich gestern auch gefunden. Das schuldenproblem ist ja nur eines der vielen, die china hat, und wenn eines davon zusammenbricht, fällt der rest hinterher. Ist für mich nur eine Frage der Zeit, wann es passiert. Und dann werden sich die hedgefonds, die china geshortet haben, wohl ziemlich freuen!! (und die Welt wird eine Krise erleben, die die finanzkrise der letzten Jahre in den Schatten stellt.)

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Warlock

Also wenn das wirklich so stimmt wie es dort dargestellt ist, kann man eigentlich komplett aus dem Markt gehen und vielleicht noch ein paar Aktien aus dem unzyklischen Konsumprodukten halten und sonst abwarten. Wer genug Cash hat wird gute Geschäfte machen, wenn er die Trümmer aufsammeln darf. :-

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kafkaesk93
· bearbeitet von kafkaesk93

Aus The Walking Dead: " Allein in den Jahren 2011 und 2012 wurde in China mehr Zement produziert als in den USA im ganzen 20. Jahrhundert." w00t.gif

 

post-21474-0-13345000-1463735622_thumb.png

 

Die Verschuldung allein beeindruckt mich noch nicht, da kommt China einfach auf das Niveau anderer Industrienation. whistling.gifWird aber natürlich zu langsameren Wachstumsraten als bisher führen, neu ist diese Erkenntnis aber nicht.

 

Ich würde eher sagen vom Markt schon sehr stark eingepreist.

 

Gruß kafkaesk93

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facetto

Bereits eingepreist? Wo denn, das bisschen Korrektur nach quasi 5 jahren Aufschwung im aktienmarkt?

 

Ich bin eher der Meinung, dass der Markt die Ausmaße der sch***** die hier dampft entweder verdrängt oder gar nicht erfassen kann! (man erinnere sich an die subprime-krise, im Nachhinein packt man sich ob dieser Dummheit an den Kopf, damals hats aber lange gedauert bis der markt es verstanden hat)

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