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Kezboard

Diskussionsthread über die Depots

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chartprofi
· bearbeitet von chartprofi

ist ja verrückt ... ich hab auch mit os und zertis angefangen ... und ordentlich verloren ( 80-90% kapitalverlust ) ... daher habe ich mich etwas längerfristig orientiert und bin bei aktien geblieben ... allerdings handle ich mit wenig geld immernoch massiv gehebelte derivate und mache damit jetzt komischerweise gewinn ... ich glaube, dass man auch im kurzfristigen bereich mehr erfolg hat wenn man zusätzlich das langfristige im blick hat.

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Kezboard

So, das Update in diesem Monat hat etwas länger gedauert. Das liegt zum einen daran, dass sich der Verkauf von Positionen in meiner Depotdarstellung nicht immer als einfach herausstellt. Ggf. muss ich dieses Konzept der Darstellung noch einmal überdenken. Die Zeit, die dabei draufgeht, kann ich an anderer Stelle sinnvoller investieren.

 

Viel wichtiger waren allerdings die Gedanken, die ich mir zum Thema Unternehmensbewertung gemacht habe. Ich habe mein anfängliches Konzept, mit dem ich Ende 2008 gestartet bin, noch einmal überarbeitet und berechne jetzt doppelt so viele Kennzahlen wie vorher in meiner Scorecard. Interessanterweise musste ich nur ein weiteres Eingabefeld dafür aufnehmen: die Dividende. Neben dem DCF-Verfahren habe ich auch das DDM-Verfahren (Dividend Discount Model) in meine Scorecard mit eingebaut. Es soll mir einen weiteren Anhalt geben, ob ein Unternehmen unterbewertet ist.

Das beinhaltet allerdings auch, dass zukünftig Unternehmen, die keine Dividende ausschütten, für mich uninteressant(er) werden. Über den Sinn und Unsinn von Dividendenausschüttungen kann man sicherlich trefflich streiten - ich persönlich sehe sie als ein Zeichen von vielen, dass es dem Unternehmen wirtschaftlich gut geht (unter der Voraussetzung, dass die Dividenden aus Gewinnen und nicht aus der Substanz bestritten werden). Konstant steigende Dividenden sind weiterhin ein Anzeichen dafür, dass die Unternehmensleitung einen guten Job macht und auch im Sinne der Anteilseigner handelt (auch hier im Kontext mit weiteren Kennzahlen zu sehen).

 

Da Unterbewertung alleine jedoch kein Zeichen für einen Kauf ist, habe ich mich näher mit Buffett's Konzept eines "equity/bonds" beschäftigt. Damit kann ich eine zu erwartende Rendite bestimmen und eine Vergleichbarkeit mit alternativen Investments herstellen. Voraussetzung für dieses Konzept ist allerdings, dass die Entwicklung des Unternehmens durch einen gegebenen, dauerhaften Wettbewerbsvorteil relativ präzise vorhersehbar ist. Insofern erscheint es mir um so sinnvoller, bei zukünftigen Investments einen noch größeren Fokus auf die Qualität des Unternehmens zu setzen.

Weiterhin erlaubt die Prognose einer zu erwartenden Rendite nun auch die Entwicklung einer mir bislang fehlenden Exit-Strategie. Sollte ein Titel um einen noch zu definierenden Wert in einem noch zu definierendem Zeitraum von der Zielrendite abweichen, kann man sicherlich den Verkauf in Erwägung ziehen (immer unter der Prämisse, dass sich Alternativen mit einer besseren Rendite bieten). Damit nähere ich mich (gedanklich) einem Anleger in fixed income securities, der seine gehaltenen Papiere auch jederzeit dahingehend überprüfen muss, ob sich nicht woanders eine bessere Rendite bietet (den Fall "Halten bis zur Endfälligkeit" mal außen vor gelassen). Da ich immer noch vor habe, irgendwann auch mal Bonds mit in mein Depot aufzunehmen, bleibt es hier sicherlich spannend :thumbsup:

 

Wie gesagt, soweit meine bisherigen Gedankengänge. Nun stehe ich vor der Herausforderung, meine alten Scorekarten (insgesamt über 800) durch die neuen abzulösen. Wahrscheinlicher ist, dass ich erst die Unternehmen, die sich bislang in meinem "Beuteschema" befanden, auf diese neuen Erkenntnisse umstelle. Unternehmen, die bislang nicht interessant waren, werden es auch nach der Umstellung nicht sein und bedürfen vorerst keiner weiteren Bearbeitung (vielleicht "irgendwann mal", um die Vergleichbarkeit zu geben).

 

Achja: solange die Märkte nach wie vor so volatil sind wie in den letzten Tagen sehe ich keinerlei Veranlassung, wieder einzusteigen. Momentan lebt es sich ganz gut mit etwas trockenem Schießpulver ...

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Larry.Livingston

Hi Kezboard, kann deine Verkäufe größtenteils nachvollziehen, waren die Werte qualitativ nicht 1A, nur Pepsico in Depot I hätte ich auf dem Niveau nicht mehr geschmissen und mit ADP in Depot II hast du einen der letzten vier AAA Werte rausgehauen der eigentlich ziemlich deinen oben genannten Kriterien entspricht? Ein feiner Dividend Aristocrat der seit '74 ununterbrochen Dividende zahlt und in der letzten Dekade diese im Schnitt um 14.5 % angehoben hat. Ach hast dich sicher nur verklickt! ;)

 

Viel Glück.

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Kezboard

Hi Kezboard, kann deine Verkäufe größtenteils nachvollziehen, waren die Werte qualitativ nicht 1A, nur Pepsico in Depot I hätte ich auf dem Niveau nicht mehr geschmissen und mit ADP in Depot II hast du einen der letzten vier AAA Werte rausgehauen der eigentlich ziemlich deinen oben genannten Kriterien entspricht? Ein feiner Dividend Aristocrat der seit '74 ununterbrochen Dividende zahlt und in der letzten Dekade diese im Schnitt um 14.5 % angehoben hat.

Hallo zz-80,

 

die beiden Unternehmen sind aus dem Depot geflogen, weil die vormals sehr gute Entwicklung langsam zu stagnieren droht. Bei PepsiCo hat mich vor allem der starke Anstieg der Schulden aufgrund der Zukäufe von Abfüllern im Jahr 2010 gestört.

Bei ADP ist es das immer geringer werdene Gewinnwachstum in den letzten 10 Jahren. Hier befürchte ich, dass man seinen Zenit ggf. schon überschritten hat. Das Argument ununterbrochener Dividenden ist zwar gut, schaut man sich allerdings die Entwicklung der einbehaltenen Gewinne an, so muss man sich überlegen, wie lange ADP diese Steigerungsraten durchhalten kann:

 

post-13451-0-81071700-1315647296_thumb.jpg

 

Was Opportunitätsüberlegungen angeht: der "Kupon" der beiden Werte liegt bei 5 bzw. 6% mit einer zu erwartenden Steigerung von 10 bzw. 8% p.a. Die im Depot befindlichen Werte haben im Mittel einen Kupon von 9% bei einer zu erwartenden Steigerung von 16% p.a.

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Larry.Livingston

Ok ist berechtigt. Vor allem bei PEP da gefällt mir KO auch um einiges besser, aber die Problematik war ja schon länger bekannt. Bei ADP verharre ich bei meiner Meinung AAA Wert, solideste Bilanz, Potentialwachstum allein durch Demographie schon gegeben, aber ja zuletzt etwas schwächelnd, die Div etwas stärker als das EPS steigernd... es gibt sicherlich dynamischeres. Ich fühl mich aber recht wohl mit meinen ADPs und auch PAYX würde mir gefallen.

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Kezboard

So, es hat sich einiges im Depot getan:

 

Ich habe die Erholung der letzten Tage genutzt, um mich von einigen weiteren Papieren zu trennen und meine Cashquote auf jetzt 57% (über alle Depots gesehen) zu erhöhen. Verkauft wurden:

 

  • MAN
  • Wincor Nixdorf
  • GlaxoSmithKline
  • Pfizer
  • BP

Zu den Verkaufsentscheidungen: generell war die Entscheidung relativ emotionslos. Durch Überarbeitung der Scorecards erfüllen diese fünf Unternehmen nicht mehr meine Kriterien, warum sollte ich sie daher weiter halten? Der Verkauf von MAN auf diesem Niveau ist insofern tragisch, da ich die Aktie vor einigen Monaten für 95 Euro an VW hätte verkaufen können. Allerdings schätze ich die (kurz- bis mittelfristige) Gefahr weiterer Kursrutsche höher ein, als dass VW sein Angebot noch einmal wiederholen bzw. nachbessern wird. Wincor Nixdorf kannte bereits seit längerer Zeit nur eine Richtung: abwärts. Offenbar halten Banken nach wie vor Neuinvestitionen zurück, so dass Gewinn und Umsatz seit vier Jahren nahezu stagnieren. GSK wurde nahezu auf all time high verkauft und war - ähnlich wie Pfizer - ein Garant für regelmäßige Dividenden und hat sich während der Krise als defensiver Wert im Portfolio hervorragend geschlagen. Daher sehe ich die Trennung hier mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Bzgl. Pfizer wurde ich mehrfach auf auslaufende Patente hingewiesen, so dass die Trennung hier nicht schwer fiel. Insgesamt wurden alle vier Titel mit Gewinn verkauft.

Tragischer war hingegen mein Investment in BP, weil ich hier regelmäßig nachgekauft habe, in der Annahme, dass die Auswirkungen der Ölkatastrophe nicht so gravierend sind. Der Grundgedanke war richtig, allerdings wiegt im Fall von BP die langfristige Entwicklung schwerer. Der Kurs ist bereits seit mehreren Jahren rückläufig und wurde durch die Katastrophe nur temporär beschleunigt. Die Dividende wurde halbiert, der Aktienrückkauf ausgesetzt, die Verschuldung stieg an. Hätte ich diese Punkte nicht ignoriert, wäre der Verlust nun geringer ausgefallen.

Insgesamt bleibt jedoch ein Gewinn und die Erkenntnis, es zukünftig besser zu machen.

 

Zum Status meiner neuen Scorekarten:

 

Gut ein Zehntel (80 von knapp über 800) meiner Scorecards habe ich bereits umgestellt. Dabei habe ich mich ausschließlich meinen gehaltenen bzw. ehemals gehaltenen Papieren und weiteren, auf meiner bisherigen Watchlist ganz oben stehenden Unternehmen, gewidmet. Das Ergebnis ist gemischt. Etwa die Hälfte der Unternehmen entspricht damit weiterhin meinen Kriterien als "investitionswürdig", die übrige Hälfte jedoch nicht. Diesen Umstand empfinde ich jedoch als positiv, da die Kriterien für eine Qualifizierung als investitionswürdiges Unternehmen gar nicht streng genug sein können. Ziel eines solchen Prozesses sollte es immer sein, möglich wenige Unternehmen herauszufiltern, so dass man seine Investments konzentrieren kann.

Neben den qualitativen Aspekten sollen zukünftig jedoch auch Dinge wie Opportunitätsentscheidungen eine Rolle spielen, d.h. die Berechnung einer zu erwartenden Rendite, so dass ein Vergleich mit weiteren möglichen Investments gegeben ist. Hierzu muss ich mir jedoch noch weitere Gedanken machen und meine konzeptionellen Vorüberlegungen in Handlungsregeln umsetzen.

 

Weiterhin und für den langfristigen Erfolg als essentiell muss ich mich näher mit dem Thema asset allocation, Positionsgrößen und market timing befassen. Die bisherige Erfahrung hat gezeigt, dass mein jetziger Ansatz aus Risikogesichtspunkte zu naiv war. Generell bin ich vom antizyklischen Investieren und von der Fundamentalanalyse als Ansatz zur Einzeltitelauswahl überzeugt, allerdings macht einen der dritte Crash innerhalb von wenigen Jahren nachdenklich, ob ein langfristig ausgerichtetes buy and hold-Prinzip noch zeitgemäß ist.

D.h. ich stehe momentan vor folgendem Dilemma: die Fundamentalanalyse gibt mir die Werkzeuge, unterbewertete und aussichtsreiche Unternehmen zu identifizieren. Allerdings gibt sie mir keinen Anhaltspunkt, ob meine Erwartungen dann auch eintreffen bzw. wie und wann ich mein Kapital einzusetzen habe. Für Einstiegs- und Verkaufszeitpunkt fehlen mir nach wie vor klare Regeln. Ebenso ist mir nach wie vor unklar, in welcher Marktphase ich wie viel % meines Kapitals auf Aktien, Cash oder ggf. Renten aufteilen muss.

Aus diesem Grund beschäftige ich mich derzeit intensiv mit dem Thema asset allocation und versuche, mir klare Regeln und Handlungsanweisungen zu erarbeiten. Als Zielbild stelle ich mir vor, für jede Marktphase eine für mich ideale Aufteilung auf die für mich in Frage kommenden Assetklassen zu haben und innerhalb der Assetklassen zu wissen, auf wie viele Einzeltitel ich mein Kapital aufteilen muss.

 

Hier erhoffe ich mir, bis Jahresende etwas mehr Klarheit zu erarbeiten. Bis Jahresende werden auch die bisherigen zwei Depots weitergeführt (Depot I in sehr dezimierter Form), danach wird sich die Darstellung der Depots ändern und alles soll in einem Depot dargestellt werden. Soweit meine bisherigen Überlegungen.

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Hectoris

Hallo Kezboard,

 

ich bin neue hier und lese mich gerade durch dein Depot. Warum liegen in ihm kaum Dow Jones Bluechips etwa:

McDonald'sProcter & Gamble

Walt Disney

 

sowie

 

Fresenius

 

 

 

Von jedem der Titel halte ich zur Zeit ziemlich viel.

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Kezboard

Hallo Hectoris,

 

entschuldige bitte die späte Antwort, aber ich habe momentan recht viel um die Ohren. Zu deiner Frage:

 

hast du dir beide Depots angeschaut?

 

Depot I

Depot II

 

Mit 3M, ExxonMobil und bis vor kurzem Pfizer hatte ich doch drei Dow Jones Bluechips im Depot. Das sollte m.E. genügen. Die anderen Unternehmen habe ich nicht, weil sie nicht meinen Qualitätskriterien entsprechen und/oder zu teuer sind. Gleiches gilt für Fresenius.

 

Nur weil ein Unternehmen in einem Spitzenindex (Dow Jones, DAX etc.) enthalten ist, muss das noch kein Garant für einen Kauf sein. Manchmal findet man auch in den etwas breiteren Indizes ganz interessante Werte. Das muss aber jeder für sich selber entscheiden, ob er nur Richtung Blue Chips gehen will oder auch den ein oder anderen Wert aus dem Mid- und Small-Cap-Bereich (oder ggf. darunter) im Depot haben will.

 

Ich persönlich halte von solchen Einteilungen nichts - auch eine spezielle Gewichtung von Grwoth vs. Value oder Branchen, Ländern, Regionen habe ich nicht. Mir muss einfach das Unternehmen gefallen und die Aktie sollte relativ günstig sein.

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Kezboard

Jahresrückblick 2011

 

Nach Ablauf des Jahres 2011 lohnt sich der Blick zurück, um einige wesentliche Merkmale der bisherigen Depots zu betrachten. Außerdem wird hier der statistik-affine Spieltrieb befriedigt :thumbsup:

 

Entwicklung der Depots im Vergleich

 

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Da das Depot II erst am 31.07.2009 eingerichtet worden ist, kann auch nur ab diesem Zeitpunkt ein Vergleich gezogen werden. Wie man gut erkennt, haben sich beide Depots nahezu identisch entwickelt. Erst in der zweiten Jahreshälfte des vergangenen Jahres kann das Depot II das Depot I outperformen, was allerdings auch der höheren Cash-Quote in Depot I geschuldet ist (73% ggü. 48%). Die Outperformance stellt sich wie folgt dar:

 

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In absoluten Zahlen betrachtet erkennt man, dass Depot I mit einem doppelt so hohen Volumen wie Depot II gestartet ist und durch den Vorsprung von einem halben Jahr bereits einiges an Boden gut machen konnte. Da in Depot II allerdings fleißig nachgekauft worden ist (ein Fehler, auf den wir bestimmt später noch zu sprechen kommen), konnte es bereits Ende 2010 mit Depot I gleichziehen und dieses bald überholen. Anbei die entsprechende Grafik:

 

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Hier sollen beide Depots einmal zusammen betrachtet werden. Mittlerweile ist das zusammengenommene Volumen beinahe vier Mal so hoch wie zu Beginn von Depot I. Zusätzlich zum Gesamtvolumen sieht man hier die Verkäufe (Cash-Anteil) und die bislang erzielten Dividendeneinnahmen:

 

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Dividenden

 

Anbei die Übersicht über die Verteilung der jeweiligen Dividendenzahlungen:

 

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Insgesamt ergibt sich eine Dividendenrendite von 2,63%. Davon entfallen 2,92% auf Depot I und 2,48% auf Depot II. Top-Dividendentitel im Depot I war GlaxoSmithKline mit 4,46%, In Depot II konnte Buckle seinen Vorjahreswert toppen und erreichte 6,26%, dicht gefolgt von Bijou Brigitte mit 5,99%. Ebenfalls herausragend Geberit mit 4,06% - wer also noch ein paar Dividendentitel sucht, wird hier fündig.

 

Ursprünglich war eine höhere Rendite geplant (~3%). Durch den Verkauf einiger Aktien in der zweiten Jahreshälfte konnten diese geplanten Zahlungen allerdings nicht mehr realisiert werden.

 

Status analysierte Unternehmen

 

Man könnte sagen, ich sei faul gewesen im letzten Jahr. Hatte ich mir zu Beginn des Jahres noch so viel vorgenommen, so konnte ich mein mir selbst gestecktes Pensum nicht erfüllen. Schuld daran trägt zum einen die Umstellung meiner Scorecards, die viel Vorarbeit und noch viel mehr Nacharbeit erforderte. So kann ich auf aktuell 104 Unternehmen nach neuer Scorecard blicken - viel weniger, als ich mir vorgenommen hatte. Ein weiterer wichtiger Hinderungsgrund sind neue Projekte im privaten Bereich, die mich ein wenig in meinen Analysetätigkeiten eingeschränkt haben.

 

Dafür bin ich im Zuge der Umstellung auf Erkenntnisse gestoßen, die für mich selbst überraschend und dann doch wieder so klar und eindeutig waren. Kurzum: ich denke, ich befinde mich auf dem richtigen Weg. Deswegen möchte ich das für mich erste Kapitel "Value Investing - ein zaghafter Anfang" abschließen und ein neues Kapitel "Value Investing - jetzt erst recht!" beginnen. Weitere Infos dazu folgen in den nächsten Tagen ;)

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Kaffeetasse

na da bin ich ja mal sehr gespannt, wie es bei dir weitergeht, @kez. das waren spannende und lehrreiche jahre bisher, die ich immer gerne bei dir mitgelesen und mitdiskutiert habe.

du hast mich auf einige hervorragende unternehmen wie novo nordisk (das wär' mal ein nachkauf gewesen für um die 70, wah^^ :w00t: ) und inditex aufmerksam gemacht. summa summarum kannst du ja trotz 2011 noch recht zufrieden sein.

die meisten entscheidungen und käufe/verkäufe (bis auf nokia^^) waren ja richtig und gut.

 

gut, dann erwarte ich mit spannung deine nächsten posts,

ein gutes und erfolgreiches 2012 wünscht

maddin711 :thumbsup:

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Kaffeetasse

von tag zu tag werde ich immer gespannter,@kezboard, was da wohl demnächst von dir kommen mag. ;)

hat sich denn schon was getan?

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Valueinvest
· bearbeitet von Valueinvest

Sehr schön Kezboard, ich schließe mich maddin an und bin sehr gespannt :)

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Kezboard

Hallo zusammen,

 

dann will ich mal nicht länger auf die Folter spannen, sondern präsentiere meine ersten Gedanken und Überlegungen, wie es denn zukünftig weiter gehen soll. Ich konnte leider nicht eher etwas schreiben, weil erst gestern die Zahlen von facebook veröffentlicht worden sind. Ich habe also mein ganzes Depot verkauft und investiere alles in dieses aufstrebende Internet-Startup, in der Hoffnung, in 2-3 Jahren Milliardär zu sein.

 

Quatsch! :P

 

Ich habe mir zwar die 3-5 Jahre (die ersten beiden lohnen nicht wirklich) an Daten angesehen, kann mir aber nicht wirklich eine Meinung zu diesem Unternehmen bilden geschweige denn, ob es sich um einen dauerhaften Wettbewerbsvorteil handelt. Wer "aus dem Nichts" solch ein Gebilde erschaffen kann und massenhaft User anzieht, dem kann es auch genau so schnell in die andere Richtung gehen. Beispiele für gehypte Ideen, die letztendlich gescheitert sind, gibt es genug. Also halte ich es ähnlich wie Warren Buffett: alles was außerhalb meines "circle of competence" liegt, wandert in die Rundablage.

 

Es war einmal ...

 

Vielleicht vorab ein paar einleitende Worte: zum Value-Investing bin ich quasi gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Meine Investment-"Karriere" sieht wie folgt aus: mit Beginn meines Berufslebens im August 2001 habe ich einen Vertrag über vermögenswirksame Leistungen abgeschlossen. Dabei wurde mir nicht - wie klassischerweise - von meiner Hausbank ein Bausparvertrag aufgeschwatzt, sondern es ging direkt in einen Aktienfonds. Mit dem ging es bis März 2003 auch erst einmal rasant in den Keller, bevor ab September 2004 der break even erreicht worden ist. Im Mai 2007, als ich das Gefühl hatte, weiter nach oben kann es nicht mehr gehen, habe ich dann alles verkauft. Die Rendite lag bei 6,83% p.a.

Ab dann wurde ein Rentenfonds bespart, den ich schließlich im November 2008 mit 6,9% p.a. verkauft habe. Seitdem bespare ich wieder meinen "alten" Aktienfonds und werde, sobald sich erneut ein neues Hoch am Markt ergibt, diesen wieder in einen Rentenfonds umtauschen usw.

 

Graphisch aufbereitet sieht das ganze so aus:

 

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(im Nachhinein - hinterher ist man ja immer schlauer - war die Wahl, den Rentenfonds gegen den Aktienfonds einzutauschen, nicht optimal. Statt in den UniEuroAktien würde ich zukünftig auch in den UniGlobal investieren - das ist aber eine andere Geschichte)

 

Quintessenz dieser Geschichte: 1. langes Durchhaltevermögen lohnt sich (Stichwort: cost average-Effekt) 2. jede Assetklasse hat in verschiedenen Marktphasen ihre Stärke/Schwäche 2. market timing kann sich lohnen - vorausgesetzt man liegt richtig ;)

 

Neben meiner eher passiven Anlage und dem Ausnutzen des cost average-Effektes habe ich mich natürlich auch mit meinem ersten, sauer verdienten Geld als Börsenspekulant versucht. Seit Februar 2002 wurde daher mal mehr, mal weniger - im Schnitt aber meist weniger erfolgreich mit aussichtsreichen Papieren rumgezockt. Einige der Kandidaten damals waren: EM.TV, Infineon, Singulus, Lenovo und TCL Multimedia. Die Haltedauer betrug meist nur wenige Tage; die Motive waren meist phantasiegetrieben oder weil man hier und da eine gute Nachricht aufgeschnappt hat. Einen Geschäftsbericht habe ich mir zu der Zeit noch nicht angesehen. Fazit: ich habe viel Lehrgeld bezahlen müssen.

Erst Anfang 2006 kam ich zu Sinnen und legte mir eine BP ins Depot (allerdings auch, ohne mir irgendwelche Zahlen anzusehen). Von da an kam ich auf den Geschmack, was regelmäßige Dividendenzahlungen angeht. Im März 2007 musste ich sie dann leider wieder aus "Liquiditätsgründen" verkaufen, aber immerhin.

 

Fazit dieser Episode meines Lebens: 1. Hin und Her macht Taschen leer 2. man sollte keine Aktien kaufen, weil das Unternehmen gerade in ist bzw. sich generell nicht auf sein Bauchgefühl verlassen -> kein Investment ohne Fundamentalanalyse 3. regelmäßige Dividendenzahlungen versüßen einem das Warten

 

Nun zu einem düsteren Kapitel: als Anfänger steht man mit seinen bescheidenen Mitteln da. Diversifizieren in Einzeltitel lohnt sich nicht, Fonds sind zu langweilig, TG und FG noch langweiliger. Beeindruckt durch den relativ geringen Kapitaleinsatz verbunden mit (möglichen) hohen Gewinnen versuchte ich auch mein Glück im Derivatebereich. Dabei konzentrierte ich mich auf Optionsscheine auf den DAX, sowohl Calls als auch Puts. Das Ergebnis kann sich sicherlich jeder denken. Erstaunlicherweise lag ich in knapp 82% meiner Entscheidungen richtig - es waren aber die 18%, in denen ich daneben lag und die mich um mein Geld gebracht haben (womit wieder einmal der Pareto-Effekt bewiesen wäre).

 

Graphisch muss man sich das so vorstellen:

 

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Die Scheine hielt ich oft nur wenige Minuten bis Stunden, selten über mehrere Tage. Fatal bei dieser Geschichte war, dass ich versuchte, Verluste durch (im Betrag höhere) Nachkäufe zu kompensieren. Was vielleicht bei Fonds oder längerlaufenden Papieren klappt, ging bei den auslaufenden OS (Stichwort Zeitwert) meistens in die Hose. Sobald ich investiert war, lief immer der DAX-Liveticker im Hintergrund. Normales Arbeiten war kaum noch möglich. Wie hypnotisiert starrt man auf jeden kleinen oder größeren Ausschlag nach oben oder unten, immer im Hinterkopf, wie sich jeder Tick in Euro ausdrückt. Daneben ist man immer der Willkür des Emittenten ausgesetzt, der die Hoheit über implizite Vola und Spread hat. Letzten Endes verdienen nur sie und die Broker an den verhältnismäßig hohen Handelsgebühren.

 

Meine Lehre aus dieser Zeit: 1. Die Aussicht auf schnelle, hohe Gewinne ist ein Trugschluss - Nachhaltigkeit zahlt sich aus 2. ich will nicht wöchentlich, täglich, stündlich, minütlich auf Börsenkurse schauen müssen - dafür ist mir die Zeit zu schade 3. Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen 4. Bei zu vielen Trades fressen die Transaktionskosten die Gewinne wieder auf

 

Bliebe noch das vorerst letzte Kapital in meinem noch jungen Anlegerleben: der Einstieg in die Fundamentalanalyse. Ich denke, jeder hat ein Schlüsselerlebnis, wie und warum er auf die Fundamentalanalyse gekommen ist. Niemand setzt sich hin und analysiert einfach mal so ein Unternehmen. Bei mir war es das Buch "Die besten Anlagestrategien der Welt" von Volker Gelfarth. Never judge a book by its cover, aber der Titel hat mich in der Buchhandlung einfach angesprochen (obwohl zugegebenermaßen ziemlich hochtrabend). Darin habe ich dann erstmalig (bewusst) von Warren Buffett und seinem Mentor Ben Graham erfahren und mich davon ausgehend in diverse Bücher eingelesen. Da Anfang 2009 auch noch die Einführung der bitterbösen Abgeltungssteuer in Aussicht stand, war Eile geboten. Flugs zimmerte ich mir das Modell einer Scorecard zurecht und sah mir einige vielversprechende Unternehmen an - primär die, die ich kannte und von deren Produkten ich überzeugt war. Natürlich war diese erste Analyse, die noch in den Kinderschuhen steckte, viel zu oberflächlich und im Nachhinein muss ich sagen, dass ich mit meinem ersten Depot von Fortuna geküsst worden bin. Jetzt kann ich es ja verraten: bei GlaxoSmithKline war ich anfangs der felsenfesten Überzeugung, dass es sich um ein Chemieunternehmen handelt. Erst nach eingehender Analyse (d.h. dem Lesen eines GB) merkte ich, dass es ein Pharmaunternehmen ist :P Die Übernahme von Wyeth durch Pfizer stellte sich als Glücksgriff heraus und auch bei den anderen Titeln kann ich mich eigentlich nicht beschweren. Einzig Nokia hat mir das Leben schwer gemacht, wobei ich - jeglicher Vernunft zum Trotz - auch noch nachgekauft habe. Rule No. 1: Never lose money. Rule No. 2: Never forget rule No. 1.

Bei meinem zweiten Depot ab Juli 2009 stand mir schon ein viel größeres Anlageuniversum zur Verfügung, da ich - einmal auf den Geschmack gekommen - nicht aufhörte, so viele Steine wie möglich umzudrehen - immer auf der Suche nach dem perfekten Unternehmen (zu einem vorteilhaften Preis wohlgemerkt). Auch hier hatte ich einige Anfangsschwierigkeiten, aber mit der Zeit kristallisierten sich einige gute Werte heraus, so dass ich unterm Schnitt auch sehr zufrieden sein kann.

 

Fazit aus diesem Intermezzo: 1. Die Fundamentalanalyse ist aus meiner Sicht der einzige Weg, an der Börse dauerhaft und langfristig Gewinne zu erzielen, 2. aber ...

 

Einige Ereignisse im letzten Jahr ließen mich jedoch an meiner bisherigen Vorgehensweise zweifeln. Wo war mein Konzept bzgl. Ein- und Ausstiegszeitpunkt? Welche Strategie verfolge ich: klassisches buy and hold oder doch eine Prise market timing? Daneben habe ich durch die vielen (!!) Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen habe, ein immer tieferes Verständnis von dem, was Fundamentalanalyse bzw. value investing bedeutet, bekommen und meine Scorecard grundlegend überarbeitet. Ausgehend von diesen Erkenntnissen will ich in den nächsten Wochen ein Konzept vorstellen, das meinen persönlichen Vorstellungen des Investierens am ehesten entgegenkommt. Dabei bin ich allerdings noch nicht an einem Punkt angelangt wo ich sagen kann, dies ist der Weisheit letzter Schluss. Ich befinde mich noch immer in einem Lernprozess und es gibt noch viele Aspekte, die mir unklar oder gänzlich unbekannt sind. Lernen kann man m.E. aber nur, indem man etwas wagt und auch bereit ist, Fehler zu machen.

 

Ich denke, das soll vorerst reichen, um meinen Hintergrund und meine Beweggründe zu erklären. Die eigentliche Vorstellung meiner neuen Strategie erfolgt dann "in den nächsten Tagen" :P

 

Achja, da war noch was: leider habe ich mir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine speziellen Gedanken dazu gemacht, wie denn zukünftig meine Depotdarstellung aussehen soll. Fakt ist, dass ich die bisherige Darstellung nicht weiterführen werde. Daher über diesen Weg einige Impressionen aus meinem Depot zum abgelaufenen Monat Januar:

 

Von 14 gehaltenen Titeln konnten 12 im Plus schließen. Lediglich Exxon Mobil (-2,12%) und Nestlé (-0,77%) gaben leicht ab. Spitzenreiter ist BHP Billiton mit einem Plus von 10,95%, alle anderen folgen mehr oder weniger dem Trend. Insgesamt ergibt sich im Aktienteil ein Plus von 4,35%.

 

So long! ;)

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dakac
· bearbeitet von dakac

Hallo Kezboard, mit Interesse habe ich deine Beiträge gelesen und witzig fand ich, dass ich im Gegensatz zu dir am Anfang "zu seriös" war. Zu sehr auf Sicherheit bedacht. Du musstest seriöser werden (hier meine ich die Optionen Geschichte) und ich musste von meinen "Alpen Ag's" abrücken.

Genauso wie bei dir in Moment, kam es irgendwann bei mir dazu, dass ich nicht mehr Buy and hold Strategie traute. Nur um dir ein Beispiel zu nennen: unten hast du einen tollen Spruch von Peter Lynch und er hat immer so eine Strategie gepredigt, aber seine Perfomace über Jahre war definitiv nicht mit diese Strategie reinzuholen. Ich glaube heute, dass es sich dabei um Propaganda aus dem Banken-Fonds- Millieu handelt.

 

Was für mich als Börsenneuling angemessen war, muss es nicht mein lebenlang auch so bleiben. Selbst Nachdenken darf man auch.

 

Ich finde es gut, dass du dich um "deine Wahrheitsfindung" bemühst und werde dein Thread mit Interesse verfolgen.

 

Dakac

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Kezboard

Hallo Dakac,

 

ich denke, wie jemand seine ersten Schritte in Richtung Investieren geht, hängt in ganz großem Maße davon ab, welchen Hintergrund man hat. Aus meinem privaten Umfeld kenne ich nur sehr wenige, die sich irgendwann mal in ihrem Leben mit Aktien beschäftigt haben. Ich sah und sehe mich heute noch als Autodidakten, der durch Neugierde und Spaß an der Materie in dieses "Milieu" gerutscht ist. Dass ich auf das Thema Value Investing und Fundamentalanalyse aufmerksam geworden bin, ist reiner Zufall.

Sicherlich wäre es von Vorteil gewesen, wenn mich von Anfang an jemand an die Hand genommen hätte und mir die verschiedenen Assetklassen erklärt worden wären. So musste ich durch Fehler lernen und ich bin froh, diese Fehler im Derivatebereich mit recht bescheidenen Mitteln gemacht zu haben und nicht unbedingt im Aktienbereich, so dass ich diesen jetzt wie der Teufel das Weihwasser meiden müsste. Dass mir der Anleihebereich bis dato entgangen ist, ärgert mich ein wenig, aber ich bin fleißig dabei, versäumtes Wissen aufzuholen.

 

Bei buy and hold und einem eher aktiverem Ansatz stehe ich momentan auch zwischen zwei Stühlen. Auf der einen Seite ist mir das Nie-Verkaufen-Wollen recht sympathisch und einleuchtend, auf der anderen Seite ist mir bewusst, dass es Marktphasen gibt, in denen das Nichtverkaufen schmerzlich enden kann. Ich hoffe, sowohl der einen Seite als auch der anderen Seite mit meinem Konzept (Stichwort: core-satellite) Genüge leisten zu können.

Du erwähntest Peter Lynch. Ich sehe momentan Warren Buffett in einem etwas anderen Licht. Seine Erfolge sind ohne Zweifel bemerkenswert, allerdings werden sie nie wieder reproduzierbar sein (zumindest nicht mit unseren bescheidenen Mitteln). Er ist einfach ein Genie im Bereich der Kapitalallokation. Dass ihm durch das Versicherungsgeschäft auch noch Geld zum Investieren "geschenkt" wird (Stichwort: float), hat seine Maschine erst zum Laufen gebracht. Durch seine vielen Tochterunternehmen fließt ihm dabei auch in schlechten Zeiten Geld zu - er hat mitunter eher ein Problem, das viele Geld los zu werden - sprich vernünftig zu investieren. Deswegen verwundert es nicht, dass je größer der Laden wird, seine Entscheidungen teilweise um so merkwürdiger anmuten: Investments in junk bonds, Derivatehandel, Aufkaufen so "langweiliger" Branchen wie Eisenbahnen ...

Dass er dann in seiner großväterlichen Art regelmäßig im Fernsehen um buy and hold-Strategien wirbt, ist auch einleuchtend. Wenn keiner buy and hold bei Coca-Cola praktiziert, würden seine Aktien ins Bodenlose stürzen. Meine Erkenntnis: Warren Buffett ist per se nicht durch buy and hold so vermögend geworden, sondern einzig und allein durch geschickte Kapitalallokation.

 

Bei aller Kritik: das Lebenswerk dieses Mannes ist sicherlich unerreichbar und er hat vieles für mein Verständnis von Value Investing geleistet. Allerdings muss man sich auch irgendwann von seinen Vorbildern lösen und eigene Wege beschreiten, eigene Ideen entwicklen und Bestehendes kritisch hinterfragen. In dieser Phase befinde ich mich gerade und es liegt noch ein langer Weg vor mir - falls er denn je enden sollte.

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Kezboard

Hallo zusammen,

 

ich wollte mal wieder ein Lebenszeichen in diesem Thread von mir geben - nicht, dass man denkt, ich hätte vorzeitig die Flinte ins Korn geworfen. Mal kurz etwas zum aktuellen Status:

 

Ich bin gerade dabei, mir ein aktuelles Konzept und Regelwerk zu erarbeiten und schreibe meine Gedanken dafür schön strukturiert in einem Word-Dokument auf. Ich bin bislang bei Seite 13 angelangt (ok - der Fairness halber muss man sagen, dass drei Seiten für Deckblatt und Inhaltsverzeichnis draufgegangen sind) und habe bereits die ersten Kapitel, meistens in Überschriftenform, angelegt. Nach einer kurzen Einleitung behandle ich das Thema der Identifikation und Klassifizierung von Aktien, widme mich dann der Bewertung von Aktien und lasse mich dann im Thema Asset Allocation aus. Mit dem neuen Kapitel Controlling und Erfolgsmessung bin ich gerade erst angefangen - hier gibt es sicherlich noch viel zu tun.

Step by step will ich die einzelnen Kapitel und Unterkapitel dann mit Leben füllen: Erläuterungen, Vorgehensweisen, Links, Screenshots etc. Wird mich sicherlich noch einige Tage beschäftigen :thumbsup:

(um den hohen Erwartungsdruck gleich wieder ein wenig zu dämpfen: ich plane nicht, ein Buch zu veröffentlichen oder dieses Dokument in anderer Form zu veröffentlichen. Es soll ganz allein meine Gedanken widerspiegeln und ist auch vornehmlich auf mich und meine Vorgehensweise zugeschnitten. Nichtsdestotrotz werde ich einige meiner grundlegenden Gedanken hier vorstellen und auch zur Diskussion stellen - schließlich erhebe ich ja nicht den Anspruch, den heiligen Gral gefunden zu haben. Obwohl ... :- )

 

Parallel dazu bin ich angefangen, gerade im Hinblick auf die mich bewegenden Themen Asset Allocation, Rebalancing und Positionsgrößen einige Backtests zu machen und diverse Szenarien durchzuspielen. Dazu nehme ich die realen Renditen aus meinen bisherigen Portefeuilles (die ja teilweise sehr unterschiedlich waren, z.B. +200% Abercrombie & Fitch bis -50% Nokia), um eine ausgewogene Mischung im Depot mit durchaus realen Szenarien zu erhalten. Dass sich die Vergangenheit nicht wiederholt, ist mir sehr wohl bewusst, aber wer die Vergangenheit erkennt, vermag auch die Zukunft zu erkennen (nach Lü Buwei).

 

Soweit dazu. Meinen Aktienanteil habe ich zwischenzeitlich nicht weiter ausgebaut. Seit 01.01.2012 hat dieser um 11,28% zugelegt (nicht eingerechnet Dividenden). Am besten haben Graco (25%) und Novo Nordisk (20%) abgeschnitten; Schlusslicht Exxon Mobil ist nahezu unverändert (was angesichts steigender Rohölpreise etwas verwundert - na, warten wir das nächste Rekordergebnis ab). Der nach wie vor hohe Cashanteil dümpelt so vor sich hin und wird langsam von der Inflation aufgefressen ... mal sehen, ob ich hier demnächst nicht noch tätig werde.

 

Mehr Neuigkeiten dann in Kürze ...

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Kezboard

Mangels Anlagealternativen habe ich in dieser Woche den Rücksetzer an den Märkten genutzt und eine Position in AstraZeneca eröffnet. Man liest zwar viel Schlechtes, aber ich bin zuversichtlich, dass dies eine gute Entscheidung ist. Das Abwarten wird indes durch eine fürstliche Dividende belohnt ^_^

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Kezboard
· bearbeitet von Kezboard

In Ergänzung zu meinem gestrigen Post anbei die aktuelle Depotstruktur:

 

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Seit Jahresanfang konnte der Aktienanteil ca. 7% zulegen. Größter Gewinner ist Graco mit 24,6% gefolgt von Novo Nordisk mit 22,5%. Verlierer gibt es nur zwei: BHP Billiton mit -1,5% und Exxon Mobil mit -4,6%.

 

Cash ist nach wie vor reichlich vorhanden (ca. 50%) und wird erstmal zurückgehalten bis zum nächsten großen Rücksetzer. Verkäufe strebe ich derzeit nicht an. Ggf. wird bei größeren Rückschlägen beim ein oder anderen Wert aufgestockt, um das Depot etwas zu arrondieren.

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Kaffeetasse

huhu kez, :thumbsup:

 

na, was gibts neues? allgemein bzgl. deiner überlegungen der gesamtstrategie sowie insbesondere bei deinen 15 papierchen...

sieht insgesamt schon ziemlich gut aus:

endlich hast du die kräfte schön gebündelt und mit 50% cash dürfte man sich derzeit auch nicht unwohl fühlen, oder juckt es schon stark in den fingern?

 

beste grüße ;)

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Kezboard

Tja was gibt es Neues ... nicht viel, würde ich sagen.

 

Im Moment bin ich mit meiner jetzigen Situation ganz zufrieden und bei mehr als 6.000 Punkten im DAX (bzw. knapp 1.300 Punkten im S&P 500) juckt es noch gar nicht in den Fingern, nicht mal im kleinen ;)

Ich habe eine komfortable Cash-Position aufgebaut und werde diese weiter ausbauen. Dabei helfen mir unter anderem die regelmäßigen Dividendenzahlungen, die ich gerne einstreiche:

 

post-13451-0-36538700-1337578897_thumb.jpg

 

Das Depot läuft mehr oder weniger auf Autopilot - bis auf den jüngsten Zukauf von AstraZeneca hat sich hier seit Jahresanfang nicht viel getan. Seit dem 01.01.2012 ist der Aktienteil im Depot um 2,76% gestiegen. Nimmt man Dividenden mit dazu, liegt die Rendite bislang bei 3,64%. Größte Gewinner in 2012 sind Novo Nordisk (23%), Graco (21%) und C.R. Bard (16%), was aber auch teilw. dem schwachen Euro geschuldet ist. Von meinen insgesamt 15 Positionen sind nur 5 im Minus, davon 2 zweistellig: Infosys mit -12% und BHP Billiton mit -11%.

 

Das war aber glaube ich nicht der Kern deiner Frage - viel interessanter ist ja, wie es demnächst bei mir weitergeht. Nun, ich bin hier nach wie vor am einlesen, um mir in einigen Detaifragen Übersicht zu verschaffen. Gerade gestern habe ich einige ganz interessante Einblicke zum Thema Asset Allocation gewonnen, als ich mir (mal wieder) einige Geschäftsberichte von Berkshire Hathaway angesehen habe. Ein schier unerschöpflicher Quell Wissens. Mal sehen - vielleicht kann ich ja am Pfingstwochenende einige meiner Gedanken hier zu "Papier" bringen.

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Kaffeetasse

sehr, sehr schön, @kez...da bin ich mal gespannt. ;)

noch eine kleine zusatzbitte: könntest du vielleicht die 4 in D eher unbekannten unternehmen buckle, c.r. bard, becton und graco nochmal ein wenig genauer vorstellen inkl. aktuelle entwicklungen?

das wäre klasse :)

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Kezboard

noch eine kleine zusatzbitte: könntest du vielleicht die 4 in D eher unbekannten unternehmen buckle, c.r. bard, becton und graco nochmal ein wenig genauer vorstellen inkl. aktuelle entwicklungen?

Andere können das viel besser als ich:

 

Wikipedia: Buckle

Wikipedia: C.R. Bard

Wikipedia: Becton, Dickinson and Co

Wikipedia: Graco

 

Aktuelle Entwicklungen stehen in den Finanzberichten oder auf den jeweligen Internetauftritten der Unternehmen (Link müsste in den obigen Kurzdarstellungen vorhanden sein).

 

So, jetzt aber zu meiner eigentlichen Intention: Vorstellung der Strategie ... im nächsten Post ;)

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Kezboard

Bevor wir zur eigentlichen Strategie kommen, vielleicht vorher ein paar einleitende Worte und Erklärungen:

 

Wie in einigen Posts vorher erläutert, bin ich nicht mehr 100%ig vom buy and hold-Ansatz überzeugt. Wie bin ich darauf gekommen? Unter anderem durch Warren Buffett selber, obwohl er manchmal etwas anderes propagiert. Sein Handeln spricht nämlich eher für ein lupenreines market timing. Beweise? Gerne:

 

Ich würde Berkshire Hathaway der Einfachheit halber in zwei Geschäftsbereiche aufteilen: 1. Investitionen am Kapitalmarkt und 2. Unternehmensbeteiligungen. Der zweite Punkt hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen und soll hier nicht weiter besprochen werden. Es wäre aber - übertragen auf den kleinen Investor - vergleichbar mit Einnahmen aus Arbeit, Vermietung oder sonstigen "Assets". Wie sich das auf 1. auswirkt, soll später behandelt werden.

Schauen wir uns also die Investitionen von Berkshire Hathaway an. Informationen dazu finden sich recht detailliert in den Geschäftsberichten, denen ich die Zahlen entnommen habe. Dabei lassen sich die Investments von Berkshire Hathaway in drei Kategorien einteilen: Aktien (Warren Buffetts präferierte Anlageklasse), Anleihen und Cash. Seit 1994 haben sich diese Anlageklassen wie folgt entwickelt:

 

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Interessanter für die Beurteilung der Asset Allocation ist jedoch die Prozentuale Aufteilung der drei Kategorien:

 

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Hier sieht man sehr schön, dass Buffet Mitte der 90er-Jahre noch recht aggressiv unterwegs war mit einem Aktienanteil von über 80%. In der Vergangenheit betrachtet war dies keine schlechte Entscheidung, da wir hier einen Bullenmarkt hatten. Als es dann aber zu brenzlig wurde und Aktien sich immer neuen Höchstkursen näherten, hat Buffett nach und nach die Bremsleine gezogen und seinen Aktienteil stetig reduziert. Im tiefsten Bärenmarkt 2002 war Buffett, wahrscheinlich auch bedingt durch Verluste, mit nur noch 30% in Aktien investiert. Parallel baute er sich ein schönes Cash-Polster auf. Erst im darauf folgenden Bullenmarkt wurde der Aktienanteil nach und nach auf 50% hochgefahren und der Cash-Anteil stetig abgetragen. Wie man weiter sieht, baut Berkshire Hathaway mit einer kleinen Unterbrechung 2008 seinen Aktienanteil weiter aus. Die jüngsten Zukäufe am Markt (IBM, MüRü) bestätigen dies.

 

Schauen wir uns die Assetklasse Anleihen noch etwas genauer an:

 

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Berkshire Hathaway teilt seine Anleihen in fünf Unterkategorien auf. Man sieht hier im zeitlichen Verlauf sehr schön, dass Buffett die ehemals im Depot vorherschenden government bonds und municipal bonds, die zwar sicher, dafür aber im Verhältnis weniger Rendite abwerfen, von nahezu 70% auf knapp 20% abgebaut hat. Dafür engagiert er sich seit Ende der 90er zunehmend in ausländischen Staatsanleihen, da ihm hier wahrscheinlich höhere Renditen winken bei einem US-Leitzins von nahezu 0%. Auch der Anteil an Unternehmensanleihen hat sich in den letzten Jahren vergrößert, während mortgage-backed securities eine immer geringere Rolle im Anleihenteil spielen seit ihrem Hoch von nahezu 40% im Jahr 2000.

 

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Ebenfalls interessant ist die Aufteilung nach Fälligkeiten (hier ausgenommen die MBS). Kurzläufer werden von Berkshire Hathaway vor allem in den Phasen steigender Aktienmärkte (Mitte 90er, 2002-2007, 2009-2011) eingesetzt, während er kurz vor Crashs bzw. in Hochzinsphasen sein Engagement in Langläufern ausbaut (1997-2001, 2006-2008), um von den nahenden Leitzinssenkungen massiv zu profitieren. Ansonsten ist er verstärkt in mittleren Laufzeiten investiert.

 

Bei Aktien sieht man ebenfalls ein interessantes Bild:

 

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Dargestellt sind hier die Unternehmen, die mehr als 5% in Buffetts Aktiendepot ausmachen. Alle anderen sind unter "Others" subsumiert. Man sieht hier sehr schön, dass es in jedem Jahr wenige große Positionen sind, teilweise besteht ein Viertel bis zu einem Drittel aus einer einzigen Aktie (bzw. vielen Aktien eines einziges Unternehmens).

 

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In dieser Darstellung, die etwas weiter zurückreicht, sieht man die Verhältnisse sehr schön. Hier wurde unabhängig vom Unternehmen dahinter nach den jeweils größten Positionen je Jahr sortiert. Demnach bestehen 50% des Aktienportfolios teilweise nur aus 3-4 Titeln, bei 75% sind es teilweise nur 7-8. Das ganze "Kleinvieh" macht selten mehr als 20% des gesamten Aktienteils aus. Das bestätigt Buffetts Aussage "bet heavy", sobald man ein aussichtsreiches Unternehmen gefunden hat.

 

Ist Buffett nun ein buy and hold-Investor? Ich sage (auf den Investmentteil bezogen) definitv nein - auch wenn er einige seiner Aktienengagements bereits einige Jahre hält. Wo er buy and hold betreibt, das sind seine Unternehmensbeteiligungen. Von diesen trennt er sich i.d.R. nie wieder. Was ist er dann? Ich denke, er betriebt ein recht gutes market timing oder anders ausgedrückt: er ist der Meister der Kapitalallokation. Buffett schafft es seit Jahren, seinen stetig wachsenden cash flow nur in die gewinnträchtigsten Anlagen fließen zu lassen. Dass das Dickschiff Berkshire Hathaway dabei vor immer größer werdenden Herausforderungen steht und mittlerweile komisch anmutende Investitionen tätigt (eine Eisenbahnlinie; einen Technologiekonzern wie IBM, obwohl Warren Buffett stets beteuert hat, dass er davon nichts versteht) ist sicherlich den fehlenden Anlagealternativen geschuldet. Dennoch sollte uns dies als Denkanstoß dienen und wie sich dies genau auswirkt, zeige ich gleich :)

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dakac

:thumbsup: mutige,aber richtige Worte

Ich bin dir Kez dafür dankbar

 

Dakac

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Günter Paul

Hallo Kezboard..

 

""Im tiefsten Bärenmarkt 2002 war Buffett, wahrscheinlich auch bedingt durch Verluste, mit nur noch 30% in Aktien investiert. ""

 

ich bin mir ziemlich sicher,dass es der anstehende Irakkrieg war,der Buffet veranlasste,die Aktien dermaßen zu reduzieren,der hatte ausreichend Insider Informationen.....hätte ich damals auch machen sollen :angry: ...obwohl sich die Papiere mit erstaunlichem Schwung anschließend wieder erholt haben..

Interessant,Deine Überlegungen,lese immer gern und interessiert mit..obwohl ich mit Sicherheit weder das eine noch das andere ausschließlich mache bzw.machen werde..ich bin immer auch ein buy and hold Typ bei ausgewählten Aktien und da haben mich im Amerikanischen Markt Coca Cola,Wal Mart oder Boeing bisher nicht enttäuscht,weder von der Entwicklung noch von der dreimonatigen Dividendenzahlung und Gen,-Elt..na ja,wird schon.. ;)

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