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Argentinien-Anleihen

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Falls man das Papier erst nach dem Jahreswechsel verkaufen sollte, würde man übrigens massiv Erträge aus 2013 nach 2012 verschieben, dessen sollte man sich bewusst sein.

 

Du meinst von 2012 nach 2013?

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Karl Napf
Falls man das Papier erst nach dem Jahreswechsel verkaufen sollte, würde man übrigens massiv Erträge aus 2013 nach 2012 verschieben, dessen sollte man sich bewusst sein.
Du meinst von 2012 nach 2013?
Nein, von 2013 nach 2012.

 

Also genau das Gegenteil dessen, was man täte, wenn man jetzt ein Papier mit Endfälligkeit Anfang 2013 und hohem Stückzins-Anteil kaufen würde. Der Kicker enthält ja überhaupt keine Stückzinsen (weil die Höhe seiner nächsten Zahlung zum Zeitpunkt seiner vorherigen Zahlung noch nicht feststeht, ist das gar nicht anders möglich).

 

Man erzielt ja in 2012 einen Kupon von etwa 60% des Kicker-Kaufpreises und hätte dann 2013 einen negativen Ertrag in einer ähnlichen Höhe durch den Verkauf, die mit anderen 2013er-Erträgen verrechenbar wäre.

Das ist ähnlich wie bei einer Aktie, die 60% ihres Kurses als Sonderdividende ausschütten würde - mit dem Unterschied, dass deren anschließender Kursverlust im Aktienverlusttopf landen würde und nicht mit Zinsen bzw. Dividenden verrechenbar wäre. Beim Kicker, der technisch betrachtet eine Anleihe ist, funktioniert die Verrechenbarkeit des Verlustes mit Zinsen bzw. Dividenden dagegen schon.

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vanity

Falls man das Papier erst nach dem Jahreswechsel verkaufen sollte, würde man übrigens massiv Erträge aus 2013 nach 2012 verschieben, dessen sollte man sich bewusst sein.

Du meinst von 2012 nach 2013?

Nein, das ist schon korrekt so: Wenn das Papier über den Jahreswechsel gehalten wird, fallen Erträge in Höhe von ca. 60% des (jetzigen) Werts an, die 2012 versteuert werden müssen. Die steuerliche Gegenrechnung des Kursverlusts (der wegen der Flatnotiz durch die Kuponzahlung zwangsläufig entsteht) wäre erst 2013 (wenn dann verkauft, sonst noch später).

 

Danke an Karl Napf für die sehr instruktive Darstellung dieses Spekulationsobjekts (der einen Platz im Argentinien-Thread verdient hat)! Hast du eine Mutmaßung, woher der derzeitige Abgabedruck bei tendenziell sinkenden Kursen rührt? Kann es sich da um (möglicherweise nicht inländische) Steuervermeider handeln? (da ich das Papier bisher nicht beobachtet habe: oder ist das immer so?)

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Karl Napf
· bearbeitet von Karl Napf
Danke an Karl Napf für die sehr instruktive Darstellung dieses Spekulationsobjekts (der einen Platz im Argentinien-Thread verdient hat)!
Das habe ich auch überlegt; falls Du das Posting dorthin verschieben möchtest, nur zu.

 

Hast du eine Mutmaßung, woher der derzeitige Abgabedruck bei tendenziell sinkenden Kursen rührt? Kann es sich da um (möglicherweise nicht inländische) Steuervermeider handeln? (da ich das Papier bisher nicht beobachtet habe: oder ist das immer so?)
Das Gerichtsurteil habe ich ja verlinkt, und das Wirtschaftswachstum Argentiniens ist derzeit so niedrig, dass die Zahlung für 2012 (am 15. Dezember 2013) wahrscheinlich ausfallen wird (Goldman Sachs hat Mitte Oktober ausgerechnet, dass Argentinien in den letzten 4 Monaten von 2012 ein Wachstum von über 5% bräuchte, um den Kicker 2013 bedienen zu müssen).

Man sieht aber auch, dass die Pars fast überhaupt nicht fallen, die Discounts schon. Der Unterschied zwischen beiden ist, dass die Pars ihre Zinsen gerade am 30.9.2012 gezahlt haben, die Discounts aber am 30.12.2012 dran sind - und bis dahin könnte die Gefahr einer Pfändung der Kupons durch die Geier-Fonds gestiegen sein, je nachdem wie die Sache in New York bis dahin durch die Instanzen geht. Der Kicker ist mit seinen Zinsen am 15.12.2012 dran, wäre also zeitlich betrachtet das erste mögliche Pfändungsobjekt - deshalb wirkt das Gerichtsurteil auf den besonders stark. CY von Pars und Discounts ist derzeit ähnlich hoch (der Discount schüttet derzeit 5,45% aus und reinvestiert 2,27% in dasselbe Papier zu 100%); die relative Kursbewegung der beiden führe ich daher voll auf das Timing der Zinszahlungen in Bezug auf Pfändungsversuche zurück.

 

Zu Steuervermeidern kann ich nichts sagen, da müsste ich das entsprechende ausländische Steuerrecht kennen. Für deutsche Investoren ist ein Verkauf vor dem Kupon ja schlecht, weil sie dann auf die fiktive Quellensteuer verzichten würden. Ob die Kursbewegung "üblich" ist, kann ich nicht sagen: So hoch wie diesmal war die Kupon-Zahlung noch nie, vor allem auch relativ betrachtet (letztes Jahr gab es 4,2% Kupon bei einem Kurs von 14%, also "nur" 30% des Kurses).

Vor einem Jahr war kurz vor dem Kupon-Termin klar, dass die nächste Zahlung sicher ist und deutlich steigen würde; da stand der Kicker auf seinem Allzeithoch. Bis Mitte 2012 brach das BIP-Wachstum Argentiniens auf fast 0% ein, da fiel der Kicker um 35% (von 14% auf 9%; bereinigt um die 6% Kupon sogar von 8% auf 3%, also um 63% seines Wertes). Im Herbst zog das Wachstum wieder leicht an, und der Kicker machte das mit in der Hoffnung, die +3,3% BIP für 2012 noch zu schaffen; zudem konkretisierte sich in dieser Phase die Höhe des Kupons für den 15.12.2012 heraus, und 6% Kupon bei Kicker-Kursen unter 9% waren einfach zu attraktiv. Derzeit sieht es so aus, als ob man nach dem Kupon erst mal ein Papier im Depot halten wird, das 2013 nichts und 2014 womöglich auch nichts ausschüttet - und dieses zu bewerten ist nicht so einfach.Ich finde die Kursbewegungen also alle plausibel, halte den bereinigten Kurs von 4% aber für langfristig attraktiv genug, um das Papier haben zu wollen (vor allem im Vergleich zum Par-Bond).

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vanity

Danke für die Erläuterungen! Weißt du, ob es signifikante Unterschiede zum Schwesterpapier in USD (A0DUDK) gibt (außer der Abrechnungswährung)? Das notiert nämlich zurzeit gut 10% höher (in DUS 11% G).

 

Bei den Steuervermeidern hätte ich z. B. Schweizer (oder auch Cyprioten) in Verdacht, die m. W. Kuponerträge versteuern müssen, Kurserträge jedoch nicht (und deshalb z. B. ganz gerne auch Genussscheine vor dem Kupontermin auf den Markt werfen). Genaues weiß ich da aber auch nicht.

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Karl Napf
· bearbeitet von Karl Napf

Grundsätzlich funktionieren alle drei Kicker gleich, d. h. sie verwenden eine gemeinsame Wirtschaftswachstumstabelle, um die Höhe ihrer Zahlungen zu berechnen, und alle Klausel gelten gemeinsam für die drei Kicker-Sorten (es gibt auch noch Kicker in Pesos).

 

Allerdings ist im Umtauschprospekt 2005 für die Berechnungsformel der Kicker in Euro, Dollar und Pesos jeweils ein Währungskoeffizient festgeschrieben, der sich anscheinend über die Laufzeit des Papiers nicht ändert. Wenn man die Währungskoeffizienten des Euro- und des Dollar-Kickers durcheinander teilt, dann kommt man auf einen Euro-Dollar-Kurs von 1,2587. (Das war wohl der Devisenkurs am 31.12.2003; ab diesem Datum laufen die Zinsen der Umtausch-Anleihen.) Und der kann - je nach aktuellem EUR/USD-Kurs - relativ viel oder wenig sein.

 

Deshalb bewegen sich beide Kicker zwar meistens parallel, können bei starken Ausschlägen des Euro/Dollar-Kurses aber leicht voneinander abweichen:

post-20305-0-81878500-1352305899_thumb.png

Man sollte ggf. mal die Differenz zwischen beiden Papieren chartmäßig in Korrelation zum EUR/USD setzen, was ich mit meinem begrenzten technischen Mitteln nicht hinkriege. (Für mich war der Dollar-Kicker aus Gründen limitierter Handlungsbefugnis bisher kein Thema.)

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Karl Napf
· bearbeitet von Karl Napf

Weil hier plötzlich so viel Interesse an dem Kicker herrscht, verlinke ich mal den Umtauschprospekt aus dem Jahr 2004. (364 Seiten PDF, 2.5 MB)

 

Neben viel Sermon über die Umtausch-Modalitäten und der kompletten argentinischen Wirtschaftsgeschichte sind darin auch (fast) alle neuen Argentinien-Bonds beschrieben (der erst 2010 entstandene Dollar-"Global" fehlt natürlich, vom Prospekt für den zweiten Umtausch 2010 habe ich keinen Link zur Hand).

Die Seiten 98-120 des Prospekts dürften die wichtigen Eigenschaften der Neu-Bonds abdecken (inklusive eingebauter CAC usw., das ist heutzutage ja wichtig); die rein numerischen Parameter stehen dabei auf den Seiten 98-104.

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pmw
Die Zinszahlung des GDP-Kickers am 15.12.2012 wird etwa 4 Mrd. Dollar betragen, oder umgerechnet etwa 6 Euro pro Euro-GDP-Kicker

 

Wo hast du die Zahlen her?

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Karl Napf

Die "4 Milliarden Dollar" sind aus Pressemeldungen (u. a. dieser von Reuters).

 

Die "6 Euro" sind eine eigene Berechnung bzw. eher Schätzung (meine Berechnung liegt höher, hat aber in den vergangenen Jahren ca. 10% Streuung gehabt, weil ich die exakte Währungskorrektur nicht drin habe).

2011 hat der Euro-Kicker 4,19076% ausgeschüttet; für 2011 stand ein BIP-Wachstum von 3,2611% im Wirtschaftsplan, das BIP stieg aber um 8,9% und hat seinen Vorsprung gegenüber dem Plan-BIP um 35% ausgeweitet (und dieser Vorsprung bestimmt die Ausschüttungshöhe des Kickers). In 2006 und 2007 ist die Ausschüttung des Kickers etwas langsamer, seit 2008 aber etwas schneller gewachsen als um diesen Faktor (was ich auf Währungseffekte des Peso zurückführe, aber nicht exakt zurückrechnen kann, weil mir dafür Daten fehlen),

 

Im Bondboard hat gestern ein Teilnehmer "6,06 Euro" als Zahlungshöhe gepostet, leider ohne Quelle (und mit falscher Angabe der Höhe der fiktiven Quellensteuer). Die konkreten Daten müssten eigentlich schon vorliegen, aber eine offizielle Meldung über die Zahlungshöhe habe ich in 2012 noch nicht gefunden.

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pmw

Die "4 Milliarden Dollar" sind aus Pressemeldungen (u. a. dieser von Reuters).

 

Die "6 Euro" sind eine eigene Berechnung bzw. eher Schätzung (meine Berechnung liegt höher, hat aber in den vergangenen Jahren ca. 10% Streuung gehabt, weil ich die exakte Währungskorrektur nicht drin habe).

2011 hat der Euro-Kicker 4,19076% ausgeschüttet; für 2011 stand ein BIP-Wachstum von 3,2611% im Wirtschaftsplan, das BIP stieg aber um 8,9% und hat seinen Vorsprung gegenüber dem Plan-BIP um 35% ausgeweitet (und dieser Vorsprung bestimmt die Ausschüttungshöhe des Kickers). In 2006 und 2007 ist die Ausschüttung des Kickers etwas langsamer, seit 2008 aber etwas schneller gewachsen als um diesen Faktor (was ich auf Währungseffekte des Peso zurückführe, aber nicht exakt zurückrechnen kann, weil mir dafür Daten fehlen),

 

Im Bondboard hat gestern ein Teilnehmer "6,06 Euro" als Zahlungshöhe gepostet, leider ohne Quelle (und mit falscher Angabe der Höhe der fiktiven Quellensteuer). Die konkreten Daten müssten eigentlich schon vorliegen, aber eine offizielle Meldung über die Zahlungshöhe habe ich in 2012 noch nicht gefunden.

 

Danke für die Darlegung :thumbsup:

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Akaman
· bearbeitet von Akaman

Das liegt natürlich an der Kombination aus Verwirrung über das Gerichtsurteil und den schlechten Wirtschaftsnachrichten aus Argentinien, die derzeit durch die Medien gehen.

Für alle, die (so wie ich) inzwischen den Überblick verloren haben, schreibt der Economist:

 

Wie Karl oben schon bemerkte, hat Argentinien Berufung eingelegt, die wohl teilweise aufschiebende Wirkung hat.

 

Der Artikel beleuchtet die Alternativen, die Argentinien nun zur Verfügung stehen und die möglichen Konsequenzen für andere (zB europäische) Schuldner-Gläubiger-Beziehungen:

 

Im Fall Argentiniens könnte das Ergebnis dieser Geschichte letztlich aber durchaus sein, dass überhaupt kein Schuldendienst mehr stattfindet.

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Maikel
Für alle, die (so wie ich) inzwischen den Überblick verloren haben, schreibt der Economist:

Danke für die Zusammenfassung.

 

Die angebliche Nicht-Gleichbehandlung kann man natürlich unterschiedlich interpretieren:

Argentinien hat doch wohl allen Anlegern die Umtausch-Angebote gemacht, auch denen, die sie nicht angenommen haben und jetzt Holdouts sind.

 

Gruß, Michael

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Akaman
· bearbeitet von Akaman
Für alle, die (so wie ich) inzwischen den Überblick verloren haben, schreibt der Economist:

Danke für die Zusammenfassung.

 

Die angebliche Nicht-Gleichbehandlung kann man natürlich unterschiedlich interpretieren:

Argentinien hat doch wohl allen Anlegern die Umtausch-Angebote gemacht, auch denen, die sie nicht angenommen haben und jetzt Holdouts sind.

 

Gruß, Michael

Ich vermute, dass sich die argentinische Position u.a. auf dieses Argument stützt.

 

Falls dieses Urteil jedoch Bestand haben sollte, wird es jedenfalls ganz eng auch für die Neubond-Halter. Dieser Satz

 

And they declared that any financial firm that enables Argentina to violate the ruling would become liable as well.

macht dann die Auszahlungen für jede damit beauftragte Bank zu einem unkalkulierbaren Risiko.

 

Imho wird Argentinien sowieso eher alle Zahlungen einstellen als freiwillig den hold-outs Zahlungen im vom Gericht angedachten Umfang zu leisten. Abgesehen davon, dass sich jedes Regierungsmitglied, das so etwas veranlasst oder zulässt, u.U. strafbar macht. Schlimmer wird aber noch der Volkszorn sein - die öffentliche Meinung in Argentinien ist bei diesem Thema sehr humorlos.

 

Und gestern gab es bereits landesweite cacerolazos gegen Cristinas Regierung.

 

http://www.clarin.com/politica/Protesta-8N-protesta_anti_K_CLAIMA20121108_0264_17.jpg

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Nixda

Ich stecke im Thema nicht drin, daher stelle ich nochmal explizit die Frage: D.h. dass die Zahlungen auf den A0DUDM dann auch fraglich sind, auch unabhängig vom GDP?

 

Gilt das dann auch schon für dieses Jahr?

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Superhirn
Für alle, die (so wie ich) inzwischen den Überblick verloren haben, schreibt der Economist:

Danke für die Zusammenfassung.

 

Die angebliche Nicht-Gleichbehandlung kann man natürlich unterschiedlich interpretieren:

Argentinien hat doch wohl allen Anlegern die Umtausch-Angebote gemacht, auch denen, die sie nicht angenommen haben und jetzt Holdouts sind.

 

Gruß, Michael

 

Nein, das kann man so nicht. wink.gif

 

Grundsätzlich geht es um folgendes: Argentinien ist nicht zahlungsunfähig, sondern zahlungsunwillig. Und genau hier knüpft das Urteil an. Es steht nicht im Belieben eines Schuldners (hier Argentinien), dass er sich in "Großherrenmanier" aussucht, welche Schulden er Lust hat zu begleichen und welche nicht. Darin sieht das Gericht - völlig zu recht - eine krasse Ungleichbehandlung.

 

Ich stecke im Thema nicht drin, daher stelle ich nochmal explizit die Frage: D.h. dass die Zahlungen auf den A0DUDM dann auch fraglich sind, auch unabhängig vom GDP?

 

Gilt das dann auch schon für dieses Jahr?

 

Ja.

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Karl Napf
· bearbeitet von Karl Napf

Ob das schon für dieses Jahr gilt, das ist eine Zeitfrage. Die Zahlungen werden am 15. Dezember 2012 geleistet; bis dahin müssen die Kläger durch alle Instanzen durch sein. Auch durch den Supreme Court, den Argentinien nach dem Appellationsgericht noch anrufen kann.

Bezirksrichter Griesa muss also jetzt in erster Instanz sein Urteil präzisieren (Zugriffsmodalitäten der Kläger auf den Treuhänder der Zahlungsströme, also die Bank of New York Mellon, definieren und die exakte Höhe der Pfändungen ausrechnen), danach muss das Appellationsgericht dieses erneut bestätigen, danach muss der Supreme Court die argentinische Klage abweisen - alles in den nächsten sechs Wochen.

Falls die Kläger das zeitlich nicht schaffen sollten, wären zumindest die Kicker nicht mehr betroffen. Denn bis Ende 2013 (wo der Kicker aber wegen des Argentinien-BIP vermutlich ohnehin nichts zahlen wird), werden auch für die regulären Anleihen mehr Zinsen fällig, als die Kläger beanspruchen.

Deshalb switchen die Anleger derzeit von den Discounts (nächster Zinstermin: 31.12.2012) in die Pars (nächster Zinstermin: 31.3.2013). Und ich tue genau das Gegenteil, weil über 3% Rendite-Differenz zwischen Discounts und Pars für die nächsten 20 Jahre mir zu hoch erscheinen. Selbst wenn der nächste Kupon der Discounts komplett gepfändet würde, sind die Discounts (dann 15,4% YTM) viel rentabler als die Pars (12,4% YTM).

 

Und selbst wenn die Kläger vor dem 15.12.2012 gewinnen sollten: Die GDP-Zahlungen für 2012 belaufen sich auf 4 Mrd. Dollar, die Ansprüche der Geierfonds auf 1,4 Mrd. Dollar. Wenn Argentinien das Geld also losschickt und die Fonds ihren Teil davon herauspfänden, nachdem sie vor Gericht die vollen 200% (Tilgung plus 10 Jahre Zins-Nachzahlungen zu ca. 10% auf die Original-Anleihen!) erstritten haben, dann würden sie ein Drittel des 6%-Kupons für sich reklamieren können. Mehr nicht.

Genau das versuchen die Kläger, weil sie sich auf "pari passu" berufen, d. h. Gleichrangigkeit ihrer Forderungen mit denen der Tausch-Bonds, nicht etwa die gleichen Umtausch-Bedingungen. Denn letztere hätten sie ja schon 2010 haben können.

 

Danach hat Argentinien die Wahl: Entweder es schickt weitere 1,4 Mrd. Dollar hinterher an die Tauscher, dann ist nichts Schlimmes geschehen, oder es tut das nicht und geht wegen einer relativen Lappalie wieder in den Default.

Wenn man es so formuliert, wie ich das gerade tue, verliert Argentinien auch nicht sein Gesicht, denn es hätte dann ja versucht, nur die Tauscher zu bezahlen, und müsste sich lediglich "höherer Gewalt in den bösen USA" beugen. Frau Kirchner wirft den Amis ja ohnehin vor, eine Hetzkampagne gegen Argentinien zu führen, u. a. wegen der Inflationsdaten, die Argentinien nach amerikanischer Bankenmeinung nach unten fälscht.

Eine solche Nachzahlung ist auch deshalb die plausibelste Lösung für Argentinien, weil es dem Land verboten ist, sich mit den Klägern zu einigen. Würde Argentinien willentlich den Holdouts mehr geben als den Tauschern, dann wäre das ein Bruch des Tauschvertrags und die 93% Tauscher könnten ihrerseits Argentinien verklagen (die meisten davon natürlich wieder vor einem US-Gericht; die Anleihen in Euro haben allerdings Gerichtsstand London). Der Tauschvertrag sichert den Tauschern zu, dass Holdouts bis Ende 2014 nicht besser behandelt werden dürfen als die Tauscher selbst, anderfalls dürfen die Tauscher den Tausch rückabwickeln und dieselbe Behandlung verlangen. Dann wäre der komplette Haircut von 2005, bei dem zwei Drittel der Schulden Argentiniens gestrichen wurden, hinfällig, und das kann sich Argentinien nicht leisten.

Hinzu kommt, dass Argentinien ein Gesetz erlassen hat, das eine Bedienung der Holdouts verbietet (die Holdouts werden nicht als Teil der offiziellen Staatsverschuldung geführt, deren Ansprüche werden als "verfallen" angesehen); das ist allerdings kein echtes Hindernis, denn dieses "Riegel-Gesetz" hätte eigentlich auch die Wiederaufnahme des Tausches in 2010 verhindern sollen, die Argentinien aber trotzdem durchführte und dabei erneut zwei Drittel der Holdouts zur Annahme des haircuts überreden konnte.

 

Das Geld zum Bezahlen der Zinsen hätte Argentinien durchaus. Frau Kirchner hat extra den Zentralbankpräsidenten gefeuert, weil der sich dagegen gewehrt hat, der Regierung Zugriff auf die Währungsreserven zu gestatten, um damit die Auslandsschulden zu bedienen. Und Argentinien hat Gesetze erlassen, die es ausländischen Konzernen verbieten, ihre in Argentinien erzielten Gewinne in Fremdwährung zu tauschen (BMW legt beispielsweise seine Argentinien-Erträge in argentinischem Wein an und exportiert diesen, um das Geld irgendwie nach Hause zu transferieren).

Im September 2012 hat Frau Kirchner dann der Provinz Chaco verboten, die Zinszahlung einer ihrer Anleihen in Dollars zu begleichen (die Zentralbank hat den Antrag auf Umtausch der Pesos in Dollars einfach abgelehnt), sodass Chaco seine Zahlungen (hauptsächlich an inländische Anleger) in argentinischen Pesos leisten musste (und zwar umgerechnet zum schlechten, vom argentinischen Staat festgelegten Umtauschkurs).

Wenige Tage danach beeilte sich Frau Kirchner, nachdrücklich zu versichern, dass dieses Vorgehen für Staatsanleihen selbstverständlich nicht zu erwarten sei, und inzwischen hat die Provinz Buenos Aires am 15.10.2012 Zinsen und Teil-Tilgung (erste Rate in Höhe von 10%) der XS0234088994 pünktlich und vollständig in Euros bezahlt.

 

Es besteht übrigens noch die Chance, dass Argentinien vor dem Supreme Courts gewinnen könnte, falls dort ein politisches Urteil gefällt würde. Denn die USA selbst hat als "amicus curiae" einen Kommentar zu dem Prozess abgegeben und meint darin, dass eine Verurteilung Argentiniens "unerwünscht" sei, weil sie dazu führen würde, dass nirgendwo auf der Welt mehr eine Schuldenumstrukturierung eines Staates erfolgreich durchgeführt werden könnte: Wer würde denn in Zukunft einem haircut zustimmen, wenn er weiß, dass andere via pari passu ihre vollen 100% vor einem amerikanischen Gericht erstreiten können?

Das politische Urteil könnte lauten, dass ein Staatsbankrott die pari-passu-Klausel außer Kraft setzt. Das würde die Abwicklung von Staatsbankrotten nach dem Griechenland-Ansatz dauerhaft legitimieren: Gleiches Recht für alle, aber notfalls mit der Brechstange.

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Marius

"Griesa also said he would move to quickly resolve questions of how the payments will be made by Dec. 2. Argentina is due to make the first of three payments of more than $3 billion to bondholders on that date."

 

damit könnte man sich zu früh hier gefreut haben. Griesa will wohl jetzt mal durchgreifen, bin gespannt, ob sich argentinien beugt oder nicht

 

Griesa: Wenn Argentinien nicht zahlt, wird das Geld an die Tauscher gepfändet!!

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Karl Napf
· bearbeitet von Karl Napf
Griesa: Wenn Argentinien nicht zahlt, wird das Geld an die Tauscher gepfändet!!
Nicht "das Geld", sondern "maximal so viel Geld, wie den Klägern zugesprochen wurde".

(Außerdem ist das eine plumpe Behauptung des "Holdout" aus dem Wiebel-Forum und kein Originalzitat - ein Richter, der solche Drohungen ausstoßen würde, der würde wegen Befangenheit aus dem Prozess entfernt werden.)

 

Und das sind eben 1,4 Mrd. Dollar, d. h. ein Drittel der Zahlung am 15.12.2012.

Diese Zahlung entspricht umgerechnet etwa 6 Euro pro Kicker, also geht es um maximal 2 Euro pro Kicker (siehe unten).

 

Der Kicker ist aber seit dem Urteil um 2 Euro gefallen. Eine erfolgreiche Pfändung ist bereits weitgehend eingepreist, wenngleich ein Teil des Kursrückgangs auf die sinkende Wahrscheinlichkeit für die 2013er-Zahlung zurückzuführen sein könnte. Von der war aber seit Mitte des Jahres auch schon das meiste bekannt.

 

 

 

Inzwischen meint Richter Griesa, er wolle sein endgültiges Urteil bis zum 1. Dezember 2012 fertig haben. Denn am 2. Dezember 2012 zahlt Argentinien Zinsen, und zwar für den "Globals"-Bond. Das ist eine Anleihe, die beim zweiten Tausch 2010 entstanden ist und diejenigen Zinsen repräsentiert, welche die 2005er-Tauscher von 2005 bis 2010 erhalten haben.

Der Globals-Bond hat ein Volumen von 950 Mio. Dollar (meint die Börse Frankfurt) und einen Kupon von 8,75% fix mit halbjährlicher Zahlung, das wären also 41,5625 Mio. Dollar an Zinsen, die Argentinien auf den Weg schicken wird. Das ist weitaus weniger als die Ansprüche der Kläger, "beschützt" den Kicker also nicht signifikant; der Globals-Kupon selbst hingegen könnte komplett gepfändet werden. (Kontrollrechnung: Die Pars zahlten von 2005 bis 2010 jeweils 1,2% an Zinsen, das wären 6% der Schulden vor dem Default; bei den Discounts war die Zahlung nominalwert-bereinigt ähnlich hoch. 2010 ist die Tauscher-Rate von 76% auf 93% gestiegen, also müssten für 17 Mrd. Dollar an Altbonds, die erst 2010 getauscht wurden, etwa 6% in diesen Globals ausgegeben worden sein, was etwa 1 Mrd. Dollar entspricht.)

 

An diesem Papier kann man vielleicht beobachten, welcher Anteil der Zinsen beim Halter der Bonds ankommt; ob bzw. wann Argentinien den fehlenden Betrag nachschießt, wird man vermutlich eher nicht beobachten können, weil der Nachschuss dann erstens sofort ebenfalls komplett beschlagnahmt würde (das Verhältnis zwischen Zinsen und Klagevolumen ist zu ungünstig) und zweitens die Zeit bis zur Kicker-Zahlung relativ kurz für Argentinien ist, um zu reagieren. Ein "technischer Default" Argentiniens wäre zum Zeitpunkt dieser Zinszahlung jedenfalls möglich.

Was vermutlich nicht funktionieren wird, wäre, sich einen Mini-Betrag an Globals ins Depots zu legen und dessen Zinszahlung als "Frühwarnsystem" für den Kicker zu verwenden. Denn der Kicker wird zum Zeitpunkt der Zinszahlung an die Globals wahrscheinlich bereits nicht mehr handelbar sein, weil die Kupon-Abtrennung etwa zwei Wochen vorher erfolgt.

 

Der Globals-Bond ist übrigens in den vergangenen zwei Wochen um 20% gefallen, also um knapp das Fünffache seines Zinskupons. Es ist sicherlich plausibel, dass da der eine oder andere Investor seine Stückzinsen vor einer Pfändung retten wollte, aber man kann das Kind auch mit dem Bade ausschütten.

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Karl Napf
· bearbeitet von Karl Napf

Inzwischen sind auch die deutschen Medien auf das Ereignis aufmerksam geworden - die "Zeit Online" lieferte eine ganz ordentliche Zusammenfassung der Ereignisse.

Die dort genannten 12 Mrd. Dollar an drohendem Schaden für Argentinien halte ich für korrekt: Argentinien hatte beim Default etwa 100 Mrd. Dollar Staatsschulden, von denen inzwischen 93% umstrukturiert sind; die restlichen 7 Mrd. Dollar zu 170% (Tilgung plus 10 Jahre Zins-Nachzahlung bei Kupons von im Schnitt etwa 7-8%) kämen da genau hin.

Allerdings unterstellt die Berechnung des maximalen Schadens, dass 100% der Altbonds erfolgreich durchgeklagt werden; niemand weiß aber, ob Argentinien nicht in der Zwischenzeit heimlich selbst solche Altbonds vom Markt gekauft hat.

Hinzu kommt, dass beispielsweise nach deutschen Recht ein nennenswerter Teil der Zinsen für bisher nicht eingeklagte Altbonds bereits verjährt sind, woran auch die pari-passu-Klausel nichts ändern dürfte. Eine 100%-Quote für erfolgreiche Klagen wäre also ziemlich hoch angesetzt.

 

 

 

Was die im ZEIT-Artikel genannte Default-Gefahr für Argentinien wegen der Holdout-Ansprüche angeht:

 

Die Neu-Bonds bestehen zum größten Teil aus Pars und Discounts. Die Pars zahlen derzeit in Euro 2,26%, in Dollar 2,50%, in Pesos sogar nur 1,18%; die Discounts zahlen derzeit in Euro 3,38%, in Dollar 3,75%, in Pesos 1,77%. Es gibt mehr Pars als Discounts (Börse Frankfurt nennt 2,93 Mrd. Euro für die Discounts in Euro, 5,08 Mrd. Euro für die Pars in Euro), weil die Pars beim Tausch zwar limitiert waren, aber die Discounts das Ergebnis eines 66,3%-Nominalwert-Haircuts sind, während bei den Pars "nur" die Laufzeit gestreckt und die Kupons gesenkt wurden. Die Discounts repräsentieren also das Dreifache ihres Nominalwerts an Originalanleihen. Stark vereinfacht: Die Pars müssten insgesamt etwa 37 Mrd. Dollar Nominalwert haben und dieses Jahr 925 Mio. Dollar an Zinsen erhalten haben, die Discounts 21 Mrd. Nominalwert mit ungefähr 1050 Mio. Dollar Zinsen (wegen des Poolfaktors).

Diese zusammen 2 Mrd. Dollar sowie die Zinsen für weitere inländische Bonds zahlt Argentinien bei einem BIP von 450 Mrd. Dollar mit der linken Hand, denn mangels Zugang zum Kapitalmarkt und aufgrund des immensen Wirtschaftswachstums in den vergangenen Jahren liegt die Staatsverschuldung des Landes derzeit bei 45% des BIP, und das bei Kupons von im Schnitt nur 3%; Deutschlands Verschuldung ist doppelt so hoch, bei Kupons in ähnlicher Höhe.

 

Schlimm für Argentinien ist der Kicker mit seiner immens gestiegenen Ausschüttung: Kicker gibt es nämlich ungefähr im Nominalwert der Höhe der Schulden vor dem Default (es gab zu jedem Par einen Kicker, zu jedem Discount aber 100/33,7 = 2,96 Kicker). Wenn die im laufenden Jahr 6% zahlen sollten, dann würde allein der Kicker an Zinszahlungen das Dreifache der Summe aus Par-Zinsen und Discount-Zinsen ausmachen; dieser Wert läge dann auch weit über den bisher in der Presse gemeldeten 4 Mrd. Dollar, die im Dezember ausgeschüttet werden sollen (vielleicht rechnet die Presse noch mit dem Vorjahreswert des Kickers von 4,19%?). Bereits zwei Zahlungen des Kickers in der aktuellen Höhe wären dann für Argentinien genauso schlimm wie sämtliche erfolgreich durchgeklagten Altbonds. (Ein Grund mehr, damit zu rechnen, dass Argentinien sein 2012er-Wachstum nach unten "korrigieren" könnte, falls es knapp werden sollte...)

 

Die Währungsreserven Argentiniens belaufen sich laut FAZ auf 45 Mrd. Dollar. Einen Default Argentiniens sehe ich daher auch dann nicht vor der Türe stehen, wenn die Holdouts das Maximum herausholen sollten. Ein fortgesetzt 'hohes' Wirtschaftswachstum würde Argentinien mehr weh tun, so paradox das klingen mag.

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Karl Napf
· bearbeitet von Karl Napf
Grundsätzlich geht es um folgendes: Argentinien ist nicht zahlungsunfähig, sondern zahlungsunwillig. Und genau hier knüpft das Urteil an. Es steht nicht im Belieben eines Schuldners (hier Argentinien), dass er sich in "Großherrenmanier" aussucht, welche Schulden er Lust hat zu begleichen und welche nicht. Darin sieht das Gericht - völlig zu recht - eine krasse Ungleichbehandlung.
Das ist aber eventuell zu kurz gedacht.

 

Zum Zeitpunkt des Defaults war Argentinien zahlungsunfähig. Und das Land wäre auch heute noch zahlungsunfähig, wenn es nicht hätte umschulden können.

Wenn die Tatsache, dass die Tauscher durch ihren Verzicht das Land wieder in den Zustand der Zahlungsfähigkeit versetzt haben, nun zugunsten der Nicht-Tauscher als "Unwillen" interpretiert wird, dann wird nie mehr irgend jemand bei einem Staatsbankrott tauschen. Genau das hat die amerikanische Regierung in ihrem amicus-curiae-Beitrag zum Ausdruck gebracht.

 

Langfristig könnte die Lösung des Problems darin bestehen, sämtliche Anleihen dieser Welt mit CACs auszustatten. Das wiederum geht aber normalerweise nicht rückwirkend (es sei denn, man heißt Griechenland...), also würde es jahrzehntelang "Altlasten" geben, die eine Restrukturierung von Schulden blockieren können.

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Maikel
Zum Zeitpunkt des Defaults war Argentinien zahlungsunfähig.

Bin ich nicht der Meinung.

Woran machst du das fest?

Soweit ich weiß, gibt es dafür kein "offizielles" Kriterium (wie es das bei Privat- und Firmen-Insolvenzen gibt.)

 

Gruß, Michael

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BondWurzel
· bearbeitet von BondWurzel
Zum Zeitpunkt des Defaults war Argentinien zahlungsunfähig.

Bin ich nicht der Meinung.

Woran machst du das fest?

Soweit ich weiß, gibt es dafür kein "offizielles" Kriterium (wie es das bei Privat- und Firmen-Insolvenzen gibt.)

 

Gruß, Michael

Sie konnten ihre Schulden nicht mehr bezahlen und wurden mit default eingestuft, es gibt klar ein offizielles Kriterium.

 

Die Nicht-Umschulder haben aber noch immer nichts bekommen.

WKN 410 300

Letztes Rating D

Rating Agentur DBR

Rating Datum 19.10.2010

 

https://www.boerse-stuttgart.de/rd/de/anleihen/factsheet?sSymbol=A8RJ.STU〈=de

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Karl Napf
· bearbeitet von Karl Napf
Zum Zeitpunkt des Defaults war Argentinien zahlungsunfähig.
Bin ich nicht der Meinung.

Woran machst du das fest?

Soweit ich weiß, gibt es dafür kein "offizielles" Kriterium (wie es das bei Privat- und Firmen-Insolvenzen gibt.)

Letzten Endes an der mehrheitlichen Entscheidung der Tauscher, auf ihre Ansprüche zu verzichten. Es hätten auch alle klagen können (die pari-passu-Klausel gab es ja damals schon), und eine Entscheidung der Banken auf politischen Druck wie bei Griechenland gab es damals nicht.

 

Die Lage Argentiniens mit seiner überbewerteten und fest an den Dollar gebundenen Währung war ganz ähnlich wie die Lage Griechenlands heute: Nicht mehr wettbewerbsfähig im Vergleich zu seinen direkten Nachbarn (in erster Linie Brasilien, wohin die Arbeitsplätze in Scharen abwanderten, was Brasilien selbst einen Default ersparte - die hatten ihre Dollar-Bindung bereits aufgegeben).

Und durch die Abwertung des Peso um 75% vervierfachten sich die seit der vorherigen Abwertung ohnehin bereits stark gestiegenen Fremdwährungsschulden, nachdem das Land schon 6 Jahre vor dem Default Zinskupons von bis zu 12% hatte bieten müssen. Die Höhe des Haircut war geringer als die Höhe der Währungsabwertung.

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Akaman
· bearbeitet von Akaman

Die Frage, ob Argentinien seinerzeit nicht zahlen wollte oder nicht zahlen konnte, ist - angesichts der unmittelbaren Vorgeschichte - imho eindeutig zu beantworten, aber diese Diskussion ist müssig.

 

Karl hat sich viel Mühe damit gegeben, die Fakten zusammenzustellen (danke, sehr verdienstvoll!). Leider werde ich davon weder profitieren können noch wollen, da ich argentinische Anleihen in der Vergangenheit stets höchstens nur zum kürzestfristigen Surfen benutzt habe (per Saldo deutlich grün, aber insgesamt nicht gerade überwältigend) und auch weiterhin keine mittelfristigen Engagements eingehen möchte. Meine Gründe: erstens gibt es mir zu viele Insider, und zweitens sind imho neben den rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch die politischen relevant (in Argentinien kann immer alles passieren, und dieses farbenfrohe alles können wir in der Zeitgeschichte problemlos besichtigen). Drittens sollte man mMn immer den Hintergrund der spezifischen Schuldnerkultur im Auge behalten (dieser Punkt steht in einem engen Zusammenhang mit dem zweiten).

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