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Schlaftablette

The Clorox Co. (CLX)

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Nach einer längeren Durststrecke habe ich mal wieder etwas Zeit gefunden, um ein von mir analysiertes Unternehmen hier mal genauer vorzustellen. Ich finde Clorox deswegen interessant, weil man hierbei etwas lernen kann (d.h. ich habe hier auch etwas gelernt, was ich hier mal zur Diskussion stellen würde).

 

Unternehmen: The Clorox Co.

ISIN: US1890541097

WKN: 856678

Branche: Konsumgüter

Marktkapitalisierung: ca. 8,5 Mrd. €

 

Profil: Clorox Company ist ein weltweiter Hersteller von Haushalts- und Pflegeprodukten sowie Lebensmitteln. Zu den bekannten Markennamen zählen unter anderem Green Works Reinigungsmittel, Kiefer-Sol, Fresh Step Katzenstreu, Kingsford Holzkohle, Hidden Valley und KC Masterpiece Dressings und Saucen, Brita Wasser-Filtrationsprodukte, Glad Verpackungen und Behälter sowie Burt Bees Natur-Pflegeprodukte. Vertrieben werden die Artikel hauptsächlich an Zwischenhändler, Lebensmittelläden und andere Einzelhändler. (Quelle: finanzen.net)

 

Besonderheiten: 1957 wurde das Unternehmen Clorox von dem Konkurrenten Procter & Gamble gekauft. Der Kauf wurde jedoch von der US-amerikanischen Federal Trade Commission (FTC) untersagt, da die FTC im Haushaltswarenmarkt der Vereinigten Staaten eine Monopolstellung von Procter & Gamble befürchtete. Die FTC gewann diesen Streit und 1969 wurde Clorox wieder ein unabhängiges Unternehmen. (Quelle: Wikipedia)

 

Bevor ich zum quantitativen Teil (also zu den Zahlen) komme, möchte ich ein paar qualitative Aussagen in den Raum stellen. (Quelle: Geschäftsberichte Clorox)

 

Over a five-year period, we’ve grown sales at a compounded annual growth rate of about 3 percent, due, in part, to strategic and bolt-on acquisitions as well as price increases implemented across our brands to address higher commodity costs and inflation.

Das deutet für mich darauf hin, dass Clorox zumindest teilweise inflationsbedingte Preissteigerungen bei den Konsumenten durchsetzen kann.

 

Today, nearly 90 percent of our brands are the No.1 or No. 2 market share leaders in their categories.

Wir haben hier also eine starke Marktposition.

 

Es gibt außerdem ein Exposure gegenüber Venezuela und Argentinien, allerdings sind das verhältnismäßig kleine Anteile am Gesamtumsatz (ich meine, irgendetwas um 3%). 80% der Umsatzes finden in den USA statt. D.h. hier bietet sich ein großer, noch zu erobernder Markt ausserhalb der USA an. Clorox will das auch angehen, allerdings behutsam. Man will die Märkte, in denen man bereits Fuß gefasst hat, zuerst durchdringen.

 

Schauen wir uns jetzt mal die Zahlen an.

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Der Umsatz sieht erstmal nicht schlecht aus. (Achtung, Skalierung der Y-Achse beginnt bei 3 Mrd. US-$). Wir haben eine einigermaßen kontinuierliche Steigerung. Das Umsatzwachsum seit 2002 beträgt etwa 3,1% p.a.

 

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Der Nettogewinn sieht nicht mehr ganz so schön aus. Es entwickelt sich nicht so gleichmäßig. Damit sind auch Aussagen über das Gewinnwachstum ein wenig abhängig vom Zeitraum. Betrachtet man den Zeitraum 2002-2013, dann ergibt sich ein Gewinnwachstum von 5,4% p.a. Lässt man 2002 aus und betrachtet den Zeitraum 2003-2013, dann bleiben nur noch 4,4% p.a. Was aufgrund des Zinseszins-Effektes schon beachtenswert ist. Im Jahr 2005 gab es ausserdem einen Ausreisser nach oben. Eine Recherche liefert folgenden Sachverhalt: Henkel war Großaktionär bei Clorox und hielt ca. 29% der Aktien. Clorox konnte diese Anteile 2005 zu einem 15%igen Discount zum Börsenpreis für 46,25 US-$ je Aktie kaufen. Dieser Discount musste als steuerfreier Gewinn für Clorox ausgewiesen werden. Wenig später wurden die Aktien eingestampft. Man kann das ganze also als kreditfinanzierten Aktienrückkauf ansehen. Die Auswirkungen auf das Eigenkapital sehen wir später.

 

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Die Umsatzrendite sieht (abgesehen von 2005) in etwa im Bereich 8-12% und liegt damit etwa in einem ähnlichen Bereich wie z.B. Nestle. Meine persönliche Benchmark ist Coca-Cola: Da liegt die Umsatzrendite >18%.

 

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Uns als Anleger interessieren die EPS (earnings per share) mehr als der nackte Gewinn. Denn auch wenn der Gewinn stagniert, kann das EPS trotzdem steigen, indem Aktien zurückgekauft werden. Und dass ist hier auch geschehen. Die EPS sind im Zeitraum 2002-2013 um 11% p.a. gestiegen. Allerdings waren die Jahre seit 2010 nicht so ergiebig. Dass die EPS stärker als der Nettogewinn gestiegen ist, liegt an den zurückgekauften Aktien.

 

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Wie man sieht, gab es in 2005 einen großen Sprung. Das war der Deal mit Henkel. In den letzten 11 Jahren hat Clorox 40,4% seiner eigenen Aktien vom Markt genommen. Das entspricht ca. 4,6% p.a. Eine ziemliche Hausnummer meiner Meinung nach. Wie nachhaltig soetwas ist, und wie lange man das Tempo durchhalten kann, darüber müssen wir uns noch unterhalten.

 

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Clorox hat nach eigenen Angaben seine Dividende seit 36 Jahren erhöht. Die Dividende ist in den letzten 11 Jahren um ca. 10,9% p.a. gestiegen und damit fast genau so schnell, wie die EPS. D.h. aber auch: Wenn das EPS-Wachstum nicht weiter aufrechterhalten werden kann, dann wird auch die DIvidendensteigerung langsamer vonstattengehen.

 

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Das Pay-out Ratio liegt bei stabilen 60%. Für mich ist der Wert ok.

 

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Am Eigenkapital sieht man, das Clorox einen ziemlich heißen Reifen fährt. Momentan liegt das Eigenkapital irgendwo um die 3,4%. Der große Sprung kam 2005. Um den Henkel-Anteil zurückzukaufen wurden Schulden aufgenommen. Diese zurückgekauften Aktien werden als Treasury Stocks bezeichnet. Das Geld, dass man dafür ausgegeben hat, stammt größtenteils aus den "retained earnings", also den zurückgelegten Gewinnen. Das heißt vereinfacht: In den Jahren vor 2005 wurde ein Teil des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet, und ein Teil wurde einbehalten, um weiter ins Geschäft zu investieren. Diese zurückgelegten Gewinne wanderten ins Eigenkapital, und davon wurden Investitionen getätigt. Jetzt, in 2005 wurden diese Gewinne genutzt, um davon Aktien zurückzukaufen (Das ist jetzt etwas vereinfacht geschrieben, die Bilanz-Profis unter uns mögen es mir verzeihen, oder lieber noch: den Sachverhalt besser erklären). Denn bei Aktienrückkäufen wird das verdiente Geld genutzt, um die Aktien anschließend zu vernichten. D.h. Geld geht aus dem Unternehmen raus, aber ausser bedrucktem Papier (eigene Aktien) kommt nichts rein. Deswegen werden "Treasury shares" auch vom Eigenkapital abgezogen.

 

Für Clorox steht z.B. für das Jahr 2005 in der Bilanz für das Eigenkapital (vereinfacht):

250 Mio. US-$ Aktienkapital - 250 Mio. ausgegebene Aktien zu 1 US-$ Nennwert

3.684 Mio. US-$ Retained Earnings

-4.463 Mio. US-$ Trasury Shares

 

Das heißt: Clorox hat bis 2005 3,6Mrd US-$ Gewinne zurückgelegt, und für 4,4 Mrd. US-$ eigene Aktien gekauft. D.h. das Eigenkapital wird negativ.

Das Thema "Negatives Eigenkapital" hatten wir auch schon bei Phillip Morris und Lorillard.

 

Mit einem negtiven Eigenkapital kann man leider keine Eigenkapitalrendite errechnen. Daher hier mal die Gesamtkapitalrendite:

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Die Gesamtkapitalrendite liegt bei 12-13%. In meinen Augen ist das ein fantastischer Wert (Man korrigiere mich bitte, wenn ich mit den folgenden Überlegungen falsch liege). Käme Clorox auf die Idee, den Fremdkapitalanteil von annähernd 100% auf ca, 50% zu halbieren (wie auch immer das passiert), so würde die EK-Rendite ca. 25% bei 50% EK-Quote liegen. Zum Vergleich: Nestle hat mit 50% EK eine EK-Rendite von unter 20%. Im Bereich GK-Rendite könnte Clorox also durchaus mit Coca-Cola mithalten. Clorox ist sogar leicht besser.

 

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Hier mal die Struktur der langfristigen Schulden von Clorox. Diese sind bis 2022 gestreckt, also über die nächsten 8 Jahre.

 

Edit: Diagramm war falsch und wurde entfernt. Korrektes Diagramm siehe Beitrag #10.

Hier habe ich mal die Cash-Flows von Clorox dargestellt. Dazu gibt es mehrere Besonderheiten: Einmal die Spalte Capital Expenditures: Wenn ich das richtig verstehe, sind das die Ausgaben, die man tätigen muss, um das Geschäft weiter am laufen zu halten (also z.B. Reparaturen etc.). Die "Capital Expeditures" und die Unternhemenszukäufe bilden den "Cash-Flow from Investments". Die "Capital Expeditures" liegen über die letzten Jahre relativ stabil bei um die 200 Mio. US-$ p.a. Nun weiß ich nicht, ob das Unternehmen nur das allernötigste macht (und die Produktionsmittel kurz vor dem verrotten sind), oder ob nicht mehr Investments nötig sind. Aber anscheinend hat das System seit 10 Jahren schon so funktioniert. Also kann man das wohl als prognostizierbar einschätzen.

 

Was negativ auffällt: der operative Cash-Flow schwankt im Verlauf der letzten 10 Jahre, eine eindeutige positive Entwicklung ist nicht zu erkennen.

 

Dann habe ich noch eine zusätzliche Spalte eingefügt: "Für Schuldentilgung verwendbar". Diese Spalte rechne ich: Operat. CF - Capital Expenditures - Zinsen - Dividenden = Für Schuldentilgung verwendbar

D.h. wieviel Geld ist nach Instandhaltung, Zinsen und Dividenden noch über, um Schulden zu tilgen, oder Aktien zurückzukaufen, oder zum Investieren? Das waren im Schnitt der letzten 5 Jahre ca. 93 Mio. US-$ p.a. nicht wirklich viel für meinen Geschmack. Außerdem habe ich noch ein Sale-and-Lease back Geschäft im GB entdeckt: Das Firmengebäude ist verkauft und zurückgemietet worden, um das working capital zu senken. Alles in allem ist Clorox damit auch von den Zinsen am Kapitalmarkt abhängig sein. Ich sehe das momentan nicht als problematisch an, denn ein massiver Anstieg der Zinssätze wird die hochverschuldeten Volkswirtschaften strangulieren. Die Notenbanken werden also alles tun, um die Zinssätze verhältnismäßig niedrig zu halten.

 

Damit endet meine Übersicht über das Zahlenwerk. Eine Besonderheit habe ich bei Clorox gelernt. Viele Langfrist-Investoren schauen auf die prozentuale langfristige EPS-Entwicklung. Diese Zahl kann aber täuschen. Nämlich, wenn ein Unternehmen sein Eigenkapital in dem Zeitraum für kreditfinanzierte Aktienrückkäufe ausschüttet. Das ganze kann man machen, aber nur einmal. Für Clorox heißt das: Ich glaube nicht, dass das EPS-Wachstum die nächsten Jahre genauso stark weitergeht wie in den letzten 10 Jahren. Außer: die Expansion auf andere Märkte ausserhalb der USA gelingt.

Strenggenommen müsste man generell das EPS-Wachstum um Veränderungen bei der Eigenkapital-Quote normieren bzw. korrigieren. Vorsichtig muss man insbesondere sein, wenn man den sogenannten "Easy-Buffet" für schnelle Abschätzungen nutzt. Hier sind Verzerrungen möglich.

 

Zum Schluss: Ich bin mit einer ersten Position in Clorox investiert, habe das Unternehmen aber weiter im Auge. Diese Position wird - gemessen am Gesamtdepot - in Zukuft auch nicht zu groß werden. Ist eher Beimischung, hauptsächlich aus zwei Gründen:

1. Ich glaube (oder wette darauf), dass die Expansion ins Ausland in den nächsten Jahren gelingt.

2. Ich liebe "kleine" AG's mit einer geringen Marktkapitalisierung.

 

Aktueller Kurs: 89,10 US-$

KGV: 20,7

KBV: 81,1 (liegt an der geringen EK-Qoute von 3,4%, daher nicht aussagekräftig)

Dividendenrendite: 3,0%

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Stockinvestor

Ich glaube, da hast Du gestern auf die Einnahme von Schlaftabletten verzichtet und um 4:42 Uhr morgens diese tolle Analyse reingestellt.

Danke, Schlaftablette. Wirklich gute Arbeit.

 

Die Auswirkungen von Aktienrückkäufen hast Du gut erkannt, weswegen ich mir vor allem die Entwicklung der Gesamtgewinne anschaue.

Bei Gewinn pro Aktie kann nämlich Schönfärberei betrieben werden. Und ein Gewinnwachstum vergegaukelt werden, der gar nicht da ist. Besonders ärgerlich, wenn Aktien zu hohen KGVs zurückgekauft werden.

Auch die Sicht, ob die ganze Aktienrückkauferei nicht auch Gefahren birgt, hast Du berücksichtigt.

 

Ich bin ja auch kein Profi, Ich gehe so vor, um zu scauen, ob die Geldaufnehmerei gefährlich werden kann.

Ich schaue mir "Total Cash from Operations" an, waren 2013 775 Mio USD., davon ziehe ich Capex von 194 Mio. USD ab. Verbleiben 581 Mio. USD. Dies würde ausreichen, um die Zinsen von 129 Mio. USD und die Steuerlast von 263 Mio. USD zu bedienen.

Die verbleibenden 189 Mio. USD können ausgeschüttet oder für steigende Zinslasten verwendet werden. Ich würde mit meinem laienhaften Verständnis bis jetzt auch keine Probleme sehen.

Und noch ein Wort zu den Capex. Darunter verstehe ich nicht nur die notwendigsten Reparaturen, sondern auch wirkliche Neuanschaffungen, die zur Aufrechterhaltung des Betriebes dienen.

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Quelle: FT.com

 

Nochmal, danke für die tolle Arbeit. Prima Diskussionsgrundlage.

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Lensk
· bearbeitet von Lensk

Vielen Dank für die Ausführungen. Trotz der Links habe ich die Eigenkapitalpolitik aber nicht wirklich verstanden. Mir ist der Hebel und der Vorteil der Aktienrückkäufe klar, auch die Entstehung des negativen EK. Aber lässt sich diese Politik undendlich lange fortführen, solange man dabei auf die Liqui III achtet? Die Gefahren von einer niedrigen EKQ gelten doch auch hier, oder nicht?

Gibt es eine Guidance für ein Deleveraging? Ich habe nichts dazu gefunden, allerdings haben die Kennzahlen in Fiscal 2013 mMn eine Tendenz zu einer etwas konservativeren Steuerung gezeigt (positives EK, gestiegene Stabilitätskennzahlen wie Liqui III)

 

Trotzdem ein sehr interessanter Pick, wie ich finde. Das Unternehmen hat laut Website auch eine sehr starke Marktstellung, ich habe mir auch ein Interview mit dem CEO angeschaut - macht einen positiven Eindruck. Trotzdem wäre mir die Aktie auf dem aktuellen Niveau etwas zu teuer. Ein KGV von >20 steht einer recht langweiligen Gewinnentwicklung gegenüber. Klasse sind natürlich die Dividende und die Aktienrückkäufe. Damit kann vielleicht auch das schwache Wachstum ausgeglichen werden?

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Dein Eröffnungsbeitrag ist der Hammer, dafür erstmal :thumbsup: Ich habe mir Clorox auch mal kurz angesehen. Deine Überlegung, dass kleine Unternehmen mehr Wachstum generieren können als große Dickschiffe, ist nachvollziehbar (hier sei in erster Linie an P&G gedacht). Aber das mickrige Eigenkapital finde ich arg bedenklich. Was ist, wenn bei einer überhasteten Expansion ins Ausland plötzlich ein Jahresverlust zu Buche schlägt...? :ermm: Für ein KGV um die 20 kann man z. Z. auch Colgate-Palmolive kaufen. Die sind zwar kein Nebenwert, aber im Vergleich zu P&G immer noch deutlich kleiner. Und bei einem ordentlichen Eigenkapital darf man da immer noch reichlich Wachstumsphantasie haben.

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Flughafen

Ich möchte mich für Deine Analyse bedanken. Ist eine Super-Arbeit und ein tolles Beispiel, wie man Unternehmen analysieren kann. Hoffe, es auch mal so gut zu können, wie Du. :thumbsup:

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Schlaftablette

Ich glaube, da hast Du gestern auf die Einnahme von Schlaftabletten verzichtet und um 4:42 Uhr morgens diese tolle Analyse reingestellt.

(...)

Die Auswirkungen von Aktienrückkäufen hast Du gut erkannt, weswegen ich mir vor allem die Entwicklung der Gesamtgewinne anschaue.

Bei Gewinn pro Aktie kann nämlich Schönfärberei betrieben werden. Und ein Gewinnwachstum vergegaukelt werden, der gar nicht da ist. Besonders ärgerlich, wenn Aktien zu hohen KGVs zurückgekauft werden.

Auch die Sicht, ob die ganze Aktienrückkauferei nicht auch Gefahren birgt, hast Du berücksichtigt.

 

Hallo Stockinvestor,

 

zuerst mal danke für das Lob. In Chile gehen die Uhren um etwa 4 Stunden langsamer, es war also nicht ganz so spät ;).

 

Was das EPS angeht: Wäre ich Besitzer des gesamten Unternehmens, würde ich vor allem Wert auf gestiegene Nettogewinne legen. Als Aktionär liegt mir vor allem daran, das mein Anteil am Kuchen steigt (auch wenn der Kuchen selbst nur gleichgroß bleibt). Insofern ist die Kennzahl EPS nicht ganz unwichtig. Aber auch nicht das wichtigste.

 

Vielen Dank für die Ausführungen. Trotz der Links habe ich die Eigenkapitalpolitik aber nicht wirklich verstanden. Mir ist der Hebel und der Vorteil der Aktienrückkäufe klar, auch die Entstehung des negativen EK. Aber lässt sich diese Politik undendlich lange fortführen, solange man dabei auf die Liqui III achtet? Die Gefahren von einer niedrigen EKQ gelten doch auch hier, oder nicht?

Gibt es eine Guidance für ein Deleveraging? Ich habe nichts dazu gefunden, allerdings haben die Kennzahlen in Fiscal 2013 mMn eine Tendenz zu einer etwas konservativeren Steuerung gezeigt (positives EK, gestiegene Stabilitätskennzahlen wie Liqui III)

 

Hallo Lensk

 

genau das war es, was ich sagen wollte. Man kann solche Aktionen nur einmal durchziehen. Nehmen wir ein fiktives Beispiel: Zwei Unternehmen, verdienen dasselbe EPS. Beide haben eine EKQ von 30%. Beide werden am Markt identisch bewertet. Meinetwegen mit KGV 20. Nun sagt sich Unternehmen A: Ich nehme Kredite i.H. meines EK auf und Kaufe damit Aktien zurück. Infolgedessen steigt natürlich das EPS bei A stärker als bei B. Ein unbedarfter Investor wird nun glauben: "Siehe da, bei A wächst das EPS um 15% p.a., bei B nur um 10%." Das wird auch passieren, wenn man z.B. die letzten 3 Jahre vergleicht. Das Problem: Unternehmen A hat sein EK schon ausgegeben und fährt jetzt mit 0% einen heißen Reifen. Eine solche EPS-Steigerung wie in der Vergangenheit kann sich das Unternehmen nicht mehr leisten. Es ist ja kein Eigenkapital mehr da mit dem nochmal soviele Aktien zurückgekauft werden können. DIeses müsste erst aufgebaut werden. D.h. man müsste Gewinne zurücklegen statt diese an die Aktionäre auszuschütten. Man würde also in den nächsten Jahren dem Unternehmen B hinterherhinken. Bevor man so eine Aktion ein zweites Mal durchziehen könnte, müsste man erst wieder 30% EK aufbauen. Insofern macht es Sinn, EPS-Steigerungen um die Veränderung der EKQ zu bereinigen.

 

Um das mal bildlich auszudrücken: Zwei Läufer laufen einen Marathon. Läufer A legt einen Zwischensprint (Aktienrückkäufe zulasten der EKQ) ein und macht ein paar 100 Meter gegen Läufer B gut. Aber anschließend muss er kürzer treten, weil er ausgepowert hat (= Eigenkapital muss aufgebaut werden). Welcher der beiden auf lange Sicht besser dasteht? Ich weiß es nicht. Man darf aber nicht glauben, dass der Sprinter immer so weiter rennen kann.

 

0% Eigenkapital ist auf längere Sicht bei einem Nicht-zyklischen Geschäft durchaus möglich, wenn stabile Cash-Flows vorliegen und die Liquidität gesichert ist. Man darf aber keine großen Fehler machen (d.h. Abschreibungen auf überteuerte Einkäufe, gescheiterte Expansionspläne etc.). Bestes Gegenbeispiel: ThyssenKrupp: Extrem zyklisches Stahlgeschäft und dann noch gleichzeitig hohe Abschreibungen auf Investitionen in der Krise können durchaus 25-30% EKQ vernichten.

 

Einen Schuldentilgungsplan habe ich im GB nicht gefunden. Und auf die Daten vom letzten GB (ca 3%) würde ich nicht viel geben. Das war in den letzten Jahren immer im Bereich -5% bis +5%. Kann also sein, dass es im nächsten GB wieder unter 0% werden.

 

Aber das mickrige Eigenkapital finde ich arg bedenklich. Was ist, wenn bei einer überhasteten Expansion ins Ausland plötzlich ein Jahresverlust zu Buche schlägt...? :ermm: Für ein KGV um die 20 kann man z. Z. auch Colgate-Palmolive kaufen. Die sind zwar kein Nebenwert, aber im Vergleich zu P&G immer noch deutlich kleiner. Und bei einem ordentlichen Eigenkapital darf man da immer noch reichlich Wachstumsphantasie haben.

 

Hallo Schildkröte,

du hast prinzipiell recht, und Colgate _ Palmolive steht auch auf meiner Watchlist. Was die Expansion angeht, so will Clorox diese vorsichtig angehen. Ich zitiere mich selbst: :blushing:

80% der Umsatzes finden in den USA statt. D.h. hier bietet sich ein großer, noch zu erobernder Markt ausserhalb der USA an. Clorox will das auch angehen, allerdings behutsam. Man will die Märkte, in denen man bereits Fuß gefasst hat, zuerst durchdringen.

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Schlaftablette
· bearbeitet von Schlaftablette

Hallo Stockinvestor,

 

bei einer meiner Recherchen ist mir ein systematischer Fehler aufgefallen, und ich glaube du machst in deinem Post denselben Fehler wie ich bisher:

 

Ich bin ja auch kein Profi, Ich gehe so vor, um zu schauen, ob die Geldaufnehmerei gefährlich werden kann.

Ich schaue mir "Total Cash from Operations" an, waren 2013 775 Mio USD., davon ziehe ich Capex von 194 Mio. USD ab. Verbleiben 581 Mio. USD. Dies würde ausreichen, um die Zinsen von 129 Mio. USD und die Steuerlast von 263 Mio. USD zu bedienen.

Die verbleibenden 189 Mio. USD können ausgeschüttet oder für steigende Zinslasten verwendet werden. Ich würde mit meinem laienhaften Verständnis bis jetzt auch keine Probleme sehen.

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Quelle: FT.com

 

Also: der erste Schritt ist korrekt: "Total Cash from Operations" an, waren 2013 bei 775 Mio US.

Aber: die "Total Cash from Operations" basieren auf "Net earnings", also Gewinnen, nachdem schon Steuern und Zinsen bezahlt wurden!

Das heißt: Von den "Total Cash from Operations" ziehst du noch die Capex ab (also 194 Mio. USD.). Verbleiben 581 Mio. USD. Und das wars! Wenn du jetzt noch Zinsen und Steuern abziehst, dann sind die zweimal abgezogen worden! Das dürfte man nur, wenn das EBIT statt Net Earnings für die "Total Cash from Operations" genutzt würde.

 

Fazit: von den verbleibenden 581 Mio. USD kann man 335 Mio. für Dividenden auszahlen. Es bleiben 246 Mio. USD für Aktienrückkäufe, Schuldentilgung oder Investitionen über.

 

Was denkst du darüber?

Kann bitte jemand der Bilanzprofis mal drüber schauen?

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schinderhannes
· bearbeitet von schinderhannes

Für sowas würde ich immer im Cash Flow Statement gucken.

Unterm Strich wurde das Jahr mit 267 mUSD in Cash begonnen und 299 beendet.

Und ja, bei den zugrunde liegenden 572 Net Earnings sind Zinsen und Steuern schon ab.

 

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Stockinvestor

Hallo Stockinvestor,

 

bei einer meiner Recherchen ist mir ein systematischer Fehler aufgefallen, und ich glaube du machst in deinem Post denselben Fehler wie ich bisher:

 

Ich bin ja auch kein Profi, Ich gehe so vor, um zu schauen, ob die Geldaufnehmerei gefährlich werden kann.

Ich schaue mir "Total Cash from Operations" an, waren 2013 775 Mio USD., davon ziehe ich Capex von 194 Mio. USD ab. Verbleiben 581 Mio. USD. Dies würde ausreichen, um die Zinsen von 129 Mio. USD und die Steuerlast von 263 Mio. USD zu bedienen.

Die verbleibenden 189 Mio. USD können ausgeschüttet oder für steigende Zinslasten verwendet werden. Ich würde mit meinem laienhaften Verständnis bis jetzt auch keine Probleme sehen.

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Quelle: FT.com

 

Also: der erste Schritt ist korrekt: "Total Cash from Operations" an, waren 2013 bei 775 Mio US.

Aber: die "Total Cash from Operations" basieren auf "Net earnings", also Gewinnen, nachdem schon Steuern und Zinsen bezahlt wurden!

Das heißt: Von den "Total Cash from Operations" ziehst du noch die Capex ab (also 194 Mio. USD.). Verbleiben 581 Mio. USD. Und das wars! Wenn du jetzt noch Zinsen und Steuern abziehst, dann sind die zweimal abgezogen worden! Das dürfte man nur, wenn das EBIT statt Net Earnings für die "Total Cash from Operations" genutzt würde.

 

Fazit: von den verbleibenden 581 Mio. USD kann man 335 Mio. für Dividenden auszahlen. Es bleiben 246 Mio. USD für Aktienrückkäufe, Schuldentilgung oder Investitionen über.

 

Was denkst du darüber?

Kann bitte jemand der Bilanzprofis mal drüber schauen?

 

Hallo Schlaftablette,

du hast recht. Da habe ich mich wohl von der Anordnung im Cashflow bei FT.com verwirren lassen.

 

Ich muss jetzt aber mal gegenfragen.

Du kommst bei Deiner Aufstellung "Für Schuldentilgung verwendbar" auf 124 Mio. USD.

Warum hast Du hier die Zinsen abgezogen?

 

Bliebe die Frage offen, ob die 246 Mio. USD jetzt viel oder wenig zur Schuldentilgung sind und ab welcher Zinslast so eine Verschuldung gefährlich wird.

Gibt es da z.B. irgendwelche Faustformeln?

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Schlaftablette

Hallo Schlaftablette,

(...)

Ich muss jetzt aber mal gegenfragen.

Du kommst bei Deiner Aufstellung "Für Schuldentilgung verwendbar" auf 124 Mio. USD.

Warum hast Du hier die Zinsen abgezogen?

 

Bliebe die Frage offen, ob die 246 Mio. USD jetzt viel oder wenig zur Schuldentilgung sind und ab welcher Zinslast so eine Verschuldung gefährlich wird.

Gibt es da z.B. irgendwelche Faustformeln?

 

Hallo Stockinvestor,

ich muss gestehen, ich wusste es früher auch nicht besser. Mir ist das erst neulich aufgefallen, als ich mir Colgate-Palmolive im Detail angesehen habe. :blushing:

 

Nun will ich aber meine Schuldigkeit erfüllen und korrekte Daten nachliefern:

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Im Schnitt waren in den letzten 5 Jahren 225 Mio. USD zur Schuldentilgung oder für Aktienrückkäufe übrig.

 

Über deine Frage, wie man das einschätzen soll, habe ich nachgedacht. Gesetzt der Fall Clorox müsste EK in Höhe von 25% aufbauen (z.B. wegen eines Rating-downgrades oder wegen massiv Steigender Zinsen), so entspräche das bei einer Bilanzsumme von 4300 Mio. USD ca. 1.100 Mio. USD oder ca. 5 Jahre lang keine Investitionen, keine Aktienrückkäufe und keine Dividendensteigerung, sonst dauert das alles noch länger. Sollten die Zinsen tatsächlich steigen, dann sind 5 Jahre eine ziemlich lange Durststrecke. In 5 Jahren kann viel passieren. Und das dann auch noch bei volatilen Cash-Flows.

 

Ich frage mich, warum das Management diesen heißen Reifen fährt. Meine Vermutung: Clorox ist ein recht kleiner Player (Markt-Cap nur ca. 9 Mrd. USD), d.h. es ist immer übernahmegefährdet. Mit dieser hohen Verschuldung ist Clorox allerdings für eine Übernahme uninteressant. Im Vergleich mit Colgate schneidet Clorox jedenfalls in den meisten Bereichen deutlich schlechter ab. Daher werde ich kein frisches Geld mehr in Clorox investieren. Sollte die Expansion in die Auslandsmärkte gelingen, dann ist das schön. Wenn aber in 2-3 Jahren nichts kommt, muss das Unternehmen nochmal genauer unter die Lupe.

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H.B.

 

Ich frage mich, warum das Management diesen heißen Reifen fährt.

 

Weil Geld derzeit einfach preiswert ist?

 

Im Grunde verhält sich das Management doch systemkonform.

Die Zentralbanken der Industrieländer ermuntern Unternehmen geradezu, sich mit Fremdkapital aufzupustern.

 

Für einen Wachstumswert ist maximale Verschuldung die logische Strategie.

Wenn alles nach Plan geht und die Marktrendite sukzessive ansteigt, dann hat die Firma einen von der FED finanzierten Wachstumsschub erhalten (und die Investoren jubeln).

Zwischendurch kann es logischerweise unangenehm werden, insbesondere wenn man die Komplexität maximiert, indem man in vielen Schwellenländern mitspielt, wie man aktuell deutlich sieht.

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35sebastian

Tolle Vorstellung, tolle Diskussion :respect:

 

als Investition reizt mich das Unternehmen nicht.

 

Zwar ist das Geschäftsmodell solide, Clorox eine Marke, die Dividende okay aber:

 

die Payout Rato am oberen Level, das KGV über 20, das KBV über 80!!!!!

Da kaufe ich lieber PG nach oder kaufe RB, die günstiger zu haben , breiter aufgestellt sind. Bekanntlich liebe ich BIG.:wub:

 

Ich wünsche euch was.

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Schildkröte

Zwischendurch kann es logischerweise unangenehm werden, insbesondere wenn man die Komplexität maximiert, indem man in vielen Schwellenländern mitspielt, wie man aktuell deutlich sieht.

Wir hatten ja kürzlich einen kleinen Vorgeschmack dafür erhalten, welche Risiken möglicherweise in den Schwellenländern schlummern. Eine Ausweitung der Präsenz dort ist zwecks Wachstum und vorhandener Nachfrage sicher wünschenswert. Aber wenn es in den EMs chrashed und die dortigen Währungen abschmieren, drückt das auch enspr. auf die Gewinne.

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Perdox
· bearbeitet von Perdox

Danke für die Vorstellung! Das war viel Arbeit.

 

Ich persönlich finde das Unternehmen zu den Kursen allerdings uninteressant. Seit 2004 gute Umsatzsteigerung aber kaum Gewinnsteigerung. Dazu kommt eine ziemlich hohe Verschuldung. Prinzipiell ist das schon nachvollziehbar, durch Aktienrückkäufe und Dividenden will man den Aktionären möglichst viel Geld zukommen lassen. Durch den Leverage gibts ne ordentliche EK-Rendite. Die Umsatzmargen sind aber rückläufig. Man kann die Inflation kaum über die Preise weitergeben. Die Markennamen können also so nicht so stark sein wie die zum Beispiel von P&G, die schaffen das nämlich deutlich besser. Geschäftsmodell ist grundsätzlich nicht uninteressant, aber nicht zu den aktuell aufgerufenen Preisen. Das Unternehmen ist einfach zu teuer bewertet, es ist keine Margin of Safety vorhanden. Dazu kommt, dass durch die hohen 80% Amerikaanteil ein höheres Dollarrisiko vorhanden ist. Für mich persönlich ist die Aktie zu den Preisen nichts. Bei einem deutlich günstigeren KUV (ab 1,3 -> bei gleichen Margen) würde ich es mir nochmal anschauen. Kursentwicklung durch Bilanzoptimierung ist durch den bereits hohen Leverage aber kaum noch möglich. Wachstum ist in der Vergangenheit nicht mehr allzu stark gewesen, ausser Umsatzwachstum, was zählt ist allerdings der Gewinn. Derzeit gibt es immer noch deutlich günstigere Alternativen (und selbst die sind mir mittlerweile meistens zu teuer...). Das wäre bei einem deutlichen Marktsturz aber wahrscheinlich auch so. Ich bleibe dann lieber bei den Alternativen. Einzig positiv wäre bei einem Dollarverfall, dass man wahrscheinlich besser ins Ausland expandieren könnte. Aber das kann ich auch mit anderen Amerikanischen Unternehmen einkaufen. Ich bleibe bei meinem Fazit: Aktien zu teuer, ich würde nicht kaufen, wenn ich schon investiert wäre, würde ich wahrscheinlich halten oder gegen was günstigeres tauschen.

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Stockinvestor

Jetzt hast Du zig mal geschrieben, dass Dir die Aktie zurzeit zu teuer ist. Schreib doch mal, ab welchen Kurs Du sie für kaufenswert hälst und warum Du da das KUV für so wichtig erachtest.

Wenn ich's richtig gerechnet habe, wären das Kurse von unter 60 USD. Damit würdest Du bei einem KGV von ca. 14 bei einem historischen KGV10 von 18,5 und einer Dividendenrendite von 4,73 % kommen. Also ich halte Deine Preisvorstellung für zu niedrig.

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Perdox

Jetzt hast Du zig mal geschrieben, dass Dir die Aktie zurzeit zu teuer ist. Schreib doch mal, ab welchen Kurs Du sie für kaufenswert hälst und warum Du da das KUV für so wichtig erachtest.

Wenn ich's richtig gerechnet habe, wären das Kurse von unter 60 USD. Damit würdest Du bei einem KGV von ca. 14 bei einem historischen KGV10 von 18,5 und einer Dividendenrendite von 4,73 % kommen. Also ich halte Deine Preisvorstellung für zu niedrig.

 

Die Preise die Du schreibst wären für mich Kurse, wo ich über einen Einstieg nachdenken würde. Bin halt Valueinvestor, erst da habe ich genügend Margin of Safety, um mein Risiko zu minimieren. Hier würden sicherlich auch andere Unternehmen und Investoren über einen Einstieg bei Clorox nachdenken. Mein Risiko dauerhaft Geld zu verlieren wird so minimiert. Meine Chance, das ich einen überdurchschnittlichen Ertrag erziele ist bei den Preisen sogar erhöht. Ist halt eine andere Herangehensweise als es die meisten machen. Nur warum soll ich für eine Clorox mehr bezahlen als den oben genannten Preis, wenn ich zum Beispiel eine Wal-Mart (meiner Meinung nach das deutlich bessere Unternehmen) aktuell für ein KGV von unter 15 kaufen kann. Wal-Mart ist zwar größer, wächst aber im Gegensatz zu Clorox beim Gewinn stärker und ist vom Burggraben sicherlich auch ähnlich gut, eher sogar noch deutlich besser. Nur weil Clorox kleiner ist? Nein, da müssten die Wachstumszahlen schon deutlich besser sein. Natürlich ist es eine andere Branche, aber es geht ja um das Geld was ich verdienen kann mit meinen Investments. Sehe eine Aktie einfach als Anleihe mit einem variablen Koupon. Es geht darum die Zahlungsströme der nächsten Jahre (ja die sind verdammt ungewiss...) zu bewerten. Ich möchte jetzt nicht bis in kleinste Detail darauf eingehen, aber letztlich ist es mir egal in welcher Branche Geld verdient wird, Hauptsache es wird stabil Geld verdient.

 

Ob mein Weg der richtige ist, für mich ja, für andere noch lange nicht. Viele Wege führen in den Finanzhimmel. Ich selbst habe allerdings für mich entschieden, dass ich zwar bereit bin für Qualität zu bezahlen, dass ich aber immer eine Margin of Safety von mindestens 30% auf den von mir berechneten fairen Wert haben möchte um überhaupt erstmal mit einem kleinen Anteil einzusteigen. Für größere Positionen möchte ich noch eine höhere Margin of Safety haben. Wenn ich einen Wert einmal halte, dann halte ich ihn für gewöhnlich für eine lange Zeit. Ich verkaufe nur bei krasser Überbewertung. Deswegen würde ich Clorox zum Beispiel, wenn sie in meinem Depot wären und sie es reingeschafft hätten (würden sie aufgrund der hohen Verschuldung mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht...) derzeit auch nicht verkaufen. Sie sind nicht krass überbewertet. Aber sie sind für mich zu teuer um sie zu kaufen. Ich würde sie eventuell sogar verkaufen, käme ein wenig auf die Steuer an, die ich zu zahlen hätte, und den Wert eventuell gegen Wal-Mart (nur ein Beispiel, weil sie gerade nicht allzu teuer sind, als einer der wenigen verbliebenen Werte...) tauschen.

 

Warum das Kuv für mich wichtig ist? Weil es die Kennziffer ist, die am schwierigsten für ein Management zu beeinflussen ist. Das Kuv ist für mich aber nur sinnvoll einzusetzen, wenn man sich gleichzeitig die Umsatzmargen anschaut. Die müssen erstens zum Kuv und zur Branche passen und gleichzeitig stabil sein. Habe viele Backtestings gemacht und mit Kuv die besten Ergebnisse erzielt, wenn sie zu den Margen passen. Es ist aber immer eine Gesamtbetrachtung. Ebenfalls gut ist es das KBV im Vergleich zur EK-Rendite anzuschauen. Beispiel KBV 1 EK-Rendite 8% -> ich bekomme auf mein Eigenkapital 8% Rendite. Du kannst Dir quasi in einer fiktiven Bilanz vorstellen, dass wenn ich ein KBV von 1,2 bezahle, habe ich als Investor bei einer Übernahme ca. 20% Goodwill eingekauft und habe eben eine niedrigere EK-Rendite. Habe ich höhere EK-Renditen oder starkes Wachstum kann das dennoch in Ordnung sein. Auch ist die Frage was Du für eine Einstandsrendite von Deinen Investments erwartest. Ich persönlich möchte zwischen 6-8% Einstandsrendite bei TOP-Unternehmen haben. Eher mehr. Wenn ich aber zum Beispiel ein Unternehmen kaufe, was nicht stark wächst oder keinen starken Burggraben hat sind mir 6-8% aufgrund der Risiken zu wenig, dann will ich eher 10-12% haben oder eben mehr, je nachdem wie schlecht das Unternehmen ist. Der Kaufpreis entscheidet absolut über den Erfolg Deines Investments. Er kann bei großartigen Unternehmen natürlich etwas höher sein, aber auch dafür kann man zuviel bezahlen. Es geht eben aus meiner Sicht immer um eine Margin of Safety. Die führt langfristig zu weniger Risiko und zu höheren Erträgen. Ganz wichtig ist ausserdem, dass eine Bilanz stabil ist, damit auch noch recht bekommen kann und nicht bei den ersten Problemen eine Pleitefirma im Depot hat und zweitens dass das Geschäftsmodell stabil ist und nach Möglichkeit wenig Risiken in sich bürgt. Der Burggraben ist wichtig. Es ist zum Beispiel unheimlich schwer im Einzelhandel in ein anderes Land zu expandieren. Die Zulieferer haben einfach schon Verträge aus denen sie nur schwer rauskommen und auch gar nicht rauswollen. Wenn ich zum Beispiel in den USA Wal-Mart beliefere ist das für mich ein Rentenvertrag. Warum soll ich den kündigen nur um jetzt mit Tesco zusammenzuarbeiten obwohl Wal-Mart deutlich größer ist? So etwas kann helfen, dass die Margen stabil bleiben. Am besten ist es wenn die MArgen sogar wachsen. DAs in Verbindung mit einem niedrigen KUV bedeutet im Normalfall auf Dauer ziemlich gute Renditen (es sei denn es handelt um ein ziemlich zyklisches Unternehmen, dann kann das ganze wieder angemessen sein...).

 

Vielleicht hilft Dir das meine Herangehensweise etwas besser nachvollziehen zu können. Ich möchte eigentlich nur meine besten 10 Ideen in meinem Depot haben. Manchmal sind es etwas mehr, manchmal sind es auch weniger. Im Moment ist es einfach schwierig günstige Unternehmen zu finden, dann warte ich einfach. Irgendwann kommt die nächste Krise und dann wirds auch wieder einfacher günstige Dinge zu finden. In der Zwischenzeit halte ich mich mit Sondersituationen über Wasser oder gehe in Investitionen ausserhalb der Börse. Tagesgeld ist im Zweifel auch manchmal ganz gut.

 

Liebe Grüße

Perdox

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Ein sehr guter Beitrag! Dafür :thumbsup:

 

In Bezug auf Clorox habe ich immer noch nicht so recht verstanden, wo bei dem Unternehmen der Vorteil gegenüber Procter & Gamble, Colgate-Palmolive und Reckitt Benckiser liegen soll, welche ich für deutlich bessere Investitionsmöglichkeiten halte. Das einzige plausible Argument diesbezüglich von Schlaftablette ist, dass Clorox bisher vorrangig in den USA präsent ist und nun "sanft" außerhalb seines Heimatlandes wachsen will. Unter diesem Gesichtspunkt würde ich eher mal einen Blick auf Church & Dwight werfen, die fundamental deutlich solider aufgestellt sind: http://www.finanzen.net/aktien/ChurchDwight-Aktie

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Laser12

Moin,

 

ich habe geprüft, ob Clorox etwas für mein Depot sein könnte: Nein. 4% EK-Quote sind nicht akzeptabel, auch nicht, wenn sie durch Aktienrückkäufe entstanden sind.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte
Ich habe geprüft, ob Clorox etwas für mein Depot sein könnte: Nein. 4% EK-Quote sind nicht akzeptabel, auch nicht, wenn sie durch Aktienrückkäufe entstanden sind.

Volle Zustimmung! Auch wenn sich defensivere Unternehmen eine niedrigere Eigenkapitalquote als Zykliker erlauben dürfen, fährt Clorox hier einen heißen Reifen. Und die Expansionspläne von Clorox können auch nach hinten losgehen.

 

Hier ein Branchenvergleich der großen Konsumgüterhersteller: http://www.wertpapie...wachstumstitel/

 

Hier wird Kimberly-Clark nochmal sehr genau vorgestellt: http://dividenden-sa...kimberly-clark/

 

Nicht in dem Branchenvergleich erwähnt werden SCA: http://www.finanzen....ulosa_SCA_AB_(A)-Aktie

 

und L´Oréal: http://www.finanzen....r%C3%A9al-Aktie

 

sowie Kaó: http://de.wikipedia.org/wiki/Ka%C5%8D

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Gaspar

Habe den Chlorox schon seit einigen Jahren und ist halt langweilig. Läuft parallel zu PG. KMB, die ich auch und mehr habe, gefallen mir besser. Bei einem Verkauf wäre massiv Abgeltungssteuer fällig. Church und Dwight bieten kaum Dividende, haben daher eine andere Zielgruppe.

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Gaspar
· bearbeitet von Gaspar
Clorox Co. reported first quarter EPS from continuing operations of $1.32 Monday morning, up from $1.10 a year ago. Analysts expected EPS of $1.18. The company anticipate fiscal year 2016 EPS from continuing operations of $4.68 to $4.83. Analysts are expecting EPS of $4.83

Clorox wieder mal sehr positiv. Einer der besten Konsumwerte. Noch besser - bei den Amis - ist eigentlich nur Constellation Brands, wenn überhaupt.

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Shjin

Ich habe mir das Unternehmen jetzt auch mal angeschaut, 

4.69% Gewinnwachstum über die letzten 10 Jahre

4.73%  Gewinnwachstum über die letzten 5 Jahre

... wenn das mal nicht Konstanz ist ^_^

 

Verschuldungsgrad ~95 - 107% in den letzten 10 Jahren. Einbehaltene Gewinne erzielten eine Rendite von 9.88%. KGV von ca. 25. Alles schön und gut aber ich denke ich werde dieses Unternehmen auch von meiner Liste streichen aufgrund der hohen Verbindlichkeiten.

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Kai_Eric

Um 40% von den Rekordkursen im letzten Jahr zurückgekommen. Mit einem KGV von c. 30 aber immer noch hoch bewertet. Da kann man mal sehen, was überbewerteten Qualitätsaktien blühen kann.

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