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H.B.

Jardine Matheson Holdings

Empfohlene Beiträge

H.B.

Der Fall AS Watson's zeigt recht schön die Unterschiede zwischen den Jardines und einer Hutchington (und dem Rest der Hongs).

 

Die Jardines haben ein historisch gewachsenes britisches Management, sind im Grunde ein Familienunternehmen, Hutchington Whampoa, dass sind eigentlich zwei hongkongchinesische Tycoone.

 

Li Ka-shing kriegt seine Alters-Allüren, mit interessanten Konsequenzen.

Jetzt ist er auf den Trichter gekommen, seine Beteiligungen zu versilbern. Ursprünglich sollten 25 Prozent des von AS Watson's in London und Hongkong an der Börse gelistet werden. Es versprach einer der größten Börsengänge dieses Jahres zu werden.

 

Leider ist vor etwa einem Monat der Börsengang von Hongkong Electric, einen anderen Li Ka-shing-Unternehmen ungünstig verlaufen. Die Marktteilnehmer in Hongkong mißtrauten dem als gerissen geltenden

Li Ka-shing; man vermutete, dass der Börsengang den Preis-Zenit des Unternehmens markiert und war nicht bereit, den hohen IPO-Preis zu zahlen.

Daraufhin ging Li Ka-shing auf Temasek zu. Man beabsichtigt zu einem geeigneten Zeitpunkt gemeinsam einen Börsengang von AS Watsons durchzuführen. Temasek hat bestimmt keine Eile damit.(So was findet man natürlich nicht auf Wikipedia...)

 

Bei den Jardines geht der Zug in eine völlig andere Richtung.

Anstatt das Unternehmen zu zersplittern und Cash zu akkumulieren reduziert das Management sogar den öffentlichen Auftritt am Kapitalmarkt. So wurde das Londoner Listening quasi aufgegeben und auch in den USA gibt es keine Anstrengungen, aus der PINK-Schmuddelecke herauszukommen, also eine ADR-Notierung aufzunehmen. Statt dessen bleibt man im vergleichsweise teuren, unflexiblen und exotischen Singapore, wo die Regulierung der ganz im Sinne des Schwergewichts Jardines ausgerichtetet ist. Dort hindert man sogar Privatanleger effektiv durch eine 400-Stk-Bündelung an einer Partizipation. Es gibt nicht einmal einen Optionshandel. Und das bei einer börsennotierten Firma mit 285.000 MA.

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Sapine

Sehr schöne Vorstellung :thumbsup:

 

Formal ist das ja eine Ltd gibt es da ähnliche Nachteile wie in den USA?

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albr

wie sieht es eigentlich mit der Dividende aus ???

 

 

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H.B.

Welchen Einfluß das WPF doch hat. Die Aktie ist heute wieder nachrichtenlos um mehr als zwei Prozent teurer geworden, das macht ein Wochenergebnis von knapp 10 Prozent.

 

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Als keines Dankeschön eine kleine Einführung aus meiner hauseigenen Doku:

 

Das Jardine Empire

In normalen Unternehmen wird man Prokurist, Geschäftsführer oder Vorstand. Einige Un-

ternehmen ehren ihre Führungskräfte als »Partner«. Bei den Jardines kann man hingegen

zum »Taipan« werden. Das geht nur, wenn man bei einem der chinesischen Konglomerate

(»Hongs«) in den obersten Führungszirkel aufsteigt. »Old-School«-Taipane sind trotzdem eine

aussterbende Gattung. Das kapitalistische China der Gegenwart unterscheidet sich eben doch

vom kolonialen Kaiserreich des 19. und 20. Jahrhunderts.

Die Jardines haben die Zeit irgendwie überdauert. Jüngst wurde der erste US-Amerikaner zu

einem Taipan gekürt. Vorher kamen nur Engländer zu diesen Ehren. Sind die Jardines jetzt zu

einem fleischlosen modernen Unternehmen des 21. Jahrhunderts geworden oder steckt noch

der Spirit der Gründerzeit in der Firma?

1832 gründeten Scots William Jardine und James Matheson zusammen mit Familienmitgliedern

und guten Bekannten die Jardine, Matheson & Co.(JMC) in Singapore. William Jardine hatte

lange Zeit in Canton, dem damaligen Handelszentrum Chinas als englischer Marinearzt

gearbeitet und war im Nebenberuf in den lukrativen Optiumhandel eingestiegen. Der Handel

zwischen Asien und dem Rest der Welt wurde bis 1835 von der kolonialen British East Indian

Company mit einem königlichen Monopol betrieben. Asien war mit Kolonien in Indien, Burma,

Singapore, Australien und Neu-Seeland fest in britischer Hand.

Die hohen Verdienstspannen im meist illegalen Handel mit China lockten diverse »Freie

Händler«, die allesamt eher früher denn später entweder von der chinesischen Küstenwache

oder der englischen Flotte aufgerieben wurden.

William Jardine spielte von Beginn an in einer anderen Liga. Es gelang ihm, als dänischer

Konsul nach Singapore geschickt zu werden. Ebenso wie vorher als Arzt in Canton konnte er

auch in Singapore nebenberuflich seine Handelspläne vorantreiben. Als das Handelsmonopol

1834 nicht mehr durchsetzbar war, hatte er bereits ein feinmaschiges globales Netzwerk für die

geplante Firma gesponnen. Jardine, Matheson & Co. war bereit, das plötzliche Machtvakuum

zu füllen.

 

Opium für das Volk. England versuchte China seit dem 17. Jahrhundert zu kolonialisieren.

Porzellan, Seide und Tee aus China waren beliebt. Es gab jedoch große Handelsungleich-

gewichte: China wolle einfach keine kolonialen Waren abnehmen. Das Riesenreich öffnete

seine Häfen nicht für die englischen Kaufleute und die kampferprobten Heere waren denen

Englands mindestens ebenbürtig. Es musste eine andere Strategie her, sich den Absatz-

markt zu erschließen. Das permanente Exportdefizit riss eine stetig wachsende Lücke in den

Staatshaushalt des Empires, England gingen schicht die Devisen aus.

Aber man hatte Zugang zu Opium aus Indien. Das erwies sich als Achillesferse Chinas. Rasch

fand man bereitwillige Konsumenten. Was als reines Tauschgeschäft begann, entwickelte sich

bis 1820 zu einer Kampagne, China systematisch auzubluten. 1729 wurden insgesamt 200

Kisten verschifft. Im Jahre 1800 importierte China bereits 4500 Kisten (zu je 64 Kg). Man

zahlte längst nicht mehr mit Naturalien, sondern mit Silber und Handelskonzessionen. Bis

1839 kletterte das jährliche Importvolumen auf 40.000 Kisten. Die Drogenabhängigkeit war in

den Städten an der Küste inzwischen endemisch geworden.

Die chinesische Staatsmacht versuchte immer wieder, den Drogenhandel einzudämmen –

vergebens. So auch 1839, als ein gewisser Lin Zexu mit der Kontrolle des Drogenhandels

beauftragt wurde. Sein Start war filmreif. Als erste Amtshandlung setzte er eine Importsteuer

für Opium fest. Die Briten ignorierten dies einfach. Daraufhin beschlagnahmte Zexu die

Handelsware im Hafen von Canton (20.000 Kisten) und warf sie ins Meer. Das sicherte

ihm die Aufmerksamkeit der Handelsfürsten. Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten:

Die britische Kriegsflotte ankerte kurz darauf vor dem Hafen. Es wurde auch geschossen,

weshalb diese Intervention als »erster Opiumkrieg« in die Geschichtsbücher Einzug hielt. Nach

einigen »Muskelzeigübungen« erzwang die Kolonialmacht für seine Händler einen zollfreien

Opiumhandel mit China. Es ist wohl einmalig, dass eine offizielle Seestreitmacht die Versorgung

der drogensüchtigen Stadtbevölkerung eines anderen Staats durchsetzt. Da auch die Offiziere

der chinesischen Armee längst dem Opiumkonsum verfallen waren, blieb den Chinesen

kaum eine Wahl, als sich den britischen Forderungen zu fügen. Letztlich gelang es dem

British-Empire mit dieser Strategie, den Handelszugang zu den Küstenstädten einzufordern

und das Land langsam in eine Pseudo-Kolonie zu verwandeln. Erst Mao hat dieses Regime

beendet.

Dies war natürlich ein ideales Umfeld für den Aufbau einer Firma. JMC in Gestalt des hervorra-

gend vernetzten William Jardine trieb hinter den Kulissen ein Intrigenspiel mit den britischen

und chinesischen Behörden. Er war eine treibende Kraft der militärischen Interventionen in

den beiden Opium-Kriegen, die am Ende zu einer Ausweitung des Freihandels mit China und

einer Stärkung der Position Singapores sowie zur Abtretung Hongkongs an das British-Empire

führten. Die Entwicklung Hongkongs zu einem zentralen englischen Handelsplatz in Asien

ist zu einem beträchtlichen Teil dem zweiten Firmengründer im Bunde, James Matheson

zuzuschreiben. Als 1841 Hongkong (auch auf Betreiben William Jardines) in britischen Besitz

überging war JMC bereits die größte britische Handelsfirma in Asien. Die Geschäfte der Firma

waren nur in Ausnahmefällen legal, die Erträge entsprechend üppig.

JMC erwarb natürlich einige der in Auktionen vergebenen Landstücke der neuen Kronkolonie

Hongkong – und hält diese teilweise bis Heute. Bei der ersten Auktion überhaupt zahlte

man für drei Flurstücke zu je 5.300 Quadratmeter insgesamt 565 £. Berühmt ist das »Lot

No 1«, auf dem heute das Flagschiff der Mandarine Oriental Hotel-Gruppe steht. Gleich

daneben stellten die Entrepreneure eine Eisfabrik auf, die heute von der in Singapore gelisteten

Dairy Farm gemanagt wird und deshalb immer noch im »Familienbesitz« ist. Das gilt auch

für Hongkong Land, dem größten und führenden Immobilienentwickler und Shoppingmall-

Betreiber in Asien. Es betreibt (natürlich) das Jardine-House, das bis 1980 höchste Gebäude

Hongkongs. Um 1880 war JMC unangefochtener Platzhirsch in Hongkong. Ein Sprichwort

lautete damals: »Power in Hong Kong resides in the Royal Hong Kong Jockey Club; Jardine,

Matheson & Co; the Hong Kong & Shanghai Banking Corporation; and the Governor – in that

order.«

Die wahre Erfolgsgeschichte JMC’s spielt jedoch in Mainland-China selbst. 1843 gelang es über

die üblichen Verbindungen als erste europäische Handelsfirma in Shanghai ein Grundstück

zu erwerben und dort eine Repräsentanz zu errichten. Man zahlte 500 £. Allein der Grund-

stückswert verzweihundertfachte sich bis 1900 auf 1 Million Pfund. Darauf errichtete man ab

1920 ein fünfstöckiges Handelsgebäude, das speziell auf die Bedürfnisse des Seidenhandels

zugeschnitten war.

In Shanghai sah sich JMC ebenbürtigen oder gar überlegenen »Hongs« gegenüber, die

mindestens ebenso skrupellos vorgingen, wie man selbst. 1862 bot sich die einmalige Chance,

den einheimischen Hongs zu zeigen, »wer die Hosen in der Stadt trägt«. Zweimal im Jahr

richtete der »Shanghai Race Club« Pferderennen aus, die so populär waren, dass Kinder

schulfrei bekamen, damit sie (bzw. die Lehrer) die Rennen nicht versäumten. Der Club war

pleite. JMC griff beherzt zu.

Man betrieb in einem Nachbargebäude eine Brauerei seiner Biermarke EWO. Dort richtete

Jardine einen Reitstall ein. In den Hochzeiten stehen dort 46 Pferde und es gibt 21 fest

angestellte Jockeys. JMC bzw. EMO nutzte die das Investments im Reitklub unverholen zur

Darstellung der britischen Dominanz.

Die Brauerei nutzte die chinesische Bezeich-

nung für HMC: »EWO«. Dieses ›Label‹ wur-

de systematisch ausgebaut: Es gab eine

EWO Baumwollspinnerei, eine EWO-Weberei,

(. . . ) und eine EWO-Eierfabrik. Der Export

von Trocken- und Flüssigkei (später auch

Frischei) hauptsächlich nach England war

bis zum zweiten Weltkrieg ein Hauptaus-

fuhrprodukt Chinas, das komplett von EWO

betreiben wurde. Interkontinentaler Eierhan-

del – ein damals scheinbar genialer Schach-

zug.

Die Jardines wären keine Entrepreneure ge-

wesen, wenn sie den Eisenbahn-Boom in

Europa und Nordamerika nicht nach Asien geholt hätten. Tatsächlich versuchten Sie über 20

Jahre die chinesischen Herrscher zu einer landesweiten Eisenbahnkonzession zu überreden.

Am Ende erreichten sie ihr Ziel in Gestalt der »Imperialen Eisenbahn von Nord-China« (Kaiping

Bahn). Hier reichte selbst das Vermögen von JMC nicht mehr aus: Man war auf ein Joint-

Venture mit der ebenfalls in Hongkong ansässigen HSBC angewiesen.

Wir fassen zusammen: JMC begann als Nachfolger der East Indian Company mit dem

kolonialen Handel. Es gelang mit zwielichtigen Methoden und nicht unbedingt legalen Geschäf-

ten ein umfangreiches Geldvermögen anzuhäufeln. Dies wurde in Grundstücke, Gebäude,

Einkaufsstraßen und -zentren, Eis- und Baumwolle- und Bierfabriken investiert. Aus einem

reinen Handelshaus ist bis zur Jahrhundertwende bereits ein diversifiziertes Konglomerat

entstanden, das bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs und der Invasion Japans seinen

Zenit erreichte.

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35sebastian
· bearbeitet von 35sebastian

Was die Kursentwicklung betrifft.Das ging auch anderen hongkong Aktien so.

 

Ja, die Gründer von JMH waren schon in früher Zeit wahre Schlingel, worauf auch obiger Artikel hinweist. JMH war damals schon ein mächtiges Handelsunternehmen. Mit Hilfe von England durften sie Opium für chinesische Volk importieren.

 

Wenn man politische Freunde hat, in damaliger Zeit die Engländer , durfte man alles.

 

Für das Unternehmen ist es sicherlich gut, dass es den Sitz auf den Bermudas hat und in Singapur gelistet ist. Als Aktionär sind mir solche Unternehmen suspekt.

 

 

Und was nützt mir der Kursanstieg eines Unternehmens, dessen Aktien ich nicht habe, die , wenn ich wollte , nur schwerlich erwerben kann, und vor allem beobachten kann.

 

Auch von den wirklich großen Aktien in Fernost erfährt mann nicht viel. China ist immer noch für uns ein sehr fremdes Land.

 

Virtuelles Ergötzen an Kursverläufen - für mich , nein danke. Ich erfreue mich lieber an den Kursverläufen meiner Aktien. :)

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H.B.

Dazu sage ich nur: Gute Mädchen kommen in den Himmel, Bad Girls überall hin.

 

Inspiriert durch Frank Underwood in »House of Cards« setze ich ganz offensiv auf diejenigen, die ihre Macht selbstbewußt einsetzen.

Bollore und die Jardines sind Paradebeispiele für (in Europa) unerkannte Perlen, die den »großen Jungs mit den tiefen Taschen« nicht zugänglich sind.

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35sebastian
· bearbeitet von 35sebastian

Ich wusste gar nicht , dass du ein "bad girl" bist. Ich dachte, du wärst ein Jung.:)

 

Aber hoffentlich lassen die großen Jungs dich auch mal mitspielen , damit du dich nicht immer virtuell an ihnen delektieren musst.

 

Hier weiterführende Literatur für virtuelle Investoren.:D

 

Mein Link

 

helden ohne skrupel

 

Wie ich sehe , hast du nicht merklich dein Blickfeld geändert. Immer das vorstellen, was absolut nicht im Fokus eines normalen Anlegers liegt und ganz , ganz weit weg.

 

Waren es früher mal die kleinen Unternehmen in Chile und Australien, sinds jetzt die großen Jungs (Moralisten sprechen von Gauner) in Hongkong, Frankreich und ....dran..

 

Und was kommt jetzt? Südkorea, Indien? Ja, da gibt s großartige Verflechtungen , die kein Außenstehender versteht bzw. verstehen soll.

 

Und offshore, welches Wort, auf den Bermudas und den Caymans, sind ja alle großen Helden des Geldes auf engstem Raum versammelt: Hedgefonds, Anwaltskanzleien, Finanzdienstleister.

 

Auch Enron, Tyco , Parmalat waren mal da.

 

Für mich gilt:

 

Spiel nicht mit den Schmuddelkinder!

Schuster, bleib bei deinen Leisten! Mir reichts vollauf.:)

 

Auch zu JMH.

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Stoxx

Bollore und die Jardines sind Paradebeispiele für (in Europa) unerkannte Perlen, die den »großen Jungs mit den tiefen Taschen« nicht zugänglich sind.

Da hast Du zwei echte 'Perlen' gefunden H.B., klasse. In jungen Jahren hat man in meiner Region seine Freundin als 'Perle' bezeichnet ... unabhängig ob 'Good-' oder 'Bad-Girl' ...

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RichyRich

Kann auch über DAB Bank in Singapur geordert werden. Auch hier mind. 400 Stk.

Habe aber aus pers. Gründen der Abmelkungssteuer-Handhabung über Tradegate und einer anderen Direktbank geordert.

 

Also mit den 2 % - Tagesgewinn habe ich indirekt auch was zu tun @ ficoach.

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H.B.

Es ist selten, dass die Jardines in der Presse erwähnt werden.

Hier ein Auszug aus LEX, der Kommentarspalte der FT vom vergangenen Freitag, der einen Blick auf die Innenwelt der heutigen Hongs freigibt

 

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Unsere Jardines werden erwähnt – mehr nicht.

Das ist auch eine Aussage, IMHO.

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Flughafen

Dazu sage ich nur: Gute Mädchen kommen in den Himmel, Bad Girls überall hin.

 

Inspiriert durch Frank Underwood in »House of Cards« setze ich ganz offensiv auf diejenigen, die ihre Macht selbstbewußt einsetzen.

Bollore und die Jardines sind Paradebeispiele für (in Europa) unerkannte Perlen, die den »großen Jungs mit den tiefen Taschen« nicht zugänglich sind.

 

Solche Perlen gibt es selbst in Deutschland zuhauf. Wenn man den "großen Jungs mit den tiefen Taschen" nicht zugänglich sein möchte, geht man schlicht nicht an die Börse. So enthält z.B. auch der DAX nicht die Liste der 30 größten deutschen Unternehmen, sondern die Liste der 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen.

 

Wenn jemand nicht diesen einfachen Weg des Delistings nimmt, sondern stattdessen eine komplexe und unübersichtliche Firmenstruktur schafft, dann ist das verdächtig. Auch das mit der Abwehr, - wenn 10% der Gründerfamilie das Sagen hat, ist das für sie gut. Du bist aber nicht Mitglieder der Gründerfamilie, sondern gehörtst zu 90% der restlichen Aktionäre? Dann hast Du aber eventuell andere, eigene Interessen, die mit Interessen der Gründerfamilie nicht identisch sind. Stell Dir z.B. vor, dass man Dir beim Übernahmeversuch Deine Papiere vergolden möchte, die Gründerfamilie stellt sich aber quer und du verdienst dadurch keine goldene Nase. Ist für Dich nicht unbedingt positiv. Das heißt, von der Macht der Gründerfamilie hast Du persönlich u.U. nichts.

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H.B.
· bearbeitet von H.B.

 

 

Solche Perlen gibt es selbst in Deutschland zuhauf. Wenn man den "großen Jungs mit den tiefen Taschen" nicht zugänglich sein möchte, geht man schlicht nicht an die Börse. So enthält z.B. auch der DAX nicht die Liste der 30 größten deutschen Unternehmen, sondern die Liste der 30 größten börsennotierten deutschen Unternehmen.

Du hast Recht, es gibt auch hier einige interessante Titel: Bosch, Körber, Miele, Dr.Oetker,Freudenberg fallen mir ganz spontan ein.

Keines der Unternehmen hat aber eine derartig dominante und diversifizierte Marktposition und alle sind wirkliche Familienunternehmen, für Normalsterbliche also nur als Mitarbeiter und Kunde interessant.

 

In Europa kenne ich wirklich nur Bollore als vergleichbares börsennotiertes Tycoon-Unternehmen.

Die Jardines sind nicht delisted, sie haben sich (ganz in Hong-Manier) auf einen Marktplatz zurück gezogen, wo sie die Gesetze bestimmen und frei schalten und walten können.

Zufälligerweise hat sich Singapore zu DEM Hotspot Südostasiens entwickelt, mit zwei Platzhirschen: Temasek und den Jardines.

Der Rest ist unbedeutendes Kleinzeugs (Auch wenn die Banken und Telekoms in Singapore nicht uninteressant sind). Das hat natürlich einen Windfall-Effekt für die Aktienbewertung der Jardines.

 

Wenn jemand nicht diesen einfachen Weg des Delistings nimmt, sondern stattdessen eine komplexe und unübersichtliche Firmenstruktur schafft, dann ist das verdächtig. Auch das mit der Abwehr, - wenn 10% der Gründerfamilie das Sagen hat, ist das für sie gut. Du bist aber nicht Mitglieder der Gründerfamilie, sondern gehörst zu 90% der restlichen Aktionäre? Dann hast Du aber eventuell andere, eigene Interessen, die mit Interessen der Gründerfamilie nicht identisch sind. Stell Dir z.B. vor, dass man Dir beim Übernahmeversuch Deine Papiere vergolden möchte, die Gründerfamilie stellt sich aber quer und du verdienst dadurch keine goldene Nase. Ist für Dich nicht unbedingt positiv. Das heißt, von der Macht der Gründerfamilie hast Du persönlich u.U. nichts.

 

Ist das nicht das grundsätzliche Problem eines Kleinaktionärs?

Wenn ich eine Hugo-Boss-Aktie kaufe, begebe ich mich in die Fänge von Permira, BWM ist Quant, VW gehört den Piech's. Wenn ich eine HochTief kaufe, liefere ich mich ACS aus. In Frankreich ist das Ganze nochmals verschärft. Kaum ein CAC-Unternehmen, dass nicht von einer Industriellenfamilie kontrolliert wird.

Bei den Jardines (und auch bei Bollore) begebe ich mich sehenden Auges in die Abhängigkeit des Tycoons bzw.des Taipans. Es ist von vornherein vollkommen klar, dass die Börsennotierung nichts anderes als ein Feigenblatt ist, welches zur Durchsetzung von Interessen des Tycoons bzw. des Taipans dient.

Die das Unternehmen kontrollierenden Familien haben kein Interesse an mächtigen Aktionären, die ihnen in die Suppe spucken, sind aber auf öffentliches Eigenkapital angewiesen. Deshalb begrenzen sie den Einfluß der Aktionäre und verhindern durch diverse Maßnahmen, dass jemand ihren Goldesel zweckentfremdet.

 

Wenn ich die Chancen und Risiken objektiv abwäge, überwiegen die Vorteile.

Mir ist völlig klar, dass ich Aktionär zweiter Klasse bin und – anders als übliche Vorzugsaktionäre – sogar mit einer unterdurchschnittlichen Dividende abgespeist werde.

Wenn ich mir jedoch die Berkshire-Hataway anschaue, dann stelle ich fest, dass dieses Geschäftsmodell über Jahrzehnte hervorragend funktionierte. Nur weil mein Tycoon/Taipan ein anderes PR bevorzugt, bin ich nicht schlechter aufgehoben.

Ein Blick auf die historische Performance der Jardines spricht Bände, Bollore ist gerade dabei, abzuheben.

 

Mit Blick auf die Zukunft sehe ich bei Beiden mindestens Marktrenditen, weshalb die Unternehmen für mich Basisinvestments darstellen (auch wenn mich einige für diesen Satz am liebsten lynchen würden....).

Wie bei allen Investments ist eine kritisch Begleitung des Geschäftsgebahrens essentiell, schließlich ist niemand unfehlbar.

Wer überdurchschnittliche Renditeerwartungen hat und nicht zaubern kann, muss einfach andere Wege gehen, als die breite Masse.

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H.B.

Well done.

Einer der ganz seltenen, ausführlichen Artikel!

 

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H.B.
· bearbeitet von H.B.

Die einzige Jardines-Aktie, die man mit einem IB-Konto nicht handeln kann ist die in Jakarta gelistete Astra International.

 

Das spannende an dieser Beteiligung ist ihre Komplexität.

Schaut man sich das Schaubild im letzten Post an, könnte man vermuten, dass man einen Automobilverkäufer in anderen Teilen Asiens an die in Singapore präsente Cycle&Carriage hinzu mischen wollte.

Tatsächlich ist die Astra im Kern ein Automobilverkäufer. Als ich mir die Jardines über Weihnachten angeschaut hatte, war ich mit dieser Erkenntnis zufrieden.

 

Ein näherer Blick zeigt jedoch etwas völlig anderes: Astra ist ein Jadines-Clon in Indionesien!

Die Company beschäftigt allein 185.000 Menschen und besteht aus 170 Gesellschaften. Gemäß dem oben verlinkten FT-Artikel könnte man die Astra als Proxy für die indonesische Volkswirtschaft verwenden.

 

 

Das schreibt die FT über die Astra:

 

PT Astra International Tbk is an Indonesia-based company which is engaged in manufacturing automotive.

The Company operates in six segments: automotive, financial services, heavy equipment and mining, agribusiness, infrastructure and logistic, and information technology (IT). It engages in an integrated automotive business with operations ranging from automotive and component manufacturing, distribution and after sales services throughout Indonesia, car rental, used car sales, consumer finance for automotive products, insurance and infrastructure. Its subsidiary, PT Astra Honda Motor, is licensed to manufacture and sell Honda motorcycle throughout Indonesia. In addition, the Company has partnerships with several automotive companies, such as Toyota, Daihatsu, Isuzu, UD Trucks, BMW and Peugeot.

 

 

Die Jardines griffen im Jahre 2000 bei der Astra zu.

Klingelt es?

Das war kurz nach dem Zenit der Asienkrise.

Das nenne ich Genial und ziehe meinen Hut vor dem Taipan.

 

Ein Engagement in den Jardines ersetzt damit auch einen teuren Indonesien-ETF, der eh zu Rohstofflastig ist.

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Lensk

Für mich kein potentielles Investment. Trotzdem schön, hier mal wieder etwas anderes als den mittlerweile leider an der Tagesordnung stehenden langweiligen Blue-Chip Mainstream des WPF zu lesen :thumbsup:

 

Nur als Anregung:

 

Hast Du dir die Net Income, Operating Cash Flow und Free Cash Flow Entwicklung der letzten Jahre genauer angeschaut? Meine Daten gehen leider nur vier Jahre zurück, wenn sie aber korrekt sind, haben genannte Kennzahlen eine ziemlich abweichende Entwicklung genommen, die mich stutzig machen würde. Teilweise auch sehr sprunghaft. interessant. Immerhin steigen die CAPEX konstant ..

Scheint ja ein recht großes Unternehmen zu sein, oder? Irgendwie sehr ungewöhnliche Zahlen.

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H.B.

Tja, wie typische Familienunternehmen, lassen sich die Jardines sich nicht gern in die Karten schauen.

Wie weiter oben ausgeführt, wurde der Finanzplatz Singapore gewählt, um selbst bestimmen zu können, wie man bilanziert, was man offenlegt und wann man dies tut.

Bei dem Rattenschwanz an nicht gelisteten Jardine-Unternehmen haben sie recht viele Gestaltungsspielräume.

Das ist nach dem Weggang aus London sogar noch ausgeweitet worden. Der Versuch, das Management von außen zu kontrollieren, ist also zum scheitern verurteilt.

 

Die Dividendenentwicklung korrespondiert in den letzten 20 Jahren einigermaßen mit dem Aktienpreis.

Das muss als langfristige fundamentale Aussage reichen.

 

Diese Intransparenz ist der Hauptgrund, weshalb us- und eu-Fonds das Teil meiden, wie das Weihwasser. Das scheint ganz im Sinne der Familie und der übrigen Anteilseigner zu sein, wie die Kursentwicklung nach der London-Delisting-Ankündigung nur allzu deutlich zeigt. (Eine ähnliche Entwicklung konnte man übrigens auch bei der Porsche feststellen...)

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RichyRich

Ah, unsere Jardines haben auch ein Video über Ihre Unternehmensentstehung und -verflechtung gedreht.

 

We are Jardines!

 

Am Ende ist lustig, dass Mitarbeiter schön "Jardines" in die Kamera lächeln. :lol:

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H.B.

Ja, Richy, so wird das auch was mit dem »Millionär werden«.

 

Alle Welt spricht ja derzeit über das neue Buch "Fash Boys" von Michel Lewis.

 

Danach sind alle modernen Handelsplätze komplett von HFT-Tradern gekapert, die nichts weiter im Sinn haben, als »normalen« Marktteilnehmern das Geld aus der Tasche zu ziehen.

 

Singapore ist kein moderner Handelsplatz. Zumindest im Aktienbereich ist das HFT quasi nicht existent. Und die Jardines zeichnen sich zusätzlich durch hohe Handelsbarrieren aus.

Geld, was man in diese Aktien steckt, geht also mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in die Hände kurzfristiger Spekulanten (Was nicht heißen soll, dass man bei einem Engagement nicht auch Geld verlieren kann.)

Theoretisch entkoppelt dies die Aktie von kurzfristigen Preistrends.

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Kezboard

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Mich interessieren erstmal nur die hard facts, die man aus den Geschäftszahlen ablesen kann. Die Umsatzrendite liegt unter 10% und ist mir damit zu niedrig. Weiterhin steigt die Zahl der ausstehenden Aktien konstant an - lieber wäre mir ein Aktienrückkaufprogramm.

2013 scheint der Umsatz zu stagnieren. Warum? Da müsste man jetzt tiefer in die Geschäftsberichte einsteigen. Was ich hier aber so auf die Schnelle mitbekommen habe: anscheinend handelt es sich um eine Art Gemischtwarenladen (Immobilien, Hotels, Bau, Einzelhandel, Finanzdienstleistung, Fahrzeugbau und -handel). Das kann gutgehen (3M wäre jetzt ein Kandidat, der mir einfallen würde), muss es aber nicht. Daher eher nein.

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RichyRich

und welche WKN hat nun das gute stück? ich vermute diese?

 

http://www.finanzen....atheson_1-Aktie

 

Ja, das ist Jardine, pummelchen!

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H.B.

 

2013 scheint der Umsatz zu stagnieren. Warum?

 

Na – denk mal nach.

2013, Asien, Währungsturbolenzen, Beinahcrash wg. US-Tapering-Furcht ...

Niemand hat gesagt, dass der Wert permanent teurer werden würde.

 

Vergleich die Jardines lieber mit einem gut geführten Familienunternehmen in der x-ten Generation. Da gibt es nicht wirklich viele von. Selbst ein Vergleich mit Buffet oder Bollore (eins von beiden wirst du sicherlich kennen) hinkt ziemlich.

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Dandy

Im Geschäftsbericht 2012 stand glaube ich was vom Schwächeln von Jardine Motors, die insbesondere auf Mercedes auf dem chinesischen Festland setzen. Die restlichen Bereiche waren 2012 aber auch eher stagnierend.

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RichyRich
· bearbeitet von RichyRich

Im Geschäftsbericht 2012 stand glaube ich was vom Schwächeln von Jardine Motors, die insbesondere auf Mercedes auf dem chinesischen Festland setzen. Die restlichen Bereiche waren 2012 aber auch eher stagnierend.

 

Danke Dandy, für die Info.

Jardine Motors hat seinen zugrundeliegenden Gewinnbeitrag 2013 um 288 % hingegen zu 2012 gesteigert.

(Jardine Matheson-) "Group takes stake in Zhongsheng China motor group"

Ich bin allerdings kein Bilanz-Experte...

 

Jardine Motors recorded a much improved underlying profit

result of US$59 million, compared with US$15 million in

2012. A breakeven result was achieved in mainland China,

following a loss recorded in 2012, as its service operations

produced higher income and losses arising on new car sales

were reduced as margins improved slightly. The group remains

confident in the long-term potential of mainland China’s

automotive sector, and Zung Fu now has 30 outlets and a

further five under development.

 

Zung Fu produced a modest increase in profit in Hong Kong

and Macau, with higher deliveries of Mercedes-Benz

passenger cars and an increased contribution from Hyundai.

Jardine Motors’ dealerships in the United Kingdom performed

better with vehicle sales up and margins enhanced slightly.

The result included a US$3.6 million gain from the sale of

dealerships in Hampshire and North London.

 

 

Nun, wer ist Jardine Motors?

Jardine Motors hat den höchsten weltweiten Marktanteil für den Vertrieb von Mercedes-Fahrzeugen...

 

 

Jardine Motors is active in the sales and service of motor vehicles in Hong Kong, Macau, mainland China and the United Kingdom.

 

Zung Fu Hong Kong, which operates the group’s Mercedes-Benz franchise, has the highest market share penetrations in the world for Mercedes and ranks among the luxury car brand’s top international performers. The group also represents smart and Hyundai passenger cars in Hong Kong. Zung Fu is expanding its presence in the markets across Southern China where it now has some 29 outlets, including 15 4S full-service dealers, 11 showrooms and two smart showrooms and one service workshop.

 

Jardine Motors is also one of the United Kingdom’s largest independent dealership groups with a portfolio of specialist franchises including Aston Martin, Audi and Volkswagen, Jaguar and Land Rover, Mercedes-Benz and Porsche.

 

Quelle: http://www.jardines.com

 

 

Gesendet von meiner Sonnenterrasse mit Garden-Sprinklersystem!

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