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Remoh

Hey,

ich bin noch sehr neu hier. Eigentlich wollte ich mich nur mit dem DAX Unternehmen Linde AG beschäftigen. Irgendwie ist daraus ein kleiner Branchenvergleich geworden und es würde mich freuen, wenn ich hier noch einiges an Input und Feedback bekomme, was man da noch so alles beachten sollte.

 

Die vier großen Gas-Hersteller sind: (Stand: 15.05.2014)

Linde AG (Marktkapitalisierung: 28,32 Mrd €)

ISIN: DE0006483001

Hauptsitz: Deutschland

 

Air Liquide (Marktkapitalisierung: 33,61 Mrd €)

ISIN: FR0000120073

Hauptsitz: Frankreich

 

Air Products & Chemicals (Marktkapitalisierung: 18,49 Mrd €)

ISIN: US0091581068

Hauptsitz: USA

 

Praxair (Marktkapitalisierung: 27,82 Mrd €)

ISIN: US74005P1049

Hauptsitz: USA

 

Generell lassen sich diese Unternehmen in zwei Segmente Unterteilen.

 

Die Erzeugung und Vertrieb der Gase und der Anlagenbau solcher Anlagen wobei der Hauptanteil die Erzeugung und der Vertrieb der Gase ist.

 

Zusatzinfo:

Anwendungsbereiche der technischen Gase finden sich in der Medizin (z. B. Endoskopie und Beatmung), Lebensmittelindustrie (Kühlen und Frosten von Lebensmitteln mit Stickstoff und Kohlenstoffdioxid), Verpackung von Lebensmitteln in modifizierter Atmosphäre (Stickstoff, Kohlendioxid und Sauerstoff), chemischen Industrie (Sauerstoffeinsatz zur Leistungssteigerung von Claus- und FCC-Anlagen), Metallurgie (Frischen von Stahl mit Sauerstoff, Wärmebehandlung), Gummi- und Kunststoffindustrie (Entgraten von Gummiteilen, Gasinnendrucktechnik), Bauindustrie (Bodenvereisen und Betonkühlen mit flüssigem Stickstoff, Neutralisation von Baustellenabwässern mit Kohlendioxid) oder Umwelttechnik (Belebung von Gewässern und Kläranlagen durch Sauerstoff) sowie Schweißtechnik (Schutzgasgemische bzw. Sauerstoff und Acetylen im Autogenschweißen). Des Weiteren werden Reinstgase und Präzisionsgasgemische als Betriebs- und Kalibriergase in vielen Bereichen der Messtechnik eingesetzt.

 

 

Als Wachstumschancen werden im Grunde immer zwei wesentliche Bereiche genannt.

 

1. Healthcare

Hier wird sowohl die medizinische Versorgung in Krankenhäuser wie auch die häusliche Versorgung mit Sauerstoffgeräten hervorgehoben, welche durch eine immer älter werdende Demographie immer wichtiger sein kann. Linde wie auch Air Liquide haben aufgrund dessen in den letzten Jahren übernahmen in diesem Bereich vollzogen.

 

2. Die Schiefergas-Förderung (Fracking)

Der Linde-Chef hob das große Potenzial der Schiefergas-Förderung hervor. In Nordamerika verspreche die Technik schon bald zum "schönen Wachstumstreiber" für den Konzern zu werden. So hofft er auf Bestellungen von Anlagen für die Aufbereitung des aus dem Tiefengestein geförderten Gases und die Entstehung neuer Chemie-Zentren in deren Umfeld. In Deutschland ist die so genannte Fracking-Methode wegen möglicher Umweltschäden umstritten. (Quelle: http://de.reuters.co...E92603G20130307)

 

 

Ich habe meine Excel Datei mit den Daten mal angehängt, so dass die jeder genauer betrachten kann.

 

Zuerst ein grober Überblick der Entwicklung dieser 4 Unternehmen in den letzten 10 Jahren (Die Daten für Air Liquide und Linde habe ich aus deren Geschäftsberichten geholt. Bei den Praxair und Air P&C habe ich die Daten von boerse-frankfurt.de verwendet, da mir dort aufgefallen ist, dass die Daten zu Air Liquide und Linde dort sehr genau sind)

 

 

oTLEREz.png

 

Erste Auffälligkeit ist, dass im Jahr 2009 alle vier einen Umsatzrückgang zu verzeichnen hatten.

 

Beim Thema Dividendenentwicklung scheint es so als wären die beiden US Unternehmen den Europäern überlegen.

 

Bei der Gewinn und Umsatzentwicklung macht Linde erhebliche Sprünge, da sie im Jahr 2006 den Konkurrenten BOC-Group gekauft hatten. Und auch generell scheint es so, dass Linde mehr Fokus auf Wachstum durch Zukäufe setzt als die anderen drei. Mehr dazu später.

 

Bei der Eigenkapitalrendite ist Praxair mit Abstand am besten und Linde eher abgeschlagen.

 

Zu den Unternehmen selbst:

 

Linde:

Bei Linde ist mir eben schon aufgefallen, dass hier das Wachstum sehr stark von dem Erwerb anderer Unternehmen stammt anstatt vom reinen Wachstum des vorhandenen Geschäft. Gerade wenn man die langfristigen Finanzschulden vergleicht. Im Jahr 2005 waren es knapp 2,4 Mrd. €. 2013 sind es 9,5 Mrd €. So gibt mir das ein eher unwohles Gefühl. Ebenfalls ist der Goodwill in den Bilanzen im Jahr 2006 stark angestiegen.

Der Geschäftsführer Wolfgang Reitzle (2003-2014) wird sich dieses Jahr aus altersgründen von seinem Posten zurückziehen und durch Wolfgang Büchele (ehemals BASF Manager) ersetzt (Quelle: http://www.faz.net/a...n-12593913.html)

Wie ist ein solcher Wechsel eurer Meinung einzuschätzen?

 

In der Entwicklung der Umsätze des Gasgeschäftes sticht hervor, dass gerade das Amerikageschäft im Vergleich zu Air Liquide viel besser wächst. Falls das Thema Fracking tatsächlich Wachstum verspricht kann dies ein Vorteil gegenüber Air Liquide in den USA sein?

 

 

Air Liquide:

Bei Air Liquide scheint kein großes Gewinnwachstum über die Jahre zu verzeichnen sein aber dafür ein sehr stetiges. Dafür sind im Vergleich zu Linde die langfristigen Finanzschulden nicht so stark gestiegen. Positiv ist auch, dass es ein Bonusprogramm bei der Dividendenpolitik gibt. Hält mein eine Aktie als registrierter Halter (Dadurch können auch erstmal Kosten entstehen) mehr als 2 Jahre erhält man auf folgende Dividendenzahlungen 10% Bonus. Zu diesem Unternehmen gibt es auch eine gute Analyse von Schildkröte

 

Hier habe ich noch einen netten Vergleich zwischen Linde und Air Liquide aus dem Jahr 2012 gefunden.

 

Air P&C:

Mit diesem Unternehmen habe ich mich noch nicht sehr viel auseinander gesetzt. Habt ihr hierzu einige Anmerkungen?

 

Praxair:

Dieses Unternehmen überrascht mich sehr. Gerade da ich eigentlich nur Linde zu Beginn betrachten wollte. Die Eigenkapitalquote sinkt zunehmend über die Jahre dafür haben sie aber ein enormes Wachstum hingelegt. Hinzu kommt, dass die Dividenden enorm steigen und die Aktieninhaber durch stetige Aktienrückkäufe auch weiter profitieren so dass die Ausschüttungsquote der Dividenden nicht zu sehr mit steigt.

Wie schätzt ihr das ein?

Dem Wikipediaartikel zufolge sind sie sehr gut in China und Indien aufgestellt was wohl ein guter Wettbewerbsvorteil in der Zukunft sein könnte sowohl in der Zulieferung der Industriegase wie auch beim Thema Healthcare (China hat ja genug Menschen, die altern und bei der schlechten Luft Sauerstoffgeräte benötigen werden).

Zitat: "The company is present in different locations in the world. In South America it is known as White Martins. In China and India it is among the largest industrial gases manufacturer present. Praxair is also well established in Europe"

 

 

 

Wie gesagt, ich bin kein Experte und das ist auch mein erster richtiger Vergleich und Analyse eines Unternehmens. Falls also jemand noch Anmerkungen hat, was ich falsch oder unzureichend interpretiert habe, wäre ich sehr dankbar.

 

Insgesamt stellen sich mir folgende Fragen:

- Wie sehr ihr das Wachstumspotential und die Rentabilität in dieser Branche?

- Sollte das Fracking in den USA wirklich ein boost bedeuten, kann man dann in einer globalisierten Welt davon ausgehen, dass die US Unternehmen eher davon profitieren als Linde oder Air Liquide?

- Wie würdet ihr diese vier Unternehmen im Bezug auf Marktstellung und Wettbewerbsvorteile einschätzen?

- Wie ist das Wachstum von Praxair einzuordnen?

Daten.xlsx

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ImperatoM
· bearbeitet von ImperatoM

Eventuell ist ein Vergleich mit Unternehmen ähnlicher Sparten interessant. Industriegase sind chemische Vorprodukte zur industriellen Weiterverarbeitung. Ähnliches stellen z.B. BASF oder Evonik her - nur eben nicht gasförmig.

 

P.S.: Die Aktie der Westfalen AG ist meines Wissens nicht handelbar - eventuell gibt es aber ebenfalls Vergleichszahlen.

 

.

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Kaffeetasse

@Remoh: Sehr schöner erster Beitrag. Vielen Dank und willkommen im WPF! :thumbsup:

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Schildkröte

Eventuell ist ein Vergleich mit Unternehmen ähnlicher Sparten interessant. Industriegase sind chemische Vorprodukte zur industriellen Weiterverarbeitung. Ähnliches stellen z.B. BASF oder Evonik her - nur eben nicht gasförmig.

Ich hatte eigentlich selbst vor, im Laufe des Jahres einen Branchenvergleich zu Chemieunternehmen anzugehen. Aus Zeitgründen muss ich jedoch schauen, wann ich dazu komme. Gase-Anbieter kann man meines Erachtens allerdings durchaus separat behandeln. Basischemie und Spezialchemie würde ich aber dann doch gemeinsam in einen Topf schmeißen, da die Grenzen hier fließend sind.

 

@ Remoh:

Mit deinem ersten Beitrag hast du einen guten Einstand abgeliefert! thumbsup.gif Bevor ich auf deinen Eröffnungsbeitrag inhaltlich näher eingehe, zunächst etwas grundsätzliches:

 

Beim Thema Dividendenentwicklung scheint es so als wären die beiden US Unternehmen den Europäern überlegen.

Die Höhe einer Dividende ist ohne Angabe der jeweiligen Ausschüttungsquote nur bedingt brauchbar. Im Idealfall steigt die Dividende im Einklang mit dem Gewinnwachstum. Dividendenjäger sind also am besten damit beraten, auf DGI-Aktien zu setzen. Chemiewerte gehören traditionell eher zu den Zyklikern, was zur Folge hat, dass der Gewinn während einer Krise durchaus einbrechen kann. Die Dividende sollte dann nicht höher als der Jahresgewinn sein. Andernfalls würde sie aus der Substanz bedient werden, was für den Anleger ein Nullsummenspiel ist.

 

Du hast hier die vier Branchenführer aufgeführt. In meiner Unternehmensvorstellung für die von mir gehaltene Air Liquide habe ich folgende Vertreter dieser Zunft genannt:

 

- Linde (26,62 Mrd. €): http://www.wertpapie...aber-aktien-on/- Praxair (27,80 Mrd. €): http://www.finanzen....n/Praxair-Aktie

- Air Products and Chemicals (18,23 Mrd. €): http://www.finanzen....Chemicals-Aktie

- Airgas (5,64 Mrd. €): http://www.finanzen....en/Airgas-Aktie

- Air Water (2,02 Mrd. €): http://www.finanzen....AIR_WATER-Aktie

- Aceto (0,39 Mrd. €): http://www.finanzen....ien/Aceto-Aktie

- Rentech (0,29 Mrd. €): http://www.finanzen....ie@stBoerse_FSE

Um sich ein gutes Gesamtbild machen zu können, sollte man von der Marktkapitalisierung her imho auch noch Airgas und Air Water in einer weiterführende Analyse mit aufnehmen.

 

Die Erzeugung und Vertrieb der Gase und der Anlagenbau solcher Anlagen wobei der Hauptanteil die Erzeugung und der Vertrieb der Gase ist.

Zusatzinfo:

Anwendungsbereiche der technischen Gase finden sich in der Medizin (z. B. Endoskopie und Beatmung), Lebensmittelindustrie (Kühlen und Frosten von Lebensmitteln mit Stickstoff und Kohlenstoffdioxid), Verpackung von Lebensmitteln in modifizierter Atmosphäre (Stickstoff, Kohlendioxid und Sauerstoff), chemischen Industrie (Sauerstoffeinsatz zur Leistungssteigerung von Claus- und FCC-Anlagen), Metallurgie (Frischen von Stahl mit Sauerstoff, Wärmebehandlung), Gummi- und Kunststoffindustrie (Entgraten von Gummiteilen, Gasinnendrucktechnik), Bauindustrie (Bodenvereisen und Betonkühlen mit flüssigem Stickstoff, Neutralisation von Baustellenabwässern mit Kohlendioxid) oder Umwelttechnik (Belebung von Gewässern und Kläranlagen durch Sauerstoff) sowie Schweißtechnik (Schutzgasgemische bzw. Sauerstoff und Acetylen im Autogenschweißen). Des Weiteren werden Reinstgase und Präzisionsgasgemische als Betriebs- und Kalibriergase in vielen Bereichen der Messtechnik eingesetzt.

Eine "pure" Kennzahlenanalyse wie bei "meinem" Branchenvergleich zu Nahrungsmittelkonzernen halte ich bei Zyklikern für weniger aussagekräftig. Vielmehr würde mich bei Chemiewerten interessieren

 

- welche einzelnen Segmente wieviel (in %) zum Umsatz beitragen,

- welche Gewinnmargen diese einzelnen Segmente erzielen und

- wie stark die einzelnen Segmente von der Konjunktur abhängig sind.

 

"Meine" Air Liquide scheint aufgrund seiner HealthCare-Sparte recht defensiv aufgestellt zu sein. Linde wiederum scheint konjunkturabhängiger zu sein. Die übrigen Unternehmen habe ich mir selbst bisher noch nicht näher angesehen.

 

Würdest du so eine weiterführende Analyse für die o. g. Unternehmen angehen? Dafür muss man ggf. auf den Homepages bzw. in den Geschäftsberichten der Unternehmen ein wenig stöbern. Du könntest ja für den Anfang mit Linde beginnen. Ich gebe dir dann entspr. Feedback und würde später solch eine Analyse für Air Liquide nachreichen. Die übrigen Unternehmen können wir uns später vornehmen.

 

Insgesamt stellen sich mir folgende Fragen:- Wie sehr ihr das Wachstumspotential und die Rentabilität in dieser Branche?

- Sollte das Fracking in den USA wirklich ein boost bedeuten, kann man dann in einer globalisierten Welt davon ausgehen, dass die US Unternehmen eher davon profitieren als Linde oder Air Liquide?

- Wie würdet ihr diese vier Unternehmen im Bezug auf Marktstellung und Wettbewerbsvorteile einschätzen?

- Wie ist das Wachstum von Praxair einzuordnen?

Hierzu lässt sich nach einer tiefgründigeren Analyse sicher mehr sagen.

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Remoh
Beim Thema Dividendenentwicklung scheint es so als wären die beiden US Unternehmen den Europäern überlegen.

Die Höhe einer Dividende ist ohne Angabe der jeweiligen Ausschüttungsquote nur bedingt brauchbar. Im Idealfall steigt die Dividende im Einklang mit dem Gewinnwachstum. Dividendenjäger sind also am besten damit beraten, auf DGI-Aktien zu setzen. Chemiewerte gehören traditionell eher zu den Zyklikern, was zur Folge hat, dass der Gewinn während einer Krise durchaus einbrechen kann. Die Dividende sollte dann nicht höher als der Jahresgewinn sein. Andernfalls würde sie aus der Substanz bedient werden, was für den Anleger ein Nullsummenspiel ist.

 

Wenn man in die angehängte Excel Datei reinschaut, sieht man gut wie es sich mit den Ausschüttungsquoten verhält. Praxair hatte 2002 eine Ausschüttungsquote von 30% und ist bei einem solchen Dividendewachstum im Jahr 2013 bei einer Ausschüttungsquote von 40% angelangt und hatte als Maximalausschüttungsquote im Jahr 2010 "nur" 45%.

Bei Air Products & Chemicals sieht das schon etwas anders aus. Da ist die Ausschüttungsquote recht stetig gestiegen und ist im Jahr 2012 bei ca. 45% gewesen und 2013 bei gut 59%. Es wird also ein deutlich höherer Anteil an den Gewinnen ausgeschüttet.

Air Liquide befindet bei der Ausschüttungsquote auch eher im oberen 40er Bereich, behält diese aber relativ konstant.

Bei Linde war man jahrelang (2000 bis 2004) über den 50% an Ausschüttungsquote. Dann schwankt es doch sehr (meiner Interpretation nach liegt das besonders an der Aquisitionspolitik des Unternehmens. Sprich: Durch die Aufnahme von großen Schuldenpacketen und deren teilweise zügigen Zahlung schwankt der Gewinn doch sehr. Hierzu betrachte man nur die Jahre 2006 und 2007).

 

Bei Linde ist man in den letzten Jahren eher im unteren 40er Bereich.

 

Wenn man das betrachtet kann man also einen deutlichen Abschlag bei Air Products & Chemicals machen, da hier die Ausschüttungsquote stark angehoben wird um das Dividendenwachstum "durchzuhalten". Ich persönlich empfinde, dass in diesem Punkt Praxair doch insgesamt die Nase klar vorne hat, da hier die Ausschüttungsquoten eigentlich sehr stabil aussehen.

Meine generelle Frage wäre hier nun:

Welche Ausschüttungsquoten sind bei diesen Chemi-Unternehmen vertretbar? Ich weiss, dass gerade Versorger eher hohe Ausschüttungsquoten vorweisen, da diese kaum Wachstumspotential haben und so den Gewinn dann großteilig an die Aktieninhaber verteilen. Doch diese Unternehmen hier haben alle eigentlich noch ein gutes Wachstumspotential. Wie sind also die Ausschüttungsquoten zu werten?

 

Eine "pure" Kennzahlenanalyse wie bei "meinem" Branchenvergleich zu Nahrungsmittelkonzernen halte ich bei Zyklikern für weniger aussagekräftig. Vielmehr würde mich bei Chemiewerten interessieren

 

- welche einzelnen Segmente wieviel (in %) zum Umsatz beitragen,

- welche Gewinnmargen diese einzelnen Segmente erzielen und

- wie stark die einzelnen Segmente von der Konjunktur abhängig sind.

 

"Meine" Air Liquide scheint aufgrund seiner HealthCare-Sparte recht defensiv aufgestellt zu sein. Linde wiederum scheint konjunkturabhängiger zu sein. Die übrigen Unternehmen habe ich mir selbst bisher noch nicht näher angesehen.

 

 

Eine reine Segmentunterteilung nach Erzeugung und Vertrieb der Gase und der Anlagenbau solcher Anlagen habe ich für Air Liquide und Linde schon gemacht. Zumindest habe ich hier aus deren Geschäftsberichten, die Zahlen zusammengefasst. (Werte sind in Millionen €)

 

Air Liquide:

 

7FgZqDi.png

 

 

 

Linde:

 

rFUXA70.png

 

 

Linde hat hierbei ihre Einteilung im Jahr 2011 geändert und nur für das Jahr 2010 die Daten nach der neuen Einteilung ausgerechnet. (deswegen ist hier zwei mal 2010 zu sehen). Außerdem haben sie in den Geschäftsberichten vor 2006 keine Einteilung nach Regionen vorgenommen.

Info: Die Einteilung EMEA steht für Europe, Middle East & Africa (Wenn man sich das Excel-Sheet aus meinem 1. Post runterlädt, kann mans auch dort besser lesen wie in dem Bild)

 

Eine "pure" Kennzahlenanalyse wie bei "meinem" Branchenvergleich zu Nahrungsmittelkonzernen halte ich bei Zyklikern für weniger aussagekräftig. Vielmehr würde mich bei Chemiewerten interessieren

 

- welche einzelnen Segmente wieviel (in %) zum Umsatz beitragen,

- welche Gewinnmargen diese einzelnen Segmente erzielen und

- wie stark die einzelnen Segmente von der Konjunktur abhängig sind.

Würdest du so eine weiterführende Analyse für die o. g. Unternehmen angehen? Dafür muss man ggf. auf den Homepages bzw. in den Geschäftsberichten der Unternehmen ein wenig stöbern. Du könntest ja für den Anfang mit Linde beginnen. Ich gebe dir dann entspr. Feedback und würde später solch eine Analyse für Air Liquide nachreichen. Die übrigen Unternehmen können wir uns später vornehmen.

 

 

Ich bin noch relativ unerfahren in diesem Bereich. Gerade bei der Interpretation der Dinge fehlt mir noch das Gespür. Die Daten aber aus den Berichten zu ziehen sollte kein Problem sein, sofern man mir hilft da nicht die falschen Daten rauszunehmen.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte
Welche Ausschüttungsquoten sind bei diesen Chemi-Unternehmen vertretbar? Ich weiss, dass gerade Versorger eher hohe Ausschüttungsquoten vorweisen, da diese kaum Wachstumspotential haben und so den Gewinn dann großteilig an die Aktieninhaber verteilen. Doch diese Unternehmen hier haben alle eigentlich noch ein gutes Wachstumspotential. Wie sind also die Ausschüttungsquoten zu werten?

Bis zu welcher Höhe Ausschüttungsquoten angemessen sind, darüber streiten sich die Geister. Ja, Versorger haben mitunter extrem hohe Ausschüttungsquoten. Aber Versorger sind halt auch keine Wachstumswerte, Chemiewerte hingegen schon. Im allgemeinen gelten Ausschüttungsquoten zwischen 40% und 50% als angemessen.

 

Eine reine Segmentunterteilung nach Erzeugung und Vertrieb der Gase und der Anlagenbau solcher Anlagen habe ich für Air Liquide und Linde schon gemacht. Zumindest habe ich hier aus deren Geschäftsberichten, die Zahlen zusammengefasst. (Werte sind in Millionen €)

Ich hatte ganz vergessen zu erwähnen, dass natürlich auch die Ergebnisverteilung nach Regionen relevant ist. Denn während das Wachstum in den westlichen Industrienationen als gesättigt gilt, besteht in den Emerging Markets noch reichlich Wachstumspotenzial(?).

 

Ich bin noch relativ unerfahren in diesem Bereich. Gerade bei der Interpretation der Dinge fehlt mir noch das Gespür. Die Daten aber aus den Berichten zu ziehen sollte kein Problem sein, sofern man mir hilft da nicht die falschen Daten rauszunehmen.

Deine Tabellen sind sehr aussagekräftig! thumbsup.gif Würdest du diese auch für die übrigen Unternehmen nachreichen?

 

- Sollte das Fracking in den USA wirklich ein boost bedeuten, kann man dann in einer globalisierten Welt davon ausgehen, dass die US Unternehmen eher davon profitieren als Linde oder Air Liquide?

Um nochmal auf das Fracking zurückzukommen: Chemieunternehmen sind ja in der Regel lediglich Abnehmer von Öl und Gas. Oder fördern Praxair & Co. auch selbst Gas (über Fracking)? Mit der Förderung von Öl und Gas kenne ich mich nicht so gut aus. Von daher kann ich nur auf den entspr. Fracking-Thread im WPF verweisen: https://www.wertpapier-forum.de/topic/37175-hydraulic-fracturing-fracking-fracen/

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Remoh
Ich bin noch relativ unerfahren in diesem Bereich. Gerade bei der Interpretation der Dinge fehlt mir noch das Gespür. Die Daten aber aus den Berichten zu ziehen sollte kein Problem sein, sofern man mir hilft da nicht die falschen Daten rauszunehmen.

Deine Tabellen sind sehr aussagekräftig! thumbsup.gif Würdest du diese auch für die übrigen Unternehmen nachreichen?

Welche Schlussfolgerungen ziehst du denn aus den bisher vorliegenden Daten?

 

- Sollte das Fracking in den USA wirklich ein boost bedeuten, kann man dann in einer globalisierten Welt davon ausgehen, dass die US Unternehmen eher davon profitieren als Linde oder Air Liquide?

Um nochmal auf das Fracking zurückzukommen: Chemieunternehmen sind ja in der Regel lediglich Abnehmer von Öl und Gas. Oder fördern Praxair & Co. auch selbst Gas (über Fracking)? Mit der Förderung von Öl und Gas kenne ich mich nicht so gut aus. Von daher kann ich nur auf den entspr. Fracking-Thread im WPF verweisen: http://www.wertpapie...racking-fracen/

Soweit ich das sehe geht es nicht darum selbst Gas zu fördern, sondern vielmehr Anlagen/Knowhow bereitzustellen um das geförderte Gas aufzubereiten/transportabel zu machen.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte
Welche Schlussfolgerungen ziehst du denn aus den bisher vorliegenden Daten?

Also von den Regionen her sieht man eindeutig, dass das Wachstum in den Emerging Markets wesentlich höher ist als in den westlichen Industrieländern. Afrika trägt bisher noch recht wenig zu den Ergebnissen bei. Schlummert in den sog. Frontier Markets vielleicht noch einiges (mehr) an Potenzial? Bei meinen bisherigen Analysen habe ich zusätzlich die prozentuale Veränderung im Vergleich zum Vorjahr mit aufgeführt. So kann man leichter sehen, ob das Wachstum relativ konstant ist oder sich möglicherweise abschwächt. Des Weiteren würde mich eine Auseinanderdröselung der Ergebnisse nach Sparten interessen, um zu schauen, wie wachstumsstark, profitabel und zyklisch diese sind. Darüber hinaus wäre es interessant zu wissen, wie hoch die Marktanteile der Unternehmen in den einzelnen Regionen und Sparten sind.

 

Soweit ich das sehe geht es nicht darum selbst Gas zu fördern, sondern vielmehr Anlagen/Knowhow bereitzustellen um das geförderte Gas aufzubereiten/transportabel zu machen.

Hm, also mit dem Thema Fracking habe ich mich selbst bisher noch nicht so intensiv beschäftigt. Sollte es tatsächlich zu einem Fracking-Boom in den USA kommen, wird sehr viel Gas auf den Markt kommen. Ein erhöhtes Angebot dürfte den Preis drücken. Dieses Gas muss natürlich genutzt werden. Ob Gase-Unternehmen davon profitieren würden? Wenn dann wohl vor allem diejenigen, welche in den USA entspr. hohe Marktanteile haben. Hier wäre die Einschätzung von Usern aus dem Rohstoffbereich vielleicht hilfreich.

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checker-finance

(...)

2. Die Schiefergas-Förderung (Fracking)

Der Linde-Chef hob das große Potenzial der Schiefergas-Förderung hervor. In Nordamerika verspreche die Technik schon bald zum "schönen Wachstumstreiber" für den Konzern zu werden. So hofft er auf Bestellungen von Anlagen für die Aufbereitung des aus dem Tiefengestein geförderten Gases und die Entstehung neuer Chemie-Zentren in deren Umfeld. In Deutschland ist die so genannte Fracking-Methode wegen möglicher Umweltschäden umstritten. (Quelle: http://de.reuters.co...E92603G20130307)

(...)

- Sollte das Fracking in den USA wirklich ein boost bedeuten, kann man dann in einer globalisierten Welt davon ausgehen, dass die US Unternehmen eher davon profitieren als Linde oder Air Liquide?

(...)

 

Um mal diesen Aspekt heraus zu greifen:

 

Scheint so, als ob jetzt im Fracking-Boom jeder CEO irgendwie versucht, sein Unternehmen als potentiellen Profiteuer dieser Wachstumsstory darzustellen - sei es, weil es in irgeneiner Weise von billigem Gas profitiert, selbst Fracking betreiben will oder Gerät bzw. Werkstoffe zuliefern will.

 

1. Wie kürzlich im Fracking-Thread verlinkt: es ist aufgrund der sehr hohen Erschöpfungsraten äußerst zweifelhaft, ob Fracking a) überhaupt kommerziell sinnvoll ist und B) wie lange es eine wesentliche Fracking-Industrie gibt. Es gibt konventionelle Ölquellen, aus denen mit sehr flacher Erschöpfungsrate jahrzehntelang Öl gefördert wird. Damit sind gefrackte Öl- und Gasfelder nicht zu vergleichen.

 

2. Fracking bei Erdgasfelder ergibt aufgrund des niedrigen Gaspreises kaum Sinn. Der Gaspreis ist so niedrig, weil beim Fracking von Ölfeldern auch immer Erdgas mit freigesetzt wird und wenn es die Infrastruktur zuläßt, kommt dieses Gas als Nebenprodukt auf den Markt und drückt den Preis. Wo keine Gaspipelines bestehen, wird das Gas in die Quelle zurückgedrückt, um im Feld durch den Druck den Ölfluß zu verbessern. Dafür braucht man m. E. Kompressoren aber keine Gasaufbereitung.

 

3. Die genannten Industriegas-Erzeuger kommen m. E. nur dort ins Spiel, wo Erdgas mit Gas-Pipelines auch auf den markt gebracht werden kann und es dann darum geht, dieses Gas zu reinigen, veredeln, transportfähig zu machen, etc.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

checker-finance, danke für Deinen sehr aufschlussreichen Beitrag! thumbsup.gif

 

Soweit ich das sehe geht es nicht darum selbst Gas zu fördern, sondern vielmehr Anlagen/Knowhow bereitzustellen um das geförderte Gas aufzubereiten/transportabel zu machen.

Air Liquide und Linde bieten auch Lösungen für Raffinerien an:

 

Lösungen für Raffinerien

Produzenten im Erdölraffinationsmarkt bieten wir Lösungen an, die ihnen helfen, die Herausforderungen anzunehmen, mit denen sie bei der Produktion von sauberen Kraftstoffen, der Effizienzsteigerung und der Verkleinerung ihres CO2-Fußabdrucks konfrontiert sind.

 

Die Herausforderungen, mit denen Raffinerien konfrontiert sind

Abgesehen von ihrem vorrangigen Ziel, einen sicheren, zuverlässigen und rentablen Betrieb zu gewährleisten, ist die Raffinationsindustrie in verschiedenen Bereichen mit neuen Wettbewerbsherausforderungen konfrontiert: Spezifikationen von ultrasauberen und qualitativ hochwertigen Kraftstoffen, Restriktionen bei den Luftemissionen und Auflagen bei der Abfallentsorgung, ein größerer Druck bei der Energieintensität oder der Preisvolatilität.

 

Unabhängig von ihrem Produktmix sind unsere Kunden in unterschiedlichen Maßen – entsprechend der Komplexität und der Flexiblität ihrer Anlagen, ihres Standorts und ihrer Märkte – mit diesen Herausforderungen konfrontiert.

 

Die Produkte und Tätigkeiten sollen geringere Umweltauswirkungen haben – diese Forderung stellen alle Länder an die Erdölindustrie. Konkret bedeutet dies, dass die Raffinerien heute versuchen, ihre Produktion der Verbrauchernachfrage anzupassen und gleichzeitig ihre Performance in Sachen Emissionen, Abfall und Energieeffizienz zu verbessern.

 

Parallel dazu hat das zunehmende Interesse an alternativen Rohstoffen wie Gas, Biomasse und Kohle für die Produktion von Motorkraftstoffen Auswirkungen auf die Erdölraffinationsbranche.

 

Unsere Lösungen

 

Air Liquide Global E&C Solutions bietet kundenspezifische Lösungen für die Produktion von sauberen Kraftstoffen basierend auf unseren eigenen Wasserstoff- und Schwefeltechnologien an. Unsere Lösungen und innovativen Konzepte erfüllen die Haupterfordernisse unserer Kunden, die mit einer Zunahme der Rohölkapazität und/oder der Verbesserung der Produktqualität verbunden sind, um strengere Spezifikationen und Umweltschutzvorschriften einhalten zu können.

 

Unser Portfolio umfasst auch Lösungen wie Gas-to-Liquid (GTL), Coal-to-Liquid (CTL) und Biomass-to-Liquid (BTL) für die Produktion von Motorkraftstoffen aus alternativen Rohstoffen.

 

Strategieentwicklung basierend auf der Zielsetzungn des Kunden

 

Wenn wir mit einem Kunden zusammenarbeiten, führen wir zuerst einmal eine gründliche Analyse seiner aktuellen und zukünftigen Situation durch und entwickeln dann basierend auf seinen Bedürfnissen ein strategisches und optimiertes Konzept. Dazu kann beispielsweise eine umfangreiche Studie der Wasserstoff- und Brenngassysteme der Raffinerie gehören.

 

Wir bieten konzeptionelle Studien an, um bestehende Anlagen oder neue Produktionsstandort-Konzepte zu optimieren. Diese Studien werden mit komplexen Raffinerie-Modellierungstools durchgeführt und sind die Grundlage für die spätere Projektausführung, vom Basic Engineering bis zur Inbetriebnahme.

Wir besitzen starke Kompetenzen bei der konzeptionellen Entwicklung und Know-how, haben eine globale und internationale Präsenz und können auf vorbildliche Erfahrung bei der Projektausführung zurückblicken.

Entscheidend ist auch, dass wir uns an jedem Schritt stark für Gesundheit und Sicherheit engagieren.

Mit unseren Lösungen und unserer Herangehensweise konnten wir Kunden helfen, effizienter zu arbeiten, ihre Produktion nachhaltiger zu machen, ihre Energieeffizienz zu steigern und ihre Produkte neuen Marktanforderungen anzupassen.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Anknüpfend an die beiden gestrigen Beiträge von checker-finance möchte ich noch auf einen interessanten Artikel einer einschlägigen Internetseite für "Entscheider" (Planer und Manager) der Chemiebranche verweisen und hier einige wesentliche Passagen aufführen:

 

Auch in der Print-Ausgabe vom Handelsblatt (Ausgabe vom letzten Wochenende - leider kein Link verfügbar) habe ich kürzlich einen Artikel darüber gelesen, wonach Chemieunternehmen aus den USA aufgrund der dort billigen Öl & Gas - Preise einen Wettbewerbsvorteil haben:

 

Den Amerikanern kommt dabei ein weiterer Aspekt zugute: konkurrenzlos günstige Energie- und Rohstoffpreise und ein mit dem Nafta-Raum enorm aufnahmefähiger Markt für Chemieerzeugnisse. Allesamt Faktoren, die für Chemieinvestoren eine unwiderstehliche Anziehungskraft ausüben. Der US-Chemieverband ACC schätzt, dass die Chemieproduktion in den USA zwischen 2015 und 2020 jährlich um vier Prozent zulegen wird. Dass dies nicht unrealistisch ist, zeigt ein Blick auf die aktuellen Investitionen: Nach Recherchen des ACC wurden in der US-Chemie zwischen Januar 2010 und Februar 2014 Anlagenprojekte im Wert von 100,2 Mrd. US-Dollar angekündigt, die im Zusammenhang mit günstigem Schiefergas stehen. Diese sollen in einem Zeitraum bis 2023 Realität werden. Und der Zug nimmt erst Fahrt auf: Bis 2018, so die Schätzungen, wird die Chemie in den USA ihre jährlichen Investitionen gegenüber 2010 verdoppeln. 2013 wurden 42,4 Mrd. Dollar investiert, in den Jahren 2011 bis 2013 waren die Ausgaben um 14,9 Prozent, 16,9 Prozent und 10,0 Prozent gestiegen. „Die USA sind derzeit für Chemieinvestitionen der attraktivste Markt der Welt", stellte T. Kevin Swift, Chefökonom des ACC, anlässlich der Vorstellung des Berichts im Dezember fest.War die USA noch vor wenigen Jahren vom globalen Chemiewachstum abgehängt, schlägt sich der Schiefergas- und -ölboom inzwischen in der Chemie-Handelsbilanz nieder. Noch im Jahr 2011 mussten mehr Chemikalien eingeführt werden, als exportiert wurden. Im vergangenen Jahr hat sich die Handelsbilanz gedreht: Die Exporte überstiegen die Importe um 2,7 Mrd. Dollar - und das Ausfuhrplus könnte sich in den kommenden Jahren jährlich verdoppeln, bis 2018 soll der Exportüberschuss auf 30 Mrd. Dollar anwachsen. „Die amerikanische Chemie ist zurück im Spiel", so Swift.

 

Dass sich der Chemieboom auf Basis von billigem Schiefergas bereits in den Bilanzen zeigt, hat das Marktforschungsinstitut Bernstein-Research festgestellt. So soll bereits im Jahr 2011 der Gewinn von Chemieunternehmen, die Ethan-Cracker betreiben, um 6 Mrd. Dollar gestiegen sein. Das waren vor zwei Jahren rund 14 Prozent der gesamten Gewinne der US-Chemieunternehmen. Den aus der Preisdifferenz zwischen billigem Gas und teurem Öl entstehenden Wettbewerbsvorteil nutzen inzwischen auch ausländische Chemiekonzerne und investieren in den USA. So hat die BASF im texanischen Port Arthur einen Cracker von Naphta auf Ethan umgerüstet. PVC-Hersteller in Europa geraten aufgrund der unterschiedlichen Kostensituation unter massiven Druck amerikanischer Hersteller. Das Marktforschungsunternehmen IHS schätzt, dass sich die Produktion von Kunststoffen und Grundchemikalien in den USA bis 2020 verdoppeln wird, während Europa ein Drittel dieser Produktionskapazitäten verlieren wird. Ein Indiz ist auch die jüngste Ankündigung des Chemieriesen BASF: Konzernchef Kurt Bock berichtete im Februar, dass der Anteil der Investitionen in Deutschland in den kommenden fünf Jahren von einem Drittel auf ein Viertel sinken wird.

Vom Bereich Gase vielleicht etwas abschweifend, aber für den Bereich Chemie als ganzes durchaus interessant, ist folgende Aussage:

 

Der Staatskonzern Saudi Aramco hat sich vorgenommen, bis 2020 zum weltweit größten Energie- und Chemiekonzern aufzusteigen. Seit 2011 erweitert der Ölmulti sein Portfolio im Rahmen des „Accelerated Transformation Program". Derzeit arbeitet das Unternehmen an der Fertigstellung von fünf neuen Raffinerien, die alle 2018 in Betrieb gehen sollen und neben Kraftstoffen auch Petrochemieprodukte liefern werden. Mit einem Budget von 20 Mrd. US-Dollar ist der Konzern am Sadara-Petrochemiekomplex beteiligt, der als eines der größten Projekte in der Geschichte der Chemie ab 2016 Spezialchemikalien für die Kunststoffherstellung liefern soll. Der Chemiekonzern Sabic arbeitet derzeit an der Errichtung von acht neuen Chemieparks.Größtes „Asset" der saudischen Chemie ist der enorm niedrige Gaspreis. Erdgas kostet 0,75 USD/mmBTU. In den USA fallen dafür 4 USD an, in Europa 10 USD. Allerdings werden in Zukunft große Anstrenungen notwendig sein, um die Effizienz der Anlagen zu steigern. Die zunehmende Förderung von Schiefergas in unterschiedlichen Regionen der Welt hat die Weltmarktpreise für Ethan und Propan gedrückt und verringert dadurch die Wettbewerbsvorteile der saudischen Chemie. Sollte es China gelingen, die eigenen Schiefergasreserven zu mobilisieren, würde der Golfstaat in einem wichtigen Absatzmarkt geschwächt.

 

Die deutsche Gesellschaft für Außenwirtschaft, GTAI, geht davon aus, dass die saudiarabische Petrochemie nur dann wachsen wird, wenn viele neue Gasvorkommen gefunden und nutzbar gemacht werden. Ähnliches gilt für die weiteren Golfstaaten, darunter Katar, den viertgrößten Gasproduzenten der Welt. Bis 2018 sollen dort über 15 Mrd. USD in Petrochemieanlagen investiert werden. In der chinesischen Chemie könnte ein aktueller Regierungsbeschluss einen Veränderungsprozess in Gang setzen. Da Erdgas für die Industrie künftig höher besteuert wird, wird der Einsatz billiger Kohle als Chemierohstoff attrativ.

Für die nähere Zukunft geht das Beratungsunternehmen A.T. Kearney aus den nachfolgend genannten Gründen von einer Konsolidierungswelle innerhalb der Chemiebranche aus:

 

Ein interessantes Schlaglicht auf die Zukunft der Chemie setzte im vergangenen November das Beratungsunternehmen A.T. Kearney. In einer Studie untersuchten die Marktforscher fällige Verbindlichkeiten der weltweiten Chemieunternehmen. Ergebnis: Der Chemie stehen turbulente Zeiten bevor. Bis 2016 werden Kredite in Höhe von 33 Mrd. USD fällig und könnten eine Restrukturierungswelle auslösen. Die Logik: In Folge der Schiefergasförderung in den USA schrumpfen die Margen. In Verbindung mit den zu tilgenden Schulden könnte dies eine Welle von Unternehmensverkäufen nach sich ziehen.

Kombiniert man die Informationen aus Verbindlichkeiten der Chemie - A.T. Kearney zufolge müssen 27 Chemieunternehmen mit einem Umsatz von mehr als 1 Mrd. USD in den nächsten fünf Jahren rund 110 Mrd. USD zurückzahlen - mit der Erwartung, dass ab 2016 die aus den oben beschriebenen Investitionsprojekten folgenden zusätzlichen Produktionskapazitäten auf den Markt kommen, scheint klar: Die Chemieindustrie steht vor enormen Umwälzungen. Für die deutsche Chemie steigt der Druck hin zur Spezialisierung.

Was der letzte Satz aus Sicht von BASF, Evonik, LANXESS, Wacker Chemie & Co. bedeutet, sollte man vielleicht in einem eigenen Branchenthread für Chemieunternehmen wie Dow Chemical, DuPont, LyondellBasell & Co. beschnacken.

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Remoh

Ich habe mir mal die Geschäftsberichte von Praxair angeschaut und deren Daten mal zusammengefasst.

 

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Wie auch schon im vorigen vergleich ist sehr gut zu sehen, dass der Umsatz wie auch der Jahresüberschuss bei Praxair sehr solide wächst. Wenn man nun auch noch ein Augenmerk auf die Anzahl der Aktien legt, stellt man fest, dass Praxair stetig Aktien zurückkauft, was meiner Ansicht nach ein sehr gutes Zeichen ist. Durch den Aktienrückkauf unterstützt steigen das EPS und der Buchwert ebenfalls sehr stetig.

 

Hier habe ich das langfristige Durchschnittswachstum für 2013 nochmal zusammengefasst

 

 

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Ein wichtiger Aspekt, bei dem ich mir aber noch nicht sicher bin, wie ich diesen zu beurteilen habe ist der Umgang mit den Schulden.

Vergleicht man den Return on Equity mit dem Return on Assets ist schon direkt ersichtlich, dass dies nur durch eine relative hohe Schuldenlast zu ereichen ist. Und die Eigenkapitalquote liegt auch eher im unteren 30% Bereich. Im ersten Post hatte ich auch schon die Eigenkapitalquote der anderen drei großen aufgetragen und dort war schon ersichtlich, dass Praxair die klar niedrigste Eigenkapitalquote besitzt.

Bis auf 2007 und 2008 ist das Current ratio immer über 1, eine Liquidität für das Tagesgeschäft ist also eigentlich immer vorhanden.

 

Jedoch ist auch deutlich, dass die longterm Schulden immer weiter ansteigen. Hierzu habe ich als Vergleich den Quotienten mit dem Eigenkapital gebildet.

 

Im unteren Abschnitt des Balance Sheets sieht man dazu, wie sich der Goodwill und auch die longterm Schulden fast jedes Jahr vermehren.

Besonders positiv im Cashflow Statement ist, wie sich der Cashflow aus operativen Tätigkeiten entwickelt.

 

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Ich habe nun mal versucht den Verlauf der Longterm Schulden etwas besser nachzuvollziehen.

 

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Nachdem wir wissen, dass sie sich stetig anhäufen, kann man vielleicht aus der Zusammensetzung bessere Schlussfolgerungen ziehen ob dies vertretbar ist oder aber eher ein Warnsignal darstellt.

 

Was mir als erstes auffällt ist, dass die internationalen Schulden sehr stark zurück gegangen sind und man eigentlich vermehrt nur noch US Schulden hat. Da der Hauptabsatzmarkt Nordamerika ist (dazu später noch die Segmentanalyse) macht dies eigentlich auch am meisten Sinn.

 

Als erstes fällt bei der Zusammensetzung auf, dass man im Jahr 2013 als Höchstzinssätze nur noch 5,375% bzw. 4,625% zahlen muss. Gerade vor der Finanzkrise hatte man doch einiges Volumen, welches man mit mehr als 5% Zinsrate bezahlen musste.

Seit 2011 zahlt man relativ moderate Zinssätze auf die neu aufgenommen Schulden

2011: 500 Mio USD für 10 Jahre bei 4,05% und 500 Mio USD für 10 Jahre bei 3% neu aufgenommen

2012: 400 Mio USD für 5 Jahre bei 1,05%, 600 Mio für 10 Jahre bei 2,45%, 500 Mio für 10 Jahre bei 2,2% und 300 Mio für 30 Jahre bei 3,55% neu aufgenommen

2013 kam noch ein kurzer 3 Jahres Kredit von 400 Mio für 0,75% und vier länger laufende Kredite dazu. Wenn man diese mit den wegfallenden Schulden vergleicht sind die neuen Zinssätze alle durchgehend geringer. Man ist also in der Lage die alten Schulden mit besseren Zinsraten zu refinanzieren.

 

Das Volumen hat sich also deutlich erhöht aber die Zinsraten, die man zahlt sind dafür gut gesunken. Gerade wenn man sich das Jahr 2012 anschaut indem man den mit 6.375% laufenden Kredit wohl durch einen mit 2,2% refinanzieren konnte wird das sehr deutlich.

 

An der Sache ist meiner Meinung solange nichts auszusetzen bis die Zinssätze wieder steigen werden. Denn dann wird man in die Lage kommen, dass man de Niedrigzinskredite durch teurere Kredite wohl refinanzieren müsste. Die Frage ist also, wie lange werden die Zinsen so niedrig bleiben?

 

Falls jemand mehr Erfahrung mit der Betrachtung von Schulden hat, wäre ich sehr dankbar für mögliche Ansätze um dieses Problem zu betrachten.

Ich denke mir, dass es sicher ein gutes theoretische Modell gibt bei der man die Zinslast der auslaufenden Kredite mit der Profitabilität des Unternehmens vergleichen kann und damit dann bessere Aussagen machen kann inwiefern die Schulden zu vertreten sind.

Mein einziger Ansatz bisher wäre, dass ich den Return on Asset anschaue, der bei über 8% liegt und somit argumentiere, dass man dadurch in der Lage ist genau diese Zinsrate bei den Schulden zu tragen. Sobald die Zinsätze über dem Return on Assets liegt wird es problematisch.

 

Da der Return on Assets sehr stabil und sogar wachsend ist und wir in der momentanen Wirtschaftslage wohl kaum davon ausgehen können, dass wir innerhalb der nächsten paar Jahre Schulden mit Zinssätzen weit über den 5% aufnehmen zu müssen, sieht das Ganze für mich sehr profitabel aus.

Auch wenn ich eigentlich kein Freund von Schulden bin, denke ich daher, dass aufgrund des Return on Assets Wertes von >8% hier sehr gut aussieht.

Aber nochmal. Ich hätte sehr gerne weiteren Input zu dieser Thematik, falls jemand etwas dazu beitragen kann oder eigene Ideen hat, wie man die Sachlage analysieren kann. Auch gerne zu Links/Empfehlungen zu Büchern oder Artikel.

 

Zu guter letzt habe ich noch die Umsätze und Profite nach Segmenten zusammengetragen.

 

 

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Es wird hierbei in 4 geografische Regionen unterschieden und als fünftes Segment die Surface Technologies genommen, welche im Geschäftsbericht wie folgt beschrieben werden:

 

Surface Technologies

Praxair Surface Technologies is a leading worldwide supplier of coatings services and thermal spray consumables to customers in the aircraft, energy, printing, primary metals, petrochemical, textile, and other industries. Its coatings are used to provide wear resistance, corrosion protection, thermal insulation, and many other surface-enhancing functions which serve to extend component life, enable optimal performance, and reduce operating costs. It also manufactures a complete line of electric arc, plasma and wire spray, and high-velocity oxy-fuel (“HVOF”) equipment.

 

Aus den vielen Tabellen ziehe ich folgende Informationen:

 

- Nordamerika ist deutlich der Hauptmarkt mit einem Geschäftsanteil von mehr als 50%

- Das Wachstum in Asian ist am größten und Asien hat mittlerweile Europa als drittengrößten Absatzmarkt eingeholt und wohl bald auch überholt

- Die Margins sind in Nord und Sädamerika viel höher. In den letzten Jahresberichten findet man einige Informationen dazu und grob gesagt sind dort einfach die "cost of sales" geringer. Woran das genau liegt kann man wohl nur herausfinden, wenn man die Jahresberichte im Detail studiert und sich besser mit der Distribution befasst.

- In Europa wächst man kaum im Vergleich zu den anderen Regionen

 

Seit 2010 findet man auch eine Auflistung der Umsätze nach Produktgruppe und Endmarkt

 

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Hier zeigt sich eigentlich gut, dass die Energiebranche als Absatzmarkt wichtiger wird und dass der Hauptantreiber der Umsätze der Vetrieb der Atmosphärischen Gase sind.

 

Fazit:

 

Zu Beginn hat mich die hohe Schuldenlast und der immer größer werdende Goodwill auf dem Balancesheet etwas abgeschreckt. Aber durch meine bisherigen Betrachtungen habe ich den Eindruck, dass dies nicht so wirklich schlimm ist, da es sich bei Praxair um ein hochprofitables Unternehmen handelt, welches stark in Wachstum investiert, dabei aber immer schön fleißig die Dividende anhebt ohne aber die Ausschüttungsquote ins unermessliche zu treiben. Durch das stetige Aktienrückkaufprogramm werden Aktionäre weiterhin bestärkt. Momentan ist Praxair wohl im Vergleich zu Linde oder Air Liquide nicht so gut im Healthcare Markt aufgestellt. Dafür hat man aber wohl die beste Position in Gesamtamerikanischen Raum und eine sehr gute Ausgangslage für weiteres Wachstum in Asien. Ich glaube, momentan würde ich Praxair den anderen vorziehen.

 

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand weitere Anmerkungen geben könnte bezogen auf die Betrachtung der Schuldenentwicklung. Und für generelle Hinweise und eigene Meinungen würde ich mich ebenfalls freuen.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

@ Remoh, Deine Beiträge hier sind große Klasse! thumbsup.gif Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie viel Arbeit dahinter steckt. Da ich mich mit dem Thema Verschuldung bisher noch nicht so intensiv beschäftigt habe, hat es mit meiner Antwort deshalb etwas gedauert. Anhand der Angaben von ariva.de habe ich für

 

- Air Liquide,

- Linde und

- Praxair

 

folgende Kennzahlen in einer Tabelle zusammengefasst:

 

- Operatives Ergebnis und Gewinn vor Steuer,

- kurzfristige, langfristige und ergo gesamte Verbindlichkeiten,

- Eigenkapital (absolut) und Eigenkapitalquote sowie

- Schuldendienstdeckungsgrad (kurz- und mittelfristig sowie gesamt).

 

Die erst- und drittgenannten Kennzahlen muss ich wohl nicht extra erläutern. Bezüglich der Schulden sollte man zwischen kurz- und langfristigen Schulden unterscheiden. Als letztes habe ich die Schulden zum Vorsteuergewinn ins Verhältnis gesetzt. Vielleicht könnte ein BWLer was dazu sagen? Ich habe mich am entspr. Wikipedia-Artikel orientiert.

Nachfolgend die nackten

 

Kennzahlen:

 

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Hier die EXCEL-Tabelle dazu: Kennzahlenanalyse.xlsx

 

Bei Linde gilt es zu beachten, dass das deutsche Unternehmen 2006 den britischen Wettbewerber BOC übernommen hat. Die Kosten der Übernahme in Höhe von 13,5 Mrd. € finanzierte Linde durch Kredite, Ausgabe von Anleihen und Aktien sowie die Veräußerung einzelner Sparten (etwa die der Gabelstapler). Somit sollte man das Geschäftsjahr 2006 bei Linde als statistischen Ausreißer betrachten.

 

Wenn man die Kennzahlen der drei Unternehmen miteinander vergleicht, fällt auf, dass die Eigenkapitalquoten von Air Liquide und Linde in etwa gleichauf liegen. Die Eigenkapitalquote von Praxair ist etwas niedriger, für ein mittel-zyklisches Unternehmen dürfte sie jedoch ausreichend sein. Auffällig ist, dass die Verschuldung im Verhältnis zum Vorsteuergewinn bei Linde in etwa doppelt (!) so hoch ist wie die seiner beiden Konkurrenten. Die Verschuldungsgrade von Air Liquide und Praxair bewegen sich ungefähr im selben Rahmen, die Amerikaner schneiden sogar etwas besser als die Franzosen ab. Während ich die Verschuldung von Linde ein wenig kritisch sehe, scheint sie bei Air Liquide und Praxair unbedenklich zu sein.

 

Du hast es ja bereits angesprochen, dass die Zinsen derzeit noch niedrig sind und man sich gegenwärtig demzufolge noch recht günstig verschulden kann. In absehbarer Zeit dürften die Zinsen jedoch wieder steigen, was die Aufnahme von Fremdkapital teurer machen würde. In diesem Zusammenhang wäre es interessant, die einzelnen Laufzeitstrukturen der Schulden der Unternehmen noch näher zu untersuchen. Ist da irgendwas kündbares Hochverzinsliches mit dabei? Linde hat beispielsweise eine 7,375%-Tier-Anleihe, die zu kündigen sich lohnen wird - die Rendite ist höher als 100/KGV, aber das ist Eigenkapital und sollte daher durch Eigenkapital ersetzt werden, um die EK-Quote nicht zu beschädigen. Als Linde das Papier emittiert hat, lag sein KGV um die 12, da wäre eine Kapitalerhöhung über Aktien noch teurer gewesen, und die Lincare-Übernahme musste finanziert werden - da probiert man alle Finanzierungsoptionen aus, die man hat, und das Tier hat damals immerhin 700 Mio. € in die Kasse gespült. De facto kauft man bei der Kündigung 2016 also stimmrechtslose Aktien im Wert von 700 Mio. € für ein garantiertes KGV von 13,56 zurück. Letztes Jahr hat Linde bereits so ein Tier gecalled.

 

Air Liquide gibt gerade Bonusaktien aus. Daber handelt es sich um eine Kapitalerhöhung aus Gesellschaftermitteln im Bezugsverhältnis von 10 zu 1. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann erhöht Air Liquide durch das dauerhafte Umwandeln eines Teils seiner Liquidität sein Grundkapital (und strebt ggf. ein besseres Rating seiner Anleihen und/oder ein höheres KGV an). Das wäre dann de facto das Gegenteil eines Aktienrückkaufs (denn das "harte" Eigenkapital steigt hierbei, die Aktienzahl steigt und der Kurs pro Aktie sinkt) - und angesichts des relativ hohen KGV gar keine so schlechte Idee zum aktuellen Zeitpunkt: Ist die Aktie irgendwann mal wieder niedriger bewertet, dann kauft man verstärkt welche zurück und hat gegenüber einem sofortigen Rückkauf einen günstigeren Kaufpreis bekommen, also insgesamt noch Kapital übrig und kann sogar mehr Aktien zurückkaufen, als jetzt ausgegeben wurden.

 

Es wäre beispielsweise auch geschickt, jetzt durch solche Aktionen eine gewollt nachhaltige Erhöhung der Eigenkapitalquote zu signalisieren, daraufhin eine Hochstufung des eigenen Ratings zu erhalten und danach Anleihen mit sehr langer Laufzeit zu günstigen Konditionen zu emittieren, um sich die aktuell niedrigen Zinsen dauerhaft zu sichern... das wäre höhere Bilanzakrobatik. Man müsste nochmal detailliert untersuchen, wie hoch die Air Liquide-Aktie jeweils bewertet und wie hoch die Eigenkapitalquote bzw. die Schuldenstruktur des Unternehmens war, als das Unternehmen in der Vergangenheit dieselbe Aktion durchgeführt hat. Vielleicht ist ja ein Muster erkennbar? (Z. B. immer bei einem hohen KGV der Aktie?)

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Schildkröte
In Texas liegt das größte Helium-Vorkommen der Welt im Boden. Jetzt will die US-Regierung das Reservoir schließen. Das für viele Industrie-Anwendungen wichtige Gas droht knapp und teuer zu werden.

Hier der vollständige Artikel: http://www.welt.de/w...eserve-auf.html

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patient4711

Vielen Dank für die Vorarbeit hier. Wegen der guten Rentabilität habe ich mir mal Praxair genauer angeschaut. Es fällt auf dass sie seit 1999 immer einen positiven FCF haben, ausgenommen es gab große Aquisitionen. Auch die GB erscheinen mir sehr sinnvoll, bei anderen gibt es häufig Selbstbeweihräucherung.

 

Ich bin jedoch immer noch auf der Suche nach dem Grund, warum die Branche so profitabel ist - mithin einem Burggraben. Auffällig ist doch, dass Praxair eine Marge von 15% (!) hat, und die anderen sind auch nicht wesentlich schlechter. Wie kann das sein, obwohl sich ein Gas doch leicht ersetzen lässt und es allein 4 große Konkurrenten gibt? Danke für eine Anregung.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Ich bin jedoch immer noch auf der Suche nach dem Grund, warum die Branche so profitabel ist - mithin einem Burggraben. Auffällig ist doch, dass Praxair eine Marge von 15% (!) hat, und die anderen sind auch nicht wesentlich schlechter. Wie kann das sein, obwohl sich ein Gas doch leicht ersetzen lässt und es allein 4 große Konkurrenten gibt? Danke für eine Anregung.

Du hast Dir die Antwort im Prinzip schon selbst gegeben: Es gibt in dieser Branche im Wesentlichen nur noch vier große Anbieter, die den Markt unter sich aufgeteilt haben. Der Konzentrationsprozess ist inzwischen abgeschlossen. Ganz im Gegensatz zu Wachstumbranchen, in denen sich zunächst viele Unternehmen herumtummeln und dann peu á peu pleite gehen oder übernommen werden. Der Markt ist groß genug für alle vier. Warum sollen die sich durch Preisdumping oder ähnlichem gegenseitig die Margen versauen? Das würde nur dann Sinn ergeben, wenn ein weiterer Wettbewerber (nehmen wir mal an, die vielen kleinen Branchenvertreter würden sich zu einem größeren zusammen tun - in meiner Unternehmensvorstellung zu Air Liquide findest Du eine entsprechende Aufstellung nach Marktkapitalisierung; siehe Link in meiner Signatur) meint glauben zu müssen, den etablierten Platzhirschen mit einem Preiskampf ans Bein p... zu wollen. Dann werden sich die vier Platzhirsche gemeinsam an einen Tisch setzen (offiziell sind Preisabsprachen natürlich rechtlich unzulässig) und ihre Preise für eine Weile noch weiter senken, um den Störenfried ebenfalls zu unterbieten. Da die Platzhirsche auf hohen Cashbeständen sitzen, können sie das eine ganze Weile lang aussitzen. Der Störenfried womöglich nicht. Entweder er geht pleite, da der nun vorgegebene Marktpreis unter seinen Herstellungskosten liegt oder er fügt sich den Platzhirschen preismäßig, so dass diese wieder reichlich Geld scheffeln können. Im Übrigen ist die Chemiebranche keine Zunft, in welcher der Wettbewerb (vorwiegend) über den Preis ausgetragen wird. Hier kommt es vor allem auch auf Qualität und Kundenbeziehungen an.

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patient4711

Du hast Dir die Antwort im Prinzip schon selbst gegeben: Es gibt in dieser Branche im Wesentlichen nur noch vier große Anbieter, die den Markt unter sich aufgeteilt haben. Der Konzentrationsprozess ist inzwischen abgeschlossen.

So ganz kann ich Deinen Ausführungen nicht glauben: Laut Deinem Air Liquide Thread tätigt Linde sehr viel Aquisitionen (und Praxair übrigens auch), wie kann es das geben wenn doch angeblich niemand zum Kaufen da ist?

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Du hast Dir die Antwort im Prinzip schon selbst gegeben: Es gibt in dieser Branche im Wesentlichen nur noch vier große Anbieter, die den Markt unter sich aufgeteilt haben. Der Konzentrationsprozess ist inzwischen abgeschlossen.

So ganz kann ich Deinen Ausführungen nicht glauben: Laut Deinem Air Liquide Thread tätigt Linde sehr viel Aquisitionen (und Praxair übrigens auch), wie kann es das geben wenn doch angeblich niemand zum Kaufen da ist?

Es gibt doch immer noch einige kleinere Anbieter. Linde etwa übernahm 2006 BOC. Durch die Acquisitionen weiterer, kleinerer Wettbewerber können sich die vier Platzhirsche noch einige zusätzliche Marktanteile erstreiten. Inwieweit das organisch (noch) möglich ist, müsste man sich jeweils im konkreten Einzelfall anschauen. Air Liquide und Linde verfügen zum Beispiel über ein gemeinsames Joint Venture mit Daimler, OMV, Shell und Total (die "H2 Mobility"-Initiative; siehe Thread zu Air Liquide), um Wasserstoff als Treibstoff und primären Energieträger salonfähig zu machen. Wenn das mal nichts ist. Deine Frage zielte aber vielmehr auf die Markteintrittsbarrieren und einen möglichen Burggraben ab. Ich habe Dir erläutert, wie die Branchensituation ist (Konzentrationsprozess weitestgehend abgeschlossen) und wie man sich ggf. aufmüpfige Konkurrenz vom Leibe fernhalten könnte. Des Weiteren habe ich Dich darauf hingewiesen, dass die Verwendungsmöglichkeiten von Gasen sehr vielseitig sind und es dafür viel Expertise bedarf. Selbst wenn ein neuer Wettbewerber solches Know-How "einkauft", müsste er erstmal entspr. Abnehmer (und ggf. Zulieferer) finden. Das geht nicht mal ebenso von heute auf morgen. Und warum sollten zufriedene Kunden jahrelange Geschäftsbeziehungen aufgeben, nur weil irgendein Greenhorn meint, die Büchse der Pandora gefunden zu haben? Die Markteintrittsbarrieren bzw. der Burggraben sind in dieser Branche zwar nicht unüberwindbar, allerdings doch recht enorm.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Organisches und/oder acquisitionstechnisches Wachstum sind auch noch in anverwandten Bereichen möglich. Zu Air Liquide etwa gehört Schülke & Mayr, ein Hamburger Chemieunternehmen für Hygiene, Desinfektion und Konservierung. Linde wiederum übernahm 2012 den Medizindienstleister Lincare. Möglicherweise war Lincare zuvor ein Abnehmer von Linde (der Sauerstofftherapien für Atemwegspatienten anbietet). Nicht wenige Unternehmen versuchen, in einzelnen Bereichen die komplette Wertschöpfungskette abzudecken. Wenn dann in den zugekauften Unternehmen auch noch die Marge besser ist, trägt das ebenfalls zur Wertsteigerung der Aktie bei.

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Schildkröte

In diesem Thread wurde länger nichts geschrieben. Dabei ist in der Zwischenzeit einiges passiert. Zum einen hat Air Liquide gerade Airgas übernommen, worüber ich im Air Liquide - Thread bereits berichtet habe (s. Link in meiner Signatur). Zum anderen wollen jetzt Linde und Praxair miteinander fusionieren, worüber Börse Online in diesem Artikel schreibt: http://www.boerse-online.de/nachrichten/aktien/Linde-und-Praxair-droht-bei-Fusion-Aerger-mit-Kartellbehoerden-1001357530

 

Klappt die Fusion, verbleiben mit Linde/Praxair, Air Liquide und Air Products nur noch drei Marktführer in der ohnehin schon recht konzentrierten Branche. Börse Online weist darauf hin, dass wie bei der kürzlichen Übernahme von Airgas durch Air Liquide auch Linde und Praxair mit Auflagen der Kartellbehörden zu rechnen hätten. Als Air Liquide - Aktionär hätte ich nichts dagegen, wenn die Franzosen dabei einige Unternehmensteile der Deutschen bzw. Amis einsacken könnten. Es ist schließlich nicht unüblich, dass das abstoßen einzelner Unternehmensteile oft eine Bedingung ist, um die Zustimmung der Kartellbehörden zu erhalten. Gegenwärtig sehen die Marktanteile wie folgt aus:

 

USA:

Air Liquide 29%

Praxair 21%

Linde 15% --> 36%

Air Products 14%

 

Europa:

Air Liquide 32%

Linde 30%

Air Products 13%

Praxair 7% --> 37%

 

Eine fusionierte Linde/Praxair würde in beiden Regionen an Air Liquide vorbeiziehen. Da Air Liquide jedoch nur knapp dahinter fällt, dürften wohl nicht allzu viele Unternehmensteile an Air Liquide fallen. Vielmehr könnte sich eventuell Air Products über Einkaufsmöglichkeiten freuen. Aber warten wir erstmal die Ergebnisse der Fusionsverhandlungen und mögliche Auflagen der Kartellbehörden ab.

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Schildkröte

Tja, durch die Fusion von Linde und Praxair hätte ein richtig dicker Fisch entstehen können. Hätte, hätte, Fahrradkette. Der Deal wurde abgeblasen. Das kann passieren. Aber doch bitte nicht aus so kleinkarierten Gründen: http://www.manager-magazin.de/unternehmen/industrie/linde-blaest-fusion-mit-praxair-ab-a-1111893.html

 

Als Air Liquide - Aktionär nehme ich das mal etwas genüsslich zur Kenntnis. Jedoch ist es meines Erachtens letztlich egal, ob es nun 4 oder 3 Marktführer in dieser Branche gibt. Der Konzentrationsprozess ist weitestgehend abgeschlossen. Keiner muss dem anderen (mehr) auf die Füße treten. Da ist Größe nicht unbedingt mehr so entscheidend, sondern (soweit noch möglich) Wachstum und vor allem Profitabilität.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte
Zitat

Die Gase-Hersteller Linde und Praxair basteln seit einem Jahr an ihrer 80 Milliarden Dollar schweren Fusion. Um die Kartellbehörden milde zu stimmen, wollen die Konzerne Geschäftsteile mit Milliardenwert verkaufen. ... Favorit für Vermögenswerte von insgesamt mehr als vier Milliarden Dollar sei der japanische Konzern

Taiyo Nippon Sanso ... Den Insidern zufolge könnten der Finanzinvestor CVC Capital Partners und die hessische Gasfirma Messer noch immer zum Zuge kommen. Die Finanzinvestoren Carlyle, Onex und Blackstone kommen demnach für die US-Geschäfte infrage.

Hier der vollständige Artikel aus dem manager magazin.

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Schildkröte
Zitat

Messer holt als Minderheitseigner den Staatsfonds GIC aus Singapur an Bord – und kauft so den einflussreichen Finanzinvestor CVC aus. ... Messer verkauft dabei einerseits einen Anteil an GIC – dem Vernehmen nach rund ein Fünftel für etwa 2 Milliarden Euro. Andererseits gibt CVC sein knapp 50-prozentiges Paket an dem zentralen Gemeinschaftsunternehmen an Messer. In diesem Joint Venture sind Geschäfte in Nordamerika, Südamerika und einigen westeuropäischen Ländern gebündelt.

Hier der vollständige FAZ-Artikel.

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