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Ekliptik

Gerste - absichern gegen steigende Preise

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Ekliptik

Sehr geehrte Forumsmitglieder,

 

ich bin Landwirt (aus Österreich) und benötige ca 100t Gerste pro Jahr. Wie kann ich mich vor zu hohen Preisen absichern.

Habe mir dazu schon Futures angesehen. Verstehe aber noch nicht ganz wie das mit dem Abschluss am Laufzeitende (Stichtag) funktionieren soll.

 

Kann mir vielleicht jemand helfen mir meine folgenden Fragen zu beantworten bzw. ein Beispiel geben, wie das ganze funktioniert?

 

Am Beginn:

Wo finde ich Gersten Futures, an welcher Börse?

Wie kann ich diese Erwerben, wo muss ich mich anmelden, also bei welchem Onlinebroker / Broker?

 

Am Ende:

Wie komme ich zur Ware?

Muss ich Transportkosten zahlen?

Wird mir die Ware zugestellt oder muss ich mir diese selber abholen, wenn ja von wo?

 

Vielen herzlichen Dank im Voraus

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Schinzilord

Käme als Proxy Weizen in Betracht? Wie stark korrelieren die Weizen und Gerstenpreise?

Bei Weizen wäre ein Kontakt an der Euronext ca. 50t, Lieferort wäre Rouen.

http://www.raiffeisen.com/markt/telegramm/kontrakt_euronextweizen_html

 

 

Rein in der Theorie wäre es wohl so, dass du bei der physischen Lieferung den Transport inkl. deren Kosten vom Lieferort zu Dir selbst organisieren musst.

 

Gäbe es auch eine andere Möglichkeit wie folgende:

Du schließt einen Forward (individualisierten Future-Kontrakt) mit einem lokalen Getreidehändler?

Dann kannst du alles individuell aushandeln inkl. der Lieferung.

Bestimmt ist der Forwardpreis höher als der entsprechende Futurepreis, dafür hättest du genau deine gewünschte Menge zum gewünschten Lieferdatum und musst dich um nichts mehr kümmern.

Der Getreidehändler ist dann direkt deine Gegenpartei, ohne dass du den Umweg über einen Broker gehen musst.

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bla

Gerste/Barley Futures/Options werden lt. Google Recherche nur in Kanada gehandelt

 

Börse

https://www.theice.c.../Barley-Futures

 

 

Hier noch ein Publikation dazu, wie der ganze Lieferprozess abläuft: https://www.theice.com/publicdocs/futures_canada/ICE_Barley_white_paper.pdf

 

Wie schon angesprochen musst du die Gerste selbst abholen lassen, aus Westkanada, was auch nicht unbedingt super günstig ist. Du könntest alternativ noch den Future einige Zeit vor dem Stichtag verkaufen und damit quasi einen Barausgleich bekommen. Du müsstest die Gerste dann natürlich von wo anders (in der Nähe) beziehen.

 

Finde den Vorschlag von Schinzilord sehr gut :thumbsup:

 

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Ekliptik
· bearbeitet von Ekliptik

Danke für die vielen Antworten.

 

dadurch haben sich meine Vermutungen bestätigt, dass das ganze nicht so einfach ist wie es sich anfangs angehört hat. Das heißt jetzt für mich dass das mit der direkten Lieferung flach fällt.

 

Das mit dem Barausgleich finde ich interessant. Wobei ich noch wissen müsste ob das mit dem Barausgleich auch wirklich so einfach funktioniert, d.h. bekommt man diesen Vertrag dann auch wirklich los oder kann es auch passieren dass man darauf sitzen bleibt bzw. dass man diesen verschenken muss um nicht darauf sitzen zu bleiben.

 

MFG

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Schinzilord

Danke für die vielen Antworten.

 

dadurch haben sich meine Vermutungen bestätigt, dass das ganze nicht so einfach ist wie es sich anfangs angehört hat. Das heißt jetzt für mich dass das mit der direkten Lieferung flach fällt.

 

Das mit dem Barausgleich finde ich interessant. Wobei ich noch wissen müsste ob das mit dem Barausgleich auch wirklich so einfach funktioniert, d.h. bekommt man diesen Vertrag dann auch wirklich los oder kann es auch passieren dass man darauf sitzen bleibt bzw. dass man diesen verschenken muss um nicht darauf sitzen zu bleiben.

 

MFG

Wenn du es nicht verschwitzt, rechtzeitig den Verkaufauftrag zu erteilen (bzw. den Auftrag "close Position", was eigentlich ein Kaufauftrag über die Gegenposition ist), sollte das mit dem Barausgleich kein Problem sein :) Die Märkte sind liquide genug, um deine 2 Kontrakte auch noch aufzufangen.

Es gibt da die lustige Geschichte eines New Yorker Investmentbanker, der auf Cattle (Lebendrinder) spekuliert hat. Er vergaß, die Long-Position glattzustellen und musste dann nach Chicago reißen, wo er sich um die Annahme und Verpflegung seiner 100 Lebendrinder kümmern musste, ehe er sie am nächsten Handelstag wieder verkaufen konnte...

 

Wenn du allerdings an der Kanadischen Börse da Gerstenkontrakte kaufst, hast du noch eine Menge andere Dinge zu beachten:

Marginkonto bei Broker einrichten (dauert Zeit), Margin hinterlegen (bindet Kapital), ggf. Margin nachschießen (bindet Zeit und ggf. Kapital), Währungssicherung betreiben (long CAD, short EUR über den Gerstenfuturekontrakt, bei welchem du short CAD bist)...

 

Dein Problem gibt es wohl in Österreich nicht erst seit diesem Frühling, oder?

Gibt es bei euch nicht die Raiffeisen oder eine sonstige Genossenschaft, welche dir schon zu einem jetzt fixen Preis eine Gerstenlieferung in x Monaten anbieten?

Würde mich extrem wundern, wenn nicht.

Da könnte ich ja selbst noch ins Getreidegeschäft einsteigen. Ich hedge mich an den Warenterminmärkten und verkaufe das Getreibe überteuert den örtlichen Bauern :)

 

Alternative:

Wie lange ist Gerste denn lagerbar? Gibt es jetzt noch Wintergerste oder die Gerste vom letzten Jahr?

Wie nimmt da die Qualität mit der Zeit ab?

Hast du Lagerkapazitäten?

Sonst kaufe doch einfach sofort die Gerste beim örtlichen Lieferanten, und du fixierst den aktuellen Preis. Die Lagerkosten und Qualitätsverschlechterung (= cost of carry) musst du dann allerdings selbst tragen.

Das wäre dann ein Replikationsgeschäft:

Cash + Future = Kauf jetzt zum Spotpreis + Lagerung

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Batman_BU

Kurzer Überblick zum Hintergrund der Absicherung von Gerste über (ehemals) Matif:

 

 

Der Weizenfuture ist der liquideste und wird für eigentlich alle Getreidesorten genutzt - sogar für Mais, obwohl es da eine eigene Notierung gibt. Letztlich stellt der Kontrakt nur eine Absicherung von Menge und Preis dar, nicht aber von Lieferung und Qualität der Ware. Ein Basisrisiko bleibt aber bestehen, nämlich die sog. Prämie zur Qualität und Sorte.

 

Eine Andienung gibt es eigentlich nicht einfach so, man wird von seinem Broker immer vorher angesprochen. Große Händler machen das aber schon.

 

In (West/Mitte/Nordl)Europa wird eigentlich von den lokalen Unternehmen (Mischer, Landhändler, Mühlen) hauptsächlich über Matif/Liffe gehandelt. CBOT/Kanada sind bei den größeren Händlern natürlich auch beliebt, aber das Thema Währung ist bei vielen kleineren eben ein rotes Tuch.

 

Der Handel funktioniert in etwa wie folgt:

 

 

Landwirt verkauft z.B. A-Weizen zu Matif +10 EUR (Qualitäts/Sorten)Prämie an den Landhändler

Landhändler verkauft A-Weizen zu Matif +12 EUR an ABC (ADM/Bunge/Cargill ;-) )

ABC transportieren um die Welt.

 

Letztlich lässt sich der Gerstenpreis in den Mengen nur über einen Vorkontrakt mit einem Landhändler absichern. Dein Problem: Die Prämie zwischen den Qualitäten (Gerste, Weizen, Mais, etc) zum Futurepreis wird niemals stabil sein. Z.B. hatten wir Preise von -50 für Gerste, im Jahr davor war die knapp und handelte bei +-0 zu Matif.

 

Es gibt mittlerweile einige Landhändler, die Optionsmodelle anbieten. Landes Baywa

Das Modell kommt von Cargill und wird über die Landhändler vermarktet. Frage mich zwar, warum Baywa das nicht selbst baut, aber gut...Agravis macht das auch über die...

Welche Landhändler spielen in Österreich mit?

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