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KingSimon

Denkanstoß: Vollgeld/Full-Reserve Money - Kann es funktionieren?

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KingSimon

Liebe WPFler,

im Rahmen der Finanzkrise wurde schon oft über den Prozess der Geldschöpfung berichtet. Ein zentraler Punkt ist hier, der „Hebel“ mit den Geschäftsbanken aus Zentralbankgeld Giralgeld schöpfen (Fractional-reserve banking, siehe [1]). Auf das Thema aufmerksam bin ich durch die Schweizer Vollgeld-Initiative [8] geworden, bzw. der Diskussion um Fiat-Money [17].

Ein lesenswerter Zeitungsartikel zum Einlesen in das Thema ist [15].

 

Dieser Beitrag ist als ein Anstoß gedacht, gemeinsam die Ideen zu verstehen und zu schärfen. Der Beitrag mag an vielen Stellen noch vereinfachend, unvollständig oder sogar inkorrekt sein. Es ist der Aufruf zum gemeinsamen Nachdenken und eine gewisse Form des Crowdsourcings von Wissen und relevanten Quellen.

 

Viele Grüße,

Simon

 

Was sind die Vorteile von Vollgeld?

  • Keine Gefahr mehr eines Bank Runs, da Volldeckung [3, 15]
  • Bankenpleiten wären nicht systemrelevant, da kein Effekt auf Liquidität in Realwirtschaft [14]
  • Eindämmung von Nutzung von geschöpftem Geld außerhalb von Realwirtschaft: Weniger Spekulationsblasen [15], bzw. [3]: “significantly reduce business cycle volatility caused by rapid changes in banks’ attitudes towards credit risk”
  • Es würde ein „erheblicher wirtschaftlicher Wohlstand geschaffen“ [15]. Gem. IWF-Studie [3, p. 68] „mögliche Anstieg der Wirtschaftsleistung von bis zu zehn Prozent.“ [15]
  • Zitat

    “[…] would lead to an instantaneous and large reduction in the levels of both government and private debt. It would accomplish the latter by making government-issued money, which represents equity in the commonwealth rather than debt, the central liquid asset of the economy, while banks concentrate on their strength, the extension of credit to investment projects that require monitoring and risk management expertise”

    [3] (Anm.: Habe noch nicht 100% verstanden, warum Schulden sinken. Weil Zentralbank dann Helikoptergeld an Bürger ausgeben könnte, bzw. Bilanzverkürzung für Staatsanleihen machen könnte? Das wäre doch zunächst unabhängig von der Entscheidung Vollgeld/kein Vollgeld)
  • ...

 

Was sind die Nachteile von Vollgeld?

  • Zentrales Argument scheint die Unsicherheit über die Auswirkungen zu sein, siehe  [11, 12].
  • Gefahr einer sinkenden Bereitschaft zur Bereitstellung von Krediten für Realwirtschaft [15]. Solange Zentralbank Geld gratis schöpft vielleicht noch beherrschbar, aber wie könnte Kreditvergabe auch bei Leitzinsen >0% attraktiv bleiben? Positiver Nebeneffekt: Kundeneinlagen als Kapitalquelle wären wieder attraktiver für Banken.
  • Bankersicht: Verlust der Möglichkeit Geld an der Geldschöpfungsprivileg zu verdienen, sobald Leitzinsen mal nicht mehr 0% sind.
  • “If we impose 100% reserve requirements on depository institutions, but stop there, we’ll just drive even more finance into shadow banking, and make the system even riskier.” [16]
  • Wie könnte dann die unterschiedlichen Fristigkeiten von langfristigem Kreditbedarf (Hausbau) und kurzfristiger Kapitalbereitstellung entkoppelt werden, wenn nicht durch dann entstehende Schattenbanken? Siehe [15] bzw. „maturity transformation“ in [1]. Dr. Kumhof vom IWF sagt nur es sei kein Problem [19].
  • Wer trüge das Kreditausfallrisiko? Wenn Spareinlagen in Extremform nur Sondervermögen für Bank wären, hätte sie kein eigenes Geld. Würde die Bank den Kredit aus Zentralbankgeld vergeben, würde die Zentralbank auch ultimativ das Zinsausfallrisiko tragen (-> Moral Hazard). Würde die Bank sich Geld von seinen Kunden leihen, würde das Risiko auf die Sparer übergehen.
  • Könnte für Euro nur für alle Staaten eingeführt werden.
  • UK-PositiveMoney-Initiative [20] koppelt "Sovereign Money" mit gesteigerten Staatsausgaben. -> Politisches Moral Hazard. (Kopplung scheint mir jedoch nicht per-se zwingend notwendig zu sein)
  • ...

 

Ist „Full-Reserve Banking“ als Teil des „Chicago Plans“ gleichzusetzen mit „Vollgeld“ bzw. „Sovereign Money“?

--> Nach meinem aktuellen Kenntnisstand „größtenteils schon“. Siehe Quellen [2], [3]. Professor Huber [18] zeigt Unterschiede auf, wobei auch er in der IWF-„Full-Reverse Banking“ eine Vermischung von Vollgeld und Full-Reverse Banking sieht, da hier nicht gezielt zwischen zwei Kreisen (Zentralbank<->Bank vs. Bank<->Realwirtschaft) getrennt wird. => vereinfachend ist es also gleichzusetzen, wissenschaftlich gesehen wohl nicht.

 

Könnte man Vollgeld dann nicht einfach graduell (statt mit einem Schlag -> Vollgeldinitiative Schweiz) einführen durch schrittweises Anheben der bereits existierenden Mindesreserve?

- Entschärfe das nicht die zentrale Befürchtung des Schocks?

 

Geht „Full-Reserve Banking“ einher mit einer festen Koppelung der Geldmenge an einen Gegenwert?

--> Mein Gefühl: Es schließt sich nicht aus, ist aber nicht zwingend notwendig. Auch bei einem „Full-Reserve Banking“ könnte eine Zentralbank die Geldmenge aktiv steuern, jedoch sie ebenso an z.B. den Goldstandard [10] koppeln.

 

Führt der Kauf von Staatsanleihen durch Zentralbanken (Quantitative easing, siehe [9]) zu Vollgeld?

--> Das Bauchgefühl sagt erst einmal nein, schließlich wird damit erst einmal nur die Bilanz der Zentralbank aufgeblasen. Bisher hatte ich QE eher als etwas schlechtes, den Markt verzerrendes wahrgenommen.

Ein FAZ-Artikel [4] hebt jedoch einen spannenden Aspekt von z.B. den Abenomics hervor:

Zitat

„Im Jahr 1933 veröffentlichte eine Gruppe Chicagoer Ökonomen um Frank Knight und Irving Fisher ein Konzept für den Wechsel vom mit Krediten an den Privatsektor gedeckten Bankengeld zum Staatsgeld, das allein und vollständig mit zinslosen und tilgungsfreien Forderungen an den Staat gedeckt ist. Wegen der Volldeckung ist es heute unter der Bezeichnung Vollgeld bekannt. Wird die Staatsschuld als Deckungsstock für das Geld verwendet, muss sie nicht zurückgezahlt werden, so dass die ausgewiesene Staatsverschuldung drastisch fällt. Und wird neues Geld über den Staatshaushalt unter die Leute gebracht, sinkt dementsprechend auch die Neuverschuldung. Auf den ersten Blick scheint das Vollgeld die überall drängenden Probleme übermäßiger Staatsverschuldung und schlapper Banken auf geniale Weise zu lösen.“

Ein fortwährender Kauf an Staatsanleihen führt also dazu, dass Zentralbankgeld irgendwann mehr oder minder vollständig durch Staatsanleihen gedeckt ist. Gem. [4]:

Zitat

„Um den Systemwechsel zu Vollgeld abzuschließen, bräuchte die BoJ nur noch mit Forderungen an den Staat voll gedecktes Bargeld und Sichteinlagen zu gesetzlichem Zahlungsmittel und mit privaten Krediten gedecktes Geld zu Geldanlagen zu erklären.“

Dies deute ich wie ein Crowding-out-Effekt. Durch QE schöpft also wieder die Zentralbank mehr Geld im Verhältnis zu den Geschäftsbanken. In Japan bereits > 50%.

 

Warum macht man den Umweg über QE? Wenn ich mit der Vollgeldeinführung das gleiche viel präziser erreichen könnte?

 

 

 

Quellen zum Beitrag:

[1] https://en.wikipedia.org/wiki/Full-reserve_banking

[2] http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/oekonomie/nachrichten/vollgeld-iwf-forscher-spielen-radikale-bankreform-durch/7008170.html

[3] https://www.imf.org/external/pubs/ft/wp/2012/wp12202.pdf

[4] http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mayers-weltwirtschaft/mayers-weltwirtschaft-japans-verrueckte-geldpolitik-14386147.html

[5] https://www.wertpapier-forum.de/topic/49868-vollgeld/

[6] http://realmoneyecon.org/lev2/images/pdfs/100percent_money.pdf

[7] https://www.vollgeld.de/

[8] http://www.vollgeld-initiative.ch/

[9] https://en.wikipedia.org/wiki/Quantitative_easing

[10] https://en.wikipedia.org/wiki/Gold_standard#Bretton_Woods

[11] http://www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/jordan-erteilt-vollgeldinitiative-eine-absage/story/24532218

[12] http://www.fm1today.ch/der-bundesrat-haelt-die-vollgeld-initiative-fuer-gefaehrlich/146686

[13] https://de.wikipedia.org/wiki/Vollgeld-System

[14] http://www.vollgeld-initiative.ch/fragen-antworten/#c3142

[15] http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/massnahmen-gegen-die-bankenkrise-alle-macht-der-notenbank-1.1461222#redirectedFromLandingpage

[15] https://minneapolisfed.org/research/qr/qr2412.pdf

[16] https://krugman.blogs.nytimes.com/2014/04/26/is-a-banking-ban-the-answer/?_php=true&_type=blogs&_r=0

[17] https://en.wikipedia.org/wiki/Fiat_money

[18] https://www.sovereignmoney.eu/100-per-cent-reserve-chicago-plan/

[19] https://www.youtube.com/watch?v=IRr9Jas17AQ

 

[20] https://www.youtube.com/watch?v=F5KV-iaMKK0

 

 

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tyr

Nett, aber ich glaube nicht, dass jemand aus dem Forum die Fähigkeit hat, das Euro-Bankensystem auf Vollgeld um zu stellen.

 

Ich sehe das hier eher als Diskussionsforum für private Kleinanleger. Selbst wenn wir alle hier das Konzept mögen heißt das noch nicht, dass das irgend jemanden nötigt, es um zu setzen.

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klein Gordon
vor 11 Stunden schrieb KingSimon:

mit den Geschäftsbanken aus Zentralbankgeld Giralgeld schöpfen

 

Was ist Zentralbankgeld, was ist Giralgeld und wofür kann ich bzw. die Bank dieses verschiedene Geld verwenden? (Und als Frage für Fortgeschrittene, wann muss die Bank Giralgeld in Zentralbankgeld umwandeln?) Wenn Giralgeld verboten wird, müssen dann nicht auch die Geschenkgutscheine verboten werden?

 

Und was soll jetzt Vollgeld sein?

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Ramstein
· bearbeitet von Ramstein
vor 8 Minuten schrieb klein Gordon:

 

Was ist Zentralbankgeld, was ist Giralgeld und wofür kann ich bzw. die Bank dieses verschiedene Geld verwenden? (Und als Frage für Fortgeschrittene, wann muss die Bank Giralgeld in Zentralbankgeld umwandeln?) Wenn Giralgeld verboten wird, müssen dann nicht auch die Geschenkgutscheine verboten werden?

 

Und was soll jetzt Vollgeld sein?

 

Oh Herr, erklär ihm, was Google ist!

 

Nachtrag: Giral kommt von Italienischen Giro (de Italia), bzw. von Griechischen gȳrós.

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klein Gordon

+1 Ramstein (und sein selektives Lesen)

 

und mit etwas Logik wird klar, dass Banken nur in engen Grenzen Giralgeld schöpfen können.

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KingSimon

 

Zitat

Was ist Zentralbankgeld, was ist Giralgeld und wofür kann ich bzw. die Bank dieses verschiedene Geld verwenden?

Siehe z.B.:

http://media1.faz.net/ppmedia/aktuell/finanzen/4002185779/1.1637779/geldschoepfung.jpg

 

 

Bezüglich: 

Zitat

dass Banken nur in engen Grenzen Giralgeld schöpfen können.

 

Der Anteil des klassisch durch die Zentralbank geschöpften Geldes ist man gerade noch 10%. 

90% unserer Geldmenge heute wird von den Geschäftsbanken geschöpft.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/95/Components_of_the_United_States_money_supply2.svg/600px-Components_of_the_United_States_money_supply2.svg.png

600px-Components_of_the_United_States_mo

 

 

@tyr

vor 1 Stunde schrieb tyr:

Nett, aber ich glaube nicht, dass jemand aus dem Forum die Fähigkeit hat, das Euro-Bankensystem auf Vollgeld um zu stellen.

 

Ich sehe das hier eher als Diskussionsforum für private Kleinanleger. Selbst wenn wir alle hier das Konzept mögen heißt das noch nicht, dass das irgend jemanden nötigt, es um zu setzen.

 

Diese Fähigkeit hat sicher keiner von uns als Einzelperson. In Irland und der Schweiz gibt es dazu Volksbegehren. In UK eine Petition.

Ich wüsste aktuell nicht einmal, ob ich dafür oder dagegen wäre.

Aus meiner Sicht haben wir hier im Forum genügend Experten, um das Thema durchleuchten zu können.

Bzw. andersrum: Wenn nicht einmal wir uns hier in einem Finzanz-Expertenforum eine Meinung bilden können, dann sehe ich es als chancenlos, wie eine solche Bürgerinitiative es in einer Fußgängerzone erklären möchte.

 

Bekannte Fürsprecher gibt es einige. 

- Paul Krugman, Nobelpreis für Ökonomie

- Martin Wolf, Chefökonom der NY Times

- Frank Breitenbach, Vizepräsident der KfW
- Milton Friedman, John Cochrane, bekannte Ökonomen
- Jaromir Benes, Michael Kumhof vom IWF

 

Fakt ist aber auch: Machen tut es bisher niemand. 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

geldschoepfung.jpg

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thomassamoth
vor 15 Stunden schrieb KingSimon:

Hallo Simon, ich will kurz auf Deine Fragen Antworten.

Mehr findest Du schon systematisch sortiert hier: http://www.vollgeld-initiative.ch/fragen/

 

Was sind die Nachteile von Vollgeld?

  • Zentrales Argument scheint die Unsicherheit über die Auswirkungen zu sein, siehe  [11, 12].

Dieses Argument ist vorgeschobenes in der politischen Diskussion in der Schweiz. Die Zentralbank kann mit Vollgeld alles steuern und ist damit auch für mögliche Auswirkungen verantwortlich. Es gibt wenig automatische Auswirkungen. Mehr dazu hier: http://www.vollgeld-initiative.ch/stellungnahmen/#c3606

  • Gefahr einer sinkenden Bereitschaft zur Bereitstellung von Krediten für Realwirtschaft [15]. Solange Zentralbank Geld gratis schöpft vielleicht noch beherrschbar, aber wie könnte Kreditvergabe auch bei Leitzinsen >0% attraktiv bleiben? Positiver Nebeneffekt: Kundeneinlagen als Kapitalquelle wären wieder attraktiver für Banken.

Das Hauptgeschäft der Banken ist Kredite zu vergeben. Warum sollten sie das einschränken? Banken haben mit Vollgeld ausreichend Finanzierungsmöglichkeiten für ihre Kredite: http://www.vollgeld-initiative.ch/fragen/#c3131

  • Bankersicht: Verlust der Möglichkeit Geld an der Geldschöpfungsprivileg zu verdienen, sobald Leitzinsen mal nicht mehr 0% sind.

Ja, das ist eine Hauptidee von Vollgeld, dass die Banken nicht mehr gegenüber anderen Finanzunternehmen staatlich verdeckt subventioniert werden.

  • “If we impose 100% reserve requirements on depository institutions, but stop there, we’ll just drive even more finance into shadow banking, and make the system even riskier.” [16]

Dieses Argument ist sinnlos. Schattenbanken können schon heute kein Geld herstellen, das können nur Banken, die am Zahlungsnetzwerk der Zentralbanken angeschlossen sind. Deshalb können Schattenbanken auch mit Vollgeld die Geldschöpfung nicht übernehmen.

  • Wie könnte dann die unterschiedlichen Fristigkeiten von langfristigem Kreditbedarf (Hausbau) und kurzfristiger Kapitalbereitstellung entkoppelt werden, wenn nicht durch dann entstehende Schattenbanken? Siehe [15] bzw. „maturity transformation“ in [1]. Dr. Kumhof vom IWF sagt nur es sei kein Problem [19].

Fristentransformation ist das Hauptgeschäft der Banken. Durch Vollgeld wird die Fristentransformation gegenüber heute entschärft, da täglich  fällige Giroguthaben nichts mehr mit der Kreditvergabe zu tun haben. Mit Vollgeld können nur Spareinlagen mit einer klaren Laufzeit für Kredite verwendet werden.

  • Wer trüge das Kreditausfallrisiko? Wenn Spareinlagen in Extremform nur Sondervermögen für Bank wären, hätte sie kein eigenes Geld. Würde die Bank den Kredit aus Zentralbankgeld vergeben, würde die Zentralbank auch ultimativ das Zinsausfallrisiko tragen (-> Moral Hazard). Würde die Bank sich Geld von seinen Kunden leihen, würde das Risiko auf die Sparer übergehen.

Das Kreditausfallrisiko bei Banken trägt heute - und so auch mit Vollgeld - die Bank. Das ist ein Hauptgeschäft der Bank.

  • Könnte für Euro nur für alle Staaten eingeführt werden.

Es könnte auch ein Euro-Staat alleine anfangen. Siehe hierzu: http://www.vollgeld.info/fileadmin/media/Vollgeld_Online_Ergaenzungsbuch/2014_08_Warum_koennen_einzelne_Eurostaaten_Vollgeld_auch_ohne_AEnderung_des_EU-Rechtes_einfuehren.pdf

  • UK-PositiveMoney-Initiative [20] koppelt "Sovereign Money" mit gesteigerten Staatsausgaben. -> Politisches Moral Hazard. (Kopplung scheint mir jedoch nicht per-se zwingend notwendig zu sein)

Mit Vollgeld gibt es keinen Automatismus, dass neu geschaffenes Geld von Zentralbank an die Staaten ausbezahlt wird. Das ist eiin zusätzliches, neues geldpolitisches Instrument der Zentralbank. Die Politik hat keine Ansprüche dazu.

 

Ist „Full-Reserve Banking“ als Teil des „Chicago Plans“ gleichzusetzen mit „Vollgeld“ bzw. „Sovereign Money“?

 

Es sind verwandte Lösungswege aber tatsächlich zweierlei. Mit Vollgeld gibt es nur noch Geld der Zentralbank. Bei 100%-Money gibt es wie heute zwei Geldkreisläufe (Zentralbankgeld und Bankengeld).

 

 

V

vor 15 Stunden schrieb KingSimon:

 

Geht „Full-Reserve Banking“ einher mit einer festen Koppelung der Geldmenge an einen Gegenwert?

--> Mein Gefühl: Es schließt sich nicht aus, ist aber nicht zwingend notwendig. Auch bei einem „Full-Reserve Banking“ könnte eine Zentralbank die Geldmenge aktiv steuern, jedoch sie ebenso an z.B. den Goldstandard [10] koppeln.

 

Führt der Kauf von Staatsanleihen durch Zentralbanken (Quantitative easing, siehe [9]) zu Vollgeld?

 

 

 

 

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foolbar
· bearbeitet von foolbar

der Kauf von Staatsanleihen durch Zentralbanken bewirkt:

 

die Geldmenge wird vermehrt

unterstützt den Prozeß der der weiteren Verschuldung von Staaten auf Kosten Ihrer Bürger

werden Zinsaufschläge für Risiken manipuliert (der Marktzins stellt das Risiko nicht mehr dar)

durch die Vermehrung der Geldmenge steigen die Preise (nicht gleichmäßig für alle Güter und Finanzanlagen)

werden bestimmte Gruppen auf Kosten anderer bevorzugt (die Erstempfänger des neuen Geldes)

 

Besser wäre ein Warengeld mit Golddeckung, kein staatliches Monopol auf die Geldproduktion mehr, die Abschaffung der Zentralbanken und der BIZ und Geldwettbewerb. 

 

http://www.misesde.org

 

 

 

 

 

 

 

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kafkaesk93
vor 2 Stunden schrieb foolbar:

Besser wäre ein Warengeld mit Golddeckung, kein staatliches Monopol auf die Geldproduktion mehr, die Abschaffung der Zentralbanken und der BIZ und Geldwettbewerb. 

Die Geldmenge würde aber weiterhin (aufgrund von Giralgedlschöpfung) stark schwanken.

 

vor 7 Stunden schrieb klein Gordon:

 Wenn Giralgeld verboten wird, müssen dann nicht auch die Geschenkgutscheine verboten werden?

:thumbsup: 

 

Habe neulich in einer Bar anschreiben lassen, da ich kein Bargeld dabei hatte und somit Geld aus dem nichts geschaffen. :-*

 

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klein Gordon
· bearbeitet von klein Gordon
vor 8 Stunden schrieb KingSimon:

klassisch durch die Zentralbank geschöpften Gelde

 

Was ist jetzt der Unterschied zwischen "klassisch" und "nicht klassisch" geschöpften Zentralbankgeld?

 

M0, M1, M2 und M3 sind Hilfskonstrukte der Nationalbank um volkswirschaftliche Kennzahlen ableiten zu können.

 

Die Bonusfrage für Fortgeschrittene, wann muss eine Bank Giralgeld in Zentralbankgeld umwandeln hast du leider noch nicht beantwortet.

 

Edit: Das Wesen bei 0815-Geldverleih ist, dass für den Kredit keine (oder nur schwer verwertbare) Sicherheiten hinterlegt sind. D.h. für Sparguthaben (= Geldverleih an die Bank) gibt es auch keine Sicherheiten (im Sinno von, dass das geliehne Geld auf ein Sonderkonto bei der Zentralbank hinterlegt werden muss).

 

 

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foolbar
· bearbeitet von foolbar
vor 2 Stunden schrieb klein Gordon:

 

Was ist jetzt der Unterschied zwischen "klassisch" und "nicht klassisch" geschöpften Zentralbankgeld?

 

M0, M1, M2 und M3 sind Hilfskonstrukte der Nationalbank um volkswirschaftliche Kennzahlen ableiten zu können.

 

Die Bonusfrage für Fortgeschrittene, wann muss eine Bank Giralgeld in Zentralbankgeld umwandeln hast du leider noch nicht beantwortet.

 

Edit: Das Wesen bei 0815-Geldverleih ist, dass für den Kredit keine (oder nur schwer verwertbare) Sicherheiten hinterlegt sind. D.h. für Sparguthaben (= Geldverleih an die Bank) gibt es auch keine Sicherheiten (im Sinno von, dass das geliehne Geld auf ein Sonderkonto bei der Zentralbank hinterlegt werden muss).

 

 

Die Geschäftsbank "wandelt" das Giralgeld in von der Zentralbankgeld herausgegebenes Zeichengeld um (Geldscheine) wenn Du es abheben willst - denn "drucken" dürfen die Geschäftsbanken nicht sondern nur Sichteinlagen auf Knopfdruck erzeugen (Kredite) und Geldforderung der Kunden an die Bank (z.B. Dein Guthaben bei der Bank) verwalten. Giralgeld muss übrigens nicht notwendigerweise neu entstehen, es können auch Ersparnisse sein, Erlöse aus Güterverkäufen bzw. Dienstleistungen oder Einkommen aus nichtselbstständiger Arbeit.

 

 

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foolbar
· bearbeitet von foolbar
vor 5 Stunden schrieb kafkaesk93:

Die Geldmenge würde aber weiterhin (aufgrund von Giralgedlschöpfung) stark schwanken.

 

:thumbsup: 

 

Habe neulich in einer Bar anschreiben lassen, da ich kein Bargeld dabei hatte und somit Geld aus dem nichts geschaffen. :-*

 

Das ist nicht ganz richtig, wenn Du den Betrag beglichen hast dann ist die Forderung ausgeglichen und Dein "neues Geld" wieder vom Tisch. "Geld" war es allerdings zu keinem Zeitpunkt denn die Forderung des Wirtes gegen Dich ist nicht handelbar als eigenes Geld. Der Wirt müsste nämlich mit solchen Schuldscheinen Handel treiben, dann wären wir bei dem was unser Geld heute eigentlich ist. Wenn die Schuldscheine Geld wären könnte er auch Kredite aufnehmen und als Sicherheit die Schuldscheine angeben usw. Das kleine Beispiel illustriert leider nicht ansatzweise welche Probleme die Geldmengenausweitung der Zentralbanken in Symbiose mit den Regierungen verursacht 

 

Da muss man schon ein wenig tiefer graben. Dazu zwei Buchempfehlungen:

1. https://www.amazon.de/Krise-Inflationskultur-Finanzen-Kollektiven-Korruption/dp/389879797X/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1492461833&sr=8-1&keywords=guido+Hülsmann

2. https://www.amazon.de/Das-Schein-Geld-System-Staat-unser-zerstört/dp/3930039729/ref=sr_1_4?s=books&ie=UTF8&qid=1492461887&sr=1-4&keywords=murray+rothbard 

 

Die Giralgeldschöpfung kann man durch das nötige Eigenkapital der Bank regulieren (und den Banken sollte auch nicht mehr erlaubt sein für Forderungen gegen Staaten d.h. Staatsanleihen kein Eigenkapital mehr vorhalten zu müssen). Und bitte keine Banken mehr mit Steuergeldern retten (wie es in Europa trotz anders lautender Zusicherungen an den "Steuerzahler" immer noch passiert - siehe Banca Monte dei Paschi di Siena), die Banken müssen lernen dass auch sie pleite gehen können wenn sie schlecht wirtschaften. 

 

 

 

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Nixda

Ich fand die beiden Artikel von Dirk Löhr seinerzeit ganz gut zum Verständnis des Vollgeldsystems:

 

http://humane-wirtschaft.de/vollgeld-von-allzweckwaffen-und-blinden-flecken-dirk-loehr/

http://humane-wirtschaft.de/vollgeld-von-allzweckwaffen-und-blinden-flecken-teil-2-dirk-loehr/

 

Nebenher will ich noch darauf hinweisen, dass Zentralbankgeld auch nur eine besondere Form des Giralgeldes ist, nämlich Guthaben auf einem Zentralbankkonto bzw. verbriefte Schulden der Zentralbank in Form von Banknoten. Zentralbankgeld und Giralgeld sind sich sehr ähnlich in ihrer fast universellen Akzeptanz, und daher kaum noch voneinander abzutrennen. Ebenso handelt es sich beim Anschreiben in der Kneipe um eine Geldschöpfung, auch wenn der Schuldschein für den Wirt wenig fungibel ist. Aber er könnte ihn natürlich theoretisch an seinen Bierlieferanten weitergeben, der sich dann von Kafkaesk vielleicht den Rasen mähen lässt, damit er ihn zurückbekommt.

 

Eine andere Wirkung der Geldschöpfung wird gerne übersehen, ist aber wesentlich und zeigt die Rolle, die der Kapitalismus für die Marktwirtschaft hat. Wenn ich mit von der Audibank einen neuen Kredit für die Anschaffung eine Auto geben lasse, bucht diese parallel eine Forderung gegen mich und eine Verbindlichkeit (Kontostand) bei mir in die Bilanz. Ich bezahle mit dem geschöpften Giralgeld ein Auto - Entscheidend ist hier, dass niemand zunächst Anlagevermögen in die Bank gebracht haben muss, d.h. für meine zusätzliche Nachfrage wurde keine Nachfrage woanders verringert. Ich erzeuge durch die Kreditnachfrage eine zusätzliche, Wirtschaftswachstum auslösende Nachfrage. D.h. Geldmengenausweitungen lösen unmittelbar einen Wachstumsimpuls aus. Analog ist oben eine Nachfrage nach Bier entstanden ohne das Kafkaesk auf den Einkauf im Supermarkt verzichten musste.

 

Man mag sich sogar überlegen, dass unser gesamtes Wirtschaftssystem an der Droge dieser Geldschöpfung hängt, und ohne diese gar nicht funktionieren würde.

 

 

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Nixda

Am Beispiel des Anschreibens beim Wirt in der Kneipe wird auch noch einmal deutlich, das Geld immer im Zusammenhang mit Schuldbeziehungen steht bzw nur dann entsteht, wenn neue Schuldbeziehungen aufgebaut werden bzw. dann verschwindet, wenn Schuldbeziehungen sich durch abtragen der Schuld auflösen (Kafkaesk mäht den Rasen).

 

Vollgeldsysteme haben das Problem, dass eine zentrale Instanz über die erlaubte Menge an Schuldbeziehungen entscheiden müsste. Das halte ich für durchaus problematisch. Im Beispiel hätte dann Kafkaesk kein Bier mehr getrunken, und der Bierlieferant am Ende seinen rasen selber mähen müssen, weil man temporär keine weitere Schuldbeziehung hätte eingehen können. Abgesehen hiervon wird man das entstehen eines Schattenbanksystems ohne größere Repression nicht verhindern können.

 

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foolbar
Am 19.4.2017 um 13:58 schrieb Nixda:

Ich fand die beiden Artikel von Dirk Löhr seinerzeit ganz gut zum Verständnis des Vollgeldsystems:

 

http://humane-wirtschaft.de/vollgeld-von-allzweckwaffen-und-blinden-flecken-dirk-loehr/

http://humane-wirtschaft.de/vollgeld-von-allzweckwaffen-und-blinden-flecken-teil-2-dirk-loehr/

 

Nebenher will ich noch darauf hinweisen, dass Zentralbankgeld auch nur eine besondere Form des Giralgeldes ist, nämlich Guthaben auf einem Zentralbankkonto bzw. verbriefte Schulden der Zentralbank in Form von Banknoten. Zentralbankgeld und Giralgeld sind sich sehr ähnlich in ihrer fast universellen Akzeptanz, und daher kaum noch voneinander abzutrennen. Ebenso handelt es sich beim Anschreiben in der Kneipe um eine Geldschöpfung, auch wenn der Schuldschein für den Wirt wenig fungibel ist. Aber er könnte ihn natürlich theoretisch an seinen Bierlieferanten weitergeben, der sich dann von Kafkaesk vielleicht den Rasen mähen lässt, damit er ihn zurückbekommt.

 

Eine andere Wirkung der Geldschöpfung wird gerne übersehen, ist aber wesentlich und zeigt die Rolle, die der Kapitalismus für die Marktwirtschaft hat. Wenn ich mit von der Audibank einen neuen Kredit für die Anschaffung eine Auto geben lasse, bucht diese parallel eine Forderung gegen mich und eine Verbindlichkeit (Kontostand) bei mir in die Bilanz. Ich bezahle mit dem geschöpften Giralgeld ein Auto - Entscheidend ist hier, dass niemand zunächst Anlagevermögen in die Bank gebracht haben muss, d.h. für meine zusätzliche Nachfrage wurde keine Nachfrage woanders verringert. Ich erzeuge durch die Kreditnachfrage eine zusätzliche, Wirtschaftswachstum auslösende Nachfrage. D.h. Geldmengenausweitungen lösen unmittelbar einen Wachstumsimpuls aus. Analog ist oben eine Nachfrage nach Bier entstanden ohne das Kafkaesk auf den Einkauf im Supermarkt verzichten musste.

 

Man mag sich sogar überlegen, dass unser gesamtes Wirtschaftssystem an der Droge dieser Geldschöpfung hängt, und ohne diese gar nicht funktionieren würde.

 

 

Vermehrte Konsumausgaben auf Kredit erzeugen wirtschaftliches Wachstum? Für eine Volkswirtschaft ist die Geldmenge nicht relevant auch wenn uns das die klassische Ökonomie seit Jahrzehnten verkaufen möchte. Um es kurz zu machen zitiere ich Murray Rothbard:

 

Aus „The Case Against the Fed“, Kapitel „What Is the Optimum Quantity of Money?“, Seite 18 – 20. Aus dem Englischen übersetzt von Arno Stöcker.

 

http://www.misesde.org/?p=10993

 

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Nixda
· bearbeitet von Nixda

Ich habe nicht behauptet, dass die Geldmenge relevant ist

 

Ich habe dargelegt, dass

 

  1. Die Geldmenge gleich der Kreditmenge in einem Wirtschaftssystem ist, wobei man den Terminus "Geld" hier weit auslegen muss.
  2. Die Änderung der Kreditmenge (d.h. die erste Ableitung der Geldmenge) einen Wachstumsimpuls auslöst, weil eine Nachfrage erzeugt wird, die ohne die Kreditvergabe nicht gegeben hätte.
  3. Das demnach die Änderung der Kreditaufnahme (= die zweite Ableitung der Geldmenge) eine Beschleunigung oder ein Schrumpfen des Wirtschaftswachstums nach sich zieht.

 

Murray Rothbard scheint das zu behaupten, das die >Geldmenge relevant sei, das ist aber Unsinn. Ein Blick nach Japan reicht völlig aus, um das Gegenteil nachzuweisen. Ursächlich für dieses Denken ist der irrige Glaube, das am Markt eine Geldmenge eine Gütermenge gegenüberstehen würde, und wenn eine Seite sich in der Menge ändern würde, sich automatisch das Tauschverhältnis ändern müsse. Wenn jemand Geld hat, wird aber er nicht automatisch sofort etwas dafür nachfragen. Im Gegenteil: Um so mehr Geld jemand hat, desto länger wird es dauern, bis er wieder einmal alles ausgegeben hat (iSv Kontoumschlag). Stichwort: Umlaufgeschwindigkeit. Und wenn man das Geld ausgegeben hat, ist es nicht weg, sondern jemand anderes hat es. Es verbraucht sich nicht (Güter hingegen schon).

 

Eine Vorstellung von dem Markt an dem Geld Gütern gegenübersteht, und die Geldmenge die Güterpreise bestimmen,  ist nüchtern betrachten nur mit einer Betriebsblindheit der Ökonomen zu erklären, die alles als Markt modelliert, weil sie über keine anderen Modelle mehr verfügt. Wenn man nur noch einen Hammer hat, weil man alle anderen Werkzeuge in den Müll geworfen hat, dann sieht hat alles aus wie ein Nagel. Und das betrifft die Österreicher gleichermaßen wie die Neoklassiker, vielleicht sogar noch mehr.

 

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foolbar
· bearbeitet von foolbar

@Nixda: Nach Deiner Argumentation müsste es mit der Ausweitung der Geldmenge durch Kredit und der Steuerung der Kreditaufnahme durch die Zentralbanken einen nicht enden wollenden Wirtschaftsaufschwung und Wohlstand geben und Wirtschaftskrisen schon seit Jahrzehnten der Vergangenheit angehören. 

 

Zu Japan: Die hohe Staatsverschulung und Geldmengenausweitung hat Japan in den letzten 10J zu keinem nennenswerten Wirtschaftswachstum verholfen. Da genügt ein Blick in die Statistiken über die Entwicklung des BIP z.B. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/14543/umfrage/wachstum-des-bruttoinlandsprodukts-in-japan/

 

 

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Maikel
· bearbeitet von Maikel
vor 20 Stunden schrieb Nixda:

Eine Vorstellung von dem Markt an dem Geld Gütern gegenübersteht, und die Geldmenge die Güterpreise bestimmen,  ist nüchtern betrachten nur mit einer Betriebsblindheit der Ökonomen zu erklären, die alles als Markt modelliert, weil sie über keine anderen Modelle mehr verfügt.

 

Ich habe dafür eine etwas andere Erklärung:

Die Vorstellung, daß die Geldmenge die Güterpreise bestimmt, geht davon aus, daß die Menge an Gütern nicht (entsprechend) vermehrbar ist.

So eine Situation sehen wir aktuell bei Aktien, Anleihen und Immobilien.

In Zeiten hoher europäischer und weltweiter Arbeitslosigkeit ist die Menge von Konsumgütern und -Dienstleistungen aber nahezu beliebig vermehrbar; kann sich also ggf. gut einer steigenden Geldmenge anpassen.

 

Ein Problem mit Draghi's Geldschwemme ist, daß sie in unseren globalisierten Märkten nicht nur gezielt im Euro-Raum hilft, sondern z.B. in China, Südkorea etc. Arbeitsplätze schafft.

Auch ein Aspekt, der in den Modellen der Ökonomen, wenn überhaupt, kaum berücksichtigt wird.

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kafkaesk93
· bearbeitet von kafkaesk93

Ich kann Nixda nur zustimmen, mein Barbeispiel oben sollte einfach verdeutlichen, dass man mit Geld oder mit Schulden Zahlen kann, was Schulden zu einem (Nachfragewirksamen) Zahlungsmittel macht.

 

Zu Japan:

Japan ist hierbei ein sehr gutes Beispiel für einen durch steigende schulden (=Nachfrage) getriebenen Boom (1960er bis 1989), mit anschließendem Deleveraging (steigende Staatsverschuldung als Ausgleich der sinkenden Verschuldung im Privatsektor).

Den Blick dabei nur auf der Staatsverschuldung zu haben, greift viel zu kurz.

Stichwort: Billanzrezession/Richard Koo

 

Japan_Debt.png

 

Ein ähnliches Bild lässt sich in weiten teilen Europas beobachten.

(Steigende Staatsverschuldung als Ausgleich für die sinkende Verschuldung im Privatsektor)

 

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Hellerhof
vor 42 Minuten schrieb kafkaesk93:

 

Zu Japan:

Japan ist hierbei ein sehr gutes Beispiel für einen durch steigende schulden (=Nachfrage) getriebenen Boom (1960er bis 1989), mit anschließendem Deleveraging (steigende Staatsverschuldung als Ausgleich der sinkenden Verschuldung im Privatsektor).

Den Blick dabei nur auf der Staatsverschuldung zu haben, greift viel zu kurz.

Stichwort: Billanzrezession/Richard Koo

 

Japan_Debt.png

 

Ein ähnliches Bild lässt sich in weiten teilen Europas beobachten.

(Steigende Staatsverschuldung als Ausgleich für die sinkende Verschuldung im Privatsektor)

 

:thumbsup:

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Nixda
vor 8 Stunden schrieb foolbar:

@Nixda: Nach Deiner Argumentation müsste es mit der Ausweitung der Geldmenge durch Kredit und der Steuerung der Kreditaufnahme durch die Zentralbanken einen nicht enden wollenden Wirtschaftsaufschwung und Wohlstand geben und Wirtschaftskrisen schon seit Jahrzehnten der Vergangenheit angehören.

 

Im Prinzip ja. Schau mal nach Griechenland, richtig schlecht  geht es denen erst seit dem sie keine Kredite mehr bekommen :)

 

Aber natürlich ist das viel komplexer, weil es selbstverständlich auch andere nichtmonetäre Wachstumsimpulse gibt, die eine Rolle spielen.

 

Aber tatsächlich stagniert die Wirtschaft seit längerer Zeit ja gerade wegen der mangelnden Kreditaufnahme, insbesondere der Unternehmen aber bekanntlich auch des Staates.  (Wir reden natürlich von gesamten Kreditaufnahme, nicht nur des Staates, der privaten Haushalte und der Industrie, und zwangsläufig auch nicht nur von der Zentralbankgeldmenge sondern insbesondere der Geldschöpfung im Privatbankensektor.) Man muss zudem die Kreditverwendung beachten. Wenn ein Kredit aufgenommen wird, um ein vorhandenes Asset zu kaufen (Immobilie oder Aktie) ist das per se nicht nachfragewirksam. Interbankenkredite sind ebenso nicht relevant, auch spielt die zurückgehende Umlaufgeschwindigkeit eine Rolle.

 

Deutschland konnte sich lange ein niedrige Kreditaufnahme leisten, weil das Ausland Kredit geschöpft hat, und damit in Deutschland eingekauft hat.

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foolbar
· bearbeitet von foolbar
Ergänzung
vor 1 Stunde schrieb Nixda:

 

Im Prinzip ja. Schau mal nach Griechenland, richtig schlecht  geht es denen erst seit dem sie keine Kredite mehr bekommen :)

 

Aber natürlich ist das viel komplexer, weil es selbstverständlich auch andere nichtmonetäre Wachstumsimpulse gibt, die eine Rolle spielen.

 

Aber tatsächlich stagniert die Wirtschaft seit längerer Zeit ja gerade wegen der mangelnden Kreditaufnahme, insbesondere der Unternehmen aber bekanntlich auch des Staates.  (Wir reden natürlich von gesamten Kreditaufnahme, nicht nur des Staates, der privaten Haushalte und der Industrie, und zwangsläufig auch nicht nur von der Zentralbankgeldmenge sondern insbesondere der Geldschöpfung im Privatbankensektor.) Man muss zudem die Kreditverwendung beachten. Wenn ein Kredit aufgenommen wird, um ein vorhandenes Asset zu kaufen (Immobilie oder Aktie) ist das per se nicht nachfragewirksam. Interbankenkredite sind ebenso nicht relevant, auch spielt die zurückgehende Umlaufgeschwindigkeit eine Rolle.

 

Deutschland konnte sich lange ein niedrige Kreditaufnahme leisten, weil das Ausland Kredit geschöpft hat, und damit in Deutschland eingekauft hat.

Griechenland ist schlecht dran weil es keine Kredite mehr bekommt? Natürlich bekommt GR weiter Kredite denn griechische Staatsanleihen können weiter als Sicherheiten bei der EZB hinterlegt werden (die Vorraussetzungen beim Rating wurden entsprechend gesenkt). Ausserdem ist der EFSF, ESM und der IWF noch an Bord.  Bisherige Schulden wurden gestreckt d.h. die Rückzahlungen immer weiter in die Zukunft verschoben weil am den Wählern hier nicht eingestehen will das die Kredite nie zurückgezahlt werden. Sollte der IWF aussteigen wird "Europa" mit dem ESM oder wie das Kind dann auch immer heissen mag weiter helfen bis die Bürger Parteien wählen die das Spiel nicht mehr mitspielen. Eigentlich ist GR schon seit mindestens 7J pleite, hätte wieder eine eigene Währung einführen und stark abwerten müssen. 

 

Anscheinend hat sich bei Dir die Meinung festgesetzt vor allem vermehrte Kreditaufnahme erzeugt Wirtschaftswachstum und Wohlstand, Ersparnisse kommen bei Dir nicht vor. Wenn Du diesem Mantra folgst solltest Du möglichst viele Kredite aufnehmen um den eigenen Wohlstand zu fördern und die Wirtschaft "anzukurbeln" ;-) Vielleicht fällt Dir dann auf dass wenn Du die Kredite zurückzahlen musst , Du in der Zukunft weniger konsumieren bzw. ausgeben kannst weil Rückzahlungen Dein zur Verfügung stehendes Einkommen mindern. 

 

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foolbar
vor 14 Stunden schrieb Maikel:

 

Ich habe dafür eine etwas andere Erklärung:

Die Vorstellung, daß die Geldmenge die Güterpreise bestimmt, geht davon aus, daß die Menge an Gütern nicht (entsprechend) vermehrbar ist.

So eine Situation sehen wir aktuell bei Aktien, Anleihen und Immobilien.

In Zeiten hoher europäischer und weltweiter Arbeitslosigkeit ist die Menge von Konsumgütern und -Dienstleistungen aber nahezu beliebig vermehrbar; kann sich also ggf. gut einer steigenden Geldmenge anpassen.

 

Ein Problem mit Draghi's Geldschwemme ist, daß sie in unseren globalisierten Märkten nicht nur gezielt im Euro-Raum hilft, sondern z.B. in China, Südkorea etc. Arbeitsplätze schafft.

Auch ein Aspekt, der in den Modellen der Ökonomen, wenn überhaupt, kaum berücksichtigt wird.

Die Menge von Gütern und Dienstleistungen in Europa kann man beliebig einer steigendenden Geldmenge anpassen weil vermehrte Arbeitslosigkeit herrscht? OMG.

In keinem Sektor herrscht Knappheit? Die Arbeitslosen Europas sollen Dienstleistungen anbieten oder Güter erzeugen die dann mit einer steigenden Geldmenge bezahlt werden soll? Sollen wir wirklich auf diesem Niveau weiterdiskutierten? Ein Rat an Dich: Bitte lese die Bücher der wichtigsten Ökonomen. Bei Adam Smith anfangen ... 

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Maikel
vor 10 Stunden schrieb foolbar:

Die Menge von Gütern und Dienstleistungen in Europa kann man beliebig einer steigendenden Geldmenge anpassen weil vermehrte Arbeitslosigkeit herrscht? OMG.

In keinem Sektor herrscht Knappheit? Die Arbeitslosen Europas sollen Dienstleistungen anbieten oder Güter erzeugen die dann mit einer steigenden Geldmenge bezahlt werden soll? Sollen wir wirklich auf diesem Niveau weiterdiskutierten? Ein Rat an Dich: Bitte lese die Bücher der wichtigsten Ökonomen. Bei Adam Smith anfangen ... 

 

Nein; "Antworten" aus bewußt übertreibenden Fragen bringen uns nicht weiter; so möchte zumindest ich nicht weiterdiskutieren.

 

Die Überlegungen der "wichtigsten Ökonomen" kenne ich in etwa; daher weiß ich auch, daß deren klassische Modelle idR.
- von knappen Ressourcen, insbesondere auch an Arbeitskräften ausgehen,
- "mangels" Globalisierung von weitgehend geschlossenen Volkswirtschaften ausgehen,
- die vielfältigen heutigen Soziallleistungen nicht (ausreichend) berücksichtigen.
Daher sind solche Modelle sicherlich interessant, aber auf die heutige Realität nur stark eingeschränkt anwendbar.

 

Ich behaupte nicht, daß meine Anmerkungen die Abläufe der Wirtschaft erschöpfend erklären; aber die von mir genannten Aspekte finden mMn keine oder zu wenig Berücksichtigung in den Modellen der Wirtschaftstheoriker und in den aktuellen Diskussionen.

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Nixda
vor 16 Stunden schrieb foolbar:

Anscheinend hat sich bei Dir die Meinung festgesetzt vor allem vermehrte Kreditaufnahme erzeugt Wirtschaftswachstum und Wohlstand, Ersparnisse kommen bei Dir nicht vor

 


Ähmmm, mal kurz zurück zu den Grundlagen der VGR: Die Summe aus Ersparnissen (in Geld) und Krediten ist immer exakt 0. Wenn Du Ersparnisse hast, steht dem ein Kredit jemanden anderen bei dir in exakt gleicher Höhe gegenüber.


Beispiel: Wenn Du in einer (angenommen geschlossenen) Volkswirtschaft bist, und die Wirtschaft in den Staat auf der einen Seite und die privaten Haushalte und die Unternehmen auf der anderen Seite aufteilst, dann ist die entspricht die Zunahme des Nettovermögens der privaten exakt der Nettokreditaufnahme des Staates. Es gibt in einer geschlossenen Volkswirtschaft netto keine Verschuldung.  In Deutschland sind aber alle 3 Sektoren private Haushalte, Unternehmen und Staat Nettosparer, so dass der Vermögensaufbauwunsch nur durch Kreditaufnahme des Auslands (z.B. Griechenland) realisierbar ist.

 

Einer Staatsverschuldung steht immer ein Nettovermögen bei den Bürgern in gleicher Höhe gegenüber. Volkswirtschaft erstes Semester, gehört eigentlich zum Allgemeinwissen. Deshalb ist die Diskussion über die Staatsverschuldung, die künftige Generationen belasten würde auch völliger Unfug, und eher etwas für misanthrope schwäbische Juristen im Finanzministerium, hat aber wenig mit korrektem wirtschaftlichen Wissen zu tun.

 

Im übrigen habe ich ja auch nicht behauptet, dass jeder ständig beliebigen Kredit bekommt oder bekommen sollte. Der Kreditmarkt ist von den Banken mengenrationiert, nicht jeder bekommt Kredit, sondern nur derjeniege, bei dem die Chancen auf Rückzahlung gut stehen. Wenn Nettosumme der Kredite steigt, bekommst Du daraus einen autonomen Wachstumsimpuls. Das ist das wesentliche, was ich geschrieben habe. Und das es vermutlich ein Pyramidenspielchen ist, auf dessen Ende wir gerade zulaufen.

 

"Die Menge von Gütern und Dienstleistungen in Europa kann man beliebig einer steigenden Geldmenge anpassen weil vermehrte Arbeitslosigkeit herrscht? OMG."

 

Auch da hast Du mich gründlich Missverstanden: Ich habe geschrieben, dass die Vorstellung, dass eine steigende Geldmenge alleine zu steigenden Güterpreisen führen würde falsch ist. Die Vorstellung, es würde sich um eine Art Markt handeln, und der Wert des Geldes quasi automatisch mit dem Abnehmen der Knappheit ebenfalls abnehmen würde, ist  falsch.

 

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