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Apophis

Wirtschaftsstandort Spanien

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Nachtfalke

Hehe, ja, ist eine Papierschlacht von epischen Ausmaßen, aber am Ende der Reise steht ein Bankschließfach, und daneben noch ein wesentlich sinnvolleres Ablagesystem. Zur Klarstellung, vielleicht: Ich digitalisiere schon seit Jahren alles, wäre sonst ja auch Quatsch, in der heutigen Zeit. ...Aber ein Mann war das letzte halbe Jährchen faul, die Briefe stapeln sich, und die digitale Ablage könnte mal massiv optimiert werden. :w00t: Nicht die beste Ferienbeschäftigung, aber... Eine Beschäftigung, zu der man sehr gut mannhafte "Star Wars"-Hörbücher hören kann.

 

Was meine politische Gesinnung angeht, weißt Du ja, dass ich die Art der politischen Diskussion in Deutschland selbst für schädlich und grotesk halte: Zwischen Scheindebatten á la "Wer kennt den blödesten Auslänger?" geht uns meiner geschätzten Meinung nach so langsam der Mittelstand flöten.


Dabei ist mir allerdings sehr wichtig, dass meine eigenen politischen Ansichten meine Posts in diesem Thread nur indirekt beeinflusst: Spanien hat verfassungsdemokratische Defizite, die das Land witschaftlich schwächen, und die Krisen der letzten zwanzig Jahre zumindest verstärkt haben. Dies gilt es zu beseitigen, und wer das macht, ist mir durchaus nicht so wichtig. Schön wäre es aber, wenn die spanische Debatte ebenso, wie ich es mir für die deutsche wünsche, künftig frei bliebe von offensichtlichem Blödsinn.

"Offensichtlicher Blödsinn" heißt in Spanien zum Beispiel: "Ist das königliche Gottesgnadentum nicht doch noch zeitgemäß?","Brauchen alte Menschen überhaupt Rente, solange ihre Kinder erwerbstätig sind?","Sollten Unternehmer, die oberhalb einer gewissen Ziffer Arbeitsplätze verwalten, nicht lieber komplett steuerbefreit sein?" - Oder was da die letzten Jahre so 'rumgeflogen ist.

Das 19. Jahrhundert war ja auch ganz schön; mit ein Bisserl Schmackes bringen die spanischen Konservativen die iberische Halbinsel auch bald wieder dorthin.

 



 

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Kaffeetasse

Lieber ein guter König, der sein Volk liebt und ihm dient, als eine abgehobene volksferne Politikerkaste, die das Volk verachtet und es bevormundet. 

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Günter Paul
Am 4.12.2018 um 12:25 schrieb Coucy:

und daneben noch ein wesentlich sinnvolleres Ablagesystem.

So etwas liebe ich , Geheimnisse ;).. magst du darüber reden , dass es cloud ist , glaube ich kaum ...

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Kezboard

Ich tipp auf Rundablage, auch Ablage P genannt ... :-*

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Nachtfalke

-_- Sieben Umzugskisten wanderten bisher in die Anlage P. SIEBEN. Und diese Woche räume ich noch. *Grunzt.* Erwachsensein, es ist schwer... :w00t:

 

In otter news:

 

https://de.investing.com/news/stock-market-news/spanien-aktien-waren-tiefer-zum-handelsschluss-ibex-35-verlor-176-636965

 

Der IBEX 35 ist auf dem Jahrestief, und die generelle Prognose auch für die meisten spanischen "Needle Mover" ist eher bescheiden. 2018 war schlecht, 2019 könnte durchaus noch schlechter werden.

 

 

https://www.economiadigital.es/directivos-y-empresas/el-ibex-expulsa-a-dia_593426_102.html (Spanisch)

 

Nervös macht mich der Niedergang der Supermarktkette DIA, die gerade aus dem IBEX fliegt. Der geht's zwar aufgrund von firmeninternen Querelen wohl schon länger schlechter, verantwortlich für die Kursverluste dürfte aber auch die schwächelnde Binnenkonjunktur sein. Oder anders: Wo Leute weniger kaufen, kannste halt auch generell weniger verkaufen. Und wenn der Drogerie- und Lebensmittelsektor davon direkt betroffen ist, uncool. - Wie der lateinamerikanische Markt die Kurse mitbeeinflusst, weiß ich aber nicht. Schätze, es besteht auch die Möglichkeit, dass DIA eventuell "fit for sale" gemacht werden soll. 

 

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Nachtfalke
· bearbeitet von Coucy

*Seufzt.*

https://www.businesstimes.com.sg/real-estate/no-signs-of-new-property-bubble-in-spain-says-central-bank

 

https://www.euronews.com/2018/12/12/no-signs-of-new-property-bubble-in-spain-bank-of-spain

 

 

Der Chef der spanischen Zentralbank macht hier eine, sehr, sehr optimistische Aussage: Der Immobiliensektor ist auch wahrscheinlich sicher - der Rentensektor wird die nächste Baustelle. 

 

https://elpais.com/economia/2018/12/12/actualidad/1544608576_710483.html (SPANISCH)

 

 

Der komplette Kontext: Eine Fusion zweier kleinerer spanischer Banken wird gerade verhandelt:


https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/spanische-banken-liberbank-und-unicaja-verhandeln-ueber-fusion/23751322.html?ticket=ST-238184-01YNOhIrYJ1OdxTHizmB-ap1

 

 

Auf der anderen Seite beklagt Hernández de Cos aber die allgemeine Situation der Weltwirtschaft:

https://elpais.com/economia/2018/12/11/actualidad/1544555703_613904.html

...Und spricht davon, dass die weltweite Verschuldung wieder akut bedrohliche Ausmaße angenommen habe. Seine Aussage zum Immobilienmarkt in Spanien kann also gewertet werden wie Aussagen á la "die Rente ist sicher". In Anbetracht der realwirtschaftlichen Situation in Spanien - niedrige Löhne, Kredite mit irrsinnig langen Laufzeiten, etc. - würde ich mal das Gleiche sagen, wie der Busfahrer in Zwickau neulich: "Ick zittere, ick zittere."

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Die NZZ widmet sich in diesem Artikel dem spanischen Aktienmarkt und nennt einige konkrete Unternehmen:

 

Amadeus IT Group

Banco Bilbao Vizcaya Argentaria (BBVA - 7,2% Anteil am IBEX 35)

Cellnex

CIE Automotive

Construcciones y Auxiliar de Ferrocarriles (CAF)

Grifols

Iberdrola (10,4%)

Inditex (10%)

Miquel y Costas

Prosegur Compañía de Seguridad

Red Eléctrica

Santander (14,8%)

Telefónica (7,8%)

 

Zitat

Selbst wenn es schwierig werden sollte, im Hinblick auf die anstehenden Europawahlen auf die Schnelle eine Regierungskoalition zu bilden, rechnen sie in nächster Zeit mit einer moderaten finanz- und wirtschaftspolitischen Entwicklung in Spanien. Auf dieser Basis mag sich das Wirtschaftswachstum in nächster Zeit zwar etwas abschwächen, aber es sollte mit einem Plus von gut 2% im laufenden Jahr stärker bleiben als in anderen Regionen des Kontinents.

 

Von BBVA gibt es außerdem US-amerikanische ADRs. Die Quellensteuerproblematik fällt dabei weg. Bemerkenswert außerdem, wieviele börsennotierte Tochterunternehmen es von der Santander gibt.

 

Neben dem IBEX 35 gibt es auch noch den IBEX Medium Cap, in dem 19 spanische Nebenwerte gelistet sind.

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Warlock

Bis auf Santander und Telefonica sind mir die alle unbekannt. Und die überzeugen mich beide nicht. Der in dem Artikel erwähnte Autozulieferer wird wohl vor allem für Seat arbeiten, also für VW. Finde ich jetzt nicht so aufregend.

 

Irgendwie nichts dabei wo ich sagen: Ja das wär was!

 

Spanien ist für mich nach wie vor vor allem Urlaubsland.

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Maciej

Ein interessantes Unternehmen auf dem spanischen Markt finde ich Viscofan (ES0184262212). Auf den ersten Blick wohl eins der langweiligsten Unternehmen überhaupt: produziert Wurstdärme, seit Jahren recht konstante Gewinne, Bewertungen und Dividendenrenditen, niedrige Verschuldung, keine große Volatilität im Kursverlauf. Dennoch hat sich der Kurs (ohne Dividenden) sein 2001 verzehnfacht und damit die meisten großen Aktienmärkte oder Unternehmen weit hinter sich gelassen.

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Kaffeetasse

Man muss nicht überall mitspielen...ich kenne nicht ein absolut herausragendes spanisches Unternehmen, das ich unbedingt im Depot brauche. 

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Nachtfalke

"Inversión", ein spanisches Organ von Bloomberg/Businessweek, titelt zum Wochenende, zum Bild eines - natürlich - Bierglases, "Deutschland, halb voll oder halb leer". Lese mir das nachher mal durch, wenn ich auf dem eisernen Thron sitze; falls was Wichtiges dabei herauskommt, schick' ich Euch den Auszug. Kurzfassung scheint zu sein: Deutschland, erstaunlich gut, aber Trump.

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Nachtfalke

Sorry für den etwas launigen Kommentar letzte Woche; werde Euch in nächster Zeit mit ein paar Infos versorgen.

 

Zunächst ist zu bemerken, dass, wie verschiedene andere europäische Banken auch diese Woche, "Banco de Espana" eine Warnung veröffentlicht hat, in der Kunden zu Vorsicht aufgerufen und vor der generellen Möglichkeit einer Krise gewarnt werden:

 

https://www.reuters.com/article/us-spain-economy-bankofspain/bank-of-spain-calls-for-eu-banking-union-implementation-warns-of-economic-risks-idUSKCN1SY16Y (Englisch)

 

Leider hat man das so ungeschickt formuliert, dass in Spanien gerade allseits der Volkszorn kocht: https://www.publico.es/tremending/2019/05/29/ya-estan-los-pobres-jodiendo-la-economia-furia-en-las-redes-contra-el-banco-de-espana/ (Spanisch)

 

...Und zwar zu Recht, wie ich finde. Denn die gleiche Bank von Spanien, die ihre Bürger zu Sparsamkeit mahnt, stellt sich gleichzeitig vor Anbieter von lebenslangen Krediten, vor windigste private Pensionsfonds, und all so 'nen Scheiß. Schlimm, das, und garantiert eine Weile Politikum, hier unten. Im Rahmen des "Handelskrieges" allerdings ein weiterer Beleg dafür, dass das Establishment offenbar eine ernsthafte Baisse fürchtet.

Der Vollständigkeit wegen hier die Quelle für diese Ansammlung an unfreiwilligen rhetorischen Blüten:

 

https://www.bde.es/bde/es/secciones/informes/Publicaciones_an/Informe_anual/ Der Jahresbericht der Bank von Spanien für 2018. (Spanisch)

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Nachtfalke

https://www.invertirenbolsa.info/foro-inversiones/

 

Bin gerade auf der Suche nach einer spanischspachigen Community, die sich auf einem ordentlichen Niveau mit der Börsenwelt auseinandersetzt. Das im obigen Link genannte Forum gefällt mir soweit ganz gut, auch wenn ich selbst nicht vorhabe, in die Diskussionen einzusteigen. Einfach mal ganz nett, andere Perspektiven kennenzulernen. Falls jemand von Euch Spanisch spricht, vielleicht einen Blick wert. - Falls ich mich dort einmal richtig anmelde, findet Ihr mich sicher ebenfalls unter "Coucy".

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Nachtfalke
· bearbeitet von Coucy

In Spanien geht's ja bekanntlich gerade ziemlich rund - könnten Neuwahlen vor der Tür stehen. Wichtiger für die wirtschaftliche Einschätzung der Lage erscheint aber dieser jüngste Bericht des "Banco de Espana".

 

https://elpais.com/economia/2019/07/14/actualidad/1563114339_660487.html (Spanisch)

 

Da die Buben des BoS schwärzer sind, als eine Tasse Kaffee in einer Kantine ohne Licht, könnt Ihr davon ausgehen, dass man diese Daten gezielt lanciert, um der spanischen SPD, dem PSOE, schlechte Politik zu unterstellen. - In der Tat machen die ihren Job aber ganz gut: Zumindest werden seit Amtsantritt von Sanchez keine Omis mehr von Polizei-Sturmtruppen aus ihren Wohnungen gekegelt, wenn die Rente mal nicht für Essen UND Miete reicht.

Kurzfassung des obigen Artikels: Das Lohnniveau bzw. durch Arbeit erwirtschaftete Gesamtertrag der Generation unter 40-50 Jahren ist unabhängig vom Bildungsgrad der jeweiligen Arbeitnehmer im letzten Jahrzehnt deutlich gesunken.

 

1563114339_660487_1563119760_sumario_nor

 

"Nacidos en": "Geboren im Jahr..."

 

"Con estudios altos": "Mit höherem Abschluss." Lehrer, Ärzte, Juristen, Bankangestellte, Ingenieure.

"Con estudios bajos": Ca. vergleichbar mit dem mittlerem Schulabschluss in Deutschland. Handwerker, Dienstleister in Verkauf oder in der Kundenbetreuer, Arbeiter.

Deprimierend und erschreckend für mich persönlich. Und natürlich ein deutlicher Hinweis, von welcher wirtschaftlichen Entwicklung wahrscheinlich mittelfristig auszugehen ist. Spanien schafft sich ab. 

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Danke für Deine Einblicke. Wenn allerdings sogar so eine schwarze Institution aufzeigt, dass sich die Lebensumstände der Bürger verschlechtern, spielt das doch sozialistischen Parteien in die Hände?

 

Okay, Du gehst davon aus, das die Autoren den Sozialisten die Schuld für die Misere in die Schuhe schieben wollen. Aber in Spanien waren doch auch oft genug Konservative in der Regierung. Glauben die Bürger wirklich, dass eine Wahl der Konservativen diesmal für eine Besserung sorgt?

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Nachtfalke
· bearbeitet von Coucy

Der Ausgang einer Neuwahl wäre wohl noch weitgehend offen, denke ich. Problem ist offenbar nicht der PSOE, mit dem die Bürger offenbar im Großen und Ganzen zufrieden sind, sondern "Podemos", die spanische Piratenpartei/die Grünen, mit denen PSOE ursprünglich koalieren bzw. von denen Sanchez sich weiter dulden lassen wollte. "Podemos" hat bei den letzten Wahlen von 21% auf 14% verloren, und liegt, genauso wie die anderen Parteienneugründungen (Ciudadanos, Vox) im Abwärtstrend. Von einer Neuwahl würden also die beiden "Dinos", PSOE und PP, am Meisten profitieren. - Und PP spekuliert darauf, dann mit Ciudadanos und Vox (!) eher eine Koalition/Duldung erwirken zu können.

Ich nenne den Wahlausgang "offen", weil diese Strategie natürlich auch nach hinten losgehen kann: Sanchez seinerseits spekuliert darauf, dass weitere Stimmen von Podemos, Ciudadanos, PP, und - nicht zu unterschätzen - von den verschiedenen Regionalparteien zum PSOE abwandern, eben weil die Zusammenarbeit von PP und Ciudadanos im Moment als sehr wahrscheinlich erscheint - und weil die Wähler mehrheitlich natürlich keine Lust auf eine Neuauflage von Rajoy oder Aznar haben. Auch eine spanische GroKo wäre möglich, und für Sanchez nicht ungünstig - wenn er denn gewinnt.

 

---

EDIT: Mittelfristig war eine solche Entwicklung zu erwarten. Die Protest- und Splitterparteien waren 2016 größtenteils parlamentarische Debütanten. Dass die verlieren würden, sobald das Kabinett Rajoy keine Gefahr für den inneren Frieden des Landes mehr darstellte, war voraussehbar. Dumm wäre aber, wenn das Ganze jetzt in eine Kreisentwicklung überginge, also die jetzt stärkere Linke so viele dämliche Fehler beginge, dass PP am Ende doch als der heimliche oder nicht-so-heimliche Sieger dastünde. In diesem Zusammenhang ist zu Bedenken, dass sozial-liberale Regierungen in der spanischen Tradition generell oft als inkompetent dargestellt werden - das war nämlich, vereinfacht ausgedrückt, die Begründung für den faschistischen Putsch von 1936 und die Franco-Diktatur, mit der sich bis heute noch viele ältere Menschen identifizieren. Selbst bei gemäßigten Konservativen gilt in Spanien meistens die Devise, dass Politiker links der Mitte als Spinner wahrgenommen werden. (Ähnlich, wie es in Deutschland mit den Grünen der Fall ist - "nicht bösartig, aber halt doof".) - Mit anderen Worten, wenn PSOE jetzt die Regierungsbildung verballert, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Wähler sich abwenden. Den Konservativen vertraut man auch nicht, aber zumindest können die eine gewisse Stabilität nachweisen. 

 

 

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte

Danke für Deine aufschlussreichen Erläuterungen! Dann warten wir mal mögliche Neuwahlen ab. Allgemein heißt es ja, dass politische Börsen kurze Beine haben. Ken Fisher etwa verweist als Wirtschaftsliberaler gerne darauf, dass ihm möglichst handlungsunfähige Politiker (beispielsweise durch jeweils unterschiedliche Mehrheitsverhältsnisse in beiden Kammern) am liebsten sind, da diese dann nichts verschlimmbessern können. Inwiefern würde sich nach Deiner Einschätzung sowohl ein Politikwechsel als auch vorerst eine Beibehaltung der aktuellen politischen Verhältnisse auf Wirtschaft und Börse in Spanien auswirken? Welches politische Szenario preist der Markt aktuell am ehesten ein?

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Nachtfalke
21 hours ago, Schildkröte said:

Ken Fisher etwa verweist als Wirtschaftsliberaler gerne darauf, dass ihm mäglichst handlungsunfähige Politiker (beispielsweise durch jeweils unterschiedliche Mehrheitsverhältsnisse in beiden Kammern) am liebsten sind, da diese dann nichts verschlimmbessern können.

 

Mein persönliches Argument dagegen wäre, dass "die Wirtschaft" in Spanien im Moment zuviel Einfluß besitzt; ein Bisserl "soziale Marktwirtschaft" tut Not, um den Lebensstandard und das allgemeine relative Wohlstandsniveau zu halten. Die Teilprivatisierung bestimmter Sektoren des Gesundheitswesens in Spanien erweist sich beispielsweise - unabhängig davon, ob man diese Entstaatlichung politisch grundsätzlich befürwortet, oder nicht - in seiner derzeitigen Umsetzung immer mehr als eine ineffektive und schlechte Maßnahme. Da muss die Politik nachhaltig tätig werden, oder es droht - ganz abgesehen von den menschlichen Dimensionen - einmal mehr irgendein spanisches Milliardengrab.

 

Quote

Inwiefern würde sich nach Deiner Einschätzung sowohl ein Politikwechsel als auch vorerst eine Beibehaltung der aktuellen politischen Verhältnisse auf Wirtschaft und Börse in Spanien auswirken?

 

Kommt das PP, oder kommt gar eine Koalition/Duldung, in der Vox eine Rolle spielt, macht das Land eine Rolle rückwärts. PP haben die momentane Krise maßgeblich mitzuverantworten, und bei jedem großen politischen Thema der letzten Jahre nach jeglichen sachlichen Kriterien keine guten Ergebnisse erzielt. Zudem hat PP ja ein massives Problem mit Korruption, selbst auf höchster Ebene. Sollten die im gleichen Stil nochmal ein oder zwei Legislaturperioden durchregieren können, wären die Folgen für das Land wahrscheinlich schwer abzusehen. Um das simpelste und bekannteste Bild zu bemühen, 

 

PSOE wiederum steht für eine gemäßigt liberale Politik und eine sanftere Umgangskultur, gerade auch in sozialpolitischen Fragen. Hätte PSOE eine stabile Mehrheit, und würde PSOE seine Wahlversprechen einhalten, gäbe es wahrscheinlich mehr direkte Geschenke an die Bevölkerung; meiner Ansicht nach der bessere Weg für dauerhafte Stabilität im Land. Besonders, wenn man sich die obige Tabelle anschaut: Die Menschen brauchen mehr Kapital, um selbst investieren zu können, von Basics wie Lebensmitteln und medizinischen Behandlungen bis hin zu größeren Anschaffungen und zu einer privaten Altersvorsorge. PP gibt's ihnen nicht, PSOE schon eher - also soll meiner Meinung nach das PSOE mal ran. 

 

Quote

Welches politische Szenario preist der Markt aktuell am ehesten ein?

 

Momentan zumindest mit meinen Quellen schwer einzuschätzen, weil nach den bisherigen gescheiterten Versuchen zur Regierungsbildung immer noch Wahlkampfatmosphäre herrscht: Insgesamt würde ich sagen, man wartet ab, und tendiert leicht in Richtung Pro-Sanchez. Äußerungen gegen Sanchez sind häufiger als Äußerungen, die rein "pro-PP" ausfallen. Insgesamt glaube ich aber, wir sehen gerade noch Sommerloch-Theater: Wenn's im September immer noch keine Regierung gibt, wird der Ton wahrscheinlicher deutlicher.

---

 

Insgesamt würde ich persönlich wahrscheinlich von jeglichen Einzelaktien spanischer Unternehmen Abstand halten, zumindest bis die mittelfristige politische Perspektive des Landes geklärt ist. - Dabei stellt sich natürlich die Frage, inwiefern bestimmte Unternehmen wirklich noch "spanisch" sind, bzw. vom spanischen Markt beeinflußt werden. - Das wiederum werde ich mir mal in den kommenden Wochen genauer anschauen... :)

 

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte
vor 22 Minuten von Coucy:

Insgesamt würde ich persönlich wahrscheinlich von jeglichen Einzelaktien spanischer Unternehmen Abstand halten, zumindest bis die mittelfristige politische Perspektive des Landes geklärt ist. - Dabei stellt sich natürlich die Frage, inwiefern bestimmte Unternehmen wirklich noch "spanisch" sind, bzw. vom spanischen Markt beeinflußt werden. - Das wiederum werde ich mir mal in den kommenden Wochen genauer anschauen... :)

 

Danke für Deine Antwort! Da Du die Lage vor Ort besser als ich einschätzen kannst, würde ich Deinen letzten Beitrag weitestgehend so stehen lassen.

 

In Bezug auf Deinen letzten Absatz (s. o.) musst Du schauen, wie sehr sich der heimische Markt auf die Ergebnisse auswirkt. Beispielsweise Telefonica und Banco Santander engagieren sich auch stark in Lateinamerika. Dort ist zu gucken, ob Fremdwährungsrisiken (Stichwort Weichwährungen) abgesichert werden und wenn ja, wie.

 

Anbei noch ein WiWo-Artikel über die einstigen Deckelungen von Mietpreisen in Spanien, was das für Folgen hatte und warum man das in Berlin bzw. Deutschland besser nicht nachahmen sollte.

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Schildkröte
· bearbeitet von Schildkröte
Zitat

Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez hat die erste Parlamentsabstimmung über seine Wiederwahl deutlich verloren. ... Gemäß Verfassung wird nun 48 Stunden später, also am Donnerstag, eine zweite Runde stattfinden. Dann genügt Sánchez eine einfache Mehrheit, also mehr Ja- als Nein-Stimmen. Jedoch ist noch völlig unsicher, ob er die dafür nötige Unterstützung anderer Gruppierungen bekommen wird ... UD-Parteichef Pablo Iglesias fordert als Gegenleistung für die Unterstützung ... mindestens vier Ministerposten. ... Hat die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone innerhalb von zwei Monaten nach der ersten Parlamentsabstimmung keine neue Regierung, muss König Felipe VI. am 24. September eine Neuwahl ansetzen.

Quelle: FAZ 

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Nachtfalke
· bearbeitet von Coucy
On 7/16/2019 at 4:26 PM, Schildkröte said:

In Bezug auf Deinen letzten Absatz (s. o.) musst Du schauen, wie sehr sich der heimische Markt auf die Ergebnisse auswirkt. Beispielsweise Telefonica und Banco Santander engagieren sich auch stark in Lateinamerika. Dort ist zu gucken, ob Fremdwährungsrisiken (Stichwort Weichwährungen) abgesichert werden und wenn ja, wie.

Genau. Ist mehr ein Problem der Semantik, als ein Problem der tatsächlichen Verhältnisse: Banco Santander, der einzige "prominente, spanische" Wert, den ich beobachte, scheint ja z. B. einen erheblich höheren britischen Sektor zu haben, als einen spanischen. Muss nochmal nachschauen, aber sehr geil war irgendwann eine Analyse, die belegen wollte, dass der Brexit maßgeblich für die hohe Volatilität der Kurse im letzten Jahr verantwortlich gewesen sein sollte. - "Geil", weil Du Dir vielleicht vorstellen kannst, dass Spanier auf Engländer historisch besonders gut zu sprechen sind. Titel des Artikels war irgendwas in Richtung "das Sinken der britischen Armada"... :w00t:

 

Quote

Anbei noch ein WiWo-Artikel über die einstigen Deckelungen von Mietpreisen in Spanien, was das für Folgen hatte und warum man das in Berlin bzw. Deutschland besser nicht nachahmen sollte.

Den Artikel finde ich gut - Problem ist für mich aber ein Bisserl, dass er das Hauptproblem der spanischen Immobilienwirtschaft galant umkreist: Es wird nämlich einfach immer noch viel zu viel und zu dumm gebaut. In Madrid speziell hat zum Beispiel irgendein überambitioniertes Öko-Bauproject (tatsächlich heißt's wörtlich das "eco-barrio", das "Ökoviertel") dazu geführt, dass die Preise im Süden der Stadt so kritisch gefallen sind, dass die Wohnungsbesitzer kurz davor sind, zu meutern. - Denk' Dir das System so: Die gleiche Bank, die Dir einen Kredit von 150.000 für den Kauf eines Altbaus einräumt, baut ein Jahr später selbst ein ganzes Neubaugebiet in Deiner Gegend, und während sich der Wert Deiner Immobilie halbiert, bleibt der Kredit natürlich gleich. Das, besonders in Verbindung mit den geringen Löhnen, ist für die politische Debatte gerade, als würde man Spiritus auf einen brennenden Grill gießen. 

 

On 7/23/2019 at 4:01 PM, Schildkröte said:

Quelle: FAZ 

In Spanien selbst glaubt man, dass die definitive Entscheidung erst zur konstituierenden Sitzung des Parlaments nach der Ferienetappe im September fällt. Deswegen nehme ich die martialische Rhetorik, die besonders die Konservativen gerade fahren, noch nicht allzu ernst: Podemos wäre politisch "vorbei", wenn die ihre jetzige Situation wirklich komplett an die Wand führen. Also wird es nach einer Denkpause wieder neue Gespräche geben - oder Podemos geht. 

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Schildkröte

@Coucy, wat sachste dazu(?):

 

Im April gewann Pedro Sánchez mit den Sozialisten bei den Parlamentswahlen die Mehrheit. Doch eine Koalition konnte er nicht bilden. Nun stehen wohl im November Neuwahlen an.

Quelle: Spiegel 

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