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Finanzielle Unabhängigkeit

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DrFaustus
vor 18 Minuten schrieb Reinsch:

 

Soll ja auch durchaus Leute geben, die sich ihr Studium selbst finanzieren.

Jemand, der sich sein Studium selbst finanziert überlegt zweimal ob er nach einem abgeschlossenem Studium noch eines hinten dran hängen will.

vor 18 Minuten schrieb Reinsch:

 

 

Wenn eine Gesellschaft ein Problem damit hat, weil jemand mit wenig(er) zufrieden ist und dafür entsprechend weniger arbeiten muss, dann liegt das Problem meines Erachtens nicht bei Demjenigen, sondern im System.

Das war nicht das Problem das ich damit hätte. Das Problem sehe ich darin, dass die Gesellschaft ein Studium finanziert (in diesem Fall Medizin) und derjenige der Gesellschaft im Gegenzug aber so gut wie nichts zurückgibt. Ich glaube nicht, dass das deutsche Studium ohne Studiengebühren darauf ausgelegt ist, nur Halbtagskräfte zu produzieren.

vor 18 Minuten schrieb Reinsch:

 

 

Und warum macht man sowas: Vielleicht weil ihn der Job wirklich interessiert, Spaß macht und er darin arbeiten will - aber eben nicht 40 oder 50 Stunden pro Woche, sondern nur 20, und die restliche Zeit mit anderen Dingen füllen.

Soweit so klar. Warum man das macht ist mir durchaus bewusst.

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Reinsch

Maximale Effizienz wäre natürlich wenn jeder Bürger möglichst viel verdient (und damit Steuern zahlt) und diese dann hemmungslos verkonsumiert. Aber soll das wirklich das Ziel sein?

 

Dann müsste man ja mit Vergabe des Studienplatzes gleich einen Vertrag unterzeichnen lassen der verpflichtet, nach Abschluss mindestens X Jahre in Vollzeit in jenem Gebiet zu arbeiten. Wer aus irgendwelchen Gründen in Teilzeit,  einem anderen Fachgebiet oder gar nicht arbeitet darf eine Strafzahlung leisten.

 

Sorry, aber dann nehme ich doch lieber eine Steuerverschwendung dafür in Kauf, jemandem Bildung zu ermöglichen die er nicht maximal gewinnbringend einsetzt als obige Maßnahme.

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dev
· bearbeitet von dev
Am 11.7.2018 um 09:21 schrieb DrFaustus:

Der Grund für diese selbstgewählte Bescheidenheit ist, dass man mehr Zeit für Dinge haben will, die einem Spaß machen.

Wer weis was er da macht und was das der Gesellschaft bringt.

 

Meine Tochter meinte mal, das meine Frau keinen Job haben würde.

Wieso? Fragen wir.

Sie sagte: Weil er dir Spaß macht!

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Pfennigfuchser
vor 23 Stunden schrieb th23:

Ich denke aber es gibt solide und machbare Optionen - wobei glaube ich wichtig ist eine Idee zu haben, warum man die Finanzielle Freiheit / Unabhängigkeit anstrebt, sodass die FF kein reiner Selbstzweck ist, also zB Reisen, Voluntary Work, (schlechter bezahlte, aber) mehr erfüllende Tätigkeit (zB auch in Teilzeit), ...

 

Das halte ich für sehr wichtig. Sonst ist es nur der Spaß am Geldzählen a la Dagobert Duck.

 

vor 23 Stunden schrieb th23:

Genauso kann man in vernünftigem Maße die Sparquote erhöhen, ohne auf alles verzichten zu müssen.

 

Wobei ich mich dabei immer frage: was ist denn eigentlich DIE Sparquote?

 

Bei den Frugalisten ist es relativ klar: (Verdienst x - Miete - Krankenversicherung - Essen - sonstige Ausgaben) / Verdienst. Alles was für die finanzielle Freiheit gespart wird ist Sparquote.

 

Aber bei "normaler" lebenden Menschen? Mit Raten fürs Haus, Sparplänen für die Ausbildung der Kinder, Riesterverträgen, KFZ-Leasing, betrieblicher Altersvorsorge?

 

Ich spare z.B. von meinem Gehalt ca. 35-45% für unbestimmte Zwecke -> Sparqoute a la Frugalist!

und noch mal 12% gehen in die Tilgung des Immokredites -> Sparquote a la Frugalist?

und nochmal 12% gehen in konkrete, tw sehr entfernte Sparziele (neues Auto, Renovierung in 10 Jahren, Ausbildung der Kinder) -> sicher keine Sparquote a la Frugalist. Alles in allem 60-70% Sparquote. Total frugalistisch? Wohl eher nicht.

 

 

 

 

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Juninho
· bearbeitet von Juninho
vor 1 Stunde schrieb DrFaustus:

Das war nicht das Problem das ich damit hätte. Das Problem sehe ich darin, dass die Gesellschaft ein Studium finanziert (in diesem Fall Medizin) und derjenige der Gesellschaft im Gegenzug aber so gut wie nichts zurückgibt. Ich glaube nicht, dass das deutsche Studium ohne Studiengebühren darauf ausgelegt ist, nur Halbtagskräfte zu produzieren.

Gibt genug Studiengänge, da wäre man froh, überhaupt eine Halbtagskraft zu produzieren, auch diese Leute werden finanziert. Enden dann als Vollzeitaktivisten und blockieren dir auf Montagsdemos die Straßen.

 

vor 13 Minuten schrieb Pfennigfuchser:

Alles in allem 60-70% Sparquote. Total frugalistisch? Wohl eher nicht.

Da ist die Frage 60%-70% von was. Wenn du unter 8k netto pro Monat liegst, würde ich das als frugalistisch bezeichnen.

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tyr
· bearbeitet von tyr

Frugalisten sagen/schreiben ist Framing. Einfach Aussteiger dazu sagen, dann ist der ganze Pseudozauber weg und man weiß, dass das eine altbekannte nicht diskussionswürdige Art zu Leben ist, die es schon immer gab, siehe Diogenes von Sinope als klassisches Beispiel. Der wusste sicher nicht, dass irgendwer mal den hippen Begriff Frugalismus benutzen würde, um seine Lebensweise irgendwie als besser zu verkaufen.

 

Das ist überhaupt nichts Neues und es hat nur wenig mit sogenannter finanzieller Freiheit zu tun, wenn man sich einfach entscheidet, deutlich weniger zu arbeiten und weniger Leistungen anderer zu konsumieren.

 

Ich gehe noch weiter: finanzielle Freiheit wird wohl jeder für sich selber definieren müssen, bei welchem Vermögen und welchem erzielten Einkommen man sich finanziell frei fühlt und wobei nicht. Das hat eigentlich gar nichts damit zu tun, ob man sich nun entscheidet, viel oder wenig zu arbeiten und viel (materialistische konsumorientierte Menschen) oder vergleichsweise wenig zu konsumieren (Aussteiger bzw. neudeutsch sogenannte Frugalisten).

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Juninho
vor 3 Minuten schrieb tyr:

Frugalisten sagen/schreiben ist Framing. Einfach Aussteiger dazu sagen, dann ist der ganze Pseudozauber weg und man weiß, dass das eine altbekannte nicht diskussionswürdige Art zu Leben ist, die es schon immer gab, siehe Diogenes von Sinope als klassisches Beispiel. Der wusste sicher nicht, dass irgendwer mal den hippen Begriff Frugalismus benutzen würde, um seine Lebensweise irgendwie als besser zu verkaufen.

 

Das ist überhaupt nichts Neues und es hat nur wenig mit sogenannter finanzieller Freiheit zu tun, wenn man sich einfach entscheidet, deutlich weniger zu arbeiten und weniger Leistungen anderer zu konsumieren.

Gebe dir prinzipiell recht. Aber der Frugalist ist eine nähere Beschreibung. Der Höhlenbewohner auf Mallorca oder der Reichsbürger ist ja auch ein Aussteiger

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Pfennigfuchser
· bearbeitet von Pfennigfuchser
vor 8 Minuten schrieb Juninho:

Da ist die Frage 60%-70% von was. Wenn du unter 8k netto pro Monat liegst, würde ich das als frugalistisch bezeichnen.

Naja, wenn Du Dir anschaust, auf was alles gespart wird, bleibt ja nicht mehr viel übrig, was man ausgeben muss. Essen, Kleidung, Nebenkosten, Zinsen und Renovierung fürs Haus, Hobbies. Das wars. Ach ne. Kitakosten (der größte Posten!). Soo viel kommt da nicht mehr zusammen, auch wenn man keine 8k verdient...

 

Ich habs mir geradenoch einmal genauer angeschaut: genaugenommen lebe ich einfach schon zu einem erhblichen Teil von meinem Vermögen. Unser Haus würde vielleicht 1800 Miete +NK im Monat kosten, statt dessen zahlen wir nur 200,- Zinsen und die Tilgung. Liegt natürlich am EK das wir da reingesteckt haben. Das erklärt aber teilweise die frugalistisch hohe Sparquote. Wird bei anderen Immobesitzern ähnlich aussehen.

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DrFaustus
vor 34 Minuten schrieb Reinsch:

Maximale Effizienz wäre natürlich wenn jeder Bürger möglichst viel verdient (und damit Steuern zahlt) und diese dann hemmungslos verkonsumiert. Aber soll das wirklich das Ziel sein?

 

Dann müsste man ja mit Vergabe des Studienplatzes gleich einen Vertrag unterzeichnen lassen der verpflichtet, nach Abschluss mindestens X Jahre in Vollzeit in jenem Gebiet zu arbeiten. Wer aus irgendwelchen Gründen in Teilzeit,  einem anderen Fachgebiet oder gar nicht arbeitet darf eine Strafzahlung leisten.

 

Sorry, aber dann nehme ich doch lieber eine Steuerverschwendung dafür in Kauf, jemandem Bildung zu ermöglichen die er nicht maximal gewinnbringend einsetzt als obige Maßnahme.

Oder man führt Studiengebühren analog den USA ein.

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Pfennigfuchser
vor 6 Minuten schrieb DrFaustus:

Oder man führt Studiengebühren analog den USA ein.

 

mit dem Effekt, dass noch weniger arme Kinder studieren können? Ich finde das bei uns ganz gut gelöst. Die paar Austeiger muss das System verkraften können. Wir zahlen ja schließlich auch für Archäologie, Philosophie und vergleichende Indogermanistik, ohne dass das einen konkreten finanziellen Nutzen hat.

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DrFaustus
vor 1 Minute schrieb Pfennigfuchser:

 

mit dem Effekt, dass noch weniger arme Kinder studieren können? Ich finde das bei uns ganz gut gelöst. Die paar Austeiger muss das System verkraften können. Wir zahlen ja schließlich auch für Archäologie, Philosophie und vergleichende Indogermanistik, ohne dass das einen konkreten finanziellen Nutzen hat.

Nein, das hätte den Effekt, dass "arme Kinder" einen Studienkredit aufnehmen und diesen dann nach Abschluss ihres Studiums zurück zahlen.

Das geht natürlich schlecht mit einem Master in Ägyptologie. Aber ich bin sicher ein Dr. der Medizin schafft das.

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tyr
vor 19 Minuten schrieb Juninho:

Gebe dir prinzipiell recht. Aber der Frugalist ist eine nähere Beschreibung. Der Höhlenbewohner auf Mallorca oder der Reichsbürger ist ja auch ein Aussteiger

 

Das stimmt natürlich. Für mich ist die Bezeichnung sogenannter Frugalist nur Marketing, damit sich ein Teil dieser Aussteiger besser fühlen können und es irgendwie neu und angesagt klingt, obwohl daran überhaupt nichts Neues ist, sich für einen bescheidenen Lebensstil zu entscheiden und weniger zu arbeiten.

 

Zudem stellt sich noch die Frage, wie viele sogenannte Frugalisten gar nicht aktiv diesen bescheidenen Lebensstil gewählt haben, sondern einfach nur arm sind und nicht viel leisten können und nun versuchen, mit irgendwelchen Blogs und Geklapper rund um Frugalismus ihr Einkommen aufzubessern.

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Juninho
vor 2 Minuten schrieb DrFaustus:

Nein, das hätte den Effekt, dass "arme Kinder" einen Studienkredit aufnehmen und diesen dann nach Abschluss ihres Studiums zurück zahlen.

Das geht natürlich schlecht mit einem Master in Ägyptologie. Aber ich bin sicher ein Dr. der Medizin schafft das.

Fände ich gut. Politiker aber nicht. Kostenlose Studiengänge sind nämlich ein tolles Mittel um (Jugend-) Arbeitslosigkeit zu verdecken. 

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Reinsch

Die Gleichsetzung Frugalist = Aussteiger ist mir dann doch zu plump. Allerdings müsste man dann wieder definieren was ein echter Aussteiger ist, was regelmäßig aus dem Ruder läuft.

 

Ansonsten wie schon oben gesagt: Jemanden den Zugang zu Bildung und Wissen zu ermöglichen, auch wenn daraus kein direkt messbarer "Return of Investment" entsteht ist für mich eine Steuerverschwendung, die ich gern bereit bin mitzutragen. Ansonsten müssten wir ja auch konsequent jede steuerliche Förderung von Kunst und Kultur abstellen.

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Pfennigfuchser
vor 22 Minuten schrieb DrFaustus:

Nein, das hätte den Effekt, dass "arme Kinder" einen Studienkredit aufnehmen und diesen dann nach Abschluss ihres Studiums zurück zahlen.

Das geht natürlich schlecht mit einem Master in Ägyptologie. Aber ich bin sicher ein Dr. der Medizin schafft das.

 

Den Kredit müssen viele ja eh schon aufnehmen, um die Lebenshaltungskosten während des Studiums zu finanzieren. Selbst Bafög muss zur Hälfte zurückgezahlt werden. Wer weiß,was er mit einem Studiumalles anfangen kann, wirtschaftlich denkt, usw. wird trotzdem studieren. Kinder aus armen Verhältnissen haben ein solches Verhältnis zu Investitionen (um solche handelt es sich ja) aber meist nicht. Werden also abgeschreckt. Die ärmeren studieren eh im Schnitt die bodenständigeren Fächer (Ingenieur als klassischer Aufstiegsberuf).

 

Aber das ist OT. Letzter Punkt dazu: Netter Abendlektüre, wie sich Status vererbt: The Atlantic - 9.9% New American Aristocracy

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Juninho
vor 2 Minuten schrieb Reinsch:

Ansonsten wie schon oben gesagt: Jemanden den Zugang zu Bildung und Wissen zu ermöglichen, auch wenn daraus kein direkt messbarer "Return of Investment" entsteht ist für mich eine Steuerverschwendung, die ich gern bereit bin mitzutragen. Ansonsten müssten wir ja auch konsequent jede steuerliche Förderung von Kunst und Kultur abstellen.

Whataboutism. Schlechter Whataboutism, denn Kunst und Kultur kann aus Marketinggesichtspunkten nützlich sein. 

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Juninho
vor 2 Minuten schrieb Pfennigfuchser:

Den Kredit müssen viele ja eh schon aufnehmen, um die Lebenshaltungskosten während des Studiums zu finanzieren.

Nö. Außer privat Studierende, kenne ich niemanden, der einen solchen beantragen musst. Wüsste auch nicht warum.

 

vor 3 Minuten schrieb Pfennigfuchser:

Wer weiß,was er mit einem Studiumalles anfangen kann, wirtschaftlich denkt, usw. wird trotzdem studieren. Kinder aus armen Verhältnissen haben ein solches Verhältnis zu Investitionen (um solche handelt es sich ja) aber meist nicht. Werden also abgeschreckt. Die ärmeren studieren eh im Schnitt die bodenständigeren Fächer (Ingenieur als klassischer Aufstiegsberuf).

Ja und? Ich weiß nicht, wieso man glaubt, jeder Randgruppe müsse der roten Teppich ausgerollt werden, auf Kosten der Mitte?

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Pfennigfuchser
vor 3 Minuten schrieb Reinsch:

Die Gleichsetzung Frugalist = Aussteiger ist mir dann doch zu plump. Allerdings müsste man dann wieder definieren was ein echter Aussteiger ist, was regelmäßig aus dem Ruder läuft.

Ich kenne einige Aussteiger. Keiner von denen ist sparsam oder hat sich jemals mit Zinseszins beschäftigt. Das Finanzrationalste, was die jemals gemacht haben, war, immer mal wieder zu heiraten um in eine kostenfreie Familienkrankenversicherung zu kommen. Das ist eine andere Spezies.

 

Der Übergang zwischen Frugalisten und denen, die aus Hartz 4 das Beste machen, wird allerdings fliessend sein. Es geht ja in beiden Fällen um die möglichst effiziente Nutzung begrenzter Ressourcen. Mit dem Unterschied, dass die einen es freiwillig machen, während die anderen sich vom Amt gängeln lassen müssen.

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Juninho
vor 5 Minuten schrieb Pfennigfuchser:

Mit dem Unterschied, dass die einen es freiwillig machen, während die anderen sich vom Amt gängeln lassen müssen.

Ein weiterer Unterschied ist, dass Frugalisten Selbstdarstellerisch unterwegs sind, es muss ja jeder wissen wie unwichtig ihnen Konsum ist und dass sie als Itler, Ingenieure oder Physiker es natürlich prinzipiell haben. Hartz4 Empfänger hängen ja eher zu Hause ab und sind unauffällig. Der Frugalist ist sowas wie der Veganer.

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Pfennigfuchser
· bearbeitet von Pfennigfuchser
vor 17 Minuten schrieb Juninho:

Nö. Außer privat Studierende, kenne ich niemanden, der einen solchen beantragen musst. Wüsste auch nicht warum.

 

Ja und? Ich weiß nicht, wieso man glaubt, jeder Randgruppe müsse der roten Teppich ausgerollt werden, auf Kosten der Mitte?

 

Ich kenne Leute, die ihre Eltern nicht verklagen wollten. Und ich habe selber vollen Bafögsatz erhalten. Und fast 50% zurückzahlen müssen. Das sind Summen, die abschreckend wirken. Wenn da auch noch Studiengebühren dazugekommen wären, weiß ich nicht, ob ich studiert hätte.

 

Es geht nicht darum, Randgruppen den roten Teppich auszurollen. Es geht darum, vorhandenes Potential effizient zu nutzen. Dass kann auch heißen, einem intelligenten Menschen, der das Pech hatte, die falschen Eltern zu haben, sein Studium zu finanzieren. Ich habe mein (preiswertes) Studium inzwischen sicher mehrfach an Steuern zurückgezahlt. Das hat sich für den Staat gelohnt.

 

Aber die vermeintlich (?) bedrohte Mittelschicht tritt nach unten. Alles soll so bleiben, wie es ist. Andere Herkunft, andere Werte, bloß nicht. Das ist vermutlich auch ein Grund für die Spötterei über Frugalisten (ich spotte ja selbst auch). Die zeigen: man muss nicht für den Audi arbeiten, man braucht auch nicht ungedingt ein Iphone um zu telefonieren und der Stolz auf eine 60h-Woche ist auch irgendwie schräg. Sie greifen mithin die Werteder Mittelschicht an. Der, der Überstunden schrubbt, um sich die Insignien seiner Schicht leisten zu können, fühlt seine Arbeit nicht gewertschätzt. Also müssen Frugalisten doof sein.

 

Ich halte Frugalisten eher für geschäftstüchtige Selbstvermarkter. So, wie sie wirtschaften hat unsere Groß- oder Urgroßelterngeneration auch schon gewirtschaftet, das ist doch nichts neues. Alter Wein in neuen Schläuchen verkauft sich halt gut, oder war's umgekehrt?

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Reinsch

Klar gibt es freiwillige Frugalisten, und solche die es eher wenig freiwillig sind.

 

Aber sind sie zwangsläufig Selbstdarsteller? Du siehst natürlich nur die Handvoll, die einen Blog oder Ähnliches mit entsprechender Reichweite betreiben. Die große Masse fliegt aber ganz unspektakulär unter dem Radar. Die machen das einfach ohne dass man es mitbekommt.

 

Aussteiger sind ein bunter, inhomogener Haufen. Ich hab schon einige kennengelernt, von dem Glücksritter der nix hat außer seinem Rucksack und jeden Morgen überlegt wie er den Tag über wieder satt wird bis zum Vertriebsmanager der mit Mitte 40 beschlossen hat dass ihm sein Job stinkt und er lieber im ländlichen Portugal seinen Gemüsegarten pflegen will, und diesen Lebensstil durch seine Ersparnisse und Vermietung seiner Eigentumswohnung in Deutschland finanziert…

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Juninho
vor 2 Minuten schrieb Pfennigfuchser:

ass kann auch heißen, einem intelligenten Menschen, der das Pech hatte, die falschen Eltern zu haben, sein Studium zu finanzieren.

Intelligente Menschen würden den Kredit aufnehmen. Tolle Möglichkeit der Auslese. 

 

vor 3 Minuten schrieb Pfennigfuchser:

Aber die vermeintlich (?) bedrohte Mittelschicht tritt nach unten. Alles soll so bleiben, wie es ist. Andere Herkunft, andere Werte, bloß nicht. Das ist vermutlich auch ein Grund für die Spötterei über Frugalisten (ich spotte je selber auch). Die zeigen: man muss nicht für den Audi arbeiten, man braucht auch nicht ungedingt ein Iphone um zu telefonieren und der Stolz auf eine 60h-Woche ist auch irgendwie schräg. Sie greifen mithin die Werteder Mittelschicht an. Der, der Überstunden schrubbt, um sich die Insignien seiner Schicht leisten zu können, fühlt seine Arbeit nicht gewertschätzt. Also müssen Frugalisten doof sein.

Ich behaupte, die wenigsten Menschen arbeiten 60h um sich Insignien ihrer Schicht leisten zu können. Das sind eher Leute, die sich stark mit ihrer Arbeit identifizieren und vom Erfolg angetrieben werden oder was glaubst du warum ein Ronaldo oder ein Elon Musk noch arbeiten? 

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Gast231208
· bearbeitet von pillendreher
vor 3 Stunden schrieb magicw:

das Problem ist doch eher der von dir nicht zitierte weitere Satz wenn es um die Kosten geht. Wenn jemand 1 oder sogar 2 Studiengänge belegt um hinterher als Aussteiger sein von der Gesellschaft bezahltes angeeignetes Wissen nicht wieder in Form von Produktivität an die Gesellschaft zurück gibt dann seh ich das schon verquer wie @DrFaustus das m.E. auch gemeint hat. 

 

D.h. der Aussteiger fällt der Gesellschaft "zur Last" - nimmt vllt. jemand anderem, der später als Physiker oder Mediziner tätig wäre den Studienplatz weg und die Gesellschaft bleibt auf den Ausbildungkosten für den Aussteiger sitzen.

 

 

vor 2 Stunden schrieb DrFaustus:

Jemand, der sich sein Studium selbst finanziert überlegt zweimal ob er nach einem abgeschlossenem Studium noch eines hinten dran hängen will.

Das war nicht das Problem das ich damit hätte. Das Problem sehe ich darin, dass die Gesellschaft ein Studium finanziert (in diesem Fall Medizin) und derjenige der Gesellschaft im Gegenzug aber so gut wie nichts zurückgibt. Ich glaube nicht, dass das deutsche Studium ohne Studiengebühren darauf ausgelegt ist, nur Halbtagskräfte zu produzieren.

Soweit so klar. Warum man das macht ist mir durchaus bewusst.

:thumbsup: Danke, dass endlich mal welche meine latenten Gedanken teilen.

Daher fordere ich kein Studium für Frauen. Denn sehr viele landen nach maximal 5 Berufsjahren in der Rolle als Mutter, nur Hausfrau oder maximal als Halbstagskraft

(PS Und wir (ich und du) zahlen mit unseren Steuern (Geld, das mir zumindest für meine Geldanlage fehlt, deren teures Studium).

 

 

vor 24 Minuten schrieb Juninho:

Ein weiterer Unterschied ist, dass Frugalisten Selbstdarstellerisch unterwegs sind, es muss ja jeder wissen wie unwichtig ihnen Konsum ist und dass sie als Itler, Ingenieure oder Physiker es natürlich prinzipiell haben. Hartz4 Empfänger hängen ja eher zu Hause ab und sind unauffällig. Der Frugalist ist sowas wie der Veganer.

 

Danke für diesen Vergleich, denn dadurch bin ich auf folgende Seite gestoßen:

https://idler.co.uk/
 

Zitat

 

Our story

Back in 1991, bored to tears by his job, 23 year old journalist Tom Hodgkinson lay on his bed and dreamed of starting a magazine called The Idler. He’d found the title in a collection of essays by Dr Johnson, himself a constitutionally indolent man. How to live, that was the question. How to be free in a world of jobs and debt? And curse this alarm clock.

Tom was fortunately sacked from his job and started to sign on. He wandered across the road to where his old friend, designer and writer Gavin Pretor-Pinney lived. Gavin was the kind of person who could help Tom to realise this dream. And he did. In August 1993, the pair produced issue one of the Idler. It had the sub-title “literature for loafers”. Dr Johnson was the cover star and there was an interview with magic mushroom guru Terence McKenna. Contributors included a young journalist called Louis Theroux.

The magazine has since enjoyed a number of incarnations. In the nineties it was published by the Guardian newspaper, then by Ebury publishing. Tom published the Idler as an annual collection of essays until 2014, then relaunched the mag in 2016.

 

 

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Pfennigfuchser
vor 3 Minuten schrieb Juninho:

Intelligente Menschen würden den Kredit aufnehmen. Tolle Möglichkeit der Auslese.

 

Damit liest man die Risikobereiten aus. Und die, die schon wissen, was eine Investition ist. Nicht notwendigerweise die Intelligenten, auch wenn die Schnittmenge nicht leer ist.

 

Einem jungen Menschen, der für Musik, Mathematik, Medizin oder auch Archäologie brennt und geeignet ist, egal welcher Herkunft, würde ich aus volkswirtschaftlicher Sicht eher das Studium finanzieren als einem BWLer, der nur studiert um was zu studieren, weil seine Eltern das auch schon so gemacht haben.

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Reinsch
vor 16 Minuten schrieb Pfennigfuchser:

Der, der Überstunden schrubbt, um sich die Insignien seiner Schicht leisten zu können, fühlt seine Arbeit nicht gewertschätzt. Also müssen Frugalisten doof sein.

 

Ein Phänomen, dass es in verschiedenen Bereichen gibt.

 

Beispielsweise habe ich mich vor einiger Zeit mal mit „Meal Replacement Shakes“ beschäftigt, als Soylent in den USA groß wurde und in Europa dutzende Copycats aus dem Boden schossen.

 

Nicht dass ich vor  hatte selbst das Essen einzustellen, ich fand es einfach aus wissenschaftlicher Sicht interessant.

 

Verblüffend war aber welcher richtiggehender Hass unter Artikeln oder Foren den Leuten teils entgegen schlug die davon berichtet haben das Zeugs zu trinken. Dabei war es ja keineswegs so dass sie irgendwem etwas weggenommen hätten, oder anderen das Essen verbieten wollten. Sie hatten sich einfach nur dafür entschieden andere Essgewohnheiten zu haben.

 

Aber schon diese Andersartigkeit war wohl für so einige ein schwerer Angriff. Ebenso wie es für viele anscheinend unvorstellbar ist dass jemand sich die Freiheit nimmt mit weniger zufrieden zu sein, und dafür auch entsprechend weniger arbeiten zu müssen…

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