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th23

Spiegel Plus - Warum ETF einen Börsencrash auslösen können

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th23

Hallo zusammen,

 

ich bin gerade auf einen ziemlich kritischen Spiegel Artikel zu ETF gestoßen, bei dem es sich meiner Meinung nach lohnen würde, die Aussagen einmal hier zu diskutieren.

 

Spiegel Plus - Warum ETF einen Börsencrash auslösen können

 

Da der Artikel nicht frei verfügbar ist, hier ein paar Auszüge zu den Kern-Punkten:

Zitat

Anleger kaufen immer neue ETF, die dann in sämtliche Aktien eines Index investieren und die Kurse auf breiter Front beflügeln – die Korrelation ist hoch. Diese Anlagemechanik machen ETF zum potenziellen Brandbeschleuniger. Denn fallen die Börsen und verabschieden sich die Anleger aus ETF, müssen die ihre Aktien auf den Markt schmeißen, was den Abwärtsdruck verstärkt.

 

Mit der gleichen Argumentation könnte man das auch über direkten Aktienbesitz sagen - wenn mehr Leute kaufen steigen die Kurse, was weitere Leute anzieht. Umgekehrt halt beim Verkauf.

Ich sehe keinen Unterschied - und keinen Grund warum ein ETF diese Effekte verstärken würden!?

 

Zitat

Das wiederum stärkt die Marktmacht der Platzhirsche, die ihre Gebührenausfälle durch Einnahmen an anderer Stelle kompensieren: durch den Verleih von Aktien und Anleihen an kurzfristige Spekulanten wie Hedgefonds.

 

Okay, der Punkt macht Sinn - ich habe aber neulich irgendwo gelesen, dass das auch für aktiv gemanagte Fonds zutrifft. Finde die Quelle gerade nicht mehr...

 

Zitat

Noch etwas kommt hinzu: ETF nehmen ihre Aktionärsrechte bei Firmen, in denen sie investiert sind, kaum wahr. … Manager brauchen qualifizierte Sparringpartner

 

Ich meine gelesen zu haben, dass sich gerade BlackRock durchaus auch einmal einmischt!?

Bei anderen eher nicht insb Vanguard vertritt in der Tat wohl die Auffassung, dass es nicht deren Aufgabe ist, Unternehmen zu beeinflussen (glaube im letzte Manager Magazin war dazu ein Interview?)

Auch bei dem Punkt bezweifele ich, dass ETFs hier pauschal weniger gut sind, als zB irgendwelche Einzel-Aktien-Besitzer!?

 

Zusammengefasst sehe ich irgendwie keine treffenden Argumente, warum ETFs hier in Summe schlechter als aktive Fonds oder Einzelaktienbesitzer sein sollen.

Was meint Ihr zu den Punkten - und meinen Einschätzungen? Übersehe ich etwas?

 

Viele Grüße

Thorsten

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OceanCloud

Wie hoch ist denn Weltweit der Geldeinsatz in direkten Aktien im Vergleich zu ETFs?

 

Wenn ETFs nur einen Bruchteil ausmachen, kann das doch nie einen Lawineneffekt auslösen, oder?

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JosefSpa
vor 22 Minuten schrieb th23:

Mit der gleichen Argumentation könnte man das auch über direkten Aktienbesitz sagen - wenn mehr Leute kaufen steigen die Kurse, was weitere Leute anzieht. Umgekehrt halt beim Verkauf.

Ich sehe keinen Unterschied - und keinen Grund warum ein ETF diese Effekte verstärken würden!?

Naja, dein Argument ist leicht damit zu wiederlegen, dass die meisten ETF Halter eben einen MSCI World und EM im Depot haben. Einzelaktienkäufer sind öfters unterschiedlicher Natur und kaufen völlig unterschiedliche Aktien.

vor 24 Minuten schrieb th23:

Ich meine gelesen zu haben, dass sich gerade BlackRock durchaus auch einmal einmischt!?

Leider oft genug im Eigensinn. Sie sind extrem verwoben und haben massenhaft Interessenskonflikte, die gegen ein Handeln für die restlichen Anleger eines Konzernes sprechen, aber für ihre Positionen durchaus Sinn machen. Z. B. in Übernahmefällen wenn Blackrock. Angenommen beim Unternehmen X ist man mit 10 % beteiligt und Unternehmen Y bei dem man 5 % hält.

Unternehmen Y will jetzt X kaufen. Angenommen der Preis ist viel zu hoch. Wer wird dagegen nichts sagen? Blackrock... Was sich anhört wie ein Ausnahmesituation ist leider aktuell sehr häufig der Fall.

https://de.scalable.capital/boerse/etf-drei-buchstaben-veraendern-die-welt Laut Scalable sind bereits 4 Billionen an ETF Volumen unterwegs. 3 Billionen davon indirekt in Aktien.

 

Allerdings scheint das eine lächerliche Summe zu sein gegenüber der "normalen" Fondsbranche, siehe hier http://globalinvestor.de/fonds-news/fondsbranche-zaehlt-weltweit-zu-den-boomsektoren .  Hier spricht man von 41,3 Billionen. Vermutlich sind Staatsfonds ebenfalls enthalten

 

 

 

 

 

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Schwachzocker
vor 32 Minuten schrieb th23:

...

Mit der gleichen Argumentation könnte man das auch über direkten Aktienbesitz sagen - wenn mehr Leute kaufen steigen die Kurse, was weitere Leute anzieht. Umgekehrt halt beim Verkauf.

Ich sehe keinen Unterschied - und keinen Grund warum ein ETF diese Effekte verstärken würden!

M.E. völlig richtig! Ob nun Einzelaktionäre ihre Aktien verkaufen oder ob ETF-Anleger das tun, ist wumpe. Da verstärkt sich nichts.

Aber üblicherweise wird jetzt das Argument kommen, dass ETF-Anleger besonders "zittrig" sind und deshalb schneller verkaufen. Dies wäre auch alles hochgradig wissenschaftlich erwiesen. Deshalb sind ETFs doof.

Außerdem gäbe es ETFs angeblich noch nicht so lange, und es müsste erst einmal bewiesen werden, dass im Abschwung nicht alles explodiert. Tatsächlich gibt es sie als Indexfonds schon sehr lange, und es explodiert nichts.

 

Wozu es für mich von Bedeutung ist, wer wieviel Marktmacht hat, weiß ich nicht.

 

Das "Einmischen" generell eine tolle Sache ist, sehe ich auch nicht so.

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Schwachzocker
vor 6 Minuten schrieb JosefSpa:

Naja, dein Argument ist leicht damit zu wiederlegen, dass die meisten ETF Halter eben einen MSCI World und EM im Depot haben. Einzelaktienkäufer sind öfters unterschiedlicher Natur und kaufen völlig unterschiedliche Aktien.

Und inwiefern führt das jetzt zu der Annahme, dass ETFs bei einem Abschwing den Abschwung verstärken?

Die Einzelaktienanleger dieser Welt sind zwar ganz unterschiedlich. Alle zusammen sind jedoch weitgehend genauso wie Inhaber eines ETF auf den MSCI World. Wie soll die Gewichtung der Markkapitalisierung denn zustande gekommen sein? 

 

Zitat

 Leider oft genug im Eigensinn.

In welchem Sinn vertrittst Du denn Deine Interessen?

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JosefSpa
vor 2 Minuten schrieb Schwachzocker:

Und inwiefern führt das jetzt zu der Annahme, dass ETFs bei einem Abschwing den Abschwung verstärken?

Ich weis es nicht und habe deswegen keine Aussage dazu getroffen. Der größtvolumige ETF ist ja der World. Du behauptest nun, dass die meisten Einzelaktien-Anleger nun Apple im Depot haben? Ich glaube nicht. 

Die Market Cap kommt daher dass einige Anleger bereit waren sehr viel Geld für die Aktien auf den Tisch zu legen. Ob das nun 100 kapitalstarke Anleger oder 100.000 waren ist ersteinmal egal.

Die Frage ob sich ETFs nun bei einem Sturz auswirken, würde ich eher in die Psychologieecke verschieben.

Ich würde Einzelaktienkäufern eine höhere Gelassenheit in Crashs sugerrieren als manch einen ETF Käufer, die für gewöhnlich an keine größere Volatilität gewöhnt sind. (Meine Vermutung) Wird sich das Auswirken im Crash? Ich glaube kaum. Geld wird aus allen Richtungen abgezogen werden, ob es nun aus ETFs oder Einzelaktien stammt ist egal. Selbst wenn einige zittrige ETF Käufer noch ein paar Milliarden mehr abziehen, wäre der Effekt vermutlich überschaubar.

vor 20 Minuten schrieb Schwachzocker:

Tatsächlich gibt es sie als Indexfonds schon sehr lange, und es explodiert nichts.

Absolut nur das Volumen hat sich massiv gesteigert.

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magicw

Vielleicht passiert auch gar nichts, weil viele ETF-Anleger per Sparplan sparen und erst gar nicht auf kurzfristige Einbrüche reagieren?

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JosefSpa
vor 11 Minuten schrieb magicw:

Vielleicht passiert auch gar nichts, weil viele ETF-Anleger per Sparplan sparen und erst gar nicht auf kurzfristige Einbrüche reagieren?

Dann reden wir von keinem echten Crash. Was wird als erstes gestrichen, wenn man Angst um den Job hat? Die Sparrate. Was wird als erstes verkauft, wenn finanzielle Schwierigkeiten durch eine Rezession eintreten?

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Cef

Bizarre Diskussion.

 

Was würde denn umgekehrt losgetreten, wenn alle „ETF-Sparplansparer“ ihre Sparraten gleichzeitig anheben tu(h)n täten würden?

Eine weltweite nie dagewesene Monsterhausse?

 

Nebenbei: In keinem der Artikel und Interviews die ich bisher zu dieser Dorfsau gelesen gabe

hat sich jemand die Mühe gemacht auch mal zwischen replizierenden und synthetischen ETFs zu unterscheiden ...

 

Im Westen ...

 

 

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JS_01

Wenn man ETFs mit aktiven Fonds (nicht nur mit Einzelanlegern) vergleicht, könnte man folgendermaßen argumentieren:

 

Der Kurs sinkt, einige Anleger wollen "raus aus Aktien" und geben ihre Anteile zurück. Ein aktiver Fonds, der eine gewisse Cashquote hat, nimmt Fondsanteile zurück und fertig.

Ein ETF hat keinen Cash, sondern muss dann zwingend Wertpapiere verkaufen, um Liquidität zu schaffen. Das kann zu weiter fallenden Preisen und damit zu einer Abwärtsspirale führen.

 

Ob das tatsächlich so zutrifft, wird man im Zweifelsfall sehen. Das sind eher theoretische Überlegungen, um die Ausgangsdiskussion im Spiegel nachzuvollziehen. ;) 

 

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus

Ich sehe einige Probleme zu großer Allokationen in ETFs, die der Artikel nur teilweise genannt hat:

 

- ETFs verkleinern den Anteil des "echten" Freefloats. Warum "echten". Nun, im Gegensatz zum Freefloat stellen ETFs kaum untereinander Liquidität in den jeweiligen Aktien. Durch Creation/Redemption werden Flows oft gemittelt und man hat untertäglich weniger Liquidität. Große Bewegungen im Markt führen dann dazu, dass man durch den geringeren Freefloatanteil, größere Moves auslösen "kann", die es bei höherer Liquditität evtl. nicht gegeben hätte.

- Ein hoher Anteil an ETFs in einem Unternehmen führt dazu, dass gutes oder schlechtes Management weniger honoriert wird. Tendenziell sehe ich hier die Gefahr, dass ETFs zu Überbewertungen in Aktien führen. Warum? ETFs kaufen oder verkaufen nicht aufgrund besserer oder schlechterer Unternehmenslage. Sie sind eher Hort der Stabilität. Das könnte man als positiv ansehen, ich will aber mal ein Beispiel machen, das die Gefahr aufzeigt:

Ein Unternehmen verkündet einen überraschenden Gewinnsprung.

Fall A: Das Unternehmen hat 50% Freefloat, keine ETFs. Käufer suchen aufgrund der besseren Gewinnlage die Aktien, steigt der Kurs entsprechend finden sich genug Aktionäre, die ihre Aktien entsprechend wieder abgeben. Der Kurs pendelt sichauf einemhöheren Niveau ein.

Fall B: Das Unternehmen hat 10% echten Freefloat und 40% ETFs. Auch hier gibt es Stockpicker, die das Unternehmen kaufen wollen. Der Kurs steigt und steigt weil sich nicht genug "willige" Verkäufer finden. Die ETFs stoßen ihre Aktien nicht ab und die 10% Freefloat reichen nicht die Nachfrage zu bedienen.

In Fall B wird der Aktienkurs sich auf einem weitaus höherem Niveau einpendeln.

Im umgekehrten Fall sorgt der geringe Anteil an Aktionären, die tatsächlich verkaufen können dazu, dass der Kurs gegenüber einem höheren Freefloat weniger stark fällt.

- Weniger ein Problem der ETFs, mehr eines der Indizes, denen sie hinterher laufen: Übergewichtung von hoher Marketcap. Halte ich für kritisch. Man übergewichtet systematisch Blasen und verstärkt diese dadurch noch.

Man muss sich nur mal histroisch die größten Unternehmen der Geschichte anschauen und was aus ihnen wurde. Exxon, IBM, General Motors, Standard Oil, Pensivania Railroad... Nun eben Apple, Alphabet und Co.

 

Im Falle aktiver Fonds hat man diese Dinge nicht. Sie zählen zum echten Freefloat, weil sie frei entscheiden können, ob sie verkaufen oder kaufen, je nach Bewertung. Meiner Meinung nach führt ein hoher Anteil an ETFs zu einer tendenziell höheren Bewertung am Aktienmarkt, auch wenn in Summe nicht mehr Geld in den Markt fließt. Die Masse, die ihr Stimmrecht nicht wahrnehmen will ist ein Punkt, der genannt wurde. Auch das sehe ich kritisch und sorgt für mehr Macht beim Management und bei Großaktionären.

 

Natürlich kann man jetzt sagen: Was solls. 5% interssiert doch nicht die Bohne. Aber der Anteil steigt und irgendwann wird man zweifellos eine kritische Masse erreichen. Und wie will man das Ganze dann einbremsen?

Ich bin kein Gegner von ETFs. Sie erfüllen in großen Märkten ihre Zweck. Aber unkritisch sollte man dem Trend nicht gegenüber stehen.

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magicw
vor 2 Stunden schrieb JosefSpa:

Dann reden wir von keinem echten Crash. Was wird als erstes gestrichen, wenn man Angst um den Job hat? Die Sparrate. Was wird als erstes verkauft, wenn finanzielle Schwierigkeiten durch eine Rezession eintreten?

 

Naja ein Börsencrash ist für mich ein Vorgang der in einem zeitlich kurzen Rahmen abläuft - Beispiel Brexit-Entscheid 2016. Das war ein Dip der über 8 Tage lief. Da fängt doch kein Sparer an an seinem Dauerauftrag was zu ändern. D.h. der Standard-ETF-Sparer "spielt" da gar nicht mit, weil er viel zu träge darauf reagiert. 

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JosefSpa
vor 1 Minute schrieb magicw:

 

Naja ein Börsencrash ist für mich ein Vorgang der in einem zeitlich kurzen Rahmen abläuft - Beispiel Brexit-Entscheid 2016. Das war ein Dip der über 8 Tage lief. Da fängt doch kein Sparer an an seinem Dauerauftrag was zu ändern. D.h. der Standard-ETF-Sparer "spielt" da gar nicht mit, weil er viel zu träge darauf reagiert. 

Das mag stimmen, aber derartiges bereits als Crash zu bezeichnen ist sehr gewagt. 

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DrFaustus
vor 6 Minuten schrieb magicw:

 

Naja ein Börsencrash ist für mich ein Vorgang der in einem zeitlich kurzen Rahmen abläuft - Beispiel Brexit-Entscheid 2016. Das war ein Dip der über 8 Tage lief. Da fängt doch kein Sparer an an seinem Dauerauftrag was zu ändern. D.h. der Standard-ETF-Sparer "spielt" da gar nicht mit, weil er viel zu träge darauf reagiert. 

Der Standard-ETF-Sparer macht aber auch nicht das große Volumen der ETFs aus.

Viele Instis nutzen ETFs auch. ETFs kann man sekündlich loswerden wenn es brennt. Auch in rießigen Volumina. Aktive Fonds haben längere Fristen und aufgrund der oft vorgehaltenen Cashquote auch nicht den Zwang sofort alles auf den Markt zu werfen.

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magicw

Schon klar - nur der Spiegel report liest sich so als ob der kleine Anleger gemeint wäre. 

 

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Fondsanleger1966

Im Extremfall müssen manche ETF schliessen: https://www.nzz.ch/finanzen/fonds/im-extremfall-muessen-manche-etf-schliessen-ld.1410322

 

(Und bevor wieder die Verteidigungsschriften folgen: Ja, Fonds schließen manchmal auch - siehe z.B. aktuell GAM)

 

(Edit (vanity): Beitrag in passenden Thread verschoben)

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Schwachzocker
· bearbeitet von Schwachzocker
vor 5 Stunden schrieb DrFaustus:

 

- ETFs verkleinern den Anteil des "echten" Freefloats. Warum "echten". Nun, im Gegensatz zum Freefloat stellen ETFs kaum untereinander Liquidität in den jeweiligen Aktien. Durch Creation/Redemption werden Flows oft gemittelt und man hat untertäglich weniger Liquidität. Große Bewegungen im Markt führen dann dazu, dass man durch den geringeren Freefloatanteil, größere Moves auslösen "kann", die es bei höherer Liquditität evtl. nicht gegeben hätte.

...

Das kann ich nicht nachvollziehen. Der Creation-Redemption-Prozess ist nichts weiter als die Umwandlung von Aktien in ETF-Anteile bzw. umgekehrt. Wenn zu viele Anleger ihre ETF-Anteile loswerden wollen, müssen eben irgendwann Anteile vom Markt genommen und in Einzelaktien "zerlegt" werden. Diese werden dann ganz normal verkauft. Was ist daran anders als wenn ich als Einzelaktionär gleich meine Aktien verkaufe?

 

Zitat

Ein hoher Anteil an ETFs in einem Unternehmen führt dazu, dass gutes oder schlechtes Management weniger honoriert wird.

Wo soll da das Problem sein? Ein ETF-Anleger hat sich eben dazu entschieden alle Manager gleichmäßig zu "honorieren", weil das eben seine Einschätzung ist. Das ist eine ganz normale, legitime Einschätzung. Was ist an dieser Einschätzung gefährlich. Wenn der ETF-Anleger wüsste, welches Unternehmen das beste ist, würde er ja nicht in ETFs investieren.

Ein Anleger in Einzelaktien honoriert ganz bestimmte Unternehmen und liegt damit manchmal richtig und manchmal falsch. Ein ETF-Anleger honoriert alle und liegt damit ebenso manchmal richtig und manchmal falsch.

 

Zitat

Übergewichtung von hoher Marketcap. Halte ich für kritisch. Man übergewichtet systematisch Blasen und verstärkt diese dadurch noch.

Verstehe ich nicht. Ein ETF, der nach Markkapitalisierung anlegt, gewichtet gar nichts über, sondern er legt eben nach Markkapitalisierung an. Die Markkapitalisierung ist vorgegeben. Ein ETF-Anleger ändert daran nichts und will es auch nicht. 

Der Anleger in Einzelaktien ändert durchaus etwas an der Marktkapitalisierung. Der kann auch "Blasen" (wenn es sie gibt) erzeugen.
 

Zitat

Man muss sich nur mal histroisch die größten Unternehmen der Geschichte anschauen und was aus ihnen wurde. Exxon, IBM, General Motors, Standard Oil, Pensivania Railroad...

 

Was möchtest Du damit sagen?

 

1.) Möchtest Du sagen, dass ETFs am Niedergang dieser Firmen schuld waren?

2.) Oder möchtest Du sagen, dass diese Firmen eine "Blase" waren?

 

Anders kann ich das nicht verstehen.

 

Zitat

Meiner Meinung nach führt ein hoher Anteil an ETFs zu einer tendenziell höheren Bewertung am Aktienmarkt, auch wenn in Summe nicht mehr Geld in den Markt fließt.

Wie soll das funktionieren? Wie sollen die Kurse am Aktienmarkt steigen, wenn nicht mehr Geld in den Markt fließt?

Es kann allenfalls sein, dass die Existenz von ETF dazu geführt hat, dass immer mehr Anleger überhaupt in Aktien investieren, was sie sonst nicht getan hätten. Das würde aber bedeuten, dass mehr Geld in den Markt geflossen ist.

 

Zitat

Natürlich kann man jetzt sagen: Was solls. 5% interssiert doch nicht die Bohne. Aber der Anteil steigt und irgendwann wird man zweifellos eine kritische Masse erreichen. Und wie will man das Ganze dann einbremsen?

Die einzige theoretische Gefahr, die ich sehe, könnte darin bestehen, dass irgendwann kaum mehr ein Anleger Unternehmen bewertet, was verstärkt zu Ineffizienzen führen sollte. Das wird aber nicht passieren, denn wenn die Ineffizienzen offenkundig werden, wird man natürlich verstärkt auf Einzelaktien umschwenken.

Im übrigen glauben Anleger in Einzelaktien ja ohnehin nicht, dass der Markt effizient ist. Dies wäre dann auch tatsächlich so. Wo also ist das Problem?

 

 

vor 6 Stunden schrieb magicw:

Vielleicht passiert auch gar nichts, weil viele ETF-Anleger per Sparplan sparen und erst gar nicht auf kurzfristige Einbrüche reagieren?

Keine Ahnung wie viele ETF-Anleger per Sparplan sparen. Anleger in aktive Fonds tun das jedenfalls auch. Einzelaktienanleger tun das auch.

Und wenn einer von denen auf Kurseinbrüche reagieren und verkaufen will, dann können das alle gleichermaßen tun.

 

 

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Walter White
· bearbeitet von Walter White
vor 9 Stunden schrieb th23:

bei dem es sich meiner Meinung nach lohnen würde, die Aussagen einmal hier zu diskutieren.

Gefühlt ist das die hundertste Aktiv - Passiv Diskussion der letzten Jahre, also ich kann es nicht mehr hören (lesen). Ich zitiere ungern einen Kommer, aber manchmal ist es unausweichlich.

 

"Bevor ich auf die inhaltliche Seite der Argumente der ETF-Kritiker eingehe, sei vorab ein Gesichtspunkt festgehalten, der für das Verständnis dieser Kritik hilfreich ist: Die ETF-Ablehnung kommt überwiegend von Vertretern der Finanzbranche, die ihr Geschäftsmodell und ihr Gebühreneinkommen durch die wachsende Popularität von ETFs bedroht sehen – also von Repräsentanten des “aktiven” Investment-Managements mit einem – wenn es um die Beurteilung von ETFs geht – scheunentorgroßen Interessenkonflikt."

 

Quelle

 

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marcel
vor 22 Minuten schrieb Walter White:

Gefühlt ist das die hundertste Aktiv - Passiv Diskussion der letzten Jahre, also ich kann es nicht mehr hören (lesen). Ich zitiere ungern einen Kommer, aber manchmal ist es unausweichlich.

Ich sehe hier eigentlich keine Aktiv-Passiv-Diskussion.
Abgesehen davon sind religöse Diskussionen immer zum scheitern verurteilt, egal ob der Guru gerade Kommer oder Buffet heißt.

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Schwachzocker
vor 40 Minuten schrieb marcel:

Ich sehe hier eigentlich keine Aktiv-Passiv-Diskussion.

Dann mache die Augen auf!

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marcel
vor 10 Minuten schrieb Schwachzocker:

Dann mache die Augen auf!

Hab ich. Der nächste Schritt ist dann Lesen, und in ferner Zukunft dann Verstehen. Ist aber wie gesagt bei religiösen Themen sehr anspruchsvoll. :)

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th23

Okay, doch einige interessante Aspekte und Einschätzungen...

 

vor 1 Stunde schrieb Walter White:

Gefühlt ist das die hundertste Aktiv - Passiv Diskussion...

 

Sorry, aber so eine (theoretische) Diskussion wollte ich nicht anfangen - mir geht es rein um Diskussion von den im Artikel geschilderten "Risiken" bei ETFs. Meine Vergleiche mit aktiver Anlage gingen nur darum, darzulegen, ob es überhaupt einen Unterschied gibt, wegen dem ein (spezifisches) Risiko bei ETFs bestehen kann...

 

 

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th23
vor 9 Stunden schrieb magicw:

Vielleicht passiert auch gar nichts, weil viele ETF-Anleger per Sparplan sparen und erst gar nicht auf kurzfristige Einbrüche reagieren?

 

vor 6 Stunden schrieb DrFaustus:

Der Standard-ETF-Sparer macht aber auch nicht das große Volumen der ETFs aus.

Viele Instis nutzen ETFs auch. ETFs kann man sekündlich loswerden wenn es brennt. Auch in rießigen Volumina.

 

Interessanter Aspekt - mit gutem Argument pro ETF und ebenfalls gutem Contra

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Maciej
vor 9 Stunden schrieb Cef:

Nebenbei: In keinem der Artikel und Interviews die ich bisher zu dieser Dorfsau gelesen gabe

hat sich jemand die Mühe gemacht auch mal zwischen replizierenden und synthetischen ETFs zu unterscheiden ...

Macht das einen so großen Unterschied? In den replizierenden sind im Wesentlichen die größten x Aktien des Index drin, in den synthetischen allerdings auch die großen Schwergewichte, nur nicht unbedingt aus dem entsprechenden Index. Letztlich sehe ich bei beiden Indexvarianten die Aktien mit geringer Marktkapitalisierung deutlich weniger vertreten als die mit hoher.

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Walter White
vor 19 Stunden schrieb th23:

mir geht es rein um Diskussion von den im Artikel geschilderten "Risiken" bei ETFs. Meine Vergleiche mit aktiver Anlage gingen nur darum, darzulegen, ob es überhaupt einen Unterschied gibt, wegen dem ein (spezifisches) Risiko bei ETFs bestehen kann...

Ich wollte dir auch nicht auch die Füße treten. Bei dem Thema fasse ich mich allerdings kurz, da ich schon zu viel darüber gelesen hatte und habe. Darum nimm dir die Zeit, falls noch nicht geschehen, und lese mal diesen in meinen Augen wertvollen Artikel den ich verlinkte. Ich bin bestimmt kein Freund oder Verfechter der Strategien eines Gerd Kommers, aber ich schätze und respektiere seinen Scharfsinn im Bezug auf die Bewertung auf ETFs im weltweitem Vergleich, die sich übrigens in vielen anderen Reportagen und Artikeln widerspiegeln.  Und das hat weisgott nichts mit Religion zu tun, wie hier bekundet wurde. Meiner Meinung sprechen da nackte Zahlen eine deutliche Sprache.

 

Gut, bleiben wir bei den Risiken von ETFs:

 

2014 waren die globalen Finanz Investments in den diversen Asset Klassen verteilt auf 294 Billionen Dollar, darunter 218 Billionen Dollar in Aktien und Staats/Unternehmensanleihen. Das verwaltete ETF Vermögen weltweit betrug damals knapp 2,8 Billionen Dollar, inklusive Rohstoff, Mischfonds und Immobilien ETFs. Alles im Allem nicht viel, und zählen wir die Hauptzielgruppe, den Kleinanleger dazu, ist das der bekannte Tropfen auf dem heißen Stein. Selbst wenn mehrere Kleinanleger pro Kopf sagen wir 1 Mio. in ETFs anlegen würden, das würde im weltweitem Markt m.E. verpuffen. Da kann auch ein Dirk Müller komplizierte Reden halten wie er will, China, Trump und der Sack Reis interessieren den gemeinen passiven Anleger nicht, denn er möchte nur eins. Er ist genügsam mit der Rendite die der Markt hergibt, ist zufrieden damit.

 

Der ETF Anleger ist es nicht der die Märkte beeinflusst, er nimmt nur mit was der Markt hergibt, ist zufrieden. Der eine nennt es Trittbrettfahrer, der andere Kleingeist. Das ist mir allerdings egal, entweder war es für mich ein erfreuliches Jahr, oder eben nicht. Auf die immer währende Frage was nun wäre wenn ALLE ETFs kaufen habe ich nur eine Antwort: Das wird nicht passieren, und wenn es passiert hat der Markt eine Lösung dafür die wir heute alle noch nicht kennen.

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