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boggiboggwursdt

Verständnisproblem beim Thema Inflation/Deflation

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boggiboggwursdt

Guten Tag, ich habe ein grundsätzliches -  vielleicht banal klingendes – Problem mit dem Thema Inflation und Deflation und deren Auswirkungen auf den Alltag. Und ich hoffe, das richtige Forum getroffen zu haben.

 

Inflation: „Geldentwertung“, die Preise für praktisch alles erhöhen sich, und daher bekomme ich für Geldbetrag X weniger zu kaufen, als ich es vor der Preiserhöhung bekam.

 

Deflation: das Gegenteil von Inflation, die Preise fallen, und daher kann ich für Geldbetrag X mehr kaufen als ich es vor der Preiserhöhung konnte.

 

Soweit so gut. Doch woher kommen eigentlich Inflation und Deflation? Ein Auslöser für die Inflation soll ja die Erhöhung der Geldmenge sein. Da beginnt schon mein erstes Verständnisproblem. Wieso? Wenn die Banken mehr Geld in den Umlauf bringen (d.h. letztlich Kredite aufgenommen werden) müsste also folglich die Inflation steigen.

Passierte ja lange im Euroraum, aber die Inflation stieg lange Zeit NICHT ab (bestätigt eigentlich meine Skepsis).

 

Wir müssen doch unterscheiden zwischen Unternehmen, die Kredite aufnehmen und den Endverbrauchern. Wenn ich als Endverbraucher einen Kredit aufnehme, kaufe ich ja letztlich irgendwas damit (würde ich mir nichts kaufen wollen, bräuchte ich kein Geld, außer ich löse einen Kredit durch einen „besseren“ ab). Der einzige Grund, warum aus meiner Sicht die Unternehmen jetzt die Preise anheben, ist dass gemäß Angebot-Nachfrage die Nachfrage durch die Kredite und die damit erhöhte Geldmenge im Umlauf (sofern sie für Investitionen/Konsum genutzt wird) steigen, und die Unternehmen die Preise anziehen. Sie wollen vielleicht mehr Personal anstellen oder expandieren, was alles Geld kostet. Diese Kosten werden ja letztlich auf die Preise aufgeschlagen. Mein Einwand: Produziert man mehr, verkauft man (hoffentlich) mehr und hat dadurch schon Mehreinnahmen. Wieso müssen die Preise zwangsläufig steigen? Mit steigenden Preisen mache ich ja mein Produkt unattraktiver.

 

Es heißt ja, während einer Inflationszeit würde der Konsum angekurbelt, da ja „morgen alles teurer ist als heute“ und es dadurch unklug ist, Investitionen in die Zukunft zu verschieben, weil sie dann mehr kosten. Naja, wenn ich mir etwas kaufen will, kaufe ich es mir wenn ich das Geld habe. Ich muss unabhänig vom Wirtschaftszyklus essen, trinken, brauche Klamotten, muss mein Auto betanken, muss Miete und Versicherungen zahlen… ganz viele Kosten laufen einfach weiter, und da kann ich mir nicht aussuchen, ob ich dafür Geld ausgebe oder nicht. Anders sieht es bei Luxusartikeln aus, bei Reisen usw. Alles, was ich nicht zum alltäglichen Leben brauche kann ich reduzieren wenn es nötig ist. Aber: Solange ich das Geld habe, kaufe/“gönne“ ich mir doch auch das??!? Wieso sollten Investitionen daher immer „sofort“ getätigt werden? Ich weiß doch gar nicht, wie sich die Preise eines Produktes entwickeln. Ich kann nicht sagen, wie teuer Kartoffeln, Jeanshosen, ein Plasma-TV oder Benzin morgen, übermorgen oder in 6 Monaten sind. Die Aussage, dass in Zeiten steigender Inflation der aufgeschobene Kauf unklug ist, kann doch nur ausgesagt werden, wenn Kenntnis über die zukünftigen Preise herrscht. Vielleicht sind die Dinge ja nächste Woche wieder günstiger?

 

Eine weitere Aussage ist ja, dass eine Deflation (weil „morgen alles günstiger ist als heute“) eine Konjunktur abwürgt, weil Investitionen hier aufgeschoben werden. Aber auch hier meine Einwände: Zum einen weiß ich doch garnicht, was die Dinge morgen kosten werden, und die Preisentwicklung ist letztlich doch eh nur rückwirkend betrachtet aussagefähig!

 

 

Wenn ich als Endverbraucher also keine Ahnung von der Preisentwicklung habe (ich wage zu bezweifeln, dass hier im Forum jemand die Inflationsraten beobachtet und davon irgendwelche Käufe abhängig macht), wieso sollte ich dann Käufe aufschieben?

Als Unternehmen geht es mir doch ähnlich: Wenn die Endverbraucher keine Käufe aufschieben, weil sich nicht mit der Preisentwicklung beschäftigen, hab ich doch auch kein Absatzproblem (jedenfalls nicht deswegen). Wieso sollte ich also, wenn mein Geschäft gut läuft, Investitionen aufschieben? Das wäre doch unklug, da ich dann erst verspätet „,mehr“ oder billiger produzieren kann. Auch ich weiß doch als Unternehmer nicht, wie die Preise morgen aussehen werden.

 

Verkürzt gesagt besteht mein Verständnisproblem darin, dass nach meinem Verständnis immer eine Kenntnis über die zukünftige Preisentwicklung vorhanden sein muss, um zu wissen ob ich Dinge kaufe oder nicht. Wieso sind Inflation und vor allem Deflation dann so gefährlich?

 

Einzig bei einigen Produkten kann ich das Prinzip der Preiserhöhung „wirklich“ nachvollziehen, und das sind Rohstoffabhängige Produkte. Jetzt kommt sicherlich der Einwand, dass ja alles irgendwie aus irgendwelchen Rohstoffen hergestellt wird. Ja, aber: ich verstehe das bei z.B. Benzin und Heizöl. Die OPEC verändert die Fördermenge oder es gibt politische Spannungen im nahen Osten, das hat Auswirkungen auf den Ölpreis und damit auf alle nachfolgenden Produkte. Man könnte argumentieren, dass ja Erdölprodukte auch als Energielieferant dienen und für die Produktion von Gütern immer Energie verwendet wird und damit „durch die Hintertür“ andere Güter verteuert werden, wenn der Ölpreis steigt. Ja, gibt aber mittlerweile auch einen nicht zu beachtenden Anteil an regenerativer (also Erdölpreis-UNabhängiger) Energie, dadurch dürfte das Argument ja nicht (voll) ziehen. Es gibt auch Güter, bei denen die Personalkosten maßgeblich sind und weniger die Rohstoffpreise, und die steigen ja auch. Und letztlich steigt der Ölpreis auch nicht permanent. Schauen wir und den Brent-Chart an, so pendelt der Preis meist (!!) zwischen ca. 80 und 110 USD. „Irgendwann ist also mal Schluss mit dem Verteuern der Erdölpreise“.

 

Wenn in Spanien die klimatischen Bedingungen schlecht für den Gemüseanbau sind, verteuert das das Gemüse – alles schon gehabt, aber die Preise gehen ja auch wieder runter und bleiben nicht ewig auf dem Preishoch (auch alles schon gehabt). AUch hier kann ich nur eine kurzfristige Verteuerung nachvollziehen.

 

Aus welchem Grund also sind Inflation und Deflation so wichtig/gefährlich und wieso erhöht das dauerhaft die Preise? Was ich nicht meine ist der Sinn dahinter (Bezahlbarkeit von Staatsschulden)!

 

Sorry für diese Wall of Text, aber ich habe versucht, mein Verständnisproblem so detailliert und mit Beispielen erklärt zu beschreiben.

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dev

Du mußt das mal aus einer Sicht eines Unternehmens betrachten.

 

Ein Unternehmen kauft Rohstoffe, nutzt die Arbeitskrtaft von Mitarbeitern, um am Ende die Rohstoffe zu veredeln und mit einer Gewinnmarge zu veräußern.

Wie du schon erkannt hast, gibt es diverse Kartelle, welche die Preise der Rohstoffe beeinflussen.

Die Mitarbeiter möchten immer wieder einen höheren Lohn.

 

Somit hat man schon mal zwei große Einlußfaktoren, welche die Kosten der Produkte nach oben drücken. Wenn diese Kosten nicht an den Käufer des Endproduktes weitergegeben werden können, dann sinkt die Gewinnmarge.

 

Diesen Kreislauf kannst du dann auch noch mit den Produktionsmitteln erweitern, auch diese werden meist mit der Inflation teurer.

 

Wer also seine Produktion nicht optimieren kann, das diese günstiger wird, muß bei steigenden Rohstoffpreisen & Co die Verkaufspreise erhöhen, sonst geht er Pleite.

 

Bei Überproduktion und gleichbleibender Nachfrage, kann es passieren das die Verkaufspreise gesenkt werden müssen, damit die Produkte noch einen Abnehmer finden. Das ist dann oft der Beginn einer Abwärtsspirale, denn wenn die Marge fällt, muß sich der Unternehmer etwas einfallen lassen, MA-Kosten senken, Produktion optimieren, Rohstoffpreise senken. Somit beginnt der Sparkreislauf oder auch Deflation.

Im laufe der Deflation, geht dann die eine oder andere Firma Pleite.

 

Die Grundbedürfnisse kann der Verbraucher nicht sehr lange reduzieren bzw. entsprechend den Marktpreisschwankungen anpassen.

Eine Deflation sorgt oft auch für Verunsicherung im Arbeitsmarkt und somit wird die eine oder andere Anschaffung verschoben und somit wird der Effekt der Deflation noch verstärkt.

 

Eine leichte Inflation hat somit gegenüber einer Deflation besser und ich bin sogar der Meinung das der Kapitalismus ohne leichte Inflation nicht funktioniert.

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reko
· bearbeitet von reko
vor 2 Stunden schrieb boggiboggwursdt:

Doch woher kommen eigentlich Inflation und Deflation? Ein Auslöser für die Inflation soll ja die Erhöhung der Geldmenge sein.

Die Notenbanken können die Geldmenge steuern. Das müßte kein Problem sein. Aber Inflation kann auch von einer höhere Umlaufgeschwindigkeit kommen. Analog kommt es zur Deflation wenn das Geld zwar vorhanden aber nicht mehr ausgegeben wird.

 

vor 2 Stunden schrieb boggiboggwursdt:

Verkürzt gesagt besteht mein Verständnisproblem darin, dass nach meinem Verständnis immer eine Kenntnis über die zukünftige Preisentwicklung vorhanden sein muss, um zu wissen ob ich Dinge kaufe oder nicht. Wieso sind Inflation und vor allem Deflation dann so gefährlich?

Keiner weiß es aber jeder hat zumindest unbewußt eine Vermutung, hat Angst vor der Zukunft und spart oder konsumiert auf Kredit. Das Problem dabei ist, daß es selbsterfüllende Prophezeiungen sind.

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stummlfumml
vor 1 Stunde schrieb boggiboggwursdt:

Aus welchem Grund also sind Inflation und Deflation so wichtig/gefährlich und wieso erhöht das dauerhaft die Preise?

Inflation erhöht nicht die Preise, Inflation ist die Preiserhöhung. Sie ist die Erhöhung des Preisniveaus von Waren und Dienstleistungen bezogen auf die Bezugsgröße "Geld".

 

Der Zusammenhang zur Geldmenge: Geld hat ja keinen inneren Wert, sondern ist eine Messeinheit (mit der Besonderheit, dass man in diese Tauschen kann). Wenn die Geldmenge sich vergrößert, dann wird dadurch ja kein direkter Mehr an den gemessen Waren oder Dienstleistungen geschaffen, sondern nur das Verhältnis von Waren/Geld verschiebt sich und damit (idealisiert) das Tauschverhältnis. Eine Analogie wäre eine Änderung der Definition eines Meters auf die halbe Länge. Auch wenn durch die Definitionsänderung aus einem 2-Meter-Mann nun ein 4-Meter-Mann wird, hat sich an dessen realer Länge nichts geändert. Es wäre lediglich eine Inflation des Längenmaßes. 

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WOVA1
vor 2 Stunden schrieb boggiboggwursdt:

die Preisentwicklung ist letztlich doch eh nur rückwirkend betrachtet aussagefähig!

 

 

Wenn ich als Endverbraucher also keine Ahnung von der Preisentwicklung habe (ich wage zu bezweifeln, dass hier im Forum jemand die Inflationsraten beobachtet und davon irgendwelche Käufe abhängig macht), wieso sollte ich dann Käufe aufschieben?

Das Erste stimmt - es geht eher um die Erwartungshaltung, wie sich die Preise entwickeln. Weswegen ja eine EZB ihr Ziel  ( 2% Inflationsrate als 'Preistabilität' ) so gern und oft betont.

 

Das zweite würde ich so nicht stehen lassen - auch als Endverbraucher habe ich bei einem ziemlich hohen Anteil der Ausgaben einen Spielraum, ob ich heute oder nächstes Jahr kaufe. Sicher nicht bei Lebensmitteln und den laufenden Ausgaben (Strom, Gas, Wasser, Miete) - aber schon bei Bekleidung, erst recht bei Hausgeräten, Auto oder gar Wohneigentum.

Je höher das Einkommen und Kapital, desto mehr Spielraum hat man.

Und gerade bei dem Thema Wohneigentum ( und hier im Rhein-Main-Gebiet ) habe ich schon den Eindruck, dass es eine massive Inflationserwartung gibt - kaufen Sie heute, nächstes Jahr ist es 10 % teurer -egal was Sie finanzieren müssen. Was dann in einem gewissen Grad die selbsterfüllende Prophezeihung ist.

 

Keine Inflation oder gar Deflation wäe noch aus einem anderen Grund gefährlich - Menschen klammern sich nun mal an Nominalwerte. Deflation würde auch bedeuten, dass Gewinne und Gehälter und damit Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge nominal sinken würden. In der Folge logischerweise auch Renten und Sozialhilfe -  das käme politisch nun gar nicht gut.

Moderate Inflation ergibt einen Verteilungsspielraum - diejenigen, die keine Einkommenserhöhung durchsetzen können, verlieren zwar real, aber nicht nominell.

Womit andere dann auch tatsächlich real mehr bekommen können.  Wenn dies wegfällt, gibt es ein Hauen und Stechen..

 

 

 

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boggiboggwursdt

Der Punkt mit den Lohnkosten macht natürlich Sinn, denn wenn Arbeiter immer mehr Geld haben wollen, ist das ja für die Firmen ein steigender Kostenpunkt.

 

Technologischer Fortschritt wirkt ja auch inflationär - das Handy was heute noch so und soviel kostet, ist in einem Jahr schon für weniger Geld erhältlich, weil die Produktion günstiger geht. Ob das notwendigerweise zu einer Verringerung der Marge führt, müsste man separat betrachten. Aber natürlich muss ein Unternehmen erst einmal in Produktionsanlagen investieren, bevor die Herstellung günstger wird - das erhöht andererseits die Kosten.

 

Letztlich ist es ja so, dass die Inflationsrate eines Jahres nicht einfach über alle Produkte rübergebügelt wird... Einige Dinge werden teurer (wegen mir Erdölprodukte aus meinem Beispiel, dann noch Immobilien) und Technologieprodukte werden für dieses Beispiel günstiger. Ob mich das als Endverbraucher betrifft, ist doch auch abhängig davon, welche Produkte ich kaufe? Wenn ich kein Handy kaufe und auch nicht tanken muss, betreffen mich doch einige Preisveränderungen gar nicht.

 

Das Zurückhalten von (Luxus)Anschaffungen, aber das nicht-endlos-reduzieren-können von Anschaffungen des täglichen Lebens (Strom, Nahrung, Körperpflege...) in unsicheren Zeiten müsste doch dann auch bedeuten dass Aktien von z.B. Konsumgüterherstellern so gesehen ein Inflationsschutz fürs Depot darstellt? Solche Produkte können noch am ehesten Preiserhöhungen an die Endverbraucher weitergeben, weil diese schlicht keine Möglichkeit haben, auf bestimmte Dinge zu verzichten?

 

Ein Punkt, mit dem ich noch Schwierigkeiten habe, ist das Beispiel Geldmenge Vs. Warenmenge. Bei einer Geldflut durch die Notenbanken "stimmt" das Verhältnis nicht mehr und die Güter verlieren an (Geld-)Wert. Wieso? Das mehr-Vorhandensein von Geld hat doch nichts mit den Preisen zu tun? Wie ich oben beschrieben habe, muss zum einen ja die Geldmenge beim Verbraucher ankommen (= i.d.R. Kreditaufnahme bei Banken), und er muss es ausgeben. Beides muss doch nicht sein? In der Eurozone hatten wir doch trotz QE und Nullzinsen jahrelang das Problem, dass sich die Inflation nicht veränderte?

 

Ich kann viele dieser Dinge in der Theorie verstehen, nur glaube ich dass es keine absolute Konsequenz gibt, dass die Dinge auch genau so geschehen. Vielleicht ist es so wie oben durch reko beschrieben eine irgendwann eintretende selbsterfüllende Prophezeiung.

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Maikel
vor 58 Minuten schrieb boggiboggwursdt:

Ein Punkt, mit dem ich noch Schwierigkeiten habe, ist das Beispiel Geldmenge Vs. Warenmenge. Bei einer Geldflut durch die Notenbanken "stimmt" das Verhältnis nicht mehr und die Güter verlieren an (Geld-)Wert. Wieso? Das mehr-Vorhandensein von Geld hat doch nichts mit den Preisen zu tun? Wie ich oben beschrieben habe, muss zum einen ja die Geldmenge beim Verbraucher ankommen (= i.d.R. Kreditaufnahme bei Banken), und er muss es ausgeben. Beides muss doch nicht sein? In der Eurozone hatten wir doch trotz QE und Nullzinsen jahrelang das Problem, dass sich die Inflation nicht veränderte?

 

Das Modell, nach dem eine größere Geldmenge zu Inflation führt, geht, vereinfacht gesagt, davon aus, daß die Ressourcen (Maschinenkapazität, Arbeitskräfte) ausgeschöpft sind, und deshalb nicht mehr produziert werden kann.

In der Praxis

- stehen zusätzliche Ressourcen zur Verfügung (Arbeitskräfte in D kaum noch, aber schon in der EU, im "gemeinsamen Markt").

- kann die Produktionsmenge bei vielen Gütern dank Automatisierung günstig gesteigert werden; zusätzliche Nachfrage kann also bei vielen Gütern zu relativ geringen Mehrkosten befriedigt werden.

- leben wir in Zeiten der Globalisierung: Wenn also die EZB die Geldmenge erhöht, dann können wir mit diesem Geld Waren aus Fernost kaufen. Die zusätzliche Nachfrage kann so recht einfach befriedigt werden, ohne Inflation.

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Yoko
Am 30.12.2018 um 10:26 schrieb boggiboggwursdt:

Ein Auslöser für die Inflation soll ja die Erhöhung der Geldmenge sein. Da beginnt schon mein erstes Verständnisproblem. Wieso? Wenn die Banken mehr Geld in den Umlauf bringen (d.h. letztlich Kredite aufgenommen werden) müsste also folglich die Inflation steigen.

Passierte ja lange im Euroraum, aber die Inflation stieg lange Zeit NICHT ab (bestätigt eigentlich meine Skepsis).

 

Dass die Inflation nicht anstieg in den letzten Jahren ist falsch.

Wir hatten in den vergangenen Jahren eine zwei-geteilte Inflation.


Massen-Güter des alltäglichen Lebens haben sich (zum Glück?) kaum im Preis geändert.

Eine starke Inflation gab es dagegen bei nicht vermehrbaren (Luxus)-Gütern, beispielsweise Immobilien, Aktien, Anleihen, Kunstwerke, sowie in einigen gehobenen Service-Bereichen (z.B. Golf Club, teure Restaurants, Luxus-Reisen). Die Preise sind dort über die letzten Jahre massiv gestiegen, was den Otto-Normal-Bürger allerdings wenig betrifft und daher in der offiziellen Inflationsrate kaum berücksichtigt wird.

Die EZB hat massiv Anleihen aufgekauft. Das neue Geld ist aber nicht in Unternehmensexpansionen und höhere Mitarbeitergehälter geflossen, sondern wurde zum großen Teil erneut angelegt, was die Preise von Vermögenswerte in die Höhe getrieben hat. Ebenso haben doch eher wenige Durchschnittsbürger im Euro-Raum große Bestände an Anleihen & Co., so dass kaum was vom neuen Geld beim Durchschnittsbürger angekommen ist.


Die Wahrnehmung von Inflation / Deflation passiert meiner Meinung nach eher unterbewusst. Immobilien haben sich in den letzten Jahren enorm verteuert (sprich, Inflation der Immobilienpreise), dies führt zu folgenden Effekten:

- Diverse Personen im Bekanntenkreis suchen nach einem Haus / Wohnung, da man ja weiß, dass Immobilien immer teurer werden. Also dann doch bitte jetzt noch schnell kaufen, bevor es wieder 10% teurer wird.
- Diverse Leute (Privatpersonen und Investoren) sind am bauen, da Immobilien eine scheinbar sichere Wertanlage mit guter Rendite ist.

- Dies führt zu einer hohen Nachfrage nach Handwerkern / Bauarbeitern. Diese haben über die Jahre kräftig ihre Preise erhöht. Damit sind zum Teil auch die Gehälter der Personen gestiegen.

- Höheres Gehalt und mehr (gefühlte) Jobsicherheit führt zu mehr Ausgaben. Statt denn Gebrauchtwagen kauft man den Neuwagen auf Kredit, da ja alles so gut in der Branche läuft.

 

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dev
vor 18 Minuten schrieb Yoko:

Massen-Güter des alltäglichen Lebens haben sich (zum Glück?) kaum im Preis geändert.

Das stimmt so nicht, denn die Packungsinhalte wurden reduziert, aber der Preis blieb konstant.

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Schwachzocker
vor 2 Stunden schrieb dev:
vor 2 Stunden schrieb Yoko:

...
Massen-Güter des alltäglichen Lebens haben sich (zum Glück?) kaum im Preis geändert.

 

Das stimmt so nicht, denn die Packungsinhalte wurden reduziert, aber der Preis blieb constant.

Und was stimmt nun nicht?

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Maikel
vor 21 Stunden schrieb Yoko:

Die EZB hat massiv Anleihen aufgekauft. Das neue Geld ist aber nicht in Unternehmensexpansionen und höhere Mitarbeitergehälter geflossen, sondern wurde zum großen Teil erneut angelegt, was die Preise von Vermögenswerte in die Höhe getrieben hat. Ebenso haben doch eher wenige Durchschnittsbürger im Euro-Raum große Bestände an Anleihen & Co., so dass kaum was vom neuen Geld beim Durchschnittsbürger angekommen ist.

 

Ein Punkt fehlt mir bei dieser beliebten Erklärung: Was passiert denn mit dem "angelegten" Geld?

Es geht an den Verkäufer der Aktien/Anleihen/Immobilien. Womit das Geld wieder für Investitionen/Käufe in der Realwirtschaft zur Verfügung steht.

Selbst wenn der Verkäufer der Aktien sich von dem Geld eine Immobilie kauft, deren Verkäufer von dem Geld Anleihen usw., am Ende hat immer jemand das Geld "in der Hand". Irgendwann "muß" das Geld in die Realwirtschaft fließen.

Das heißt aber nicht, daß das Geld der EZB auch in die europäische Realwirtschaft fließt, im Zweifelsfall freuen sich Unternehmern und Arbeitnehmer in Asien darüber.

 

Aus der persönlichen Sicht "steckt" der Anleger sein Geld in Aktien ; aber vom Geldkreislauf her bleibt es ja nicht in der Aktie stecken.

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Yoko
vor einer Stunde schrieb Maikel:

 

Ein Punkt fehlt mir bei dieser beliebten Erklärung: Was passiert denn mit dem "angelegten" Geld?

Es geht an den Verkäufer der Aktien/Anleihen/Immobilien. Womit das Geld wieder für Investitionen/Käufe in der Realwirtschaft zur Verfügung steht.

Selbst wenn der Verkäufer der Aktien sich von dem Geld eine Immobilie kauft, deren Verkäufer von dem Geld Anleihen usw., am Ende hat immer jemand das Geld "in der Hand". Irgendwann "muß" das Geld in die Realwirtschaft fließen.

Das heißt aber nicht, daß das Geld der EZB auch in die europäische Realwirtschaft fließt, im Zweifelsfall freuen sich Unternehmern und Arbeitnehmer in Asien darüber.

 

Aus der persönlichen Sicht "steckt" der Anleger sein Geld in Aktien ; aber vom Geldkreislauf her bleibt es ja nicht in der Aktie stecken.

Das Geld könnte ich auch nehmen und unter mein Kopfkissen stecken, dann fließt es nicht weiter im Geldkreislauf.

Oder moderner: Ich parke das Geld auf meinem Girokonto / Tagesgeldkonto. Sofern meine Bank nicht ausreichend Kreditnehmer findet, dann ist dieses Geld auch nicht mehr im Geldkreislauf.

Schaut man sich den Cash-Berg von manchen Personen oder Unternehmen an (z.B. mit Apple ~250 Mrd USD Cash-Reserven), kommt dort schon eine recht große Summe zusammen.

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Maikel
vor einer Stunde schrieb Yoko:

Das Geld könnte ich auch nehmen und unter mein Kopfkissen stecken, dann fließt es nicht weiter im Geldkreislauf.

Oder moderner: Ich parke das Geld auf meinem Girokonto / Tagesgeldkonto. Sofern meine Bank nicht ausreichend Kreditnehmer findet, dann ist dieses Geld auch nicht mehr im Geldkreislauf.

Schaut man sich den Cash-Berg von manchen Personen oder Unternehmen an (z.B. mit Apple ~250 Mrd USD Cash-Reserven), kommt dort schon eine recht große Summe zusammen.

 

Könnte / Wenn. In welchem Umfang trifft es denn zu, daß die Bank "nicht ausreichend Kreditnehmer" findet? Gerade in Zeiten teurer Immobilien braucht es doch z.B auch größere Beträge für die Hypotheken.

 

Die Cash-Berge mancher Personen oder Unternehmen werden doch nicht in Form von Geldbündeln in einer Höhle aufgetürmt, sondern so "angelegt", daß sie zumindest ein Minimum an Zinsen bringen. Diese Zinsen können idR. nur dadurch erwirtschaftet werden, daß andere das Geld in der Realwirtschaft investieren.

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Yoko
vor einer Stunde schrieb Maikel:

 

Könnte / Wenn. In welchem Umfang trifft es denn zu, daß die Bank "nicht ausreichend Kreditnehmer" findet? Gerade in Zeiten teurer Immobilien braucht es doch z.B auch größere Beträge für die Hypotheken.

 

Die Cash-Berge mancher Personen oder Unternehmen werden doch nicht in Form von Geldbündeln in einer Höhle aufgetürmt, sondern so "angelegt", daß sie zumindest ein Minimum an Zinsen bringen. Diese Zinsen können idR. nur dadurch erwirtschaftet werden, daß andere das Geld in der Realwirtschaft investieren.

Schau dir zu welchen Kreditzinsen du einen Kredit bekommst bzw. welche Zinsen du auf dein Guthaben bei der Bank bekommst.

 

Kreditzinsen ergeben sich auch stark aus Angebot und Nachfrage: Große Geldberge, geringe Nachfrage nach Krediten => geringe Kreditzinsen. Bei manchen Plattformen bekommt man als Kreditnehmer mittlerweile Kredite mit Negativzinsen, sprich, sie zahlen dir sogar Geld damit du dir von denen Geld leihst (auch wenn das eher Marketing ist). Immobilienkredite sind auch historisch günstig.

Die Banken sitzen auf zu viel Cash und es gibt zu wenige Abnehmer.

 

 

 

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Maikel
· bearbeitet von Maikel
vor 3 Stunden schrieb Yoko:

Kreditzinsen ergeben sich auch stark aus Angebot und Nachfrage: Große Geldberge, geringe Nachfrage nach Krediten => geringe Kreditzinsen.

 Da fehlt etwas: geringere Kreditzinsen -> größere Nachfrage nach Krediten

 

vor 3 Stunden schrieb Yoko:

Die Banken sitzen auf zu viel Cash und es gibt zu wenige Abnehmer.

 

Leider drückst du dich um eine quantitative Antwort auf meine Frage "In welchem Umfang ..."

Ich habe dazu gefunden:

- Einlagen der Banken bei der EZB: ca. 800 Mrd. Euro (die Banken müssen über Nacht alle nicht verliehenen Gelder bei der EZB parken)

- EZB-Anleihenkäufe im Umfang von 2,7 Billioen Euro.

Nach diesen Zahlen ist also höchstens 30% des von der EZB über Anleihenkäufe in den Markt gebrachten Geldes bei den Banken hängengeblieben. Wahrscheinlich deutlich weniger, da die Banken auch sonst täglich genutztes Geld bei der EZB parken.

 

Somit ist letztlich etwa 3/4 des Geldes der EZB in die Realwirtschaft geflossen. Und nicht, wie gerne erzählt, lediglich in Aktien/Anleihen/Immobilien angelegt.

 

Ich kenne auch keine umfangreiche Darstellung des derartigen Geldflusses, mir ist aber irgendwann klar geworden, daß Geld nicht einfach aus dem Kreislauf verschwindet, wenn dafür Aktien oder Immobilien gekauft werden.

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Tradeoff

Fun Fakt: das Geld verschwindet auch nicht, wenn dafür ein Apfel oder eine Massage gekauft wird... in der Hinsicht sind Aktien, Waren und Dienstleistungen ziemlich gleich...

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reko
vor 52 Minuten schrieb Tradeoff:

Fun Fakt: das Geld verschwindet auch nicht, wenn dafür ein Apfel oder eine Massage gekauft wird... in der Hinsicht sind Aktien, Waren und Dienstleistungen ziemlich gleich...

Deshalb ist Geldmenge * Umlaufgeschwindigkeit entscheidend

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