Zum Inhalt springen
sigmabe

Inflationsindexierte Anleihe vs. Rohstofffuture auf breiten Markt

Empfohlene Beiträge

sigmabe
· bearbeitet von sigmabe

Mir stellt sich eine zugegebenermaßen sehr theoretische Frage, deren Beantwortung mir jedoch vermutlich helfen würde eine bessere Intuition für die Performance von Rohstofffutures zu entwickeln.

 

Ist es richtig, dass die Preis eines Terminkontrakts auf einen bestimmten Warenkorb mit Barausgleich zum Erfüllungszeitpunkt zu jedem Zeitpunkt mit dem Preis einer inflationsindexierten Nullkuponanleihe gleicher Laufzeit übereinstimmen würde, wenn der Nominalwert der Anleihe an eben diesen Warenkorb gekoppelt wäre?

 

Dies sollte aus meiner Sicht theoretisch so sein, da man ja in beiden Fällen sich mit dem Kauf das Recht auf den Gegenwert des Warenkorbes zum Erfüllungszeitpunkt sichert.

 

Falls bisher kein Denkfehler vorliegt, stellt sich dann natürlich die Frage warum sich Rohstofffutures auf den breiten Markt empirisch deutlich anders entwickeln als inflationsindizierte Anleihen.

 

EDIT: Falls die obige Überlegung stimmt müsste ja der Untschied allein darauf zurückzuführen sein, dass der Warenkorb, mit welchem die Inflation berechnet wird, nicht mit dem breiten Rohstoffmarkt übereinstimmt.

 

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
etherial
· bearbeitet von etherial
vor 10 Stunden schrieb sigmabe:

Ist es richtig, dass die Preis eines Terminkontrakts auf einen bestimmten Warenkorb mit Barausgleich zum Erfüllungszeitpunkt zu jedem Zeitpunkt mit dem Preis einer inflationsindexierten Nullkuponanleihe gleicher Laufzeit übereinstimmen würde, wenn der Nominalwert der Anleihe an eben diesen Warenkorb gekoppelt wäre?

 

Dies sollte aus meiner Sicht theoretisch so sein, da man ja in beiden Fällen sich mit dem Kauf das Recht auf den Gegenwert des Warenkorbes zum Erfüllungszeitpunkt sichert.

Interessanter Gedanke: klingt plausibel.

 

Zitat

Falls bisher kein Denkfehler vorliegt, stellt sich dann natürlich die Frage warum sich Rohstofffutures auf den breiten Markt empirisch deutlich anders entwickeln als inflationsindizierte Anleihen.

  1. Die Warenkörbe für Inflation enthalten als Rohstoff praktisch nur Heiz- und Treibstoffe (bei anderen Produkten dominieren die Arbeitskosten nicht die Rohstoffkosten)
  2. Die Indizes für inflationsindexierte Anleihen sind immer ein Gemisch aus vielen Laufzeiten, vermutlich langfristiger als die von Rohstoff-Indizes

Welche Indizes hast du denn verglichen? Wie groß ist denn der Unterschied?

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
sigmabe
3 hours ago, etherial said:

Die Warenkörbe für Inflation enthalten als Rohstoff praktisch nur Heiz- und Treibstoffe (bei anderen Produkten dominieren die Arbeitskosten nicht die Rohstoffkosten)

Nahrungsmittel sollte man auch noch erwähnen, allerdings hat es sich damit auch mit den Überschneidungen.

 

Da es mich jetzt doch interessiert hat, habe ich etwas recherchiert

Anteile am Warenkorb zur Inflationsberechnung in Deutschland (Quelle: Statistisches Bundesamt (Februar 2019))

Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke 9.7 %, Energie 10.4 %, restliche Waren 26,7 %.

Es dominieren hier also die Dienstleistungen mit 53,2 %

Anteile am Bloomberg Commodity Index (Quelle: Bloomberg Professional Services (2016))

Nahrungsmittel (grains, softs, livestock) 36.3 %, Energie 31.0 %,  Metalle (Indusrie-, Edelmetalle) 32.7%

 

Somit ist der Vergleich natürlich aufgrund der deutlich unterschiedlichen Güter - wie von uns beiden ja auch erwartet - nicht sehr aussagekräftig.

 

3 hours ago, etherial said:

Die Indizes für inflationsindexierte Anleihen sind immer ein Gemisch aus vielen Laufzeiten, vermutlich langfristiger als die von Rohstoff-Indizes

Das scheint auch zu stimmen. Die Erfüllungszeitpunkte für die Terminkontrakte in Rohstoffindizes liegen wohl typischerweise einige wenige Monate in der Zukunft, zumindest kann man das für den Commerzbank Commodity Index (ist der repräsentativ?) nachlesen. Für ETFs auf Indizes inflationsindexierter Anleihen finde ich nur Durationen über 5 Jahre. Vielleicht könnte man ja zumindest irgendwo Daten für kurzlaufende TIPs finden, sonst müsste man für einen sinnvollen Vergleich zur Elimination des Laufzeiteffekts vielleicht statt den inflationsindexierten Anleihen eine Mischung 1/3 inflationsindexiert (Duration x), 1/3 Kurzläufer (Duration einige wenige Monate), 1/3 Anleihen mittlerer Laufzeit short betrachten (Duration x)

 

4 hours ago, etherial said:

Welche Indizes hast du denn verglichen? Wie groß ist denn der Unterschied?

Die Frage ist wohl hauptsächlich, welche inflationsindexierten Anleihen man für den Vergleich wählen sollte, da diese sich nach meinem Eindruck deutlicher unterscheiden als unterschiedliche Rohstoffindizes. Am ehesten scheint man den von mir vermuteten Zusammenhang bei EM Linkern zu sehen (Fondsweb), was sich ja vermutlich dadurch erklären ließe, dass die Inflation für EM mehr mit Rohstoffen zu tun hat als in den Industrieländern, wo die Dienstleistungen die Inflation stark mitbeinflussen.

 

Was mir bei dem konkreten Vergleich noch auffällt: Gab es 2014 ein besonderes Vorkommnis auf dem Rohstoffmarkt? In diesem Jahr ist nämlich der Unterschied in der Entwicklung zwischen Linkern und Rohstoffen am deutlichsten. Die Linker sind zum Teil deutlich gestiegen, die Rohstoffe jedoch gefallen. Nach den obigen Überlegungen müsste der Grund dann ja vor allem bei den Metallen zu suchen sein.

 

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
IRRer-Zins

Schau mal hier rein, da werden viele Grundlagen von Rohstofffutures schön besprochen.

vor 16 Stunden schrieb sigmabe:

Ist es richtig, dass die Preis eines Terminkontrakts auf einen bestimmten Warenkorb mit Barausgleich zum Erfüllungszeitpunkt zu jedem Zeitpunkt mit dem Preis einer inflationsindexierten Nullkuponanleihe gleicher Laufzeit übereinstimmen würde, wenn der Nominalwert der Anleihe an eben diesen Warenkorb gekoppelt wäre?

Das sehe ich eher nicht, da Futurepreise nicht nur mit der Bewegung der Underlyings, sondern zusätzlich mit weiteren Zahlungsströmen bepreist werden. Typischerweise sind das bei Rohstoffen Finanzierungs-, Lager- und Versicherungskosten. Die Preise auf dem Rohstoffmarkt sind deshalb stark von den Lagerstättenauslastung abhängig.

Alleine von der Konstruktion und den Anlagestrategien sind die beiden Anlageprodukte nur schwer vergleichbar, wie du schon durch das Durationmismatch gezeigt hast.

Beachte, dass mit Inflationslinkern die risikofreien Realrenditen gehandelt werden und du die Inflation gegen die Nominalanleihen mit statistischen Verfahren errechnen müsstest, um genaue Daten zu bekommen.

Leichter wäre es Inflationsswaps zu nutzen.
 

Zum Rohstoffmarkt: 2015 Aluminium, Kupfer und dann die Energierohstoffe.

2014 selbst waren es eher die Devisen, siehe EURUSD.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
etherial
· bearbeitet von etherial
vor 18 Stunden schrieb IRRer-Zins:

Typischerweise sind das bei Rohstoffen Finanzierungs-, Lager- und Versicherungskosten. Die Preise auf dem Rohstoffmarkt sind deshalb stark von den Lagerstättenauslastung abhängig.

Finanzierungs-, Lager und Versicherungskosten (und Lagerstättenauslastung) gehen in die Inflation (der Rohstoffe) ein. Da sehe ich also keinen Widerspruch zur Theorie.

Zitat

Alleine von der Konstruktion und den Anlagestrategien sind die beiden Anlageprodukte nur schwer vergleichbar, wie du schon durch das Durationmismatch gezeigt hast.

Beachte, dass mit Inflationslinkern die risikofreien Realrenditen gehandelt werden und du die Inflation gegen die Nominalanleihen mit statistischen Verfahren errechnen müsstest, um genaue Daten zu bekommen.

Leichter wäre es Inflationsswaps zu nutzen.

Ich habe es so verstanden, dass die Frage hypothetisch ist zumal es keine Warenkörbe mit Rohstoffen gibt. Wenn man wirklich etwas gegen Inflation tun möchte muss man mehr als den typsichen Warenkorb absichern. In dem Warenkorb fehlen nämlich z.B. Immobilien, bei denen die Inflation deutlich höher ist als bei den offiziellen Warenkörben.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
sigmabe
· bearbeitet von sigmabe
19 hours ago, IRRer-Zins said:

Schau mal hier rein

Ich kannte den Faden schon von früheren Recherchen, dennoch danke für den Verweis. Habe jetzt nochmal darin gestöbert und auch nochmals über die empirische Entwicklung der entsprechenden Jahre gelernt. Wie mich der Faden konkret bei meiner Frage weiterbringt, sehe ich allerdings nicht, inflationsindexierte Anleihen werden dort nicht diskutiert.

 

19 hours ago, IRRer-Zins said:

Typischerweise sind das bei Rohstoffen Finanzierungs-, Lager- und Versicherungskosten. Die Preise auf dem Rohstoffmarkt sind deshalb stark von den Lagerstättenauslastung abhängig.

Das sehe ich wie @etherial. Egal wie die Preise genau zustande kommen, sie gehen ja gleichermaßen in den Future Preis als auch in die Inflationindexierung ein.

 

19 hours ago, IRRer-Zins said:

Alleine von der Konstruktion und den Anlagestrategien sind die beiden Anlageprodukte nur schwer vergleichbar, wie du schon durch das Durationmismatch gezeigt hast.

Wie gesagt, es handelt sich zunächst einmal um eine theoretische Frage, dass ich bisher kein Produkt auf inflationsindexierte Anleihen mit einer Restlaufzeit von wenigen Monaten finden konnte, ist für mich daher zunächst unerheblich. Habe mittlerweile mit IE00BDQYWQ65 zumindest noch einen TIPS ETF mit effektiver Duration von 2,5 Jahren gefunden, ist allerdings noch zu neu für einen sinnvollen Vergleich.

 

Ansonsten sehe ich nicht, wo genau du das Problem mit der Vergleichbarkeit siehst. Aus meiner Sicht werden die Produkte nur deshalb nicht so häufig gemeinsam diskutiert, da die Bezeichnung Rohstoff ETF so irreführend ist. Die Rendite kommt in beiden Fällen durch dieselben Komponenten zustande nämlich Abweichung von der Inflationserwartung und risikoloser Zins, auch wenn im Rohstoffkontext die erste Komponente oft in Spotpreisentwicklung und Rollrendite zerlegt wird, ändert das aus meiner Sicht daran nichts. Es gibt dann sicherlich noch Personen, die noch eine "Versicherungsprämie" als weitere Komponente sehen, und argumentieren würden, dass beim Linker der Käufer sich absichern will und daher eine zusätzliche Prämie zahlen muss, beim Rohstofffuture hingegen der Verkäufer. Ich glaube allerdings, dass diese Prämie höchstens psychologischer Natur ist und in einem rationalen effizienten Markt Arbitragegeschäften zum Opfer fällt. Da ich bei einem Linker und einem Future auf dasselbe Produkt auch dieselbe Erfüllungsleistung erwarte, würde ich nämlich dann immer den Future kaufen, wenn der mir eine zusätzliche Prämie gibt.

 

53 minutes ago, etherial said:

Wenn man wirklich etwas gegen Inflation tun möchte muss man mehr als den typsichen Warenkorb absichern.

Wenn es nun tatsächlich darum geht sich gegen Inflation abzusichern (vielleicht geht es mir unterbewusst natürlich auch darum), sehe ich für den Normalbürger auf jeden Fall einen größeren Sinn darin sich gegen die Inflation des Warenkorbes abzusichern als gegen die Inflation eines typischen Rohstoffkorbes. Ob der Warenkorb tatsächlich die benötigten Güter des Normalbürgers abbildet, ist wohl eine endlose Diskussion. Wenn man nochmals in den oben verlinkten Ausführungen des statistischen Bundesamtes nachschaut, sieht man, dass im aktuellen Warenkorb zumindest die Nettokaltmiete mit 19,6 % abgebildet wird. Dass diese natürlich wohl irgendwie durchschnittlich berechnet (+5% seit 2015 scheinen auch in meinem Umfeld zu niedrig zu sein) werden muss und nicht die aktuellen Mietpreise in gewissen Großstädten abbildet, ist wohl anzunehmen aber vermutlich auch sinnvoll. Dem gegenüber bietet ein typischer Rohstoffkorb natürlich überhaupt keine Absicherung gegen Preissteigerungen im Immobilienbereich...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...