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John Silver

Rezensionen von Börsen- und Wirtschaftsbüchern

Empfohlene Beiträge

John Silver

von Schweinitz und Krain, Dr. Graf, "Mond und Börsengewinne – TLW – Market-Theory © 1998 Transient Lunar Waves-Market Theory", GVS-Verlag, 1999, 110 Seiten

 

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„Ich kann allem widerstehen, nur nicht der Versuchung“ (I can resist everything except temptation) – Oscar Wilde.

 

Ich gebe es zu. Ich habe das Buch aus Neugier gekauft. Ich hatte den Titel schon vor einer gewissen Zeit gesehen und mußte ihn schlußendlich doch kaufen um zu wissen, was sich inhaltlich dahinter verbirgt. Ich war einfach zu neugierig. Oscar Wilde hat recht, siehe oben.

 

Das Buch selber ist ein schmales Heftchen von gerade einmal etwas über hundert Seiten. Ein Literatur- oder Quellenverzeichnis sucht man vergebens. Das ist einwenig merkwürdig, weil der Autor ja anscheinend einen Doktortitel führt und ihm zumindest die Grundzüge wissenschaftlichen Arbeitens bekannt sein dürften. Sei es drum.

Beim Kauf und nach der gelesenen Einführung dachte ich, es geht darum, dass aufgrund der Massenpsychologie bestimmte Verhalten gelten (Ich verweise auf den Klassiker „Psychologie der Massen“ von Gustave Le Bon), nach dem Motto, XX% aller Menschen glauben an Mondeinflüsse und daher spiegelt sich zu XX% bei Neu- und Vollmond dieser Glaube im Anlageverhalten wider (siehe dazu S. 42). Ähnlich wie XX% aller Menschen glauben, dass sie schlecht geschlafen haben, weil Neu- oder Vollmond war (Der Autor greift dies auch auch, S. 23-24).

Das war eine irrtümliche Annahme von mir. Aber ich will den Inhalten des Buches nicht vorgreifen.

 

Das Buch beginnt mit einer Widmung: „Alle Zweifler mögen beim Lesen dieses Buches so viel Toleranz zeigen, daß sie zumindest gelten lassen, daß wie immer im Leben das Resultat zählt. Das Resultat? Es ist der Gewinn, welcher an der Börse erzielt werden wird. All jenen sei dieses Buch mit allem Respekt für andere Theorien gewidmet.“ (S. 9).

Im ersten Kapitel „Erfolg mit dem TLW Market System“ schreibt der Autor welche Wirkung seine Methode hat („Gewinne“) und woran sie sich messen lassen soll und muss, ebenfalls an den Gewinnen, und warum er diese Methode offenlegt (siehe diverse Stellen, u.a. S 21, S.24, S.44 usw.). Da es sich um „kosmische Gesetze“ handelt, hat es wenig Sinn diese zu verschweigen, weil diese sowieso früher oder später entdeckt werden müssen (S. 20). Auch diese Theorie „ist nicht unfehlbar, aber ist mit der hohen Prozentzahl der richtigen Aussagen doch nahe dran und sollte daher als Theorie ernst genommen werden." Zumindest ist der Autor von seiner Theorie selber überzeugt, denn er schreibt weiter: "Der Autor verdient gut damit. Nicht mit dem Buch. So ist das nicht gemeint. Nein, er verdient realiter an der Börse damit.“ (S. 21). 

 

Das zweite Kapitel „Kosmische Mondrhythmen allgemein“ und das dritte Kapitel „Kosmische Einwirkungen auf das Leben“ beschäftigen sich mit Rhythmen die (angeblich) im Kosmos herrschen, um „lunare Zusammenhänge“ und warum diese auf den Menschen einwirken. „Nicht die banale Idee „Hier Mond – hier Börse“ soll vermittelt werden, sondern das tiefere Verständnis…“ (S. 31).

 

Im Laufe des Kapitels Drei traktiert der Autor den Leser mit lunaren Fachbegriffen, die dem Anhänger der Theorie laut dem Autor geläufig sein müssen. Stichworte: der anomalistische, der darkonitische und der synodische Mondmonat usw. Ich gebe zu, diese ganzen Begriffe um den Mond herum waren mir fast alle nicht geläufig. Ich habe aber auch bis zum Ende des Buches absolut nicht verstanden, wofür diese am Ende in der Theorie nötig waren.

 

Kapitel 4 beschäftigt sich mit „Lunaren kosmischen Einflüssen auf Lebewesen“. Hier und im ganzen Buch wird immer wieder darauf verwiesen, dass der Mond Einfluss auf Lebewesen hat (u.a. S. 54). Das ist erwiesen, laut dem Autor. Leider wird aber nicht eine einzige Quelle genannt, wo man das konkret nachlesen kann.

 

Im 5 Kapitel kommt der Autor dann auf die „Lunaren Auswirkungen auf die Börse“ zu sprechen.

Bevor ich das alles falsch wiedergebe, mache ich es wie der Autor und bleibe im Vagen:

Die Börsendaten um Neu- und Vollmond sind entscheidend und sind durch die lunaren kosmischen Gesetze bedingt.

 

Im 6. Kapitel sprich der Autor über „Lunare Mondphasen und Charttechnik“. Das verwundert nicht, weil die Mond-Theorie des Autors gerade neben anderen Theorien zum tragen kommt und der Autor selber auf die Charttechnik und gleitende Durchschnitte der 38-Tage Linie verweist (u.a. S. 21 und S. 65).

Merkwürdig ist es immer wieder, wenn der Autor in eine Art „Selbstgespräch“ mit dem Leser verfällt. Beispiel: „Wenn nun die Rhythmen …“. „Sie sind ein aufmerksamer Leser dieses Buches, sonst würde diese Frage nicht kommen!“ (S. 81) Es sei verraten, dass ich wohl nicht ein so aufmerksamer Leser war, denn bei mir kam die Frage nicht hoch.

 

Das letzte Kapitel heißt „Die kosmische Zeit und die Börsenvoraussagen“.

 

Das Buch schließt mit einem Nachwort. Merkwürdigerweise schreibt der Autor erst auf der letzten Seite, den Sinn und Zweck der Theorie auf: „Mit Hilfe dieser Theorie ermittelt der Leser zukünftig seine Ein- und Ausstiegssignale“ (S. 110).

 

Fazit:

Ich hätte mir gewünscht, dass der Autor seine These nach der Herleitung zumindest irgendwo einmal sauber aufschreibt. Leider hat er das aber nicht getan, so dass ich mir die „TLW-Theorie“ aus dem Büchlein mehr oder weniger zusammengesucht habe.

Ich habe dann willkürlich die Jahr 2013 und 2020 genommen und einen Dax-Backtest versucht. Neue Aktien-Theorien haben oft im Backtest in der Vergangenheit funktioniert, aber leider ist das kein Garant für die Zukunft. Hier ist das Schöne, dass die Theorie aber von 1999 ist, so dass die Jahre 2013 und 2020 sozusagen einen Test in der Zukunft des Buches darstellen. Außerdem gelten nach der Theorie die kosmischen Gesetze ja immer, s.o. und unten letzter Satz.

Ich habe bewußt den Dax für einen Test gewählt, weil ich der Meinung bin, wenn irgendwo, dann muss sich die Theorie in einem Index deutlicher widerspiegeln als in irgendeiner Einzelaktie. Den Dax habe ich auch gewählt, weil ich dadurch die Mondphasen aus Deutschland nehmen konnte, weil auch alle Beispiele im Buch deutsche Aktien betreffen. Wahrscheinlich liegt es an mir. Wahrscheinlich habe ich die Theorie nicht richtig angewandt und wahrscheinlich habe ich die Daten sogar falsch interpretiert. Aber ich konnte beim besten Willen nicht annährend auch nur irgendeinen Zusammenhang zwischen Neu- oder Vollmond und den Veränderungen im Dax erkennen können. Zumindest beweist das für mich meine Theorie, nämlich das die Mond-Börsen-Theorie Unsinn ist.

Von daher ist die Theorie, egal wie man zu ihr steht und wie man sie interpretiert aus meiner Sicht banal an ihrer eigenen Messlatte, entscheidend sind die Gewinne, siehe oben, gescheitert. Lustig wars trotzdem und „Denken sie immer daran: Die Börse vergeht, die kosmischen Gesetze bleiben“ (S. 47).

 

 

 

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

Müller, Dirk; "Cashkurs – So machen Sie das Beste aus Ihrem Geld: Aktien, Versicherungen Immobilien", Droemer Verlag, 2011, 368 Seiten

 

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Dirk Müllers zweites Buch, das vorliegende „Cashkurs“, ist im Gegensatz zu seinem ersten Buch keine allgemeine Abhandlung zu Börse und Wirtschaft, sondern ein richtiges „Einführungs“- oder „Anfängerbuch“. Um es vorweg zu nehmen, ich war total überrascht, weil das Buch wirklich nicht schlecht ist. Stellenweise ist es sogar echt richtig gut. Es ist, abgesehen vom Alter, sogar durchaus Anfängern zu empfehlen, weil es eine Gesamtübersicht schafft. Das Buch selber gliedert sich dazu in vier Level, vom Basiswissen für Einsteiger über den Expertenlevel hin zu Exoten und Gimmicks.

 

Während des Lesens der etwa ersten 30 Seiten von Level 1 konnte ich aber nicht glauben, dass das Buch wirklich alleine von Müller geschrieben ist. Aber weder auf dem Umschlag noch auf den ersten Seiten oder im Vorwort findet man einen Hinweis auf einen Co-Autor. Erst auf Seite 368 von 368 Seiten erfährt man im Schlußwort, dass sein Mitautor Thomas Hammer am Buch mitgearbeitet hat und beide ihr Fachwissen zusammengetragen haben. Alles andere als ein Co-Autor hätte mich auch stark verwundert. ( https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Hammer_(Journalist) )

 

Schon im Vorwort beginnt Müller, typisch für ihn, mit einer Polemik, in der er stark vereinfacht und absolut zweifelhaft das Wirtschaftssystem beschreibt. Schon wie in „C(r)ashkurs“ bleibt er dabei schuldig, wie er auf seine abenteuerlichen Schlussfolgerungen kommt (S. 9).

 

Level 1: Basiswissen für Einsteiger

Nach dem Vorwort bleibt sich Müller treu und erklärt mal eben einfach, und das ist das Problem bei ihm - immer zu einfach - wie Banken funktionieren und wo sie ihre „satten“ und „eindrucksvolle(n)“ Gewinne herholen (S. 13).

 

Auf den Seiten 15 bis 21 empfiehlt Müller die Führung eines Haushaltbuches. Das hatte mich positiv überrascht, solche konkreten und sinnvollen Tipps zu lesen. Nun ist das wahrlich kein bahnbrechender Tipp, aber es geht hier ja auch um Anfänger und nicht um Leser mit 5 Jahren WPF-Erfahrung. Der nächste Tipp, seine Versicherungen konsequent jährlich durchzusehen ist ebenfalls ein guter Klassiker, aber die Aussage „400 Euro lassen sich jährlich (sic!) einsparen“ halte ich nach den ersten ein, zwei Durchsichten der eigenen Verträge doch für stark übertrieben (S. 21).

 

Daß das Buch heute im Jahre 2021 mit Druckdatum 2011 natürlich veraltet ist, werfe ich dem Buch und dem Autor nicht vor. Man muss dann eben Kapitel wie „Sparen und Anlegen mit Bundeswertpapieren“ weitestgehend überlesen, weil es z.B. Bundesschatzbriefe als Produkt – LEIDER – nicht mehr gibt (S. 48 – 54). Ebenso ist die Aussage zur Versteuerung von Edelmetallen veraltet und zu allem Überfluss auch schon damals nur bedingt richtig gewesen (S. 59). Zur privaten Notfallreserve habe ich mich hier im Forum schon öfter geäußert. Mir erschließt sich immer noch nicht, wie man ausgerechnet auf 3 Netto-Monatsgehälter kommt und was das für „ungeplante größere Ausgaben“ sein sollen? (S. 62). Aber hierzu gehen auch im Forum die Ansichten auseinander.

 

Gut sind auch der Hinweis auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung schon relativ am Anfang des Buches, „eine der sinnvollsten … Versicherungen“, und die Aufklärung über die Festgeld-Fonds-Koppelgeschäfte (S. 66 – 67). Sehr gut gefallen hat mir auch, die gute Einführung in „Versicherungsverträge“ auf den Seiten 70 bis 86. Dieses Thema wird leider auch oft in Anfängerbüchern ausgeklammert, dabei ist das Thema wirklich wichtig.

Der erste Abschnitt schließt mit ein paar Checklisten.

 

Level 2: Finanzplanung für Fortgeschrittene

Der zweite Teil startet mit Erläuterungen zur bAV, Riester- und Rürup-Rente die mir auch gut gefallen haben.

Auf Seite 116 schreibt Müller dann: „Wenn Sie einfach nur an der mehr oder weniger begeisternden Entwicklung des … DAX … teilhaben wollen, sparen Sie sich den Fondsmanager … und lesen … wie Sie Ihr Geld einem solchen Indexfonds anvertrauen können. Ein aktiv gemanagter Aktienfonds macht nur dann Sinn, wenn Sie dem jeweiligen Fondsmanager besondere Fähigkeiten zutrauen…“ (S. 116). Unabhängig davon, dass etwas Sinn hat oder nicht, aber auf keinen Fall macht, ist das natürlich amüsant zu lesen wenn man weiß, dass Müller selber ein, vorsichtig ausgedrückt, durchwachsend erfolgreicher Fondsmanager ist.

 

Was ich an Müller immer etwas nervig finde, ist seine Art in den Texten zu kalauern. Das kann man immer gerne selber machen, wenn man mit Freunden beim Bier sitzt, in Sachbüchern finde ich das fehl am Platz. Vielleicht ist das aber auch seine lockere Art, die bei den Buchkäufern und Lesern gut ankommt.

Beispiele:

„…leitet sich … der etwas altmodische Begriff des „Rentiers“ ab, der in diesem Fall kein skandinavischer Hirsch ist, sondern ein finanziell gut gepolsterter Mensch, der von den Zinsen seines Kapitals leben kann.“ (S. 119). Oder: „…mit der besten Bonitätsnote AAA (ist kein Stotterer, das heißt wirklich so) bewertet…“ (S. 121). Oder: „…war ich Rentenhändler (nein, ich habe nicht mit gut erhaltenen 70-jährigen gehandelt, sondern mit Bundesstaatsanleihen)“ (S. 219).

Ist das alles lustig? Ich weiß irgendwie nicht.

 

Natürlich sind Prognosen immer gefährlich, besonders wenn man sie schriftlich niederlegt, so dass diese falsifiziert werden können. Dann steht man natürlich immer etwas doof da, deswegen machen auch viele keine solchen Aussagen. Trotzdem kann ich Müllers größte Fehleinschätzung nicht unterschlagen:

„Die Zinssätze sind so niedrig, die können praktisch nur steigen, und dann hagelt es Kursverluste, bis der Arzt kommt“. (S. 125) Fakt ist, der 12 Monats Euribor ist von ca. 2% auf aktuell etwa -0,5% gefallen seit 2011. Siehe dazu auch ähnlich seine Prognose sinkender Anleihenkurse aufgrund steigender Zinsen auf den Seiten S. 268 - 269.

 

Den Punkt hatte ich schon im letzten Buch bemängelt, aber Müller spricht auch hier wieder die goldene Bilanzregel an, dass kurzfristige Darlehen kurzfristig und langfristige Darlehen langfristig finanziert werden sollen (S. 127). Das mag für Unternehmen gut oder wünschenswert sein, aber bei Banken ist ja gerade die Fristentransformation eines DER Kerngeschäfte. Da hat Müller wohl in der Berufsschule ein paar Seiten im „Grill/Perczynski“ überblättert.

 

Auf den Seiten 125 bis 144 widmet sich Müller den Fonds. Wie oben schon erwähnt, hat Müller selber einen Fonds aufgelegt. Hier im Forum gibt es dazu einen Thread. Ich habe ihn aber nicht gelesen oder verfolgt. Ich weise deshalb hier nur kurz darauf hin, dass Müllers Premium Aktienfonds 2 von 5 Sternen hat. Müller selbst schreibt dazu über die Sterne: [5 Sterne] „Für besonders überdurchschnittliche Fonds … und die Flop-Fonds bekommen nur ein Sternchen“ (S. 137)). „Hinzu kommen noch die jährlichen Verwaltungsgebühren, die je nach Anbieter und Fondsgattung zwischen 0,5 Prozent … und mehr als 1,5 Prozent bei teuren Aktienfonds betragen (S. 141). Laut Factsheet vom Juni 2021 auf seiner Internetseite liegt die Gebühr von Müllers Fonds bei 1,5% Verwaltungskosten und 1,55% Gesamtkostenquote. Eigentlich soll es hier ja um sein vorliegendes Buch gehen, trotzdem halte ich die Anmerkungen hier für richtig.

 

Auf den Seiten 144 bis 147 und auf Seite 262 kommt Müller aber auch auf Indexfonds / ETFs zu sprechen, das soll nicht unterschlagen werden.

 

Das Thema Gold wird in solchen Anfängerbüchern meistens relativ stiefmütterlich behandelt. Hier werden dem Thema immerhin 7 Seiten eingeräumt (S. 160 – 166).

 

Wie auch im ersten Level werden Versicherungen noch einmal angesprochen. Wie schon im ersten Level hat mir dieser Part auch gut gefallen (S. 166 – 174).

Der zweite Teil schließt ebenfalls mit einigen Checklisten ab.

 

Level 3: Finanzplanung für Profis

Auf den Seiten 222 - 223 zeichnet Müller ein doch sehr romantisches Bild einer Aktiengesellschaft und ihrer Geldgeber in Form der Aktionäre. Peinlich ist es dann, wenn Müller versucht, Kreditgeber in Form von Anleihen in eine moralisch zweifelhafte Ecke zu stellen. „Die Zinsen [der Anleihe] können sogar dazu führen, dass das Unternehmen gar nicht erst profitabel wird und eines Tages, wenn es Zins und Zinseszins nicht mehr stemmen kann, sogar die Pforten schließen muss, so dass Arbeitsplätze verlorengehen.“ Auf der einen Seite die „guten“ Aktionäre und auf der anderen Seite die „bösen“ Anleihenkäufer. Da kommen einem fast die Tränen. Auch weil es zeigt, dass Müller in der Banklehre wohl nicht gut aufgepaßt hat und die „Grundsätze wirtschaftlichen Handelns“ einfach nicht versteht.

 

Das Müller auch über sein eigenes Spezialgebiet nicht richtig informiert ist, zeigt er, als er auf Seite 232 über Aktien behauptet: „Eine Nachschusspflicht [bei Aktien] gibt es Gott sei Dank nicht, und mehr als den Kaufpreis können Sie nicht verlieren.“ Das ist bei fast allen Aktien so, aber natürlich gibt es auch nur Teileingezahlte Aktien mit einer möglichen Nachschusspflicht für Aktionäre. Ich behaupte aufgrund der Formulierung, dass Müller hier nicht ungenau ist, sondern das schlicht einfach nicht weiß, dass es solche Arten von Aktien gibt.

 

Kurzweilig wird es aber, wenn Müller in Kostolany-Manier über die Börse plaudert (S. 230 – 240).

 

Bald danach wird es aber wieder abenteuerlich wenn Müller international anerkannte Bilanzkennziffern wie EBIT und EBITDA als Teil einer Verschwörung sieht. Zum EBITDA: „…damit ist der ausgewiesene Gewinn im Vergleich zu den anderen Varianten noch höher. Misstrauen ist angesagt.“ (S. 253). Hier ist aber in Wirklichkeit weniger Misstrauen als Kenntnis der Sachzusammenhänge angesagt. Und nach einer Tirade von Unsachlichkeiten und dem Ignorieren von Prüfungspflichten durch Wirtschaftsprüfer kommt er zu dem Schluß: „Von heute an sollten Sie keiner Bilanz einfach glauben. Das ist wie mit Statistiken…“. (S. 254)

Es ist wohl eher so, dass jemand dem das nötige Wissen fehlt, hinter vielen Dingen höhere Mächte und kriminelle Machenschaften gegen die Aktionäre wittert. Klar gibt es Betrug, aber das ist eher die Ausnahme als die Regel.

 

Müller ist zumindest konsequent und bleibt sich treu, wenn er wie in „C(r)ashkurs“ nicht gerade zimperlich über die Ratingagenturen urteilt. Natürlich hat er auch hier wieder eine Mischung aus Polemik und Fakten zur Hand (S. 270 - 272).

 

Weiter geht es auf den Seiten 277 – 287 unter der Zwischenkapitelüberschrift „Informationsquellen: Wem kann man trauen, wem nicht?“. Auch hier sind alle dumm und doof oder korupt. Politiker, Wirtschaftsweise, Finanzmedien, Börsenbriefe und alle Arten von Beratern. Das ist Müllers Lieblingswelt, eine Welt voller Mythen, Mysterien und Weltverschwörungen, die nur Müller durchblickt, weil er der Einzige mit einer Taschenlampe im Dunkeln ist. Wie immer ist natürlich auch einiges Wahres dran was Müller schreibt, aber es ist eben auch vieles einfach nur billige Polemik. Nachdem das Buch ja viele gute und richtige und wichtige Passagen hatte, muss Müller also zum Ende hin, wieder in sein bekanntes „C(r)ashkurs“-Muster verfallen. Das ist einfach schade, weil es sein Buch einfach unnötig entwertet. Ich weiß auch nicht bei welcher Bank Müller gelernt hat, es scheint aber eine Privatbank gewesen zu sein, ansonsten wären ihm die Aufgaben laut Satzung der Sparkassen und Genossenschaftsbanken bekannt (Vergleiche dazu seine Aussagen auf S. 282).

 

Wie schon angemerkt ist einer der Stärken des Buches der Blick auf die Versicherungen. Trotzdem war ich überrascht, und auch sehr erfreut, etwas zum „gleitenden Neuwertfaktor“ zu lesen (S. 292 – 297). Das ist auch eher selten. Das Kapitel schließt mit Ausführungen zur Krankenversicherung und wie in den o.g. beiden Teilen mit einer Checkliste ab, wobei die Checkliste zu den Unternehmensanleihen doch etwas fragwürdig ist. Stichwort: „Wieviele Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen.“ (S. 306). Als ob das z.B. bei Anleihen-Zweckgesellschaften irgendeine Aussage hätte.

 

Level 4: Gimmicks und Exoten

Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit Anlageformen, die nicht für die breite Masse sind oder die ein größeres Risiko beinhalten. So werden auf den Seiten 307 – 322 Derivate und Optionsscheine besprochen.

 

Wirklich stark ist der Teil in diesem Kapitel, wo Müller sich gegen die Spekulation auf Lebensmittel ausspricht. Dieser Part ist, darauf weist Müller aber auch hin, aus seinem Erstlingswerk. Aber das macht nichts, weil die Aussage einfach richtig ist (S. 338 – 344) !

Das Buch schließt mit dem Eingangs schon angesprochenen Schlußwort über seinen Co-Autor.

 

Fazit:

Wie schon oben geschrieben ist das Buch wirklich nicht schlecht und für Anfänger in allgemeinen Gelddingen zu empfehlen. Es leidet aber vor allem an Müllers merkwürdiger Sichtweise der Dinge, für die man aber schon wieder Wissen braucht, um verstehen, wo Müller falsch liegt oder wo er auf seinem eigenen Verschwörungspfad wandelt. Das ist schade, weil es wie gesagt, die guten Teile des Buches einfach unnötig runterzieht.

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Mueller-Michaelis (Hrsg.), Matthias, "Aktien Strategien für Einsteiger – Der leichte Weg an die Börse", Südwest Verlag, München, 6. Auflage, 2000, 176 Seiten

 

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Ich kann Büchern zur Börse nur schwer widerstehen und so mußte auch dieses Buch in meine Bibliothek wandern und gelesen werden.

 

Nach dem Vorwort und den allgemeinen bekannten einführenden Worten, wird der Leser auf den Seiten 12 bis 19 zum „Risiko-Test“ gebeten. Mittels Punktevergabe für Antworten auf Fragen, wird ein Risikoprofil ermittelt. Das ist natürlich nicht genau, aber ich denke es gibt dem Leser eine erste Einschätzung, wo er wirklich steht und nicht wie er sein möchte. Viele schätzen sich nämlich deutlich risikofreudiger vor der Baissee ein und merken erst, wenn die Kurse fallen, wie einen das belasten kann oder nicht. Von daher fand ich diesen Test in einem Anfängerbuch sehr passend und gut.

 

Im Buch sind an einigen Stellen „Experten-Tipps“ eingestreut. Der Tipp auf S. 31 hat mir gut gefallen: „Wer kein Geld zum spekulieren hat, für den sind Aktien der falsche Weg … . Allerdings kann man auch einen finanziellen Nullpunkt zum Startzeitpunkt für Börsengeschäfte wählen: In solchen Fällen wäre ein Investment-Sparplan … sinnvoll“. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere an den Spruch von Kostolany der – stark verkürzt – dagegen sagte, wer kein Geld hat, MUSS spekulieren.

Irren tun sich die Autoren aber bei der Idee auf der gleichen Seite, dass ein Depot als Sicherheit helfen würde, geringere Zinsen für einen Kredit zu bekommen. Die Erfahrung zeigt, dass zumindest aktuell die Lombardzinsen deutlich über den Zinsen für Immobilienkredite liegen (S. 31).

 

Auf den Seiten 34 bis 47 werden die wichtigsten Börsenbegriffe erläutert. Da das Buch von 2000 ist, hat sich natürlich einiges getan. Es verwundert einen, auch wenn man die Zeit selber noch kannte, dass vor nur(!) etwa 20 Jahren nur von 10:30 Uhr bis 13:30 in Frankfurt gehandelt wurde (S. 38). Und dann war Schluß. Heute ist die Zeitspanne fast dreimal so lang.

Oder der Begriff „Kassakurs“ hat heute, wo an den Börsen einzelne Stücke gehandelt werden, praktisch keine Bedeutung mehr (S. 40).

Ebenso werden heute wohl kaum die wenigsten auf den Videotext  für Börseninfos zurückgreifen (S. 57).

 

Im Unterkapitel „Investmentfonds: So blicken Sie bei der Wertentwicklung und Rendite durch“ werden auf den Seiten 69 bis 73 die Renditen in der Anlagedauer und mit dem Fonds-Agio in Beziehung gesetzt. Solche Tabellen sind heute vielleicht nicht mehr nötig, mir haben sie aber gut gefallen, weil sie Anfänger deutlich zeigen, welche Auswirkungen die Fonds-Agio auf die Rendite haben.

 

Der Experten-Tipp auf Seite 79 lautet: „Hektisches kaufen und verkaufen … führt einen Kleinanleger binnen kürzester Zeit in die Verlustzone. Je geringer Ihr Aktienkapital ist, desto seltener sollte das Depot umgeschichtet werden.“ Gemeint ist wohl vor allem, dass die damals relativ üblichen sehr hohen Bankgebühren viel vom Kapitel aufzehren. Ich denke, dass aber auch in Zeiten von 1-Euro-Billigbrokern hinter jedem Trade eine Idee stecken sollte. Und das kann durchaus Daytrading sein, es sollte nur eine gewisse Idee oder Strategie vorhanden sein.

 

Zweifelhaft fand ich dagegen den Experten-Tipp auf S. 98. „…dass … Aktienkurse konjunkturelle Veränderung bereits vorwegnehmen. Es wäre also falsch, dann Aktien zu kaufen, wenn alle Unternehmen in einer Phase der Hochkonjunktur mit hervorragenden Ergebnissen glänzen und die Wirtschaft boomt. … (Das) Ziel könnte aber schon … mit der Folge eines baldigen Kurseinbruchs sein.“ Natürlich ist es besser antizyklisch zu handeln. Aber für den normalen Durchschnittsanleger besteht meiner Meinung viel mehr die Gefahr, dass er dann, vielleicht jahrelang, an der Seitenlinie steht und den Haussee-Zyklus der mitunter Jahre andauert verpaßt. Das richtige Timing und das Erkennen von Übertreibungen ist nicht nur für den Durchschnittsanleger schwierig. Die größere Gefahr ist, die wesentlichen Werttreiber Tage und Monate an der Börse zu verpassen. Und siehe da, auf den Seiten 105 bis 106 wird genau das beschrieben und sich auf eine Studie von Fidelity berufen und gipfelt im Experten-Tipp „Das Risiko, die besten Tage oder Monate zu verpassen, ist groß. Sicherer ist es, langfristig am Ball zu bleiben, möglichst wenig zu timen und umzuschichten.“ Dieser Tipp ist zusammen mit den ganzen Erläuterungen und Ausführungen gegen den Tipp auf Seite 98 tatsächlich Goldwert.

 

Gut gefallen haben mir die Seiten 83 bis 86 unter der Überschrift „Wenn Aktionäre noch zur Kasse gebeten werden“. Es ist zwar etwas ernüchternd wenn man schwarz auf weiß liest, wie Aktionäre zur Kasse gebeten wurden und werden, und wie Vorstände und Aufsichtsräte mit Arroganz, Selbstgefälligkeit, oft genug schlechten Arbeitsergebnissen und mit einer Selbstbedienungsmentalität sich durchwurschteln. Aber es öffnet einem vielleicht auch die Augen, warum vieles so ist wie es ist und im Argen liegt.

Unter der Zwischenunterschrift „Woraus Börsianer noch auf Kursveränderungen schließen“ werden auf den Seiten 93 und 94 drei Indikatoren sehr kurz angerissen, der

- Neujahrs-Indikator, der

- Jahreszeiten-Indikator und der

- Football-Indikator (eher als Super-Bowl-Indikator bekannt). [Fußnote 1]

 

Praktisch fand ich auf den Seiten 98 – 99 eine Übersicht zur Dollar-Abhängigkeit, d.h. welche Branchen wie auf einen hohen oder niedrigen Dollarkurs i.d.R. reagieren.

 

Passend zu den o.g. Indikatoren, wird auf den Seiten 103 bis 105 eine Zins-Strategie vorgestellt. Das steigende Zinsen schlecht für den Aktienmarkt sind, ist natürlich ein altbekannter Hut, aber hier wird als Indikator eine Veränderung am REX-Index ausgemacht, die dann – wenn sie funktioniert – natürlich wesentlich zuverlässiger ist als die globale Aussage „Wenn die Zinsen steigen, dann passiert wahrscheinlich das und jenes…“ . [Fußnote 2]

 

Die Seiten 107 bis 111 beschäftigen sich mit dem Euro und den Auswirkungen die dieser vermutlich gehabt haben würde. Wie üblich bei mehr als 20 Jahre alten Büchern, sind diese Ausführungen in der Rückschau immer interessant zu lesen, bieten aber natürlich keine Hilfestellung für Heute. Das gleiche Problem besteht logischerweise ebenfalls im letzten Kapitel „Die wichtigsten Steuertricks für Anleger“ (S. 158 -173), die ebenfalls vollkommen veraltet sind. Hier ist vielleicht der Part über die Werbungskosten (S. 166 – 167) interessant, weil dieser vielleicht in nächster Zeit wieder aktuell werden könnte. Ich denke dann wird man aber auch die Gelegenheit haben, aktuell etwas dazu zu erfahren.

 

Auch wenn bei den Autoren die Skepsis überwiegt, wird auf den Seiten 111 bis 121 die technische Analyse / Charttechnik kurz, knapp und gut vorgestellt. Sie schreiben selber: „Die Chartanalyse kommt in unseren Augen dem Versuch gleich, aus dem zerknitterten Blech eines verunglückten Autos auf die Fähigkeit des Fahrers zu schließen. …“ (S. 111).

Die Ausführungen selber sind insgesamt jeweils sehr kurz, trotz der 10 Seiten, aber es sind auch einige Chartbilder auf den Seiten gedruckt.

 

Irritierend fand ich die Ausführungen auf den Seiten 126 – 132 unter dem Titel „Schlechte Tipps von der Bank: Wann können Sie Schadenersatz verlangen?“. Irgendwie ist das die typisch deutsche Vollkaskomentalität. Da ist der Anfänger noch gar nicht an der Börse, hat auch noch keinen Verlust erlitten, und informiert sich vorher schon mal, wen er für Verluste später mal haftbar machen kann. Irgendwie ist das traurig, erklärt aber vieles in Deutschland.

 

Sehr schön war eine übersichtliche Rechnung, mit 7% p.a. und ohne Steuern, wie man durch „Altersvorsorge durch Investmentsparen: als Millionär in den Ruhestand (S. 146 – 147). Vorgestellt wird eine Rechnung, in der gestaffelt mit steigenden Einzahlungen, mit der es möglich sein soll, über eine Million Gesamtvermögen bis zum 65. Geburtstag zu erwirtschaften. Die Rechnung macht auf mich einen überzeugenden Eindruck.

 

Zum Ende des Buches werden noch einige Investmentfonds mit einander verglichen (S. 149 – 151). Die Übersicht ist natürlich vollkommen redundant, weil veraltet. Danach werden noch Optionsscheine zur Depotabsicherung angerissen (S. 154 – 157).

 

Fazit:

Abgesehen von den veralteten Teilen des Buches, die man als Leser natürlich leicht ignorieren kann, hat mir das Buch gut gefallen, weil es z.T. anders an die Materie herangegangen ist und viele Hinweise gestreut hat, die man dann selber verfolgen kann, so man denn möchte.

 

[Fußnote 1]

Ich mache in den Kommentaren zu diesem Thread ein paar Ausführungen zu zwei der o.g. drei Indikatoren.

[Fußnote 2]

Ich habe den Rex-Indikator noch nicht geprüft, werden dann aber ggf. eine Anmerkung im Kommentar-Thread dazu machen.

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Grosjean, Rene Klaus, "Wie lese ich eine Bilanz? – Ein Crashkurs für Nicht-Fachleute", Econ Verlag, München, 12. Erweiterte und aktualisierte Auflage, 2001, 368 Seiten

 

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Auch dieses Buch kommt aus der Börsenbüchersammlung vom Foristi Kairos, der mir einen Teil seiner Sammlung überlassen hatte und bei dem ich mich wieder einmal ganz herzlichen für die Bücher bedanken möchte!

 

„Wie lese ich eine Bilanz?“ ist glaube ich ein Thema, das viele Nicht-Fachleute hier im WPF interessiert.

 

Nach dem Vorwort und zwei einleitenden Kapiteln versucht Grosjean einen Schnellkurz in Buchhaltung zu geben. Ich habe keine Ahnung, wie das bei Nicht-Fachleuten verständlich ankommt, mir als Profi scheint das ganze irgendwie etwas wirr und unsystematisch. Ich habe bedenken, ob jemand mit geringen oder gar keinen Buchhaltungskenntnissen den Ausführungen folgen kann. Auch wenn Grosjean versucht mit „links und rechts“ buchen die Scheu vor „Soll und Haben“ zu nehmen (siehe Kapitel 4). Ich hätte jedenfalls die Kapitel 2 bis 5 jedenfalls didaktisch anders strukturiert. Ich empfehle daher, sich mit den Grundzügen der Buchhaltung und von Buchungen woanders vertraut zu machen. Auch habe ich nicht verstanden, warum Kapitel 6 „Der Jahresabschluss – ein Beispiel“ vor Kapitel 7 „Bilanzaufbau – die Struktur“ steht. Wer das kennt braucht beides nicht und wer beides nicht kennt ist zuerst verwirrt oder es hilft einem nicht. Von daher empfehle ich ebenso die beiden Kapitel beim Lesen zu tauschen, also Kapitel 7 vor Kapitel 6 zu lesen. Ich denke dann gibt es eher so manchen „Aha-Effekt“ als anders herum für den Leser.

 

Waren die Kapitel bis daher eher kurz, erklärt Kapitel 8 nun auf 50 Seiten ausführlich die einzelnen Bilanzpositionen.

 

Kapitel 9 kommt mit den Erklärungen zur Gewinn- und Verlustrechnung immerhin noch auf 30 Seiten, wobei ein großer Teil von den ausführlichen Erläuterungen zu den Abschreibungen eingenommen wird (S. 110 – 117).

Das Kapitel fängt auch gleich gut an mit der Aussage: „Ohne Gewinne geht das Unternehmen bald pleite. … Es können keine Investitionen getätigt werden; soziale, Umweltschutz- und andere Belange werden vernachlässigt, und alle Beteiligten schmarotzen nur noch.“(S. 96). Da weiß man gleich Bescheid!

 

Auf den Seiten 97 bis 99 werden dann die Unterschiede zwischen Gesamtkosten- (eher deutscher Raum) und Umsatzkostenverfahren (eher angelsächsischer Raum) vorgestellt. Man merkt sofort, dass der

 

Autor ein Verfechter des Gesamtkosten und kein Freund des Umsatzkostenverfahrens ist. Auf dieses Thema kommt er auch im Folgenden, u.a. auf den Seiten 209 – 210, zu sprechen.

 

Einige Aussagen verwundern. Z.B. die Aussage auf Seite 115 zu Sonderabschreibungen. „Die Sonder-Afa im Anlagevermögen hat meist taktische Gründe; man will Steuern sparen.“ Das mag ja sein, aber jeder sollte wissen, dass der Fiskus sich solche Sachverhalte gerade sehr genau anschaut. Da muss die Argumentation schon lückenlos sein, sonst wird die ganz schnell nicht anerkannt, wenn nicht der Wirtschaftsprüfer das vorher schon verworfen hat. Es sei denn man nutzt dies nur für die Handelsbilanz. Das hat dann aber auch keine Auswirkungen auf die reale Steuerlast. Hier muß Grosjean klarer werden oder  auf das mögliche Auseinanderfallen von Handels- und Steuerbilanz hinweisen, sonst versteht der „Nicht-Fachmann“ das nicht.

 

Oder auf S. 116: „mit 25% pro Jahr – die aktivierten Aufwendungen für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebs (§282 HGB) abzuschreiben. Dies ist eine nicht sehr häufig anzutreffende Bilanzposition; daher sind auch Abschreibungen darauf selten.“ Diese Abschreibungsart findet man aber praktisch in jedem neu gegründeten Unternehmen in den ersten vier Jahren in der Handelsbilanz. Es sei denn, siehe oben, Handels- und Steuerbilanz fallen nicht auseinander. Aber auch hier fehlt der Hinweis.

 

Etwas nebenbei fällt der wichtige Tipp, dass man sich VOR der Interpretation des Zahlenwerks die Anhang-Angaben durchlesen soll (S. 128). Überraschend ist die Anmerkung, dass das „Wohl des Landes gefährdende Angaben unterbleiben müssen.“ Das wissen sicherlich die wenigsten, ist aber tatsächlich so, siehe §286 (1) HGB. Wobei in der Praxis dieser Paragraph den wenigsten begegnen dürfte.

 

Auf Seite 145 spricht Grosjean ein Problem von stillen Reserven an. Einerseits werden sie gebildet, damit ein Unternehmen ein Polster in schlechten Zeiten hat. Damit verschlechtern sie das aktuelle Bild. Werden die stillen Reserven dann später in schlechten Zeiten aufgelöst, schönen sie dagegen die dann herrschende Lage. Somit kann ein Unternehmen zwar Dellen glätten, verschleiert aber den ungetrübten Blick auf das Unternehmen.

 

Merkwürdig mutet die Aussage auf S. 147 unter der Zwischenüberschrift „Maschinen, Einrichtungen, Werkzeuge“ an, dass „Ein Fuhrpark aus Personenkraftwagen … nach Ablauf der Abschreibungszeit (noch am ehesten) zu Geld zu machen (ist)“. Dabei besteht ein Zweitmarkt für praktisch jede Art von Maschinen und Werkzeugen, nur Spezialmaschinen und extra angefertigte Maschinen haben es auf dem Zweitmarkt schwer. Dafür folgt auf S. 148 eine gute Pro & Contra Auflistung zu den stillen Reserven mit ihren Vor- und Nachteilen.

 

Kurios ist auch die Aussage auf S. 151 zu den Vorräten. Deren Anschaffung stelle schon ein „Polster“ da, weil der Verkauf zu höheren Preisen vorgesehen ist. Man denke sich diese Aussage nur einmal für den Handelsbestand im eigenen Depot. So kommt er am Ende der Seite auch zu der Erkenntnis: „Den regulären Verkaufsvorgang kann man eigentlich kaum als die ständige Realisierung stiller Reserven betrachten.

 

Auch wenn das Buch von 2001 ist, mutet die Aussage auf S. 160 „Ein Zwischenabschluss … etwa zum 30. Juni enthält nur Teile des Rechnungswesens. Abschreibungen, Rückstellungen … sind nicht berücksichtigt.“ Stark veraltet an. Richtig ist, dass ein Quartals- oder Halbjahresabschluss nie vollständig ist, aber die o.g. Teile sind Standard.

Ebenso ist die Aussage zu selbsterstellten Bilanzen versus geprüften Bilanzen etwas quer. Hier sieht man, dass Grosjean von der Bank und somit von der Prüferseite und weniger aus dem Rechnungswesen kommt. „Geprüfte Bilanzen sind da wesentliche verlässlicher. … Er [der WP] knüpft auf jeden Fall an die Bilanzansätze des Vorjahrs an, was bereits eine gewisse Kontinuität sicherstellt. Ein lediglich Gesellschaft aufgestellter Abschluss kann diese Güte nicht aufweisen. Da spielt dann letztlich auch die Vertrauenswürdigkeit und die langjährige Verbindung eine zentrale und entscheidende Rolle.“ (S. 162-163). Natürlich haben geprüfte Bilanzen den Vorteil, dass ein unabhängiger Dritter die Sachen geprüft hat. Aber Kontenkontinuität ist einer der Grundpfeiler einer Buchhaltung. Wenn das ein Rechnungswesen nicht leisten kann, dann muss man dem Unternehmen viel Glück wünschen und das Weite suchen. Und wenn nicht ein gewisses Maß an Vertrauen herrscht, dann ist es gleichgültig, ob man geprüfte oder ungeprüfte Bilanzen hat. Man darf die Arbeit von Wirtschaftsprüfern auch nicht überbewerten.

 

Das Kapitel 15 widmet sich der Bilanzuntersuchung, hier nennt Grosjean u.a. auf den Seiten 168-169 und 172 die Finanzierungs- und Liquiditätsregeln die natürlich auch bei der Bilanzanalyse zum Tragen kommen und bespricht diverse Sachverhalte.

 

Im Kapitel 17 „Bilanzanalyse in fünf Schritten“ stellt der Autor dann eine Schnellanalyse auf drei Seiten vor (S. 187 – 189). In den folgenden Kapiteln wird diese dann ausführlicher dargestellt.

 

Das Kapitel 18 beschäftigt sich dann mit der Bewegungsbilanz, die die Veränderungen von Abschluss zu Abschluss beleuchtet (S. 190 – 194).

Mir haben diese Kapitle mit den ersten knappen Darstellungen zur Einführung und für einen ersten Überblick gut gefallen.

In den drei Folgekapiteln wird der Kern des Buchs behandelt, die Analyse der Bilanz, der GuV und die Vorstellung der Bilanzkennzahlen (Kapitel 19 -21, S. 195 – 265).

 

Verstehen kann ich aber nicht, wieso sich der Autor im Buch so sehr auf das Außerordentlich Ergebnis versteift und immer die Gefahr von Verzerrungen wittert (siehe u.a. S. 214). In der Praxis gibt es kaum außerordentliche Erträge und Aufwendungen und wenn doch, fallen diese unweigerlich sofort ins Auge und werden berücksichtigt, bei jeder Analyse.

 

Das Kapitel 23 „Konzernabschluss – Konsolidierung von Bilanzen“ fand ich etwas unbefriedigend und dünn. Gerade bei einem solchen wichtigen Thema hätten sich Beispiele und weitere Erklärungen aufgedrängt, um das Ganze für den Nicht-Fachmann, siehe Buchtitel, verständlich zu machen.

 

Wesentlich ausführlicher geht er dann in Kapitel 24 und 25 auf die Bilanzregeln nach US-GAAP und IAS ein. Dieses Wissen ist natürlich absolut veraltet, insbesondere, weil sich gerade die IAS ja zu IFRS weiterentwickelt haben. Man sollte daher mit den Erkenntnissen aus diesen Kapiteln vorsichtig umgehen, aber für eine Einführung um zu sehen wo die Unterschiede zwischen HGB, IAS und US-GAAP sind taugen die beiden Kapitel alle mal.

 

Fazit: Ein älteres Buch um eine schnelle Einführung in die Bilanzanalyse zu bekommen. Manchmal fand ich den Aufbau des Buches didaktisch etwas unglücklich und am Ende hat mir irgendwie ein Schlußwort nach über 350 Seiten gefehlt. Insgesamt kann man das Buch trotzdem noch lesen, falls man kein besseres zur Hand hat.

 

 

 

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

Town, Phil, „Regel Nummer 1 – Einfach erfolgreich anlegen!“, Börsenbuchverlag, München, 4. Auflage, 2020, 393 Seiten

 

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Das Buch beginnt mit einer Einführung in der eine Kurzbiographie von Phil Town enthalten ist.

Typisch amerikanisch stellt Town gerne heraus wo er herkommt – aus dem finanziellen Nichts – und wo er heute ist. Laut Klappentext machte er aus $ 1.000 in 5 Jahren jedenfalls eine Million. War er auf S. 11 noch praktisch pleite Anfang der 80er, so kann er es sich Anfang der 90er auf S. 71 locker leisten mal eben 5 Millionen Dollar in den Sand zu setzen. Das ist nicht sein ganzes Kapital wohlgemerkt. Ich behaupte, nicht seine Strategie hat ihn reich gemacht, sondern seine Vorträge. Mit dem Geld konnte er dann spekulieren. Egal wie toll die Strategie funktioniert, mit normaler Geldanlage, auch bei 15%, kann man so schnell nicht so viel Vermögen anhäufen. Da braucht man Sondersituationen und oder gehebelte Investments. Und die propagiert Town im Folgenden gerade nicht.

 

Zum Inhalt:

In Kapitel 1 spricht er einige Investmentmythen an und erläutert, warum bei seiner Strategie 15% Return notwendig sind.

Mythos 1: Nur Fachleute können Geld verwalten.

Mythos 2: Sie können den Markt nicht schlagen.

Mythos 3: Diversifizieren und (langfristig) Halten minimiert das Risiko.

 

Das zweite Kapitel startet dann mit Regel 1 und den vier Ms. Regel Nummer 1 lautet: Kein Geld verlieren (Die Regel ist eigentlich sehr viel umfangreicher und hat mehrere Nebenbedingungen, aber sehr grob zusammengefaßt paßt das etwa).

Die vier Ms sind die Frage nach der Bedeutung des Unternehmens für einen, hat es einen Burggraben, hat es ein sehr gutes Management, und hat es ein Sicherheitspolster?

Diese vier Ms werden in den folgenden Kapiteln ausgerollt.

 

In Anlehnung an Warren Buffet propagiert Town in Kapitel 3, dass man ein Unternehmen und nicht bloß eine Aktie kaufen soll.

 

Kapitel 4 beschäftigt sich dann mit dem Burggraben. Das Beispiel von Coca-Cola als Burggraben auf S. 77 mag früher gestimmt haben, wenn man aber nur mal an Monster Beverage oder Red Bull denkt, haben sich die Zeiten doch etwas geändert. Oder der Burggraben von Pfizer auf S. 79 besteht laut Town aus seinen Patenten. Das ist aber nur zum Teil richtig, weil die Patente auslaufen und Pharmafirmen dementsprechend dauernd sehr viel Geld in die Forschung stecken müssen um die Projektpipeline stetig nachzufüllen.

 

Im Buch selber gibt Town viele Hinweise, Beispiele und Tipps, wo und wie bestimmte Daten aufzufinden sind. Das zeigt sich besonders gut im Kapitel 5 wo er über die aus seiner Sicht wichtigen 5 großen Kennzahlen spricht und in Kapitel 6, wo er ausführlich ausführt wo man notwenigen Daten findet und wie man die wichtigen Kennzahlen berechnet. Überhaupt muss man sagen, dass Town hier den Leser wirklich immer an die Hand nimmt.

 

Kapitel 7 und 8 beschäftigen sich dementsprechend mit dem Management und dem o.g. Sicherheitspolter. Gut haben mir hier die Seiten 177 bis 179 gefallen, wo er Malkiel zitiert und darauf sprechen kommt, daß die Märkte teilweise irrational handeln.

Die folgenden Kapiteln 9 und 10 beschäftigen sich mit Towns sog. Preisempfehlung für eine Aktie, man soll ja nie zu teuer kaufen um kein Geld zu verlieren, und um den richtigen Verkaufszeitpunkt.

Dabei geht er auf das Problem des Aktienanteils im Ruhestand ein (S. 230). Meiner Meinung nach behandelt er auf dieses Problem schon etwas schnodrig in zwei Sätzen, man solle die Aktien natürlich behalten. Da das Thema aber etwas komplex ist, fand ich das an dieser Stelle einfach fahrlässig von Town. Ähnlich abenteuerlich äußert er sich auf S. 308.

 

Auf S. 211 läßt Town dann noch mal nebenbei einfließen, dass er zeitweise 10 Harleys besessen hat. Was soll das?

 

Wie man das Problem von fallenden Kursen umgeht beschreibt Town in den Kapiteln 11 und 12, wo er drei Werkzeuge für das Problem darstellt. Dazu bedient er sich gleitender Durchschnitte und eines stochastischen Indikators.

 

Da das Buch aus Amerika kommt, orientiert sich natürlich die Steuerproblematik, unabhängig davon das sie veraltet ist, am US-Steuersystem. Trotzdem fand ich die Steuerkritik von Town im Kapitel 14 an dieser Stelle etwas unpassend.

 

Auf S. 320 schreibt Town dann, „… so sieht heute meine Diversifizierung aus: Bargeld, Unternehmen, kurzfristige Staatsanleihen und … Immobilien. Drei Klassen.“ Drei? Jedenfalls führt er weiter aus, „Früher besaß ich viele Immobilien. … Das war, bevor ich gelernt habe, wie sicher man mit Regel 1 … in Aktien investieren kann.“ Dies stützt, siehe oben, meine These, dass Town sein Geld nicht allein an der Börse gemacht hat. Seine Aussage hier im Kapitel widerspricht sich einfach mit seinen Eingangs gemachten Aussagen.

Auch Towns Tipp, Aktienaufträge grundsätzlich „bestens“ aufzugeben kann man nur mit grausen zur Kenntnis nehmen. Bei Bluechips mag das gehen, bei fast allen anderen Aktien läuft man damit oft genug ins Messer (S. 338 und S. 376). Bitte nicht einfach nachmachen!

 

Das Buch schließt mit einem Frage-Antwort-Kapitel.

 

Im Glossar hat Town dann leider noch einen weiteren Kinken eingebaut. Beim Stichwort Rohstoffe behauptet er, dass Rohstoff-Unternehmen keinen Burggraben haben. Das ist natürlich so pauschal Unsinn, wenn man einerseits behauptet, siehe oben, Pharmaunternehmen hätten einen Burggraben und z.B. Minenunternehmen, die ja auch Rohstoffunternehmen sind, dann nicht. Dabei dauert der Aufbau einer Mine oft Jahre von der Exploration bis endlich wirtschaftlich gefördert werden kann (S. 385).

 

Fazit: Bei aller Kritik hat mir das Buch von Town gut gefallen, auch wenn ich glaube, dass es heute etwas schwerer ist seine Strategie umzusetzen, allein weil es vielleicht eine Reihe von Leuten gibt, die nach seiner Methode am Aktienmarkt schürfen. Trotzdem glaube ich, dass die grundsätzliche Vorgehensweise immer noch funktionieren wird. Town macht mit seinem Buch einfach Lust aufs Value-Investing. Ebenso hat mir sehr gut gefallen, dass Town den Leser konsequent an die Hand nimmt und ihm zeigt wie er die notwendigen Werte ermitteln kann. So dürfte das Buch auch für den Anfänger, wenn vielleicht nicht für den absoluten Anfänger, geeignet sein. Und mit € 9,99 für die Taschenbuchausgabe kann man auch nicht so viel falsch machen.

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John Silver

Weygan / Strehk, Harald / Marco, „Das große Chartbuch“, Finanzbuch Verlag, München, 1. Auflage, 2006, 353 Seiten

 

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Fazit:

Ich nehme ausnahmsweise das Fazit mal vorweg und komme zu dem Schluss, dieses Buch ist eine Frechheit. Finger Weg! Nicht kaufen! Es ist ohne Schwierigkeiten in die Top 5 meiner schlechtesten Sachbücher aufgestiegen.

 

Inhalt:

Nach Werbung im Vorwort zu GodmodeTrader kommt eine Ansammlung von Charts. Es wird jeweils ein Index oder vorwiegend ein Wert sehr sehr kurz und allgemein vorgestellt (Beispiel Allianz, S. 35: „Allianz ist ein weltweiter Versicherer“) und dann der Vorjahreschart sehr kurz und einfach besprochen.

 

Unter dem Text werden dann immer zwei Charts abgebildet. Zum einen der Kursverlauf von 2005 und darunter ein Langfristchart. Das Chartbild von 2005 soll man dann selber weiterzeichnen, wobei der Chart und die Darstellung so futzelig ist, dass man selbst mit Lupe und einem Minen-Bleistift kaum eine Chance hätte, den Graph weiter zu zeichnen. Bei den Rohstoffen ab S. 300 sind die Charts andererseits komplett, so dass gar kein Platz für weitere Kurse wäre. Auch die kürzeste Einführung zur technischen Analyse wird man in diesem Buch vermissen. Was soll das? Entweder man kann Charttechnik, dann braucht man diese Chartsammlung nicht oder man kann sie nicht, dann helfen einem nur die Charts erst recht nicht weiter. Fairerweise muss man sagen, dass der Titel des Buches richtig ist. Es gibt Charts und sonst nichts.

 

Im oben genannten Beispiel Allianz auf S. 35 ist der Chart von 2005 dann auch gleich doppelt abgebildet. Da die Werte aus dem Dax z.T. wieder im Euro-Stoxx auftauchen, wird dort auf S. 166 zumindest der richtige Langfristchart abgedruckt. D.h. es gibt in diesem Buch jede Menge Redundanzen durch doppelt aufgeführte Firmen. Man könnte vermuten, dass die Indices vollständig aufgeführt werden sollen. Das war vielleicht die Ursprungsidee, aber im hinteren Teil des Buches werden Indices vorgestellt, die nicht vollständig sind. Warum also diese Redundanzen?

 

Unglücklich ist auch, dass 2005 insgesamt von steigenden Kursen geprägt war. Das führt dazu, dass die Mehrheit der Charts einen steigenden Verlauf aufweist und sich damit die Aussagen immer ähneln.

Die Chartanalyse der Autoren selber zu jedem Wert sind selber leider extrem hemdsärmelig, kurz und meiner Meinung nach oberflächlich und wenig hilfreich.

Die einzelnen Chartsammlungen, wie z.B. der Dax, schließen dann jeweils mit einer allgemeinen Datensammlung zu den Werten, wo noch einmal die Kursstände, deren Veränderungen, die Marktkapitalisierung, die ISIN und die Volatilität aufgeführt werden. Natürlich sind diese Daten von 2005 hoffnungslos veraltet und nicht zu gebrauchen.

 

Das Buch schließt mit einer drei Seiten Erklärung mit dem Titel „Der Future im Kleinformat“. Warum dieses Kapitel ins Buch geraten ist und warum erschließt sich dem Leser genauswenig wie der Sinn des Rests des Buches.

 

Falls einer das Fazit oben überlesen hat: Nicht kaufen!

 

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John Silver

Schwalm, Till, „Einfach investieren – Grundlagen des Value Investing!“, FinanzBuch Verlag, München, 1. Auflage, 2018, 216 Seiten

 

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Das Buch beginnt mit einem Vorwort von Dr. Christoph Bruns, mit dem auch auf dem Buchrücken geworben wird. Man möge mir verzeihen aber mir ist / war der Mitbegründer der LOYS AG unbekannt. Bruns bemängelt im Vorwort, dass „Deutschland … kein Land der Aktionäre“ sei. „Fragt man nach den Gründen … bekommt man meist zur Antwort, es fehle … an Kenntnissen und Bildung auf dem Gebiet der Kapitalanlage. Offenbar kümmern sich Schulen und Hochschulen zuwenig um das Thema.“ (S. 13). Schwalm selber greift das gleiche Thema auf S. 20 auf. Dem möchte ich schon am Anfang gleich entgegnen, die Schule kann nicht alles leisten. Nicht alles was einem persönlich oder sonst wichtig ist, kann in der Schule gelernt werden. Was ist mit Recht/ Jura? Was ist mit gesunder Ernährung? usw. Da muss es auch einwenig Eigeninitiative geben. Zudem muss man auch sagen, dass viele intellektuell mit einer zu erstellenden Value Investing Analyse überfordert sind, wenn sie nach einer langen Schicht abends nach Hause kommen. Es kann einfach gar nicht jeder so etwas machen. Das echte aktive Value Investing wird immer einer relativ kleinen Gruppe von Anlegern vorbehalten sein. Für die anderen gibt es – zum Glück – das gute, günstige, relativ einfache und sinnvolle investieren in Fonds und ETFs.

 

Nach einem weiteren Vorwort, diesmal vom Autor selber, beginnt das Buch mit dem ersten Teil, den Grundlagen des Investierens.

 

Nach jedem Kapitel fasst der Autor die wichtigsten Punkte noch einmal als Schlüsselpunkte zusammen, das finde ich gut.

 

Mit dem ersten Teil des Buchs bin ich, um es vorweg zu nehmen, nicht richtig warm geworden. Obwohl er auch einige gute Teile enthält.

 

Schwalm kommt auf S. 26 und ähnlich auf S. 85 zum Thema „zum Investieren müsste erst einmal Geld übrig sein“ zu der Erkenntnis, dass wenn man sich das Geldvermögen in Deutschland und die monatlichen Zahlungen in Versicherungen ansieht, dass genügend Geld in Deutschland vorhanden sei. Das ist richtig. Nur leider ist es auch so, dass etwa die Hälfte der Bevölkerung gar kein Geld, sondern Schulden hat. Man muss es so platt sagen, es kann einfach nicht jeder sparen, schon gar nicht in der Form wie Schwalm es im Folgenden propagiert.

 

Die Schlussfolgerung von Schwalm, „Wenn zu einem bestimmten Kurs kein Anleger bereit ist, Wertpapiere zu verkaufen, steigt der Kurs“ ist natürlich ebenso falsch, wie der Umkehrschluss (S. 28). Es kann nämlich dann auch passieren, dass gar nichts passiert. Das sieht man täglich in vielen Nebenwerten. Es gibt nur Kursveränderungen, wenn der Käufer oder Verkäufer kaufen bzw. verkaufen wollen und bereit sind dafür Zugeständnisse beim Preis zu machen.

 

Gut hat mir der Abschluss vom Kapitel gefallen: „Für einen wertorientierten Investor liegt die wichtigste Aufgabe darin, starke Nerven und viel Durchhaltekraft zu besitzen, um sich nicht der Psychologie der Börse zu unterwerfen.“ (S. 29). Der Absatz geht noch etwas länger und Schwalm schreibt dort noch sehr richtig von „harter Arbeit“ und „sehr viel Einsatz“ usw. , aber ich will den Absatz hier nicht vollzitieren.

 

Im laufe des Kapitels geht Schwalm noch auf diverse Börsenblasen und Crash der Vergangenheit ein. Unvermeidlich ist dabei die Tulpenmanie in Holland vor über 150 Jahren (S. 30-31). Hier werden natürlich die alten Geschichten aufgewärmt, obwohl die Forschung heute davon ausgeht, dass die Manie in Wirklichkeit nicht so absurd abgelaufen ist, wie sie heute vielfach dargestellt wird.

 

Die folgenden Aussagen „Was ist werteorientiertes investieren“ auf den S. 32 bis 35 fand ich dagegen wieder gut.

 

Im Kapitel „Die unterschiede zwischen investieren und spekulieren“ verrennt sich Schwalm meiner Meinung ein wenig (S. 35 – 40 und ähnlich auf S. 60). Schwalm versucht eine Abgrenzung zwischen spekulieren und investieren. Er nähert sich der Abgrenzung, über den Nutzen für die Gesellschaft, ein Vorgehen, dass schon die Klassiker in der Nationalökonomie versucht haben und die aus heutiger Sicht damit gescheitert sind bzw. falsch lagen. Er schreibt, wenn bei einer Spekulation einer gewinnt, muss ein anderer verlieren. Und das ist falsch. Dieser Sonderfall ist nur richtig in einem Markt mit nur zwei Akteuren. Man denke außerdem an einen (Bullen-)Markt mit steigenden Kursen. Dort gibt es z.B. nur „Gewinner“ und die Gründe für Kaufen und Verkaufen sind mannigfaltig, so dann man gar nicht weiß, wer warum Gewinner oder Verlierer ist, falls man noch entgangene Gewinne hinzuziehen möchte. Laut Schwalm verhalten sich langfristig orientierte Investoren dagegen anders als Spekulanten. Diese Investoren stiften der Gesellschaft einen Nutzen. Nein, das tun sie nicht, im Gegensatz zum Spekulanten ist nur ihr Zeithorizont normalerweise deutlich länger. An der Börse selber aber kann man im Allgemeinen gar nicht erkennen, welches Geschäft spekulationsgetrieben und welches investitionsgetrieben ist. Zudem blendet Schwalm vollkommen aus, dass Spekulanten die Märkte liquide halten, so dass ein geregelter Börsenhandel überhaupt jeden Tag sinnvoll zustande kommen kann. Leider nennt Schwalm dieses Contra-Argument im ganzen Buch nicht einmal. Zudem kann man bei der Abgrenzung bezüglich böser Spekulanten und guter Investoren noch anfügen, dass der Spekulant hofft und glaubt das Risiko abschätzen zu können, ob er einen Gewinn erzielen wird. Der Investor dagegen „weiß“ (vermeintlich?), wann eine Aktie günstig und wann sie teuer ist und übervorteilt damit dann eindeutig seinen schlechter informierten Gegenpart. Von daher ist vom moralischen Standpunkt die Investition, so wie Schwalm sie darstellt, eigentlich verwerflicher. Versöhnlicherweise kommt Schwalm am Ende des Kapitels zu dem Schluss: „Allerdings muss man sagen, dass nach dieser Abgrenzung die meisten Anleger Hybride aus Investoren und Spekulanten sind“ (S. 40).

 

Auch die Aussage „Bei einer Investition geht es in erster Linie um regelmäßige Einkünfte, nicht ausschließlich um die Gewinne aus kurzfristigen Preisveränderungen“ (S.43). Nein, das ist so nicht richtig, bei einer Investition und einer Spekulation geht es in erster Linie um die Rendite! Denn es gibt auch Investitionen ohne laufende Einkünfte. Als Beispiel seien nur dividendenlose Aktien genannt.

 

Persönlich, und das ist wahrscheinlich eine Geschmacksfrage, finde ich die Forderung von Schwalm, „ein Unternehmen sollte immer … 50% Eigenkapital“ haben, maßlos überzogen (S. 47). Dann blieben zum Beispiel im Dax, MDax und SDax nicht mehr viele Unternehmen zum Kaufen übrig.

 

Ebenso zweifelhaft finde ich die Aussage, unter der Kapitelzwischenunterschrift „Risiko: regulatorische Vorgaben“ von Schwalm, dass Unternehmen mit einem bestehenden Tarifvertrag risikobehafteter sind als Unternehmen ohne Tarifvertrag, weil diese die Löhne und Gehälter frei festsetzen können (S. 48). Tarifverträge seien daher wie Finanzverbindlichkeiten zu sehen. Diese Meinung, bezüglich der freien Festsetzung der Löhne, vertraten die Klassiker der Nationalökonomie und sie war zu Zeiten von David Ricardo und Malthus vielleicht wahr, aber heutzutage muss man sagen, dass dies in einer modernen Volkswirtschaft natürlich so nicht einfach gelingt. Einzelne Ausnahmen mögen hier die Regel bestätigen.

 

Beim „Risiko: Betrug“ schreibt Schwalm, dass Investoren Unternehmen bevorzugen sollen, mit dessen Produkten sie zu tun haben und die sie beurteilen können, wie z.B. Medien, Nahrungsmittel, … aber auch Internet- und Software-Konzerne (S. 49-50). Dazu schreibt Schwalm selber, dass für Investoren fast keine Chance besteht einen Betrug zu erkennen. Aber warum schreibt er dann diese Regel auf? Wer soll zum Stichwort Internet die Software von z.B: Facebook / Meta beurteilen können? Und fast jeder wird vermutlich erklären können, wir ein Auto in etwa funktioniert und trotzdem haben auch Fachleute den Dieselskandal nicht vorhergesehen. Da bleibt einen nur der hier sehr richtige Rat den Schwalm gibt, „Nein, danke“, wenn einem schon im Vorwege etwas komisch vorkommt.

 

Die folgenden Kapitel zum „Risko-Rendite-Verhältnis“ und zum „Eigen vs. Fremdkapital“ fand ich in Ordnung (S. 51 – 58). Auf Seite 59 wiederholt Schwalm das Hohe Lied auf die Aktie, mit der man Geld direkt in einem Unternehmen investiert, anstatt indirekt über eine Bank als Fremdkapital. Aber wenn man nicht der Erstzeichner einer Emission ist, ist das Geld schon im Unternehmen und man unterscheidet sich von einem Anleihenbesitzer i.d.R. nur durch den Rang und die Fristigkeit der Investition. Ansonsten stellt der Anleihengläubiger ebenso die Mittel bereit wie ein Aktionär der zweiten Stunde.

 

Auf S. 62 schreibt Schwalm: „Einer der Gründe dafür ist, dass die Investitionen in Fremdkapital immer das Risiko mit sich bringen, in einen betrügerischen Charakter zu investieren. 100 Prozent Eigenkapital ist eine ehrliche Sache.“ Des Weiteren schreibt Schwalm über Genussscheine: „…wenn dieses in niederer Qualität daherkommt, wie es zum Beispiel bei Genussscheinen.“ Das ist, mit Verlaub, beides blanker Unsinn. Betrügereien gibt es in jeder Form. Und Genussscheine per se als niedere Qualität zu brandmarken zeigt leider, dass Schwalm zwar viel Ahnung von Aktien oder dem Aktienmarkt hat, aber keine vom Bondmarkt. Als Beispiel nennt Schwalm dann Prokon. Der Fall dürfte einigen hier sicherlich noch bekannt sein (S. 62-63). Merkwürdigerweise kommt Schwalm aber in den Schlüsselpunkten am Ende des Abschnitts zu dem Schluss: „Im Anleihenmarkt gibt es einen an Überfluss an Wertpapieren mit verschiedenen Qualitäten … . Bei Anleihen sollte … der Investor .. Qualität wählen.“ (S. 64). Das ist natürlich richtig und versöhnlich.

 

Gut gefallen hat mir der folgende Abschnitt „Wann sind Anleihen Aktien überlegen“, wo Schwalm ausgewogen analysiert (S. 64 – 69). Schwalm beschreibt seinen Verlust mit der Praktiker-Anleihe und kommt zum Resümee „Heute bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass der Kauf von Anleihen weder zu meinen favorisierten Anlageformen zählt, noch dass ich damit langfristig die höchsten Gewinne erziele.“ (S. 68). Das erklärt natürlich, warum er Anleihen reserviert gegenübersteht. Man kann eben auch nicht auf allen Hochzeiten tanzen, sondern muss sich einfach spezialisieren. Das sehe ich genauso.

 

Im Abschnitt „Wirtschafts- vs. Geldsystem“ versucht sich Schwalm an einer ökonomischen Einordnung (S. 69 – 71). Sehr merkwürdig finde ich, wenn Schwalm Karl Marx zustimmt und mit der Arbeitswerttheorie die Preise von Gütern zu erklären versucht und meint, Abweichungen vom realen Wert einer Ware begründen „unter- oder überproduktiv angelegte Ressourcen.“ (S. 71) Ich möchte an dieser Stelle nicht mit Schwalm in einem Ökonomie-Theoretischen Streit geraten. Es sei nur soviel verraten, dass ich eher der Grenznutzentheorie in diesem Zusammenhang anhänge.

Und auch im folgenden Abschnitt „Geldvermögen: Die Mär der Vermögensvernichtung“ (S. 72 – 74) kann ich Schwalm einfach nicht zustimmen. Er schreibt „Ich klammere Bargeld als Anlageform des Geldvermögens einmal aus. Ein Vorteil von Bargeld gegenüber einem Girokonto oder Termingeld erschließt sich mir nicht.“ Schwalm hat anscheinend die aktuelle Diskussion der letzten Jahre bezüglich Bargeld nicht mitbekommen und vermengt angelegtes Geld (Termingeld) mit liquidem Geld. Das Stichwort Negativzinsen, wenn auch 2018 noch nicht richtig aktuell aber schon in der Diskussion, blendet er aus. Auch hier wird leider etwas hemdsärmelig aus dem Bauch seine Meinung kund getan.

 

Ebenso finde ich seine Argumente zum Goldpreis, aufgrund der von ihm verwendeten willkürlichen Preise, etwas einseitig. Wie immer sind aber seine am Ende eines Abschnitts gewählten Schlüsselpunkte um Ausgleich bemüht (S. 77). Das gefällt mir grundsätzlich.

 

Der zweite Teil des Buchs beschäftigt sich mehr mit der praktischen Seite, dem „Vorgehen beim Investieren“. Dieser zweite Teil hat mir in weiten Teilen sehr gut gefallen.

 

Aber nicht nur im vorliegenden Buch, sondern allgemein bekomme ich Hautausschlag, wenn ich von der 3-Monats-Reserve lese, um die kaputte Waschmaschine zu bezahlen (S. 81). Wie oft noch? Dann verkauft man eben für ein paar hundert Euro Aktien und kauft die verdammt Waschmaschine. Dafür braucht man keinen Puffer! Andere Gründe mögen zählen, aber nicht die olle Waschmaschine!

 

Wenn man dann die 3-Monats-Reserve nach Schwalm aufgebaut hat, soll man sein Depot mit 15 unterschiedlichen Titeln bestücken (S. 81). Das empfinde ich als schwierig, wenn ich Anfänger bin. Wo soll ich diese tollen 15 Werte hernehmen? Das werden doch wahrscheinlich 50% Gräten und 50% gute Aktien werden. Hier muss Schwalm genauer werden. Ich denke, dass Depot muss sich entwickeln, in dem man nach und nach jeweils ein 1/15 ausgibt, wenn man nach und nach eine gute Aktie entdeckt. Beim Thema Streuung, Schwalm empfiehlt wie gesagt 15 Titel statt mehr, bin ich auch grundsätzlich auf seiner Linie (S. 81 – 82).

 

Sehr gut sind einige Aussagen auf S. 86, u.a. ein Teil des Erfolgs hängt von der Psychologie ab. Ich verweise einmal quer auf das Buch von Buskamp „Mentaler Börsenerfolg“, wo dieses wichtige Thema sehr ausführlich behandelt wird.

 

Auf der Folgeseite 87 nimmt Schwalm eine scheinbare Gegenposition zum Thema „Verluste begrenzen, Gewinne laufen lassen“ ein. Natürlich muss man langfristig Gewinne machen, aber Schwalm hat die interessante These, dass Stop-Loss nur für denjenigen ist, der tradet, zockt oder nicht seine Hausaufgaben gemacht hat. Ein spannender Ansatz, der absolut der Strategie von Markus Frick entgegensteht (Ein Buch von Fricke wird in Kürze hier vorgestellt).

 

Schwalm ist ein Freund des antizyklischen Investierens und bespricht im Kapitel „Antizyklisch investieren“ eine Reihe von Werkzeugen. Gut gefallen hat mir die Vorstellung des Shiller-KGV (S. 89 – 90). Bei dem nächsten Werkzeug „Ewige Durchschnittsrendite“ (S. 91 – 95) verwendet Schwalm auf S. 94 Daten von 2003 bis 2007. Sein Buch ist von 2018. Ehrlich gesagt muss ich feststellen, hier darf man gerne neuere Daten verwenden oder begründen, warum man so alte Daten nimmt. Auch wird leider nicht klar, wie der durchschnittliche Investor jetzt diese Ewige Durchschnittsrendite selber ermittelt. Hier bleibt Schwalm leider zu sehr oberflächlich. Wenn man ein solches Buch schreibt, muss man eben manchmal den Leser auch an die Hand nehmen, auch wenn man dann vielleicht einen oder zwei der eigenen Tricks verrät. Ansonsten muss man das Werkzeug gleich ganz weglassen.

 

Auf den Seiten 99 - 101 schreibt Schwalm sehr schön über antizyklischen investieren im Crash und das man quasi, was unglaublich schwer ist, gegen die Marktmeinung handelt. „Diese Art des Investierens ist ein sehr einsamer Prozess.“ (S. 101) weil man sich gegen die Marktmeinung stellt. „Investieren im Crash ist eine Frage der Charakterstärke.“ fasst Schwalm zusammen.(S. 101). Das Problem ist nur, wo ist im Crash unten? An dieses Frage kann sich vielleicht noch der eine oder andere im Frühjahr 2020 erinnern.

 

Mit Schwalms Konstrukt einer fixen Anlagequote gehe ich nicht konform (S. 103 – 104). Das kann etwas sein, für einen passiven Investor, aber für einen aktiven vermögenbildenden Investor halte ich das für falsch.

 

Auf Seite 111 schreibt Schwalm sehr zur Home-Bias. Schwalm rät davon ab, in Werte zu investieren, von denen man nicht die Nachrichten und Unternehmensberichte lesen kann. Ich teile diesen Standpunkt, insbesondere wenn man sich von Blue Chips entfernt.

 

Sehr gut finde ich das Kapitel „Sich nicht von der Meinung der anderen beeinflussen lassen“ (S. 114 – 121). Insbesondere die Ausführungen auf den Seiten 118- 120 sind sehr gut. So habe ich das noch nirgends gelesen!

 

Hier im WPF drehen sich ja zahlreiche Diskussionen um den User Dev und sein SIXT-Investment.

Schwalm merkt zu dem Thema an: „Sollte sich eines der Investments über mehrere Jahre hinweg als richtig herausstellen und gut entwickeln, muss man, entgegen der Lehrbuchmeinung, nicht verkaufen, um die Position aktiv zu reduzieren. Insbesondere dann nicht, wenn man das Unternehmen besser kennengelernt und keine bessere Alternative findet. Man sollte das Investment dagegen einfach laufen lassen und von der guten Entscheidung, die man getroffen hat, profitieren.“ (S. 122 – 123).

 

Ich fasse den Rest des Buches wie folgt zusammen: Die Ausführungen zum Aktienscreener auf Seite 162 haben mir sehr gut gefallen. Den Inhalt der Seiten 170 bis 172 zu Aktienoptionen kann ich total zustimmen und die Ausführungen auf den Folgeseiten habe ich so auch noch nicht gelesen, sehr gut.

 

Fazit: Wer die Rezension liest, stellt fest, dass ich einiges zu kritisieren habe. Das stimmt, aber ich mag auch Bücher, an denen ich mich reibe, gerade weil ich meine Position verteidigen und hinterfragen muss. Und das vorliegende Buch gehört dazu.

Man merkt zudem denke ich, dass ich im zweiten Teil des Buches mit meiner Rezension „schneller“ werde und mehr Seiten zusammenfasse. Das liegt einfach daran, dass mir der zweite Teil in weiten Teilen wirklich gut gefallen hat. Man kann vielleicht auch vereinfacht sagen, Schwalm ist immer dann stark, wenn er etwas erklärt oder erläutert und immer dann schwach oder fehlerhaft, wenn er etwas moralisch begründen will wie im ersten Teil seines Buches. Wäre ich der Lektor der zweiten Auflage, würde ich Schwalms ersten Teil drastisch zusammenstreichen und Schwalm animieren, die gewonnen Seiten mit neuen oder weiteren ausführlicheren Inhalten des zweiten wirklich guten Teils füllen, wo Schwalm seine Stärken und sein Wissen ausspielen kann.

Mir hat das Buch insgesamt gefallen.

 

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John Silver

Frick, Markus, „Ich mache Sie reich – Der Mann, der Millionäre macht“, Econ Verlag, München, 2. Auflage, 2001, 253 Seiten

 

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Markus Frick ist eine der schillernden Personen, die im Rahmen des Börsenhypes des Neuen Marktes ins Licht der Öffentlichkeit gespült wurden. Ich empfehle einmal den Wikipedia Eintrag über ihn zu lesen.

 

Das Buch selber wirkt auf den ersten Blick mit ca. 250 Seiten „normal“. Das Schriftbild ist aber so augenfreundlich, dass Herr Fielmann weinen würde. Falls jemand zum Vergleich ein ??? - Kinderbuch zur Hand hat - die Schriftgröße bei Frick ist etwas größer.

 

Frick hat in der Tat eine flotte, einfache Schreibe, so dass sich das Buch wirklich schnell weglesen lässt. Selbst der ungeübte Leser sollte nicht mehr als 2-3 Abende brauchen.

 

Im Vorwort verrät Frick gleich, was es braucht um an der Börse erfolgreich zu sein. Es sind lediglich drei Dinge: „1. Ein kleines Startkapital – dies können 1000 oder 2000 Mark sein, 2. Zeit … und 3. Dieses Buch …“ (S. 13). Ich darf hinzufügen, es bedarf deutlich mehr als dieses Buch. Frick führt weiter aus, dass es ihm nicht „um marktschreierische Botschaften und auch nicht um die Vermittlung von komplexem Fachwissen geht“. (S. 13) Ich merke kurz an, dass Frick nur den zweiten Teil des Satzes einhält. Es bleibt arg oberflächlich.

 

Bevor es aber los geht, sagt Frick, solle man sich einige Fragen stellen. (S. 16-17). Da die Fragen dermaßen unpräzise sind, lasse ich diese hier mal weg. Im Endeffekt geht es darum zu ermitteln, welcher Risikotyp man ist. Das Frick nicht vom Fach ist, merkt man dann gleich im Folgesatz wo er Lebensversicherungen als unentbehrlich bezeichnet. Ohne jetzt im Detail jetzt auf die Unterscheidung zwischen einer Lebensversicherung und einer nur Risikolebensversicherung einzugehen, darf man hier schon mal ein zwei Sätze mehr erwarten. Das ist leider zu dünn, unerheblich, ob die Erläuterung heute veraltet wäre oder nicht.

Danach streift Frick noch kurz andere Anlageformen.

 

Fricks Buch startet mit einigen Banalitäten aus seinem Leben, er nennt es „einfachste Erlebnisse“ und „Schlüsselerfahrungen“, den er seinen Weg zur Börse bzw. zu seiner ersten Million nennt (S. 24).

 

Schon gleich fängt Frick mit einer Merkwürdigkeit an. Er stammt, laut eigener Aussage, aus bescheidenen Verhältnissen (S. 25). Das ist natürlich Unsinn, wenn man später erfährt, dass seine Eltern neben mehreren Bäckereifilialen auch noch Eiswagen hatten und Fricke selber als „Produktionsleiter“ gearbeitet. Welche kleine Bäckerklitsche braucht einen Produktionsleiter? Eben, war wohl doch nicht so klein alles. Auf den Seiten 29 – 31 erzählt er dann das Märchen, wie ein Bankberater ihn als 14 jährigen zu Aktienkäufen riet.

 

Am Ende jedes Kapitels listet Fricke immer ein paar Tipps auf. Das merkwürdige ist, dass diese Tipps oft richtig sind und gleichzeitig nicht richtig zum vorherigen Text passen, als ob jemand anderes die Tipps geschrieben hätte.

 

Natürlich fordert auch Fricke, irgendwie scheint das unvermeidlich, siehe u.a. meine Rezension von Schwalm „Intelligent investieren“, ein Fach für „Vermögensmanagement“ (S. 36). Ich stelle mir ja immer die Frage, was die Schule / der Staat noch alles leisten soll. Und das schon alles in der Schule! Ernährung, Rechtskunde usw. usw. Wo bleibt eigentlich mal die Eigenverantwortung des Einzelnen? Und viele Themen werden ja auch im Rahmen der Ausbildung oder im Studium besprochen. Egal, zurück zum Buch.

 

Im Kapitel „Missgeschicke, Motivation und ein Ziel“ erzählt Frick wie ihm als Eisverkäufer für seine Eltern eine Kiste mit Eis herunterfiel (S. 39-40). Das hat ihn motiviert. Ich lasse das mal so stehen.

 

Am Ende des Kapitels schreibt Frick: „Ich bin weit davon entfernt, ihnen kühne Visionen zu entwerfen und übertriebene Versprechen zu machen.“ (S. 44). Da frage ich mich, Markus, kennst Du Deinen eigenen Buchtitel nicht? Zumindest später im Buch kommt er darauf zu sprechen.

Vom Thema Streuung hält Frick nicht viel. Ich bin auch grundsätzlich kein Freund von zuviel Streuung, halte aber 3-4 Titel nur dann zweckdienlich in einem Depot, wenn man mit kleinem Geld gerade gestartet ist (S. 48 und andere).

 

Das Kapitel „Sichern sie sich ab“ behandelt Fricks Tipp, sich permanent mit Stopp-Loss gegen Börsenverluste abzusichern (S. 49 – 53). Diesen Tipp wiederholt er mantrahaft das ganze Buch durch. Prinzipiell ist der Tipp auch richtig, aber Frick lässt fast das ganze Buch die möglichen Probleme und Fallstricke, die ein Stopp-Loss beinhaltet. Erst zum Ende hin, auf den Seiten 200 – 201 nennt er die Probleme. Aus meiner Sicht ist das zu spät, handelt es sich doch beim Setzen eines Stopp-Loss um einen Kernpfeiler seiner Strategie.

 

Sehr schön ist der Satz auf S. 57 von Frick: „Wenn Sie heute zu einer Bank gehen und sich über lukrative Anlagemöglichkeiten beraten lassen, wird man ihnen mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Standardwert aus dem Deutschen Aktienindex oder aber einen hauseigenen Fonds nahelegen.“ Hier muss man vor Frick den Hut ziehen. Dieser Satz hat selbst 20 Jahre nach Erscheinen des vorliegenden Buches, immer noch seine Gültigkeit! Dann hat haut Frick gleich wieder einen raus, nur eine Seite später: „…sind Bankangestellte angewiesen, Aktien zu empfehlen, die im Jahr nicht viel mehr als fünf bis sechs, maximal zehn Prozent steigen.“ (S. 58). Davon habe ich selber und auch von keinem Banker oder ehemaligen Banker den ich kenne, gehört. Und wiederum eine Seite Später (S. 59-60) erzählt Frick die Geschichte, wie er als kleiner Krauter die Bankgebühren mal eben um 50% gekappt hat. Richtig ist, dass man bei seiner Bank mal nach Sonderkonditionen oder Rabatten nachfragen sollte. Wenn man aber kein finanzielles Gewicht auf die Waage bringt, bekommt man keine, das ist sicher. Im übrigen gibt es heute genug „Billigbroker“, wobei das zu Zeiten der Veröffentlichung des Buches 2001 noch anders war.

 

Das Kapitel „Warten Sie nicht, bis die Spekulationsfirst abgelaufen ist“ hat für den heutigen Leser natürlich nur noch historischen Wert (S. 77 – 79). Schön war die Zeit!

 

Hoch motivierend sind Fricks Kapitel, wo er erzählt wie er oder Leute die er kennt, auf welche Art schnell Geld verdient haben. Er selber hat quasi eine Million nebenbei verdient, als er 14 Tage auf einem Kreuzfahrtschiff war (S. 87 – 90). Das Problem ist aber, dass das normale Börsengeschehen so einfach nicht funktioniert.

 

Plötzlich wird Frick aber von RTL eingeladen zum Thema „Millionäre in Deutschland“. Frick verschlägt es die Sprache (S. 91) Dem Leser auch, warum ruft RTL ihn an? Wie kommen die auf ihn? Das erfährt man leider nirgends im Buch.

 

Im nächsten Motivationskapitel „Lässt sich eine Erfolgsstory wiederholen?“ beschreibt Frick wie er einen ukrainischen Bekannten mit Hilfe seiner Strategie zum Millionär gemacht hat (S. 93 – 98). Die ganze Geschichte ist nicht nur vom zeitlichen Ablauf etwas abstrus, aber hier zählt wohl eher der Kern der Geschichte, jeder kann es mit Markus Frick schaffen. Auch wenn immer noch nicht klar ist, was seine Strategie überhaupt ist. Das Folgende Kapitel beinhaltet ebenso eine arg unstimmige Geschichte, aber Hauptsache es konnte nochmal gezeigt werden, dass die davor erzählte Geschichte kein Einzelfall war (S. 103 – 105).

 

Bemerkenswert ist auch, dass Frick im ganzen Buch nicht einen falschen Tipp gibt. Alle seine Börsentipps sind Kursraketen. Kein Wunder, dass er selber öfters auf seine Börsenhotline zu sprechen kommt (S. 105 und siehe diverse Stellen im Buch). Und oh Wunder, das nächste Kapitel handelt auch gleich von der Gründung seiner Börsenhotline (S. 107 – 111).

 

Der Hinweis von Frick auf Modebranchen, die an der Börse „In“ sind, ist dagegen wohl zeitlos gültig (S. 113). Aber auch in diesem Kapitel „Setzen Sie auf Modebranchen“ berichtet Frick, wie er mit dem Vater seiner Jugendfreundin eine Wette einging. Frick gibt ihm einen Aktientipp und dieser investiert EUR 10.000 und nach einem Jahr wird abgerechnet. Der Vater kauft dann 100 Stück der empfohlenen Aktie zu EUR 50 (S. 114 - 115). Natürlich ging die Wette mit +1.200% Gewinn auf, aber man kann auch die erst genannten Zahlen auf sich wirken lassen.

 

Ein wesentlicher Pfeiler von Fricks Strategie ist das Zeichnen von Neuemissionen. Man müsse nur viel lesen und die Graumarktpreise beobachten. Das zeichnen der Neuemissionen sei dann wie ein Lottospiel, bei dem man zwar nicht immer gewinne, aber praktisch nicht verlieren könne (S. 119-123). Damals muss man richtigerweise festhalten war es zu Zeiten des Neuen Marktes auch quasi so. Heute funktioniert das natürlich nicht mehr so ohne weiteres.

 

Wer die Arbeit und die Strategie von Frick scheut, dem empfiehlt Frick im Folgekapitel „Auch Fonds sind eine gute Investition“ (S. 125 - 131).

Das absurde an dem Buch ist, dass immer nach einem „normalen“ Kapitel wie dem „Fonds“-Kapitel ein Quatsch-Kapitel folgt usw. . Die Story in Kürze: Eine Freundin zieht bei ihrem Freund aus und muss ihre Schrankwand auf Kredit finanzieren. Markus hilft ihr, als Millionär aber nicht mit Geld, nein, er rät ihr Geld aus der Firmenkasse zu nehmen (sie ist selbstständig) und sich das benötigte Geld schnell per Spekulation zu besorgen. Klingt abenteuerlich? „Ich beruhigte sie. Die Börsenzeiten waren optimal…“. (S. 133 – 136).

 

Das nächste Kapitel ist wieder gut. Hier ist die folgende Stelle bemerkenswert: „Allerdings laufen Sie bei Onlinebrokern in … turbulenten Börsenzeiten auch Gefahr, … in der Warteschleife (hängen) zu bleiben…“ (S. 138). Dieses Problem ist immer noch akut und hat sich seit 20 Jahren nicht geändert, nur man hängt nicht in der Telefon-Warteschleife, sondern die Server der Direktbanken knicken bei großen Börsenverwerfungen auch heute noch gerne ein.

 

Und auch das Kapitel „Das World Wide Web: eine Fundgrube für Aktionäre“ ist nach 20 Jahren noch erstaunlich aktuell. Es verblüfft, wie viele der vorgestellten Webseiten noch online sind (S. 143 – 147). Das trifft auch auf das Kapitel „Lesenswert: eine Auswahl guter Börsenmagazine“ zu (S. 175 – 178. Das dagegen der Videotext im nächsten Kapitel quasi keine Rolle mehr spielt, kann man Frick nicht anlasten (S. 149 – 153). Blöd aber, das Frick das Kapitel wieder mit einer ausgedachten oder zumindest sehr frei erweiterten Geschichte erweitert: Seine Frisörin Denise kauft vor zwei Wochen ihr erstes Anlegermagazin. „Seitdem lese sie regelmäßig (sic!) Börsenzeitungen“. Zudem blättere sie jeden Abend durch den Videotext, um auf dem Laufenden zu sein…“. Natürlich macht Denise auch einen stattlichen Gewinn. So einfach war das damals (150 – 153).

 

Und „Zack!“ folgt abermals ein Kapitel voller Merkwürdigkeiten. Meine Perle zum Thema Saisonalität: „Auch die Musterdepots bekannter Börsenzeitschriften und kapitalintensiver Fonds verlieren in den Sommermonaten oft 30 bis 40 Prozent.“ (S. 160). Tja, mit Fricks Stop-Loss-Strategie wäre das nicht passiert!

 

Die Vermischung von EUR und DM und den Unsinn der nächsten unstimmigen Geschichte will ich nicht weiter ausrollen (S. 169 – 170). Auch die folgende Aussage von Frick „Ich muss gestehen, das auch ich zahlreiche Beiträge überblättere … welche Wirtschaftssysteme oder Währungen irgendwo auf der Welt verhandelt werden; mich interessiert lediglich, ob eine Aktie steigt oder fällt…“. (S. 180) Ich denke das fasst ganz gut zusammen, wie Frick tickt und warum man ihm nicht folgend sollte.

 

Auf Licht folgt Schatten folgt Licht: Das Kapitel „Mit welchem Wertpapier soll ich einsteigen“ ist überraschender weise wieder gelungen (S. 195 – 198). Und im Kapitel darauf erläutert Frick endlich, dass Stopp-Loss, gerade in engen und oder volatilen Märkten seine Tücken haben kann (S. 199 – 201). Endlich! Nach fast 200 Seiten fällt ihm auf, dass Stop-Loss eben nicht die allein selig machende Wunderstrategie ist und es diverse Fallstricke gibt.

 

…und wieder Schatten. „Wenn Sie heute 5000 Mark besitzen, dann haben Sie eine reelle Chance, in acht Jahren Millionär zu sein. Sie müssen ihr Geld lediglich (sic!) einmal im Jahr verdoppeln.“ (S. 213) So leicht wird man Millionär!

Die Kapitel auf den Seiten 207 – 212 und S. 217 – 224 bilden einen versöhnlichen Abschluss. Hier zeigt sich auch Fricks große Stärke, seine Motivationsfähigkeit (siehe auch z.B. Seite 42 – 44).

 

Das Buch schließt mit einer Zusammenfassung seiner Börsentipps (S. 226 – 235) und einem kleinen Börsen-ABC ab (S. 237 – 252).

 

Fazit: Ich denke, wenn ich keine Ahnung von der Börse hätte, würde mich als Anfänger das Buch motivieren, mir selber die nötigen Kenntnisse zu besorgen um den Weg an die Börse zu wagen, auch wenn es selbst für den Laien erkennbar voller Unzulänglichkeiten steckt. Das Buch selber es für ganz kleines Geld bei Ebay zu haben. Man darf, und das ist das Problem, weil dem ungeübten Leser die Erfahrung fehlt, es nur einfach nicht für bare Münze nehmen.

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John Silver

Homm, Florian; Ganschow, Jannis, „Erfolg im Crash – Wie sie mit konkreten Anlageideen von der Krise profitieren“, FinanzBuchVerlag, München, 1. Auflage, 2018, 202 Seiten

 

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Florian Homm ist eine polarisierende Person, an der sich die Geister scheiden. Das vorliegende Buch ist die Fortsetzung seines Buches „Endspiel“. Es gliedert sich in die Teile „Analyse“, „Investment Strategien“ und „Anlageideen“ (S. 20)

 

Im Vorwort zur aktualisierten Auflage 2018 führt Homm aus, warum wir unweigerlich auf den Crash zu steuern. Dabei nennt er vor allem 8 Punkte, die sich durch das ganze Buch ziehen:

1.       Globale Schuldenberge

2.       Extreme Überbewertung

3.       Negative demographische Effekte

4.       Minimale Zinsen

5.       Markt-Volatilität

6.       Zunehmende finanzielle Repression

7.       Sehr viel Fake Data

8.       Digitalisierung, Industrie 4.0“

(S. 15).

 

Man muss zugeben, dass viele der Punkte auch aktuell heute noch gelten. Homm legt sich fest, dass wir bis Ende 2019 (bzw. 2020) einen Crash oder eine „japanische Sklerose“ sehen werden (S. 15-16 und S. 20). Homms zweites Szenario ist eine schrumpfende oder stagnierende Wirtschaft, bei fallenden Kursen (S. 20).

 

Nun haben wir es einfacher, wir wissen, dass es einen Crash gab, der aber im Frühjahr 2020 stattfand und Covid 19 geschuldet war. Nichts desto trotz bestehen die o.g .Punkte ja weiter, so dass die Ausführungen von Homm nicht ganz uninteressant sind. Außerdem gibt es Tipps, wie man die kommende Krise aus nicht nur meistern kann, sondern auch an ihr profitieren kann (S. 19).

 

Analyse

 

Zuerst geht Homm auf die Veränderungen ein, die sich seit seinem Buch „Endspiel“ ergeben haben. Sein erstes Fazit: „Der kommende Crash wird brutaler als der letzte, und er wird wesentlich länger dauern“ (S. 25).

 

In Endspiel hat er, ohne dass ich das jetzt nachgeprüft habe, die Wahl von Donald Trump als wahrscheinlich dargestellt (S. 25). Insgesamt bemängelt er, dass die Hausse im S&P 500 weitestgehend von den FAANG Aktien getragen wird. Rechnet man diese heraus, ist das Wachstum des S&P 500 alles andere als berauschend (S. 30 -32). Im Folgenden geht er u.a. auf Tesla andere Werte ein, die jetzt die kommenden Unternehmen sind und dabei sind, die alten Autowerte in der Bewertung zu verdrängen (S. 32 - 33). Am Beispiel Cisco und Microsoft zeigt er auf, wie unglaublich hohe Bewertungen von Unternehmen auch wieder abgebaut werden können und wie lange es dauert, bis man ggf. überhaupt wieder in diese Bewertungsregionen wächst (S. 33). Ein weiteres Problem ist, das durch das Internet eine Reihe von Einzelhandelsketten in den USA Pleite geht. Homm geht von einem Trend aus, der sich noch deutlich verschärfen dürfte, insbesondere auch in Europa (S. 33 - 34). Zudem ist die Gemeinschaft u.a. durch den technologischen Umschwung, Terrorattacken und Krisen im Nahen Osten bedroht (S. 34 - 35).

 

Homm versucht mit seinen Büchern Kunden zu akquirieren, die auch seine anderen Dienstleistungen kaufen sollen (Coaching, weitere Bücher z.B. auf S. 125 usw.). Das ist verständlich, nervt aber, wenn man beim Lesen nicht nur weißt, sondern es auch deutlich merkt, dass hier die Werbetrommel gerührt wird (siehe auch S. 130). Ich vermute das das auch der Grund ist, warum Homm nicht mit Eigenlob geizt. „Ich interessiere mich kaum für Börsenmeinungen und verabscheue fast alle Marktkommentatoren, die noch nie eine einzige Investment-Auszeichnung erhalten haben.“ (S. 37). „Ich gehörte mit 19 Jahren zu den ersten, die bereits vor mehr als drei Jahrzehnten mit anspruchsvollen quantitativen Methoden, Algorithmen und Computermodellen vom Marktgeschehen profitieren.“ (S. 89). Unabhängig vom Eigenlob, möchte ich diese Aussage arg anzweifeln, da sie nicht so richtig zu seinem Lebenslauf paßt.

 

Auf den folgenden Seiten benutzt Homm bewußt viele Graphiken, damit der Leser seinen Ausführungen besser folgen kann. Das finde ich sehr schön, insbesondere auch, weil die Graphiken wirklich zum Text passen und nicht auf diversen Seiten vor oder hinter der relevanten Textstelle verstreut und oder versteckt sind (S. 35 – 89). Dort stellt er seine Überlegungen dar, warum ein Crash kommen muss. Ich muss gestehen, dass ich seine Aussagen, die z.T. aus meiner Sicht immer noch gültig sind, gut nachvollziehen kann und nicht für Unfug halte.

 

Seine Ausführungen zu Erläuterung des „Carry Trade“ fand ich gut (S. 60 – 61). Er verweist in diesem Zusammenhang auch auf ein Video dazu in seinem youtube Kanal (Bitte selber suchen).

 

Im Fazit auf den Seiten 74 – 75 schreibt Homm u.a. neben diversen anderen Faktoren die auf einen Crash hinweisen: „Ein Land wie Argentinien, das in 65 Jahren sechsmal und zuletzt 2014 zahlungsunfähig war, emittiert eine hundert Jahre laufende Anleihe…“. Hier muss man einfach sagen, der Mann hat recht gehabt!

 

Homms „bevorzugte Anlage-Strategie ist (es) seit fast vier Jahrzehnten, Schrott zu shorten … und hochwertige Perlen sehr günstig zu erwerben“ (S. 76). Das ist auch ein Grund, warum sich Homm nicht an die FAANG Aktien und ähnliche gehypte Aktien wie Tesla(!) herantraut. Auch wenn man am Ende recht hat, kann einen der Markt, laut Homm, in der Zwischenzeit in den Ruin treiben.

 

Auf den folgenden Seiten (77 – 89) mit der Kapitelüberschrift „Die notorischen Bullen - DAX 30.000“ versucht Homm in einer Art Fragen – Antwort – Spiel die Sicht der Bullen einzunehmen.

 

Sehr gut hat mir hier die letzte Antwort auf S. 89 gefallen. Sie beginnt mit: „Der Markt hat immer Recht. Basta. … Mir geht es um Wahrscheinlichkeits-Rechnungen, Bewertungen und um Angebots- und Nachfrage-Szenarien, die mir helfen, ein gut kalkuliertes Chance-Risiko-Verhältnis für meine Investments zu ermitteln. …“.

 

Investment-Strategien

 

Homms erste Tipps in der, seiner Meinung nach, aufziehenden Krise sind:

Wann ist der richtige Zeitpunkt sich vorzubereiten? JETZT! Ansonsten hätte er das Buch jetzt (d.h. 2018) nichtgeschrieben. Timing ist schwierig, deshalb empfiehlt er regelmäßige Sparbeiträge (S. 94 - 95) und Stop-Loss und Lock-In-Profit-Orders (S. 95 – 97). Es sei von mir angemerkt, dass seine Leser mit dieser Strategie, bisher sehr gut gefahren wären. Es ist richtig, dass die Flut alle Boote hebt, aber Homm schrieb ja aus der Vergangenheit. Von daher darf man ihm die Richtigkeit seines Tipps sehr wohl auf die Habenseite buchen.

Auf den Seiten 98 - 107 bis folgt ein Gastbeitrag zum „Technischen Bild“. Merkwürdig finde ich hier die Verwendung des FAZ-Index (S. 100). Auch wenn dieser Index deutlich älter als der DAX ist, wird der FAZ Index doch in der breiten Öffentlichkeit eher wenig bis kaum beachtet. Das wird bei den Lesern dieses Buches kaum anders sein.

 

Sehr gut ist auch die Aussage, von Homm im Unterkapitel „(Junk-)Bonds und Anleihenfonds“. Auch wenn er nicht der erste oder einzige mit dieser Aussage ist, so hat er doch recht: „Ich bin insgesamt kritisch, was 90 Prozent der Anleihen betrifft. … Auf der Jagd nach hohen Zinserträgen akzeptieren Investoren Renditen, die in keinem Zusammenhang zu den inhärenten Risiken dieser Schrottanleihen stehen.“ (S. 112). Das ist sehr richtig aus meiner Sicht.

Gut gefallen haben mir auch die Aussagen zu „Gold und Silber – mit Hirn“ auf den Seiten 115 – 116.

 

Auf den Seiten 118 bis 122 beschäftigt sich Homm mit Bargeld und Währungen und empfiehlt den Schweizer Franken, das ist wenig überraschend – und den Neuseeland Dollar! Damit hatte ich nicht gerechnet, weil ich den gar nicht auf dem Schirm hatte. Insgesamt ist Homm ein großer Neuseeland Fan. Persönlich denke ich aber, kommt auch die Wirtschaft Neuseelands in einer weltweiten Krise in Bedrängnis und dann frage ich mich, wie robust die Währung dann wirklich ist.

 

Sehr gut fand ich die Nennung von Inversen ETFs auf den Seiten 123 – 124. Das mag für viele Leser hier unwahrscheinlich banal sein, aber da ich mich mit ETFs bisher mehr als oberflächlich beschäftigt habe, war das schon sehr interessant, dass es so etwas überhaupt gibt. Vielleicht bin ich da nicht alleine.

 

Auch Homms Ausführungen, wenn auch ziemlich sparsam und kurz, fand ich erhellend genug, um mich in der Zukunft mit dem shorten von Zinsfutures zu beschäftigen (S. 129): „Nassim Taleb sagte einmal, (wer) zum … richtigen Zeitpunkt … Zinsfutures shorted … (kann) extrem reich werden kann, reich genug, um einen eigenen Jet zu besitzen.“

 

Im folgenden Unterkapitel „Alternative Zahlungsmittel“ kommt Homm auf Kryptowährungen und Gold als Zahlungsmittel zu sprechen (S. 140 – 146). Vielleicht war es nicht gerade prophetisch 2018 positiv zum Bitcoin etc. zu stehen. Aber es gab nun einmal den heftigen Kurszuwachs. Und Homm rät intensiv, sich mit Krypthos zu beschäftigen. Unabhängig ob man da etwas macht oder nicht – ich denke da hat er einfach recht. Man muss nicht mitmachen, aber man sollte das Thema, auch wenn man es für eine Blase hält, zumindest mit Wissen begleiten. D.h. man sollte wissen, warum man nicht mitmacht.

 

Das Unterkapitel „Globale Diversifikation des Vermögens“ (S. 147 – 148) fand ich dagegen albern. Was soll das und für wen soll das sein? Selbst der durchschnittliche „Millionär von Nebenan“ hat einfach nicht genug Geld, um sein Geld so weltweit zu streuen. Dafür gibt es ja diverse andere Möglichkeiten, siehe oben, um sein Geld weltweit verteilt anzulegen.

 

Das direkt anschließende Unterkapitel „Megatrends“ fand ich dagegen wieder richtig spannend (S. 149 – 150).

 

Im Unterkapitel „Öl und andere Trends“ (S. 153) prophezeit Homm: „Ich bin womöglich zeitlich mit meiner Einschätzung zu früh dra, aber Öl und Kohle könnten unter Umständen immer mehr an Bedeutung verlieren.“ Nun ja, „könnten unter Umständen“ kann immer sehr viel passieren. Dann ist eine Prognose nicht schwer. Ich erlaube mir aber die Aussage, dass Homm sich hier täuschte, und nehme den Vorteil von 3 Jahren (2018 zu Ende 2021) gerne an und sage, Homm irrt sich, wie lange die beiden Energieträger noch eine Zukunft vor sich haben.

 

Anlageideen

 

Was ich Homm hoch anrechne, ist seine Liste mit Titeln, die er für interessant hält, sowohl was die Short- als auch die Longposition angeht. Respekt, dass muss man sich auch einmal in einem Buch(!) trauen (S. 155 – 158).

 

Und gleich darauf haut er noch einen raus, ein langfristiges Total-Return-Depot. Natürlich legt auch Homm einige Bedingungen fest, aber die Grundaussage ist interessant und an der wird er sich eben auch in 5 bis 10 Jahren messen lassen müssen (S. 159 – 164).

 

Für das Schlußwort von Homm habe ich mir einfach notiert „sehr gut“. Bitte selber lesen.

 

Im Appendix hat Homm dann noch einige seiner „Werkzeuge“ vorgestellt, auch das hat mir gut gefallen, hier insbesondere die Seiten 170 – 175.

 

Fazit:

Homm ist ziemlich arrogant, geizt nicht mit Eigenlob und ist Besitzer einer großen Schulterklopfmaschine. ABER, er regt zum Nachdenken an. Und das ist vielleicht sein größter Verdienst, dass man in einer Zeit, wo man nicht weiß ob man in einer Hausse oder Blase oder sonst etwas ist, zum eigenen Nachdenken angeregt wird. Ich sage nicht, dass Homm oft recht hat, aber wer nicht über seine Gedanken nachdenkt, und wer sie ungelesen einfach verwirft, ist ein Narr. Von daher würde ich das Buch kaufen, wenn ich es nicht schon hätte. Bei einem Preis von etwa EUR 10 bei Ebay ist es ein Geschenk, um seine eigenen Gedanken einmal abzuklopfen, auch wenn das Buch von 2018 ist.

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John Silver

Junker, Kurt; „Insidergeschäfte – Vorsicht vor den Tricks der Banken“, Ullstein Verlag, Frankfurt/M., Berlin, Januar 1995, 121 Seiten

 

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Im Vorwort schreibt Junker etwas über einen Bankenskandal Anfang der 90er, der aber keine Folgen hatte. In der Tat habe ich überlegt, welcher Skandal das war und mir fiel keiner ein. Selbst durch googlen habe ich leider nichts Konkretes gefunden. Von daher kann der Skandal in der Tat nicht so groß gewesen sein.

 

Den ersten Teil seines Buchs startet Junker, indem er zusammen mit dem Leser fiktiv eine Zweigstelle betritt, wo er sich vom kleinen Kunden beim Bankberater, zum Firmenkunden beim Zweigstellenleiter, über den Großkunden beim Filialdirektor langsam vorarbeitet. Dabei hat er unerhörtes zu berichten. Der Kleinkunde bekommt doch tatsächlich nicht die gleichen Konditionen wie ein Großkunde.

 

Im nächsten Unterkapitel geht es um die Verteilung von Aktien bei einem IPO. Eine sichere Sache um Geld zu verdienen, indem die IPO-Aktien vom Banker bevorzugt sicher selber, seiner Familie, seinen Freunden und Kollegen zugeteilt werden. Zugegeben, da war früher viel im Argen, insbesondere weil auch die IPO Firmen von den Banken übervorteilt wurden.

 

Das folgende Unterkapitel behandelt weitestgehend wir Anlageberater und Bankhändler mit dem Backoffice zusammen die Banken ausplündern, indem sie gute Geschäfte auf ihre oder bekannte Depots routen und schlechte Geschäfte in Kundendepots oder ins Nostrokonto der Bank. Das war und ist natürlich hoch kriminell, auch wenn es früher wohl weniger Kontrolle und Kontrollmöglichkeiten seitens der Bank gab (31 – 47). In eine ähnliche Richtung geht die Einrichtung von Scheinkonten über die Geschäfte abgewickelt werden, indem die Geldwäscherichtlinien umgangen wurden (S. 47 – 51).

 

Auf den Seiten 53 bis 60 erklärt dann Junker, wie an der Börse Geschäfte von den Händlern abgerechnet werden. Die guten ins Kröpfchen der Händler und die schlechten ins Töpfchen der Banken in den Eigenhandel. Es sollte klar sein, dass das natürlich eine Art der Unterschlagung und kriminell ist.

 

Es schließt sich der Insiderhandel auf den Seiten 60 bis 65 an und auch das Frontrunning auf den Seiten 65 bis 71 ist allgemein bekannt. Hier findet der Vorgang aber nur an einer Börse lokal statt. Deshalb stellt sich schon die Frage, ob es wirklich so funktioniert wie von Junker dargestellt. Eigentlich funktioniert das nur, wenn alle Marktteilnehmer Idioten sind, die blind nachkaufen, ohne zu gucken was an anderen Börsen los ist. Ich bezweifle, dass das damals wirklich so funktioniert hat.

 

Es schließt sich ein oben genanntes Schema mit einem Marketmaker an, wo das Nostrokonto wieder das Risiko trägt. Auf den Seiten 77 bis 78 wird das gleiche Schema abermals wiederholt, jetzt aber mit 3 oder 4 Personen im Karussell, um die Spuren besser zu verwischen.

Grundsätzlich, und das muss eigentlich nicht abermals extra wiederholt werden, sind alle o.g. „Tricks“ strafbar.

 

Im Backoffice wird laut Junker auch kräftig hin und her geschoben. Junker fragt seinen Kollegen Bert, warum er nicht aufhört mit diesen kriminellen Geschäften, er hätte doch schon genug? Aber Bert, die arme Wurst, tut es nicht fürs Geld, sondern für die „Macht“. Denn Bert leider unter Minderwertigkeitskomplexen, die er mit Geld zu übertünchen tut. Wer glaubt diese traurige Geschichte?

 

Auf den Seiten 87 – 90 stellt Junker eine andere Art Geschäft vor, indem der Spread ausgenutzt wird, um trotzdem zu einem besseren Kurs zu kommen. Dazu wird ein Kunde im unteren Teil des Spreads ausgeführt durch die Bank und der Bestand leicht über dem Spread an den Händler, der den Ankauf tätigte, weiterverkauft. Der Händler bzw. damit neue Käufer kann damit zu einem wesentlich besseren Kurs leichter und besser wieder verkaufen (S. 87 – 90). Dazu werden natürlich die Privatdepots der Händler bei anderen Banken benutzt, um das Geschäft zu verschleiern. Geht das Geschäft wiedererwarten schief, weil der Kurs am nächsten Tag fällt, wird das Geschäft durch den Händler storniert.

 

Ein weiterer Trick ist, dass mehrere Händler mittels der Nostrokonten von diversen Banken einen Wert A puschen. Dazu haben Sie sich vorher mit einem anderen Wert B eingedeckt oder einen Wert C verkauft. Der Trick funktioniert so, dass wenn eine Aktie A steigt, i.d.R. auch eine andere Aktie B steigt oder eine dritte Aktie C fällt (oder alles umgekehrt) (S. 90 – 93). Es wird also das Schema von den Seiten 60 – 65 etwas weiter ausgerollt, um es weiter zu verschleiern.

 

Kurz vor Schluß singt Junker noch einmal das hohe Lied auf die „alte Garde“ von Händler, zu denen ohne Zweifel er auch gehört, die sich noch an Werte gehalten hätte, die die jungen neuen Schnösel im Geschäft nicht mehr zu würdigen wissen (S. 94).

 

Fazit:

Viele Geschäfte waren damals schon kriminell und nicht erlaubt. Ich halte es daher für deutlich übertrieben, daß das Usus gewesen sein soll. Mir kommt es in der Rückschau etwa so vor, wie Börsengeschäfte um die Jahrhundertwende 1900 in den USA. Dort wurde auch massiv die Unwissenheit des Börsenpublikums ausgenutzt. Viele der „manuellen“ Tricks die Junker beschreibt (Manipulation von Formularen, Stempeln und Zeitstempeln) dürften zudem heute nicht mehr funktionieren, da die meisten Abrechnungen automatisch erfolgen. Allerdings mag es sein, dass in manuellen Handel sich die Makler immer noch mal einige günstige Stücke sichern. Des Weiteren gibt es selbstverständlich, da muss man sich keinen Illusionen hingeben, weiterhin Insidergeschäfte und Frontrunning, allerdings nicht nur von der Bankenseite sondern im ganzen Markt.

 

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John Silver

Kurz, Heinz D. (Hrsg.); „Klassiker des ökonomischen Denkens Band 1 Von Adam Smith bis Alfred Marshall“, C.H. Beck, München 2008, 360 Seiten

 

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Nach dem Vorwort erklärt der Herausgeber Heinz D. Kurz in der Einführung (S. 9 – 30) warum es dieses Buch gibt: „Diese Einführung soll zeigen, daß die ökonomische Theoriegeschichte von anhaltender Bedeutung ist und nicht ohne schwere negative Auswirkungen auf das Fach insgesamt marginalisier werden kann.“ (S. 11). „Die Theoriegeschichte bewahrt und ordnet den Bestand an ökonomischen Ideen.“ (S. 17, auf Seite 17 gibt es zudem eine gute Übersicht über aktuelle Publikationen zur Dogmengeschichte). Und glaubt man Takashi Negishi, dann gibt es „wahrlich nichts neues unter der Sonne“ (S. 7), d.h. alle aktuellen Volkswirtschaftler, bedienen sich mehr oder weniger bei ihren Vorgängern.

 

Als Beispiel für die Aktualität der Überlegungen der Klassiker sei nur die Forderung von Herman Heinrich Gossen genannt, der vorschlägt, dass der Staat alles Land aufkauft und an Privatleute zurück verpachtet, um der ungleichen Verteilung von Grund und Boden, die Wohlstandsmindernd sei, entgegen zu wirken. Bezahlen solle der Staat den Kauf, mit den Pachterlösen, der er erzielt (S. 211) Vielleicht kommt der Vorschlag dem einen oder anderen bekannt vor, wurde doch im Zuge der Debatte um die Enteignung von Wohnungen in Berlin ähnlich argumentiert.

 

Auch wenn das Vorliegende Buch im Untertitel „Von Adam Smith bis Alfred Marshall“ führt, so beginnt das Buch doch nicht mit Adam Smith, sondern mit William Petty. Ich denke das ist dem Umstand geschuldet, dass viele Adam Smith kennen, aber nur sehr wenige William Petty.

 

Das Buch behandelt die folgenden Klassiker.

William Petty

Richard Cantillon

Francois Quesnay

Adam Smith

Thomas Robert Malthus

Jean Baptiste Say

David Ricardo

Johann Heinrich von Thünen

Friedrich List

John Stuart Mill

Hermann Heinrich Gossen

Karl Marx

Leon Walras

William Stanley Jevons

Gustav Schmoller

Carl Menger

Alfred Marshall

 

Schon in der Einführung wird geschrieben, dass man natürlich auch andere Klassiker hätte wählen können. Bemerkenswert ist auch, dass das Buch nicht mit Adam Smith, dem Urvater der Klassiker schlechthin, begonnen wird. Er kommt erst an vierter Stelle.

 

Die einzelnen Kapitel sind jeweils gleich aufgebaut. Nach einem kurzen Abriß über das Leben des Ökonomen, folgt eine Beschreibung seines Werks und abschließend, welche Wirkung er in der Volkswirtschaftslehre hinterlassen hat.

 

Auch die kurzen biographischen Abschnitte fördern zum Teil bemerkenswertes zu Tage. Erwähnt sei das wirklich rätselhafte Verschwinden von Richard Cantillon, der unter merkwürdigen Begleitumständen angeblich bei einem Brand ums Leben kam, nach dem er nur einen Tag vorher alle seine Sichtguthaben bei seiner Bank aufgelöst hatte (S. 46 – 48). Cantillion machte zudem u.a. die Bekanntschaft mit John Law, der die berüchtigte Mississippi-Gesellschaft gründete. Oder es sei genannt Francois Quesnay, der eigentlich Arzt am französischen Königshof war (S. 57 – 60). Oder David Ricardo, der durch eine Börsenspekulation zu einem der reichsten Männer Englands wurde und sich anschließend der politischen Ökonomie widmete (S. 120 – 124). Oder das wirklich tragische Schicksal von Friedrich List, einem Pionier des Eisenbahnwesens in Deutschland usw. usw. .

 

Fazit:

Die Klassiker haben weiterhin ihre Berechtigung und ich kann nur empfehlen, sich mit Ihnen zu beschäftigen, will man viele Debatten die heute stattfinden grundlegend verstehen. Allerdings muss ich zugeben, dass die Beschreibung des Werks und die Wirkungsgeschichte für manchen Fachfremden und durchaus auch für manchen Fachmann nur schwer zu verstehen sind. So trivial wie oft dargestellt, sind die Überlegungen und Erkenntnisse der Klassiker mitnichten.

Insgesamt ist es aber ein sehr schönes Buch. Bitte kaufen und lesen!

 

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John Silver

Homm, Florian (et al); „Endspiel -Wie Sie die Kernschmelze des Finanzsystems sicher überstehen“, FinanzBuch Verlag, München, 5. Auflage 2017, 199 Seiten

 

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Endspiel von Florian Homm ist der Vorgänger des hier schon vorgestellten Buchs „Erfolg im Crash“ und der Titel „Endspiel“ ist auch die Zusammenfassung des Buches in einem Wort.

 

Vorwort

 

Im Vorwort der 5. Auflage schreibt Homm gleich: „Gehen Sie davon aus, dass Sie demnächst immer weniger mit Bargeld bezahlen und immer kleinere werdende Summe bei Ihrer Bank in Bargeld abheben können.“ (S. 11). Wer in letzter Zeit mal versucht hat, einen Geldbetrag jenseits der EUR 5.000 abzuheben, wird Homm zustimmen. Es ist schwerer geworden. Und auch seine bedingte Vorhersage von Trump kann man Homm wohl auf die Habenseite schreiben (S.12, 14-15), auch wenn dieser, mindestens bis zur nächsten US-Wahl, schon wieder Geschichte ist.

Wie in „Erfolg im Crash“ sieht Homm jedenfalls die Mutter aller Crashs heraufziehen oder eine „…schmerzvolle, wertvernichtende japanische Sklerose…“ (S. 17).

 

Nervig ist durch das ganze Buch hindurch, dass Homm seine ganzen Sachen (Webseiten, Coaching, sein Youtube-Kanal usw.) wie Sauerbier anbietet. Das ist verständlich, wie man später im Buch erfährt, weil Homm anscheinend unter erheblichem Geldmangel leidet. Das verleidet aber dem Leser auch immer etwas das Buch, wenn es mal wieder in eine Werbebroschüre abgeleitet.

 

Einleitung

 

In der Einleitung schreibt Homm: „Sie werden keinen Volkswirtschaftler oder Professor in den Listen der Reichsten finden. … Die … (VWL) ist eine lächerliche Pseudowissenschaft, die mehr Schaden als Nutzen bringt. Sie können mir das glauben, denn ich bin diplomierter Volkswirt der Harvard University (cum laude). Ich weiß wovon ich rede.“ (S. 19). So weit vorne im Buch muss ich leider Homm gleich widersprechen. Es zeigt sich durch seine Aussage, dass er vielleicht(!) VWL studiert hat, ich vermute es war wohl eher BWL, verstanden hat er sie aber trotz cum laude Abschluss sicher nicht. Vielleich hat er ja auch nur „Scheine gesammelt.“ und weniger studiert.

 

Die folgenden Seiten sind der Einleitung sind dann eine kleine Darstellung seines Werdeganges oder verkürzt ausgedrückt „Ein Hoch auf Homm!“ (S. 19 – 26).

 

Teil 1 – Lage, Analyse, Bewertung

 

Gleich am Anfang schreibt Homm, dass es sehr sehr schwer ist, „den genauen Zeitpunkt eines Crashs zu prognostizieren.“ (S. 27). Man kann dies aber an Indizien festmachen die Homm nach und nach aufzählt.

 

Auf den Seiten 33 – 36 schreibt Homm wie er die Pleiten von WCM und vom Bremer Vulkan vorhergesehen und wirtschaftlich genutzt hat. Das fand ich interessant. Dort kommt er auch auf das financial engineering zu sprechen, indem Unternehmen ihre eigenen Aktien zurück kaufen um die Zahlen pro Aktie zu schönen (S 36 – 37). Schon Mankiewicz hatte das bemängelt und auch ich gehe mit der Meinung von Homm, dass das problematisch ist, einher.

 

Die Prognose von Homm, dass die westlichen Länder niemals ihre Schulden zurückzahlen werden können, blendet meiner Meinung völlig aus, dass dies mittels Inflation sehr wohl leicht geschehen kann (S. 38). Das ist für den Bürger vielleicht unerfreulich, würde aber funktionieren.

 

Auf den Seiten 37 – 44 schreibt er über die „Bankster“ auch wenn er Anfangs gleich selber feststellt, wie billig diese Angriffe eigentlich sind. In dem Zusammenhang prangert er auch an, dass die deutschen Goldreserven größtenteils ohne Kontrolle im Ausland liegen (S. 43).

 

Es schließen sich Ausführungen zum Fiatgeld an (S. 45- 51) und auf Seite 53 prangert er anschaulich die expansive Geldpolitik an. Dieser Absatz hat mir sehr gut gefallen.

 

Die folgenden Seiten listen eine Reihe von Indikatoren auf z.B. Warren Buffett Index, Skyscaper Index usw. die laut Homm darauf hindeuten, dass der Crash bevorsteht (S. 54 – 57) Diese Auflistung fand ich sehr erhellend.

 

Es folgen Erklärungen zur Deflation (S. 60 – 65) und zur Inflation (Seite 65 – 68). Leider liest sich das Fazit wie von Dirk Müller inspiriert.

Erschütternd ist auch insgesamt das Weltbild von Homm das sich durch das ganze Buch zieht, wo praktisch alle korrupt sind, insbesondere „die Politiker“ (siehe u.a. S. 85 – 86 usw.). Traurig.

 

Homm ist ein großer Nassim Taleb Fan und lobt ihn diverse Male und empfiehlt sich unbedingt mit seinen Büchern zu beschäftigen. Auf den Seiten 71 – 74 listet er einige „schwarze Schwäne“ auf. Das ist gut, weil es zum nachdenken und bewerten anregt. Wenn ich mich aber richtig erinnere, kann man „Schwarze Schwäne“ ja gerade nicht vorhersagen, weil es sich ja um unvorhersehbare(!) Ausreißerereignisse handelt (siehe Wikipedia, Der Schwarze Schwan (Nassim Nicholas Taleb)).

 

Positiv ist, dass Homm Lösungen präsentiert, wie der Kollaps zumindest zu verzögern wäre (S. 75 – 80). Leider muss ich gestehen, dass ich viele Lösungen für Quatsch halte oder für undurchführbar. Es erschließt sich mir z.B. noch immer nicht, warum ein Besitzer einer GmbH (Mittelstand) bei der Erbschaftssteuer gegenüber einem (Klein-)Aktionär bevorzugt werden sollte. Und auch das Argument, dass die Firma sonst an der Erbschaftssteuer sonst zugrunde gehen würde zieht nicht. Einerseits könnte der Staat auch GmbH-Anteile statt Geld bekommen und zweiten wird ansonsten der Großkapitalist gegenüber dem kleinen Aktionär ja wieder bevorteilt, was Homm mit seinen anderen Vorschlägen ja gerade zu vermeiden sucht. Des Weiteren widerspricht sich Homm auch: Auf S. 75 propagiert er als Lösung eine Vermögenssteuer in Japan, den USA und Europa und verwirft diese zwei Seiten wieder mit der Begründung sie sei in der Erhebung zu teuer und zu leicht zu umgehen. Ja was denn nun? Vermögensteuer als Lösung oder nicht?

 

Teil 2 – Zukunftsentwicklungen und Lösungen

 

Ein Szenario was Homm für Wahrscheinlich hält, ist die große Finanzrepression durch den Staat, in der der Staat sich Mittel aus dem Vermögen der Bürger zu verschaffen sucht. Eigentlich nichts neues, das nennt sich Steuern, aber Homm entwirft hier ein härteres Szenario (S. 95 -97).

Auf Seite 97 schreibt Homm: „Es gibt keine Allheilmittel. Haben sich mich verstanden?“ Trotzdem zeigt Homm einige aus seiner Sicht sinnvolle Sachen auf und bespricht die einzelnen Asset-Klassen. So widmet er sich, ohne ein Mitrasjünger zu sein, auf den Seiten 98 – 103 Gold. Es folgen Cash, Aktien, Anleihen, Immobilien, Private Equity, landwirtschaftliche Nutzflächen, Währungen, Rohstoffe, Kunst und Antiquitäten, Derivate usw., Schulden & Hypotheken und inverse ETFs.

 

Einen Hinweis bei den Immobilien fand ich erwähnenswert: „Falls es Mietbremsen geben sollte, ist so ein Investment bei galoppierender Inflation gefährdet.“ (S. 115).

 

Bei den ETFs empfiehlt Homm physische ETFs (S. 116 – 117).

 

Wie erkennt man einen Crash? Natürlich mittels der oben genannten Indikatoren und auch daran, dass vor einem Crash die kurzfristigen Zinsen vor einem Crash normalerweise immer steigen (S. 118 – 119).

 

Irgendwie bekomme ich auch den Eindruck, dass mittlerweile aktuelle Crash-Bücher nicht ohne eine Goldman-Sachs-Weltverschwörung auskommen (S. 120).

 

Autobiographisches durchzieht praktisch das ganze Buch von Homm, aber auf den Seiten 121 und 197 – 198 läßt er sich einwenig mehr dazu aus.

 

Welche Optionen hat nun der Leser, dem Crash zu entgehen?

Homm gibt dazu konkrete Handlungsempfehlungen für fast alle Bevölkerungsschichten, wie den Sozialhilfeempfängern, den Studenten und Berufseinsteigern, Staatsangestellten und Rentnern, Mitgliedern der Mittelschicht und den Vermögenden (S. 125 – 140). Auffällig dabei sind z.B. seine Tipps als Sozialhilfeempfänger die Linke zu wählen (Das macht Homm laut eigener Bekundung auch, S. 140), sich als Frugalist auf zu stellen (S.126), sich vorzubereiten, Stichwort „Preper“ (S. 130), seine Anmerkungen zu Waffen (S. 136) und seine Überlegungen zu „Bauer sucht Frau“, wobei er eine Bäuerin suchen würde (S. 141).

 

Auf den Seiten 147 – 149 führt Homm noch einmal seine Indikatoren ins Feld. Zum Glück hat er sich bei deren Interpretation (bisher?) gewaltig geirrt. Glück für uns!

 

Teil 3 – Geschichte in Bildern

 

Im letzten Teil des Buches liefert Homm Graphiken und Daten zu seinen Thesen und insbesondere zu seinen im ersten Teil genannten Indikatoren. Das hat mir sehr gut gefallen.

Allerdings ist Homm meiner Meinung nach was das Konsumverhalten der Welt zu pessimistisch. Es ist richtig, dass die erste Welt in vielen Dingen gesättigt ist, aber wie heißt es so schön, Angebot schafft Nachfrage (Ich bin mir bewußt, dass diese Herleitung nicht ganz sauber ist). Des Weiteren unterschätzt Homm meine ich, den Konsumwillen und -hunger der 2. Und 3. Welt (S. 176).

 

Fazit:

Was wäre ein Homm Buch ohne Auslassungen über ihn selbst? Natürlich ist Homm eine spannende, weil kontroverse Figur. Warum er aber an jeder passenden und unpassenden Stelle erklären muss, dass sein Name Florian Homm ist, er am meisten und seit Jahrzehnten Arbeitet, er alleine seit Jahrzehnten Ahnung und sowie den Längsten hat, verstehe ich nicht. Hat er es so nötig? Auf jeden Fall weiß wirklich jeder nach der Lektüre des Buchs, dass das Ego von Florian Homm korrespondiert mit seiner Körpergröße von 2 Metern (S. 91 – 93, Seitenangaben sind aber eigentlich überflüssig, weil alle paar Seiten eine Selbstbeweihräucherung stattfindet).

 

Richtig ist aber, und das sollte eigentlich das richtige Fazit sein, sein Satz auf Seite 25: „Auch wenn man in vielen Dingen nicht meiner Meinung sein sollte, dann sollte man sich zumindest intensiv mit dem Inhalten beschäftigen.“ Dem kann ich mir nur anschließen.

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John Silver

Frick, Markus; „Das Geld liegt auf der Straße – Das 30-Tage-Programm für mehr Erfolg und Gewinn“, Econ Verlag, München, 4. Auflage, 2003, 240 Seiten

 

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Das Buch gliedert sich nach der Einleitung, wie vielleicht zu erwarten war, in 30 Kapitel und schließt mit einer Danksagung ab.

 

Der Inhalt des Buchs handelt vor allem darum, sich mit seiner finanziellen Situation auseinanderzusetzten und mögliche Sparpotentiale für den Vermögensaufbau zu erschließen. Des Weiteren werden auch Themen für ein allgemeines besseres Leben, Stichwörter Ernährung und Freizeitgestaltung, angesprochen.

Im Folgenden nenne ich die Schwerpunkte bzw. Stichwörter der einzelnen Tage des 30-Tage-Progamms und ergänze diese um ein paar Anmerkungen. Ich muss vorher noch einfügen, dass sich das Buch vornehmlich an Leute wendet mit relativ geringem Einkommen, die ihr Vermögen erst noch aufbauen müssen. Die meisten Hinweise und Tipps sind aber eigentlich für alle informativ, soweit sie nicht sowieso schon umgesetzt werden oder wurden.

Und noch ein wichtiger Hinweis: Da das Buch von 2003 ist, haben sich natürlich viele Dinge seitdem geändert, z.B. gibt es mittlerweile – leider(!) - keine Bundesschatzbriefe mehr, (S. 91) und insbesondere sehr viele steuerlicher Aspekte haben sich total verändert. Stichwort Kapitalertragsteuer.

 

K1: Bringen Sie Ordnung in Ihre Finanzen und sortieren Sie Ihre Belege.

 

K2: Erfassen Sie Ihre Einnahmen und Ausgaben.

Was immer etwas schwierig ist mit Frick, ist dass seine Geschichten immer so ausgedacht klingen. Wie die folgende: Der Bäckerkollege von Frick „verdiente … nicht besonders viel… ungefähr 2000 Mark netto, also etwa 1000 Euro.“ Wohlgemerkt in der Bäckerei von Fricks Eltern. Aber Frick ging mit Andre zusammen dessen Finanzen durch und wie ein Wunder, Andre konnte auf einmal soviel sparen, dass er zwei Jahre später an die Börse gehen konnte. Soweit so unglaubwürdig. Aber Andre „hat mittlerweile sehr viel erreicht. In der Bäckerei arbeitet er schon längst nicht mehr – heute ist Andre ein erfolgreicher Geschäftsmann und führt ein florierendes Unternehmen.“ (S.21). Ja, klar!

K3: Erfassen Sie alle Ausgaben und Gruppiere Sie diese nach Ihrer Wichtigkeit.

 

K4: Gehaltsverhandlungen

In diesem Kapitel ist bemerkenswert, dass Frick erzählt, man dürfe sich nicht unter Wert verkaufen. „Sie sollten auch dafür sorgen, dass Sie für Ihre Arbeit angemessen bezahlt werden!“ (S. 38). Lustigerweise erzählt er aber zwei Seiten vorher in Kapitel 3, wie er für einen Stundenlohn von DM 2,50(!) die Backstube bei seinen Eltern wischte. Selbst zu dieser Zeit war das ein absoluter Ausbeuterlohn, der weniger als 1/3 eines normalen Aushilfslohns betrug.

 

K5: Fitnessübungen & Fitnessstudio

 

K6: Ernährung

Ernährungstipps sind ja immer etwas schwierig, weil sich die Erkenntnisse gefühlt monatlich ändern. Trotzdem fand ich die Anmerkungen, man sollte, wenn man schon sündigt, auf Gummibärchen umsteigen, die seien ja fettfrei (S. 62) oder das Kaffee und schwarzer Tee Giftstoffe enthielten, die uns auf Dauer krank machen. Kräutertee ist dagegen OK. (S. 64 – 65).

 

K7: Überprüfen Sie Ihr Freizeitverhalten und suchen Sie sich einen Nebenjob.

 

K8: Urlaub, aber nicht auf Kredit, sondern günstig.

 

K9: Banken

 

K10: Die Börse I

Die Ausführungen auf den Seiten 94 – 95 haben mir von Fricke sehr gut gefallen. Wer Autofahren will macht einen Führerschein bzw. lernt Auto fahren. Und wer an die Börse will legt einfach los. Das funktioniert in den seltensten Fällen.

Ich habe die Vermutung, dass Frick bei den anderen Kapiteln „Hilfe“ hatte. Beim Thema Börse schreib Frick wohl aber selber. Es deckt sich zuviel mit seinem ersten Buch. Denn auch hier sind die Aussagen haarsträubend unabhängig davon, dass Frick anscheinend seinen „Stil“ bzw. seine „Strategie“ geändert hat.

„Ich will ihnen erklären, wie sie auch in schlechten Börsenzeiten hier und da 100% Gewinn an der Börse machen können. … halte sie häufig nur kurzfristig und verkaufe die Aktien mit 25% Gewinn. … Meine Devise ist einfach: Lieber kurzfristige kleine, aber schöne Gewinne machen: Bei dreimal 25% im Jahr Gewinn habe ich 100% Performance mit meinem Geld gemacht…“. (S. 101). Man muss noch hinzufügen, dass Frick laut eigener Aussage maximal 3(!) Aktien in seinem Depot hat (S. 132)

 

K11: Versicherungen

 

K12: Auto

 

K13: Strom

Bemerkenswert fand ich in diesem Buch zum Thema Stromsparen eine Aussage zum Klimaschutz zu finden. Das Buch ist immerhin von 2003. Damit war Frick seiner Zeit weit voraus.

 

K14: Sparen

 

K15: Börse II

Hier breitet Frick seine Strategie aus seinem ersten Buch wieder weit aus: Stop-Loss (S. 133 – 137). Zumindest räumt er in diesem Buch ein, dass eine Stop-Loss-Order kein Allheilmittel ist, auch wenn er sich auf 40% Crashs beschränkt (S. 137) und die viel übleren kleinen „Dipps“ vor und nach Börsenschluss außer Acht läßt.

 

K16: Steuererklärung

Grundsätzlich sind die hier gemachten Aussagen bedingt veraltet, aber andere allgemeine Tipps sind für viele sicherlich noch immer gut geeignet (S. 140 – 144).

 

K17: Rabatte

 

K18: Sparen mit dem Computer

Unabhängig davon, dass die hier angeführten Zitate von Watson, Bill Gates usw. so vermutlich nicht stimmen oder nie gesagt wurden, finde ich es viel schlimmer, dass das zentrale Rechenbeispiel in diesem Kapitel absolut falsch ist. Nur so viel: Wenn man sagt, ein Computer hat Anschaffungskosten von EUR 1.500 und ist nach 2 Jahren veraltet, was ich bezweifle, dann kann man die Kosten eines Computers nicht mit EUR 1.500 pro Jahr ansetzen, sondern sie betragen dann EUR 750 (EUR 1.500/2) pro Jahr (S. 152 – 154). Damit ist die ganze Rechnung um die es sich in diesem Kapitel dreht, hinfällig. Noch schlimmer ist, dass diese falsche Rechnung in der 4. Auflage(!) immer noch nicht korrigiert wurde.

 

K19: Tauschen & Entrümpeln

 

K20: Fortbildung

 

K21: Warenreklamationen

 

K22: Mieten oder Kaufen?

 

K23: Wasser

 

K24: Energie

Der Tipp „Heizöl kaufen, wenn die Kurse im Keller sind“ ist natürlich etwas simpel. Wann sind die Preise im Keller? Das weiß man immer erst hinterher. Und spätestens wenn der Winter kommt, muss man kaufen, egal wo der Preis dann liegt (S. 190).

Gut fand ich dagegen die angeführte Faustformel von Gas Kubikmeter durch beheizte Quadratmeter, um schnell zu ermitteln, wo man mit seinem Verbrauch liegt (S. 191).

 

K25: Handykosten

Das Kapitel ist nach 18 Jahren natürlich hoffnungslos veraltet. Die Grundidee aber, die Handykosten zu beobachten bleibt richtig.

 

K26: Einkaufen in Factory Outlets

 

K27: Arzneimittel

 

K28: Kümmern Sie sich eine Stunde pro Tag um Ihr Geld.

Auf die Frage wie Frick zu seinem damaligen Vermögen gekommen ist, antwortete er: „Das Arbeit, verdammt harte Arbeit.“ (S. 217 – 218). Genau das ist es, wenn man aktiv investiert, Frick bringt es auf den Punkt!

Aber die folgende Aussage führt wieder zu Kopfschütteln: „Wer sich über Aktien, Unternehmen und Branchen informiert und daraus die richtigen Schlüsse zieht, kann an der Börse sehr schnell eine Rendite von durchschnittlich 25 Prozent erwirtschaften.“ (S. 219 – 220). Tja, dann ziehen die meisten Fondsmanager wohl nicht die richtigen Schlüsse.

 

K29: Börse III

Man muss es einfach sagen, die Börsenkapitel sind, obwohl sie ja die Stärke von Frick sein sollten, die schwächsten Kapitel im Buch. Fricks Tipp nach einem Crash: „Wenn man gut aufpaßt, findet man den richtigen Zeitpunkt, um wieder einzusteigen und kann … gutes Geld verdienen.“ (S. 224). Das Timing-Problem wäre also geklärt, danke Markus Frick.

 

K30: Schlußwort

 

Fazit:

Markus Fricke ist ja berüchtigt (siehe ggf. Wikipedia). Von daher war ich ehrlich gesagt total überrascht ein relativ gutes und brauchbares Buch zu lesen. Natürlich sind nicht alle Tipps neu, wobei man nicht vergessen darf, dass das Buch von 2003 ist und natürlich kann Frick beim Thema Aktien nicht aus seiner Haut, aber das Buch ist für seine Zielsetzung wirklich gut und brauchbar.

Als Motivationshilfe, um mit dem Sparen anzufangen kann ich es nur empfehlen. Nachdem das Buch ja quasi ein „Sparbuch“ ist, bietet es sich an, es für kleines Geld gebraucht zu kaufen, Stichwörter Antiquariat und Ebay.

Aber auch für andere die aus dem gröbsten raus sind und eine kleine Motivation brauchen, ist es sicherlich brauchbar. Frugalisten und Sparexperten werden aber nur müde lächeln über das Buch.

Mir hat das Buch aber gefallen, es wird seinem Anspruch gerecht, und daher Daumen hoch!

 

 

 

 

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John Silver

Schiffmacher, Christian (Redaktion); „BONDBOOK Restrukturierung von Anleihen“, Institutional Investment Publishing Verlag, Eschbach, 2014, 103 Seiten

 

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Das Buch hat nur einen Umfang von 103 Seiten und ist daher mit einem regulären Kaufpreis von EUR 29,00 aus meiner Sicht sportlich bewertet. Insbesondere da es sich, das kann man hier schon verraten, zudem auch um eine Selbstdarstellung von verschiedenen Kanzleien handelt die nicht nur ganzseitige Werbung im Buch geschaltet haben, sondern am Ende auf den letzten Seiten sich und ihre Kompetenzen noch einmal vorstellen dürfen. Beim Lesen des Buches war mir auch nicht ganz klar, für wen das Buch geschrieben wurde. Vom Titel habe ich auf den interessierten oder betroffenen Anleger und den wissenschaftlichen Theoretiker geschlossen. Nach Leser des Buchs denke ich aber, dass die Emittenten von Mittelstandsanleihen gemeint sind. Es würde mich nicht wundern, wenn die Hälfte der Auflage umsonst direkt an diverse Firmen geschickt wurde.

 

Im Folgenden nenne ich einige Artikel / Kapitel, die meisten haben einen Umfang von 3, einige von 5-6 Seiten, und mache dazu noch Anmerkungen:

 

Nach dem Editorial darf Frank Günther, einige dürften den Geschäftsführer von One Square Advisory kenne, das Vorwort bestreiten. Schon damals 2014 war es ihm ein wichtiges Anliegen für den „gemeinsamen Vertreter“ und damit quasi für sich zu trommeln.

 

Im Artikel „Restrukturierung von Anleihen“ wurden Griechische Staatsanleihen und der Fall der SNS Bank aufgegriffen. Das fand ich auch aus heutiger Sicht noch sehr interessant (S. 18 – 22).

 

Im Artikel „Das neue Schuldverschreibungsgesetz“, wo die Autoren relativ übersichtlich das neue SchVG kurz darstellen, kommen sie nach den Kapitelzwischenüberschriften „Gläubigerversammlung: Vorbereitung und Durchführung“, „Und wenn es nicht klappt?“ zu der kryptischen Erkenntnis: „Wenn die Gläubigerversammlung nicht beschlussfähig ist oder den Beschlussvorschlag ablehnt, muss das nicht das Ende sein“ (S.31 – 32). Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wessen Ende? Gefühlt habe ich den Eindruck die Autoren stehen mehr auf Seite des Schuldners und nicht der geschädigten Gläubiger.

 

Auf den Seiten 47 – 50 stellt OSA (One Square Advisory) eine Fallstudie zur Solarworld AG dar und listet im letzten Absatz auf S. 50 eine Reihe von Fähigkeiten auf, die der „gemeinsame Vertreter“ aufweisen muss (Finanzstrukturierungskenntnisse, Verhandlungsfähigkeiten, Themen der Restrukturierung begleiten und einschätzen können usw.). Und, durch die Blume gesprochen, wer könnte das wohl besser alles machen, als OSA?

 

Der Folgeartikel „Möglichkeiten der Anleiherestrukturierung“, ebenfalls von OSA, kommt ebenfalls zu der überraschenden Erkenntnis, dass die Einbindung eines erfahrenen gemeinsamen Vertreters sehr wichtig ist (S. 54).

Am besten hat mir der Artikel „Fortführungs- oder Zerschlagungswert als Entscheidungshilfe für eine Restrukturierung“ von Jürgen Wegmann von COREvalue gefallen (S. 55 – 57). Hier hatte ich das Gefühl, dass hier jemand wirklich Tacheles redet. Überraschenderweise ist das glaube ich die einzige Firma gewesen, die keine Anzeige im Buch geschaltet hatte.

 

Danach folgte der Artikel von EY, der zwar einer der längsten Artikel ist, aber meiner Meinung nach auch der schwächste Artikel im Buch ist. „Anforderungen an Sanierungskonzepte und Sanierungsgutachten nach IDW S6“ (S. 58 – 64). Mir ist schon länger aufgefallen, dass die Wirtschaftsprüfer um das IDW und dessen Normen einen Tanz aufführen, wie um eine Heilige Kuh. Außer, dass das Gutachten nach IDW natürlich eine ganz dolle Sache ist, erfährt man leider wenig über die Inhalte des Gutachtens selber.

 

Im Artikel wird noch die Liquiditätsvorschau, die eine Firma zu machen hat angesprochen. Es verwundert schon oder vielleicht auch gerade nicht, dass dies ja anscheinend in vielen Firmen die am Ende Probleme haben, kein Standard zu sein scheint und dass sich die Firmen viel zu spät um dieses Thema kümmern. Anders lassen sich viele Insolvenzen aus meiner Sicht nicht erklären. Als ob die Firmen in diese Situation quasi gestolpert sind.

 

Amüsant ist eine Anmerkung vom Autor im Artikel „Der Schutzschirm“ (S. 66 – 69). „Überreichte man als Fachanwalt für Insolvenzrecht seine Visitenkarte, endeten die Gespräche schnell und man konnte den bis dahin offenen Gesprächspartner bei der sofortigen Entsorgung der Visitenkarte beobachten.“ (S. 67). Belustigt hat mich auch die Aussage: „Dennoch gelang es dem Insolvenzverfahren nicht, sich als leistungsfähiges Sanierungsinstrument in der Wahrnehmung der Unternehmen zu positionieren. Man war froh, wenn man nicht betroffen war oder dass die Insolvenz vorbei war.“ (S. 67). Ach, was!

 

Auch der Artikel auf den Seiten 78 – 80 hat als Hauptthema wieder einmal den gemeinsamen Vertreter. Es scheint, dass hier doch einiges an Potential für die Rechtsanwaltskanzleien ist. Die Aussage hier, dass nach der Eröffnung der Insolvenz „der Verkauf über die Börse grundsätzlich nicht mehr in Frage kommt.“ (S. 78) ist natürlich absoluter Quatsch und zeugt davon, dass es sich bei Verfassern vermutlich um Top-Juristen, aber keine Anleger handelt. Selbstverständlich werden die Anleihen noch über die Börse gehandelt, sei es zu Realisierung von Kapitalverlusten, auch im Zuge von Wash-Sales oder nur um zu traden. Die Anmerkung auf Seite 80, ob die Schuldurkunde vorgelegt werden muss oder eben nicht, ist dagegen wieder sehr wichtig. Bemerkenswert ist auch, dass am Ende des Artikels sogar Gründe genannt werden, die gegen(!) die Bestellung eines gemeinsamen Vertreters sprechen. Das spricht für die Autoren!

 

Und auch der Folgeartikel auf S. 83 spricht nochmal die Probleme an, die entstehen können falls ein gemeinsamer Vertreter in der Insolvenz bestellt wird.

 

Am Ende der Artikelserie ist das SchVG abgedruckt.

Das Buch schließt mit einer Selbstdarstellung der meisten Kanzleien ab, die zum Buch beigetragen haben.

 

Fazit:

Im Endeffekt haben mir die ganzen Artikel schon geholfen ein runderes Bild vom Schuldverschreibungsgesetz zu bekommen. Vielleicht kann man als Jurist oder interessierter Anleiger das SchVG auch so durchackern, ich fand es mit Hilfe der Artikel im Buch einfacher. Zudem ist der Umfang des Buches von der Seitenzahl, abzüglich Werbung, auch relativ überschaubar.

 

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John Silver

Hasler, Peter Thila „Fußballvereine am Kapitalmarkt – Wie sich der Fußball an der Börse finanziert“, Springer Gabler Verlag, Wiesbaden, 2015, 45 Seiten

 

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Das Buch ist eher ein schmales Heftchen mit gerade einmal 45 Seiten als ein Buch und umfaßt nach dem zweiseitigen Vorwort gerade einmal vier Kapitel, wobei das vierte Kapitel auch nur eine halbe Seite lang ist und nur das Fazit beinhaltet. Es schließt sich ein kurzes Literaturverzeichnis an.

Der Titel des Buchs ist mit dem Wort „Börse“ zudem fehlerhaft gewählt. Zwar nimmt Borussia Dortmund als einzige deutsche Fußballaktie einen breiten Raum ein, aber im Endeffekt handelt das Buch eher von Fußballvereinen die sich am Kapitalmarkt mittels Aktien und Anleihen finanzieren.

 

Vorwort

Schon im Vorwort kommt Hasler auf Seite VI auf die Anleihen-Schmuckurkunden zu besprechen. Die Problematik dahinter wird später noch auf den Seiten 31 – 34 beleuchtet. Das Problem für den Fan ist, dass er sich entschließen muss, ob er die Schmuckanleihe und die Zinsscheine zurückgibt und sein Geld erhält oder ob er die Schmuckanleihe behält und sein Investment verliert. (Hier im Forum kann man im St. Pauli Thread nachlesen, wie groß der nicht Rückgeforderte Betrag sein kann.) Hasler zeigt auf, dass die Schmuckurkunden z.T. einen erheblichen Umfang von der Gesamtemission einnehmen.

Die Sauerei ist – und das darf man hier ruhig so nennen – dass die meisten Fans wahrscheinlich gar nicht wissen, dass die Anleihe und die Zinsscheine ein paar Jahre nach der Fälligkeit ihren Wert verlieren. Der uninformierte Fan wähnt sich aber weiterhin im Bestand eines gültigen Schuldtitels, auch wenn er ihn nicht einlöst und freut sich über die „Eiserne Reserve“ an der Wand. Wer liest schon das Kleingedruckte von einem Börsenprospekt? Die Vereine übervorteilen meiner Meinung nach damit enorm ihre eigene Fan-Klientel und das ist aus meiner Sicht nicht in Ordnung.

 

Kapitel 1 Die Finanzierung von Fußballunternehmen

 

Kapitel 2 Die einzige deutsche Fußballaktie

Hier schreibt Hasler über Fußballaktien: „Eine hohe Korrelation zwischen sportlichem und wirtschaftlichem Erfolg, aus der selbst der selbst der Investment-Laie Rückschlüsse auf die Entwicklung des Aktienkurses ziehen kann, sollte also gerade nicht zum Nachteil der Börsennotiz gereichen, sondern zu deren Vorteil.“ Es sollte daher als Stärke der Asset-Klasse „Fußballaktie“ interpretiert werden, nicht als deren Schwäche.“ (S. 8). Sehr richtig!

 

Das Argument das Hasler an anderer Stelle bringt, dass die Vereine in Deutschland durch die 50+1 Regel daran gehindert werden, größere potente Kapitalgeber zu erreichen „zumindest für den Fan“, ein Problem darstellt, kann ich aus den Diskussionen um die 50+1 Regel in den letzten Jahren nicht nachvollziehen (S. 9). Die Fan-Szene steht eigentlich weitestgehend geschlossen hinter der 50+1 Regel und damit gegen die weitere Kommerzialisierung des Fußballs.

Unten in der Fußnote merkt Hasler noch an, dass Schiedsrichtern keine Aktien von Fußballvereinen besitzen und handeln dürfen. Spieler dürfen nur Aktien von ihren eigenen Vereinen besitzen (Fußnote S. 9). Spaßeshalber: Eigentlich müßte zudem der Besitz und Handel von Aktien von Wettanbietern untersagt werden.

 

Sehr unsympatisch wurde mir Hasler, als er auf Seite 12 schrieb: „…hätten es … „Diven“ mit hohem Markenpotential und niedriger Marktkapitalisierung wie der Hamburger Sportverein oder Hertha BSC … schwer, sich für den Kapitalmarkt sinnvoll zu positionieren.“

Hallo?!? Was stimmt denn mit Peter Thilo Hasler nicht? Zumindest macht er auf Seite 30 mit dem Schaubild wieder etwas gut, wo man die vorbildliche Platzierungsquote der HSV-Anleihen bewundern kann (und auch die von anderen, aber unwichtigeren Vereinen)

 

Sehr überrascht hat mich die Aussage auf Seite 15: „… viele Fußballunternehmen … sind für qualifizierte Manager möglicherweise nicht interessant, wenn sie ihnen nicht Beteiligungsmöglichkeiten bzw. eine am Aktienkurs des Unternehmens orientierte, leistungsabhängige Vergütung anbieten.“ Das wäre mir absolut neu, dass ein Bundesliga-Fußballverein keinen qualifizierten Manager gefunden hat, weil sie zu wenig oder nicht leistungsgerecht bezahlen würden.

 

Kapitel 3 Fußballanleihen

Ein wichtiges Manko und Problem von vielen Fußballanleihen ist die fehlende Börsennotierung. Somit liegen die Anleihen oft wie Blei im Depot oder an der Wand ohne das ein Verkauf möglich ist. Das ist wieder eine Sache, wo die Fußballvereine nicht gut mit ihren Geldgebern umgehen (S. 19)

 

Vorbildlich ist hier natürlich wieder der Hamburger Sport Verein (und ein paar andere, aber unwichtige Vereine), wo die aktuelle Anleihe an der Börse gehandelt wird.

Im Unterkapitel „Verzicht auf Rating“ kommt Hasler auf das fehlende Rating von Fußballanleihen zu sprechen. Das Kapitel erklärt das Rating allgemein und ist auch gutgeschrieben. Aus meiner Sicht spielt das Rating aber bei Fußballanleihen für den Investor weitestgehend keine Rolle (S. 19 – 25).

 

Und auch das Folgeunterkapitel „Verzicht auf Covenants“ ist ebenfalls gutgeschrieben und erklärt die „Covenants“ wie ich finde sehr schön (S. 25 – 28)

Die Zeichnung von Fußballanleihen hat sich dagegen etwas weiterentwickelt seit dem Erscheinen des Buches (S. 30). Dies hat man aktuell letztes Jahr bei der Schalke und der Bremen-Anleihe gesehen.

 

Kapitel 4 Fazit

Hier schreibt Hasler sehr anschaulich von der Tabelle „als wöchentliche Leistungsbilanz“ für die Fußballaktien und -Anleihen (S. 43).

 

Fazit:

Ein kleines gut geschriebenes Heftchen zur Einführung in die Finanzierung von Fußballvereinen, wo nebenbei auch noch einbischen Wissen zu Anleihen vermittelt wird.

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

Malkiel, Burton G., „Börsenerfolg ist kein Zufall – Die besten Investmentstrategien für das neue Jahrtausend“, Finanzbuchverlag, München, 2000, 411 Seiten

 

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Das Buch ist ein Klassiker und unter seinem englischen Titel „A Random Walk Down Wall Street“ sehr bekannt.

 

Zusammenfassung: Malkiel zweifelt die dauerhafte Outperformance von Marktteilnehmern an und empfiehlt grundsätzlich einen relativ(!) passiven Anlagestil in günstige Fonds und ETFs (S. 369). Er bezweifelt, dass es möglich ist, die Kurse von Aktien kurzfristig vorherzusagen. Langfristig sei dies aus seiner Sicht aber möglich (S. 339).

 

Das Buch selber teilt sich nach dem Vorwort in vier Teile.

 

Teil 1 Aktien und Ihr Wert

Gleich im ersten Kapitel erläutert Malkiel seinen englischen Buchtitel. Was ist ein Randow Walk? Es ist praktisch ein zielloses herumschlendern. Übersetzt auf die Börse ist das das berühmte Beispiel von einem Affen, der mit Dartpfeilen auf eine Kursliste wirft und mit dieser Depotzusammenstellung ebenso erfolgreich ist wie professionelle Experten (S. 18). „Börsenprofis wappnen sich gegen (diese) Angriffe mit einer von zwei Techniken: der Fundamentalanalyse und der Technischen Analyse…“ (S. 18 - 19). Damit wäre die Hauptthese im Buch schon erläutert, dass die meisten Markteilnehmer den Zufall, den Durchschnitt aller Kurse nicht schlagen können, hier symbolisiert als Affe mit Dartpfeilen.

 

Die meisten Anhänger der Theorie Malkies übersehen, überlesen oder ignorieren aber einige sehr wichtige Aussagen Malkies, z.B. hier gleich am Anfang des Buches: „Am wichtigsten ist es jedoch, dass es Spaß macht, sein Geld zu investieren. Es macht Spaß, seinen Intellekt an dem der großen Investmentgemeinde zu messen und sich mit einem Vermögenszuwachs belohnt zu sehen. Es ist aufregend, die Gewinne aus der Kapitalanlage zu betrachten und zusehen, wie sie schneller wachsen als da Gehalt. … Ein erfolgreicher Investor ist grundsätzlich ein ausgeglichener Mensch, mit einer natürlichen Neugier und einem Bedürfnis zu arbeiten, um mehr Geld zu verdienen.“ (S. 22 - 23).

 

Grundsätzlich unterscheidet Malkiel zwischen zwei Theorien, zwischen denen sich ein Investor entscheiden muss: der „Theorie der begründeten Annahmen“ und der „Theorie der Luftschlösser“ (S. 23). Kurz erläutert: Die „Theorie der begründeten Annahmen“ sieht in jeder Aktie einen inneren wahren Wert und die „Theorie der Luftschlösser“ konzentriert sich auf psychologische Werte (S. 23 und S. 25). Gemeint sind damit die Bewegungen der Massen. Malkiel ordnet diese Theorie der technischen Analyse zu (S. 116 – 117).

 

Malkiel kommt im Kapitel 2 „Wahnsinn der Massen“ auf einige berühmte Preisübertreibungen zu sprechen. Natürlich darf unvermeidlich auch der Tulpenzwiebel-Wahn nicht fehlen. Schön ist zumindest, dass er die ganze Sache in einen sachlichen richtigen Kontext einordnet (S. 33 – 35). Trotzdem ist mir die Arroganz und Überheblichkeit Malkiels in diesem Kapitel unangenehm aufgefallen. Hinterher, wenn man mit Abstand auf eine Zeit in der Vergangenheit blickt, ist es immer einfach.

 

Zum Thema Einschätzung des Risikos merkt Malkiel an: Obwohl man sich allgemein einig ist, dass der Lohn für höheres Risiko in höheren künftigen Gewinnen liegt (und deshalb in niedrigeren aktuellen Kursen, muss man davon ausgehen, dass die Bestimmung der Höhe des Risikos nahezu unmöglich ist. Davon ließen sich die Ökonomen jedoch noch nie einschüchtern.“ (S. 99).

 

Teil 2 Wie die Profis das große Spiel spielen

Im 5. Kapitel analysiert Malkiel „Die Technische und die Fundamentale Analyse“. In den beiden Folgekapiteln 6 und 7 widmet sich Malkiel dann noch einmal intensiv jeweils beiden Theorien.

Diese Kapitel sind sehr bemerkenswert und interessant. Ich darf verraten, dass beide Analysemethoden bzw. Theorien bei Malkiel nicht gut wegkommen (S. 115 – 136). Trotzdem möchte ich den Anhängern beider Fraktionen empfehlen, diese Kapitel zu lesen.

 

Was ich allgemein an Malkiels Buch mag, ist das er viele Sachen mit einem Augenzwinkern erklärt. Zitiert sei beispielsweise die folgende Aussage über die Charttechnik: „Offensichtlich habe ich etwas gegen die Chartisten. Dies ist jedoch nicht nur eine persönliche Voreingenommenheit, sondern auch eine professionelle Haltung. … Wir (die akademische Welt) lieben es auf ihr herumzuhacken. … Zwar erscheint es einwenig unfair zu sein, immer auf ein bemitleidenswertes Angriffsziel einzuschlagen, doch sie dürfen nicht vergessen: Wir versuchen lediglich Ihr Geld zu retten.“ (S. 139).

 

Auf den folgenden Seiten bespricht Malkiel diverse technische Systeme (Rocksaum-Theorie, Super-Bowl-Indikator, Odd-Lot-Theorie, usw.) und warum diese nicht funktionieren (S. 140 – 159). Warum gibt es dann so viele bezahlte Techniker? Malkiel vermutet, weil die Techniker gut für das Geschäft der Broker sind und die Kunden zum Handeln verleiten (S. 159 – 160).

 

Amüsant fand ich die Bewertung von Analysten durch Malkiel: „Um es ganz deutlich zu sagen: Viele Aktienanalysten sind nicht besonders intelligent,…“ (S. 175). Nur zwei Seiten schreibt er aber auch: „Ich will aber auch sagen, dass der durchschnittliche(sic!) Analyst … ein … hochintelligenter Mensch“ ist (S. 177).

 

Laut Malkiel kann die „mittlere Form der Random-Walk- Theorie“ „…keinem Analysten helfen [MB1] [MB2] [MB3] … unterbewertete Aktien auszuwählen.“ (S. 191 – 192). Wenn das so ist, wundere ich mich aber immer wieder, dass im Segment der Anleihen Informationen veröffentlich werden und man teilweise Stunden bis zu Tagen handeln kann, bis die Information in den Kursen eingepreist ist. Ich selbst hatte hier im Forum etwas zu einer Sondersituation geschrieben. Hat aber auch keinen hier interessiert. Das zeigt, dass selbst die aufbereitete Veröffentlichung in einem Börsenforum die Kurse immer noch nicht so bewegt, dass die Information in den Kursen enthalten sind. Die mittlere Form der Random-Walk- Theorie funktioniert in kleineren (Teil-)Märkten nicht.

Allerdings darf ich nicht verschweigen, dass Malkiel die o.g. mittlere Form auf Seite 195 ebenfalls anzweifelt, dass alle Informationen „sofort“ in den Kursen enthalten sind.

 

Teil 3 Die neue Investmenttechnologie

Da es hier im Forum ja immer wieder Streit darüber gibt, wieviele Aktien für eine Diversifikation nötig sind, möchte ich hier auf Malkiel verweisen, der schreibt: „…liegt die goldene Zahl … bei etwa 20 gleich großen und gut diversifizierten US-Aktien. … Eine weitere Diversifizierung bewirkt keine signifikante zusätzliche Risikominderung. … Es stellte sich heraus, dass 20 auch für global denkende Investoren eine goldene Zahl ist.“ (S. 211).

 

„Die Kapitel 8 und 9 waren eine akademische Übung in der modernen Börsentheorie.“ faßt Malkiel die beiden Kapitel zusammen und kommt zudem zu dem Schluß, dass es „Leider kein perfektes Maß für Risiko.“ gibt (S. 239).

 

Die Seite 243 beinhaltet eine schöne Zusammenfassung der folgenden Seiten in der Malkiel diverse Sachen beweisen möchte, u.a. dass er den Untergang der Efficient-Market-Theorie „weit überzogen“ sind.

 

Gut gefallen hat mir die untersuchte Aussage, daß Aktien mit geringem KGV besser abschneiden, als welche mit einem hohen KGV (S. 252 – 255).

Etwas hemdsärmelig und für Malkiels Verhältnisse dilettantisch fand ich seine Aussagen über den Magellan Fonds allgemein. So bemängelt er, dass die Performance in den 90er Jahren gegenüber den 70er und 80er Jahren deutlich nachgelassen hat und in den 90er sogar hinter einem Index zurück lag. Ich kann kaum glauben, dass Malkiel nicht bekannt ist, dass Peter Lynch den enormen Erfolg des Fonds verantwortete und das Peter Lynch 1990 in den Ruhestand ging. Die nachfolgende Performance wurde damit von einem anderen Manager erzielt. Ich denke hier verwechselt Malkiel Fonds und Fondsmanager und wirft diese durcheinander und führt damit einen Beweis, der keiner ist (S. 267 – 268). Das ist, muss man leider sagen, schwach.

 

Und auch die nachträgliche Rationalisierung des Börsencrash von Oktober 1987 fand ich etwas hilflos, als ob etwas wegerklärt werden muss, was nicht sein darf (S. 272 – 276).

 

Teil 4 Praktische Anleitungen für Random Walker und andere Investoren

Der vierte Teil fängt mit einigen Basics an. So etwas finde ich grundsätzlich immer recht wertvoll und ich lese lieber 50 mal die Basics und in jedem Börsenbuch wieder, als dass einem Anfänger diese vorenthalten werden. Nur diese elendige Cash-Reserve, „Stichwort Waschmaschine“, kommt auch hier wieder vor. Malkiel empfiehlt hier eine Cash-Reserve für 12 Monate, schreibt aber auch, dass einige nur von 3 Monaten ausgehen, die benötigt werden (S. 282 – 283). Ehrlich, warum macht man denn diesen ganzen ETF-Diversifikations-5.000-verschiedende-Aktien-Gedöns, wenn der ganze Zirkus nicht mal gut genug ist, um in einem NOTFALL darauf zurückzugreifen?

 

Gelacht habe ich bei der folgenden Aussage von Malkiel zum Thema Gold im Depot: „In einem spekulativen Wahn können hohe Gewinne erzielt werden, solange es noch dümmere Spekulanten gibt.“ Meinungsstark ist Malkiel zumindest, dass muss man ihm lassen, egal ob man seine Aussagen teilt oder nicht (S. 287).

 

Leider sind auch sehr viele Tipps absolut USA spezifisch und damit auf Leser außerhalb der USA nicht übertragbar (Stichwort US-Steuern, S. 283 oder steuerfreie Anleihen (S. 300 ff.). So ist z.B. das ganze Scheckwesen in Deutschland praktisch nicht mehr existent (S. 296).

 

Sehr interessant fand ich zudem die Aussagen zu Sammelstücken auf den Seiten 317 – 318. „Kaufen Sie solche Dinge weil sie sie mögen, und nicht weil sie erwarten, dass sie einen bestimmten Wert haben“ (S. 317).

 

Auch eine kontroverse Diskussion gibt es hier im Forum zum Thema „Dividenden vs. Aktienrückkäufprogrammen“. Malkiel schreibt dazu über Rückkaufprogramme: „Hinter diesem Verhalten sieht man zwei Gründe – einer dient den Aktionären und der andere dem Management.“ (S. 325). Die Aktionäre haben ggf. einen Steuervorteil und das Management profitiert an Aktienoptionen, während die Dividenden „nur“ in den Taschen der Aktionäre landen (S. 325 – 326). Nebenbei möchte ich bemerken, hat auch die Zivilgesellschaft etwas von Dividenden, nämlich in Form von Steuern.

 

Geirrt hat sich Malkiel mit seiner Prognose, dass die hohen zweistelligen Renditen von Anleihen aus den 80er und 90er Jahren sich nicht in den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts wiederholen lassen würden (S. 339).

Auf den Seiten 345 – 347 erstellt Malkiel eine Musterrechnung um die langfristige Rendite von Aktien vorherzusagen. Dieses Berechnungsschema hat mir sehr gut gefallen.

 

Für die Zusammenstellung eines Depots empfiehlt Malkiel auf S. 350 vier Regeln, die sich auf seine vorhergemachten Aussagen stützen.

 

Regel 2, das Aktienrisiko sinkt über eine längere Haltedauer untermauert Malkiel mit einem Schaubild und Ausführungen auf den Seiten 353 und 354. Zu Regel 3, der regelmäßige Kauf von Aktien, wird auf den Seiten 355 – 359 beleuchtet.

 

Natürlich habe ich auch das kleine Quiz mit 37 Fragen auf den Seiten 363 – 366 mitgemacht. „Sie sind ein aggressiver Investor, der das Abenteuer liebt.“ Ich glaube ich kann das nicht ganz abstreiten und verneinen.

 

Fehlen darf natürlich auch nicht der Motivationssparplan „Was wurde aus $ 100 in X Jahren“ (S. 367).

 

Gut fand ich in Teil 4 die aufgeführten Muster-Depot-Verteilungen für verschiedene Lebensabschnitte (S. 369 – 372).

 

Unterschlagen sollte man auf keinen Fall die Anmerkung von Malkiel auf S. 370: „Ich habe schon gesagt, dass jeder versuchen sollte, ein Eigenheim zu besitzen.“ Was Kommer dazu wohl sagen würde, auch wenn er sonst mit Malkiel oft einer Meinung sein dürfte.

 

Im letzten Kapitel geht es „In drei Riesenschritten die Wall Street hinunter“. Diese Ausführungen fand ich auch gelungen, erst die beiden Einführungsseiten 373 – 374 und dann die folgenden Anmerkungen zu ETFs auf den Seiten 375 – 379. Konkrete Regeln für Stockpicker(!) gibt Malkiel anhand von vier Regeln auf den Seiten 389 – 392. Man beachte aber, daß Regel 4 zumindest in meiner Auflage einen klaren Fehlerteufel enthält. Natürlich soll man NICHT die Verlierer kaufen sondern verkaufen.

 

Den folgenden Absatz fand ich im Kapitel so bemerkenswert, dass ich ihn voll zitieren möchte:

„Wenn Sie aber diesen Weg wählen [als aktiver Investor], dann dürfen Sie nicht vergessen, dass viele andere Investoren – einschließlich der Profis – versuchen, das gleiche Spiel zu spielen. Und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ständig besser ist als der Gesamtmarkt, ist ziemlich gering. Dennoch ist für viele von uns der Versuch den Markt zu überlisten ein Spiel, das viel zu viel Spaß macht, um es aufzugeben. Auch wenn Sie überzeugt wären, Sie würden nicht besser als durchschnittlich sein, dann bin ich sicher, dass die meisten von Ihnen, die über ein spekulatives Temperament verfügen, immer noch dieses Spiel der Aktienauswahl spielen wollen, zumindest mit einem Teil Ihres Kapitals.“ (S. 392).

Dem ist nichts hinzuzufügen. So ähnlich habe ich es hier im WPF schon vor 10-12 Jahren gesagt / geschrieben.

 

Aber falls man sich selber die Aktienauswahl nicht zutraut, soll man auf einen Investmentfondsmanager zurückgreifen (S. 392). Natürlich warnt Malkiel vor diversen Stolperfallen beim Fondskauf (S.401 – 403).

 

Interessant ist auch, dass Malkiel ein Käufer von geschlossenen Fonds ist und dazu einige Tipps gibt, Stichwort Malkiel-Schnitt (S. 404 – 408).

 

Zum berühmten $ 10 Schein, der bei einem effizienten Markt nicht da sein dürfte merkt Malkiel an: „… ich betrachte mich als Random Walker. Ich bin davon überzeugt, dass sich der wahre Wert zeigen wird, aber es überrascht mich nicht, dass es zeitweilig zu Anomalien kommt. Manchmal liegen wirklich einige $ 10 Scheine herum. Ich würde meinen Random Walk dann ganz sicher unterbrechen und diese Scheine mitnehmen.“ (S. 409).

 

Und zum Abschluss wünscht Malkiel „Den Unverbesserlichen unter Ihnen, die mit dem Virus der Spekulation infiziert sind … und … versuchen besser als der Markt zu sein“ viel Glück. Auch wenn die Chancen laut ihm schlecht stehen. Er hat dennoch Verständnis, denn „Die Kapitalanlage gleicht einwenig dem Geschlechtsverkehr. … Es macht zuviel Spaß, um es aufzugeben.“ (S. 410 – 411).

 

Fazit:

Insgesamt ein sehr gutes, gut geschriebenes und interessantes Buch, auch wenn ich als aktiver Investor natürlich einige Sachen etwas anders sehe und gewichte. Aber wie auch immer, wer sich nicht die Gedanken eines anderen zumindest anhört und darüber nachdenkt, auch wenn er sie anfangs nicht teilt, ist ein Narr. Von daher empfehle ich allen dieses Buch zu lesen. Ich fand es lohnte sich sehr.

 

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John Silver
· bearbeitet von John Silver
Zitat

Woodman, Conor;  „Bazar statt Börse - Meine Reise zu den Wurzeln der Wirtschaft“, dtv, München, 2011, 304 Seiten

 

 

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Bei diesem Buch handelt es sich, auch wenn der Titel es einbischen suggeriert, um kein Börsenbuch, sondern eher um einen Reisebericht.

Woodman hat eine Art "Sinnkrise" und beschließt seinen Job als Analyst aufzugeben und stattdessen eine 6 monatige Weltreise zu machen. 

Er verkauft seine Wohnung und plant auf seiner Reise mittels diverser "Trades" sein Kapital zu verdoppeln. Er reist dabei über Afrika nach Indien, China, Taiwan, Japan, Mexiko und Brasilien zurück nach England.

Die Reiseabschnitte verlaufen i.d.R. wie folgt: Er besucht einen neuen Ort, handelt, verkauft, kauft und zieht weiter. Das Motto ist dabei meistens "Eis an Eskimos zu verkaufen".  Trotzdem liest sich das ganze recht erfrischend und kurzweilig, gerade auch weil seine Handelsgeschäfte bei weitem nicht immer von Erfolg gekrönt sind. (Warum und wann seine Geschäfte funktionieren oder auch nicht möchte ich hier extra nicht nennen und bewerten, um hier nicht zu spoilern Des Weiteren sind die Geschäfte stark vereinfacht dargestellt, es gibt z.B. fast keine Steuern etc.).

Außerdem gibt Woodman explizit undiplomatisch und subjektiv seine Eindrücke über Land und Leute wieder. Falls jemand den er auf seiner Reise getroffen hat anschließend sein sein Buch gelesen hat, werden dem einen oder anderen, nicht allen, doch die Ohren klingeln.

Beispiel, S. 138:  "Insbesondere der Hirte kann gar nicht fassen, wie sehr sie [eine Chilisoße] den Geschmack seines Essens verbessert. ... Angesichts des generell wirklich furchtbaren Geschmacks des kirgisischen Essens..." Sic! Und das sagt ein Ire der in England lebt!

Schön ist, das Woodman praktisch immer zugibt, wenn er keine Ahnung hat oder bei Lebensmitteln (Kaffee, Wein, Tee, Tequila usw.) die feinen Nuancen einfach nicht herausschmeckt. Ich muss zugeben, dass ich mich im Kapitel über Tequila (S. 267 - 271) hier einwenig wiedererkannt habe.

 

Ich dachte immer, Tequila würde man vor allem dann trinken, wenn man bereits betrunken ist. Ich kann mir kaum eine Situation vorstellen, in der ich in nüchternem Zustand zu Tequila greifen würde. In einer Margarita oder einem Tequila Sunrise ist ja nichts gegen ihn einzuwenden, doch ansonsten ist er für mich das Getränk, das man im Wahnsinn des letzten Augenblicks vor Schließung der Bar herunterkippt - und am nächsten Tag muss man unweigerlich dafür bezahlen. ... und finde es faszinierend, dass es so viele Sorten gibt. Meiner Ansicht nach sind alle Tequila gleich schlecht! ... Ich bemühe mich, nicht zusammenzuzucken und das Gesicht zu verziehen, ich kämpfe gegen meinen Würgreflex an, um der Hazienda keine neue, gelbgrüne Farbe zu verleihen ... Es gelingt mir sogar, über das schlichte "abscheulich" hinaus ein oder zwei Aromen auszumachen, doch das nützt nichts. Die Sache erschließt sich mir einfach nicht. ... Die große Mehrheit von uns wird Tequila immer nur in letzter Sekunde bestellen, in dem unüberlegten Bemühen, noch betrunkener zu werden, bevor wir nach Hause gehen und vor dem Fernseher ins Koma fallen."

 

Fazit:

Eine interessante und kurzweilige Lektüre, das Lesen hat Spaß gemacht.  

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

Heller, Gottfried, „Der einfache Weg zum Wohlstand – Mehr verdienen, weniger riskieren und besser schlafen“, Finanzbuchverlag, München, 1. Auflage, 2012, 304 Seiten

 

Das o.g. Buch kommt aus der Börsenbüchersammlung vom Foristi Cef, bei dem ich mich noch einmal ganz herzlichen für die Bücher bedanken möchte!

 

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Gottfried Heller ist ein langjähriger Weggefährte, Freund und Geschäftspartner von Andre Kostolany und vielleicht dadurch, neben seinen Kolumnen, dem einen oder anderen bekannt. Heller selber ist seit Jahrzehnten im Geschäft und ein ausgewiesener Fachmann.

 

Die Einleitung von Heller liest sich allerdings wie bei Florian Homm. Das Ende naht. Wir haben allerdings den Vorteil, dass wir Hellers Ausführungen mit dem Blick auf das letzte Jahrzehnt einordnen können.

 

Kapitel 1

Das erste Kapitel von Heller ist der Vergangenheit gewidmet. Da das Buch von 2012 ist, geht der Blick natürlich noch weiter zurück. Allerdings wagt er auch einen Ausblick in die Zukunft – und liegt öfters falsch. Die Inflation wird zunehmen, tat sie aber erst nach ca. 10 Jahren. Die Zeit sinkender Zinsen geht laut Heller zu Ende, stattdessen gab und gibt es Negativzinsen usw. (vgl. auch S. 113). Allerdings, und das ist viel wichtiger, prophezeite er auch ein Zeitalter der Aktie (S. 17 – 29). Und über die Aktienhaussee der letzten Dekade kann sich kaum einer beschweren. Denn bei deutschen Aktien sah Heller zusätzlich zur üppigen Dividendenrendite Kurssteigerungen voraus (S. 37). Und da hat er ja auch Recht gehabt.

 

Des Weiteren muss man aber natürlich auch fair bleiben. Aussagen über die Zukunft sind immer schwer und aus der Rückschau immer sehr einfach zu beurteilen und zu verurteilen.

 

Leider klammert sich Heller im ersten Teil des Buchs aber auch sehr an die vor EURO-Vergangenheit und die heile Welt von Ludwig Erhardt (S. 30).

 

Außerdem kann er einfach nicht aufhören den Euro zu kritisieren. Das mag seine Meinung sein, aber man muss irgendwann auch einmal die Tatsachen akzeptieren und nicht seitenlang auf der Vergangenheit rumreiten. Denn das tut Heller leider das ganze Buch hindurch. Es fängt im ganzen Kapitel 1 an und zieht sich dann weiter durch das ganze Buch (siehe z.B. Kapitel 1 diverse Stellen, Kapitel 2 S. 94 – 96 usw.).

 

Überhaupt fiel mir auf, dass er wahnsinnig viele Punkte sehr oft wiederholt. Es scheint so, als ob er das Buch in mehreren Teilen geschrieben hätte und diese dann zusammengefügt hat. Irgendwie hat dann der Lektor verschlafen, die Wiederholungen zu streichen oder zumindest in der Anzahl zu mindern oder es gab mehrere Lektoren, denen die ganzen Redundanzen nicht aufgefallen sind. Oder man vertrat die Meinung, Wiederholung schult das Gedächtnis. Wenn man so ein Buch extrem langsam liest mag das Helfen, ich fand die dauernden inhaltlichen Wiederholungen massiv störend. Beispielsweise findet man die fast immer gleichen Punkte zur Lebensversicherung auf den Seiten 87 – 94, 114 – 116 und 136 – 138 (und bestimmt noch an weiteren Stellen) aufgezählt.

Man kann auch sagen, Hellers drei große Themen sind der EURO, die EU-Südländer und Lebensversicherungen.

 

Sehr gut hat mir die zwar sehr knappe Darstellung aber gut erklärte Darstellung der Subprime-Krise bzw. deren Problematik gefallen (S. 45 – 48).

 

Aus meiner Sicht zurecht kritisiert Heller den Hochfrequenzhandel mittels Computer (S. 55). Dem stehe ich auch skeptisch gegenüber.

 

Bei der Verurteilung der Spekulation auf Nahrungsmittel (S. 57-58) ist Heller ganz auf Dirk Müllers Linie (oder umgekehrt?). Jedenfalls bin ich bei beiden dabei. Auch wenn ich sonst bei Investments nicht zartbesaitet bin, halte ich das für unmoralisch.

 

Zum Thema Inflation äußert sich Heller relativ ausführlich:

„Es gibt keine Wahl: Die deutschen Anleger leben gefährlich, wenn sie ihre Anlagenpolitik nicht ändern und vermehrt in Sachwerte investieren – hauptsächlich in Aktien - die Schutz vor der Inflation bieten.“ (S. 72 oben) Und auf der gleichen Seite: „…die Angst vor steigender Inflation seht ganz oben auf der Liste der Ereignisse, die die Bundesbürger am meisten fürchten. Viele Amerikaner und Europäer zeigen sich genervt von der >Inflationsneurose< der Deutschen…“ (S. 72 Mitte). Und zwei Seiten später geht es weiter mit der Inflation. „Die Inflation ist nur scheintot“ Und „Sechs Triebfedern für die Inflation“ (S. 74 – 79). Aber es gibt Abhilfe: „Aktien sind der beste Inflationsschutz“ (S. 79-80).

 

Kapitel 2

Im Unterkapitel 2. des zweiten Kapitels hat Heller sehr schön das „Zinstrauma“, die lange Zeit der niedrigen Zinssätze, vorhergesehen (S. 86 – 87).

 

Ebenfalls hat mir das Unterkapitel „Die Konstruktionsfehler der Lebensversicherung“ gut gefallen (S. 90 – 94). Die Warnung vor einer Kapitallebensversicherung gehört heute eben zum Standard in einem Geldanlagebuch.

 

Wie schon oben angemerkt, lag Heller in diesem Buch oft richtig, aber auch genauso oft falsch. Das Griechenland sich, trotz Schuldenschnitt, nicht wirtschaftlich und fiskal erholen würde, war einfach eine Fehleinschätzung. Im Gegenteil, die griechischen Staatsanleihen haben sich nach dem Schuldenschnitt prächtig entwickelt (S. 99 -100).

 

Und auch im Kapitel 2 kommt Heller am Ende zum Fazit: Mit einem internationalen Währungsdepot schützt man sich vor einer Währungsreform und vor der Inflation (S. 106).

 

Kapitel 3

Das dritte Kapitel fängt leider gleich mit einer polemischen Fehlinterpretation an. Eine Anlage in Bundesanleihen ist nicht, wie Heller erklärt, bei den deutschen Anlegern und Institutionellen so beliebt, weil sie so niedrige Erträge erwirtschaftet, sondern weil sie so sicher ist. Aber das weiß eigentlich Heller natürlich auch (S. 107).

 

Auf den folgenden Seiten bespricht Heller dann die einzelnen Anlageformen, angefangen bei den Bankangeboten hin über Aktien, ETFs bis zu Edelmetallen (S. 107 - 134).

 

Sehr richtig und wichtig ist die Warnung von Heller vor steigenden Zinsen und was das für Auswirkungen auf die Anleihenkurse hat (S. 119 – 120) Allerdings treten Verluste ja nur bei Realisierung auf. Und wenn man Kurzläufer statt Mittel- oder Langläufer nimmt, wie Heller empfiehlt, hat man immer Opportunitätskosten. Man muss also abwägen.

 

Auf Seite 144 schreibt Heller, dass er immer dann die größten Erfolge hatte, wenn er sich antizyklisch verhalten hat. Das sehe ich prinzipiell genauso, auch wenn die Umsetzung weitaus schwerer ist, als man glaubt.

 

Gut fand ich die „Ratschlag Box“ auf S. 147.

 

Den Hinweis, dass die Börse dreiviertel der Zeit steigt und dementsprechend nur an einem von 4 Tagen fällt, finde ich hilfreich. Der Hinweis erklärt, warum der Langfristinvestor grundsätzlich einen Vorteil hat (S. 151).

 

Auf den Seiten 154 – 156 führt Heller eine Studie von Ibbotson an, die verkürzt besagt, dass Value Aktien eine höhere durchschnittliche Rendite aufweisen als Growth Aktien. Wenn ich mich richtig erinnere, hat das Malkiel anders herausgearbeitet. Ich meine die Aussage war eher in Richtung „Kommt drauf an“. Unglücklicherweise führt Heller als Negativbeispiel für eine solche Growth Aktie Facebook an, die sich nach der Börseneinführung halbierten. Blöd für Heller, dass sich Facebook seitdem mehr als vervierfacht, zeitweise sogar verachtfacht hat.

 

Insgesamt hat mir das ganze Unterkapitel 3.2. von Seite 135 bis 163 gut gefallen.

 

Kapitel 4

Am Anfang des vierten Kapitels spricht Heller das Thema Megatrends an und verweist auf das Buch von John Naisbitt von 1982 (S. 173).

 

Heller weist daraufhin, dass mitnichten meistens die Erfinder einer Sache das meiste Geld verdient haben. Meistens waren es diejenigen, die eine Erfindung weiterentwickelt haben (S. 192).

 

Kapitel 5

Das Kapitel 5 handelt von der Altersvorsorge und das meiste wurde, Stichwort Wiederholung, schon in den vorherigen Kapiteln gesagt. Im Unterkapitel 5.5 greift aber Heller das Thema „Frauen müssen cleverer sparen“ auf. Ich finde dieses Thema gut und wichtig (S. 207 – 210). Leider fällt Heller dann aber im nächsten Unterkapitel 5.6. auf einen, meiner Meinung nach, Mythos herein: „Frauen sind die besseren Langfristanleger“. Das ist, soweit ich diverse Quellen in diversen Büchern gelesen habe nicht richtig. Richtig ist eher, meiner Meinung nach, dass Männer und Frauen Geld unterschiedlich anlegen. Männer haben eine größere Volatilität in der Rendite gegenüber Frauen. D.h. Männer erzielen oft bessere und ebenso oft deutlich schlechtere Renditen als Frauen. Deshalb liegt mal das eine und mal das andere Geschlecht mit der erzielten Rendite vorne. Daraus dann zu schließen, ein Geschlecht wäre in der Geldanlage dem anderen überlegen ist meiner Meinung nicht richtig, allein schon, weil es dann auch immer darauf ankommt, wie man welche Gruppe in welchem Zeitraum betrachtet (S. 210 – 212).

 

Kapitel 6

 

Kapitel 7

Dieses Kapitel hat mir wirklich sehr gut gefallen. Nach einigen Grundsätzen entwickelt Heller diverse Musterdepots und zeigt, wie sich bestimmte Parameter auf bestimme Konstellationen auswirken.

 

Im nachherein ist es immer einfach zu lästern, aber es ist auch immer interessant, sich Empfehlungen aus der Vergangenheit anzusehen. So liefert Heller auf den Seiten 265 – 275 einige Aktien, Fonds und ETFs, die er für investierbar hält. Man braucht nicht das Buch gelesen haben, um zu vermuten, dass da natürlich auch einige Gräten bei sind. Aber zum Zeitpunkt der Buchveröffentlichung waren die genannten Werte sicherlich eine gute Orientierung für unerfahrende Anleger.

 

In diesem Kapitel gab es auch, siehe Malkiel, wieder einen Anlegertest, den ich wirklich abwägend nach Besten Wissen und Gewissen ausgefüllt habe (S. 251 – 256). Ich denke das ehrliche abwägen hat mein Ergebnis beeinflußt. Aber ich will eigentlich auch nichts beschönigen.

Bei den drei Gruppen „113 und mehr“ – „Sie haben alle Voraussetzungen, ein erfolgreicher Anleger zu werden“, „56 – 112 Punkte“ und „55 und weniger Punkte“ – „Sie mögen keiner Konflikte…“ bin ich mit 101 Punkten im mittleren Bereich gelandet. Ich will die Beurteilung hier nicht verschweigen, deswegen ein Vollzitat:

„Ihre eingeschränkte Risikobereitschaft behindert Sie, bei Ihrer Geldanlage größere Erfolge zu erzielen. Möglicherweise haben Sie Ihre Anlageziele auch noch nicht genau definiert. Sie sollten sich jedoch auf keinen Fall entmutigen lassen, denn auch bei der Geldanlage ist keiner von Anfang an perfekt. Unterschätzen Sie daher nicht den Wert der Erfahrung, die Sie Jahr für Jahr hinzugewinnen, und der Disziplin, die Sie aufbringen müssen.“

Ich muss zugeben, dass ich bei dem Ergebnis doch etwas gelacht habe. Vielleicht falle ich als Investor aber auch einfach grundlegen durch das Raster von Gottfried Heller und bin daher nicht richtig eingruppierbar.

Aber Heller gibt mir noch auf den Weg, dass ich es mit der Zeit in den höchsten Level schaffen kann. „Das wird nicht leicht, ist aber machbar.“ (S. 289)

 

Fazit:

Obwohl sich das Buch relativ flüssig liest und ich es dadurch relativ schnell gelesen hatte, habe ich mich bei der Rezension doch etwas schwergetan, weil das Buch in vielen Kapiteln so schlecht greifbar ist. Insgesamt muss ich sagen, dass das Buch nicht schlecht ist, sich aber durch das Alter und die Konzentration auf die Vergangenheit selber behindert. Ich würde als Anfänger oder als jemand, der weitere Literatur sucht, eher auf andere (hier besprochene) Bücher ausweichen.

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John Silver

Friebe, Michael, „Ruhestandsplanung für selbstständige und Freiberufler – Fehlt der Wohlstand am Ende des Lebens?“, Datev Verlag, Nürnberg, 2014, 165 Seiten

 

Auch dieses Buch kommt aus der Börsenbüchersammlung vom Foristi Cef, bei dem ich mich noch einmal ganz herzlichen für die Bücher bedanken möchte!

 

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Michael Friebe spricht in diesem Buch einige Themen an, die die Ruhestandsplanung für Selbstständige betreffen. Leider ist das ganze Buch relativ oberflächlich. Es scheint nicht ganz ohne Grund von der Datev verlegt worden zu sein. Immer wenn ein Thema angesprochen, aber nicht ausgeführt wird fragt sich der Leser, an wen er sich wohl wenden soll? Da hat Friebe aber des Öfteren eine tolle Antwort parat. Natürlich an seinem jeweiligen Steuerberater, denn der kennt die unternehmerischen und privaten Lebensverhältnisse seiner Klienten am besten (S. 109 und weitere Stellen).

Zu den einzelnen Kapiteln:

 

Kapitel 1 Ruhestandsplanung

Als erstes stellt Friebe drei Kernfragen: Wie alt werde ich vermutlich? Wie hoch werden meine Ausgaben sein? Wie hoch werden meine Einnahmen sein und reichen diese für die eben aufgezählten Ausgaben? (S. 9 – 12)

 

Danach spricht er das Thema der hohen Staatsverschuldung an und wie dieses vermutlich durch den Staat gelöst wird. Er vermutet durch negative Realzinsen, d.h. dass die Inflationsrate über den nominalen Zinsen liegen wird. Das war in den letzten sieben Jahren zwar nicht so, aber zumindest jetzt scheint sich diese Prognose zu Bewahrheiten. (S. 12 – 15).

 

Die durchschnittliche Zinshöhe ist wichtig, weil er davon ausgeht, dass man ca. EUR 1,5 Mio. Vermögen für seinen Lebensabend braucht. Das entspricht einer Sparquote von EUR 50.000 pro Jahr. Die Rechnung ist wegen des Zinseszinseffekt usw. natürlich nicht korrekt, aber es werden die Dimensionen plastisch aufgezeigt (S. 20-22).

 

Im letzten Abschnitt vor dem Ruhestand kann man normalerweise den „Sparturbo“ starten, weil z.B. die Kinder aus dem Haus sind und z.B. auch das Haus abbezahlt ist (S. 23) Aber hier rät Friebe „Bleiben Sie auf dem Pfad der Tugend!“ Denn viele wollen in dieser Zeit versäumtes nachholen, Stichwort Motorrad oder vielleicht auch ein neuer Start mit einer neuen und oder jüngeren Partnerin. Dann kann die notwendige Sparquote sehr gering ausfallen. Friebe schreibt dazu: „Behalten Sie deshalb immer einen kühlen Kopf.“ (S. 23).

 

Kapitel 2 Ihr persönlicher Vorsorge-Fahrplan

In diesem Kapitel fordert Friebe den Leser auf, seine Finanzdokumente zu sichten und zu sortieren und stellt dazu das Lifemap Konzept der Datev vor (S. 28). Des Weiteren soll man aufschreiben, wo man seine jeweiligen „Finanzströme“ (Mieteinnahmen, Rente, usw) herbekommt und wohin diese gehen (Unterhalt, Hypothekenrate usw.) (S. 32 – 35).

 

Kapitel 3 Private Rentensparsysteme

In diesem Kapitel schreibt Friebe kurz über die verschiedenen Rentensystem und -Rententräger.

 

Zur privaten Rentenversicherung stellt Friebe die Behauptung auf, damit die sich rechnet, muss man die „Wette“ gegen die Versicherungswirtschaft gewinnen, also länger Leben als die Versicherung ausgerechnet hat. Seiner Meinung nach werden die meisten als „Verlierer“ sterben (S. 43 und S. 45). Das ist insoweit falsch, weil die Versicherung gar nicht wettet und schon gar nicht gegen einzelnen Kunden. Die Versicherung berechnet die Rente mit Sicherheitszuschlägen damit sie insgesamt nicht verliert. Von daher ist es der Versicherung „egal“ wer gegen sie „gewinnt“ oder „verliert“. Und im Endeffekt muss die Versicherung auch am Ende erfolgreich sein, ansonsten würde ja die Gefahr bestehen, dass sie insolvent geht und die „Gewinner“ nicht mehr auszahlen kann.

 

Positiv überrascht hat mich, dass Friebe in seinem Buch auch die berufsständischen Versorgungswerke (S. 46 – 48) und die Künstlersozialkasse (S. 49) kurz anreißt. Gut ist, daß er diese Kassen kurz vorstellt. Schlecht ist, daß es sehr oberflächlich ist und jeder der drin ist eigentlich auch Bescheid weiß und wer kein Zugangsrecht hat, die

 

Informationen auch nicht braucht. So ist es nur am Rande interessant.

Des Weiteren werden noch Geschäftsführer-Pensionszusagen, die Rürup-Rente und fondsgebundene Rentenversicherungen angerissen.

 

Kapitel 4 Der richtige Umgang mit (der) Geld(-anlage)

Auch wenn Friebe richtigerweise schreibt „Die Anlagerendite – oberster Gradmesser Ihrer Investition“, so bleibt er selbst die simpelste Renditeberechnungsformel im ganzen Kapitel schuldig. Das ist sehr schlecht (S. 57). Der unkundige Leser fragt sich zurecht, wo bekomme ich denn diesen wichtigen Gradmesser dann überhaupt her?

 

Als zweiten Hauptpunkt nennt Friebe im Kapitel die Streuung des Vermögens auf mehrere Asset-Klassen. Dort fällt dann auch das Stichwort Korrelation. „Wählen Sei Ihre Anlageklassen so aus, dass Sie gegenläufige Wertentwicklungen haben.“ (S. 68). Das ist ein guter Tipp, aber auch hier fragt sich der Leser wo er diese Information herbekommt und wie er es umsetzen soll.

 

Kapitel 5 Ausgewählte Vermögenanlagen auf dem Prüfstand

Das umfangreichste Kapitel im ganzen Buch behandelt die einzelnen Anlageklassen.

 

Beim Thema Anleihen rät Friebe von Deutschen Staatsanleihen ab, die zwar AAA geratet sind, aber derzeit (Zeitpunkt der Buchveröffentlichung) negative Renditen aufweisen. Ich darf hier einmal anführen, daß es hier ja um die Altersvorsorge geht. Da kann das Thema Sicherheit durchaus eine größere Rolle als die Rendite spielen und sollte so pauschal nicht abgehakt werden.

 

Auf S. 82 habe ich beim Thema Investmentfonds gleich zweimal gestaunt. Als erstes, als bei einer lapidaren Zahl als Quelle Dirk Müller mit seinem Buch Cashkurs genannt wurde. Zweitens als Friebe kurzer Hand erklärt, daß Fondsmanager „sicherlich viel besser“ mit Geld umgehen könnten als man selber (S. 82). Da hätte Friebe mal lieber Malkiel statt Müller lesen sollen.

 

Gut ist dagegen, daß Friebe von Dachfonds abrät, da diese vornehmlich doppelte Gebühren produzieren würden (S. 84). Bei ETFs zeigt Friebe aber leider auch wieder, daß er sich nicht richtig mit dem Thema auskennt. Swap-basierte ETFs haben durchaus ihre Berechtigung gegenüber physischen ETFs, z.B. in kleinen engen Märkten. Eine pauschale Verdammung ist deshalb falsch (S. 84-85).

 

Gut gefallen hat mir auch, daß Friebe als Asset-Klasse auch das eigene Unternehmen anführt und dieses auch bewertet (S. 86 – 89).

 

Des Weiteren ist es sehr positiv zu bewerten, daß Friebe auch die Asset-Klassen Photovoltaikanlagen, diverse Immobilien (u.a. Studentenapartments, denkmalgeschützte

Immobilien usw.), Windkraftanlagen, Schiffsfonds und Luxusgüter aufführt.

 

Kapitel 6 Vermögenswerte sichern

In diesem Kapitel geht es um den Versicherungsschutz. Dazu werden verschiedene Versicherungen kurz vorgestellt, u.a. spezielle Krankenversicherungen, Risikolebensversicherung und die „Liechtsteiner Lebensversicherung“ (S. 107 – 120).

 

Kapitel 7 Den Nachlass regeln – Ruhestandsplanung für die nächste Generation

So ein Kapitel liest man selten. Auch wenn das Thema Stiftung und gemeinnützige GmbH nur angerissen wurde, hat es mich positiv überrascht, dazu etwas in diesem Buch zu lesen (S. 121 – 126)

 

Kapitel 8 Zusammenfassung

Das Buch endet mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Merksätze aus den einzelnen Kapiteln (S. 127 – 136)

 

Fazit:

Das Buch ist per se nicht schlecht, es ist eher eine „Kleine Einführung“ oder vielleicht auch ein „Hallo Wach!“ Buch für Leute, die sich bisher um ihre Altersversorgung absolut keine Gedanken gemacht haben. Von daher darf man von dem Buch nicht mehr erwarten. Es kann nur ein erster Anfang sein, dieses Buch zu lesen und sich dann weiter mit dem Thema zu beschäftigen.

 

 

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John Silver

Weber, Michael, „Portfoliomanagement auf Basis von Behavioral Finance“, Diplomica Verlag, Hamburg, 2010, 61 Seiten

 

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Das vorliegende Heft ist eine Bachelorarbeit zum Thema Portfoliomanagement auf Basis von Behavioral Finance.

 

Kapitel 1 Einleitung

In der Einleitung schreibt Weber, dass der Homo Oeconomicus „nach der Lehre von Adam Smith“ gewisse Dinge tut. Das ist falsch. Der Homo Oeconomicus wurde nicht Adam Smith erfunden. Ob es nun Pareto oder Stuart Mill oder ein Dritter war, kann jeder interessierte selber googlen und für sich bewerten. Blöd ist nur, wenn eine Arbeit direkt im ersten(!) Absatz mit so einem Fehler startet (S. 9), der auf S. 12 dann auch noch wiederholt wird. Damit leidet leider gleich die Glaubwürdigkeit der ganzen folgenden Auslassungen, weil man nicht weiß, ob hier sorgfältiger gearbeitet wurde. Allerdings will ich auch nicht zu streng sein, es ist schließlich nur eine Bachelorarbeit. Aber ich dachte immer auch diese werden vom Lehrstuhl vorher gelesen und betreut? Das spricht dann nicht gerade für den Lehrstuhl. Wie auch immer, aber als Dogmenhistoriker konnte ich diesen Fehler nicht ignorieren und unkommentiert lassen.

 

Kapitel 2 Behavioral Finance

Das zweite Kapitel widmet sich voll der Behavioral Finance. Dieses Kapitel hat mir sehr gut gefallen. Es vermittelt einen guten Überblick über das Thema und ist für Interessierte zur Einführung, wie mich, sicher gut geeignet. Allerdings gehe ich nicht bei allen dargestellten Erkenntnissen mit. Das liegt vielleicht auch daran, dass mir tiefergehendes Wissen der Behavioral Finance fehlt, um die Sachverhalte sicher richtig beurteilen zu können. Die z.B. dargestellte Kognitive Dissonanz erscheint mir aus dem dargestellten unausweichlich, so dass das Verhalten des Anlegers vorbestimmt scheint. Das finde ich zweifelhaft (S. 19). Und auch beim Stichwort Home Bias (S. 25 – 26) kann ich dem Autor nicht folgen. Es geht nicht alleine darum, dass ein Investor im Heimatmarkt den „Gewinn“ besser einschätzen kann, sondern zu einem großen Teil auch darum, dass man die Informationen zeitnah, relativ einfach und verständlich zur Verfügung hat. Dies ist auf Auslandsmärkten oft einfach nicht gegeben. Das Fazit auf Seite 33 hat mir zum Abschluss des Kapitels ebenfalls gut gefallen.

 

Kapitel 3 Portfoliomanagement

Weber stellt hier kurz das Portfolio-Modell von Markowitz vor. Anschließend wird eine optimale Depotaufteilung anhand von drei Aktien ermittelt. Insgesamt ist das Kapitel eine kleine Einführung in das Thema an einem Beispiel. Mehr darf der Leser hier aber sonst auch nicht erwarten.

Bemerkenswert fand ich aber die Anmerkung zur Theorie auf S. 43-44. Die Theorie hat ihre theoretische Bedeutung, da sie von Professoren an Universitäten gelehrt wird und ihre praktische Bedeutung rührt daher, dass sie von Profis (und auch Kleinanlegern) angewandt wird. Wenn aber so viele Profis die Theorie anwenden, warum liegen sie dann überdurchschnittlich mit ihren Ergebnissen hinter dem Marktdurchschnitt? Sind sie das vielleicht aufgrund der Anwendung eben dieser Theorie oder wären sie ohne die Anwendung der Theorie noch erfolgloser? Das wäre interessant zu wissen!

Am besten fand ich in diesem Kapitel aber das Fazit auf S. 43-44. Die Erkenntnisse der Behaviroal Finance führen dazu, dass immer mehr die Markowitz-Theorie infrage stellen. Zudem kommt es auch zu einem Paradox, dass z.B. der Professor Wolfgang Gerke die Theorie lehrt und gleichzeitig privat Stock-Picking und Timing betreibt. Im Übrigen ist er damit nicht alleine. Auch Malkiel, siehe meine Rezension weiter oben, konnte sich davon nicht frei machen, selber aktiv an den Märkten zu handeln, obwohl er grundsätzlich anderes gepredigt hat.

 

Kapitel 4 Bedeutung der Behavioral Finance für das Portfoliomanagement

Im Abschluss Kapitel werden einige Handlungsgrundsätze der Geldanlage genannt, wie man sie im jeden Anfängerbuch zur Börse entnehmen kann. Es bildet das Schanierkapitel zwischen Kapitel 2 und 3, ohne aber meiner Meinung nach die Kapitel wirklich zu verbinden.

 

Fazit:

Als kleines Heftchen zur Einführung zum Thema Behavioral Finance ist die vorliegende Arbeit gut lesbar. Tiefere Erkenntnisse darf man aber auch wegen dem Umfang der Arbeit hier nicht erwarten. 

 

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John Silver

Lucatelli, Adriano B.; Vaudan, Lucienne C. „Eine kurze Reise durch die Finanzmärkte – Wie man sicher am Anlageziel ankommt“, Versus Verlag, Zürich, 2018, 91 Seiten

 

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„Eine kurze Reise…“ heißt das Buch. Und es ist in der Tat eine kurze Reise, kommt dieses schmale Heftchen doch mit Mühe Not auf gerade 91 Seiten, wovon auch noch einige leer oder mit Fotografien gefüllt sind (Und die Fotografien haben noch nicht einmal etwas mit dem Thema zu tun). Zudem ist es mit einem Neupreis von knapp EUR 30 (!) nicht gerade günstig.

 

Das Buch beginnt in Kapitel 1 mit einer kleinen Einführung zur Geschichte der Börse (S. 9 – 17).

 

Kapitel 2 beschäftigt sich mit Keynes und seiner Anlagepolitik (S. 19 – 22).

 

Kapitel 3 hat den Valueansatz zum Thema (S. 23 – 28) und in Kapitel 4 wird die Sinnhaftigkeit von Stpckpicking infrage gestellt (S. 29 – 32).

 

Um es vorweg zu nehmen, das Buch ist Mainstream. Deshalb kommt man folgerichtig in Kapitel 5 auf das Index-Investment zu sprechen (S. 33 – 38).

 

Kapitel 6 handelt vom „modernen Finanzwesen“und beschäftigt sich mit den Modellen von Markowitz (MPT), Sharpe (CAPM), Ross (APT) und Fama / French (S. 39 -46).

 

In Kapitel 7 wird eine weitere Ergänzung eingeführt, der Volatilitätsfaktor (S. 47 – 51).

 

Kapitel 8 spricht dann noch das „Smart Beta“ an (S. 53 – 57) und Kapitel 9 lobt das Robo-Investing (S. 59 – 61).

 

Kapitel 10 faßt zum Abschluss noch einmal die Erkenntnisse kurz zusammen und empfiehlt, falls einem das mit den ganzen Faktoren zu komplex ist, sich auf das schlichte Index-Investieren zu konzentrieren (S. 63 – 64).

 

Das Buch schließt mit einem Glossar, einer Bibliographie, der Autorenvorstellung und einer kurzen Danksagung ab. Dies Umfaßt alles auch immerhin fast ein Drittel(!) dieses schon sehr kurzen Büchleins.

 

Fazit:

Das Buch hat gute Ansätze und verliert sich nicht zur sehr in Details. Das ist für eine Einführung gut. Preis und Umfang des Buches sind aber dreist.

Überrascht hat mich das Buch aber am Anfang. Dort wird auf Alfred Cowles verwiesen, der schon 1933 nachgewiesen haben soll, dass nur die wenigsten den Marktdurchschnitt schlagen (S. 27-28). Das war für mich neu.

Und bemerkenswert fand ich im Kapitel 9 die Erkenntnis „…das ein immer geringerer Teil des Portfolioertrags durch Managementtalente und -fähigkeiten erklärbar ist. Das Alpha, damit mittels Stock-Picking generiert wird, ist somit viel kleiner als bisher angenommen.“ (S. 59). Wenn das aber so ist, warum schaffen denn dann hochausgerüstete und intelligente Profis es dann nicht, den Markt zu schlagen? Und warum schaffen das aber im Gegenzug durchaus durchschnittlich intelligente und mäßig ausgerüstete Privatanleger?

 

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John Silver

Schneider, Christian, „Portfoliomanagement im Financial Planning – Der Weg zur optimalen Vermögensstruktur“, Bankakademie-Verlag, Frankfurt am Main, 1. Auflage, 2002, 126 Seiten

 

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Das Vorwort verrät, dass es sich bei dem vorliegenden Buch um eine Diplomarbeit handelt. Das hätte aber spätestens auch ein Blick ins Literaturverzeichnis verraten. Aber egal, hier geht um Inhalte.

Die Einleitung auf S. 1 ernüchtert gleich den Leser: „Vor allem in den derzeitigen turbulenten Börsenzeiten und in Anbetracht der ungewissen Aussichten für die Weltwirtschaft suchen verunsicherte Anleger verstärkt Hilfe.“ Der Satz ist von 2002. Man sieht, die Zeit ist weiter vorangeschritten, aber die Probleme sind für den Anleger die gleichen geblieben. Es erinnert einwenig an das noch viel ältere Zitat aus dem 19. Jahrhundert von Ralph Waldo Emerson: „Kann sich jemand daran erinnern, wann die Zeiten nicht schlecht und das Geld nicht knapp war?

 

Nach der Einleitung beschäftigt sich der Autor in Kapitel 2 mit “Asset Allocation und Portfoliomanagement“ (S. 3–17).

 

Das 3. Kapitel handelt vom Financial Planning.

Verkürzt und vereinfacht gesagt, ist Financial Planning eine ganzheitliche Betrachtung und Beratungsdienstleistung des Vermögens einer Person oder Personengruppe unter Hinzuziehung der gesamten Lebenssituation dieser Gruppe oder Person.

Im Folgenden wird im Kapitel der Nutzen für den Kunden herausgearbeitet (S. 25-27).

Die Kosten einer Financial Planning Beratung sind nicht gering. Diese können einen gut vier- bis fünfstelligen Betrag ausmachen (S. 27). Dabei darf man nicht vergessen, dass die Preisangaben im Buch veraltet sind, wurde die vorliegende Arbeit doch Anfang 2000 angefertigt, siehe oben. Als Alternative gibt es noch Modell, wo die Beratung über Vertriebsprovisionen gezahlt wird oder ein Mischmodell aus beidem (S. 32).

Am Anfang des Financial Planning steht immer die Datenaufnahme, die in mehreren Schritten vollzogen wird. Klassisch ist der Start mit der „Privatbilanz“ und der „Private(n) Gewinn- und Verlustrechnung“, wo die Vermögenswerte und Zahlungsströme erfaßt werden (S. 34, 36-37). Man kann die Private Gewinn- und Verlustrechnung“ auch gut als „Haushaltsbuch-Plus“ bezeichnen.

 

Das 4. Kapitel beschäftigt sich mit den „Zielgrößen des Financial Planning“.

Neben den klassischen Zielen wie Rendite, Risikobereitschaft und -fähigkeit, werden dabei noch die individuellen Ziele des Kunden beleuchtet. Des Weiteren werden im Kapitel u.a. noch die Punkte Nachlassgestaltung, Ehevertragsgestaltung, Unternehmensnachfolge usw. angesprochen.

 

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Verbindung von Financial Planning und Portfoliomanagement. Dementsprechend wird im 5. Kapitel ein dazugehöriges Modell modelliert und geprüft.

Das vorgestellte Musterportfolio ist aus meiner Sicht zweifelhaft, weil es veraltet ist und z.T. in der dargestellten Form aus meiner Sicht nicht funktioniert. Nichts desto trotz, und das finde ich viel wichtiger, gibt das Musterportfolio einem zumindest eine Grundidee (S. 55-77).

Wie in praktisch allen Büchern, nicht nur alten, sondern auch neuen(!), müssen steuerliche Angaben und Tipps immer geprüft werden. Nur als Hinweis: Die Dividendenbesteuerung wie auf S. 66 dargestellt ist natürlich veraltet. Ebenso sind die Ratschläge zur Lebensversicherung auf den Seiten 69-70 kritisch zu hinterfragen. Das gleiche gilt für das auf den Seiten 73-74 angeführte Erbrecht. Hoch aktuell und in letzter Zeit auch wieder vielfach diskutiert, sind die Anmerkungen zur Gründung einer Stiftung und zur vermögensverwaltenden Gesellschaft / GmbH (S. 74).

Zur Ermittlung seines Musterportfolios hat Schneider ein paar Matrizen zur Bestimmung des Nutzens für den Musterkunden“ entwickelt. Diese Matrizen haben mir gut gefallen (S.78 – 80).

 

In Kapitel 6 werden die zuvor erarbeiteten Daten in einem Musterfall angewendet (S. 87 – 97).

 

Das Buch schließt in Kapitel 7 mit einem „Fazit und Ausblick“ (S. 99-100)

 

Fazit:

Die Diplomarbeit und die Ergebnisse des Buches fand ich nicht so besonders spannend.

Wirklich gut haben mir aber die Auslassungen zum Financial Planning gefallen, die deutlich besser ausgestaltet waren, als in den letzten Büchern die ich davor zum Thema gelesen hatte.

 

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John Silver

Seebandt, Andreas, „Die Börse“, STS Verlag, Planegg, 1998, 126 Seiten

 

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Das Buch ist deutlich über 20 Jahre alt und das merkt man auch ziemlich schnell an vielen Stellen. So wird noch auf den Seiten 12-13 die Präsenzbörse diskutiert und ob es in Zukunft überhaupt noch andere Börsen außer Frankfurt geben wird. Heute wissen wir, es gibt sie - zum Glück - noch. Des Weiteren wird auf Seite 15 der Mantel und Bogen einer Aktie beschrieben. Eine Sache, die die meisten wohl nur noch von historischen Wertpapieren kennen. Außerdem wird auf S. 16 der Neue Markt angesprochen. Ebenfalls wissen wir heute vom Boom und Crash dieses Segments. Ebenso ist der Libor heute nicht mehr aktuell (S. 55-56) und es wurde in der Zwischenzeit auch der EURO eingeführt.

Was aber immer noch gilt wird auf S. 11 gut beschrieben: „…ein Wertpapier kann weit über, aber auch weit unter seinem fairen Wert notieren. Das bedeutet im Umkehrschluß: Ein Anleger, der ein gutes Gespür für die (häufig irrationalen) Stimmungsschwankungen an der Börse entwickelt, hat bereits einen sehr soliden Grundstein für erfolgreiche Dispositionen gelegt. Die Börse ist nicht berechenbar – und gerade deshalb so attraktiv“.

 

Aktien

Auch in diesem Kapitel sind diverse Teile veraltet. Ich denke eine schnelle Aufzählung einiger Sachen reicht, veraltet sind u.a.: der Nennwert einer Aktie S.19, die Dax-Zusammensetzung S. 21-22, das Körperschaftssteuerguthaben S. 26 und die Kursermittlung S. 35 – 37.

Wichtig ist beim Lesen von älteren Büchern nur, dass man sich diesem Umstand bewußt ist.

Nicht konform gehe ich mit der Aussage im Buch, man solle die Dividendenrendite gegenüber Kursgewinnen nicht überbewerten und Dividendenausschüttungen bergen die Gefahr, dass ein Unternehmen zuwenig Geld für Investitionen hat (S. 19 und ähnlich S. 28). Aus meiner Erfahrung wird im Gegenteil die Dividendenrendite zu oft marginalisiert und vernachlässigt und eben nicht hervorgehoben. Des Weiteren zeigen die allgemeinen Dividendenquoten eher, dass das Management sich oft „seinen Teil“ sichert und die Aktionäre froh sein können, wenn überhaupt mal 50% vom Gewinn ausgeschüttet werden.

 

Anleihen

Das Kapitel beschreibt am Anfang den Verlauf eines Rentenkurses, nennt Daten von Mitte der 90er Jahre und kommt zu dem Schluss, daß man von einer bestimmten Entwicklung ausgehen hätte können (S. 47-48). Das schöne an einer Rückschau auf solche Bücher ist, dass die letzten 12 Jahre gezeigt haben, daß man die Zinsentwicklung nicht einfach direkt hervorsagen kann. Auch hier kam es in den 2010ern jahrelang zu einer ungewöhnlichen Entwicklung. Die Erkenntnis des Buches ist also zweifelhaft.

Schön fand ich dann aber die Anmerkung: „Anleihen sind keine „wartungsfreien“ Selbstläufer. … Das richtige Timing für den Ein- und Ausstieg entscheidet auch bei dieser Wertpapierart über den Anlageerfolg“ (S. 48). Ich möchte nur noch hinzufügen „entscheidet oft“.

Der Hinweis, dass ein Investor mit einer Bonitätsänderung durch die Kursaufwertung Geld verdienen kann ist natürlich absolut richtig. Der aber wohl öfter auftretende Fall ist wohl, daß ein Anleger mit einem Downgrade Buchverluste erleidet (S. 51).

Gut fand ich, dass in solch einem schmalen Heft sogar Reverse Floater angesprochen und beschrieben wurden. Warum aber vor diesen grundsätzlich gewarnt wird ist mir nicht ganz klar. Es ist halt ein besonderes Instrument (S. 57-58).

Ebenso fand ich verwunderlich, das „Stufenzinsanleihen“ als Täuschung deklariert werden. In den 90ern waren Bundesschatzbriefe, die quasi ebenfalls Stufenzinsanleihen waren, allgegenwärtig und selbst vielen kapitalmarktfernen Personen bekannt und vertraut (S. 59).

Gut gefallen haben mir der Hinweis, anstelle des REX lieber auf die Umlaufrendite zu schauen (S. 62).

Das Anleihenkurse i.d.R. fallen, wenn die Zinsen steigen und umgekehrt ist oder sollte jedem Anleihenkäufer bewußt sein. Ich glaube den meisten ist aber nicht klar, wie hoch bzw. stark diese Korrektur ausfällt. „Eine Veränderung der Effektivrendite um 1 Basispunkt (0,01%) entspricht einer entgegengesetzten Kurskorrektur um 7,5 / 100 um Prozentpunkt“ bei einer Anleihe mit 10jähriger Restlaufzeit (S. 65). Bei einer 30jährigen Anleihe sind dies bereits 13,5 / 100 Prozentpunkte. Deshalb ja auch die stärkere Wirkung bei Langläufern. (Ein Basispunkt ist gleich einem 1 / 100 Prozentpunkt). Daraus folgt, eine Veränderung von einem Prozent läßt eine 10jährige Anleihe um 7,5% fallen und eine 30jährige Anleihe um 13,5% (S.65-66).

 

Optionsscheine

Dieses kurze Kapitel hat mir wirklich gut gefallen, weil der Autor mit einigen Rechnungen (S. 75-85) versucht hat, das ganze relativ praxisnah darzustellen. Und auch die Möglichkeit einer Depotabsicherung wird kurz angesprochen (S. 86-87).

 

Risiken beim Engagement von Wertpapieren

Hier hat sich der Autor die Mühe gemacht und alle(?) Risiken der o.g. Anlageklassen aufgeführt (S. 88-94).

 

Nach dem Kapitel „Devisen“ (S. 95-98) folgt das - natürlich - absolut veraltete Kapitel "Bundesbank" (S. 99-104). Ich frage mich, ob die aktuell jüngere Anlegergeneration überhaupt noch etwas mit dem Begriff und der Rolle der Bundesbank in der Nachkriegszeit bis zur Euro-Zeit etwas anfangen kann.

 

Die persönliche Strategie

Ein gutes Kapitel, wo u.a. die Frage gestellt wird, was für ein Anlegertyp man sei. „Wenn ausgeprägte Risikoscheu und maximale Renditeerwartungen zusammentreffen, sollte man eher der Teilnahme an Preisausschreiben den Vorzu geben“ (S. 105). Bei dem Kommentar mußte ich doch schmunzeln.

 

Das Buch schließt mit einem Glossar von immerhin 12 Seiten (S. 114-126).

 

Fazit:

Am Anfang wurde ich doch etwas durch Vielzahl an veralteten Sachständen ernüchtert. Dazu kam der Eindruck, dass das Buch sich inhaltlich auf die Sparkassenhefte aus den 90ern stützt.

Doch das Buch hat durchaus ein paar, wenn auch wenige, gute Hinweise, die es für mich zumindest kurzweilig lesenwert gemacht haben.

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John Silver

Schwanfelder, Werner; „Geldanlage mit System“, Falken Verlag, Niedernhausen, 1997, 80 Seiten

 

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Als ich das 80 Seitenheft zuerst in die Hand nahm, dachte ich zuerst das Buch ist eine Mischung aus einem Knax-Sparkassen-Heft und den gelben Sparkassen-Ausbildungsbüchern. Aber das muss nichts Schlechtes sein. Wichtig ist, dass didaktisch die Zielgruppe erreicht wird. Und was das Cover verspricht, „Falken Check Up“, wird auch gleich mit jeder Menge Checklisten gehalten.
 

Analyse der eigenen Geldanlage-Persönlichkeit

Das Buch beginnt gut mit einer „Analyse der eigenen Geldanlage-Persönlichkeit“ (S. 6 – 15). Extrem gut hat mir die Darstellung des bekannten „magischen Dreiecks“ von Rendite, Sicherheit und Liquidität gefallen (S. 15). Hier wurde es mit gewichteten Seiten in einer X-Y-Z Matrix dargestellt, als eine Art „Spinnennetz“. Eine solch gute nachvollziehbare Darstellung des magischen Dreiecks habe ich bisher noch nirgendwo gesehen. An dieser Stelle sollte ich die Rezension abbrechen, denn das war die beste Stelle. Danach ist das Buch eigentlich eine Enttäuschung.
 

Bewertung der einzelnen Geldanlagen

Die Seiten 16 – 57 beinhalten eine Vorstellung einzelner Geldanlagen und dies nimmt auch den Großteil des Buches ein. Dabei wird mit dem Girokonto begonnen (S. 17). Ernsthaft frage ich mich, wer sowenig von Geldanlage weiß, dass man ihm das Girokonto als Geldanlage erklären muss? Oder richtet sich das Buch an 16jährige Berufsschüler? Aber ob diese damals zu diesem Buch, mit einem immerhin happigen Preis von DM 19,90, gegriffen haben, bezweifle ich. Für den heutigen Leser sind weite Teile dieser Geldanlagen jedenfalls absolut veraltet. Genannt seien nur die Stichworte FIBOR-Sparen, Bundesschatzbriefe und Finanzierungsschätze. Wobei ich ausdrücklich bedauere, dass es die beiden letztgenannten Geldanlagen nicht mehr gibt.
 

Generell werden zu jeder Geldanlage Stichwortartig 12 Punkte abgearbeitet. Am Ende gibt es immer ein Profiurteil, bei der Liquidität, Sicherheit und Rendite in einer Skala von --- bis zu drei +++ bewertet werden.


Gewundert habe ich mich, warum Anleihen jeglicher Art, also auch Bundesanleihen, weniger liquide sein sollen als Renten- Aktien und Immobilienfonds. Mir ist rätselhaft woher der Autor diese Erkenntnis nimmt.


Bei Industrieanleihen (S. 35) schreibt Schwanfelder zu Punkt 1 „Welche Geldanlage liegt vor“: „Industrieanleihen sind heute nicht mehr modern. Die Unternehmen beschreiten andere Wege der Kapitalbeschaffung. Daher gibt es Neuemissionen nur selten“. Und zu Punkt 12 „Wie hoch ist der laufende Ertrag?“ schreibt der Autor: „Industrieobligationen haben eine etwas bessere Rendite als Pfandbriefe und Kommunalobligationen. Ihre Nominalzinsen sind bei der langen Laufzeit ebenfalls sehr gering. Damit gelten Industrieobligationen nicht gerade als sehr attraktiv.“ Selbstverständlich gibt es Industrieobligationen jeder Art mit jeder nur denkbaren Risiko-Rendite-Ausstattung. Ich glaube, der gute Herr Schwanfelder kennt sich mit Anleihen nicht aus und hat irgendwo etwas abgeschrieben. Das beweist er gleich auf der Folgeseite (S. 36) mit seinem Text unter Punkt 13: „Die Börse reagiert auf Zinsänderungen des Marktes sehr sensibel. Daher können Industrieanleihen häufig über Abschläge günstig an der Börse gekauft werden. Die Wertsteigerung bis zum Rücknahmetermin kann damit durchaus attraktiv sein“. Hier zeigt sich, dass Schwanfelder den Zusammenhang zwischen Zinsniveau, Kursveränderungen und die dazugehörige Rendite bei Anleihen nicht verstanden hat.


Bei der „Aktienanlage“ (S. 43) findet man die interessante Information „Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis“ (KGV) über 8 wird als gut bewertet.“ Dieser Aussage, ohne weitere Erläuterung im Heft, möchte ich doch eindeutig widersprechen. Das ist als Einzelaussage so Blödsinn.


Und das „Profiurteil“ zur Rendite lautet bei „Optionsscheinen“ „+++“ (S. 45). Das ist der im ganzen Buch vergebene Höchstwert. Natürlich kann eine äußerst positive Rendite bei Optionsscheinen so eintreten. Glaubt man aber der Statistik, so hätte der Autor eher „---“ nehmen müssen, weil die meisten Kleinanleger mit Optionsscheinen eher verlieren. Denn schon zwei Seiten weiter (S. 47) schreibt Schwanfelder selber zum Thema „Rund um Fonds“ unter Punkt 14: „Wir folgen damit der Argumentation, dass die Profis eben doch mehr können als der >Kleinanleger<.“


Das ETFs im ganzen Buch nicht vorkommen, kann man dem Autor nicht anlasten. Diese waren 1997 in Deutschland kaum bekannt. Ich bin nicht mal sicher, ob sie überhaupt schon aktiv vertrieben wurden.
 

Ein schlüssiges Geldanlage-Konzept

Auf den Seiten 58 – 65 wird dem angehenden Sparer praktisch eine Ausgaben-Einnahmeliste vorgestellt, um zu ermitteln, wie groß das allgemeine Sparpotential ist um Gelder für die Geldanlage zu generieren. Natürlich wird dabei auch das gute alte Haushaltsbuch vorgestellt. In diesem Kapitel konnte sich der Autor oder Verlag nochmal richtig schön mit Checklisten austoben, die meiner Meinung nach aber eher unübersichtlich und verwirrend sind.
 

Die Partner bei der Geldanlage

Zum Abschluss werden auf den Seiten 66 – 70 die einzelnen „Berater“ (Bank-, Bauspar-, Finanzberater usw.) vorgestellt und kurz mit Kenntnissen und Angebot bewertet.

Ich möchte den Lesern meiner Rezension nicht das schöne Foto aus dem Buch zu diesem Kapitel vorenthalten. So sahen in den 90ern die Kunden und Bankkauffrauen aus. Man beachte zudem das „Meßgerät“ das der junge Mann in den Händen hält.
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Das Buch schließt mit einem kurzen Glossar ab.
 

Fazit:

Muss man nicht haben, muss man nicht kaufen, muss man nicht lesen.

 

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John Silver

Hense, Alina; „Aktien – Geld richtig angelegt“, Humboldt-Taschenbuchverlag, München, 2. Auflage 1997, 192 Seiten

 

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Aline Hense ist studierte Sozialwirtin, studierte u.a. in den USA und arbeitete als Beraterin und Anlageberaterin in einer Bank. Zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buchs arbeitete sie schon vier Jahre als unabhängige Vermögensberaterin in München. Sie versäumt auch nicht, gleich auf den Gutschein für eine kostenlose Beratung am Ende des Buches hinzuweisen. Man muss aber auch fairerweise sagen, dass sie die Problematik selber im Buch noch einmal anspricht (S. 121).

 

Einleitung

Nach dem Vorwort folgt eine 26 seitenlange Einleitung (S. 11 – 37). Zusammengefaßt erklärt sie dem Leser, warum Aktien gut sind und warum man sein Geld in Aktien anlegen sollte. Auf S. 18 kommt sie zu der interessanten Erkenntnis, dass der Staat mit der 6-monatigen Spekulationsfrist den Aktienkauf fördert, weil wenn die Unternehmen Geld am Kapitalmarkt aufnehmen würden, dass Zinsniveau in Deutschland, und damit auch für den Staat, um „einige Prozentpunkte höher“ sein würde. Vielleicht sollte jeder diese Idee und dieses Argument mal seinem Bundestagsabgeordneten stecken.

Auf S. 26 kommt sie zu der Feststellung, dass Gemeinden vielfach öffentliche Anlagen leasen würden und damit viel Geld sparen würden. „Anstelle von Zinsen zahlen sie Miete, sparen aber die volle Rückführung der anfänglichen Investitionssumme.“ Vielleicht habe ich da etwas nicht verstanden. Aber meiner Meinung nach, ist es für einen öffentlichen Haushalt relativ egal, wie er finanziert, ein Steuervorteil ist mir da unbekannt. Des Weiteren will auch eine Leasinggesellschaft ihren Schnitt machen.

Durch das ganze Buch zieht sich das hohe Loblied der Autorin auf IAS und „(noch besser: nach US-GAAP)“ (S. 32). Mein Eindruck ist aber, dass das Rechnungslegungswissen der Autorin vielleicht nicht schlecht, aber auf alle Fälle nicht tiefgehend ist und vielleicht nur auf „Schlagwörtern“ und Fachartikeln beruht. Sie moniert z.B. dass in Deutschland nicht ausgeschüttete Gewinne in „stillen Reserven“ versickern würden (siehe unten). Wie sie auf diesen direkten Zusammenhang kommt, erläutert sie aber nicht. Es ist wohl eher ein gefühlter Zusammenhang.

Auf jeden Fall hat es ihr der Shareholder-Value-Ansatz sehr angetan. Dieser Ansatz würde in der Tat selbst heute noch den meisten AGs gutstehen (S. 32).

 

Die Aktie, genauer betrachtet

Während Hense den Ansatz des Shareholder-Value begrüßt und als überfällig bezeichnet, geißelt sie, damit ist sie aber nicht allein, wie viele andere Autoren, dass „moderne Raubritter“ sich ihre Opfer an der Börse suchen (S. 40-41). Ich habe immer noch nicht verstanden, was daran schlecht ist, wenn ineffiziente und von unfähigen Managern geführte Unternehmen aufgebrochen und verkauft werden. Die einzigen, die wirklich Angst haben müssen, sind schlechte Manager die sich an ihren „Wirten“ laben. Die müssen und sollen getrieben werden, damit sie es sich nicht mit einer Selbstbedienungsmentalität bequem machen. Ich verweise in diesem Zusammenhang gerne auf die Szene mit Michael Douglas in „Wall Street“, wo er erläutert, warum „die Gier" gut ist.

Die Einstellung der Autorin zu Dividendenausschüttungen habe ich nicht nachvollziehen können. Einerseits sagt sie, Gewinne sollten im Unternehmen bleiben, andererseits schreibt sie: „Wie dem auch sei: Ist ein Nettogewinn feststellbar, muß er eigentlich zu Hälfte ausgeschüttet werden.“ (S. 45). Sie moniert im Buch, dass in Deutschland nicht ausgeschüttete Gewinne in „stillen Reserven“ versickern würden, daß das aber mit IAS nicht passieren würde. Nur wegen dem HGB-Abschluss gäbe es in Deutschland im Gegensatz zu den USA dieses Gezerre zwischen Aktionären und Vorstand (S. 140 -141). Dann schreibt sie wieder, der Aktionär sollte auf die richtige Verwendung seines Gewinns vertrauen. Wie jetzt? Irgendwie hat man bei Alina Hense das Gefühl, sie hat das Ganze nicht richtig verstanden (S. 141).

Missverständlich drückt sich Hense auch aus, als sie über Vorzugsaktien und die Hauptversammlung schreibt: „Der Besitzer von Vorzugsaktien kommt da zwar rein, hat aber nichts zu sagen.“ (S. 47). Gemeint ist natürlich das Stimmrecht, denn Frage- und Auskunftsrecht haben natürlich auch die Vorzugsaktionäre.

Das große Lob für ADR habe ich auch nicht nachvollziehen können. Natürlich bieten ADR Vorteile, alleine schon das sie manchmal den Handel überhaupt ermöglichen ist einer. Das Hense aber nichts von den Nachteilen erzählt, nämlich z.T. extrem hohe Gebühren auf Dividenden oder die Gefahr der Nicht-Handelbarkeit von ADR, sollte zumindest angesprochen werden (S. 53). Dieses Problem ist ja gerade im Fall von Russland hoch aktuell. Vielleicht fehlt Hense aber auch einfach die Erfahrung mit solchen Instrumenten.

 

Der Handel mit Aktien

Das folgende Kapitel beschäftigt sich, wie die Überschrift stark vermuten läßt, mit dem Handel von Aktien. Leider sind die Seiten 75 bis 85 stark veraltet. Das ist aber nicht der Autorin anzulasten, sondern einfach eine Folge davon ist, dass das Buch eben etwas älter ist.

Hinterher ist man immer schlauer, trotzdem macht es Spaß, sich Prognosen aus der Vergangenheit im Heute anzusehen. Aber Alina Hense ist nicht die Einzige, die mit der Prognose des neuen Marktes falsch lag, sonst hätte es ja auch keine Blase gegeben (S. 85-86).

Peinlich für eine Anlageberaterin fand ich den Kommentar zu Small Caps. „In Deutschland heißen sie Nebenwerte – wohl deshalb, weil die Summe der Aktienwerte eines solchen Unternehmens eher nebensächlich ist. Manchmal werden sie auch Hoffnungswerte genannt! Wenn sonst nichts hilft, dann vielleicht das vielzitierte >>Prinzip Hoffnung<<. Dividenden zahlen diese Unternehmen selten.“ (S. 100).

Spannend bei einem Blick in die Vergangenheit ist ja gerade die Veränderung zu heute. Auf S. 107 hat die Autorin den Dax von 1996 abgebildet. Unternehmen wie Bay Hypo, Bay. Vereinsbank, Dresdner Bank und Schering sind verschwunden. Degussa, Hoechst, VIAG, VEBA und Mannesmann gibt es so nicht mehr und Commerzbank, Lufthansa, MAN, Metro und Thyssen haben den Index gewechselt von Dax zu MDax oder SDax.

Neu für mich war, dass die WKN ursprünglich mal einem Muster gefolgt sind (S. 111). Die Vergabe von reinen Nummern ist ja vorbei, beispielhaft sei nur die WKN BASF11 genannt. Aber der Bereich 800 000 bis 899 999 war mal den Banken vorbehalten. Komisch ist aber, dass das bei der Deutschen Bank nicht paßt, dafür aber z.B. bei der Deutschen Pfandbriefbank.

Man kann es nicht oft genug sagen: Steuerhinweise in Aktienbüchern sind i.d.R. IMMER veraltet, so natürlich auch hier (S. 112- 117). Also immer Obacht geben!

Was bestimmt den Aktienkurs?

Auf den ersten Seiten des Kapitels, werden eine Reihe von Regeln erläutert und mit Beispielen unterlegt (S. 124 – 130).

Gut fand ich Regel 3 „Querdenken! Die gefällige, breit vertretende Meinung ist der beste Kontra-Indikator und zeigt Ihnen lediglich an, wie stark diese Meinung bereits in der Praxis umgesetzt worden ist.“ (S. 129), und Regel 4 „Denken Sie >>makroökonomisch<<. Und achten Sie dabei auf die USA.“ (S. 130).

Die Zinsabhängigkeit der Börsen ist ein alter bekannter Hut. Aber das in den 90ern der Dax besonders zinssensitiv war, ist mir erst durch dieses Buch klar geworden. Dies liegt einerseits daran, dass die Fremdkapitalverschuldung deutscher Unternehmen relativ hoch ist und andererseits daran, dass damals sehr viele Banken und Versicherungen im Dax waren. 1996 waren es allein 7 von 30 Unternehmen (S. 107 und 130 – 131). Die Information fand ich sehr gut!

Das Unterkapitel „Die Analyse der einzelnen Aktien“ beschreibt kurz die Random Walk Theorie (S. 131 – 133), die Fundamentalanalyse (S. 133 - 145) und die technische Analyse (S. 147 – 159). Sehr gut hat mir hier das Fazit zur technischen Analyse gefallen: „Die Aufgabe der technischen Analyse besteht zunächst also darin, den aktuellen Trend zu bestimmen und aus seiner Struktur Tendenzen für das zukünftige Verhalten des Aktienkurses abzuleiten.“ (S. 148).

 

Verhaltensstrategien bei der Kapitalanlage

Das Kapitel war in Ordnung, aber nicht weiter bemerkenswert (S. 160 – 176).

 

Schlußgedanken

Das Buch endet mit den Schlussgedanken der Autorin.

Des Weiteren findet sich am Ende noch ein kleiner Anhang mit veralteten Daten und ein Register.

 

Fazit:

Ein leider veraltetes durchschnittliches Aktienanfängerbuch. Außer zu unterhaltungszwecken lohnt sich auch gebraucht der Kauf nicht.

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