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John Silver

Rezensionen von Börsen- und Wirtschaftsbüchern

Empfohlene Beiträge

John Silver

 

Am 24.6.2019 um 00:01 von John Silver:

Markus Koch
"Erfolgsrezepte vom Börsenkoch - Die Chancen der Märkte nutzen"
FinanzBuchVerlag, München, 2000

 

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Im ersten Teil des Buches, welches etwa ein viertel einnimmt, schreibt Koch seine Biographie, die sich erstaunlicherweise relativ

spannend liest. Quasi aufgewachsen in Afrika, hat es ihn dann wieder über Deutschland Anfang 20 in die USA gezogen.

 

Man muss gleich zu Anfang sagen, dass Koch praktisch kein Börsianer, sondern ein Journalist ist. 

Das Buch selber liest sich recht flüssig und kurzweilig. Das liegt aber auch daran, dass Koch wenig konkretes schreibt und eher wie Kostolany etwas in plaudern kommt. Da das Buch schon etwas älter ist (meine Ausgabe ist von 2000), ist das aber vielleicht auch ganz gut so, denn so sind einige Beispiele schon etwas älter, aber das Buch hinkt zumindest nicht den aktuellen Ereignissen hinterher.

Die meisten Weisheiten dürften Kostolany-Lesern sowieso bekannt sein.

 

In Kapitel Zwei (S. 60) schreibt Koch "Der beste Weg, langfristig Geld zu verdienen ist der Aktienmarkt, nicht der Anleihen, nicht Immobilien... .

Als Anleihenanleger ist das aus meiner Sicht natürlich Quatsch. 

 

Aber es finden sich auch einige gute Definitionen, die ich bisher nicht kannte.

In Kapitel 4, S. 85 schreibt Koch: "Cotton beschreibt den Börsenhandel als Hexerei, eine juckende Krankheit. Er war der Meinung Aktienhandel mache Männer unfähig, sich jemals wieder einer ernsthaften Tätigkeit zu widmen. Ihre Gefühle befänden sich "immer in einem Sturm" und die Männer seien entweder extrem verzweifelt oder voll verrückter Freude."

 

Der Blick in alte Bücher ist manchmal aber auch erhellend, wenn man einige Sachen vergessen oder damals nicht so registriert hat.

Koch schreibt auf S. 87-88 über Pfizer, die 35 Milliarden Doller Marktkapitalisierung verloren, weil ein Patentschutz für ein Medikament früher als erwartet auslief. Das kostete Pfizer ein Viertel des Markwerts. Irgendwie kommen einen aktuell solche extremen Ausschläge bekannt vor.

 

In Kapitel 7 schreibt Koch über die Analysten. Der Titel "Schall und Rauch der Analystenwelt" sagt quasi alles. Er beschreibt, wie oft die Analysten daneben liegen und wie oft richtig (selten) und warum das so ist. Ein wirklich gelungenes Kapitel!

 

Ebenfalls war mir das folgende Zitat (S. 134) von Edwin Lefefre von 1923(!) unbekannt:

"Wenn eine Aktie sich merkwürdig verhält, dann fasse sie nicht an: Nicht in der Lage zu sei, exakt zu wissen, was falsch ist, bedeutet nicht sagen zu können, wie es weitergehen wird. Keine Diagnose, keine Prognose. Keine Prognose, kein Gewinn."

Klasse!

 

Mit Kochs Meinung zum Thema Technische Analyse (Kapitel 8) stimme ich mit Koch nicht ganz überein.

Sehr gut gefallen hat mir aber wieder Kapitel 9 über Shortseller. Das hatte ich so bisher auch noch nicht gelesen.

Und auch das Kapitel 10 über Daytrader ist gut.

 

Witzig fand ich am Ende des Buches die Aussage von Koch zum Thema "Die Strategie ist entscheidend" (S. 226):

"Wer wie ich so um die 30 ist, kann ein gewisses Risiko eingehen. Gehen Sie in diesem zarten Alter Pleite, könnte man wenigstens noch versuchen reich zu heiraten."

 

Fazit:

Das Buch ist einfache Unterhaltung zum Thema Börse und liest sich wirklich kurzweilig und sehr unterhaltsam.

Mich hat es jedenfalls gut unterhalten.

Da das Buch nur noch antiquarisch oder über ebay etc. für kleines Geld erhältlich ist, kann ich es für den nächsten Strandurlaub oder die nächste länger Bahnfahrt

(insgesamt 229 Seiten) mit gutem Gewissen empfehlen. Man darf halt nur keine echten "Börsen-Rezepte" oder konkrete Anleitungen erwarten. 

 

 

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John Silver
Am 1.7.2019 um 00:16 von John Silver:

Reto R. Gallati
"Verzinsliche Wertpapiere - Bewertung und Strategien"
Gabler Verlag, Wiesbaden, 3. Auflage 2011

 

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Beim Lesen der ersten Kapitel hatte ich das Gefühl, Gallati hat dieses Buch nicht für irgendwelche Leser, sondern gezielt für die Studenten seiner Vorlesung geschrieben und/oder für die Studenten von Vorlesungen wo ein Professor selber noch kein Buch geschrieben hat. Es liest sich irgendwie wie ein Reader zu einer Vorlesung. 

Und so fängt das Buch irgendwie etwas überambitioniert an, wie im allgemeinen immer die erste Vorlesungsstunde und hält sich dann wieder an die Gliederung.

Trotzdem hatte ich immer das Gefühl, irgendetwas fehlt jetzt hier im Buch, das der Professor vermutlich aber in der Vorlesung selber erklärt.

Z.B. werden einige Abkürzungen und Begriffe weder im Text noch in einer Fussnote noch im immerhin 20 seitigen Glossar erläutert (z.B. "Sinking Fund Verpflichtung S. 45, Munis S. 175, Ginnie Mae Fannie Mae, Freddie Mae S. 219). Oder es wird überhaupt nicht erläutert WARUM einige Markteilnehmer etwas überhaupt machen.

Im Kapitel 8 Zinssatz Swaps und Forward Rate Agreements heißt es lapidar:

"Bei einem Zinssatz-Swap stimmen zwei Vertragsparteien überein, ihre Zinszahlungen auszutauschen." WARUM das aber für beide Seiten einen Sinn haben kann und WELCHEN ökonomischen Vorteil beide Seiten davon haben können bleibt Gallati im ganzen Kapitel 8 schuldig. 

 

Dann folgen noch ein paar Kapitel mit Zahlen und Rechnungen, dann können die Studenten in der Klausur ein paar Aufgaben rechnen neben den Sachfragen.

Die erste Auflage ist von 2000, das erklärt auch, dass zum Teil Tabellen von 1994 verwendet werden. Das war in 2000 noch in Ordnung, 2011 aber sind das immerhin schon wieder 17 Jahre weiter Zeitunterschied. Vermutlich wurden nur einzelne Kapitel überarbeitet, ansonsten hätte man ja noch Schreibfehler insbesondere im letzten Kapitel 17.   

 

Im Kapital 6 Zinssatz-Futures schreibt Gallati:

"Da der Preis des Future-kontrates im Verlaufe der Zeit schwankt, änder sich auch der Wert der durch den Future bewerteten Güter- bzw. Instrumente." 

Ehrlich gesagt hatte ich immer gedacht das wäre anders herum?!

Im Kapitel 13 Convertibles (ein eigentlich sehr schönes Kapitel) schreibt Gallati bei den Vor- und Nachteilen von Convertibles, "Zinsen mindern den zu versteuernden Gewinn" - ist das aber nicht quasi immer so bei Anleihen?

 

Gallati selber ist Schweizer und dass merkt man einigen in Deutschland nicht gebräuchlichen Fauchausdrücken (z.B. an der Börse kotiert statt notiert).

So kommt es, dass er im Unter-Kapitel 15.2.3 verstärkt auf den kleineren Schweizer Markt eingeht als auf den größeren Deutschen Markt.

 

Fazit:

Einige Kapitel sind wirklich gut gelungen, mir gefielen die Kapitel 5, 13, 15 und 17 besonders gut. So richtig warm bin ich mit dem Buch aber nicht geworden, insgesamt ist das Buch OK, es liest sich, siehe oben, aber wirklich wie ein Studium-Uni-Sachbuch, wo man sich auch mal durch ein paar Kapitel quälen muss. 

 

 

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John Silver

 

 

Am 24.7.2019 um 00:25 von John Silver:

Joachim Brandmaier

"Meine Strategie - Ihr Kompass für die langfristig sinnvolle Aktienanlage"

Börse Aktuell Verlag, Stuttgart, 2019

 

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Nach "Meine Meinung" und "Alles über Aktien" ist dies nun mein dritter "Brandmaier" den ich gestern gelesen habe, als ich eine kleine Europarundreise geflogen bin (Was würde Greta tun?). 

Brandmaier ist ein lockerer Erzähler rund um seine drei grossen Themen:

-Man soll Aktien kaufen, am besten Blue Chips.

-Man soll Buy & Hold betreiben, am besten mit Blue Chips.

-Jeder Tag ist Kauftag - für Blue Chips.

Im Endeffekt dreht sich also alles wie gehabt um seine Buy & Hold Strategie mit großen erfolgreichen Firmen, ohne dabei Markettiming zu betreiben.

(So einbischen das was Ghost_69 in seinem Depot macht meine ich). Das Buch wird ergänzt durch diverse andere Kapitel zu Themen wie Diversifikation, Dividenden usw.

Dabei streut er hin und wieder ein, was sein Team und er vom Stuttgarter Aktienbrief so machen, wie sie es machen und das man das alles natürlich in seinem Börsenbrief nachlesen kann. Das ist ja auch OK, schließlich lebt der Mann davon. Dankbarer weise geht er dabei nicht penetrant vor und nervt damit seine Leser nicht. Das er kein grosser Freund von ETFs ist, versteht sich daher von selbst.

Da fällt mir ein - habe ich eigentlich schon erzählt, dass ich hier im Thread neben den "Brandmaiers" noch sehr viele andere Börsenbücher rezensiert habe?

 

Fazit:

Das Buch ist wirklich besser, als es scheint. Mir ist zumindest kein Fehler aufgefallen. So komisch das klingt, auch wenn die "Brandmaier" eine Art von "Werbebüchern" sind, sind diese Bücher eigentlich genau das richtige für Anfänger, weil sie einfach, klar und strukturiert viele Sachen erläutern, insbesondere im Buch "Alles über Aktien". Ich glaube das Anfänger mit den Tipps von Brandmaier ernsthaft wenig riskieren und wenig schwerwiegende Anfängerfehler produzieren werden. Wenn Anfänger mit seiner Strategie starten, erscheint es mir besser, als wenn sie gar keine Strategie und gar keinen Plan haben.

Und auch wenn ich kein Anhänger der Buy & Hold Strategie bin, hat sie durchaus ihre Berechtigung, nur eben nicht für mich. Als "Buy & Hold" Anleger würde ich dieses Buch aber jedenfalls lesen, allein weil es mich bestätigt und bestärkt in meiner Strategie. Und so etwas hört und liest man ja auch mal ganz gerne.

Apropos lesen, es gibt hier im Thread noch weitere Rezensionen von mir. ;)

 

 

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John Silver
Am 25.8.2019 um 23:46 von John Silver:

Anonym (vermutlich Bolko ‚Hoffmann)

Die Börsentaktik – Zusammenfassung von Beiträgen aus der Zeitschrift: Effecten Spiegel – Das Handbuch für den privaten Geldanleger in Aktien
Effecten Spiegel AG, 1984

 

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Das o.g. Buch ist wie der Titel schon sagt eine Zusammenfassung von Beiträgen. Von wem das Buch verfaßt wurde, steht leider nirgends. Vorwort und Schlussbemerkung haben keine „Unterschrift“ und auch ein Vermerk am Anfang das Buches, dass die Abbildung auf dem Cover dem Privatbesitz des Verfassers entstammt hilft nicht weiter. Ich vermute aber, dass die Beiträge von Bolko Hoffmann, dem langjährigen Herausgeber des Effecten Spiegels, stammen.

 

In sieben Kapiteln wird die

-Situation des Privatanlegers,

-die Funktionsweise der Börse,

-das jeweilige Depot beurteilt,

-Steuerrechtet,

-die Bewertung von Aktien

-die Unterstützung durch einen Computer und

-Sondersituationen am Aktienmarkt dargestellt.

 

Die Kapitel zum Steuerrecht und zur Computerunterstützung sind natürlich hoffnungslos veraltet und können dementsprechend ignoriert werden.

Bemerkenswerter Weise finden sich in dem Büchlein mit 143 Seiten (bzw. 115 Seiten, danach kommen Worterklärungen und Anhang) doch einige interessante Überlegungen, aber natürlich auch ein paar Merkwürdigkeiten.

 

Nicht übereinstimmen tue ich mit der Meinung, der Aktienmarkt ist ein Nullsummenspiel in dem jeder gegen jeden kämpft (S.10, S. 12). Pauschal mag das stimmen, persönlich habe ich aber andere Erfahrungen gemacht. Richtig ist aber, dass der Kapitalmarkt grundsätzlich ein Haifischbecken ist.

Richtig ist, die Aussage dagegen, dass sich die Betreuung durch Dritte für ein Depot „nicht in den Vermögenszuwächsen der Kunden“ dokumentiert. (S. 13).

Auf Seite 23 wird auf die (damaligen) Spesen Bezug genommen. Richtig ist, dass damals auch ganz andere Steuersätze galten, abenteuerlich ist aber auch, was damals von den Banken für Gebühren genommen wurden. Ich empfehle dringend den ganzen „+Euro 1,00- Gebühren-Rebellen von Onvista“ diese Seite im Buch nicht zu lesen. Denn das wird vermutlich zu ernsthaften Magenverstimmungen führen.

 

Kapitel 5. … bewerten Sie Aktien“ bietet einige Überraschungen!

Chartisten: Empfehlung: „Das Studium von graphischen Kursaufzeichungen ist nicht ratsam. … Entnehmen Sie das wirtschaftliche Geschehen der Tageszeitung und nicht einem Chart.“

Fundamentalisten: Empfehlung: „Selbst die wissenschaftlichste – und somit abstrakte – Begründung der Fundamentalanalyse trägt nicht dazu bei, praktische Hilfen für deine Anlageentscheidung zu geben. … Analysen der Banker … stellen lediglich „Meinungen“ und „Hoffnungen“ … dar, wobei deren Eintrittswahrscheinlichkeit nicht … höher liegt als die „Prognose eines Börsenbeobachters.“

Random-Walker: „Meine Meinung: Zukünftige Kurse werden häufig systematisch falsch prognostiziert.“

Fazit 1: Die Beschäftigung mit vergangenen Aktienkursen ist für die Vorhersage zukünftiger Kurse unnütz. … “

„Empfehlung: Beschäftigen Sie sich nicht mit den Methoden der Chartisten und Fundamentalisten.“

 

Fazit: Ich habe das dünne Buch relativ zügig durchgelesen und fand es insbesondere deshalb bemerkenswert, weil ja um 1984 die Börsianer wesentlich eingeschränktere Möglichkeiten hatten als heute (Dafür gab es den Steuerbonus).

 

 

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John Silver
· bearbeitet von John Silver
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Gelfarth, Volker ; Otte, Max; „Investieren statt spekulieren – Mit Aktien von Top-Unternehmen zum Gewinn“, Econ Verlag. 1. Auflage, 2001, S. 218

 

Das o.g. Buch kommt aus der Börsenbüchersammlung vom Foristi Kairos, bei dem ich mich noch einmal ganz herzlichen für die Bücher bedanken möchte!

 

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Max Otte dürfte neben Andre Kostolany und Dirk „Mr. Dax“ Müller der dritte bekanntest deutsche Börsianer sein. 

Aber auch von Volker Gelfarth habe ich schon ein Buch rezensiert, siehe hier, Beitrag #10.

Der Investmentgedanke von Max Otte ist relativ einfach dargelegt. Kaufe Top-Unternehmen und halte diese praktisch für immer, also ein klassischer Buy & Hold & Value - Ansatz.

Das Buch beginnt mit einer allgemeinen Darstellung, wie man Aktienmarkt Geld verdient und wie nicht. Dabei kommt Max Otte auf durchschnittliche Wachstumsraten des Aktienmarktes von 12,91% und 17% bei einem „strategischen Ansatz“. Gut, das Buch ist etwas älter, trotzdem ist mir nicht klar, woher Otte diese Zahlen hat. (Im Folgenden wird „Otte“ stellvertretend für Volker Glefarth/Max Otte verwendet, das erleichtert mir das Schreiben).

Im Kapitel zwei erörtert er allgemein das Investieren und bespricht ein paar Kennzahlen.

Mir fällt bei Otte immer auf, dass er zu Schludrigkeiten und Vereinfachungen neigt. Das stört schon etwas, wenn auf S. 33 auf den Dow Jones als ältesten Index verwiesen wird und gesagt wird, der Dax existiere dagegen erst seit 1988. Richtig, aber den FAZ-Index als ältesten deutschen Index gibt es bereits seit 1961. Das ist vielleicht auch etwas kleinlich, aber wenn man etwas wie Otte so effektheischend darstellt, dann sollte es auch im ganzen stimmig sein. Ebenso muss man immer aus dem Kontext erschließen, ob Prozentangaben absolut oder p.a. sind (siehe z.B. S. 45).

Das dritte Kapitel ist ein paar Value - Investoren Legenden gewidmet, Lynch, Graham und Buffet.

Ich denke ich brauche nicht gesondert darauf hinzuweisen, dass die Darstellung der steuerlichen Betrachtung natürlich hoffnungslos veraltet ist. Praktisch bei allen Büchern die nicht brandaktuell sind, ist dies aber so, von daher ist das natürlich auch hier kein Makel, sondern nur eine Feststellung.

Und da das Buch von 2001 ist, sind die Beträge logischerweise auch noch alle in Mark angegeben.

Im Kapitel 4 geht Otte dann auf die Unternehmensbewertung ein und bespricht eine Reihe von Kennzahlen etc. anhand derer der Anleger Unternehmen bewerten kann.

Und nun kommen wir zum Knackpunkt in diesem Buch. Die Bewertung und Analyse nach dem Otte-System ist sehr aufwendig und zeitintensiv.Wie soll ein normaler Anleger tausende von Unternehmen bewerten um dann die richtigen zu finden? Wie gestaltet man die Vorauswahl? Alleine der Dax hat schon 30 Unternehmen, und dann fehlen noch MDax, SDax, Europa, USA und der Rest der Welt?

Um das zu erreichen braucht der durchschnittliche Investor natürlich einwenig Hilfestellung. Und diese bietet Max Otte sehr gerne in Form seiner Webseite, seiner Seminar usw. an (siehe Beispielhaft S. 37 und S. 38), wo schon viele Unternehmen analysiert sind. Genau diese nervigen Werbeshows in seinen Büchern, hinterlassen bei mir immer einen Nachgeschmack, als ob es jemand dringend nötig hat. (Meiner Meinung hat er das nicht (mehr) nötig und entwertet sich damit irgendwie selber. Warum schreibt er das nicht am Ende des Buches? Lesen die Leute auch und es wirkt nicht so reißerisch.)

Das anschließende Kapitel 5 zeigt noch einmal eine Musteranalyse am Beispiel von Amgen.

So etwas finde ich schön und hilft bestimmt auch vielen mal eine eigene Analyse aufzustellen.

Den größten Teil des Buches, fast die Hälfte von 218 Seiten nehmen eine Reihe von Unternehmensporträts ein. Als Dogmenhistoriker bin ich solchen historischen Darstellungen immer etwas zugeneigt. Man braucht nicht darüber zu sinnieren, ob diese Darstellungen einem heute helfen, aber es ist für mich immer interessant zusehen, wie Unternehmen damals beurteilt wurden und wie sie sich entwickelt haben und welche Unternehmen heute marktführend sind.1

Viele Werte findet man noch heute im Dow Jones, einige Werte haben allerdings auch schon ihre beste Zeit hinter sich, wie z.B. Nokia. Überrascht war ich aber, wieviele Unternehmen auch einfach die nächsten 18 Jahre „funktioniert“ haben, wie z.B. Cicso, Coca-Cola, McDonald, Mircosoft, Nestle, Johnson&Johnson, SAP usw.

Einige Aussagen in den Porträts sind aber bemerkenswert:

Gilette: „Fragen Sie ruhig mal in Ihrem Bekanntenkreis nach, wer einen Rasierer von Gilette hat.“ (S. 135) Lustig, der Rasierer Markt ist ein Oligopol, da kommt man an den Marken Gilette / Wilkinson oder Philipps/Braun kaum vorbei. Brandaktuell dagegen war die Aussage, wie gesagt von 2001, bei Heinz-Ketchup: „Störfeuer drohen von Seiten der großen Supermarktketten. In ihrem gnadenlosen Konkurrenzkampf werden zunehmend teure Markenprodukte aus den Regalen verbannt.“ (S. 139) Wer erinnert sich noch an den Ketchup-Krieg Edeka-Heinz aus diesem Sommer? Geschmunzelt habe ich zudem bei der Aussage von Otte bei Hennes & Mauritz: „qualitativ gute … Bekleidung …“ (S. 143). Naja, die Kleidung die ich von H&M kenne/hatte, zerfällt praktisch nach einem, spätestens nach 2 Jahren.

Das Buch schließt mit einer Zusammenfassung und einem Ausblick in Kapitel 7 und hat im Anhang noch einige Quellen aufgelistet, u.a. eine Reihe „guter Bücher“. Bei denen die ich davon kenne, stimmt das weitestgehend.

 

FAZIT:

Natürlich ist das Buch veraltet, aber die einfache Analyse von Otte sollte auch heute noch funktionieren. Grundlegend ist der Ansatz von Otte seriös und richtig, wenn auch nicht für jeden geeignet. Und auch wenn Otte es manchmal mit seiner Eigenwerbung übertreibt, liest sich das Buch flüssig und kurzweilig. Mir hat das Buch und insbesondere „der Blick in die Vergangenheit“ Spaß gemacht.

 

 

 

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John Silver

Knop, Sönke ; Mühlhaus, Axel; „Invstieren in Small Caps – Auswahlmethoden und Anlagestrategien“, Campus Verlag, Frankfurt/New York, 2002, 264 Seiten

 

Das o.g. Buch kommt wie auch andere schon davor aus der Börsenbüchersammlung vom Foristi Kairos, bei dem ich mich noch einmal ganz herzlichen für die überlassenden Bücher bedanken möchte!

 

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In der Einleitung definieren die Autoren den Begriff „Small Cap“ bzw. Nebenwerte und kommen auf die Ineffizienzen im Nebenwertesegment zu sprechen. Vereinfacht gesagt: Weil Nebenwerte i.d.R. klein sind (illiquide), wenig beachtet werden (kaum professionelles Research) und ein größeres Risiko als „Blue Chips“ aufweisen, bieten sie eine Überrendite.

 

Um das Buch besser zeitlich einzuordnen: Es wurde, siehe oben Erscheinungsjahr, in der Zeit nach dem neuen Markt geschrieben.

 

Im ersten Kapital gehen die Autoren auf den Smax und die diversen Nebenbedingung diese Index ein und sprechen auch über dessen Schwächen und Nachteile z.B. die relativ hohen Kosten und den relativ hohen Aufwand für die Unternehmen.

 

Das zweite Kapitel befasst sich mit den drei Segmenten des Börsenhandels, Freiverkehr, geregelter Markt und amtlicher Handel, und die Anforderungen an Aktien in den Segmenten und die Vor- und Nachteile der einzelnen Segmente. An einem Fallbeispiel „Zucker & Co. AG“ wird die tatsächlich geschehene Manipulation dargestellt. Gut hat mir das Unterkapitel „Anlagestrategie im Freiverkehr“ gefallen (S. 46-47).

-Beschaffen Sie soviele Informationen wie möglich.

-Rufen Sie im Unternehmen an und fragen Sie nach.

-Vorsichtige Bewertung aller Informationen.

Usw.

 

Durch das ganze Buch sind Interviews verstreut, bei denen ich z.T. den Eindruck hatte, dass die Fragen eingereicht und dann beantwortet wurden, also kein reales Frage-Antwort-Interview stattgefunden hat. Wie sonst lassen sich Antworten erklären auf Fragen wie: „Wird von den andere [steht tatsächlich so im Buch] Akteuren, also Banken und Unternehmen selbst, genug getan damit der SMAX attraktiv ist?“ Antwort: “Die Segmentierung eines Marktes schafft die Voraussetzungen, die von allen Beteiligten in einer konzertierten Aktion ausgefüllt werden müssen.“ Aha, na dann ist ja alles klar.

 

Im zweiten Kapitel wird die Bewertung behandelt. Stichworte sollen hier nur sein: Management, Kennzahlen wie KGV, Cashflow und KUV, Buchwert und die Informationsbeschaffung um an diese Zahlen zu kommen. Insgesamt ein nicht schlechtes Kapitel. Natürlich ist dies nur ein Einstieg.

 

Schön sind am Ende des Kapitels zwei Absätze aus dem Interview mit Klaus Hellwig vom Nebenwerte Journal ( S. 91):

… „Halten Sie Internet-Boards als Informationsquelle für interessant?

Hellwig: Es sind sicher nicht nur Pusher am Werk, aber die Zahl derjenigen, die gehaltvolle Beiträge liefern, ist doch sehr begrenzt. Es lohnt sich meist nicht, sich durch die ganzen Postings zu kämpfen, nur um an ein paar gute Informationen zu kommen.

Wie kann man die Qualität der Informationen abgeschätzt werden?

Hellwig: Man kommt nicht darum herum, sich intensiv mit den Unternehmen zu beschäftigen. Eigentlich können sie niemanden, der ihnen Informationen gibt, im Vorwege trauen. Gerade bei den InternetBoards wird einem zum Teil angst und bange, wenn man sieht, was dort gepostet wird. Allerdings sind diese Boards ganz gut geeignet, um ein Gefühl für die Stimmung für einen Wret zu bekommen. Grundsätzlich sollte jedem klar sein, dass niemand Informationen ohne Eigennutz zur Verfügung stellt.“ …

 

Das 4. Kapitel wirft einen Blick auf die Akteure an der Börse: Die Privatanleger, die Analysten und die Fonds (Mir ist bewußt, dass hier noch weitere Akteure fehlen, aber das ist hier die Auflistung).

Der Part über die Anaylsten ist aus meiner Sicht wirklich gut gelungen! Dort wird ausführlich erläutert, warum Analysten sind wie sie sind. Oder anders ausgedrückt: Warum werden manche Werte gecovert und manche nicht? Wer bezahlt den Research? Wer liest ihn? Warum ist die Einstufung so heikel?

 

Das 6. Kapitel beschreibt „Das Börsenleben – Szenen einer Ehe“. Der Gang an die Börse, der Börsenhandel und der z. T. danach folgende Abschied von der Börse, das delisting. Gut ist hier, dass jeweils die Gründe für Small Caps dargestellt werden und warum diese Entscheidungen wie getroffen werden. Auch die vorbörsliche Investition wird angesprochen und wie wählerisch viele Kapitalgesellschaften im Vorwege sind. Daraus läßt sich schließen: Wenn andere im Vorwege schon so wählerisch sind, warum sollte man als Investor bei einem Börsengang dann weniger intensiv prüfen, gerade wenn es um die Abgabe von Anteilen und nicht um die Erweiterung des Eigenkapitals geht?

 

Da hier im Forum ja immer die Diskussion zur Frage herrscht: Dividenden oder Geld im Unternehmen belassen? Hier eine Antwort von Thomas H. Knorr, von Knorr Capital Partner AG (S. 159) zum Thema „Finanzierungsrunden“ was aber meiner Meinung nach auch ganz gut paßt:

 

„Einerseits dürfen Unternehmen nicht zu eng finanziert werden, schließlich soll die Gesellschaft ja ihre Ziele auch erreichen können, andererseits muss man als Investor sehr aufpassen, Gesellschaften nicht überzufinanzieren. … Mit viel Geld ist die in den Taschen ist die Verführung sehr groß, das Geld in alle möglichen Ideen zu stecken oder auch für nicht betriebsnotwendige Investitionen auszugeben. …“ Dieser Meinung kann ich mich anschließen, Geld muss knapp sein!

 

Angereicht ist das Buch durch einige Fallbeispiele, exemplarisch sei Letsbuyit.com von Kim Schmitz genannt. Der Name dürfte dem einen oder anderen noch geläufig sein. Stichwort z.B. Megaupload 

https://www.youtube.com/watch?v=o0Wvn-9BXVc

 

Auf S. 205 wird vor einer Unsitte gewarnt. Man bedenke, das Buch ist von 2002!

"So finden sich immer wieder Schreiben im Briefkasten, in denen dem Aktionär ein Übernahmeangebot zu seinem im Depot gehaltenen Stücken gemacht wird.“ Man ersetze Aktionär auch gerne durch Rentier, dann sollte das den meisten nicht unbekannt sein, findet man solche Schreiben mit „Über-den-Tisch-zieh-Angeboten“ in seiner Postbox doch quartärlich.

Das 6. Letzte Kapitel befasst sich mit „heissen Spekulationen“. „Turnaround: Muss was tief fällt, wieder steigen?“ Diese Frage wird ausführlich erörtert. Der spannendste Teil im Kapitel befaßt sich aber mit „Mantelspekulationen“ (S. 235). So ausführlich habe ich das bisher noch nirgendwo gelesen, meistens war es eher ein Lexikon-Abriss in einem Börsenbuch.

 

Das Buch schließt mit den 10 goldenen Regeln für das Investieren in Small Caps.

 

FAZIT: 

Das Buch hat mich mit seiner Ernsthaftigkeit überrascht, da habe ich etwas ganz anderes erwartet, als ich las, von wann das Buch ist. Zudem hat es mich mit einigen Inhalten und Erkenntnissen überrascht, die ich so noch nicht kannte. Von daher hat sich das Lesen für mich, neben dem Lesevergnügen ansich, sehr gelohnt. Ich würde das Buch empfehlen, allerdings nicht als Basis- oder Grundlagenbuch.

 

 

 

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John Silver

Kostolany, Andre; „Kostolany’s Notizbuch“, Seewald Verlag, Stuttgart Herford, Vierte Auflage 1985, 199 Seiten

 

Das o.g. Buch kommt, wie schon einige andere davor, aus der Börsenbüchersammlung vom Foristi Kairos, bei dem ich mich noch einmal ganz herzlichen für die Bücher bedanken möchte!

 

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Das ist glaube ich das achte Buch von Kostolany das ich jetzt gelesen habe. Das macht eine Rezension insofern schwierig, weil ich glaube ich habe einige Teile des Buches schon gelesen und bei anderen Teilen weiß ich ganz genau, dass diese schon in anderen Büchern verwurstet wurden.

Wie hält es sich nun mit Kostolanys Büchern?

Er ist so wie ein alter Bekannter, den man hin und wieder trifft. Er erzählt oft ein paar alte hinlänglich bekannte Sachen aber auch hin und wieder etwas Neues. Es ist nett seinen Geschichten, wenn auch unspektakulär, zu zuhören und sich mit ihm auszutauschen. Man plaudert so im Cafe-Haus und hat eine nette Zeit. Man freut sich diesen Bekannten ab und zu mal wieder zu treffen.

So geht es mir mit den Büchern von Kostolany und deshalb lese ich sie gerne zur Unterhaltung und zum Zeitvertreib.

Und vielleicht ist es unfair, aber es macht Spaß, Kostolany an seinen Aussagen von Damals zu messen und diese mit Heute zu vergleichen. Oft genug gibt da durchaus Überraschungen.

 

Zum Buch habe ich inhaltlich folgende Anmerkungen:

 

Auf Seite 26 schreibt Kostolany: „Gustave le Bon’s Schüler Das beste Studium für den Spekulanten aber wäre Massenpsychologie. Denn der wichtigste Faktor der Börsen -und Wirtschaftsentwicklung ist die Psychologie des Publikums, und diese kann kein Wirtschaftsingenieur, und sei es mit dem besten Computer, errechnen.“

Dem kann ich nur zustimmen. Schön hätte ich es aber gefunden, wenn Kostolany zumindest ein paar Sätze zu Le Bon verloren hätte, der als Begründer der Massenpsychologie gilt und das Buch „Psychologie der Massen“ geschrieben hat.

Zu den Banken merkt Kostolany an (S. 41): „... Aber Bankrotte sind heute für Großbanken völlig ausgeschlossen. … Kurz und gut, die Verluste der Großbanken sind verstaatlicht, die Gewinne bleiben privatisiert. Wer hat was dagegen? Die Aktionäre, die Einleger? Ich bestimmt nicht! …“.

Und auf Seite 97 dazu: „Die Wahrheit von heute ist, dass die Passiva der Banken praktisch schon verstaatlicht sind, die Aktiva dagegen privatisiert bleiben. …“.

Das sind – Stand 1983 – geradezu prophetische Aussagen. Wer hätte das geahnt?

Gut gefallen hat mir auf S. 59 der Spruch: „… Wie bei den Wertpapieren: Steigt eine Aktie, ist man ein guter Spekulant, fällt sie, wird man zum Anleger“.

Wie wahr!

Überraschend fand ich, dass man im Kapitel „Kostolany’s Börsenvademecum“ manche klassische und richtige Bemerkung findet wie „Ein Börsianer darf seine Papiere nie im Verhältnis zu, Einkaufspreis, sondern muss sie zum Tagespreis einschätzen …“ (S. 99) und dann einen Absatz später einen groben Unfug liest wie „…soll ein Börsianer bescheiden bleiben … denn sogar der Dümmste kann an der Börse Erfolge erzielen. Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: Ein Papier kann steigen oder fallen. Wenn man von zwei Möglichkeiten die richtige erwischt, ist das noch lange kein Grund, sich etwas einzubilden. …“ (S. 99 – 100). Da ist man erstmal sprachlos wie man so einen Quatsch schreiben kann. Natürlich kann ein Kurs steigen oder fallen (oder gleich bleiben, aber selbst das blendet er aus). Aber Kostolany nimmt gleichverteilte Chancen an, wie bei einer Münze (Kopf oder Zahl). Das ist aber vollkommen falsch, weil die Chancen nicht „fair“ sind, sondern Kurse (i.d.R. ) stärker in die eine oder andere Richtung gedrückt oder gezogen werden. Das ist so als würde man beim Würfeln sagen, 6 wird geworfen oder nicht. Es gibt nur zwei Ereignisse. Die Chancen sind aber 1 zu 5 verteilt ob 6 geworfen wird oder nicht. In der Realität ist dieses Chancenverhältnis zudem oft nicht bekannt. Liest sich aber auf den ersten Blick ganz schlau was Kostolany so geschrieben hat. 

Ich habe mir noch einige weitere interessante Stellen aufgeschrieben (S. 102, S. 104, S112, S. 113 usw.), wo ich die Bemerkungen Kostolanys dagegen knapp und passend fand, will sie jetzt aber nicht alle zitieren (lest das Buch selber!).

 

Fazit:

Kostolany hat mal wieder ein kurzweiliges und nettes Buch (siehe Eingangserläuterung oben) abgeliefert, bei dem ich mich kurzweilig unterhalten fühlte. Nichts um sein Börsenwissen großartig zu erweitern, aber ein schöner Zeitvertreib war das Buch schon.

 

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John Silver

Ferstl, Carola; „Mein Börsenbuch – Wie der Aktienmarkt wirklich funktioniert“, Econ Verlag, 1. Auflage, 2001, 244 Seiten

 

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Wie praktisch jeder Moderator von n-tv (Raimund Brichta, Michael Mross usw.) hat auch Carola Ferstl ein paar Börsenbücher geschrieben (Das vorliegende Buch ist ihr drittes Buch, siehe Innenseite Schutzumschlag, auch wenn der Titel nach ihrem ersten klingt.).

Der Titel selber haut einen ja zunächst nicht vom Hocker: „Mein Börsenbuch“. Toll. Aber der Zusatz: „Wie der Aktienmarkt wirklich funktioniert“, da ist man dann doch echt gespannt.

Aber mit Carola Ferstl und ihrem Buch ist es so, als ob man ohne jede Ahnung eine Reise nach Brasilien plant und sich auf einen Kaffee oder ein paar Bier mit einem Kumpel trifft der schon mal da war, und sich darüber unterhält. Der hat auch jede Menge Sachen zu erzählen und gibt einen Tipps was man machen sollte und was nicht und was sich lohnt anzusehen oder nicht.

Denn auch hier ist es wieder eine Journalistin die über die Börse schreibt und keine Investorin oder Spekulantin etc. . (Jedenfalls habe ich nirgendwo gelesen, welche Aktie sie mal selber ge- oder verkauft hat. Vielleicht habe ich das aber auch bloss übersehen?). Leider ist das damit natürlich alles nur „Börse theoretisch“. Man muss nicht alles mal gemacht haben, z.B, „Arm-ab“, um zu wissen, dass das blöd ist. Aber irgendwie bin ich schon der Meinung, dass man an der Börse schon mal „Skin-in-the-Game“ gehabt haben sollte, um das alles beurteilen zu können. Insbesondere was die Emotionen angeht, wenn mal etwas sehr sehr schlecht oder eben auch phantastisch läuft.

Bei einem Buch von 2001 erübrigt sich eigentlich ein Hinweis darauf, dass die vorliegenden Steueranmerkungen und Steuertipps (siehe z.B. Körperschaftssteuergutschrift und Halbeinkünfte verfahren auf S. 180 oder Absetzbarkeit von Reisekosten zu Hauptversammlungen auf S. 192) natürlich hoffnungslos veraltet sind.

 

Zum Inhalt (Die Kapitelüberschriften habe ich eingekürzt).

 

Kapitel 1 „Mythos Börse“ und Kapitel 2 „Die Logik des Irrationalen“

 

Nicht so schön fand ich auf den Seiten 22 und 23 die düstere Darstellung, dass man quasi falsche Darstellungen von Geschäftsberichten nicht aufdecken könnte und die zuständigen Fachleute dies auch nicht täten. Als ob alle WPs schlecht sind und an jeder Ecke nur betrogen würde. Das finde ich nicht richtig. Auch der Börsengang der Telekom (S. 23 – S. 25) wird als ein „einziger Rausch“ dargestellt, wo keiner auf mahnende Worte hören wollte. Dass das so nicht war kann ja auch jeder am Chart in den ersten 2 Jahren ablesen. Danach erst fing die Neuer-Markt- Hysterie an, aber das kann man der Telekom nicht anlaßten. Auf S. 30 gibt sie den Hinweis, Papiere „im Geiste“ zu kaufen und zu verfolgen. Das nennt man eigentlich Anlegen eines Musterdepots. Irgendwann später im Buch gibt sie dazu auch einen Hinweis, warum aber nicht gleich an der ersten Stelle?

Da das Buch ja schon etwas älter ist, s.o., hat man natürlich auch einige Sachen schon vergessen. So ging es mir mit dem Erdbeben in Kobe (S. 36-38), ja da war doch was am 17.01.1995. Den Hinweis auf solche Schwarzen Schwäne kann man nicht oft genug machen!

Gut hat mir die Erläuterung zu den unterschiedlichen Einschätzungen von Wirtschaftsmeldungen gefallen (S. 38 – 41).

 

Kapitel 3 „Die Götterdämmerung“

 

In Kapitel 3 bespricht sie im Schnelldurchgang die wesentlichen Erfolgreichen Börsianer (Buffett, Lynch et al) und zur damaligen Zeit bekannte „Gurus“ (Elizabeth Weisenhorn, kennt die noch einer?, Max Otte et al) sowie weitere wirtschaftsprägende Personen (Wim Duisenberg, Alan Greenspan et al). Am Ende des Kapitels (S. 94 - 95) streut sie kurz Erläuterungen zur Dividendenrendite und zum KGV ein. Das fand ich gut gelungen. Danach kommt sie auf Geldanlage nach „christlichen Aspekten“ zu besprechen. Das ist heute etwas aus der Mode, wird aber ja quasi in anderen Moralisch-Richtigen-Anlagemethoden heute dargestellt.

 

Kapitel 4 „Das Aschenputtelprinzip“

 

Das vierte Kapitel erläutert die Anlageformen Aktie, Optionen und Fonds. Auf S. 107 schreibt sie dazu: „Es gibt jede Menge mehr Geldanlagen, als ich gerade genannt habe … doch ich beschränke mich, wie der Untertitel des Buches ja schon verrät, ausschließlich auf den Aktienmarkt.“ Das finde ich klar und gut, dass sie das so schreibt. Lieber etwas weglassen, als sich überall oberflächlich zu verzetteln. Nicht gut fand ich in diesem Kapitel dagegen ihre Aussagen zu Fondssparplänen, wo sie richtig schreibt, dass es schwer ist, den richtigen erfolgreichen auszuwählen, dann aber auf S. 122 – 123 schreibt, „Wer zum Beispiel seit 1990 … in den erfolgreichsten Vermögensbildungsfonds der Deutsche-Bank-Tochter DWS einzahlte … Die jährliche Rendite betrug dabei im Durchschnitt 26,8 Prozent“. Solche Ex-Post-Träume sind natürlich immer schön, aber wie hätte man denn diesen „erfolgreichsten“ Fonds im Vorwege erkannt und ausgewählt?

Bemerkenswert finde ich auch (S. 123), das sie wie auch Max Otte (siehe Rezension oben) von einer durchschnittlichen Rendite von 10% – 12% p.a. am Aktienmarkt schreibt. Heute liegen diese Durchschnittsrenditen, je nachdem wen man fragt, bei etwa 8% - 9% p.a. .

 

Kapitel 5 „Das Goldmarieprinzip“

 

Hier gibt Ferstl einen Überblick über die damals aktuell interessanten Branchen, wie Telekomunikation, Biotechnologie usw. . Auch in der Rückschau ist dieses Kapitel gar nicht schlecht (heute ist man natürlich immer schlauer). Dieses Kapitel ist vielleicht das interessanteste und hilfreichste im ganzen Buch, gibt es doch einem auch heute noch eine Idee, welche Branche DIE Zukunftsbranche sein könnte und welche Aktien heiße Kandidaten sein könnten.

Im Unterkapitel „Die Macht des Verbrauchers: Grüne Biotechnologie“, S. 152 – 153, fühlt man sich stark an die aktuelle Diskussion um Bayer/Monsanto erinnert. Die Geschichte wiederholt sich vielleicht nicht, aber es gibt immer wieder ähnliche Konstellationen oder Parallelen.

Auf den Seiten 158 – 159 zählt Ferstl einige Modemarken auf. Man ist überrascht, wie viele von denen entweder verschwunden oder aktuell in großen Schwierigkeiten stecken, wie Escada, Hugo Boss oder Gerry Weber. Das sollte einem zu denken geben.

Schmunzeln muss ich immer wieder bei dem Spruch (nicht nur hier, sondern allgmein): „In rund 40 Jahren werden die weltweiten Ölreserven zu Ende gehen, …“  (S. 165). Dieses Paradigma ist seit über 20 Jahren nicht tot zu kriegen!

(Siehe u.a.: https://www.focus.de/wissen/klima/tid-14230/energie-mythen-mythos-das-oel-reicht-noch-40-jahre_aid_398164.html)

 

Kapitel 6 „Nie versiegende Infoquellen“

 

Das Kapitel behandelt die gängigen Informationsquellen für den angehenden Aktionär. Gut fand ich den Hinweis auf Seite 174, „Lesen sie täglich die Bild-Zeitung“. Nicht weil die Zeitung so einen starken Wirtschaftsteil hat, sondern um die Stimmung(!) einzufangen. Es gibt mehrere Anleger (auch hier im Forum), die die Bildzeitung als einen Kontraindikator verwenden. Und auch der kritische Hinweis auf das genaue Lesen von Ad-Hoc Meldungen fand ich gut (Seite 188 - 190).

 

Kapitel 7 „Erfolgsfaktor Allgemeinbildung“

 

Dieses Kapitel war praktisch ein Blick in die Vergangenheit. Hier fand ich die Stelle über Japan (Seite 219) und den nahen Osten (S. 222) bemerkenswert. Man vergißt zu oft, wie lange die Krise in Japan jetzt schon dauert, genauso wie der ewige Konflikt im Nahen Osten.

Das Buch schließt mit 

 

Kapitel 8 „ Selbst-Vertrauen und sonst niemandem:“

 

Das Glossar am Ende fand ich sehr schwach. Zu kurz und zu oberflächlich. Warum wurden die paar Begriffe nicht wie die anderen, siehe oben, im Buch selber im Text erläutert?

 

Fazit:

Ein echtes Buch für blutige Anfänger und für diese als allgemeiner Einstieg vielleicht gar nicht so schlecht. Für den geübteren Börsianer ist das Buch ganz nett, dürfte aber für wenig Aha-Erkenntnisse sorgen. Für mich war es wieder ein schöner unterhaltsamer Börsen-Ausflug in die Vergangenheit um die Jahrtausendwende.

 

 

 

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John Silver

Ferstl, Carola; „Frauen sind die besseren Anleger – So nutzen Sie Ihre psychologischen Stärken für den Börsenerfolg“, mvg-Verlag, 2000, 200 Seiten

 

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Der Buchtitel ist der Aufmacher um den sich das ganze Buch dreht. Auch wenn es grundsätzlich zu begrüßen ist, dass mehr Frauen an den Kapitalmarkt herangeführt werden, und mit dem Titel sollen ja Frauen „angelockt“ und motiviert werden, steht diese These doch auf wackligen Beinen.

 

Wenn man diverse Artikel und Studien zusammenfaßt bekommt man als Ergebnis:

 

Frauen und Männer sind gleich gut oder gleich schlecht, je nachdem welchen Zeitraum und welche Parameter man zugrunde legt. Frauen sind im Durchschnitt risikoaverser und Männer sind im Durchschnitt risikofreudiger. (Siehe diverse Links unten).

 

Auch wenn das Buch 200 Seiten hat, ist es doch schnell gelesen, denn selten habe ich bei einem Buch eine so große Schrift gesehen. Und auch der Anhang mit einem sehr einfachen Glossar zieht sich über 20 Seiten hin. Dafür überrascht das Literaturverzeichnis mit einigen brauchbaren Tipps.

 

Schon im Vorwort im zweiten Absatz kommt Ferstl auf Ihren „Aufmacher“ zu sprechen, warum Frauen die besseren Anleger sind und verweist gleich auf die Seiten 11 und 48. Sie schreibt auf Seite 11, immer noch im Vorwort, dass Frauen eine bessere Performance von 1,4% – 1,5% im Durchschnitt als Männer erzielen. Leider gibt sie dazu keine Quelle an. Das ist aber nicht weiter schlimm, weil ich aktuell (sic!) dazu eine Meldung gelesen habe, die nicht 20 Jahre alt ist. (siehe Links unten). Auf Seite 48 zitiert sie einige Studien, leider auch nur bedingt mit Quellen, wo sie u.a. zu der Erkenntnis kommt: „Beim Börsentraining … schneiden Frauen seit drei Jahren besser ab. Zwar stehen sie nie auf den obersten Treppchen, aber im Schnitt ist ihre Performance deutlich besser als die der Männer.“ Auf Seite 61 kommt sie dann zu einer anderen Aussage, dazu später unten.

 

Normalerweise gehört zu einer Angabe des Durchschnitts auch die Angabe der Standardabweichung, wenn diese erhöht ist (Kurs Statistik 1 aus dem Grundstudium). Wie wir oben aus der Auswertung entnehmen dürfen, ist diese wohl gegeben. Leider läßt Carola Ferstl dazu nicht einmal(!) etwas in ihrem Buch dazu verlauten. Da sie selber zumindest Grundkurse in BWL hatte, sollte ihr das bekannt sein. Vermutlich hätte diese Angabe aber nicht ihre These untermauert.

 

Einen weiteren sehr großen Rahmen nimmt in ihrem Buch „das Gefühl“, die „emotionale Intelligenz“ von Frauen ein (S. 58 ff.). „“Sie [die Börse] lässt sich mit der Zahlenmagie all der Analysten und Wissenschaftler nie und nimmer vollständig erklären. Deshalb dürfen und müssen Sie immer Ihrem Gefühl, vor allem aber Ihrer gefühlsmäßigen Klugheit, der so genannten emotionalen Intelligenz, vertrauen.“

 

Im Folgekapitel bemängelt Ferstl, dass der Erfolg von Frauen immer auf ihre geringere Risikoaffinität zurückgeführt wird. Vor allem stört sie daran, dass Frauen dadurch „als Langweiler dastehen, weil sie das angeblich so hohe männliche Gut der Risikobereitschaft vermissen lassen.“ (S. 60). Ich dachte immer, in einem Börsenbuch geht es um monetären Erfolg und nicht darum nicht als Langweiler dazustehen?!

 

Nach dem Ferstl Eingangs mit großen Zahlen und Durchschnitten argumentiert hat, erzählt sie dann, „Ich kenne inzwischen genügend engagierte Börsen-Frauen, die genauso risikofreudig wie Männer sind.“ Sie schließt hier also von einer kleinen Gruppe auf die Gesamtheit, zum zweiten hebt sie hier selber das Merkmal Risikofreude als positiv heraus?

 

„Deshalb siegen sie [die Frauen] bei Börsentrainings und -spielen: weil sie in erster Linie umsichtig sind, weil sie trotz – oder wegen – ihrer psychologischen Merkmale letztlich (bessere) Rationalisten sind.“ (S. 61). Auch dies ist ein Widerspruch zu oben, wie oben schon genannt.

Im Kapitel „Die Graue Theorie wird bunt“ hebt sie die Bedeutung der Financial Behavior Theorie hervor. Im zweiten Teil des Kapitels „möchte [ich] hier kurz die klassische Kapitalmarkt-Theorie vorstellen, die sich in ihrer Einseitigkeit und Abstraktheit meiner Ansicht nach tatsächlich nur Männer ausdenken konnten.“ (S. 64). Das Kapitel beinhaltet auch einige brauchbare, aber sehr allgemeinen Tipps: „Kaufen Sie niemals Aktien auf Kredit!“ und „Kaufen Sie Aktien nur von Geld, das Sie längere Zeit entbehren können! (beides S. 68).

 

Es folgt ein 1 Seiten Anriss des Contrarian Ansatzes und wieder einige Tipps zu diesem Ansatz:

„Wichtig ist die Auswahl der Aktien…“, „Für Anfänger empfehlen sich Börsen-Trockenübungen…“, „Versuchen Sie herauszubekommen, woran der Kursrutsch lag. …“. (S. 70-72).

 

Der dritte Teil ist mit der Überschrift „Das Geheimnis: Gefühl und Ganzheit“ versehen und handelt weitestgehend von emotionaler Intelligenz und Intuition und EQ.

 

Auf S. 96 spricht Ferstl dann im Kapitel „Die Stolperfallen an der Börse und wie man sie vermeidet“ an. Ferstl schreibt, dass die Reaktionen an den Märkten wesentlich von Gefühlen und weniger von Zahlen geprägt sind und das sich die meisten Anleger mitreißen lassen in die eine oder andere Richtung (S. 96). Im Endeffekt beschreibt sie damit, dass der Markt nicht rational ist und nicht effektiv.

Ich denke in der aktuellen Lage kann man das an den heftigen Kursschwankungen ganz gut ablese. Eine der wenigen guten Passagen, haben doch aus meiner Sicht mittlerweile viele begriffen, dass der Homo Oeconomicus eine „Hilfsfigur“ und keine „Heiligenfigur“ ist.

 

Auf Seite 100 kommt sie auf ihre eigene Homepage www.frauenfinanzseite.de zu sprechen und – wie zu erwarten – lobt sie diese und stellt sie positiv heraus. Ehrlich gesagt finde ich das vollkommen in Ordnung. Sie verschweigt nicht, dass sie die Seite mitgegründet hat und es wäre schon verwunderlich, wenn sie ihre eigene Seite schlecht finden würde. Im Übrigen klappert Max Otte auch für seine eigenen Webseiten.

Ich habe mir die Seite jetzt aktuell angesehen. Zugegebenermaßen liegen zwischen Buch und heute etwa 20 Jahre. Ich weiß nicht wie die Webseite vor 20 Jahren aussah, heute wirkt sie aber reichlich dürftig.

 

Das Ferstl aus ihrer eigenen Sicht keine Aktienexpertin ist, schreibt sie auf Seite 101 selber: „Leider muss ich meine Zuhörer immer wieder enttäuschen. Als Journalistin kann ich keine konkreten Aktienempfehlungen geben.“

 

Ferstl berichtet auf S. 106 „… Psychologen haben nachgewiesen, dass Menschen Dinge immer weniger schätzen, je mehr sie davon haben. … Goldberg und von Nietzsch schreiben in ihrem Buch…“. Bitter ist es aus meiner Sicht immer wieder, wenn Volks- und Betriebswirte nicht die Grundlagen ihres Faches kennen. Zumindest vom Gossenschen Gesetz sollten sie gehört haben. Die Erkenntnis kommt daher nicht von Goldberg und Nietzsch, sondern von Gossen.

 

Die folgenden Ausführungen zu „Gier und Angst“, „Verluste“, „Stopp-Kurse“ und „Geistige Kontoführung“ (S. 107 – 113) haben mir dagegen gut gefallen. Insbesondere das Beispiel über eine gekaufte und verlorene Konzertkarte und wie man sich im Allgemeinen dann verhält fand ich gut.

 

Auf S. 114 schreibt sie dann aber wieder über eine Aktie die gefallen ist und behauptet, dass die Chance, dass die Aktie steigt oder fällt gleich hoch ist. Nein, das ist Unsinn! Die Chance ist nicht gleich hoch! Die Börse ist eben kein Casino mit Schwarz und Rot ohne Null wo die Chancen gleich verteilt sind. Nur weil es zwei Ereignisse gibt, sind die noch lange nicht gleichverteilt!

Die Seiten 121 ff. handeln über die „Weibliche Intuition – die „Super-Logik““. „Doch was kennzeichnet nun eigentlich diese geheimnisvolle, primär weibliche Gabe?“. Immerhin kommt Ferstl zu der Erkenntnis, das “Intuition … mit Logik und Verstand kombiniert“ ist.

Aber: „Intuition lässt sich wie ein Muskel trainieren. … erste Voraussetzung … akzeptieren, dass die Intuition existiert.“ (Seite 125)

Abenteuerlich, wenn auch gut gemeint ist der Tipp „Starten Sie gleich Heute!“. „Daher können Sie schon mit 50 0der 100 DM an der Börse dabei sein.“ (Seite 150). Hinweis: Wir sprechen hier über Einzelaktien! Auch damals gab es Bankgebühren und die ebenfalls nicht zu knapp. Wann soll da jemals was verdient werden?

 

„…hat man in den letzten Jahren mit Aktien ca. 12 Prozent pro Jahr erwirtschaftet.“ (Seite 156). Ja, aber davor war es bedeutend weniger! Die Jahre davor kann und konnte man nicht fortschreiben.

 

Zum Ende ihres Buches schreibt Ferstl noch etwas über „Grünes Geld“. (Seite 160).

Ich weiß hier gehen die Meinungen etwas auseinander, aber aus meiner Sicht und Erfahrung, waren das in den letzten Jahren meistens sehr brotlose Investitionen.

 

Fazit:

Leider muss ich als Fazit festhalten, dass das Buch unterdurchschnittlich ist.

Es ist inhaltlich zu oberflächlich und mit seinen Vereinfachungen eher noch gefährlich. Eine gute Idee – Frauen an die Börse heranzuführen - macht leider noch kein gutes Buch.

Wie gesagt leider, das Carola Ferstl es besser kann oder besser geworden ist, hat sie in ihrem Drittwerk, siehe meine Rezensionen, bewiesen.

 

Quellen:

https://www.onvista.de/news/sind-frauen-die-besseren-anleger-198418733

https://boerse.ard.de/aktien/geldanlage-frauen-maenner100.html

https://www.welt.de/wirtschaft/article203282916/Frauen-sind-am-Aktienmarkt-so-erfolgreich-wie-Maenner.html

https://citywire.de/news/consorsbank-analyse-frauen-investieren-deutlich-mehr-in-fonds-und-etfs-als-manner/a1292347

https://www.handelsblatt.com/finanzen/anlagestrategie/trends/anlagestrategie-was-frauen-bei-der-geldanlage-anders-machen/25214116.html?ticket=ST-3119168-AYd7erjuKcA2l40hQ6sB-ap3

https://www.sparkasse.de/themen/finanzielle-unabhaengigkeit-frauen/frauen-an-der-boerse.html

 

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John Silver

Heimann, Vera; „Hilfe, ich gehe an die Börse – in 3 Jahren steuerfrei zur 1. Million“, Selbstverlag, 2000, 267 Seiten

 

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Vera Heimann, eine kleine Ladenbesitzerin für Geschenke, Silberschmuck und Dies & Das beschließt im April 1997 an die Börse zu gehen (S. 6). Sie sieht wie die Börsen in einem Chart auf und ab gehen und denkt, dass es ja unfassbar einfach ist, an der Börse Geld zu verdienen, wenn man nur unten kauft und oben verkauft. Natürlich hat auch sie dann schnell gesehen, wie Naiv das ist (S.11).

Ihre Irrungen und Wirrungen während der Lehrzeit der ersten drei Jahre bringt sie zu Papier und veröffentlicht ihre Erfahrungen im Selbstverlag, um anderen viele bittere und zeitaufwendige Erfahrungen zu ersparen - soweit Klappentext, Vorwort und Einleitung.

Monatsweise schreibt sie über ihre Käufe, Verkäufe und Erfahrungen.

Interessant ist in diesem Buch insbesondere der Blick in die Vergangenheit und womit der Kleinanleger damals zu kämpfen hatte. Man kann heute kaum glauben, mit was für schwierigen Bedingungen und mit wie wenig aktuellen Daten damals gearbeitet wurde:

Der Handel über Direktbanken fing erst an, das Internet startete langsam, der Teletext war die Nr.1 Informationsquelle für viele Daten und viele Kurse hat man sich erst am nächsten Tag in der Zeitung angesehen. Chartabruf per Fax, Ordererteilung per Fax, Anruf in der Bankabteilung um zu fragen wie der Kurs steht und ob eine Order ausgeführt wurde. Das Abheften von Charts, das Warten auf das Erscheinen von Fachzeitschriften, die Abrechnungsversendung per Brief, der Kassakurs am Mittag und die Mindestordergröße von 50 Stück für den variablen Handel. Dazu die heute wahnwitzig anmutenden Ordergebühren (S. 66 - S. 68) und die gute Zeit der 6 Monatsgrenze für die Spekulationssteuer.

Das ganze Buch liest sich relativ flüssig und kurzweilig, ist es doch in einem relativ erfrischenden Stil geschrieben.

Fassungslos ist man aber immer wieder, wenn Heimann z.B. schreibt (S. 60 und ähnlich S. 65): „Über eine Telefonnummer, die ich aus dem Videotext habe, hat man die Möglichkeit Kurse und Empfehlungen über die Emerging Markets zu erfahren. … Mir gefällt schon der Name. Er klingt so witzig. …“. Aktienkauf, weil der Name so lustig klingt? Ernsthaft?

Schön ist es, wenn man liest, dass Vera einem Aktienstammtisch beitritt (S. 53). Sieht man doch, dass der direkte Austausch mit gleich gesinnten seit damals immer noch funktioniert. Die WPF- und BB-Treffen lassen grüßen.

Ähnlich wie heute, wirkten aber auch schon damals Aktienempfehlungen in Zeitungen und Fachzeitschriften. So jagt auch Vera so mancher Empfehlung hinterher. „Da sieht man mal wieder die geradezu magische Wirkung des gedruckten Wortes. Leider kommen alle diese Veröffentlichungen meist zu spät.“ (S.75).

Durch das ganze Buch ziehen sich Aussagen wie: „Die Charts sind so schön farbig gestaltet, …“, „…ist eine kanadische Firma, …“, „Von Kanada bin ich sowieso begeistert, seit ich da mit einer Freundin war.“ Mit Kopf schütteln liest man auch die Aussage über den Kauf eines kleinen Wertes statt VW: „Es erscheint mir sicherer als die großen Werte, die jeder kauft und wodurch man abhängig wird von den großen Käufer und Verkäufen der Fonds-Manager, die damit die Kurse doch gewaltig beeinflussen.“ (alles S. 79)

Vera richtet zudem ein Konto bei einem Broker(?) ein und überweist im relativ viel Geld, welches er für sie „mal schön“ vermehren soll (S. 82). Der Broker scheint autonom zu agieren, ohne ihre Fragen zu beantworten oder auf ihre Anweisungen einzugehen (S. 121). „Langsam werde ich unruhig und schicke ihm Faxe nach Düsseldorf mit meinen Vorschlägen. Komisch, dass er nicht darauf eingeht.“ Auf S. 122 veröffentlicht sie ein Fax. „Welche Aktien haben Sie dafür [gemeint ist Microsoft] erworben, zu welchem Preis und wie stehen die jetzt?“, „Wie steht derzeit das Konto … ?“, „Welche Werte haben Sie zuletzt gekauft? Zu welchem Preis?“. Das Ganze geht dann so weiter. „Neuerdings ruft er [der Broker] mich auch nicht mehr an. Mein Fax ist immer noch ohne Antwort.“ (S. 133) Etwa einen Monat (sic!) nach ihrem o.g. Fax schickt sie ein neues „… der zeitweisen schlechten Kommunikation entziehe ich Ihnen mit sofortiger Wirkung sämtliche Vollmachten über mein Konto…“. (S. 134). Man kommt sich beim Lesen wie bei Eduard Zimmermann bei „Nepper, Schlepper, Bauernfänger“ vor. Jedenfalls zieht Eva langsam Geld vom Konto ab. (S. 134-136). Insgesamt hat der Broker knapp $ 17.000 Verlust produziert. (S. 159). Die nächsten Faxe werden ebenfalls monatsweise versendet. Vera wendet sich nun an den Chef Herrn B. „den ich in 3Sat beim Börenspiel schon bewundert hatte. Ich fand ihn gutaussehend und sympathisch…“ (S. 161), von dem sie glaubt, dass er nichts von dem Vorgang weiß. Herr B. bestreitet aber, dass seine Firma mit Vera einen Vermögensvertrag hätte. Sie schreibt ihm erneut und berichtet wieder einen Monat später: „…[Er versucht] sich aus dem Obligo zu schleichen, allerdings so schlecht informiert, dass mich das Mitleid packt und ich ihm noch einmal antworte, jedoch ohne Erfolg. Ich kann es mir nur so vorstellen: Er wagt nicht, mich zu entschädigen, weil sonst vielleicht ein Heer von Geschädigten aufstehen würde, um auch Schadenersatzforderungen zu stellen“ (S. 176-177).

Der ganz Vorgang kam mir beim Lesen schon etwas nebulös vor und jetzt beim Zusammenfassen bleibt das Gefühl. Und es bleiben zudem mehr Fragen als Antworten. Was hat Vera da überhaupt für einen Vertrag oder eine Vereinbarung abgeschlossen? Und wenn es so klar ist, zumindest für sie, warum klagt sie nicht gegen die Firma? Es ging damals immerhin um etwa $ 17.000 ( ca. EUR 15.000 heute).

Obwohl Vera das ganze Buch mit Zahlen jongliert, ist ihr zumindest auf S. 107 ein Lapsus passiert. „… EK bei 54,95 DM und VK bei 76,00 DM fast 28 Prozent Gewinn, wie sich jeder leicht ausrechnen kann.“ Vermutlich handelt es sich hier aber um einen Zahlendreher, wie ich jetzt beim zweiten Lesen feststelle.

Natürlich darf auch der Besuch einer Hauptversammlung, hier von Spar, nicht fehlen, die Vera besucht und von der sie fröhlich berichtet (S. 113).

Interessant ist zwischen den Berichten, wie oben schon geschrieben, immer der Blick in die Vergangenheit. Ihr Bericht von der Wiedervereinigungsfeier, die Erwähnung des Nicht-Beitritt Großbritanniens zum Euro (s. 188), Alan Greenspan als Notenbankchef 1988 (ist das schon so lange her?) und das „Wir … ganz verblüfft [waren] als wir Anfang Januar im Radio hörten, dass Jelzin freiwillig seinen Sessel geräumt hat und dass Putin sein Nachfolger wird.“ (S. 250) Ist das ebenfalls wirklich schon so lange her?

Zwischen den kleinen Geschichten und Anekdoten wird kräftig gehandelt, meistens mit Gewinn, aber auch Verluste werden nicht verschwiegen. Wie und womit aber Vera am Ende wirklich ihre Million gemacht hat wird überhaupt nicht ersichtlich. Insbesondere wird nicht klar, wieviel Kredit sie am Anfang wirklich aufgenommen hat und wieviel Kredit am Ende noch offen sind, denn die Million ist Brutto, also inklusive Kredite! Da hilft auch nicht die Übersicht auf den Seiten 190-191 mit Ihren „100% Prozenter(n)“ usw. „Habe inzwischen ein Haus beliehen mit 100.000,00 DM. War ganz leicht. Mein Freund hat gebürgt.“ (S. 31) Wieso man bei der Beleihung einer Immobilie einen Bürgen braucht habe ich leider nicht verstanden. „Im Dezember 1999 gab es etwas zu feiern – meine erste Million auf dem Konto!!“ (S. 233) „Schließlich habe ich 200.000,00 DM zurück zu bezahlen.“ (S. 241) „Die Million, die jetzt auf meinem Konto steht, gehört mir ja noch nicht ganz, weil ich noch Schulden abzutragen habe.“ (S. 256).

Man darf beim Lesen auch nicht vergessen, dass Heimann in einer absoluten Hausse operiert hat, die auch Anfängern viele Fehler verzeiht. So stand der Dax am 01.04.1997 bei 3.429,05 und drei Jahre später Ende Februar 2020 bei 7.644,45, also mehr als eine Verdopplung in lediglich drei Jahren!

Fazit: Bei diesem Buch habe ich mich bei der Bewertung schwer getan und tue es während ich die Rezension schreibe irgendwie immer noch. Auf der einen Seite ist es ein fröhliches, unbeschwertes Buch aus der Ich-Perspektive, auf der anderen Seite ist es daher auch sehr naiv geschrieben und suggeriert dem einen oder anderen vielleicht doch, wie einfach es ist, Geld an der Börse zu verdienen. Und das ist es eben nicht. Von daher, muss man nicht lesen, kann man aber schnell nebenbei zum Zeitvertreib machen.

 

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

Stuttgarter Aktien-Club; „Alles über Aktien – Der Ratgeber für Einsteiger“, Ullstein Buchverlag, 1997, 160 Seiten

 

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Das schmale Büchlein, 160 Seiten in relativ großer Schrift, habe ich letztes Wochenende auf dem Hin- und Rückweg vom Juli 2020 BB-Treffen in Düsseldorf in der Bahn kurz durchgelesen.

 

Vielleicht kommt der Titel dem einen oder anderen bekannt vor, unabhängig davon, dass alle Bücher über die Börse immer einwenig gleich klingen. Und tatsächlich gibt es ein Buch mit dem gleichen Titel von Joachim Brandmeier, dem Herausgeber des Börsenbriefes „Börse aktuell“ (Ob die Büche inhaltlich auch gleich sind muss ich mal prüfen). Und tatsächlich lächelt uns auf dem Buchrücken Joachim Brandmeier in einem Gruppenfoto entgegen. Leider erfährt man nicht, wer das Buch konkret geschrieben hat. Das es aber in der Tat mehrere Personen waren, kann man daraus schließen, dass nicht einheitlich geschrieben wurde. So wird z.B. auf einigen Seiten in der „Ich-Person“ geschrieben (S. 90 und S.98) und auf einigen Seiten danach von „Wir“ gesprochen (S. 102 und S. 105).

 

Persönlich fand ich das Buch inhaltlich etwas „dünn“, auch oder gerade weil es für Anfänger geschrieben wurde Und das liegt nicht allein an der geringen Seitenzahl. Ich habe meine Zweifel ob man als Anfänger, auch damals, wirklich damit etwas anfangen konnte.

Beispiele:

-„… Besitzen Sie 100 Aktien dieses Konzerns, so sind Sie mit 5000 DM am Grundkapital beteiligt. Es ist jedoch keine Seltenheit, daß eine 50-DM-Aktie zu 1000 DM oder mehr an der Börse gehandelt wird.“ (S. 13) Ja, und warum?

-Im vierten Teil des Buches, im Anhang, findet man u.a. noch ein kleines Börsenlexikon. Darin findet sich folgender skurriler Eintrag: „Crash: … starker Kursrückgang am Aktienmarkt. Im Grunde genommen ist dieses Wort falsch, denn es signalisiert, daß etwas zu Boden fällt, zerbricht und damit kaputt ist. Genau das passiert an der Börse eben nicht. Da sich Aktien bisher von jedem Rückschlag erholt haben und danach sogar neue Höchstkurse erreichten, sollte das Wort Crash im Börsengeschäft nicht mehr verwendet werden.“ (S. 128-129). „Crash“ ist wohl eines der wenigen Wörter, die auch jeder Nicht-Börsianer kennt, warum also eine Erklärung? Das Wort „Crash“ ist doch schön plakativ und selbsterklärend. Meiner Meinung nach geht es nur darum den Leser zu suggerieren, dass Aktien gar nicht gefährlich sind. Das ist ja ansich OK, steht aber erstens schon im ersten Teil des Buches und zweitens hat eine solche Beeinflussung meiner Meinung nach nichts in einem Börsenlexikon zu suchen.

-Ebenfalls im Anhang wird das Wort „Eurobonds“ erläutert. „Auch ein >>Eurobond<< hat seine Anhänger. Dies sind Anleger, die gerne in internationale Währungen investieren. Nebenden Zinsen bieten diese Bonds zusätzliche Währungschancen, sind aber auch entsprechend risikoreich.“ (S. 130-131). Ernsthaft, versteht das einer, der nicht schon wußte was Eurobonds sind? Allen anderen empfehle ich den Wikipedia-Artikel.

-„Ein Wechsel [der Bankverbindung] nur wegen der Höhe der Gebühren empfiehlt sich nicht.“ … „Eine gute Bankverbindung – auch im Hinblick auf Ihre persönliche Bonität – ist wichtiger als ein paar kleine Gebührenvorteile.“ (S.32-33). Sicher? Vieleicht haben sich ja die Zeiten etwas geändert, aber selbst einige Direktbanken sind schon nicht mehr „billig“ im Hinblick auf andere Online-Broker. Abenteuerlich sind die Gebühren von „normalen“ Banken und Sparkassen, aber das waren die schon damals! Ich denke daher schon, dass es sich bei 3-4 stelligen Gebühren im Jahr durchaus lohnt seine Bankverbindung zu hinterfragen.

-Über Fussballaktien als extra Punkt in einem Anfängerbuch kann man gerade noch streiten, obwohl sich Fussballanleihen in Deutschland zumindest größerer Beliebtheit erfreuen (S. 117-118). Aber was hat ein Kapitel über Historische Anleihen, auch wenn es nur im Anhang ist, ausgerechnet in einem Anfängerbuch verloren? (S. 119)

 

Gut gefallen hat mir dagegen der Hinweis bei der Frage ob Vorzüge oder Stämme, dass „Der erhebliche Nachteil stimmrechtsloser Vorzugsaktien“ vom Anleger erst bemerkt wird, „wenn in seinem Unternehmen [eine] Übernahmeschlacht tobt.“ (S. 19). Ebenso der Unterabschnitt „6. Eine klare Zielsetzung haben!“ (S. 92-93). Dieser hätte gerne länger sein dürfen! „Wer kein Ziel hat, weiß nicht wohin er will – und kommt daher auch nicht an.“ (S.92). Oder wie es früher hieß "Wenn man nicht weiß, welchen Hafen man ansteuert, ist kein Wind günstig."

 

Sehr gut waren die Kapitel zu neuen Aktien und Neuemissionen. Hier wurden relativ ausführlich und umfangreich auf ca. 17 Seiten, das Buch hat ja gerade mal 160 Seiten, Pro und Contra dargestellt. (S. 100 – 117).

 

Des Weiteren erfährt man im Buch, dass es drei große Gruppen von Aktien gibt: Spekulative Aktien, wie AEG und Bremer Vulkan, zyklische Aktien, wie Autoaktien von Daimler-Benz und VW, und Wachstumsaktien, wie Coca-Cola und Gilette. Zusammengefaßt: Nur Wachstumsaktien sind etwas für Aktionäre. (S. 68-78).“Wie findet man nun diese Wachstumsaktien? Die Antwort ist einfach: Wer mit offenen Augen durchs Leben geht, stößt jeden Tag auf Wachstumsaktien. Das allerwichtigste ist das Produkt;…“. „Welches Produkt verkauft sich gut und regelmäßig? Wird dieses Produkt auch in den nächsten Jahren gekauft werden? Kaufen die Menschen dieses Produkt auch in schlechten Zeiten? Bestehen noch Wachstumschancen in neuen Märkten?“ (S. 95)

Hand aufs Herz: Welche Produkte, außer Luxusgüter, überholte Technik und Investitionsgüter betreffen diese Fragen nicht? Grundsätzlich ist diese Strategie für Anfänger (und auch Fortgeschrittene) sicherlich nicht falsch, ich bezweifle aber wie gesagt, siehe oben, dass Anfänger diese mit den rudimentären Beschreibungen hier umsetzen können. Kein Wunder das Brandmaier zwei weitere Bücher geschrieben hat, um diese Strategie näher zu Erläutern (siehe dazu meine beiden Rezensionen zu den Büchern von Brandmaier).

 

Gerade bei älteren Büchern, weise ich normalerweise daraufhin, dieses ist von 1997 (s.o.), dass man die Steuertipps nicht einfach übernehmen kann, weil sich in der Zwischenzeit i.d.R. sehr viel geändert hat. Schön ist es daher, wenn dieses im Buch selber getan wird. „Wenn Sie, lieber Leser, dieses Buch in den Händen halten, kann sich die Gesetzeslage im Hinblick auf die Versteuerung von Kursgewinnen bereits verändert haben.“ (S. 49) Und in der Tat, hat sich diese seit 1997 wo noch eine 6(!) monatige Spekulationsfrist galt, dramatisch geändert.

 

Interessant ist es aber auch gerade bei älteren Büchern immer einen Blick in die Vergangenheit zu werfen, wo in diesem bei Aktienordern gewarnt wird: „Vorsicht ist bei den sogenannten Urlaubs-Dispositionen aus einer Telefonzelle in Strandnähe (die Brandung tost) oder an verkehrsreicheren Plätzen (Verkehrslärm) geboten.“ Wenn … Sie vor dem Geschäft Ihres Lebens stehe, sind ein Telegramm (sic!) oder ein Fax die deutlich bessere Alternative“. (S. 31) Telefonzellen, Telegramm und Fax, wer kennt das alles heute noch?

 

Das Buch schließt mit einem Kurzkapitel „Die -Mark geht – der Euro kommt!“. Dort werden „Die wichtigsten Fragen zum Euro“ beantwortet (S. 156). „Müßte Deutschland die Schulden bezahlen, die zum Beispiel Italien in der Währungsunion machte? Im Maastricht-Vertrag ist festgeschrieben, daß Gemeinschaft und Mitgliedsstaaten nicht gegenseitige für Verbindlichkeiten eintreten. Wie weit Theorie und Praxis dann übereinstimmen werden, bleibt abzuwarten.“ (S. 157).

Ich lasse das mal unkommentiert, verweise aber auf die aktuelle politische Lage und Diskussion in der EU zur Coronakrise.

 

Fazit: Auf der Bahnfahrt tat das Lesen nicht weh, insgesamt ist dies aber ein Buch, das man wahrlich nicht lesen gelesen haben muss.

 

 

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ImperatoM
· bearbeitet von ImperatoM
Am 19.10.2019 um 11:10 von John Silver:

Knop, Sönke ; Mühlhaus, Axel; „Invstieren in Small Caps – Auswahlmethoden und Anlagestrategien“, Campus Verlag, Frankfurt/New York, 2002, 264 Seiten

Das o.g. Buch kommt wie auch andere schon davor aus der Börsenbüchersammlung vom Foristi Kairos, bei dem ich mich noch einmal ganz herzlichen für die überlassenden Bücher bedanken möchte!

 

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Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich zwar ein gewissenhafter, aber ein furchtbar langsamer Buch-Leser bin. Umso mehr möchte ich mich bei @John Silver bedanken, dass Du mir nicht nur dieses Buch ausgeliehen hast, sondern auch viel Geduld hattest bis ich es zu Ende gelesen habe :thumbsup:

 

Heute möchte ich gerne eine Zusammenfassung meiner Notizen als Rezension mit dem Forum teilen. Vorweg sei gesagt, dass ich das Buch für sehr lesenswert halte, wenn man in SmallCaps investieren möchte. 2002 erschienen, sind zwar einige Aspekte hoffnungslos überaltert, doch selbst hier ist es mitunter interessant, sich noch einmal an die Börsenwelt von damals zu erinnern. So sehen die Autoren Zeitungslektüre und selbst das Studium von Kurstabellen in Zeitungen (!) noch als elementar an. Wirklich spannend wird die Lektüre aber immer dann, wenn man merkt, dass im Buch beschriebene Dinge bis heute nicht an Gültigkeit verloren haben. Hier liegt die Vermutung nahe, dass sie auch in Zukunft von Bedeutung bleiben werden.

Bereits in der Einleitung wird in einer Seitenüberschrift auf den Punkt gebracht, warum man eigentlich in SmallCaps investieren sollte: „An Ineffizienzen verdienen“. Im folgenden Text heißt es: „Der ausgeschlafene Anleger kann […] die Charakteristika des Marktes nutzen.“ Diese Chancen bestehen bis heute bei Nebenwerten, die unter dem Radar der Fondsanalysten, Banken und Computersysteme laufen. Gleichzeitig werden Schwierigkeiten klar benannt, vor allem die geringere Liquidität, bewertungstechnische Besonderheiten und wenige Informationen. Die geringe Liquidität ist bis heute Chance und Risiko zugleich; bewertungstechnischen Besonderheiten begegnet man weiterhin vor allem in Unternehmen, die keine IFRS-Bilanzen aufstellen (hier im Forum eindrucksvoll für die UMT AG dokumentiert, zu welchem Auf und Ab das führen kann). Die Informationslage hat sich seit 2002 meines Erachtens sogar zu Gunsten von SmallCaps verändert. Natürlich finde ich über VW auch heute noch wesentlich mehr Informationen als über einen kleinen, börsennotierten Zulieferer. Aber: Es sind zu viele. Man kann sie kaum alle verarbeiten – oder müsste enormen Aufwand betreiben. Gleichzeitig sind Quartalsmeldungen auch bei vielen kleinen Unternehmen heute bereits üblich, und sie der Adhoc-Berichtserstattungspflicht, die man als Investor digital empfangen kann.

 

Die ersten beiden Buchkapitel widmen sich eher langweiligen Anachronismen zum Neuen Markt, dem SMAX und längst untergegangenen Unternehmen. In Kapitel 3 wird es aber schlagartig spannend: „Was bestimmt den Wert?“ Sehr zutreffend schreiben die Autoren auf S. 58, dass „Monate oder gar Jahre vergehen“ können, bis ein unterbewerteter SmallCap seinen fairen Wert erreicht. Das ist nicht nur bis heute gültig, sondern auch eine Herausforderung für viele Anfänger im SmallCap-Segment. Wer tagesaktuell mitfiebert und Krisen bekommt, wenn ein Kurs ohne News mal 10 oder gar 20% rauf oder runter springt, der sollte vielleicht einfach lieber zu langweiligen ETF greifen und auf die möglichen Überrenditen verzichten – dafür aber seine Nerven schonen. In anderen Börsenforen ist solch unnötig panisches oder euphorisches Verhalten häufig zu beobachten. Wer seiner eigenen Analyse vertraut, sollte einem Wert treu bleiben, bis er seine Analyse ändern muss (wozu jederzeit Bereitschaft bestehen sollte). Dann fällt man zwar manchmal endgültig auf die Nase, verpasst aber eben auch Chancen nicht. Zurück zum Buch.

 

Auf S. 78 definiert Herr Albert (von Independent Research, im Interview) den Wert einer Aktie über den Ertrag. Wir kennen alle diese Tabellen abdiskontierter Erträge und negiert die Bedeutung des Buchwertes. Dies kann man sicher kontrovers diskutieren. Ich persönlich beachte den Buchwert mit, halte den Ertragswert aber tatsächlich ebenfalls für wesentlicher.

 

Auf S. 80/81 wird die Bedeutung einer guten IR-Abteilung hingewiesen. Das kann ich nur dick unterstreichen! Hier gibt es Unternehmen, wo man niemanden an die Strippe bekommt, oder wo man erst gebeten wird, die Fragen per Mail einzureichen, nur um dann zu erfahren, dass die Antwort nur auf einer HV gegeben würde. Es gibt aber auch IR-Abteilungen, die ganz hervorragend bilanzielle Gegebenheiten erklären können, die in den Geschäftsberichten unzureichend erklärt worden sind. Das ist dann viel wert!

 

Auf S. 125 findet man ein Artefakt, das mich schmunzeln ließ. Hier wird beschrieben, wie sich Fonds „heutzutage“ (also vor fast 20 Jahren) aktiver auf Hauptversammlungen einbringen würden und nicht mehr reine Ja-Sager blieben. Das finde ich vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen um „aktivistische Investoren“ tatsächlich zum Schmunzeln.

 

Rund um S. 131 wird das Verhalten von Fonds im SC-Bereich beleuchtet. Hier wird vor allem nochmal deutlich, warum es für Fonds schwierig ist, in diesem Bereich aktiv zu sein. Diese Schwierigkeiten sind bis heute Grundlage der Chancen von Privatanlegern.

Ein kleines Highlight-Zitat, das im Rahmen der legislativen Besteuerungsdebatte im Startup-Umfeld Aktualität genießt, findet man auf S. 169: „Wenn Fachkräfte knapp sind […], sind Optionen der Wurstzipfel, mit dem den Computerfreaks der Mund wässrig gemacht wird.“ Herrlich!

 

Ab S. 171 folgt dann noch ein recht interessantes Kapitel über IPOs und den Weg einer Firma zur Börse. Hier werden einige Details, z.B. rund um die Bedeutung von Konsortien, beschrieben, die mir so nicht bekannt waren - vermutlich, weil ich mich mit IPOs aber auch bislang kaum beschäftigt habe.

 

Über die angesprochenen Bereiche hinaus findet sich noch ein Schwerpunktkapitel zu Mantelgeschäften.

 

Wie gesagt halte ich das Buch auch heute noch für lesenswert, vor allem in den Bereichen der Bewertung, der Chancen und Risiken von SmallCaps. Ich habe es zum Anlass genommen, auch mal meinen eigenen TrackRecord nochmal anzusehen, den ich seit November 2012 in Portfolio-Performance tracke und der vor allem auf SmallCap-Trading basiert. Über die Jahre habe ich eine erstaunlich wenig veränderliche Quote von 75%-Gewinn-Trades und 25% Verlust-Trades. Zwar wird man als SmallCap-Investor immer mal auch größere, auch schwere Rückschläge in Einzelpositionen erleiden (ich erinnere mich u.a. noch schmerzhaft an eine SKW Stahl), aber erstens lässt sich mit Aktien nie mehr Verlust als 100% erleiden (Gewinn aber nach oben offen) und zweitens lassen sich hohe Verluste gut verkraften, wenn man eben deutlich mehr Gewinne als Verluste macht. Mit dem 25-75-Verhältnis habe ich mir seit November 2012 eine IZF-Rendite nach Gebühren von 26,15% p.a. erwirtschaftet (bei einer mittleren Haltedauer von 320 Tagen). In meinem Wikifolio, wo viele Werte nicht handelbar sind, man auf schlechte LS-Kurse angewiesen ist und höhere Gebühren anfallen, ist es weniger, aber auch dort habe ich bislang mit einer SmallCap-Stockpicking-Strategie in jedem einzelnen Kalenderjahr den DAX geschlagen. Investieren in SmallCaps kann sich also trotz aller Schwierigkeiten und Risiken ziemlich lohnen – und vielleicht ist das vorliegende Buch trotz seines Alters für den ein oder anderen ein interessanter Einstieg.

 

Danke nochmal an John!

 

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

Pinner, Wolfgang; "Die bessere Börsenstrategie - Gewinnen als Contrarian", Econ Verlag, 1999, 256 Seiten

 

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Das ist das zweite Buch von Wolfgang Pinner (siehe auch hier im Thread „Die verrückte Börse“) welches ich lese, aber irgendwie werde ich mit ihm nicht warm. Pinner schreibt Bücher über die Börsenpsychologie, welche grundsätzlich zu den wichtigeren und interessanteren Büchern gehören. Allein weil man sich und sein Handeln besser und laufend hinterfragen kann. Allerdings sind mir seine Bücher zu psychologisch und trocken aufgebaut. Ich verweise auf den Attributionswürfel von Kelley auf S. 94. Sicherlich liegt es an mir, aber ich verstehe Pinner nicht, auch wenn der Würfel ein „einfacher Erklärungsansatz“ ist. Vielleicht liegt an meinem mangelnden Intellekt, vielleicht an meiner mangelnden Bereitschaft tiefer in die Psychologie einzutauchen, vielleicht ist auch die Erklärung von Pinner etwas unglücklich und man braucht eine zweite Quelle. Mir ist das leider alles etwas zu anstrengend. Wahrscheinlich ist das aber auch Pinner selbst aufgefallen. So greift er im Buch wieder auf seine bekannten Protagonisten Felix Bulle und Ernst Bär zurück (Nomen est Omen) die die Psychologie-Fälle „praktisch“ begleiten. Zusätzlich führt Pinner noch die neue Figur Loretta Lachs ein, die den Contrarian-Ansatz verfolgt (Sie schwimmt wie der Lachs immer gegen den Strom). Leider ist diese Figur etwas unglaubwürdig, auch wenn ihr Handeln nur symbolisch für den Contrarian-Ansatz steht. So handelt sie beispielsweise sehr abgebrüht und erfahren quasi durch das ganze Buch hindurch, bis man plötzlich kurz vor Ende erfährt, dass sie „ja erst vor relativ kurzer Zeit ihre >>Börsenkarriere<< begonnen.“ hatte (S. 172). Ich möchte anmerken, dass man aus meiner Sicht auch in „jungen“ Börsenjahren große Erfolge erzielen kann, zum Glück! Ich glaube aber auch, dass eine gewisse mehrjährige Börsenerfahrung unglaublich hilfreich ist.

 

Pinners Buch selber gliedert sich in 4 Teile. Im ersten Teil wird der Contrarian Ansatz grundsätzlich dargestellt. Das Ziel des Contrarian ist es, „To outsmart the Others“ (S. 19), aber gleichzeitig „Grundsätzlich dagegen sein gilt nicht“ (S. 21), denn „Die Masse liegt nicht immer Falsch“ (S. 23). Die große Problematik dabei ist natürlich „Die Suche nach dem Wendepunkt“ (S. 25). Das funktioniert natürlich nur dann, wenn der Markt nicht effizient ist. Pinner stellt deswegen wie in seinem Erstlingswerk den Homo Oeconomicus in Frage (s. 44).

So bahnbrechend finde ich diese Vorstellung nicht, meiner Meinung nach war der Homo Oeconomicus schon immer ein stark vereinfachtes Modell, das gar nicht der Wirklichkeit entsprechen kann und soll.

 

Pinner vertritt die These, dass wirklich überlegende Fähigkeiten bei den Minderheiten zu finden seien. Dies habe auch schon Le Bon gezeigt. Aber auch unter den Minderheiten gibt es Blender. Man kann also nicht einfach die Meinung einer Minderheit übernehmen, um auf der richtigen Seite zu sein (S. 50-51.) Dieser Ansatz, die Qualität der Minderheitenmeinung findet sich auch noch an weiteren Stellen im Buch.

Es sei hier kurz von mir angemerkt, dass das Buch von Le Bon „Pychologie der Massen“ als Klassiker in meinen Augen quasi Pflichtlektüre ist.

Im zweiten Teil des Buches begibt sich der angehenden Contrarian „Auf den Spuren von Herakles“ (S. 59). Ähnlich wie Herakles / Herkules muss der Contrarian-Novize 12 Prüfungen / Aufgaben erfüllen.

 

I) Die hausgemachten Einflußfaktoren – Selbstwahrnehmung und Selbstbild

>>Das erste Untier, das Herakles zu besiegen hatte, war der Meneische Löwe, ein unverwundbares Geschöpf<< (S. 60).

 

In den dann folgende Unterabschnitten z.B. „Sich selbst analysieren – selbstaufmerksam sein“, „Von den Eigenschaften eines Trendfollowers – Beispiel Selbstüberwachung“ usw. (S. 60 und S. 62) beschreibt Pinner dann die weiteren Aufgaben und Unteraufgaben.

Ich persönliche konnte mit diesen Metaphern und Unterabschnitten eher wenig anfangen. Mir waren die Ausführungen für den interessierten Laien, wie ich einer bin, zu trocken und zu theoretisch (siehe oben). Beispielhaft sei der „Annäherungsvermeidungskonflikt“ (Was auch immer das ist?) genannt (S. 133 – 144). Schade.

 

Pinner ist aber manchmal vielleicht auch etwas sperrig in der Sprache. „Für den Lernwilligen ergibt sich die Möglichkeit eines >>Schattenportefeuilles<< , das heißt so tun, als ob man kauft … Man steht dann nämlich in einer Zwischenposition, indem man weder wirklich involviert ist noch abseits seht.“ (S. 86).

Den o.g. Abschnitt habe ich etwas eingekürzt. Man kann aber auch einfach statt Pinner sagen, dass man ein Musterdepot entwerfen oder einem Planspiel mitmachen soll. Dann ist man aktiv, aber nicht finanziell und mental davon abhängig. Punkt.

 

Hin und wieder finden sich aber auch recht überzeugende Ausführungen. „Eine wesentliche Frage … wie man den optimalen Ein- und Ausstiegzeitpunkt finden kann. Einige argumentieren, dass vor allem die Ausstiegszeitpunkte das Problem darstellen würden, im Gesamtbild sind es aber beide. Nur wird der Erfolg eben auf Basis des Verkaufkurses gemessen, weil dann der Kaufkurs bereits feststeht.“ (S. 89).

 

Andere „Tipps“ und Ausführungen wirken dagegen manchmal relativ platt. Vielleicht muss Pinner sie der Vollständigkeit anführen, aber irgendwie sind sie banal. „Der Contrarian lernt aus seinen Fehlern und ist keinesfalls als Gambler zu bezeichnen. … sich vom Kopf und nicht von Gefühlen leiten zu lassen.“ (S. 112), „… das heißt, immer kühlen Kopf zu bewahren.“ (S. 114), „Meinungen und Einstellungen immer wieder überprüfen und zur Disposition stellen.“ (S. 119)

 

Obskur wird es an mehreren Stellen im Buch, wenn Pinner davon schreibt, wenn seine Figuren (siehe oben) auf Insiderwissen zurückgreifen. „Loretta versucht es lieber über Insider. Sie hat mittlerweile schon einige Mitarbeiter des Assekuranzkonzerns aufgespürt.“ (S. 122) „Letztere Informationen erhielt Loretta .. von einem guten Bekannten, … der im Gutenbergkonzern tätig ist.“

Es sei an dieser Stelle noch angemerkt, dass Insiderhandel in Deutschland strafrechtlich verboten ist und vor allem in den USA zu erheblichen Strafen führen kann.

 

Die Frage ob man bei der Fundamentalanalyse Top-down oder Bottom-up vorgehen sollte, beantwortet Pinner, obwohl als Frage in der Kapitalüberschrift formuliert, quasi noch vor der Pro-Contra-Analyse: Top-down. (S. 152-153).

 

Nachdem ich 160 Seiten über den „Ninja“ am Kapitalmarkt gelesen hatte, war ich dann doch etwas überrascht die Erkenntnis zu finden: „Für den Contrarian ist das >>Dogs of the Dow<<-Konzept eine mögliche Strategie in Märkten, die er nur am Rande beobachtet und in denen er trotzdem investiert sein will.“ (S. 160). Huch. 12 übermenschliche Aufgaben mußte der angehende Contrarian meistern, soll alles prüfen und sich nicht verzetteln, um dann hemdsärmelig die Dogs-of-the Dow-Methode anzuwenden? Vielleicht war das 1999 noch ein relativ unbekanntes Konzept, aber heute lockt man damit keine Zuschauer auf seinen You-Tube-Kanal.

 

Als Zins- und Dividendenfreund habe ich mich natürlich über die Anmerkung bei den „Pros“ für die Dividende gefreut. „… Das Management wird durch eine Ausschüttungsverpflichtung zu einer erhöhtten Sparsamkeit bei Investitionen angehalten, da es sich die dafür verwendbaren Mittel mit den Anteilseignern teilen muss.“ (S. 161). Jeder hört gerne eine Bestätigung seiner Meinung. Geld (für Vorstände) muss knapp sein!

 

In der zwölften Aufgabe des Herakles kommt Pinner auf die Chartechnik zu sprechen. Es handelt sich auf den etwas mehr als 20 Seiten allerdings nur um eine sehr schnelle Einführung. Ich muss sagen, dass dies aus meiner Sicht das Beste der 12 Unterkapitel ist (S. S. 173 – 196). Ich weiß das die Charttechnik bei vielen verschrien ist. Ich finde zu Unrecht. Ich möchte gar nicht auf die Pro und Contra zur Charttechnikg eingehen, aber mir ist kein erfolgreicher Börsianer aus meinem persönlichen Umfeld bekannt, der nicht die Charttechnik als ergänzendes Hilfsmittel anwendet.

 

In Teil 3 seines Buches versucht Pinner den Sprung von der Theorie in die Praxis. „Der Contrarian-Ansatz in der Praxis – es funktioniert tatsächlich“ (S. 197 – 226).

Die Beispiele von Pinner mögen den meisten heute nicht mehr geläufig sein, aber wenn er von Übertreibungen in einigen Aktien spricht sollte eigentlich jeder genug aktuelle Beispiele griffbereit haben, um zu verstehen worauf er hinaus will. Ich sage nur „Delivery Hero“, ein Logistik(!) Konzern der nur(!) Essen ausliefert ist 1,5 x soviel Wert wie Henkel? Tesla ist soviel Wert wie alle drei großen Autokonzerne von Deutschland zusammen? Und „Hello Fresh“, ein Konzern der Kochboxen verschickt(!) wird mit 10 Mrd. bewertet? Ich denke hier hat jetzt jeder angehende Contrarian genug erste Ideen zur Überprüfung auf dem Zettel.

Im vierten und letzten Teil seines Buches gibt Pinner dem angehenden Contrarian „Anleitungen zum >>Contrarian-Dasein<<“ an die Hand. Auf fünf Seiten faßt er nochmal die wesentlichen Punkte zusammen (S. 227 – 231.

 

Fazit: Auch wenn ich das Buch in weiten Teilen etwas zu Theorie-Pyschologisch empfand, mag ich grundsätzlich solche Bücher sehr gerne, weil sie dazu anregen, dass eigene Denken und Handeln zu hinterfragen. Und die Selbstreflektion ist aus meiner Sicht eine der wichtigsten Aufgaben des Börsianers, ob er nun Contrarian ist oder nicht. Ich würde allerdings eher zu Franz-Josef Buskamp "Mentaler Börsenerfolg" greifen.   

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John Silver

Riße, Stefan, "CFDs simplified Contracts for Difference -Verstehen – Einsetzen - Gewinnen", FinanzBuch Verlag, 2007 (unveränderter Druck von 2005), 132 Seiten

 

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Es handelt sich bei dem vorliegenden Buch von Stefan Riße tatsächlich um ein Buch mit Angaben zur Deutschen Bibliothek. In der Tat dachte ich, das wäre mehr eine Werbebroschüre. Denn die 132 Seiten Umfang sind arg geschmeichelt, gibt es doch allein einen Anhang von 30 Seiten mit einer Übersicht der handelbaren Aktien und Rohstoffe und deren Spread und Margin. Aber es ist ja auch nur eine Einführung und trägt schon im Titel den Beisatz „simplified“.

 

Das Vorwort fängt wie so oft bei solchen Büchern mit allgemeinen Anmerkungen an und natürlich durfte ein Hinweis auf den Neuen Markt nicht fehlen. Dann habe ich gestutzt:

„Der US-Immobilienmarkt boomt derzeit, und die US-Verbraucher verschulden sich aufgrund ihrer im Wert steigenden Eigenheime immer weiter. Was aber passiert, wenn die Immobilienblase eines Tages platzt? Der US-Konsum, an dem nicht nur die Volkswirtschaft der USA, sondern die Weltkonjunktur hängt, würde einbrechen. Ein erneutes Abgleiten in eine Rezession mit deflationären Tendenzen wäre wahrscheinlich die Folge.“ (S. 11).

Da war ich dann doch etwas erstaunt, diese Ausführungen in einem Buch zu CFDs von 2005(!) zu finden (Ich bespreche den unveränderten Druck von 2007, siehe oben). Wir wissen ja alle was 2008 / 2009 die Weltwirtschaft so bewegt hat.

 

In seiner Einleitung spricht Riße dann über die Entwicklung im Bankensektor hin zu den Internetbanken und dem rasanten Verfall der Gebühren und den weiteren Entwicklungsschritt hin zu CFDs, deren Gebühren noch einmal ein Vielfaches unter dem von Optionsscheinen und Zertifikaten liegen.

 

„Es ist ganz wichtig, eines nicht zu vergessen: Der Erfolg im Trading ist nicht von technologischen Fortschritten abhängig. Der schnellste Computer, die beste Analysesoftware und selbst der beste Broker werden einem undisziplinierten Trader mit gefährlichem Halbwissen nicht in die Gewinnzone helfen. Trading-Erfolg kommt, wie in jedem anderen Lebensbereich auch, immer von innen. Auch im Trading ist Erfolg gepaart mit harter Arbeit, guten und schlechten Erfahrungen und der nötigen Portion Glück.“ (S. 15-16). (Unterstreichung durch mich).

Diesem Absatz ist nichts hinzuzufügen.

 

CFDs oder Contracts for Difference kann man frei übersetzen mit Kursdifferenzkontrakte (S. 15). Ich möchte hier nicht die Inhalte des Buches darstellen, aber es sei kurz angemerkt, dass CFDs wie folgt funktionieren: Der Trader eröffnet ein Konto bei einem Broker der den CFD-Handel ermöglicht. Der Trick ist, dass die CFDs stark standardisiert gehebelte Finanztransaktionen sind. Somit kann ein Trader ein 20- bis 100- faches seines Geldvolumens handeln, weil für einen Trade nur eine „Margin“ von 1% bis 5% bereitstehen muss. Wenn jedoch „diese Waffe … in die Hände von Börsenfrischlingen fällt, ist das Desaster programmiert. Nur striktes Money- und Risikomanagement erlauben es dem Trader, mit dem Marginhandel langfristig erfolgreich zu sein.“ (S. 39) Die Margin ist also Gefahr und zugleich ein mächtiges „unverzichtbares Werkteug“. (S. 43). „Deshalb ist eiserne Disziplin gefordert, wenn man langfristig an den Märkten profitabel agieren will.“ (S. 52).

CFDs haben den Vorteil, dass keine Volatilitäten, Restlaufzeiten oder Bezugswerte des Basiswertes in die Preisberechnung einfließen, wie z.B. bei Optionen (S. 43).

Ich glaube ich muss nicht darauf hinweisen, wie sehr stark vereinfacht die Funktionsweise von CFDs von mir dargestellt wird und welche enormen Chancen und Risiken CFDSs bedeuteten, aber dafür gibt es eben auch Bücher, wie das besprochene Buch hier.

 

Steuerthemen muss man generell in alten Büchern immer sehr skeptisch gegenüberstehen. Dafür kann der jeweilige Autor nichts, aber die Steuergesetzgebung ändert sich eben in vielen Bereichen extrem mit der Zeit, so dass man Anmerkungen zur Steuer immer mit der nötigen Vorsicht gegenüberstehen sollte. (z.B. S. 19 und S. 41).

 

In Kapitel 2 werden die wichtigsten Begriffe erläutert um zu verhindern, dass der Leser den Faden verliert. (S. 21). Ein schöner Ansatz wie ich finde. So wird der Leser zum Lesen bestimmter Begriffe quasi gezwungen, was aber dem späteren Lesefluss und Verständnis förderlich ist.

 

In Kapitel 3 nennt Riße die enormen Vorteile von CFDs: eine sehr große Auswahl, Transparenz der Preisbildung, Leerverkaufsmöglichkeiten, geringe Transaktionskosten, oftmals kostenlose Informationen und Analysesoftware, zentrale Schnittstelle und ein konstanter Hebel mit Marginhandel. Der Einzige Nachteil von CFDs sei, dass mit ihnen keine komplexen Optionsstrategien aufgebaut werden können (S. 25-29).

 

Das 4 Kapitel kann man sich inhaltlich sparen, führt Riße dort doch lediglich einen Vergleich von CFDs zu Optionsscheinen durch. Das die CFDs 8:3 gewinnen, bei einigen unentschieden, sollte nicht verwundern (S. 31 – 37).

Interessant ist es sicher noch zu wissen, dass CFD-Halter zwar keine Stimmrechte bei Aktien-Einzelengagements haben, aber immerhin ca. 80% bis 90% der Dividende kassieren. Im Gegenzug nehmen sie aber zu 100% am Dividendenabschlag teil. Der wird so aber zumindest z.T. kompensiert.

 

In Kapitel 6 und 7 werden die Margin und die Finanzierungskosten noch etwas ausführlicher beleuchtet. Denn sicher fragt sich so mancher Leser, wie denn ein solches Finanzinstrument ohne Kosten und Gebühren funktionieren soll für den Broker?

 

Zum einen bekommt der Broker eine Transaktionsgebühr für Kauf und Verkauf. Des Weiteren bekommt er einen Zins auf den finanzierten Betrag, da ja nur 1% bis 20% des Finanzvolumens als Margin vorgehalten werden müssen. Der Broker finanziert die restlichen 80% bis 99%. Die Zinsen werden aber auf den ganzen Betrag inklusive Margin berechnet, aber nur wenn die Position über Nacht offen bleibt. Für Positionen die am gleichen Tag geöffnet und geschlossen werden, werden keine Zinsen berechnet (56). Ist man allerdings Short im Markt, bekommt man die Zinsen, abzüglich 4% (S. 56). Des Weiteren gibt es einige Basiswerte, auf die ebenfalls keine Finanzierungskosten anfallen.

 

Lachen mußte ich bei der Aussage Punkt 4.) auf Seite 60:

„4.) Finanzierungskosten helfen bei Long-Positionen, Verluste zu begrenzen.“

Die absurde Logik laut Riße: Die Finanzierungskosten zwingen den Trader bei einer nicht aufgehenden Position um nicht in den Margincall zu geraten, auszusteigen. Dieser psychologische Druck und Schmerz bewirken, verlustträchtige Positionen zu schließen. Dadurch kann der Trader Verluste begrenzen und sich auf profitable Positionen konzentrieren. (S. 60).

Nach dieser Logik helfen Steuern Leuten mit hohem Einkommen ihr Geld mehr zu wertschätzen. Und Leute mit schlechten Löhnen wird geholfen, sorgfältiger mit Ihrem Geld umzugehen, weil ja weniger da ist. Der psychische Druck und der Schmerz Hilft ihnen daher jeweils. Nach dieser kruden Logik, kann man natürlich noch viel mehr absurde Beispiele kreieren.

 

In Kapital 8 bespricht Riße kurz die richtige Brookerwahl. Dieses Kapital ist aus naheliegenden Gründen veraltet. Das gleiche gilt für die extrem oberflächliche Vorstellung einer Trading-Software in Kapitel 9 (S. 61 - 73), wobei ab Kapitel 9 der „Praxis-Teil“ des Buches anfängt.

 

Kapitel 10 beinhaltet eine kurze Vorstellung der wichtigsten Ordertypen, wie Market Order, Stopp-Order, garantierte Stoporder, Limit-Order, OCO und If-done-Order. Ein Wissen das aus meiner Erfahrung auch nicht alle normalen Börsianer haben (S. 75 – 83).

 

Kapitel 11 beschäftigt sich arg angerissen auf drei Seiten mit der Technischen Analyse mittels der Trading Software, was ja mit das Hauptwerkzeug des Tradens ist (S. 85 – 87).

 

Im letzten Kapitel 12 stellt Riße das „Money- und Riskmanagement“ an Praxisbeispielen dar. (S. 89 – 101). Dies ist aus meiner Sicht eines der wichtigsten Kapitel, neben der Funktionsweise von CFDs. Denn ohne ein eisernes Money- und Risikomanagement wird die Tradingkarriere eines neuen Traders arg kurz und oder teuer werden. Riße stellt um dem vorzugehen, die 2/6 Regel von Alexander Elder vor. Es dürfen nur 2% des Gesamtportfolios pro Trade riskiert werden und nach einem Gesamtverlust von 6% ist der Handel bis zum Monatsende einzustellen.

Man darf hier aber nicht den Fehler machen, die 2% als Depotwert gleich dem Handelsvolumen zu nehmen. Gemeint ist vielmehr, die Größe, die man maximal in einem Trade verlieren kann, bis der Stopp-Loss greift. Diese Position darf maximal die 2% erreichen. Daraus folgt, dass das Handelsvolumen ein Vielfaches je nach Hebel davon sein kann.

 

Sicherlich denken jetzt viele Leser, das kann doch alles nicht funktionieren, CFD-Trading mit Technischer Analyse. Dazu schreibt Riße:

„Robuste Handelssysteme weisen Trefferquoten zwischen 40 und 60% aus. Diese Zahlen verdeutlichen eine erschreckende Tatsache: Trotz der schier unendlichen Möglichkeiten der technischen Analyse stehe die Chancen auf einen gewinnbringenden Trade stets bei 50:50 – ein klassisches Münzwurf-Szenario. Kein Wunder also, dass es Akademiker gibt, die lauthals den Zufallscharakter der Kursnotierung verkünden. Man solle doch einfach den Index kaufen, denn den schlägt sowieso keiner der Fondsmanager – schon gar nicht irgendein Trader. Doch das ist ein Trugschluss. Die magischer Zauberformel für den Erfolg heißt Chance-Risiko-Profil… .“ (S. 92).

Das Chance-Risiko-Profil bedeutet vereinfacht und verkürzt, dass wenn man eine 50% Trefferwahrscheinlichkeit hat, muss man mit den Gewinntrades nicht pro eingesetzten Euro zwei Euro verdienen, sondern mindestens EUR 2,5 oder besser EUR 3,00 (S. 93).

 

Fazit: Das „Buch“ liest man gemütlich ohne Stress an einem Abend durch. Wenn man keinerlei Ahnung von CFDs hat, ist das bestimmt eine gute und schnelle Einführung. Wer meint er bräuchte nur dieses Heftchen lesen und könnte dann Handeln irrt aber gewaltig.

 

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John Silver

Clason. George S., "Der reichste Mann von Babylon – Erfolgsgeheimnisse der Antike – Der erste Schritt in die finanzielle Freiheit", Goldmann Verlag, 20. Auflage 2002, 206 Seiten

 

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Dieses Buch von 1926 ist vermutlich eines der ersten Bücher der Gattung der „Anleitungs- und Motivationsbücher“ um den Vermögensaufbau zu starten. Ähnliche mir bekannte Bücher sind „Der Weg zur finanziellen Freiheit“, „Money und das 1x1 des Geldes“, beide von Bodo Schäfer oder (Nach dem Lesen des vorliegenden Buches weiß man auch, wo z.B. Bodo Schäfer einige Kapitel und Erkenntnisse her hat. Allerdings verweist er im Anhang auf das Buch von Clason).  „Rich Dad Poor Dad“ von Robert T. Kiyosaki usw.

 

Inhaltlich verpackt Clason seine Erkenntnisse in zehn kleine Geschichten, die im alten Babylon spielen oder in dessen geographischer Umgebung. Schon auf den ersten Seiten begegnet einem der Spruch „Geld ist das Maß, an dem sich der Erfolg auf Erden bemisst.“ (S. 10).

Geld und Reichtum sind meiner Meinung nach gut und das Streben danach auch. Die Aussage aber, dass Gold das Maß für Erfolg ist, ist nach meiner Meinung aber eher zweifelhaft

 

Die kurzen kleinen Geschichten vom Fall und Aufstieg der Personen lesen sich leicht und flüssig weg und erfordern keinerlei Vorwissen noch besondere Fähigkeiten. Meiner Meinung nach, kann auch der schlechteste ungeübteste Leser dieses Buch in spätestens 10 Tagen durchlesen, da das Buch doch relativ augenfreundlich (und Fielmann unfreundlich) gedruckt ist und sich der Kern jeder Geschichte jedem sofort erschließt. Für die Message des Buches ist es jedenfalls wichtig, dass die handelnden Personen in der Regel zuerst erst einmal tief fallen oder gefallen sind, damit sie sich danach wieder mit den im Text genannten Prinzipien wieder nach oben zu großem Reichtum arbeiten können.

 

Da ich im Folgenden relativ viel von der jeweiligen Lehre der einzelnen Geschichten verrate, sollte man sich ggf. überlegen ob man weiterlesen möchte. Kurz gesagt: Auch wenn es sich hier im weiteren Sinn um ein Finanzbuch handelt, spoilere ich erheblich.

 

In der „Startgeschichte“ zur Einführung sitzt der Wagenbauer Bansir auf einer Mauer. Er ist betrübt über seine ärmliche Lage und beschließt nach einem Gespräch mit seinem ebenso armen besten Freund Kobbich, zu Arkad zu gehen, dem reichsten Mann von Babylon, um ihn über den Grund seines Reichtums zu befragen.

 

Am nächsten Tag besuchen sie in Kapitel 2 Arkad und er erzählt ihnen von seinem Aufstieg zum Reichtum. Die Kernaussagen dabei sind:

-Spart den zehnten Teil eures Einkommens.

-Fragt in allen (Geld)-Dingen nur Leute, die sich damit auskennen.

-Lasst legt euer Erspartes an, damit es weiterwächst.

Am Ende des Kapitels ist als Kernaussage festgehalten: „Ihr müßt den zehnten Teil eures Verdienstes sparen.“

 

Im dritten Kapitel beauftragt der König von Babylon Arkad damit, sein Wissen um die Erlangung des Reichtums an weitere Personen weiterzugeben, damit die wiederum ihr Wissen teilen (Neudeutsch: Teach the Teacher).

Die 7 Methoden sind:

-Spart den zehnten Teil eurer Einnahmen

-Erstellt einen Einnahme-Ausgabe-Finanzplan (Haushaltsbuch) um das erste Ziel zu erreichen

-Legt euer Erspartes gewinnbringend an

-Legt euer Geld sicher an. Kein Risiko!

-Kauft euch ein Haus um Miete zu sparen

-Sorgt für die Rente vor und / oder sorgt für den Schutz eurer Familie

-Verbessert eure Einkünfte durch Fortbildung etc.

Das kommt einem doch alles schon sehr bekannt aus dem 2. Kapitel vor. Und bei Methode 5 würde Kommer, der Autor von „Mieten oder Kaufen“ rotieren. Man darf dabei aber natürlich nicht vergessen, dass erstens 1926 die Zeiten andere waren und zweitens das Buch von einem Amerikaner geschrieben wurde. Dazu findet sich sogar ein Hinweis des Verlags (sic!) an Ende des Kapitels (S. 65). Mit Methode 7 ist natürlich ganz klar eine Lebensversicherung und / oder eine Risikolebensversicherung gemeint.

 

Im folgenden Kapitel 4 diskutiert Arkad in einer Art Universität mit diversen Leuten über das Thema „Glück und wie man es erhält“. Die These ist: „Das Glück liebt die Tatkräftigen“ (S. 86), an Zauderern, die Gelegenheiten nicht ergreifen, geht es vorbei.

 

Die nächste Geschichte in Kapitel 5 handelt vom Sohn Arkads, der auszieht um ein Vermögen zu machen und strauchelt, aber letztendlich nach 10 Jahren Wohlhabend zurückkehrt, Dank der 5 Gesetze des Goldes. Die Gesetze werden auf der Seite 96 und noch einmal ausführlicher auf den Seiten 102 -104 erläutert:

-Das Gold fließt dem zu, der den zehnten Teil seines Vermögens spart.

-Gold vermehrt sich, wenn man es gewinnbringend anlegt.

-Gold muss unter der Anleitung erfahrener Männer investiert werden.

-Man verliert Gold, wenn man es in Geschäfte investiert, von denen man keine Ahnung hat.

-Man verliert Gold, wenn man es in zweifelhafte oder risikoreiche Geschäfte investiert.

Das kommt einem doch wieder alles sehr vertraut vor.

 

Es folgt das 6. Kapitel mit der Geschichte von Rodan dem Speermacher, der unverhofft zu einem großen Vermögen kommt und sich an den Geldverleiher Mathon um Rat wendet. Auch hier werden wieder die mehrfach o.g. Prinzipien durchgekaut. Das Kapitel schließt mit dem bekannten Sinnspruch „Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste“ (S. 126). Verleihe oder gebe Dein Geld nur dahin, wo Du es auch wiederbekommst.

 

Banzar steht im 7. Kapitel auf der Mauer und beobachtet von dieser die Belagerung von Babylon. Natürlich hält die Mauer den Angriffen stand. Die Lehre aus dieser kurzen Geschichte ist, dass man es sich nicht leisten kann, ohne Schutz und Absicherung durchs Leben zu gehen. (S. 134). Damit wird der o.g. Versicherungsschutz noch einmal angesprochen.

 

Im 8 Kapitel läuft der hochverschuldete Tarkad einem seiner Gläubiger über den Weg. Der Kamelhändler Dabsir nötigt ihn, mit ihm Essen zu gehen. Im Restaurant erzählt er Tarkad seine Lebensgeschichte, wie er in die Sklaverei geriet und sich aus ihr befreite und zu einem angesehenen Mann wurde. Tarkad beschließt sein Leben zu ändern und es ihm gleich zu tun. Die Moral von der Geschichte lautet: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!“ (S. 151).

Das vorletzte Kapitel spielt in der Zukunft des Buches, im Jahre 1934. Der Profesor Shrewsbury bekommt von einem Kollegen fünf gefundene Tontafeln aus Babylon zum übersetzten zugeschickt. Es handelt sich um den mittleren Teil der Lebensgeschichte von Dabasir, dem Kamelhändler. Professor Shrewsbury, gefangen in einer Schuldenspirale, beschließt es Dabasir gleich zu tun, und folgt seinem 3 Stufen-Plan um sich von seinen Schulden zu befreien.

Gebe 7/10 für deine Lebenshaltungskosten aus

Spare 1/10. Neue Schulden sind verboten!

Zahle 2/10 gerecht und gleichmäßig an deine Gläubiger zurück.

Am Ende des Kapitels schreibt Professor Shrewbury begeistert an seinen Kollegen zurück, der ihm die Tafeln geschickt hat, und beschreibt wie gut der jahrtausende alte Plan von Dabasier funktioniert hat.

Ob in der Realität ein Professor, einem anderen ihm unbekannten Professor, von seinen finanziellen Schwierigkeiten und deren Lösung berichten würde, lassen wir einmal so stehen.

 

Das letzte Kapital heißt „Der glücklichste Mann von Babylon“ und beschreibt den Lebensweg des reichen Kaufmann Sharru Nada.

Sharru Nada wird in jungen Jahren unverschuldet in die Sklaverei verkauft und ist gefangen in einer Sklavenkarawane auf dem Weg nach Babylon. An seiner Kette sind ein Pirat, ein Taugenichts und ein hart arbeitender Bauer angebunden. Im Laufe des Kapitels sieht Sharru Nada wie es den dreien ergeht und beschließt den Weg von Megiddo, dem Bauern zu folgen. Dessen Motto ist: „Arbeit ist sein bester Freund“. Sharru Nada beschließt es ihm gleich zu tun und kauft sich mittels harter Arbeit aus der Sklaverei frei. Vom literarischen Standpunkt ist dies wahrscheinlich das beste uns spannendste Kapitel, auch wenn man vorher weiß, worauf es hinausläuft.

Das Buch schließt mit einer kurzen Geschichte Babylons.

 

Fazit: Das Buch ist insgesamt eine kurze, unterhaltsame und leichte Lektüre für nebenbei. Einige Kurzgeschichten sind gar nicht mal schlecht und hätten sicher auch Potential für einen richtigen Roman gehabt. Die dauernden Wiederholungen der Grundprinzipien dienen meiner Meinung nach dazu, diese beim Leser zu verfestigen. Ich denke dieses Buch ist vor allem eine Start-Motivations-Lektüre für junge Leute, die mit dem Vermögensaufbau beginnen wollen oder für Leute, die in einer finanziellen Schieflage sind und sich selbst daraus befreien möchten. Wer größeres Geheimwissen erwartet, als die oben von mir genannten Punkte, wird leider enttäuscht.

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John Silver
Am 19.11.2011 um 18:00 von John Silver:

"Die wichtigsten Wirtschaftsdenker" von Vera Linß aus dem marixverlag

 

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Am 19.11.2011 um 18:00 von John Silver:

Vera Linß beschreibt in diesem gebundenen(!) Buch auf 256 Seiten 60 der wichtigsten Wirtschaftswissenschaftler. Dabei beginnt Sie bei Aristoteles und Endet mit Paul Romer. Natürlich kann man sich streiten ob nicht der eine oder andere Wissenschaftler hier fehlt. Einige würden vielleicht auch meinen, dass die Nationalökonomie erst mit Adam Smith angefangen hat, und somit die ersten 5 Personen überflüssig sind. Ich persönliche hätte Mankiw z.B. weggelassen, dessen Hauptleistung darin besteht ein Lehrbuch geschrieben zu haben. Insgesamt denke ich aber, dass eine gute Auswahl getroffen wurde und über mindestens 45 Personen es keine zwei Meinungen geben sollte.

 

Was auffällt ist die sehr merkwürdige Auswahl im Literaturverzeichnis am Ende. Es sind lediglich eine Handvoll Hauptwerke genannt. Ich frage mich wie man die wesentlichen Inhalte eines Ökonomen herausarbeiten will ohne die Hauptwerke hinzu zu ziehen?

Das läßt darauf schließen, dass auf andere Quellen zurück gegriffen wurde. Diese sind aber nicht genannt. Beim lesen bekam ich das Gefühl das mir sehr viel auch von der Formulierung bekannt vorkam. Ich denke da vor allem an die im deutschsprachigen Raum wohl als Standard geltenden Werke von Issing und Starbatty, habe das aber jetzt nicht überprüft. Das sich wohl an vielen fremden Quellen bedient wurde sieht man auch an der Sprache, die nicht durchgängig ist. Mal ist das eine Kapitel von langen Sätzen geprägt, dann wieder folgen Kapitel mit vielen sehr langen [kurzen] Sätzen (als Beispiel siehe Marx, lange Sätze und Salin, kurze Sätze).

Auf S. 98 wird z.B. geschrieben, dass die ältere Historische Schule mit dem Tode Sombarts "endgültig scheiterte". Dieser Satz scheint auch aus irgendeinem älteren Artikel zu stammen, denn gerade das aufkommen des Institutionalismus in der heutigen Zeit belegt ja eigentlich das Gegenteil. Von einem scheitern kann man meiner Meinung also nicht sprechen.

 

Was auch stört ist, dass teilweise Phrasen wiedergegeben werden, wohl um ein Kapitel aufzufüllen oder abzuschließen.

So wird z.B. im letzten Absatz auf S. 13 Aristoteles vorgeworfen, undemokratisch zu sein, da er Bevölkerungsgruppen wie Sklaven, Kinder und Frauen aus seiner Betrachtung ausgeschlossen hat. Gleichzeitig wird ihm attestiert, dass "dennoch [.] sein Einfluss auf die heutige Wissenschaft so umfassend [ist], dass die westliche Wissenentwicklung ohne Aristoteles nicht vorstellbar wäre." Was das miteinander zu tun hat ist mir absolut schleierhaft.

Oder auf S. 55 wird geschrieben: "Noch heute zählt Marshalls Hauptwerk zur Pflichtlektüre für angehende Wirtschaftswissenschaftler". Phrase hoch drei. Das ist einfach nur Unsinn. Ich kenne nicht einen(!) Ökonomen aus meinem damaligen Mitstudentenkreis (gemeint sind die 3 Semester vor und nach mir) der Marshall überhaupt gelesen hat. Ich behaupte sogar das dreiviertel der BWLer/VWLer mit Marshall gar nichts anfangen können.

Oder bei Knight auf S. 191 behauptet Linß das sein veröffentlichtes Buch "Risiko, Unsicherheit und Profit" eine "der interessantesten Schriften in der Ökonomie" überhaupt sei. Warum dies so sein soll schreibt sie aber leider nicht.

 

Bei einem Umfang dieses Buches bleiben pro Ökonom gerade einmal 4 Seiten. Es ist klar das in dieser kürze vieles weggelassen werden muss. Dennoch muss man sagen, dass Linß die wichtigsten Eckdaten jeder Person nennt. Des Weiteren schafft sie es weitestgehend die wichtigsten Erkenntnisgewinne der jeweiligen Ökonomen kurz und prägnant wieder zu geben. Trotzdem fehlt z.B. in Kapitel 2 bei Thomas von Aquin ganz klar das Zinsverbot. Bei Friedrich List kam für meinen Geschmack die Tragik seines Lebens zu wenig zur Geltung, und bei Marx wurden meiner Meinung nach vieles arg zusammengefaßt. Aber sowas ist ja immer sehr subjektiv.

Das die fachlich Kernaussagen des jeweiligen Ökonomen nahezu immer richtig sind, kann ich leider nur bis zu den 60er Jahren nachvollziehen. Die Wissenschaftler der "Neuzeit" sind mir leider aus meinen Vorlesungen zur Dogmengeschichte nicht im Detail bekannt. Die Annahme von Tobin zur Risikostruktur eines Unternehmens und deren Behebung sind mir nicht bekannt. Sie scheinen mir aber falsch. Jedenfalls habe ich noch nie erlebt oder gehört, dass ein Unternehmer weil der Staat sich verschuldet zu viele Schatzbriefe kauft und darauf hin um seine Risikostruktur in der Bilanz(!) wieder auszugleichen zusätzliche Aktien und Sachmittel kauft.

 

Allerdings haben sich auch ein paar allgemeine Fehler im Buch eingeschlichen. Grob falsch ist es z.B., wenn Linß auf S. 26 schreibt, dass das der "Wealth of Nations" von Adam Smith zu seinen Lebzeiten kein grosser Erfolg war. Das Gegenteil war der Fall

Großartig ist dafür der zweite Absatz auf S. 194 bei Knight. Verkürzt will ich hier nur den einen Satz davon wiedergeben, der viel erklärt was einfach ganz ganz viele Menschen nicht verstehen wollen:

"Ökonomie, argumentierte er [Knight] ist komplex, während politische Eingriffe meistens sehr simpel sind und die Komplexität des Marktes nicht in Betracht ziehen."

 

Fazit: Vielleicht kam es nach dieser auch zu sehr ins Detail gehenden Kritik nicht ganz so rüber, aber das Buch ist wirklich gut! Insbesondere bei dem Preis von € 5,- und dieser Aufmachung macht man nicht viel falsch. Es ist kurz und knackig. Ich glaube das nach der Lektüre dieses Buches nicht nur Nichtökonomen die einzelnen Strömungen/Schulen/Theorien in der Ökonomie besser verstehen werden und erkennen werden, dass die Ökonomie keine abgeschlossene Wissenschaft mit einer durchgehend einheitlichen Theorie ist, sondern sich noch immer in der Entwicklung befindet.

 

JS

 

 

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John Silver

Kurzawa, Werner, "Erfolgreich an der Börse – Gewinnstrategien für Einsteiger", Econ Verlag, 2. Auflage, 1998, 290 Seiten

 

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Erfolgreich an der Börse mit den richtigen Gewinnstrategien? Da bin ich doch dabei und habe das o.g. Buch gekauft und gelesen. Der Autor Dr. Kurzawa war Chefredakteur des „Geldanlageberaters“. Auch wenn mir die Zeitschrift nichts sagt, war ich gespannt. Der erste Eindruck ist allerdings schlecht. Im Vorwort schreibt Kurzawa: „Hier setzt das vorliegende Börsen Einmaleins für Einsteiger an.“ (S. 15). Habe ich das falsche Buch? Oder ist das das falsche Vorwort? Zudem fällt beim durchblättern auf, dass die Seiten 233 bis 290 nur Börsenlexikon und Sachregister enthalten. Das sind immerhin 57 von 290 Seiten, also gut 20%. Nichts gegen gute Erläuterungen, aber es fällt auf, dass die Verlage oft versuchen, dünne Bücher so etwas „seitenstärker“ zu machen. Allerdings muss man festhalten, dass die meisten Erklärungen zumindest bedingt hilfreich sind und über eine Ein-Satz-Zirkelschlusserklärung hinausgehen.

 

Ein weiteres Manko, was man Kurzawa aber nur bedingt anhängen darf, sind die vollkommen veralteten Steuertipps und Hinweise (S. 18, S.55, S. 106, S. 178-179 usw. Ich habe irgendwann aufgehört, alles Stellen aufzuschreiben). Aber das ist ja in vielen älteren und auch aktuellen Büchern so.

 

Veraltet sind z.B. auch die Anmerkungen von Kurzawa zu Gold: „Am wenigsten noch lohnt sich der Kauf von physischem Material.“ Aber nicht weil der Spread bei physischem Gold beim Händler oft größer ist, sondern weil „Beim Wiederverkauf nämlich prüfen die Experten der Bank ganz genau den Zustand Ihres Materials. Ist er auch nur an einer winzigen Stelle verkratzt … müssen Sie mit zum Teil drastischen Preisabschlägen rechnen“. (S. 141 – 142) Das war eben in einer Zeit vor Xetra- und Euwaxx-Gold. Spontan fällt mir auch die Geschichte von dem Schüler ein, der vor einiger Zeit gefälschte Goldbarren an eine Sparkasse verkauft hatte. Zeiten ändern sich. Auch was die Sorgfältigkeit der Prüfung angeht.

Schön ist dann auch, wenn man wie in diesem Buch auf anderes fast vergessenes aus der Vergangenheit stößt: Wer kennt sie noch, die „heimelig eingerichteten Börsencafes in den Schalterhallen“ mit Fernsehern, auf dem den ganzen Tag die Tele-Börse lief? (S. 29).

Oder: „Computer sind nicht mehr wegzudenken … ja bald vermutlich nicht einmal vom Schreibtisch des aktiven privaten Börsianers…“ (S. 186). Wer kann sich heute noch Geldanlage ohne Computer und Internet vorstellen?

 

Wie so oft wird am Anfang von Einsteigerbüchern Werbung für die Materie ansich gemacht und aufgezeigt, warum Aktien so viel toller sind als andere Anlageformen. Wenn aber Kurzawa ein Schaubild mit den Daten vom 02.01.1987 – 20.08.1987 veröffentlicht, mit Kursgewinnen im Dax von 43,7%, und der schwarze Montag am 19.10.1987 war, dann ist das schlicht irreführend.

 

Dementsprechend merkwürdig geht es weiter. Wichtig bei der Auswahl der Bank, ist die Qualität der Anlageberatung, auf die selbst der erfahrenste Spekulant immer wieder angewiesen ist.“ (S. 32). Tatsächlich? Meine Erfahrung ist eher anders herum. Aber egal, den auf den Seiten 41-43 wird dann das Anforderungsprofil für einen Anlageberater vorgestellt (Ebenso auf S. 67). Wohlgemerkt was der Kunde verlangen soll, nicht der Arbeitgeber. Wahnsinn was da von einem Berater erwartet wird. Ich erspare mir ein 2-Seiten Vollzitat mit allen Anforderungen und kürze das ganze ab: Einen solchen Tausendsassa als Anlageberater gibt es nicht. Und wenn es ihn gibt, findet oder fand man ihn sicherlich nicht in der Schalterhalle einer Bank für normale Privatkunden.

 

Gut gefallen haben mir dann aber Teile mit Anmerkungen wie „Jeder kann an der Börse auf die Dauer erfolgreich sein – keinesweg nur die Profis. Hilfreich sind dabei für den Anfänger drei Grundsätze die ohne wenn und aber befolgt werden müssen:

„Lassen Sie sich nie zu einem Börsenengagement überreden… .“ (S. 29).

„Legen Sie die Summe fest … für Spekulationen …nicht … dazu verleiten, tiefer in die Tasche zu greifen.“ (S. 30).

Lassen Sie lieber viele kurzfristige Chancen aus und konzentrieren Sie sich auf eine mittel- bis längerfristige Strategie (S. 30).

 

Auch die Schnelleinführung in die technische Analyse ist für die Kürze gelungen (S. 57 – 65).

 

Die Anmerkungen zur Platzierung von Ordern: …Zeitpunkt zu dem gekauft werden soll, … hinsichtlich des … Börsenplatzes, … mengenmäßigen Aufteilung der Order auf verschiedene Plätze, … des Kurses, und … der Laufzeit …des Auftrags (S. 74-75). Das hört sich für den Laien vielleicht nicht so spektakulär an, aber diese Hinweise sind Erkenntnisse, die sich jeder Anleihenkäufer mit viel Erfahrung mühsam erarbeiten muss. Die Hinweise ansich sind sehr gut, aber ich denke für den Anfänger mangels Erfahrung einfach nicht umsetzbar.

 

Und wenn der Makler mal wieder die Marktteilnehmer übervorteilt, kann man nur zustimmen: „Den letzten beißen die Hunde, und das ist in diesem Fall mit Sicherheit immer der Börsianer selbst, der gegenüber den … Freimaklern und einzelnen Händlern, … arg ins Hintertreffen gerät.“ (S. 84).

In Kapitel 5 kommt Kurzawa auf die Depot- und Geschäftskontrolle zu sprechen. Ein Thema das man nicht hoch genug halten kann, denn die Erfolgs- oder Misserfolgskontrolle ist enorm wichtig. Wie will man sonst wissen, welche Geschäfte warum gut liefen und noch viel wichtiger warum welche Geschäfte schlecht waren? (S. 84 – 101). Oder ob man sich die ganze Arbeit vielleicht sparen kann, wenn man keinen Spaß an der Materie hat und schlechter als der Markt abschneidet? Dann sollte man vielleicht wirklich über ein Passives-Depot nachdenken.

 

Albern ist dann aber wieder, wenn Kurzawa die „Dividendenstrategie“ verkaufen will. Nein, Käufe um den Dividendenstichtag mögen aus tausend Gründen vielleicht mal funktionieren, aber mit Sicherheit nicht wegen der Dividendenstrategie. Da gibt es zuviele Jäger auf dem Markt die die gleiche „tolle“ Idee haben (S. 105). Aber schon drei Seiten weiter schreibt Kurzawa dann über einen möglichen Trade mit Bezugsrechten, die quasi wie Optionsscheine auf die Aktie wirken (S. 108). Eine Idee / Strategie die ich, auch wenn sie so naheliegend ist, bisher noch nirgendwo anders gelesen hatte.

 

Optionen erklärt Kurzawa relativ gut, aber wie der Kauf konkret vor sich geht bleibt bei wie bei fast allen Autoren im Dunkeln. Der Kauf einer Briefmarke für den per Post zu verschickenden Depotantrag wird in Anfängerbüchern im Detail beschrieben, aber wie man konkret bei Optionen vorgeht bleibt nebulös. Man hat den Eindruck, die Autoren wissen selber nicht so richtig wie das praktisch mit Optionen geht und sie haben ihr Wissen auch nur aus anderen Büchern oder Broschüren. (S. 110 – 128).

 

In Kapitel 8 bespricht Kurzawa noch kurz konservative Anlagealternativen, vornehmlich Fonds und Anleihen. Traurig wird es wenn man dann liest: „Der gewiefte Börsianer steigt erst dann in Anleihen ein, wenn er einen allgemeinen Kursanstieg auf dem Anleihenmarkt erwarten kann.“ (S. 138). Das ist natürlich falsch. Die Anleihenkurse steigen, wenn die Zinsen fallen. Also erwartet man fallende Zinssätze und nicht zuerst steigende Kurse.

 

„Mit Durchblick in die Offensive: Gewinnstrategien für Einsteiger“. Der Titel von Kapitel 9 ( S. 145 – 168) verspricht viel. Leider konnte ich keine geeignete Strategie entdecken, zumindest keine für den Anfänger. Mit Tipps wie „Denken um mehrere Ecken“ kann man einfach wenig anfangen. Funktionieren tut aus meiner Sicht nur die Arbitragemöglichkeit von einigen Wertpapieren zwischen einigen Börsen (S. 163). Aber auch da braucht man meiner Meinung nach viel Erfahrung, um diese überhaupt entdecken zu können. Der Spruch am Ende: „Wenn es Ihnen dann … tatsächlich gelungen ist … auf diese Weise abzukassieren, werden Sie von solchen … Arbitragegeschäften … nicht wieder lassen.“ (S. 168). „Ja, aber wie?“, fragt sich der alleingelassene Anfänger.

 

Unter „Hallo Wach! Obacht!“ gruppiere ich Kapitel 12 „Lehrstücke frei Haus: drei kleine Geschichten“ (S. 193 - 208) ein. Dem Leser werden hier nochmal drei scheiternde Anfänger geschildert.

 

Nach all dem gelesenen, hatte ich nicht mehr erwartet, in den letzten beiden Kapiteln noch irgendetwas konkret brauchbares zu finden. Aber hier zeigt sich, dass es manchmal wirklich lohnt, Bücher bis zu Ende zu lesen. Kapitel 13 „So vermeiden sie typische Anlagefehler“ beinhaltet eine Übersicht der meisten Anlegerfehler in verschiedenen Segmenten. Und Kapitel 14 beendet das Buch mit einem leider sehr kleinen gedruckten Flussdiagramm zur Kaufentscheidung am Aktienmarkt (S. 220). Dieses Diagramm ist als Handlauf für den Anfänger zu verstehen. Vielleicht rechtfertigt dieses Diagramm schon den Kauf des Buches antiquarisch für ein paar Euro für einen Anfänger. 

 

Fazit: Viel Schatten und etwas Licht, der Titel verspricht mal wieder viel mehr, als das Buch halten kann. Ein Buch das man nicht kaufen und nicht unbedingt gelesen haben muss. Falls man es zur Hand hat, kann man sich bei Bedarf aber mal die o.g .Stellen ansehen.

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

Magee, John, "Mit Charts zum Erfolg – Angewandte Chartanalyse für Einsteiger und Fortgeschrittene", FinanzBuch Verlag, 2. Unveränderte Auflage, 2006, 214 Seiten

 

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Ich weiß, dass hier im Forum gegenüber der technischen Analyse einige Vorbehalte vorhanden sind, in der Mehrzahl von Vertretern der passiven Anlagetheorie. Verkürzt wird als Hauptargument genannt, dass Wertpapierkurse zufallsbestimmt sind (Magee greift das Thema auf Seite 71 und 153 - 154 auf) und deshalb, das was die Charttechniker machen, eine Art Hokuspokus ist. Das zweite Argument verdammt die Charttechnik, weil sie nicht exakt ist und die Charttechniker irgendetwas falsch machen. Das zweite Argument habe ich nie richtig verstanden. Was machen die Charttechniker falsch, wenn sie von Wahrscheinlichkeiten sprechen? Und wieso kritisiert man die Charttechnik, wenn man eigentlich den Charttechniker meint?

 

Nachdem ich in den letzten Jahren aber selber praktische Erfolge mit Chartmustern gemacht hatte, ich verweise u.a. auf meine diversen geposteten Trades mit 3M und Deutscher Telekom usw., fand ich war es Zeit etwas tiefer in die Materie einzusteigen und habe das vorliegende Buch von John Magee gelesen.

 

Im ersten Kapitel, den Grundlagen der technischen Analyse, werden von Magee gleich einige Prinzipien festgelegt (S. 23-24) :

Prinzip 1: Im Marktverhalten, einer einzelnen Aktie manifestieren sich alle bekannten Faktoren, die die Zukunft dieser Aktie beeinflussen.

Prinzip 2: Aktienkurse bewegen sich in Trends.

Prinzip 3: Umsätze passen sich dem Trend an.

Prinzip 4: Ein einmal etablierter Trend neigt dazu, fort zu bestehen.

 

Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit „Unterstützung und Widerstand“.

Es gilt: „…daß die bloße Existenz von Trends allein noch keinen Erfolg am Aktienmarkt bewirkt. Das Erkennen von Trends ist nur ein Teil der Chartanalyse. Simplifizierendes „Halbwissen“ ist gefährlich.“ (S. 31). Denn die meisten Investmenttragödien entstehen aus

1.       Unzulänglicher / fragwürdiger Datenlage,

2.       Fehldeutung der Informationen,

3.       Falschen Schlussfolgerungen und

4.       Hochnäsigen Verhaltensweisen.

Sowie das Erkennen von Mustern und Rhythmen wo sie nicht vorhanden sind (S. 34-35).

 

Über „Balkencharts“ (Kapitel 3) kommt man zur „Bedeutung von Trends“ (Kapitel 4) und dann zu „Trendkanälen“ (Kapitel 5)

Ein Aktienkurs ist jederzeit „… eine Prognose vieler Perspektiven. Er ist die bestmögliche Einschätzung aller Interessen, die auf die Kursentwicklung einwirken (S. 43).

Und man kann es nicht oft genug wiederholen: „Aus … einem Chart können wir einige Folgerungen und sinnvolle Einschätzungen über das vermutete künftige Marktverhalten ziehen. Anders gesagt: Der Chart ist ein Werkzeug. Er ist bloß ein Tatsachenbericht; wie er gedeutet wird und welchen Nutzen er bringt, ist abhängig von der Erfahrung und dem Urteilsvermögen des Anlegers. Die Trends und Chartmuster selbst beeinflussen den Markt nicht.“ (S. 44).

Heute werden sich sicherlich die wenigsten die Mühe machen und Charts selber zeichnen. Warum auch, wenn man auf die Daten frei im Internetz ohne viel Arbeit zugreifen kann. Von daher hat es mich schon überrascht vom „Tekniplat-Chartpapier“ zu erfahren, mit dem halb-logarithmische Charts gezeichnet werden (S. 46-53). Was es nicht alles gab!

Ähnlich wie ein Geschichtsbuch hilft, mittels der Vergangenheit die Gegenwart zu verstehen, helfen Charts, die aktuelle Situation zu deuten. Deshalb greift ein Charttechniker, wie quasi alle, auf Erfahrungen der Vergangenheit zurück, um die aktuelle Situation zu deuten (S. 59).

„Charts entbehren jeder Hexerei. Sie sind vielmehr visuelle Entscheidungshilfen des Anlegers.“ (S. 87).

 

Im 6. Kapitel „Gaps“ findet sich der schöne Hinweis: „Kurse können sich dort am schnellsten und leichtesten durch eine Zone auf- oder abwärts bewegen, wo in der Vergangenheit wenige oder gar keine Aktien ihren Besitzer gewechselt haben, wo in anderen Worten frühere Besitzer kein gebundenes Interesse haben.“ Diese Erfahrung ist aus meiner Sicht auch ein Grund, warum Kurse bei bestimmten Kursen Widerstände nach unten als auch nach oben haben.

 

Es werden natürlich auch alle gängigen Kursmuster vorgestellt und erläutert. Anmerkungen zur „Untertasse“ oder“Kopf-Schulter-Formation spare ich mir aber. Diese werden allgemein gut dargestellt. Soweit der erste Teil des Buches.

 

Der zweite Teil des Buches, quasi das ganze letzte Kapitel 8, ist eine Sammlung von Fachartikeln von 1982 – 1988 von John Magee bzw. von der Firma John Magee. Ich werde im Folgenden noch auf einige Stellen in den Artikeln eingehen, aber im engeren Sinne haben diese Artikel nichts mit der „Technik“ der technischen Analyse zu tun. Auch wenn die Artikel häufig ganz interessant sind, haben sie doch das Manko, das man als Nichtkenner der damaligen Verhältnisse bzw. Börsen- und Wirtschaftsnachrichten in den USA, viele Sachen nicht nachvollziehen oder richtig einordnen kann.

 

Magee vergleicht die Chartanalyse sehr oft mit dem Wetterbericht (siehe z.B. S. 106-107). Dies bestätigt auch das Prinzip Nummer 4 (siehe oben). Auf die Frage „Wie wird das Wetter morgen?“ liegt man am öftesten Richtig mit der Antwort: „So wie heute.“, eben weil Trends immer etwas andauern und dann brechen. Auf der anderen Seite, wer würde nicht zustimmen, dass es sich beim Wetter um ein chaotisches System handelt?

„Alles in allem denken wir, daß der Kurs ein besseres Kriterium der Wahrheit darstellt als der „Flimmerkasten“ oder die Nachrichten.“ (S. 117).

 

Merkwürdig fand ich, dass ein Artikel leicht abgewandelt doppelt vorkam. Das irritiert einen beim Lesen, auch wenn der Artikel selber ganz plastisch ist (S. 119-120 und S. 158 ff.). Magee vergleicht in diesem Artikel Börsenanfänger mit einem Profigolfer. Dieser würde, im Gegensatz zu einem Börsenneuling, nie an den Start gehen und ein „One-in-Hole“ ankündigen, egal wie gut und erfahren er ist. Börsenneulinge würde dagegen oft alles auf eine Karte setzen und im übertragenen Sinne oft dies versuchen. „Was die Analyse des Aktienverhaltens anbelangt, so glauben wir, dass allein die Erfahrung und nicht das Wissen der neusten „Techniken“ der Schlüssel für erfolgreiches Investieren ist.“ (S. 155).

 

Amüsieren tut sich Magee in einem Artikel von 1983 darüber, dass Bewegungen im Kupfer von Analysten / Reportern mit einem Goldraub in London in Beziehung gebracht wurden. Ich habe da auch etwas geschmunzelt, insbesondere wenn man bedenkt, wie oft und wie mühsam manchmal auch andere Kurs-Nachricht-Bewegungen oder Nachricht-Kurs-Bewegungen konstruiert werden. (S. 126).

 

Auch gut war der Artikel „Die schnelle Mark durch Gehirnchirugie: Erlernen Sie bei sich zu Hause diese schnelle, einfache Methode“ (S. 130 - 132), ein Artikel über Börsenanfänger, die den schnellen unfehlbaren Weg suchen. Eine Suche, die mit größter Wahrscheinlichkeit vergebens ist.

Gefallen hat mir ebenso der Artikel „Wohin geht der Markt? – Und wieso?, in der Magee schreibt: „Zugegeben, die Zukunft ist generell schwer vorhersehbar, und für die Börse gilt das ganz besonders. Tatsächlich handelt es sich beim Börsenverhalten umso komplexe Vorgänge, dass selbst nur wenige „Experten“ sich über die Gründe bereits abgeschlossener Marktbewegungen einigen können.“ (S. 134).

 

Praktisch wird es dann noch einmal im Artikel „Übernahme im Verzug“, wenn sich mit den Chartmustern von typischen Übernahmen beschäftigt wird (S. 137 – 138 und S. 143 – 145). Einen Artikel den ich mit besonderem Interesse gelesen habe, in der Hoffnung die Erkenntnisse auch bei aktuellen Übernahmegerüchten zu verwerten.

 

Für eine Signatur im Wertpapierforum würde sich sicher auch das folgende Zitat eignen: „Der sicherste Weg, bedeutende Gewinne zu erzielen, ist, sich zu allererst vor bedeutenden Verlusten zu schützen.“ (S. 140).

 

Im Artikel „Flaggen“ weist Magee einigen Flaggenmustern prozentuale Häufigkeiten zu. Von solchen Daten, die zweifelsohne Magee vorliegen, hätte ich gerne mehr gelesen (S. 166 – 167).

 

Das Buch schließt mit einem Glossar und einem Verzeichnis der wichtigsten Chartformationen, z.T. leider ohne weitere Erklärungen.

 

Als Fazit möchte ich festhalten, dass ich den ersten Teil des Buches für die Charttechnik sehr informativ fand. Ich glaube allerdings nicht, dass ein Fortgeschrittener, wie laut Titel, allzu glücklich mit dem Buch wird. Dafür fand ich es nicht tief genug. Für einen Anfänger wie mich war das Buch aber geeignet, obwohl ich vermute, dass es sicherlich bessere Bücher für Einsteiger gibt.

Weniger gut fand ich z.B. auch, dass einige Charts vom Druck kaum lesbar waren. Ebenso sind viele Sachen einfach nicht nachvollziehbar, weil das Buch da dann doch zu alt ist. Die Inhalte beziehen sich auf die 1980er Jahre, das Buch selber ist aber in der deutschen Ausgabe von 2000 bzw. 2006 in der zweiten Auflage.

Auch wenn ich einige Artikel ganz unterhaltsam fand, hatte ich das Gefühl, dass mit der Artikel-Sammlung das Buch selber auf eine Mindestseitenzahl hochge-schraubt wurde. Hier hätte ich lieber mehr Chartmuster und Erklärungen gehabt.

 

 

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John Silver

Kostolany, Andre, "Geld das große Abenteuer – Aufzeichnungen eines Börsianers ", Verlag Kurt Desch, 1972, 262 Seiten

 

 

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Das o.g. Buch stammt ursprünglich, wie schon einige andere davor, aus der Börsenbüchersammlung vom Foristi Kairos, bei dem ich mich hiermit noch einmal ganz herzlichen für die Bücher bedanken möchte!

 

Ich habe schon einige Bücher von Kostonlay gelesen (und auch einige hier besprochen). Dieses ist das Neunte. Ich habe auch schon einige Male darauf hingewiesen, dass sich Kostolany gefühlt wiederholt und einem das alles sehr vertraut vorkommt. Ich habe mir jetzt einmal die Mühe gemacht und angefangen zu Vergleichen und ein paar Stellen herausgesucht:

-S. 13 Kostonlany spricht über die Trapezoi, kannte ich aus „Das ist die Börse“, S.19 ff.

-S. 19-20 Die Geschichte vom „Haferring“? Bekannt aus „Kostolanys Notizbuch“, S. 80.

-S. 81 - 137 Die Geschichte der Börse in der Nußschale, etwa 2/3 findet sich in "Geld und Börse" S. 110 - 145.

-S. 69-70 "Der Analyst denkt, und die Börse lenkt", siehe "Geld und Börse" S. 87 ff.

-S. 203 ff. Suez , siehe "Das ist die Börse", S. 157 ff.

usw. usw. Ich denke das reicht zur Illustration.

Kostolany hat insgesamt 13 Bücher geschrieben und später angefangen, immer mal wieder Teile seiner alten Bücher aufzuwärmen. Nicht zuviel, ich schätze etwa 20% bis 35% je nach Buch, aber konsequent, siehe oben. Das ist lustig wenn man bedenkt, wie oft Kostolany in seinen Büchern schreibt, mit den und den Geschichten könnte ich Bücher füllen. Tja, hat er aber nicht gemacht, stattdessen hat er lieber aufgewärmt, statt neu zu kochen. Von daher würde ich empfehlen, die ersten Bücher von ihm zu lesen, danach wiederholt es sich zu oft. Es sei denn, man liest Kostolany alleine aus Spaß an der Freude.

 

Das Vorliegende Buch gehört mit Erscheinungsjahr 1972 jedenfalls mit zu seinen ersten Büchern.

Inhaltlich plaudert Kostolany aus seinem Leben, erzählt einige Anekdoten aus der Geschichte und insbesondere aus der Börsengeschichte. Hier spielt Kostolany eine seiner Stärken aus und erzählt kurzweilig die Geschichte der Börse (S. 80 – 137).

 

Manchmal wird Kostolany aber auch ungenau oder ist relativ oberflächlich. Wenn er z.B. von der „Finanzwissenschaft“ schreibt (S. 19), meint er gar nicht die Finanzwissenschaft, die die öffentliche Finanzwirtschaft zum Gegenstand hat, sondern „Wirtschaft und Finanzen“ allgemein.

Wie alt das Buch wirklich ist, merkt man an diversen Stellen immer dann, wenn es einem merkwürdig und nicht so politisches korrekt erscheint. Z.B. wenn Kostolany vom Elfenbein, der aus Afrika kommend in Antwerpen gehandelt wird, schreibt (S. 39) oder über „Die weibliche Börse“ (S. 40 -41), die „kapriziös, wankelmütig und geheimnisvoll wie eine schöne Frau“ ist.

 

Über Insidergeschäfte schreibt Kostolany an diversen Stellen (zu dänischen Anleihen S. 51-53, Papier St. Moritz S. 69 70) und an diversen Stellen über fremde Insidergeschäfte. Vielleicht waren das damals Kavaliersdelikte, heute, insbesondere in den USA, hätte Kostolany da wenig zu lachen gehabt.

 

An einigen Stellen "nuschelt" Kostolany aber auch, während des Plauderns. Dann erzählt er einerseits seitenlang haarklein über die Arbitragegeschäfte seines Freundes Lacy Kux, nennt jedes noch so kleine Detail, und geht dann non chalant über einige große Sachen hinweg, die so eigentlich keinen Sinn haben. Da hat man manchmal das Gefühl, das ihm entweder wichtige Informationen fehlten oder er selber nicht verstanden hat, was da warum wie gemacht wurde (S. 71-77).

Ebenso unklar schreibt er auf den Seiten 209 und 2010 über einen Wertzuwachs für eine Firma im Zuge eines Kaufs mittels Wandelanleihen und wettert dagegen, weil es sich lediglich um eine optische Täuschung handeln würde. Das ganze Beispiel ist etwas verworren. Ich habe versucht es nachzuvollziehen und für mich hat die ganze Rechnung keinen Sinn. Eine Brauerei mit 10 Mio. Aktien zu einem Kurs zu 10 und 5 Mio. Gewinn kauft eine nicht börsennotierte Papierfabrik für 30 Mio. mit einem Gewinn von 3 Mio. mittels einer Wandelanleihe zu 6%. Warum sollte man seine Papierfabrik mit einer Rendite von 10% ohne Not verkaufen, um dann nur noch 6% zu erhalten? Und auch die Wandelfunktion hat hier irgendwie keinen Mehrwert. Der Rest des Beispiels wird leider auch nicht besser.

Auf der Seite 203 erzählt er, wie er jahrelang(!) gegen die Aktie der Suezkanal-AG gewettert und gewettet hatte. „Während der ersten Jahre bewahrheiteten sich meine Voraussagen nicht direkt.“ Ich übersetze: Vermutlich also gar nicht. Schließlich trug Kostolany etwa nach 10 Jahren „den Sieg davon“. Die Aktien der Suez verloren ca. 9/10 ihres Werts. Eine Aussage, die sich nach 10 Jahren bewahrheitet, ist irgendwie nur bedingt wertvoll. Interessant wäre auch gewesen, wieviel Geld Kostolany in diesen zehn Jahren mit seiner Baisse Position verloren und abschließlich gewonnen hat? So bleiben auch hier irgendwie eine Reihe von Fragen offen.

Ähnlich ungenau schreibt er später auf den Seiten 241 – 242, dass er pessimistisch eingestellt war und auf Baisse spekulieren wollte im September – Dezember 1930. Aber die Baisse trat nicht ein, auch nicht als die Nazis 1930 in den Reichstag einzogen. Dann kurz vor knapp, stürzten die Kurse und Kostolany konnte sich günstig eindecken. Warum aber die Kurse stürzten, ursächlich kann das o.g. Ereignis ja noch nicht gewesen sein, bleibt irgendwie mysteriös?

 

Auch wenn Kostolany im gesamten Buch eigentlich keine echte Einführung und Erklärung zu den verschiedenen Anlagen liefert, i.d.R. sind diese Anmerkungen recht oberflächlich, so überrascht er doch auf den Seiten 156 – 157 quasi mit einer Musteranlageberatung, wo er auflistet, was von einem Anleger alles abgefragt werden sollte, um eine vernünftige Anlageberatung durchführen zu können.

 

Geradezu prophetisch wird Kostolany auf Seite 162, wo er den heutigen Finanzmarkt skizziert:

„So kann einmal der Zeitpunkt kommen, wo ein großer Aktienanteil einer französischen Firma in deutschen Händen ist“ und umgekehrt. „Von hier bis zu einer juristischen Fusion der beiden Gesellschaften wäre dann nur noch ein kleiner Schritt.“ „Eines Tages könntest Du Dich einer neuen Art von Firma gegenübersehen, der europäischen.“ (S. 162). Das ist heute Wirklichkeit bei vielen großen Konzernen, auch u.a. in der Rechtsform der europäischen „SE“ statt „AG“.

Ein breites Feld nimmt in seinen Büchern, daher auch in diesem frühen, die Kritik an bestimmten Fondskonstrukten und insbesondere gegen Bernhard Cornfeld und seine Investor Overseas Services (IOS), bei dem die Anleger sehr viel Geld verloren (S. 163 – 172). Hier hatte Kostolany recht!

Die folgende Prognose Kostolanys, von 1972, werden wir vermutlich in einigen Monaten (oder Jahren?) wieder überprüfen können: „Die Erfahrung der letzten 50 Jahre beweist, daß der Aktienmarkt in einem Zeitabstand von drei bis neun Monaten der Tendenz der Obligationen folgt. Für mich gilt die These: eine Aktienhausse ist nur dann möglich, wenn die festverzinslichen Werte zuvor gestiegen sind. Stürzt aber der Obligationenmarkt, stürzt unumgänglich auch der Aktienmarkt einige Monate später.“ (S. 191).

Ich empfehle den ganzen Abschnitt S. 190 bis 198 im Kapitel „Politik und Börse“ zu lesen, falls man das Buch zur Hand hat.

 

Zum Thema Charts merkt Kostolany an: “Ich bin kein Chartist, lese sie aber gerne. Ich würde einer Chart niemals blind folgen, wenn ihre Voraussagen meinen Vorstellungen nicht entsprechen. Doch würde ich auch sehr ungern gegen ihre Tendenz operieren.“ (S. 228, der Ausdruck „einer Chart“ steht tatsächlich so im Buch).

 

Fazit: Wie immer ist Kostolany ein unterhaltsamer Plauderer, besonders empfehlenswert, wenn man die leichte Börsenunterhaltung ohne großen Aufwand genießen will. Und da Kostolany auch bekannt ist für seine griffigen Sprüche, das folgende schreibt er selber einem Börsenfreund zu, schließe ich den Beitrag mit der Erkenntnis: „Die ganz Börse hängt nur davon ab, ob es mehr Aktien gibt als Idioten oder mehr Idioten als Aktien.“ (S. 183).

 

 

 

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

Müller, Dirk, "Crashkurs – Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance? Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen", Droemer Verlag, 2009, 255 Seiten

 

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Ende 2008 in der Bankenkrise, viele werden sich noch an die Krise erinnern, veröffentlichte Dirk Müller das o.g. Buch. Müller hat eine lockere Schreibe, in meinen Augen allerdings einwenig zu locker, so daß man sein Buch relativ schnell durchlesen kann. Gefühlt steht man mit ihm am Stammtisch und Müller erklärt die Welt. So ein Gerede ist bei einem Bier oder mehreren in der realen Welt auch in Ordnung und meistens auch ganz nett. Auch verlangt da in der Regel keiner ein Literaturverzeichnis oder groß weitere Quellen. „Is so“ langt da oft als Begründung. Schwierig wird das allerdings, wenn sich jemand wie Müller hinstellt und so agiert. Schwierig ist das, weil viele Menschen Müller wirklich ernst nehmen, weil er als „Mister Dax“ dafür zu prominent ist.

 

Gleich auf der ersten Seite in der Kapitelunterschrift titelt Müller: „ Verschwörungstheorien – das ultimative Totschlagargument“. „Wann immer an absoluten Wahrheiten gekratzt wird … . Es hat in der Tat eine beeindruckende Wirkung. Wer will schon gerne zu diesen Spinnern gehören, die an Ufo-Entführungen glauben?“ (S. 13). Keiner natürlich, siehe aktuelle Corona-Lage, trotzdem fängt Müller an auf den folgenden 200 Seiten diverse Verschwörungen zu konstruieren, siehe weiter unten. Müller beginnt erst einmal, bekannte Fakten aufzuzählen, die natürlich aber nicht der breiten Masse bekannt sind. Trotzdem handelt es sich nicht um „Geheimwissen“. Unter einem seiner liebsten Schlagwörter „ Nebelkerzen“, deckt Dirk Müller auf, dass der IFO-Index manipuliert werden könnte (S. 22-24)! Oder das die Arbeitsmarktstatistik „geschönt“ ist (S. 24-26). Am meisten freut sich aber Dirk Müller, dass er die amtliche ermittelte „Inflation“ und deren Manipulation aufgedeckt hat (S. 27-33) und stellt sie in einen Zusammenhang mit den Bundestagsdiäten. Klar das da die Volksseele kocht. Und dann stellt er auch noch eine Schlussfolgerung aus der Arbeitslosenzahl von 1933 mit der seiner Meinung richtigen Zahl von 2008 her (S. 26). Hier sieht man ganz deutlich, dass Müller vermutlich eine Art Autodidakt ist und sein rudimentäres Wissen vermutlich sich selbst beigebracht hat. Daran ist grundsätzlich nichts auszusetzen, man merkt aber einfach deutlich, dass Müller das einfachste wissenschaftliche Know-How fehlt, um nachzuvollziehen, warum dieses oder jenes Verfahren angewendet wird. Da sieht man natürlich Gespenster und wittert Übles, wo einfach gar nichts ist. Allein sein Versuch „Inflation“ anhand von Münzen und Gummibären zu erklären, spricht Bände (S. 28). „Der Staat nimmt zum Beispiel einfach mal aus dem Nichts heraus neue Schulden auf…“ (S. 28). So stellt sich Dirk Müller die Inflation vor.

 

Neben den o.g. „Nebelkerzen“ ist der zweitliebste Ausdruck von Müller, „Der Kaiser hat keine Kleider an!“. Sicherlich ist die Aufzählung nicht vollständig, aber zumindest auf den Seiten 9, 22, 33, 39, 191, 192 und 203 benutzt er diesen Ausdruck.

 

Lustig wird es, wenn Müller den Journalist Hermann Kutzer mit den Worten zitiert „Meine Damen und Herren, glaube Sie uns kein Wort“, um dann einen Absatz später zu behaupten, natürlich ohne Quelle, David Beckham habe für 250 Mio. Dollar zu den Los Angeles Galaxy gewechselt (S. 32). Ich dachte zuerst, diese Bemerkung sollte ein Witz sein, ist sie aber nicht. Beckham hatte im Übrigen eine Gesamtablösesumme von EUR 37,5 Mio., wie man auf Transfermarkt.de nachlesen kann. Es ist sowieso bemerkenswert, mit wie wenig Quellenangaben Müller überhaupt in seinem Buch auskommt. Das ist für ein Populär-Sachbuch für die breite Masse grundsätzlich in Ordnung. Es ist aber befremdlich, wenn man jedem und allem irgendetwas vorwirft, ohne selber Quellen zur Hand zu haben. Aber das hatte ich ja oben schon angerissen.

 

Auf den folgenden Seiten pöbelt sich Müller dann munter durch die Finanzwirtschaft und gibt jedem einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf. Dazwischen behauptet er, als Aktionär könne man über wichtige Entscheidungen mitbestimmen auf einer Hauptversammlung, „bis hin zur Abwahl des Vorstandes“ (S. 43). Das ist leider Unsinn. Man darf als Aktionär über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat mit abstimmen, aber der Vorstand wird vom Aufsichtsrat bestellt und ggf. entlassen (§84 AktG). Am Schulsystem moniert er, dass man lerne „wie eine Gerade das Zentrum der Kugel im dreidimensionalen Raum quer durch ein Dreieck tangiert“, man aber nichts über Lebensversicherungen oder Bausparverträge erfährt (S. 45). Das ist vielleicht so, weil es nicht zum Grundrüstzeug gehört und vielleicht auch, weil Lebensversicherungen ansich gar kein so wichtiges und tolles Produkt mehr sind? Jedenfalls kommt Müller auf den Seiten 161-162 selber zu dieser Erkenntnis. Man muss aber fair sein und anmerken, dass die beiden Seiten zur Lebensversicherung inhaltlich sogar ganz gut geschrieben sind.

 

Im Kapitel 2 erklärt Müller dann was Geld ist und wie es entstand. Man merkt sofort, dass Müller ein Verfechter des Goldstandards ist. Auch hier hätte eine Vorlesung zur „Geldtheorie“sicher nicht geschadet. Es scheint aber, dass Müller wohl nur irgendetwas irgendwo gelesen hat. Anders sind seine Ausführungen kaum nachvollziehbar. Denn laut Müller galt die Golddeckung von 1815 bis 1914 und „sorgte ein Jahrhundert lang für stabile Verhältnisse, Wohlstand und weitestgehende Vollbeschäftigung“ (S. 51). Ich bin nicht sicher von welchem kleinen Teil der Welt Dirk Müller spricht, aber das 19. Jahrhundert war durch Migrationswellen vom Land in die Städte und dann nach Übersee (u.a. Amerika) gezeichnet. Die Verelendigung in den Städten führte zu starken sozialen Verwerfungen, die so groß waren, dass sich immer mehr die „Soziale Frage“ stellte. Bismark hat die Rentenversicherung usw. nicht aus lauter Menschenfreude eingeführt und die Soziale Partei und die Kommunistische Partei haben sich auch nicht ohne Grund gegründet.

Gegen eine Spekulation auf Lebensmittel spricht sich Müller auf den Seiten 65 – 68 aus. Und hier muss man ihm recht geben. Das ist nicht richtig!

 

Im 3 Kapitel kommt Müller dann auf den Krisenherd USA zu sprechen. Hier erklärt Müller u.a., dass die Banken und Sparkassen Gelder längerfristig ausgeliehen hätten, sich aber nur kurz bis mittelfristig verschuldet hätten. Das gebe bei einer Zinsänderung dementsprechend Probleme. Denn eine der goldenen Bilanzregeln lautet: Fristenkongruenz von Ausleihungen und Verschuldung. Aber Müller mit seiner Banklehre sollte eigentlich wissen, dass Fristentransformation und Bündelung von Geldern GERADE das Geschäft von Banken sind. Natürlich kann da etwas schiefgehen, aber in der Regel sollte man davon ausgehen, dass Banken und Sparkassen dieses Geschäft verstehen, gerade wenn sie länger am Markt sind, auch wenn mal das eine oder andere Institut doch die Segel streicht. Das ist aber normal in einer Marktwirtschaft (S. 77-78).

 

Im Kapitel 4 präsentiert Müller dann „Die wirtschaftliche Kernschmelze – das Horrorszenario“ was alles ab 2008 schief gehen kann. Das Müller nicht recht gehabt hat, zum Glück, kann man ihm nicht vorwerfen. Prognosen der Zukunft sind nun einmal unsicher. Deswegen machen die meisten keine und deshalb darf man eben fehlerhafte Prognosen auch nur bedingt ankreiden. Wenn Müller aber nach ca. 15 Seiten zu dem Schluss kommt: „Dieses Horrorszenario unterstellt allerdings, dass unserem Wirtschaftssystem eine freie Marktwirtschaft zugrunde liegt. Das ist aber nicht der Fall. Unser Wirtschaftssystem und das politische System der westlichen Welt werden von einigen überschaubaren Gruppen geplant, überwacht und gelenkt.“ (S. 104). Hier habe ich bei Müller noch auf den Zusatz „Die Illuminaten!“ gewartet. Wenn man diese Schlussfolgerung von Müller liest, dann fällt einem einfach nicht mehr viel ein. Auch wenn man so etwas glauben möchte, weil es scheinbar viel erklärt, ist es einfach Unsinn. Genauso wie Müller Schlusssätze im Kapitel: „Unser Wirtschaftssystem aber wird kollabieren. So wie alle Systeme, die auf Zins und Zinseszins beruhen, in den vergangenen Jahrtausenden kollabieren mussten.“ (S. 105 und ähnlich auf S. 196). Hier hätte ich von Müller nur ein, NUR EIN EINZIGES BEISPIEL, wo in den letzten Jahrtausenden ein System aufgrund von Zinseszinsen kollabiert ist.

 

Nach dem Horrorszenario präsentiert Müller dann das Hoffnungsszenario in Kapitel 5. Es beginnt aber mit wenig Hoffnung, sondern mit den o.g. dunklen Mächten, die unser System kontrollieren. „Die Notenbanken“, hier insbesondere die FED, die Ratingagenturen, die Regierung Bush, die Ölindustrie und die Spezialeinheit, das Plunge Protection Team. Geheimnisvoll flüstert Müller, daß er „immer wieder fasziniert (sei), mit welcher Inbrunst mir vermeintliche Finanzmarktexperten entgegenhalten, das PPT sei nur eine Verschwörungstheorie und hätte nie existiert.“ (S. 119). Wer sich dafür interessiert, kann den Suchbegriff bei google eingeben. Da findet man dann ohne Schwierigkeiten den Wikipedia-Artikel, bei dem sich Müller vermutlich stark bedient hat. Ein Geheimnis kann ich hier nicht entdecken. Im Folgenden beschreibt Müller dann ein Szenario, ohne Quellen natürlich, aber das ist auch gar nicht nötig, denn „Natürlich beruht ein Teil … auf Gerüchten und Spekulationen, aber … erscheint mir dieses Szenario als durchaus wahrscheinlich“. (S. 123). Nachdem jetzt Müller also diese „Finanz- und Machthydra“ (S. 130) demaskiert hat, beschreibt er, wie diese dann doch noch das Ruder herumgerissen haben, um unser System noch ein paar Jahre zu stabilisieren. Puhh! Da haben wir dann aber Glück gehabt!

 

Kapitel 6: Wie soll sich nun der „Anleger in der Krise verhalten? (S. 139). Das überraschende ist, dass Kapitel 6 gar nicht so schlecht ist, siehe Beispielhaft oben zur Lebensversicherung. Wenn Müller dann aber wieder kalauert vom KGV, dass aber nicht „Kölsch-Geld-Verhältnis“ bedeutet (S. 141) oder davon, dass Banken „dringend frische Einlagen“ suchen, „Das jetzt aber nichts mit Bettnässen zu tun“ hat (S. 151), schreibt, dann kann ich ihn einfach nicht ernst nehmen, auch wenn das wohl lustig sein soll. Das kann man vielleicht in fröhlicher Runde privat mal machen, aber nicht in einem Sachbuch. Das lockert nicht auf, das wirkt nur peinlich. Auf der Seite 166 und ebenso auf ähnlich Seite 172 schreibt Müller: „In jeden Haushalt gehören … 10% bis 20% des Vermögens in (Form von) physischem Gold.“ Mir persönlich wäre das zuviel unverzinstes Kapital, aber hier lag Müller einigermaßen richtig mit seinem Tip und den will ich dann auch nicht unterschlagen. 2008 – 2009 lag der Goldpreis bei etwa USD 750 bis USD 1.000 und erreicht in letzter Zeit sein Hoch bei USD 2.069.

Leider kann es Müller nicht unterlassen, dass Kapitel 6 auf der letzten Seite mit der These zu beenden, dass die Einschränkung der Freiheitsrechte der US-Bürger in den letzten Jahren (Ich hatte mich gefragt welche, aber leider gibt es natürlich wieder keine Quelle), von der „Finanz- und Machthydra“ geschaffen wurden, um Unruhestifter im Falles des Zusammenbruchs der Wirtschaft besser identifizieren und ruhigstellen zu können (S. 175). Was soll man da schon wieder sagen?

 

„Kapitel 7: Wenn das Hoffnungsszenario Realität wird…“, weil die Finanz- und Machthydra das System stabilisieren konnte. Ich habe irgendwie nicht richtig verstanden, was Müller uns damit eigentlich sagen will. Ab Seite 182 kommt Müller dann auf Fonds zu sprechen, schreibt aber, dass ETF i.d.R. eigentlich die bessere Wahl seien (S. 183). Das ist auch alles inhaltlich richtig. Dort schreibt er aber auch über die bekannte Studie, dass ein Pfeile werfender Affe besser sei, „als die meisten Fondsmanager“ (S. 183). Das ist natürlich super lustig, wenn man weiß, dass Müller seit Jahren einen Fonds unter seinem Namen vertreibt, der in den Hausse Jahren und selbst im letzten Jahr, mit einer weit unterdurchschnittlichen Rendite aufwarten konnte. Trau, Schau, Wem!

Leider hat man auch oft das Gefühl, dass Müller nur halbgut informiert ist. Oder anders ausgedrückt, für einen Börsenprofi ist er erstaunlich schlecht informiert. Auf S. 187 schreibt er, dass Renten- und Staatsanleihen bei Inflation und steigenden Zinsen keinen Inflationsschutz böten und einem bei steigenden Zinsen die Anleihekurse fallen würden. Wenn aber Müller einerseits auf S. 153 auf die damals vorhandene relativ neue Bundestagesanleihe hinweist, dann sollten ihm auch die damals schon emittierten inflationsindexierten Bundeswertpapiere bekannt sein. Gerade wenn man wie er eine so panische Angst vor einer galoppierenden Inflation hat. Und selbst wenn man diese Papiere im Rahmen des Buchs für zu speziell und kompliziert wegläßt, hätte er auf die damals überall bekannten Bundesschatzbriefe mit Zinstreppe hinweisen können, die man nach einem Jahr Haltedauer problemlos in neue ggf. höher verzinste Serien umtauschen hätte können. Zumindest mit seiner Warnung vor Argentinien lag er damals richtig (S. 187), wie die aktuelle Lage wieder einmal beweist.

Nachdem unser System wegen dem Zinseszins vor die Hunde gehen muss (siehe oben Kapitel 4, S. 105) zählt er Alternativen auf. Ansich ist das eigentlich stark. Hier muss ich zugeben, dass ich keine Lust mehr hatte, mich tiefer in seine Vorschläge einzuarbeiten und diese zu überprüfen. So schreibt er über die Freiwirtschaft (S. 200) und das im 15. Jahrhundert es praktisch keine Zinsen gab und ein goldenes Zeitalter herrschte (S 201 – 203). Ich habe das nur rudimentär geprüft, aber nach meinen Daten war das Zeitalter nicht besonders golden, denn die Pest radierte etwa Eindrittel der Bevölkerung in Mitteleuropa aus. Lustigerweise bin ich beim googlen über einen Post aus Wall-Street-Online vom goldenen Mittelalter gestolpert, der sich fast wie eine Abschrift aus dem Buch hier las. Ähnlich abenteuerlich liest sich auf Seite 204 Müllers Menschheits-Entwicklungstheorie. Ich spare mir eine längere Abhandlung, aber warum das römische Imperium unterging liest sich bei Müller anders, als ich es bisher kannte Ähnlich abstruß ist Müllers Schlussfolgerung, wer warum damals nach Amerika auswanderte und wer warum in Europa zurück blieb, S. 209. Dies ist der Auftakt für die Erklärungen, warum China die „gelbe Gefahr“ für uns ist. Pries aber Müller noch auf S. 202 im goldenen Mittelalter die 4-Tage Handwerker-Arbeitswoche, hält er unsere heutige Arbeitseinstellung für verwerflich, waren doch in den Anfängen unseres westlichen Systems 50-60 Arbeitsstundenwochen normal (S. 205 und ähnlich S. 206). Müllers Bewunderung für China kennt praktisch keine Grenzen und mündet in der Schlussfolgerung, „China hat sich in den letzten Jahren zunehmend als Stabilitätsfaktor in der asiatischen Region erwiesen.“ (S. 229). Keine Ahnung warum Wikipedia unter „Liste der Territorialstreitigkeiten“ China so oft nennt. Ich glaube das sind praktisch alle Nachbarn von China. Die sollte doch wissen, dass China die Region stabilisiert! Aber schon auf der nächsten Seite 230 fällt Müller dann doch auf, dass „Das Verhältnis Chinas zu seinen Nachbarn … in vielen Fällen nicht ganz unproblematisch“ ist.

Am Ende kommt Müller zu der Schlussfolgerung, dass Chinas Wirtschaft trotz der Staatslenkung so viel erfolgreicher sei, als die des Westens. Und das dürfte nach Lehrmeinung gar nicht sein (S. 244). Hier übersieht Müller mal wieder, dass Chinas Aufstieg durch die Selbstausbeutung der Bevölkerung betrieben wird. Auch wenn Müller solche wirtschaftlichen Zusammenhänge verborgen bleiben, aus den oben öfters genannten Gründen, bemerkt er dann doch am Ende, „Ich wollte in einem solchen System nicht leben…“ (S. 245).

 

Im Nachwort macht Müller dann noch schnell Werbung für seine Webseite www.misterdax.de und schreibt dann in der Danksagung „Ihnen liebe Leser, danke ich, dass Sie mit dem Kauf dieses Buches meine Arbeit honorieren. Nur dafür habe ich den ganzen Aufriss schließlich gemacht!“ Zumindest ist Müller hier ehrlich und schreibt nicht, er hat es für die Leser oder so gemacht, sondern fürs Geld. Aber Müller wäre wohl nicht Müller, wenn er nicht noch hinzufügen würde: „(Und wenn Sie das Buch kopiert oder illegal heruntergeladen haben, soll Sie der Blitz beim … treffen.)“ (S. 251 und 255). Mußte das wieder sein? Vielleicht ist das aber auch lustig gemeint. Mein Humor ist das dann aber leider nicht.

 

Fazit: Das Buch liest sich relativ flott, s.o. . Am meisten wurde ich beim Lesen dadurch gehemmt, weil ich soviele Textstellen in Zweifel gezogen habe und daher soviel googlen mußte. Aber im Gegensatz zu Müller, der vermutlich denkt, der Leser würde beim Lesen ein Schleudertrauma vom Kopfwackeln bekommen, über die Ungeheuerlichkeiten, die Mister Dax berichten würde, habe ich dieses von Müllers Geschwätz bekommen. Jedenfalls ist das Buch genau richtig, wenn man sich mal wieder schon aufregen will, egal ob man es mit Müller hält oder eben nicht! Zum diskutieren taugt es allemal!

 

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John Silver

Slater, Robert, "Geldanlage mit George Soros – die 24 geheimen Anlage- und Wertpapierstrategien des genialen Investors“, Droemer-Knauer, 2020, 160 Seiten

 

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Das Buch ist mit 160 Seiten, davon alle Seiten vor einem Kapitel leer (24 Kapitel), eher ein Büchlein, welches man relativ schnell durchliest.

Slater fängt seine „Geldanlage“ mit einer Kurzbiographie an, die er später im Buch unvermittelt fortführt (S. 69 ff., S. 117 ff.). Leider fehlt ihm hier und insbesondere im Folgenden die kritische Distanz zu George Soros, wie sie eigentlich für einen Journalisten Standard sein sollte. Slater ist aber leider ein „fanboy“. Soros ist nicht nur der Größte, er ist der aller aller Größte. Das ist OK wenn Slater so denkt, aber wenn es ein Journalist schreibt, ist es natürlich immer etwas bedenklich. Slater selber arbeitete 20 Jahre für das Time Magazine (siehe Seite 2 im Buch).

 

In 24 Kapiteln erklärt Slater im Folgenden die o.g. Strategie von Soros. Blöderweise wiederholt sich Slater dabei immer und immer wieder, so dass er wahrscheinlich auch mit 18 Kapiteln ausgekommen und damit vielleicht nur 100(?) Seiten geschrieben hätte. Dann hätte man aber für die damalige Zeit die immerhin beachtlichen EUR 16,90 nicht nehmen können.

Laut Slater hat Soros eine ihm eigene Strategie, die u.a. aus seiner Biographie begründet ist. Soros versteckte sich im 2. Weltkrieg in Ungarn vor den Nazis, weil er Jude ist, und wanderte später in die USA aus.

 

Um das Buch zusammenzufassen langen eigentlich die 24 Kapitelüberschriften, die am Ende netterweise oder um dem Buch zumindest eine bestimmte Seitenzahl zusammenzufügen, angefügt wurden. Dort steht dann zu jedem Kapitel noch ein Satz als Zusammenfassung. Außer ein paar Seiten Biographie zu George Soros, wird das Buch leider kaum mehr bieten.

Ich habe lange überlegt. Darf man das Inhaltsverzeichnis posten und damit quasi den Inhalt des Buchs verraten. Oder ist das OK, auch wenn das Inhaltsverzeichnis unbeabsichtigt den Inhalt es gesamten Buchs verrät?

 

Zum Inhalt:

K1 Ihre Sicht der Realität ist verzerrt

 

K2 Berücksichtigen Sie die Erwartungen des Marktes

 

K3 Berücksichtigen Sie die Ineffizienz der Märkte

 

K4 Achten Sie auf den Unterschied zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit

 

K5 Erkenne Sie den Zusammenhang zwischen Menschen und Ereignissen

 

K6 Betreiben Sie Meinungsforschung

Soros geht davon aus, dass die Wahrnehmung der Kapitalmarkteilnehmer verzehrt ist. Zudem zweifelt er die Effizient Market Theorie an. Die daraus resultierenden Handlungen der Marktteilnehmer, die Angebot und Nachfrage beeinflussen, nennt er „Reflexivität-Theorie“. Dummerweise deutet das Slater erst in K5 an und erklärt erst in K6 was das eigentlich ist. Im Endeffekt kann man das ganz gut mit Kostolany zusammenfassen: 2 + 2 ist an der Börse = 5-1.

 

K7 Setzen Sie auf Instabilität

 

K8 Erkennen Sie Chaos

 

K9 Nützen Sie Überreaktionen des Marktes

Soros nutzt Volatilität an den Märkten aus und handelt wie ein Contrarian. Das Problem dabei ist aber ja immer, wann bricht ein Trend? Im Übrigen erfährt der Leser, dass es eigentlich Druckenmiller war, der für Soros arbeitete, der die Idee mit der Pfund-Spekulation hatte und Soros ihn nur ermunterte die Sache größer anzugehen. Durch diese Spekulation gegen das englische Pfund wurde Soros einer weiten Öffentlichkeit erst bekannt. Er lukrierte dadurch etwa eine Milliarde (Ein schönes Wort, lukrieren (S. 59 ff.), welches ich bis zum erstmaligen Lesen des Buches noch nie vorher gehört hatte).

 

K10 Achten Sie auf Aktienkurse, die die Fundamentaldaten beeinflussen

 

K11 Erst investieren dann analysieren

Diese Kapitelüberschrift und die Ausführungen im Folgenden sind etwas irreführend. Gemeint ist eigentlich, starten Sie mit einer kleineren Position NACH der ERSTEN Analyse. Analysieren DANACH diese Position weiter und gehen Sie DANN ganz oder gar nicht in den Markt.

 

K12 Nehmen Sie den nächsten Trend vorweg

Hier wird beschrieben, wie Soros versucht als „Early Bird“ zu agieren oder als Contrarian (S.78-79). Des Weiteren betreibt Soros eine „Branchenrotation“. Dies wird am Beispiel der Rüstungsindustrie in den 1970ern erläutert (S. 80-81).

 

K13 Gehen Sie aufs Ganze

…wenn Du der Meinung bist richtig zu liegen und das Risiko-Gewinn-Verhältnis günstig liegt.

 

K14 Hören Sie auf die Großen der Finanzwelt

„Ist es wirklich so schlimm , Freunde zu haben  - und zwar an den richtigen Stellen?“ (S. 94). Grundsätzlich nicht, bei Insiderhandel hat man aber, insbesondere in den USA, schnell ein großes Problem, also ja.

 

K15 Treten Sie rechtzeitig den Rückzug an

Das Kapitel wiederholt sich im Folgenden im Kapitel 17 oder umgekehrt, wie man es sieht. Es geht im Ende darum, dass man eben nicht Haus und Hof verwettet, sondern wenn man mit einer Position falsch liegt, das analysiert, seinen Fehler einsieht und die Position rechtzeitig beendet.

 

K16 Gestehen Sie Ihre Fehler ein

Siehe Kapitel 15.

 

K17 Setzen Sie nicht Haus und Hof aufs Spiel

Siehe Kapitel 15.

 

K18 Legen Sie Denkpausen an

Lesen, überlegen, nachdenken: Also das Gleiche, dass schon Kostolany immer gepredigt hat. Man muss sich Zeit zum Nachdenken nehmen!

 

K19 Beißen Sie die Zähne zusammen

Siehe Kapitel 16.

 

K20 Üben Sie sich in Disziplin

Hier paßt die Kapitelüberschrift mal fast gar nicht. Es geht auf den zweieinhalb Seiten darum, fehlerhafte Investments zu begrenzen und zu einer Investition „die richtigen Fragen zu stellen“.

 

K21 Sichern Sie Ihre Einsätze ab

Auch dieses Kapitel hat nichts mit dem Titel zu tun. Im Endeffekt geht es um Hedgefonds, wobei das nicht ganz uninteressant ist.

 

K22 Versuchen Sie nicht aufzufallen

Siehe Kapitel 21

 

K23 Bedienen Sie sich des Leveraging

Das Ganze ist keine Idee von George Soros, sondern ein alter Hut. Das Hebeln von Investitionen mittels eines Kredit, Das macht ja auch quasi jedes Unternehmen so, also der Kauf von Aktien auf Kredit. Zusätzlich betreibt Soros noch Leerverkäufe von Aktien.

 

K24 Nehmen Sie die beste und die schlechteste Aktie

Das ist zum Schluss noch ein guter versöhnlicher Tip. In einer Branche, von der man denkt, das es einen Turnaround gibt, soll man das beste und das schlechteste Unternehmen kaufen. Der Grund ist naheliegend. Das beste Unternehmen wird sich vermutlich auch am stärksten entwickeln. Das wird sich vermutlich im Börsenkurs niederschlagen. Das schlechteste Unternehmen hat am meisten Nachholbedarf. Hier reichen schon kleinere Umsätze, um das Unternehmen wieder auf die Spur zu bringen und zu einem überproportionalen Anstieg im Kurs zu führen.

 

Das Buch schließt mit einer Checkliste für Investoren, siehe oben.

Fazit: Wer bis hierhin gelesen hat, hat fast alles gelesen was im Buch steht, siehe oben.

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John Silver

Schäfer, Bodo, "Money oder das 1 x 1 des Geldes – Spielerisch zu Erfolg und Wohlstand", Droemersche Verlagsanstalt Th- Knaur, 2001, 221 Seiten

 

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Im Vorwort erläutert Schäfer ausführlich die Beweggründe für das vorliegende Buch und warum er es in dieser Form geschrieben hat. So weist er daraufhin, dass er um die Problematik der (Kinder)-Geschichte weiß und es auf die Prinzipien drauf ankommt und das man diese verinnerlicht und umsetzt. Er behauptet, dass die Gesetze des Reichtums universell und zeitlos sind und jeder diese Gesetze sich zunutze machen kann.

Im Endeffekt ist das Vorwort der beste Teil des gesamten Buchs und Schäfer fasst hier auch alle wesentlichen Inhalte des Buchs in 34 Punkten zusammen. Ein Hinweis also für ganz eilige Leser: Liest nur das Vorwort.

 

Zur Handlung

Dem Mädchen 11 jährigen Mädchen Kira läuft ein Labrador zu, der dem Kind die Gesetzmäßigkeiten für Erfolg und Reichtum beibringt. Kira gibt dem Hund den Namen „Money“. Als der Hund zu ertrinken droht, springt Kira dem Hund nach und ertrinkt fast selber. Weil Kira dem Hund das Leben gerettet hat, erzählt der Hund Kira, dass er sprechen kann und will im Folgenden mit ihr nur über Geld sprechen. Hoffen wir mal, dass nicht ein paar Kinder auf die Idee kommen, ihrem Hund das Leben zu retten, in der Hoffnung, dass er hinterher sprechen kann.

Aber warum der Hund sprechen kann, es handelt sich um ein Märchen, wollen wir nicht infrage stellen. Auch nicht warum ausgerechnet ein Hund etwas vom Geld versteht und als einziges Thema darüber sprechen will, lassen wir außen vor, auch wenn es selbst Kira (S. 30) merkwürdig vorkommt.

 

In den folgenden Kapiteln lernt Kira das visualisieren von Wünschen mittels eines Traumalbums und Traumdosen und die Geschichte von Daryl, einem Jungen, der schon in jungen Jahren zu mehreren Millionen gekommen ist. Zur Stärkung Ihres Selbstbewusstseins wird ihr empfohlen ein Erfolgsjournal zu schreiben. Money erzählt ihr auch die Geschichte von der Gans die goldene Eier legt. Eine Analogie für einen Geldbetrag, der mittels Zinsen immer weiter wächst. Dieses Bild und diese Geschichte spielt im ganzen Buch eine große Rolle. Als Kira auf die Idee kommt ihren Cousin anzurufen, erfährt sie wie er mittels Arbeit schon als 12 jähriger relativ viel Geld verdient. Abgesehen davon, dass das ganze relativ unglaubwürdig ist und es für einen 12 jährigen jede Menge logistische Probleme gibt, fand ich es bemerkenswert, dass Schäfer es wohl als sehr erstrebenswert ansieht, wenn sich Kinder schon in ihrer Kindheit, nicht Jugend, dem Geldverdienen mittels Arbeit widmen. So kommt der Cousin pro Woche auf etwa 4 x 3 Stunden Arbeit, neben der Schule wohlgemerkt. Da fragt man sich, wo noch Zeit für Sport, Spiel und Freunde und Kindheit(!) bleibt. Aber das erfährt man später im Nachwort, warum das so toll ist.

 

Über eine Verwandte erfährt Kira, wer der wirkliche Besitzer von Money ist. Der Besitzer Herr Goldstern ist ein schwerreicher Anleger und Unternehmer und fungiert ab diesem Zeitpunkt als einer von mehreren Geldcoaches für Kira. Von Money selber lernt sie in diesem Kapitel die 72-Stunden-Regel. Der Hund erklärt ihr auch, wie Kiras Eltern sich von ihren Schulden befreien können. Dabei sind einige hausbackene Tipps wie Kreditkarten vernichten und einen Zettel in die Brieftasche legen der einen daran erinnert sein Geld nur für wichtige Dinge auszugeben. Aber auch, dass man neben den Kreditraten sparen soll, ein Tipp den Schäfer aus „Der Reichste Mann von Babylon“ entliehen hat (Ich habe das Buch hier auch besprochen), als auch sich professionellen Rat zu holen (also eine Schuldnerberatung), sowie dass eine Kreditrate möglichst niedrig sein soll. Der Sinn dahinter ist leider etwas verschroben und wird nur undeutlich klar. Die Logik ist irgendwie, dass wenn man die Schulden schnell zurückzahlt durch eine hohe Rate, das Geld woanders fehlt, dass zu einem anderen neuen Kredit führt. Das aber der phantastische Zinseszinseffekt von 8% oder 12%, von dem Schäfer in diesem Buch redet, natürlich auch in die andere Richtung funktioniert, erzählt er nicht. Ich denke jeder kann sich die Komplikationen ausrechnen, die es mit sich bringt, wenn man bei einem Immobilienkredit die Tilgung von 1% auf 0,5% senkt. Und auch alle anderen Komplikationen erspare ich mir hier zu nennen. Und auch WIE man die Rate überhaupt so einfach ändern kann wird leider nicht erläutert.

Bei einem Besuch bei Herrn Goldstern bekommt Kira von ihm ein paar Tausend DM geschenkt, 10 DM pro Tag, um den sie sich um Money gekümmert hat. So schnell geht das mit dem Reich werden. Toll! Aber wie schreibt Schäfer schon im Vorwort: Beginnt das große Geld einmal zu fliesen, kommt es schnell im Übermaß von allen Seiten (S. 17).

 

Kurz darauf lernt Kira dann Frau Trumpf kennen und hier nimmt die Absurdität der ganzen Geschichte noch einmal richtig fahrt auf. Am nächsten Tag kommen die drei Kinder , Kira, Ihre Freundin Monika und Ihr Cousin Marcell, zum Haus von Frau Trumpf. Als sie ankommen war anscheinend gerade eingebrochen worden. Die drei dringen ins Haus ein, finden einen geheime Tür im Keller mit einem Geheimraum dahinter, die sie einfach öffnen und sich zutritt verschaffen. In diesem Raum befindet sich eine verschlossene Truhe, die sie ebenfalls trotzdem öffnen. In der Kiste sind Bargeld und Gold im Wert von über 100.000 DM. Sie wühlen in der Kiste rum und zählen das Geld, bis die Polizei kommt. Warum auch immer, die drei werden zu Helden und Frau Trumpf bedankt sich bei den dreien mit 5.000 für jeden. Warum auch immer, schließlich waren die Diebe weg und sie haben in den Sachen der Dame rumgewühlt. Darum ist das natürlich irgendwie unglaubwürdig, dient aber anscheinend nur als Überleitung zum Investmentclub, den die vier dann gründen.

Bei der „Gründung“ hat Frau Trumpf praktisch alles vorbereitet und leitet die Kinder mittels Suggestivfragen (Das Geld soll hochverzinst angelegt werde. Aktien bieten die höchsten Renditen. -> Wie legen wir unser Geld an?) dazu, dass das Geld in Aktienfonds angelegt werden soll. Nebenbei erklärt Frau Trumpf noch was Aktien sind. Das geschieht aber so schlecht und unverständlich, dass ich mich frage ob das überhaupt jemand versteht der keine Ahnung von der Materie hat, unabhängig davon, ob man Kind oder Erwachsener ist. Des Weiteren wird hier mit Zinsgrößen von 12% operiert, 12% sollen an den Aktienmärkten im Schnitt möglich sein, die meiner Meinung nach auch im Zeitraum 1990-2000 Jahren nicht galten. Aber so sehen die Rechnungen von Schäfer natürlich spektakulärer aus. Des Weiteren wählen sie ihre Fonds nach Rennlisten der Vergangenheit aus. Natürlich ist der Blick in den Rückspiegel der Vergangenheit der einzige Blick den wir haben, aber es fehlt der Hinweis, dass die Vergangenheit keine Garantie für die Zukunft ist. Und welche Rennliste soll genommen werden? Die von 10, 5 oder 3 Jahren? Und was sagt das aus, wenn z.B. das Management gewechselt hat? Und wieso ist der Fonds mit den größten Gewinnen immer der Beste? Wie sieht das Ganze aus wenn die TER ins Spiel kommt? Und warum werden die Fondsgebühren weder betrachtet noch überhaupt erwähnt? Natürlich ist das ein Buch für Kinder, aber wenn, dann muss man zumindest die Stichworte liefern, damit man selber recherchieren und nachdenken kann.

 

Am Tag darauf darf Kira dann in der Schule dann eine Arte Rede vor anderen Kindern halten und ihre „Geldanlage“ vorstellen. Vornehmlich will das Kapitel aufzeigen, dass man seine Ängste, hier ein Vortrag vor vielen Leuten, besiegen kann und muss um daran zu wachsen. Ein löbliches Ziel.

Das System selber von Kira ist wie folgt: 50% werden im Langanlage-Gans-Konto gespart. Je 20% werden für größere Konsumträume gespart. 10% hat Kira zum Geldausgeben zur freien Verfügung. Was an diesem System so toll und bahnbrechend sein soll ist mir absolut schleierhaft. Auch wie ein Kind, selbst wenn es extrem sparsam ist, nur mit 10% seiner Geldsumme für den Konsum auskommen soll ist mir unverständlich. Das kann eigentlich nicht funktionieren und schon gar nicht den Sinn erfüllen, dass Kinder lernen mit Geld umzugehen. Sie lernen praktisch nur, Geld zu horten. Ob das das alleinige Ziel sein kann?

 

Einige Monate später sind die Kurse und damit das Vermögen des o.g. Investmentclubs um ca. 25% gefallen und es wird die Cost-Average-Methode erläutert. Grundsätzlich finde ich es gut, dass sinkende Kurse und Buchwerte thematisiert werden. Aber nachdem das Cost-Average verfahren vorgestellt wurde beschließen sie, noch viel mehr Geld nachzuschießen. Jeder mal eben locker 5.000 DM. Wir reden hier ja von 11 bis 13 jährigen. Aber das ist natürlich kein Problem, sie hatten ja alle gut verdient und Monika mal wieder eben ein paar Tausend Mark geschenkt bekommen. Nur Kira hat nicht genügend Geld und denkt wie ein Junkie, wo sie nur das Geld auftreiben kann. Da fällt ihr das Sparbuch mit 6.000 – 7.000 Mark ein, auf das ihre Großeltern für sei einzahlen. Sie versucht ihre Großeltern zu überreden, das Geld in den Aktienfonds zu geben, die sind aber nicht davon begeistert. Kira rastet aus und wirft ihren Großeltern vor, dass sie „keine Ahnung“ hätten und „blind“ seien. Ich weiß nicht wie Ihr mit 12 Jahren mit Euren Großeltern oder Eltern gesprochen habt, ich mit Sicherheit nicht so, übrigens auch nicht heutzutage.

 

Nach einem Gespräch mit Herrn Goldstern beschließt Kira nur 2.500 Mark einzuzahlen, damit noch Geld bei einem weiteren Absinken der Kurse da ist.

Da gerade Zahltag ist, hat sie mit ihren Ersparnissen auch das Geld zusammen. Hier erfährt man, dass Kira aktuell 16 Hunde ausführen läßt, für 2 DM pro Gassigehen. Davon zahlt sie 50 Pfennig an ihre „Angestellten“ aus. Abgesehen davon, dass 2 DM für 20 bis 60 Minuten Gassigehen nicht die Welt sind bzw. waren, sind 50 Pfennig natürlich eine Frechheit. Unabhängig davon, dass das ganze natürlich auf tönernen Füßen steht, wenn immer mal ein anderes Kind vorbeikommt um einen Hund auszuführen oder vielleicht auch mal viele gar nicht oder wenn die Kinder und die Hundebesitzer herausfinden, dass Kira gar nicht die Hunde ausführt und dafür 1,50 DM trotzdem kassiert. Da braucht man nicht schlau sein, was dann passiert. Aber angeblich sind die Kinder mit 50 Pfennig zufrieden und es soll in diesem Märchen wohl vor allem um das unternehmerische Prinzip gehen. Da werden Probleme natürlich verkleinert und oder ausgeblendet. Zum Ende des Buchs hat Kira dann 21 Hunde um die „sie“ sich kümmert. Nee, ist klar. Die Leute die sich mit ihren Hunden beim Gassi gehen treffen, empfehlen sicher ihre „Chefin“ statt das Geschäft selber direkt abzuschließen. Und Kira kommt nur noch zum Kassieren. „Ich hatte von Marcel gelernt, wie man am besten andere Kinder einspannt . Monika verdiente inzwischen dadurch ganz gutes Geld.“ (S. 206). Wenn man auch nur 20 Minuten Rüstzeit mit An- und Abfahrt rechnet und von einer Gassizeit von 20 Minuten ausgeht, ergibt das einen effektiven Nettolohn von 75 Pfennig.pro Stunde. Ernsthaft?

Das ganze läuft so toll, dass sie sogar ihren Eltern Tips geben können die diese heimlich umsetzen. Leute ohne Ahnung geben Leuten ohne Ahnung Tips. OK, ist eben nur ein Märchen.

 

Zum Ende des Buches gründet Herr Goldstern mit Kira noch eine Firma, um jungen Leuten das Sparen beizubringen. Kira hält daraufhin Vorträge vor den Kindern der Kunden von Herrn Goldstern. Was die beiden daraufhin den Kindern wie verkaufen bleibt zum Glück im Dunkeln. Ich vermute aber, dass Schäfer dabei Finanzprodukte im Auge hatte, wo ich mich frage, ob diese so überhaupt vertrieben werden dürfte: Von einer Minderjährigen an Minderjährige. Wie in einem richtigen Märchen werden noch alle offenen Baustellen geschlossen und alles geht gut aus.

Im Nachwort  des Buches wird von einem Kinderpsychologen noch einmal betont, siehe mein Hinweis oben, warum das Buch wertvoll ist. Wahrscheinlich ist Schäfer selber klar geworden, wie grenzwertig das ganze ist, und hat sich hier nochmal eine Absolution geholt. „Unternehmerisches Handeln … ist nicht Kinderarbeit“. Stimmt. Aber wenn die gleichaltrigen Spielkameraden für Pfennige ausgebeutet werden, dann leider schon. Das Gefälligkeitsgutachten zieht sich noch über ein paar Seiten, wird aber nicht besser.

 

Fazit: Ich gebe zu, dass Schäfer im Vorwort vor vielen Unzulänglichkeiten in seinem Buch gewarnt hat, siehe oben. Und wahrscheinlich falle ich unter die Gruppe von Leuten die keinen Zugang zu der Geschichte im Buch finden (S. 13). Aber ich werde nicht mit der Einstellung richtig warm, wenn Schäfer meint die Gefahr in der Vereinfach liegt darin, dass man denkt, man kennt das alles schon. Ich sehe leider oft, dass man sich es einfach macht und die wichtigen komplexen Punkte gar nicht anspricht. Man muss nicht alles wissen und verstehen, aber man muss aus meiner Sicht um die Komplexität wissen, um sein Wissen richtig einzuordnen.

 

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

Riechert, Matthias S. , "Die Börsenhändler", Thomas Müller Börsenverlag, 1. Auflage Oktober 1997, 335 Seiten

 

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Das Buch die „Börsenhändler“ ist eher ein Sach-Roman oder ein romanhaftes Sachbuch als ein normales reines Sachbuch. Trotzdem ist es so aufgebaut, dass man durch allerlei Geschichten und Beispiele erfährt, wie der Handel an der Börse per IBIS und an der DTB in den 1990ern funktionierte. Zusätzlich wurden noch einige „Sachkästen“ und Sachabschnitte eingefügt, die die Kapitel kommentieren, erläutern und Sachzusammenhänge erklären. Einige Inhalte des Buches sollen zudem auf wahren Begebenheiten beruhen.

 

Zum Inhalt:

Nach seiner Banklehre beginnt Helge als neuer Händler im Handelsbüro von JDP zu arbeiten. Die Ausbildung dort ist kurz und hart.

Anfangs sind noch neben Helge, die Händler Randolf und Piet und der Chefhändler Gordon im Büro mit dabei. Piet und Gordon wechseln aber kurzfristig das Handelshaus, so dass danach nur noch Randolf und Helge und die beiden neu angeheuerten Trader Frans, ein Seniortrader, und der neue Frischling Lothar, im Büro selbständig arbeiten. Die folgende Handlung dreht sich um die Erlebnisse dieser vier Händler.

 

Da das Buch wie gesagt, siehe oben, zur Hälfte ein Roman ist, möchte ich dem Leser nicht die weitere Spannung verderben und im Folgenden nur noch einige ausgewählte Stellen kommentieren.

 

Der Anfang des Buches kam mir etwas wirr vor. Man hat eher das Gefühl in einer Filmbeschreibung zu stecken, anstatt in einem Buch. Erschwert wird einem auch die Orientierung, weil man laut Titel denkt, man wäre in Deutschland, dabei spielt das erste Kapitel in London. Jedenfalls erfährt man kurz vor knapp, dass eine Brokerfirma eine andere Brokerfirma übernimmt. Und man weiß ja was das bedeutet. Nein? Wußte ich auch nicht. Das Buch wird aber besser nach dem einleitenden Kapitel. Versprochen! Das Weiterlesen lohnt sich aus meiner Sicht, siehe Fazit unten.

 

Was mich beim Lesen auch mehrfach irritiert hat war, als im Büro (S. 184-185, 186-187, 245-246, S. 249) ein „Chris“ auftaucht, der aber sonst gar nicht im Büro genannt wird? Ich vermute, der Autor hat den Namen einer Figur im Buch später geändert und hat dabei einige Stellen übersehen. Oder er hat übersehen, den Zweit- oder Spitznamen einer Person zu nennen. Ich vermute, dass Frans dieser gewisse „Chris“ ist.

 

Auf den Seiten 298 bis 300 wird die Situation der Banken zum Zeitpunkt des Buches beleuchtet. Dabei wird insbesondere auf die Deutsche Bank eingegangen. Lustig oder eher traurig fand ich, dass die im Buch genannten Daten dem Leser 25 Jahre später aktuell und vertraut vorkommen, so als hätte sich bei der Deutschen Bank in all den Jahren eigentlich gar nichts geändert. Und so scheint es auch zu sein.

 

Am Ende des Buches findet sich noch ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen.

 

Fazit: „Die Börsenhändler“ ist als Sach-Roman eher ein ungewöhnliches Buch. Ich fand das Lesen aber kurzweilig und amüsant, auch weil die Geschichte doch einige überraschende Wendungen macht. Ich kann das Buch empfehlen, wenn man eine unterhaltsame Börsenlektüre sucht. Man sollte sich aber vor dem Lesen noch mal mit Calls, Puts und den daraus zusammengesetzten Produkten beschäftigen, um bestimmte Inhalte des Buches besser zu verstehen. Als Anleitung zum Trading oder um Trader zu werden taugt das Buch aber nicht.

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John Silver
· bearbeitet von John Silver

Grün, Willi H. , "Top-Gewinne mit Aktien", Wilhelm Goldmann Verlag, München, 4. Auflage November 1997, 352 Seiten

 

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Das vorliegende Buch hat mir, mit Einschränkungen, sehr gut gefallen. Leider ist das von mir gelesene Buch, deshalb die Einschränkungen, hoffnungslos veraltet. Das liegt natürlich an der o.g. Auflage von 1997. Willi Grün hat meiner Auflage noch zahlreiche Neuauflagen folgen lassen. Die letzte Auflage die ich ermitteln konnte, ist die 28. Auflage von 2016. Die 28. Auflage kenne ich nicht, aber wenn der Autor sich selber treu geblieben ist, ist die 2016 Auflage für Neulinge ein Kauf! Da Willi Grün leider zwischenzeitlich verstorben ist, wird es vermutlich vom Verlag keine aktualisierte weitere Auflage mehr geben.

 

Veraltet ist das Buch z.B. in den folgenden Passagen, die nur noch für Hobby-Historiker und Leuten die gerne in alten Zeiten schwelgen, interessant sind. Denn wer interessiert sich heute z.B. noch bei Aktien für den Unterschied zwischen Nennwert und Kurswert und die Problematik mit der Euro-Umstellung? (S. 37-40). Auch die ganze Fragestellung zum Euro in Kapitel 13 „Morgen kommt der Euro, und dann? = Chancen für Aktien“ dürfte nur noch für Archäologen Spannung bieten (S. 221 – 228). Gut geschätzt hat Grün aber den Kurs mit DM 2 pro Euro zu 1,95583 wie dann festgelegt wurde (S. 224.) Kann sich auch noch jemand daran erinnern, seine Optionsscheinkurse über den Videotext abgerufen zu haben? Gefühlt immer dann, wenn die entscheidende Seite angezigt wurde, war man abgelenkt und mußte nochmal zig Seiten von vorne abwarten? (S. 205). Oder wer ruft seine Kurse noch per Telefon über die Nummer 1168 ab? (S. 249). Ebenfalls sind die Bundesschatzbriefe Typ A und B mittlerweile Geschichte (S. 232).

Als stellvertretender Finanzamtsleiter kann Grün beim Thema Steuern natürlich aus den Vollen schöpfen. So ist der ganze zweite Teil des Buches, immerhin über 70 Seiten, dem wichtigen Thema Steuern gewidmet (S. 263 – 337). Man kann sich denken, dass diese Teile mittlerweile völlig veraltet sind. Und dies sogar soweit, dass die Seiten 286 – 288 wieder interessant werden könnten, wenn die Abgeltungssteuer vielleicht demnächst wieder wegfällt. Erwähnenswert ist auch, dass Grün auf der Seite 318 auf die fiktive Quellensteuer eingeht. Ein selten besprochenes Thema, dabei ist es gerade bei Anleihen immernoch hochaktuell.

 

Interessant ist es ja immer, wenn man auf Daten und Hinweise aus der Vergangenheit stößt und sie mit heute vergleicht und sieht, dass einige Sachen immer noch gelten.

Auf der Seite 123 schreibt Grün von Deutz und dass diese sich nach der Umstrukturierung von DM 8 auf DM 16 verdoppelt hätte. Da ich in den letzten Monaten in Deutz etwas getradet hatte, ist mir der Kurs geläufig, der bei fast EUR 7 steht. Natürlich ist in den letzten Jahrzehnten etwas passiert bei Deutz, aber ich habe doch etwas gestutzt.

Oder dass die Schweizer um 1997 über Negativzinsen nachgedacht hatten, weil sie aufgrund der Angst vor dem Euro eine Geldschwemme hatten (S. 125). Die Diskussion um Negativzinsen und Liquiditätsschwemme sollten einem aktuell nicht unbekannt vorkommen.

Grün schreibt, dass die Stahlkocher „um des Überlebens willen … fusionieren mußten“. (S. 126) Thyssen als letzter Stahlkonzern steht aktuell ebenfalls wieder vor der gleichen Herausforderung bzw. will sich gar neu erfinden.

Im Kapitel 9 kommt Grün auf Neuemissionen zu sprechen und schreibt auch über den Börsengang der Telekom. Für viele in meinem Alter war das die Zeit, wo es mit dem Aktienhandel anfing. Zwar war nicht immer die Telekom die erste Aktie ansich, aber sie steht einfach für diese Zeit und weckt damit Erinnerungen (S. 166 – 168).

Wer Kapitel 19 liest, denkt zuerst da stimmt doch etwas nicht ganz. Das ist alles irgendwie hochgradig aktuell, aber irgendwie doch auch anders. Ist es auch. Aber schon damals wurde ähnlich betrogen. Cum-ex und Cum-Cum lassen grüßen! Das ganze „Betrugskapitel“ ist zwar veraltet, aber irgendwie auch immer noch aktuell (S. 253 – 258).

 

Aber auch in einem guten Buch steht hin und wieder Quatsch. So schreibt Grün auf den Seiten 90-91, dass er einer alten Dame den Tipp gab, in der Haussee zu verkaufen und günstig in der Baisse wieder einzusteigen. Sonst würde man jedesmal verlieren, wenn die Börse vom Wellengipfel in das Baisse-Tal schwappt. „Timing . die Vorausahnung und das Erkennen, in welche Richtung die Gesamtbörse laufen wird, und darauf die Dispositionen abstellen – ist ein sicheres Rezept.“ (S. 92).

Unten kaufen und oben verkaufen. Börse kann so einfach sein! Warum kommt bloß kein anderer auf diese simple und sichere(!) Idee? Ganz einfach, weil keiner weiß, wann oben und wann unten ist, und wie lange unten und oben dauert. Auf Seite 95 wiederholt Grün diesen tollen Tipp noch einmal. „Im Gegensatz zu Kostolonay … (empfehle ich) in Haussee Zeiten Kasse zu machen und in der Baisse zu gedrückten Kursen einzusteigen.“

In die gleiche Kerbe fällt auch sein Tipp im Unterkapitel „5.9.3 Kaufen über die Treppe“ (S. 119). Statt alle Aktien auf einmal zu kaufen, sollten sie statt 60 Stück zu 200 nur 5 kaufen und bei weiter fallenden Kursen weitere Stücke usw. So erhielte man einen günstigeren Durchschnittskurs. Das klappt natürlich nur, wenn die Aktie auch moderat fällt. Aber warum kauft man die Stücke bei 200, wenn man denkt, dass die Aktie weiter fällt? „Im Prinzip gewinnen Sie immer mit einem Treppenlimit, denn an der Börse gibt es ein ständiges Auf und Ab.“ „Wichtig ist nur, daß Sie beim Kauf stets mit steigenden Stückzahlen die Treppe hinuntergehen. Natürlich verfahren Sie beim Verkauf entsprechend.“ Zumindest fällt Grün auf, dass diese Vorgehensweise durch die Bankgebühren ein ziemliches Handicap hat, wobei die Gebühren damals wesentlich höher waren als heute.

Eine alberne Anekdote ist auch Kapitel „11.8 Wie ich es verpaßte, Millionär zu werden“ in dem Grün über einen Optionsschein schreibt, den er hatte, den er aber nicht weiter nachgekauft hatte, dann zu früh verkaufte, welcher dann in schwindelerregende Höhen stieg. So eine Geschichte kann fast jeder sich zusammenkonstruieren. Denn verpaßte Gelegenheiten, mit denen man Millionär werden konnte, gibt es quasi jeden Tag an der Börse.

 

Gut gefallen haben mir die Kapitel 6.2 und 6.3 zur technischen Analyse. Hier beschreibt Grün z.B. sehr schön und nachvollziehbar die „Widerstandslinien“ (S. 142). In dem Zusammenhang schreibt Grün zum inneren Wert einer Aktie: „Im letzten Kapitel haben sie gesehen, dass die Ermittlung des inneren Werts einer Aktie gar nicht so einfach ist. Fatalerweise neigen Aktienkurse auch noch dazu, den inneren Wert vollkommen zu ignorieren.“ (S. 141).

Eine mögliche Erläuterung zum „Dead Bounce“-Kurs einer Konkursaktie durch Shortseller, die sich eindecken müssen, hat mir gut gefallen (S. 124).

Ebenfalls gut und ausführlich sind auch die Kommentare zu Börsenbriefen im Kapitel 8, die durchweg fundiert sind und nicht auf ein bloßes „alles Quatsch“ hinauslaufen, denn eine Aussage kann jeder. (S. 158 – 164).

Wertvoll finde ich auch immer einen Blick in die Vergangenheit. Kapitel 20 „Die großen Crashs und ihre Ursachen“ (S. 259 – 262). Wer meint, aus der Geschichte ließe sich nichts, war mir schon immer etwas suspekt. Aber vielleicht habe ich als Dogmenhistoriker auch eine andere Meinung dazu.

 

Fazit: Ein Buch das mir gut gefallen hat, dass aber in meiner Ausgabe vollkommen veraltet ist, siehe auch oben.

 

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John Silver

Bernstein, Richard, "Börsengewinne mit Branchenrotation – Style Investing als Schlüssel für die erfolgreiche Aktienanlage", Campus Verlag, Frankfurt/New York, 1997, 204 Seiten

 

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Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Teil 1 beschäftigt sich mit der Definition von Marktsegmenten, Teil 2 mit den wichtigsten Marktsegmenten und Teil 3 ist eine Zusammenfassung der Teile 1 und 2 (S.10-11). Die einzelnen Kapitel schließen jeweils mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.

Das Buch selbst ist vor allem im amerikanischen Aktienmarkt von Ende der Siebziger bis Anfang der Neunziger Jahre verortet.

 

Im ersten Kapitel „Marktsegmentierung: Was ist das?“ beschäftigt sich Bernstein, Leiter der Abteilung Quantitative Analyse bei Merrill Lynch (S.196) mit der Theorie effzienter Märkte und stellt fest, daß diese Theorie schon in den Siebziger Jahren in Fragegestellt wurde und fragt, ob der Markt statt von der o.g. Theorie vielleicht eher von Segmentierungen geprägt sei. „Ziel dieses Buches ist ein besseres Verständnis der Entwicklung einzelner Aktienmarktsegmente und damit verbundener Anlagekonzepte…“ (S. 17). „Denn Tatsache bleibt, daß … Börsianer …nachweislich erfolgreich waren, wenn sie sich auf … Marktanomalien konzentrierten … und … bereits zu einem Zeitpunkt … als die Wissenschaft die Existenz solcher Anomalien noch nicht einmal zugeben mochte.“ (S. 17).

Bernstein beschäftigt sich in seinem Buch vor allem mit den beiden Segmenten „Wachstum“ und „Substanz“ sowie mit der Größe der Unternehmer nach Börsenkapitalisierung. Er verweist auf die Arbeit von Ibbotson/Sinquefield und Banz, die als erste herausfanden „, daß Werte mit relativ niedriger Börsenkapitalisierung den höher kapitalisierten über mehrere Jahrzehnte gesehen deutlich überlegen waren.“ (S. 22-23). Bekannt ist diese These unter dem Namen „Nebenwerteeffekt“.

 

Das zweite Kapitel behandelt „Nominelles Ertragswachstum und (die) Risikowahrnehmung“.

Er schreibt über den Effekt, daß „Anleger und Manager Firmen als Wachstumsunternehmen einstufen, obwohl (diese) lediglich von der Inflation profitieren.“ (S.35).

Am Ende des Kapitels kommt er zu der Erkenntnis, daß Anleger allgemein das was als zuwachssicher gilt, „meist unhinterfragt akzeptieren“. Das „herdenhafte Sichanhängen an die allgemeine Bewegung hat viel mit Shillers Bemerkung über Anlagemoden zu tun…“. Diese wirken sich „störend auf die ansonsten effektiven Preisgestaltungsmechanismen des Marktes… So wenden sich die Anleger mit überzogener Begeisterung den einen Aktien zu und treiben deren Kurse in unvernünftige Höhen, während andere völlig ignoriert und mithin unterbewertet werden.“ (S. 44)

 

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit „Erwartungen und Ihrer Bedeutung“.

Die Anleger verhalten sich scheinbar (sic!) irrational in vielen Punkten, weil die kursmäßige „Vorwegnahme künftiger Ereignisse … sich … nicht an Tatsachen, sondern an subjektiven Einschätzungen bzw. Erwartungen“ orientiert, die keineswegs mit Sicherheit eintreten werden (S. 46 – 47). Ansonsten stünden ja alle Kurse vorher fest und es dürfte nur noch ein Zins zu erwirtschaften sein. In der Zusammenfassung schreibt Bernstein u.a.: „Der clevere Analyst hält nach Ertrags- und Gewinnüberraschungen Ausschau...“ und „je einheitlicher die allgemeine Einschätzung, desto wahrscheinlicher sind Gewinnüberraschungen.“ Die, das sei hier vorweggenommen, eher bei weniger stark von Analysten beobachtenden Nebenwerten bestehen. Das Problem ist aber, daß „Antizyklischens Verhalten … schwer (sei). Psychologische Faktoren stehen einer erfolgreichen Praxis sehr im Wege.“ (S. 60).

 

Im zweiten Teil des Buches in Kapitel 4 schreibt Bernstein über die Frage „Wachstumswerte oder Substanzwerte?“.

In Kapitel drei hatte Bernstein über den „Gewinnerwartungszyklus“ geschrieben und nennt den von Hinweis von R. L. Hagin, daß die „Gefahr von Negativmeldungen bei Aktien mit relativ hohem KGV größer ist als bei anderen.“ Denn der geringste Anlaß genüge, „um die Anleger zum Verkauf zu veranlassen“. (S. 70) Im Verlauf des Kapitels schreibt Bernstein über Junk Bonds und Inflation, daß diese in Zeiten der Inflation besser gegenüber Staatsanleihen abschnitten, weil die Konkursgefahr für diese Unternehmen sinke. (S. 88 – 89). Und zum Thema Zinsstrukturkurve und Konjunktur merkt er an: „Eine ansteigende Zinsstrukturkurve – wenn also die Zinssätze der T-Bills unter denen der T-Bonds rangieren – (signalisiere) eine anziehende, kräftigere Konjunktur.“ (S. 90)

Zudem eignen sich Aussagen von Unternehmen selber als „einer der besten Indikatoren für die wirtschaftliche Stimmungslage.“ (S. 92) Man muss diese aber als ganz klaren Kontraindikator sehen!

In der Zusammenfassung kommt Bernstein zu dem Schluß, daß „entgegen der landläufigen Meinung … eine wachstumsorientierte Strategie auf einer pessimistischen Sicht der Dinge (beruhe), während Substanzorientierung eher Optimismus impliziert“. (S. 95) Wachstumsorientierte Strategien waren überlegen, wenn die Zinssätze fielen und die Dividendenausschüttungssätze stiegen und substanzorientierte Strategien im umgekehrten Fall bei steigenden Zins- und fallenden Dividendenausschüttungssätzen. (S.96)

 

In Kapitel 5 stellt Bernstein die Frage ob man „Aktien hoher oder niedriger Qualtität?“ kaufen sollte.

Er verweist auf die Arbeiten von Arbel, Carvell und Strebel in denen die Autoren feststellen, „daß bei … Aktien ein Informationsgefälle existiert“ zwischen den großen Werten, die täglich von vielen beobachtet werden und „den weniger bekannten Unternehmen (die) höchstens sporadisch abgedeckt werden.“ Die Autoren sehen in dieser Asymetrie ein Defizit der Markteffizienzhypothese und „eine große Chance“ für Anleger die zu eigener Recherche und Analyse fähig sind. (S.116) Sie kommen zu der Erkenntnis, dass bei einem Wert den viele Analysten beobachten, ein Analyst mehr kaum merklich neue oder andere Erkenntnisse zu tage fördern wird, aber bei einem Wert den nur 1 oder 2 beobachten, kann ein zusätzlicher Analyst einen großen Erkenntnisgewinn bringen. Zudem stellt sich die Frage, was die ganzen Analysten eigentlich bei den großen bekannten stabilen Unternehmen beobachten? Im Gegensatz zu schlechten instabilen Unternehmen, wo die Antwort auf die simple Frage „Wird das Unternehmen überleben?“ einen großen Unterschied ausmacht (S. 116-117). Dieser „Vernachlässigungseffekt“ wird auch nochmal unten im Kapitel 7 aufgegriffen (S. 168).

Diese qualitätsarmen Unternehmen sind es aber, die wenig überraschend zwar keine guten Unternehmen, aber dafür, und das ist jetzt überraschend, gute Aktien sind! Einige Autoren vermuten, dass diese „guten Aktien“ auch von Fondsmanagern ignoriert werden, weil diese „Entschuldigungsscheu“ gegenüber ihren Anlegern sind, falls etwas nicht funktioniert. Bei „guten Unternehmen“ sind die Erträge zwar im Schnitt geringer, aber dafür kann man den Fondsmanager nicht verantwortlich machen oder er verliert bei Verlusten mit solchen Aktien gar seinen Job, weil er ja so dämlich war, ein (vermeintlich) „schlechtes Unternehmen“ zu kaufen (S. 118-119).

 

Kapitel 6 „Aktien mit hohem oder niedrigem Betafaktor?“ beschäftigt sich mit Risikomaß Beta.

Bernstein schreibt: „Wie in diesem Buch schon verschiedentlich angesprochen, lautet in den Finanzmärkten eine ganz wichtige Regel: Je stärker der Anlegerkonsens, desto mehr ist ihm zu mißtrauen.“ (S. 122 und siehe auch hier weiter oben im Text) Auf die Entscheidung zwischen Dividende oder Reinvestition (keine Dividende) weist Bernstein sehr richtig darauf hin, dass das Unternehmen bzw. das Management bei einer geringen oder keiner Dividende davon ausgeht, dass das Unternehmen bzw. das Management ein besseres Anlagemanagement betreibt, als der Shareholder selbst (S. 130). Und das ist zumindest in Frage zu stellen und ich denke da fallen einem viele Beispiele ein, wo ein Unternehmen eigentlich den ganzen Gewinn oder zumindest große Teile des Gewinns besser ausschütten sollte, als es selbst zu versenken. Auf Seite 138 wiederholt Bernstein seine Kritik an der Kapitalmarkeffizienz-Hypothese, weil die Anleger eben nicht alle die Risiko-Rendite-Optionen gleich einschätzen (S.138).

 

Das vorletzte Kapitel 7 stellt die Frage „Standardwerte oder Nebenwerte?“

Berstein schreibt, dass allgemein bekannt sein dürfte, dass Nebenwerte langfristig bessere Renditen erbringen als Standardwerte. Dafür weisen die Nebenwerte aber eine unstete Entwicklung auf (S. 146 und siehe hier weiter oben im Text). Er verweist dazu auch auf eine weitere Studie von Fama, French Booth und Sinquefield (S. 161).

Aus Gründen der Diversifikation rät Bernstein einem internationalen ausländischem Investor eher zu kleinen US-Werten, weil diese nicht wie die US-Blue-Chips einen großen Teil ihres Umsatzes im Ausland erwirtschaften sondern eher regional in den USA. Von daher würden diese kleineren Unternehmen die Schwankungsanfälligkeit des Depots senken (S. 171 – 172). Dafür sind diese aber stärker von ihrer jeweiligen regionalen Wirtschaft abhängig (S. 174).

Allerdings empfiehlt Bernstein trotz besserer Aussichten, nicht in Nebenwerte bei Höchstständen zu investieren, weil diese Rückschläge teilweise lange nicht aufholen könnten.

 

Bernstein beendet das Buch mit dem Kapitel „Konsequenzen für den disziplinierten und langfristigen Anleger? und schließt das Buch mit dem abermaligen Börsengrundsatz, was die Mehrheit für gut befindet, ist besser zu meiden. „Auch unsere eigene Thematik [also das vorliegende Buch -JS] wollen wir von diesem Grundsatz gar nicht ausnehmen.“ (S. 184)

 

Fazit: Ich fand das Buch bemerkenswert, weil wir uns aktuell in einer Situation befinden, in der sich manche Parallelen zu den Marktsituationen in diesem Buch wiederfinden könnten. Einige Darstellungen könnten zudem Handlungsempfehlungen bei zukünftigen Entwicklungen sein. Des Weiteren fand ich die Ausführungen zu Nebenwerte versus Standardwerte sehr interessant.

 

 

 

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