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Jon90

Zusammenhang Leitwährung und Rohstoffe

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Jon90

Hallo, ich taste mich langsam in das Thema Börsengeschen und stoße immer wieder auf Wirtschaftspolitische Zusammenhänge die ich nicht erschließen kann.

 

Nach der Entbindung des Dollars von Gold, liest man des Öfteren von der Ölbindung.

 

Meine laienhaften Zusammenhänge im Kopf:

Dadurch dass der Öl und weitere Rohstoffe in Dollar gehandelt werden, sind viele Staaten (Iran und weitere aktuell nicht) gezwungen, die Dollar-Währung nachzufragen.

Was passiert Finanzpolitisch durch diese Nachfrage? Steigt der Dollar, wenn ja warum? Diese Staaten sind somit gezwungen Währungsreserven in Dollar zu haben um die kontinuierliche Abhängigkeit von Energie in Form von Erdöl zu befriedigen.

Klar ist, dass das Erdöl die am meist gehandelte Ware auf dem Markt ist. Nur welchen, welchen Vorteil haben die USA dadurch?

Durch die Nachfrage an Öl ist doch USA gezwungen mehr Dollars zu drucken, würde das nicht die Inflation des Dollars in die Höhe treiben und somit zur Entwertung führen?

 

Wenn jemand mir die wirtschaftlichen Zusammenhänge erklären könnte, wäre ich sehr sehr sehr dankbar!

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vn5p7aw58aw357pw

Der von dir genannte Zusammenhang existiert nicht. Zumindest nicht in der Direktheit in der der Dollar mit Gold besichert war. 

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Laser12

Moin,

 

es gibt einen losen Zusammenhang: Rohstoffpreise steigen = Dollar fällt und umgekehrt.

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reko
· bearbeitet von reko
vor 3 Stunden von Laser12:

Moin,

es gibt einen losen Zusammenhang: Rohstoffpreise steigen = Dollar fällt und umgekehrt.

 

Gegen was bezieht  man  "Dollar fällt"? Gegen einen Warenkorb oder einen Währungskorb? Die Rohstoffpreise bezieht man gegen Dollar. Da es keinen absoluten Maßstab gibt, sind das dann z.T. gleichwertige Aussagen.

 

Allgemeiner gilt noch:

Rohstoffpreis steigt = Währung eines Rohstoff netto produzierenden Landes steigt und die eines netto konsumierenden Landes fällt

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Laser12

Währungskorb bzw. Einzelwährung, z.B. DEM oder EUR

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Up_and_Down
· bearbeitet von Up_and_Down
Am 2.1.2020 um 11:26 von Jon90:

Dadurch dass der Öl und weitere Rohstoffe in Dollar gehandelt werden, sind viele Staaten (Iran und weitere aktuell nicht) gezwungen, die Dollar-Währung nachzufragen.

Was passiert Finanzpolitisch durch diese Nachfrage? Steigt der Dollar, wenn ja warum?

 

Ein Land, welches Öl auf dem Weltmarkt kaufen will, muss in der Tat seine eigene Währung gegen Dollar tauschen ehe es Öl kaufen kann. Gemäß des Gesetzes von Angebot und Nachfrage würde die entsprechende Währung gegenüber dem Dollar abwerten, bzw. der Dollar gegenüber dieser Währung aufwerten.

 

Zitat

Diese Staaten sind somit gezwungen Währungsreserven in Dollar zu haben um die kontinuierliche Abhängigkeit von Energie in Form von Erdöl zu befriedigen.

Klar ist, dass das Erdöl die am meist gehandelte Ware auf dem Markt ist. Nur welchen, welchen Vorteil haben die USA dadurch?

Durch die Nachfrage an Öl ist doch USA gezwungen mehr Dollars zu drucken, würde das nicht die Inflation des Dollars in die Höhe treiben und somit zur Entwertung führen?

 

Die Dollarscheinchen werden so oder so gedruckt. Teil der Vereinbahrung, welche Nixon durch Henry Kissinger nach der Aufhebung des Goldstandards mit den Saudis schließen lies, war, dass die Dollars aus dem Öl-Geschäft in US-Staatsanleihen reinvestiert werden und somit das US-Haushaltsdefizit finanzieren. Im Gegenzug erhielt das saudische Königshaus die Zusicherung des Schutzes der größten Militärmacht.

 

Durch die Tatsache, dass die USA mittlerweile kein Nettoimpoteur, sondern ein Nettoexporteur von Öl sind ergibt sich für viele Länder ein Problem. Während die USA zuvor Dollarliquidität in das Eurodollar-System gepumpt haben, ziehen sie jetzt, zumindest in Bezug auf den Ölhandel, diese Dollar wieder ein. Das erschwert es für Akteure, welche Dollar-Schulden aufgenommen haben, genügend Dollar aufzutreiben um die Zinsen zu zahlen und die Schulden zu rollen oder abzulösen. Man kann dies z.B. sehen, wenn ein Land mit den Chinesen vereinbart hat Öl in Renminbi zu handeln. Nun hat das Land Einnahmen in Renminbi, die außerhalb Chinas kaum zu gebrauchen sind, und muss irgendwoher Dollars bekommen um früher aufgenommene Schulden, die auf Dollar lauten, zu begleichen. Die Dollarknappheit der Chinesen ist auch der Grund, warum diese Petro-Yuan Verträge abschließen wollen. Denn die Chinesen importieren selber große Mengen Öl und müssen die Dollar um das zu bezahlen auch erstmal irgendwo auftreiben, idealerweise durch Exporte in die USA. Wenn da nur der Handelskonflikt nicht wäre...

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Nachdenklich
vor 23 Minuten von Up_and_Down:

Die Dollarknappheit der Chinesen ist auch der Grund,

Wie bitte?

 

Wie hoch sind die Dollar-Reserven der Chinesen?

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Up_and_Down
vor 9 Minuten von Nachdenklich:

Wie bitte?

 

Wie hoch sind die Dollar-Reserven der Chinesen?

 

Google am besten Mal "us dollar shortage china" und du wirst dich vor Berichten nicht retten können. Danach schau mal nach wie viele Unternehmen in China den letzten Wochen und Monaten in die Insolvenz gingen oder von Staatsunternehmen übernommen werden mussten, weil sie nicht in der Lage waren ihren Schulden in US-Dollar nachzukommen. Ebenfalls übereinstimmend berichtet wird, dass chinesische Unternehmen Assets verkaufen um an Dollar zu kommen. Dass sich China seit Jahren über Currency Swaps Dollar verschafft ist ebenfalls bekannt. Das Problem ist allerdings kein rein chinesisches, sondern ein globales.

Währungsreserven sind das eine, derzeit sollen es umgerechnet 3.1 Billionen Dollar sein, wovon allerdings nur ein Teil tatsächlich Dollar ist (wenn sie denn überhaupt in der behaupteten Menge vorhanden sind), Schulden in US-Dollar sind das andere. Assets sind nur die eine Hälfte der Bilanz, man darf die Seite mit den Verbindlichkeiten nicht unterschlagen. Auch sind nicht alle gezählten Reserven liquide. Die China Morning Post etwa stellt im Mai vergangenen Jahres die Frage, ob China angesichts des Handelsstreits genug Dollarreserven hätte, um ihre Währung im Falle eines wirtschaftlichen Abschwungs zu stützen, bzw. ihre Dollarschulden in einem Abschwung zu refinanzieren.

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reko
vor 16 Stunden von Up_and_Down:

Ein Land, welches Öl auf dem Weltmarkt kaufen will, muss in der Tat seine eigene Währung gegen Dollar tauschen ehe es Öl kaufen kann. Gemäß des Gesetzes von Angebot und Nachfrage würde die entsprechende Währung gegenüber dem Dollar abwerten, bzw. der Dollar gegenüber dieser Währung aufwerten.

ja, aber wenn das Öl nicht in USA produziert wird, dann tauscht der Verkäufer die Währung wieder relativ schnell in das was ihn am nützlichsten erscheint. China zahlt venezuelanisches Öl nicht in USD.  Ich glaube nicht, dass wir russisches Gas in USD zahlen.

Es gibt aber psychologische Effekte.

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Up_and_Down
vor 5 Stunden von reko:

ja, aber wenn das Öl nicht in USA produziert wird, dann tauscht der Verkäufer die Währung wieder relativ schnell in das was ihn am nützlichsten erscheint.

 

Das dürfte jedoch wohl kaum seine eigene Landeswährung sein. Im Zweifelsfall werden die eingenommenen Dollars eher genutzt um aus dem Ausland Rohstoffe und Güter einzukaufen, die dann in Dollar bezahlt werden können. Das heißt, wenn man nicht vorher noch Dollarschulden getilgt hat, die z.B. im Zuge des Aufbaus der Ölproduktion aufgenommen worden sind.

 

vor 5 Stunden von reko:

China zahlt venezuelanisches Öl nicht in USD. 

 

Das ist eben genau die von mir angesprochene Not mit der Dollarknappheit umzugehen. Die USA haben jahrzehntelang davon profitiert, dass sie sich alles kaufen konnten in einer Währung, welche sie selbst drucken können. China hat(te) diesen Luxus nicht. Entsprechende Absprachen hat glaube ich auch der Iran mit den Chinesen. Das Thema der Abkehr vom Dollar ist seit Jahren ein Thema, besonders bei Chinesen und Russen, aber zum Beispiel mittlerweile auch bei den Arabern. Mit einem drohenden Verlust der Kontrolle über den Ölhandel bröckelt auch die Dominanz des Dollar. Solange allerdings noch so viele Schulden auf Dollar lauten, wird es gerade durch die Abkehr vom Dollar zu einer großen Nachfrage nach Dollar kommen. Im Beispielfall müsste Venezuela sehen woher sie die Dollar für die Tilgung ihrer Dollarschulden bekommen, wenn nicht aus den Einnahmen im Ölhandel. Also im rein theoretischen Fall. Praktisch hat das Land gerade viel größere Probleme.

 

vor 5 Stunden von reko:

Ich glaube nicht, dass wir russisches Gas in USD zahlen.

 

Bisher haben wir das wohl sehr wohl getan. Im August letzten Jahres kündigte Rosneft an neue Deals nicht mehr in Dollar, sondern in Euro abzuwickeln. Die Suche spukte auch noch einen Artikel auf der Website von Dirk Müller aus wonach Russland 2018 der EU angeboten habe Öl- und Gaslieferungen zukünftig in Euro, statt Dollar abzuwickeln, wenn im Gegenzug Sanktionen aufgehoben werden würden. Habe jetzt auf die schnelle keine weitere Referenz dazu gefunden.

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reko
· bearbeitet von reko

zu  China habe ich von unseren Regierungsberatern Stiftung_Wissenschaft_und_Politik gefunden:

Chinas Verschuldung und seine Außenwirtschaftsbeziehungen, Peking exportiert ein gefährliches Modell, 2019/08

 

Immerhin  hat  man in China (fehl) investiert, anderswo wird mit  den Schulden konsumiert.

Zitat

Da sich China nicht im Ausland verschuldet hat, werden die Abschreibungen auf Fehl-investitionen–die auch der Staat zu verzeichnen hat –aber von Inländern getragen werden müssen.

China besitzt immer noch 1100 Mrd$ = 5% der US-Staatsanleihen und 3103 Mrd$ USD-Reserven,  reasons-why-china-buys-us-treasury-bonds

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Up_and_Down
vor 17 Stunden von reko:

Immerhin  hat  man in China (fehl) investiert, anderswo wird mit  den Schulden konsumiert.

China besitzt immer noch 1100 Mrd$ = 5% der US-Staatsanleihen und 3103 Mrd$ USD-Reserven,  reasons-why-china-buys-us-treasury-bonds

 

Die 3,1 Billionen Dollar sind die Summe aller Reserven in ausländischer Währung, ein Teil davon, bei Wikipedia werden 2/3 angenommen, bestehen aus US-Dollar. Diese Dollar-Reserven wiederum bestehen zu einem Großteil aus den US-Staatsanleihen. Die 1,1 Billionen sind bereits Teil der 3,1 Billionen.

 

Die Zahl mag zwar groß klingen, ist aber angesichts der Größe Chinas weit weniger eindrucksvoll. Die 3,1 Billionen entsprechen 22% des 2019er BIPs. Dem gegenüber steht eine Verschuldung von Staat, Haushalten und Firmen in Höhe von über 300% des BIP.
Bei solchen Zahlen würden bereits Schulden in Dollar in Höhe von weniger als 8% des chinesischen BIPs ausreichen, damit Chinas Währungsreserven nicht mehr ausreichen. Die Frage ist wie viele Dollar nicht staatliche Firmen und Banken sowie Haushalte besitzen und wie diese verteilt sind und natürlich auch wie liquide.  Dass selbst US-Staatsschulden nicht notwendigerweise liquide Mittel sind, noch dazu solche in Höhe von 1,1 Billionen Dollar, sieht man ja seit Wochen mehr als deutlich am US-Repo Markt.

 

Da wir uns hier aber etwas weit vom eigentlichen Thema entfernen, möchte ich die Diskussion nicht weiter in diesem Faden fortführen. Vielleicht äußert sich Jon90 ja nochmal zu seiner ursprünglichen Frage.

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