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reko

Adaptive Market Hypothesis

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reko
· bearbeitet von reko

Was hier immer wieder mal kontrovers diskutiert wird: Wie funktioniert der Markt?

 

Der erste Ansatz geht vom rationalen Investor, den Homo oeconomicus, aus. Damit wurde die Markteffizienzhypothese (Eugene Fama) entwickelt. Die in manchen Bereichen offensichtlichen Widersprüche führten zur Verhaltensökonomie (Behaviour Finance, Daniel Kahneman, Richard Thaler). Manchmal reagiert der Markt nicht rational.

Thaler erkennt an, dass der Markt oft weitgehend effizient ist und sieht Behaviour Finance ausdrücklich nicht als einen Ersatz für die Markteffizienzhypothese sonden als Ergänzung zu bestimmten Aspekten.

Eine neuere Hypothese geht davon aus, dass es verschiedene Anlagertypen gibt, die miteinander im Wettbewerb stehen z.B. Chartisten, Fundamentalisten und Noise Trader. Je nach Umfeld  gewinnt mal eine mal die andere Gruppe mehr Anhänger und entsprechend kann der Markt mal mehr mal weniger effizient sein.

Adaptive_market_hypothesis

Evolutionäre_Finanzmarktforschung

 

Diese Entwicklung erklärt Andreas Beck in einen Videointerview sehr schön.

Vertreter dieser Hypothese sind Andrew Lo und Thorsten Hens.

Buch: Adaptive Markets: Financial Evolution at the Speed of Thought (Englisch), Andew Lo

"The wisdom of crowds is sometime overwhelmed by the madness of mobs

.. The efficient markets hypothesis isn't wrong, it's just incomplete"

 

Siehe auch:

Interview mit Fama und Thaler: Are markets efficient?

The Dismal Science, Paul Krugman, NY Times 2014

Didier Sornette, "log-periodic power law", Beitrag von Bärenbulle

Spekulationsblase

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etherial
· bearbeitet von etherial

Schön dass du es mal zusammen getragen hast.


Aber - die Markteffizienzhypothese geht nicht vom Homo oeconomicus aus. Eine Hypothese hat keine Voraussetzung. Es gibt ganz unterschiedliche Gründe warum ein Markt effizient sein kann. Einer davon ist dass der Markt rationale Erwartungen hat. Es gibt wiederum unterschiedliche Gründe dafür, dass ein Markt rationale Erwartungen hat, z.B.

- wenn alle Markteilnehmer rational sind (das glauben die wenigsten)

- wenn die Mehrheit der Marktteilnehmer (gewichtet nach ihrem Invest und ihrer Aktivität) rational sind

- wenn die irrationalen Marktteilnehmer (egal wieviele es sind) normalverteilt um den rationalen Erwartungswert gruppieren

 

Das steht auch so im Wikipedia-Link drin. Es ist aus meiner Sicht höchst angemessen, das eventuell in kompakterer Form auch so darzustellen, weil zahlreiche Kontroversen hier nur deswegen entstehen, weil jemand ein Markt mit rationalen Erwartungen mit einem Markt mit rationalen Teilnehmern gleichsetzt (das einige den Unterschied dann dennoch ignorieren ist dann mal deren Sache).

 

Dem Fazit: "The efficient markets hypothesis isn't wrong, it's just incomplete" könnte ich zustimmen. Bei der Unvollständigkeit gibt es jedoch einen kleinen Haken:

 

1. Die Nuancen um die Adaptive Markets und Evolutionary Finance die EMH ergänzen sind nach Kosten kaum von Relevanz für Privatanleger (ich weiß du siehst das anders)

2. Die Unvollständigkeit die auch nach ergänzenden Theorien/Hypothesen noch besteht ist groß aber chaotisch (siehe Mandelbrot, Taleb, Gigerenzer) und damit praktisch nicht ausnutzbar

 

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korbi

Als Einführung in dieses Thema kann ich folgendes Video von Thorsten Hens empfehlen: 

 

Darin werden grob die Ideen hinter der Evolutionary Portfolio Theorie vorgestellt...

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reko
· bearbeitet von reko

Video: 2021/07/02 How The Adaptive Market Hypothesis Can Improve Your Investment Decisions

"Most of the time people are rational, however there are situations where they become irrational .. we cant beat the market, except for when we can"

Annahmen in Analogie zur biologischen Evolution

1. people act in there own selfinterest

2. people make mistakes

3. they learn form those mistakes

4. they adopt there behaviour.

 

Frage: war letztes Jahr ein negativer Ölpreis rational? Ja, es war die Folge von zu wenig Käufern mit zu wenig Lagerkapazität und zu wenig Liquidität im Markt. Aber warum sind die Käufer ausgeblieben? Ist Greed & Fear rational?

Time varying market efficiency in the Brent and WTI crude market, 2021/06

 

Ich empfehle die komplette Vortragsserie von Andrew Lo.

mit.edu ..  video-lectures-and-slides/efficient-markets

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miniRABE

Hallo zusammen,

 

vielen Dank für eure Beiträge und die Quellenangaben. Ich arbeite mich aktuell in das Thema ein und war erstaunt auf wie wenig Resonanz das Thema im Forum stößt. Hat sich in der Zwischenzeit etwas an den Rahmenbedingungen geändert, oder ist es schlicht eine "Nischenansicht"? 

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Livesey
Am 12.8.2021 um 13:07 von miniRABE:

Ich arbeite mich aktuell in das Thema ein und war erstaunt auf wie wenig Resonanz das Thema im Forum stößt. Hat sich in der Zwischenzeit etwas an den Rahmenbedingungen geändert, oder ist es schlicht eine "Nischenansicht"? 

Ich bin da ziemlich hin- und hergerissen.

 

Einerseits:

Es ist ein ziemliches Geschwafel, das oft vage bleibt, sehr viel mit buzzwords arbeitet und seine praktischen Implikationen sehr gut versteckt. Dazu kommt, dass ich weder das Auftreten von Lo noch Hens und schon gar nicht von Aionite in irgendeiner Weise überzeugend finde. Das wäre okay wenn die Arbeiten für sich sprächen, aber auch für die gilt: Wenn jemand seinen Punkt nicht simpel erklären kann und keine konkrete Ableitung treffen kann, dann bin ich eher skeptisch. Dazu wird unheimlich viel mit Anekdoten und Vereinfachungen gearbeitet während man (so weit ich sehe) z.B. darauf verzichtet zu überprüfen, ob die eigene relative dividend strategy über Faktoren wie profitability und min vol erklärt werden kann.

Für Buy-and-Hold funktioniert es auch nicht womit es für Privatanleger relativ uninteressant ist.

Ja, behaviour spielt eine Rolle, ja, Strategien sind kompetitiv und kannibalisieren sich, ja, es gibt Ineffizienzen und Fehlanreize. Dafür muss ich in der Trickkiste aber nicht so hochgreifen und das Ganze auf Mutation und Selektion zurückführen. Besonders Hens' 'populärwissenschaftliche' Artikel dazu sind einfach heiße Luft.

Es ist ähnlich wie bei Soros' reflexivity - extrem rigide ökonomische Annahmen können 'widerlegt' werden, aber am Ende kommt auch nur raus, was jeder Praktiker schon lange akzeptiert hat: Dass Preisübertreibungen merkwürdig lange anhalten können, aber eben nicht für immer.

Und am Ende bleibt immer die nagende Frage, wie viel nur in der Rückschau funktioniert. Wer weiß, ob die backtests ohne die Dotcom-Blase genau so funktionieren würden. Und wer weiß, vielleicht sind wir am Ende von Raubbau und Optimierung angelangt und ab jetzt findet das Wachstum wirklich weit überwiegend in der Technologie statt.

 

Andererseits:

Unter dem ganzen Geröll liegt schon auch ein guter Kern; es schadet nicht, eine parallele Erklärung zu liefern. Und den "Empfehlungen", die ich herausarbeiten konnte, würde ich auch zustimmen. Die werden aber nicht besonders gut kommuniziert. Und zu denen kommt man auch ohne neuro-finance und so Gerede aber sei's drum. Hens macht auch keinen Hehl daraus, dass er nur mit Formeln zu zeigen versucht, was "common sense" ist.

 

Vielleicht kannst du eine Gegenansicht darlegen und das Thema damit wiederbeleben :)

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reko
· bearbeitet von reko
vor einer Stunde von Livesey:

Ja, behaviour spielt eine Rolle, ja, Strategien sind kompetitiv und kannibalisieren sich, ja, es gibt Ineffizienzen und Fehlanreize. Dafür muss ich in der Trickkiste aber nicht so hochgreifen und das Ganze auf Mutation und Selektion zurückführen. Besonders Hens' 'populärwissenschaftliche' Artikel dazu sind einfach heiße Luft.

Der Grundgedanke ist einfach und einleuchtend, aber man kann damit nicht rechnen wie mit der EMH und für Fondsverwalter und Investmentbanken ist die langfristige Sicht nicht relevant. Man kann dabei nur mitnehmen nicht zu sehr auf einen effizienten Markt zu vertrauen. Zu manchen Zeiten und in manchen Segmenten ist er es mehr zu anderen weniger. Das hätte man sich auch ohne wissenschaftliche Veröffentlichungen denken können.

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Livesey
Am 16.8.2021 um 15:02 von reko:

Der Grundgedanke ist einfach und einleuchtend, aber man kann damit nicht rechnen wie mit der EMH und für Fondsverwalter und Investmentbanken ist die langfristige Sicht nicht relevant. Man kann dabei nur mitnehmen nicht zu sehr auf einen effizienten Markt zu vertrauen. Zu manchen Zeiten und in manchen Segmenten ist er es mehr zu anderen weniger. Das hätte man sich auch ohne wissenschaftliche Veröffentlichungen denken können.

Sehe ich auch so. Allerdings finde ich, dass die Professoren es sich auch ein bisschen leicht machen. Der eine scheint wirklich zu glauben, dass allein irrationality zu solchen Übertreibungen führt; der andere kommt gar nicht erst zu bestimmten Überlegungen, weil nur simple Strategien gegeneinander getestet werden. Mich würde z.B. interessieren, wie sie dazu stehen, dass Märkte auch während solcher Übertreibungen noch rational sein können und eine andere Strategie erfolgreicher, weil z.B. einige wenige Anleger diese Wellen besser reiten können und daher bewusst befeuern.

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kr@utg
· bearbeitet von kr@utg

Mich würde die langfristige Performance des Hedgefonds Aionite interessieren, der u.a. basierend auf der Vorhersage, welche Faktoren grade die beste Performance bieten, das Geld anlegt. 

https://aionite.ch

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etherial

Andrew Los Buch kann man auch hier lesen. Das Buch ist sehr unzugänglich geschrieben. Man merkt dass ein großer Ehrgeiz bestand, die Effizienz des Markts zu widerlegen. Konkrete Handlungsempfehlungen eher nicht.

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reko
· bearbeitet von reko
vor 1 Stunde von etherial:

Andrew Los Buch kann man auch hier lesen. Das Buch ist sehr unzugänglich geschrieben. Man merkt dass ein großer Ehrgeiz bestand, die Effizienz des Markts zu widerlegen. Konkrete Handlungsempfehlungen eher nicht.

Die Handlungsempfehlung ist, vertraue nicht auf die Effizienz des Marktes und beachte immer die Marktphasen und das Sentiment. Was sollte er sonst empfehlen. Wie werde ich reich in 10 Tagen? Eine neue Formel für einen Roboadvisor? So einfach ist die Welt nicht. Das finde ich beruhigend.

Danke für den Link.

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reko
· bearbeitet von reko

Eine andere Interpretation:

"investing $1 in the stock market increases the market’s aggregate value by about $5"

Video (S.Carlin): NEXT MARKET CRASH? Depends on YOU!! Inelastic Market Hypothesis Explains Market Volatility

 

In Search of the Origins of Financial Fluctuations: The Inelastic Markets Hypothesis, Gabaix, Koijen 2021/06

Zitat

Abstract

We develop a framework to theoretically and empirically analyze the fluctuations of the aggregate stock market. Households allocate capital to institutions, which are fairly constrained, for example operating with a mandate to maintain a fixed equity share or with moderate scope for variation in response to changing market conditions. As a result, the price elasticity of demand of the aggregate stock market is small, and flows in and out of the stock market have large impacts on prices.
Using the recent method of granular instrumental variables, we find that investing $1 in the stock market increases the market’s aggregate value by about $5. We also develop a new measure of capital flows into the market, consistent with our theory. We relate it to prices, macroeconomic variables, and survey expectations of returns. We analyze how key parts of macro-finance change if markets are inelastic. We show how general equilibrium models and pricing kernels can be generalized to incorporate flows, which makes them amenable to use in more realistic macroeconomic models and to policy analysis. Our framework allows us to give a dynamic economic structure to old and recent datasets comprising holdings and flows in various segments of the market. The mystery of apparently random movements of the stock market, hard to link to fundamentals, is replaced by the more manageable problem of understanding the determinants of flows in inelastic markets. We delineate a research agenda that can explore a number of questions raised by this analysis, and might lead to a more concrete understanding of the origins of financial fluctuations across markets.

 

The Inelastic Market Hypothesis: A Microstructural Interpretation, Bouchaud 2021/08

Zitat

Abstract

We attempt to reconcile Gabaix and Koijen's (GK) recent Inelastic Market Hypothesis with the order-driven view of markets that emerged within the microstructure literature in the past 20 years. We review the most salient empirical facts and arguments that give credence to the idea that market price fluctuations are mostly due to order flow, whether informed or non-informed. We show that the Latent Liquidity Theory of price impact makes a precise prediction for GK's multiplier M, which measures by how many dollars, on average, the market value of a company goes up if one buys one dollar worth of its stocks. Our central result is that M increases with the volatility of the stock and decreases with the fraction of the market cap. that is traded daily. We discuss several empirical results suggesting that the lion's share of volatility is due to trading activity.

 

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reko
· bearbeitet von reko

Einige Video-Interviews mit Thorsten Hens in denen er seine Theorie propagiert (kopiert/ergänzt aus Sammelthread für Aktiv / Passiv). Hens ist mit Andreas Beck (GPO Fonds) befreundet.

 

2021/07/03 Passiv investieren oder nicht? Finanz-Prof. Dr. Thorsten Hens über Value, Smart Beta ETF, ESG | 1/2

Zitat

Was sind geeignete Anlagestrategien für Privatanleger? Ich durfte im 1. Teil des Interviews mit Wirtschaftsprofessor Hens vom Institut für Banking & Finance der Uni Zürich (UZH) über Anlagestrategien wie ESG, Value vs. Growth und Faktoren und Smart Beta ETFs sprechen.

2021/07/10 Prof. Dr. Thorsten Hens: Evolutionäre Portfoliotheorie (EPT) und Global Portfolio One | 2/2

Zitat

Finanzprofessor Thorsten Hens von der Uni Zürich gibt im 2. Teil des Interviews Einblicke in die Ergebnisse seiner Evolutionären Portfoliotheorie (EPT) und zeigt, welche wesentlichen Erkenntnisse daraus zu ziehen sind. Schließlich sprechen wir auch über den Ansatz des GPO von Andreas Beck und wie dieser in Einklang mit der EPT steht.

 

2021/10/23 PROF. HENS REAGIERT KRITISCH AUF "DAS PERFEKTE ETF-PORTFOLIO": ETFs + EFFIZIENZMARKTHYPOTHESE (1/3)

Zitat

Prof. Hens reagiert auf mein Video "Das perfekte ETF-Portfolio" und bezieht sich dabei auf die Effizienzmarkthypothese, auf der das passive Investieren beruht. Doch stimmt sie?

2021/10/27 S&P 500 BESSER ALS WELT-AG? SMALL CAP PRÄMIE ADÉ? FAKTOR-ETFs MIT PROF. HENS ERKLÄRT! (2/3)

2021/10/30 Aktive Fonds & Rohstoffe statt ETF: Finanzprof. Hens verrät sein ideales Portfolio! (3/3)

 

Die beste Stelle

"da kommts auf viele persönliche Charakteristika an ... alles was wir jetzt diskutiert haben im 1.Teil ist an sich ein Problem 3. Ordnung für den Einzelanleger"

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geldvermehrer

Und man sollte sich auch den "tollen" Fonds Aionite seiner Studenten ansehen bzw. dessen bisherige performance, wenn auch noch nicht lange aufgelegt. Ab 100.000 Franken investierbar, Kosten 1% und wenn ich lese zusätzlich 10% performance fee.... hält sich mein Interesse in Grenzen. Vor ein paar Monaten sagte Prof. Hens noch, er investiert den großen Teil seines Vermögens in den GPO und den Rest in den Aionite. Jetzt meinte er für eine Anlagesumme bis 100.000€ wäre der S&P 500 seine Wahl. Hinzu noch ein paar Faktoren-ETF.

Ab 500.000€ Euro dann Rohstoffe, aktive Fonds, Hedgefonds etc. dazu.

1,2 oder sogar 3% Mehrrendite wären so möglich. Also ehrlich gesagt, ich hätte mir von einem Prof. der auf 2 Gebieten der Finanzmarktheorie forscht und auf das Konzept der "Evolutionären Portfoliotheorie" schwört, einfach etwas anderes erwartet.

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reko
· bearbeitet von reko

Von einer langfristig antizyklischen Strategie kann man keine nahe am Index liegende Rendite erwarten. Im Idealfall wird man in guten Zeiten schlechter sein und alles in den schlechten Zeiten wieder aufholen. Man kann die Performance nur über mindestens einen Zyklus vergleichen. Sieht man sich GPO an, dann ist es zu 80% ein Indexfonds. Man kann diese Strategie kaum im Rahmen eines Fonds realisieren. Egal was der Manager macht, die Anleger reagieren mir zyklischen Mittel Zu/Abflüssen (die Performance ist ja schlechter als der Index). Die Fondsgesellschaft will halt auch nur mit wenig Arbeit möglichst viel verdienen, also indexnah und etwas Show.

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geldvermehrer
vor 15 Stunden von reko:

Von einer langfristig antizyklischen Strategie kann man keine nahe am Index liegende Rendite erwarten. Im Idealfall wird man in guten Zeiten schlechter sein und alles in den schlechten Zeiten wieder aufholen. Man kann die Performance nur über mindestens einen Zyklus vergleichen. Sieht man sich GPO an, dann ist es zu 80% ein Indexfonds. Man kann diese Strategie kaum im Rahmen eines Fonds realisieren. Egal was der Manager macht, die Anleger reagieren mir zyklischen Mittel Zu/Abflüssen (die Performance ist ja schlechter als der Index). Die Fondsgesellschaft will halt auch nur mit wenig Arbeit möglichst viel verdienen, also indexnah und etwas Show.

Wenn wir uns die evolutionäre Portfoliotheorie/Finanzmarktforschung anhand des GPO ansehen, sehe ich nur einen "echten" Faktor, den Antizyklischen!

Wobei diesen "neuen" Faktor Hens anscheinend selber noch nicht "investierbar" gesehen hat, sein Freund Beck schon.

Hens bevorzugt den S&P 500 als Hauptkomponente, garniert mit bis zu 10 Faktoren (dynamisch!). Also doch wieder "hin und her".... Und dann wird eine outperformance von bis 1bis 3% erwartet, mit Hedgefonds, Rohstoffen usw.

Für mich ist das Konzept von Herrn Beck seinem GPO nachvollziehbar aufgeschlüsselt, Prof. Hens sein Konzept dagegen "suspect":unsure:

Wiki wurde ja schon zitiert. Hens ist demnach vermutlich mehr der "schwammige Biologe" und Beck  der ausgewiesene Mathematiker.

 

Evolutionäre Finanzmarktforschung

Die evolutionäre Finanzmarktforschung (englisch Evolutionary Finance) erklärt die Dynamik von Finanzmärkten durch biologische Modelle der Evolution.[1]

Diese Modelle studieren die Interaktion von Strategien, wobei die natürliche Selektion die Vielfalt der Strategien einschränkt, während die Mutation immer wieder für neue Strategien sorgt. Hypothetisch bedeutet dies, dass im evolutionären Wettbewerb um das Marktkapital die irrationalen Anleger von den rationalen Anlegern aus dem Markt gedrängt werden. Diese Art der Marktevolution steht im Fokus der evolutionären Finanzmarktforschung und verkörpert einen Gegenansatz zur traditionellen Finanzmarkttheorie.[2]

Die ersten evolutionären Finanzmarktmodelle wurden in den Neunzigerjahren am Santa-Fe-Institut in den USA entwickelt. Sie beruhten auf Computersimulationen. Fortschritte in der Mathematik der dynamischen Systeme erlauben inzwischen auch viele analytische Aussagen in evolutionärer Finanzmarktforschung.[3]

 

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reko
· bearbeitet von reko
vor einer Stunde von geldvermehrer:

Wenn wir uns die evolutionäre Portfoliotheorie/Finanzmarktforschung anhand des GPO ansehen, sehe ich nur einen "echten" Faktor, den Antizyklischen!

Faktoren müssen in der Wissenschaft nach festen Regeln ermittelt werden. Das ist ein Problem. Es gibt nicht einen Zyklus sondern viele verschiedene für verschiedene Branchen die auch immer wieder etwas anders sind. Bereits Shiller hat die Zyklik erkannt (sein Buch „Irrationaler Überschwang“). Er hat das einfach durch einen rollierenden 10 Jahres Mittelwert gelöst. Selbstverständlich beträgt die Zyklusdauer nicht immer 10 Jahre. Kondratjew hat ca. 50 Jahre genannt (M.M. wird die 5.Welle gerade durch neue Energien abgelöst).

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Hens ist Wissenschaftler kein Fondsmanager. Seine Aufgabe ist retrospektive Erklärungen zu finden, nicht das beste Portfolio aufzustellen. Beck ist Fondmanger, seine Aufgabe ist Gebühren einzunehmen.

 

vor einer Stunde von geldvermehrer:

Hypothetisch bedeutet dies, dass im evolutionären Wettbewerb um das Marktkapital die irrationalen Anleger von den rationalen Anlegern aus dem Markt gedrängt werden

Hat der rationale Anleger wirklich einen evolutionären Vorteil? Werden die irrationalen Anleger wirklich aussterben? Ein Kern der Theorie ist gerade, dass der Markt zu manchen Zeiten weniger rational ist.

Mir persönlich gefällt die Bezeichnung "adaptiv" besser als "evolutionär". Dabei handelt es sich aber nur um das Marketing von Wissenschaftlern, die ihre Theorie verkaufen wollen.

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geldvermehrer
vor 9 Stunden von reko:

Mir persönlich gefällt die Bezeichnung "adaptiv" besser als "evolutionär". Dabei handelt es sich aber nur um das Marketing von Wissenschaftlern, die ihre Theorie verkaufen wollen.

Wenn ich dich richtig verstehe, erkennst du zwar die adaptive Portfoliotheorie (u.a. Hens) an, versprichst dir aber keine nennenswerte outperformance für den Anlager, wenn die Theorien in die Praxis (z.B. GPO von Andreas Beck) umgesetzt werden?

 

 

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reko
· bearbeitet von reko

Ri

vor 40 Minuten von geldvermehrer:

Wenn ich dich richtig verstehe, erkennst du zwar die adaptive Portfoliotheorie (u.a. Hens) an, versprichst dir aber keine nennenswerte outperformance für den Anlager, wenn die Theorien in die Praxis (z.B. GPO von Andreas Beck) umgesetzt werden?

Ich kann nur für mich sprechen. Abgesehen davon, dass GPO mM die Theorie nur teilweise umsetzt, kann ich auch mit Indexfonds und Faktoren nichts anfangen. Ich kann Über/Unterbewertung/Zyklik eines Index schlecht abschätzen. Ich will reale Firmen mit realen Geschäft, deren Zukunftsaussichten ich bewerten kann. Bei Einzelaktien ist diese Theorie ein übliches Marktverständnis und kann qualitativ auch erfolgreich genutzt werden. Es gibt aber keinen Algorithmus der automatisch richtige Handelsanweisungen gibt.

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geldvermehrer
vor 11 Stunden von reko:

.... dass GPO mM die Theorie nur teilweise umsetzt...

:thumbsup:

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reko
· bearbeitet von reko

Mehr Erklärung der evolutionären Portfoliotheorie als Geschichte. Vermutlich wird Beck noch mehr dazu bringen.

2021/11/03 Video: Dr. Andreas Beck - Eine kurze Geschichte der Kapitalmarktforschung (nur 6 Minuten)

Er bringt den Vergleich der Füchse und Hasen (das ist eine beliebte Übungsaufgabe in der Mathematik für schwingungsfähige Systeme, Beck ist Mathematiker).

@5:58 "den größten Fehler den die Anleger jetzt machen .. es wird immer in den Rückspiegel geguckt, das was die letzten 10 Jahre, 20 Jahre am besten performt hat wird dann empfohlen"

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
Zitat

The adaptive market hypothesis, as proposed by Andrew Lo, is an attempt to reconcile economic theories based on the efficient market hypothesis (which implies that markets are efficient) with behavioral economics, by applying the principles of evolution to financial interactions: competition, adaptation, and natural selection.

@reko: Das erinnert mich ein bisschen an die Versuche in der Physik eine vereinheitlichende Theorie zwischen Quantenmechanik und Relativitätstheorie z.B. in Form der sogenannten Quantengraviation herzustellen. Für mich hat diese Hypothese hohe Relevanz, da ich sowohl an die grundsätzliche Effizienz der Märkte glaube, als auch an die Grundsätze der Verhaltensökonomie, die die dauerhafte Effizienz der Märkte in Frage stellt.

Gibt es hier einen tieferen mathematischen Hintergrund bzw. kennt jemand eine gute und übersichtliche Zusammenfassung der zentralen Leitsätze der Adaptiven Market Hypothesis?

Die wesentliche Aussage für Privatanleger der Adaptiven Marktet Hypothesis liegt nach meinem Verständnis in der Umsetzung einer dynamischen (d.h. zeitabhängigen) Asset Allokation in Abgrenzung zu einer statischen (d.h. zeitunabhängigen) Asset Allokation, die herangezogen werden könnte, wenn Märkte dauerhaft/immer effizient wären. Wie diese optimale dynamische Allokation aussehen muss, ist prädiktiv schwierig zu sagen - ggf. können hier aber aus der Vergangenheit wichtige Schlussfolgerungen für die Zukunft abgeleitet werden.

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reko
· bearbeitet von reko
Am 6.6.2022 um 23:46 von Glory_Days:

Das erinnert mich ein bisschen an die Versuche in der Physik

Die praktische Relevanz ist etwas größer als bei der vereinheitlichenden Theorie von Quantenmechanik und Relativitätstheorie. Anders als in der Physik  funktioniert die klassische Markthypothese in relevanten Bereichen einfach nicht.

Die Adaptive Market Hypothese ist erst mal nur eine Beschreibung des Problems. Ich würde sie eher mit der Chaostheorie vergleichen. Es geht darum Gesetzmaßigkeiten im Chaos zu finden und nicht darum das Chaos berechenbar zu machen.

 

Als Beleg für das Problem der klassischen Theorie mit der Standardabweichung bei langfristigen Investments:

2020 The distribution of stock market returns "Wir alle wissen, dass die Aktienmarktrenditen nicht normalverteilt sind."

Es sind nicht nur die schwarzen Schwäne und die Fat-Tails.

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 12 Stunden von reko:

Die Adaptive Market Hypothese ist erst mal nur eine Beschreibung des Problems. 

Und das ist genau das Problem - ein Erkenntnisgewinn bezogen auf die Zukunft ist jenseits mehr oder weniger trivialer qualitativer Einsichten hinsichtlich der Eigenschaften von Märkten auch durch die Adaptive Market Hypothesis nicht gegeben.

vor 12 Stunden von reko:

Als Beleg für das Problem der klassischen Theorie mit der Standardabweichung bei langfristigen Investments:

2020 The distribution of stock market returns "Wir alle wissen, dass die Aktienmarktrenditen nicht normalverteilt sind."

Wir alle wissen lediglich, dass wir rein gar nichts wissen:

Zitat

Die Statistiker wissen es: Man benötigt mindestens 25 unabhängige Beobachtungen, um verlässliche Schlussfolgerungen zu ziehen. Die geballte Information eines Jahrhunderts liefert uns aber nur vier 25-Jahres-Zeiträume, die sich nicht überlappen und deshalb unabhängig voneinander sind. Um ein repräsentatives Ergebnis zu erhalten, reichen 100 Jahre bei weitem nicht aus. Es sind vielmehr mindestens 25 x 25 = 625 Jahre notwendig.

Prof. Martin Weber — Genial einfach investieren

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