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DST

Bilden ETFs mehr Steuern ab als tatsächlich anfallen?

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DST
· bearbeitet von DST
Am 8.6.2021 um 13:13 von DST:

Vielleicht war die Dividendenrendite vor Corona einfach noch deutlich größer, was die noch "besseren" TDs der vorherigen Jahre dann ebenfalls erklären würde.

Die Dividendenrendite war vor Corona tatsächlich größer (~3,5%). Dennoch hätte das in den vergangenen Jahren im Vergleich zum Netto-Referenzindex zu einem TD-Vorteil von "nur" etwa 0,4% führen dürfen. Die langfristige TD von Frankreich-ETFs beträgt aber ungefähr das doppelte. Wenn ich nicht irgendetwas übersehe scheinen es die ETF-Anbieter also sogar zu schaffen noch weniger als 15% Quellensteuern bezahlen zu müssen.

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Rendito
vor 6 Stunden von DST:

Die Dividendenrendite war vor Corona tatsächlich größer (~3,5%). Dennoch hätte das in den vergangenen Jahren im Vergleich zum Netto-Referenzindex zu einem TD-Vorteil von "nur" etwa 0,4% führen dürfen. Die langfristige TD von Frankreich-ETFs beträgt aber ungefähr das doppelte. Wenn ich nicht irgendetwas übersehe scheinen es die Indexanbieter also sogar zu schaffen noch weniger als 15% Quellensteuern bezahlen zu müssen.

Meinst Du im letzten Satz mit "Indexanbieter" ETF-Anbieter? Und wie kommst Du auf 15% Quellensteuer?

 

In Frankreich wird die Quellensteuerregelung nach einem EuGH-Urteil in einem mehrjährigen Prozess angepasst. Dieses Jahr werden bei ausländischen Aktionären (mit Ausnahme von Privatanleger) 26,5% Quellensteuer auf Dividenden einbehalten (2019: 30%, 2020: 28%, ab 2022: 25%). Die Indexanbieter übernehmen diese jährlich angepassten Sätze zur Berechnung der NR-Indizes. Investmentfonds nach EU-Recht können sich aber gänzlich von der Quellensteuer befreien lassen. Für 2021 ergibt sich bei einer aktuellen Dividendenrendite von 2,3% dadurch eine Outperformance ggü. dem NR-Index (negative TD-Abweichung) von ca. 0,6%. Wegen der höheren Dividendenrendite und des höheren Quellensteuersatzes lag dieser Wert in den Vorjahren höher, in der Spitze bei knapp über 1%.

 

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chirlu
vor 5 Minuten von Rendito:

wie kommst Du auf 15% Quellensteuer?

 

Höchstzulässiger Satz nach dem irisch-französischen DBA, s.o.

 

vor 6 Minuten von Rendito:

Investmentfonds nach EU-Recht können sich aber gänzlich von der Quellensteuer befreien lassen.

 

Das ist interessant. Hast du eine Quelle dafür?

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Rendito
· bearbeitet von Rendito
vor 59 Minuten von chirlu:

Das ist interessant. Hast du eine Quelle dafür?

Grundlage ist das Deuxième Loi de Finances Rectificative pour 2012, in der englischsprachigen Zusammenfassung von Morgan Lewis heisst es dazu:

 

grafik.png.33b52e684dd20128f977296277b2687f.png

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DST
· bearbeitet von DST

@Rendito Du bist gut! Das dürfte dann wohl nahezu die gesamte negative TD von Frankreich-ETFs erklären und einen Teil der sehr guten TDs von Europa- sowie insb. Euro/EMU/exUK-ETFs.

 

Weitere Informationen zur Besteuerung von ausländischen Frankreich-Fonds findet man hier: https://www2.deloitte.com/content/dam/Deloitte/lu/Documents/tax/reclaiming-withholding-tax-france_BSC.pdf

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Rendito

Für die USA gibt es gleich zwei Möglichkeiten, die reguläre Quellensteuer von 30% durch eine geschickte ETF-Auswahl zu reduzieren. Physisch replizierende ETF mit Irland-Domizil profitieren von einem günstigen DBA und werden nur mit 15% Quellensteuer belastet. Dadurch hat ein irischer ETF auf den S&P 500 einen TD-Vorteil von ca. 0,2% gegenüber seinem Luxemburger Kollegen. Noch vorteilhafter sind synthetische ETF, sie profitieren vom Status des S&P 500 als "Qualified Index" gemäß US IRC Section 871m und sind gänzlich von der Quellensteuer befreit. Das entspricht bei einer Dividendenrendite von 1,3% einem TD-Vorteil von ca. 0,4% gegenüber ihrem Index, dem S&P 500 Net Return.

 

Die Quellensteuer-Effekte für die wichtigsten europäischen Märkte ergeben sich aus dem folgenden Crossposting.

Am 10.6.2021 um 00:49 von Rendito:

Ich habe die Sache mal näher angeschaut und komme zu dem Ergebnis, dass der Quellensteuereffekt beim MSCI EMU derzeit ca. 0,30% und beim MSCI Europa ca. 0,18% ausmacht. Mit anderen Worten kann die Quellensteuer einen Unterschied der Tracking Difference zwischen physisch replizierenden ETF mit Domizil Luxemburg auf die beiden NR-Indizes in Höhe von ca. 0,12% erklären.

 

grafik.thumb.png.22e51fe959269b5babb2cbcc8fd59268.png

 

Einschränkend muss gesagt werden, dass die Quellensteuersituation im Detail schwierig zu analysieren ist, nicht nur weil sie von DBA und (intransparenten) lokalen Steuergesetzen abhängt, sondern auch weil sich vieles im Fluss befindet. In mehreren Ländern sind Gerichtsverfahren zur Erstattung von Quellensteuern an ausländische Investoren anhängig. Man könnte also etwas philosophisch auch argumentieren, dass sich die KVG mit der im Einzelfall aufwändigen Erstreitung der Quellensteuer-Rückerstattung für ihre Investoren eine Extra-Kompensation durchaus verdient hat, ohne deshalb gleich als kostenineffizient gebrandmarkt zu werden.

 

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