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CarlosMtz

SP500 Trading auf VIX Basis

Empfohlene Beiträge

CarlosMtz
· bearbeitet von CarlosMtz

Mahlzeit zusammen,

 

Wie das manchmal so ist: Man schaut ein Youtube-Video, ist kurz abgelenkt, ein neues Video startet und in einigen Fällen ist das gar nicht so uninteressant. Bei mir startete vergangene Woche ein Video von Mario Lochner (eigentlich so gar nicht mein Fall): Strategie 2023: Warum ich NICHTS erwarte – aber trotzdem mit Vollgas investiere. Bei viel Blabla bin ich an einer Aussage hängen geblieben: hätte man 2022 auf Basis des VIX in den SP500 investiert, hätte man um die 20% Gewinn gemacht.

 

Hierbei nennt er auch klare Einstiegs- und Ausstiegspunkte: SP500 kaufen, wenn der VIX über 30 steigt und verkaufen, wenn er unter 20 fällt. Ich wollte der Sache mal auf den Grund gehen und schauen ob das hier Zufallstreffer sind oder ob das eine valide Strategie abbildet.

 

Was ist der VIX?

 

"If the VIX is high, it's time to buy" tells us that market participants are too bearish and implied volatility has reached capacity. This means the market will likely turn bullish and implied volatility will likely move back toward the mean.

 

https://www.cboe.com/tradable_products/vix/

 

Ariva liefert historische Daten bis einschließlich 2013. Schon ganz gut für eine erste Auswertung aber noch lange nicht repräsentativ.

 

https://www.ariva.de/vix_future-future

 

Für den SP500 haben wir natürlich deutlich längere Zeiträume, die man dagegen spielen kann. Eine große Hilfe war schließlich Yahoo Finance. Hier sehen wir Daten des VIX auf Tagesbasis mit Kerzen bis 1990.

 

https://finance.yahoo.com/chart/^VIX

 

Nun kann man hier sogar die schöne „Compare“ Funktion nutzen und kann sich direkt den SP500 hinzuladen.

 

Los geht’s. Wir gehen zurück in das Jahr 1990 und kaufen den SP500 sobald die Marke des VIX 30 übersteigt (>=). Hierzu werden die „max“ Werte genommen, nicht die Schlusskurse. Wir verkaufen den SP500, sobald der VIX unter 20 fällt (<), die Min-Kurse werden herangezogen. Als Buy und Sell-Kurse des SP500 habe ich jeweils die Schlusskurse verwendet.

 

In einer wunderbaren Excel-Tabelle ausgewertet ergibt sich folgendes Bild:

-         Zwischen dem 01.01.1990 und heute hätten 29 Trades stattgefunden.

-         Hiervon waren 24 Trades positiv. 5 Trades Negativ. (83% Gewinnquote)

-         Die minimale Haltedauer waren 5 Tage.

-         Die maximale Haltedauer waren 463 Tage.

-         Die mittlere Haltedauer (Durchschnitt) waren 108,86 Tage.

-         Von den 29 Trades fallen 16 in Bärenmärkte.

-         Von den 16 Trades in Bärenmärkten waren 5 negativ und 11 positiv.

-         Damit fallen alle negativen Trades in die Bärenmärkte.

-         Man war in Summe 3157 Tage von 12063 möglichen Tagen investiert (26,18%)

 

Und nun zur Performance:

 

Hätte man mit 5.000 EUR in 1990 gestartet (jaja, ich weiß) und den Betrag immer wieder reinvestiert, hätte man heute 18.750 EUR. Dies entspricht einem IZF von 4,17%. Hierbei nicht berücksichtigt ist die verkürzte Haltedauer von nur 26,18%. Ich gehe davon aus, dass das Geld immer „zur Verfügung“ stehen muss, falls wieder investiert werden muss.  

 

Vergleicht man die einzelnen Bärenmärkte, zeigt sich auch ein spannendes Bild:

-         1990: SP500 verliert 20%, die Strategie erwirtschaftet 10,35%

-         DotCom: SP500 verliert 49%, die Strategie erwirtschaftet -15,93%

-         Finanzkrise: SP500 verliert 59%, die Strategie erwirtschaftet 11,50%

-         2018: SP500 verliert 20%, die Strategie erwirtschaftet 4,76%

-         Corona: SP500 verliert 30%, die Strategie erwirtschaftet 16,31%

-         2022: SP500 verliert bislang 20%, die Strategie erwirtschaftet bislang 18,27%.

 

Weitere Auswertungen:

-         Der schlechteste Trade war in der DotCom Blase mit -5,94% bei einer Haltedauer von 236 Tagen.

-         Der beste Trade war 1998/1999 mit +28,81% bei einer Haltedauer von 331 Tagen.

-         Ende 2021 bis heute gab es in Summe 5 Trades, davon einer negativ mit -2,0%, alle anderen positiv (4,17% / IZF 217,41%, 4,01% / IZF 91,58%, 3,55% / IZF 28,8%, 7,56% / IZF 38,88%)

 

Soweit so spannend. Ich wollte nochmals schauen, wie es denn mit Hebelprodukten ausgesehen hätte. Hierfür habe ich bis einschl. 2021 reale Produkte gefunden, die Werte davor selbst errechnet.

Hier die Ergebnisse im Überblick für SP500 Leveraged x1, x2, x3, x5, x10.

 

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Man sieht sehr schön, dass der höhere Hebel Probleme hat wegen der unter Umständen zu langen Haltedauer. Die IZF sind nun an sich nicht so vielversprechend. Der Punkt ist allerdings, dass eine gute Performance in schlechten Zeiten erwartbar ist. Wer in einem Bärenmarkt also nicht weiß, in was man investieren sollte: Der SP500 x2/x3 bietet sich durchaus an, wenn man dem Schema folgt.

 

Man kann noch etwas genauer in die Analyse gehen und sieht, dass die negativen Trades durchaus auch vermeidbar gewesen wären. Mal ist der Candlestick extrem lang, wodurch ein „falscher Kauf“ ausgelöst wird. Mal steigt der VIX extrem am 2./3. Tag nach des Überschreitens der 30er Marke.

 

Mir persönlich hat die Auswertung einen näheren Einblick in das Zusammenspiel VIX / SP500 gegeben, manche „buys“ sind schon erstaunlich genau in einen Dip gefallen.

 

Beispiele:

 

Beispiel 1: 04.04.2000 – 28.06.2000

 

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Man sieht, der Kauf findet im extrem langen Candlestick statt. 10 Tage später überschreitet der VIX die 30er Marke mit dem Schlusskurs. Am SP500 sieht man den schönen Dip. Hätte man dort gekauft, wären statt -2,67% Verlust 7,24 Prozent Gewinn gestanden bei einer Haltedauer von 75 Tagen.

 

Beispiel 2:

 

25.04.2022 – 10.08.2022

 

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Hier erkennt man, dass der VIX, nach Überschreitung der 30er Marke zunächst absackt und danach nochmals über 30 steigt. In diesem Moment ist auch der SP500 merklich tiefer (13%). Da man aber bereits investiert ist, wird hier kein Kauf ausgelöst. Der Verkaufszeitpunkt hingegen ist wiederum perfekt. Hier sind schlussendlich 2,00% Verlust entstanden.

Solche Bilder sieht man häufig. Man erwischt in der Regel einen guten aber keinen perfekten Einstieg. Bei solchen Bildern wäre es ratsam bei der zweiten Übersteigung nochmals nachzulegen, um die Gegenbewegung definitiv positiv abzuschließen.

 

Was nehme ich für mich mit?

 

Zunächst ist der VIX nach oben auf meine Watchlist gewandert. Ich möchte wissen, wo er steht. Zum anderen werde ich beim nächsten Signal einen Kauf tätigen. Mal schauen, wie die Performance zu meinem restlichen Depot steht.

 

Carlos

 

P.S. Dies ist natürlich keine Handelsempfehlung. Da ich im Forum bislang lediglich Artikel zu „wie kann ich den VIX traden“ gefunden habe, dachte ich die Auswertung ist interessant.

 

Zur Definition der Bärenmärkte wurde folgende Aufstellung verwendet und um den jetzigen Bärenmarkt erweitert.

https://www.readsmarter.de/boerse/uebersicht-sp-500-bear-markets-seit-1929/

 

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Sapine

Wehe wenn sie losgelassen - gleich geht das Geschrei los von wegen Kaffeesatzleserei. 

 

Die Rendite ist wohl nicht zuletzt deswegen vergleichsweise niedrig, weil man nur ein Viertel der Zeit investiert ist. Dennoch interessant - hatte ich auch nicht auf dem Schirm. 

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Glory_Days
· bearbeitet von Glory_Days
vor 2 Stunden von CarlosMtz:

Was nehme ich für mich mit?

Hinterher ist man immer schlauer und with the benefit of hindsight kann jedes Kleinkind eine im Rückblick funktionierende Strategie entwerfen.

 

Steuern und Kosten bitte nicht vergessen und berücksichtigen, dass MIN und MAX des VIX erst am Ende eines Handeltages feststehen und nicht mit den verwendeten Schlusskursen des S&P500 zusammenfallen müssen.

Zitat

“One cannot judge a performance in any given field by the results, but by the costs of the alternative (i.e. if history played out in a different way). Such substitute courses of events are called alternative histories. Clearly the quality of a decision cannot be solely judged based on its outcome, but such a point seems to be voiced only by people who fail (those who succeed attribute their success to the quality of their decision).”

 

Nassim Nicholas Taleb

This mistake is called “confusing before-the-fact strategy with after-the-fact outcome”. The mistake is often caused by “hindsight bias”: the tendency, after an outcome is known, to see it as virtually inevitable.

https://www.evidenceinvestor.com/resulting-what-it-is-and-why-it-misleads-investors-and-poker-players-alike/

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janneflitz

Ich fahre schon seit Jahren eine Strategie auf Grundlage des VIX. Daher möchte ich hier mal ein paar Dinge sagen. Bei allen charttechnischen Auswertungen darf man einen Umstand nicht vergessen. Du kannst gar nicht direkt in den VIX investieren. Das geht nur über Futures und diese verhalten sich etwas anders als der zugrunde liegende VIX. Daher ist die charttechnische Auswertung eigentlich schon wertlos.

 

Wie ich schon sagte, ich investiere schon seit Jahren in VIX-Futures. Dabei mache ich mir den Umstand zu nutze, das sich die Futures mit zunehmender Laufzeit an den Basiswert anpassen. 

 

Folgend einmal ein Chart einer meiner Investments auf Basis der VIX-Futures. Nur muss ich hier den Umweg über ein Zertifikat auf den VIX-Futures nehmen. Bei direktem Futureshandel, der auf dieser Plattform nicht möglich ist, erreiche noch eine bessere Performance.

 

 

 

 

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CarlosMtz

Kurzer Hinweis: Vorgestern ist der VIX über die im Eingangspost genannte 30er Marke gestiegen. Getan habe ich nichts. Aus der Analyse ging hervor, dass Trades auf Basis Schlusskurs zuverlässiger sind, gestern gab es einen extrem langen Candlestick. 

 

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@Glory_Days: beides richtig, kann ich keine Gegenargumente liefern.

@janneflitz: Du hast leider meinen Post nicht gelesen und dennoch geantwortet. 

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chaosmaker85
vor 17 Stunden von CarlosMtz:

Kurzer Hinweis: Vorgestern ist der VIX über die im Eingangspost genannte 30er Marke gestiegen. Getan habe ich nichts. Aus der Analyse ging hervor, dass Trades auf Basis Schlusskurs zuverlässiger sind, gestern gab es einen extrem langen Candlestick. 

 

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@Glory_Days: beides richtig, kann ich keine Gegenargumente liefern.

@janneflitz: Du hast leider meinen Post nicht gelesen und dennoch geantwortet. 

In meinem Handelssystem setze ich den Verkauf der Volatilität im Index um wenn die Volatilität zurück läuft (entweder mit tief aus dem Geld liegenden Puts oder VIX calls). Brauchbar dafür ist dann auch der VVIX, d.h. Die abgeleitete Volatilität des VIX. 

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Vogelhaus

Nur ein Kommentar: 29 Datenpunkte sind viel zu wenig, um ein Muster zu erkennen. Außerdem würde es eh weg-arbitragiert werden, bevor man A sagen kann.

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CarlosMtz
Am 15.3.2023 um 23:00 von CarlosMtz:

Kurzer Hinweis: Vorgestern ist der VIX über die im Eingangspost genannte 30er Marke gestiegen. Getan habe ich nichts. Aus der Analyse ging hervor, dass Trades auf Basis Schlusskurs zuverlässiger sind, gestern gab es einen extrem langen Candlestick. 

 

Der Vollständigkeit halber: Der Trade wäre 22.03.2023 wieder geschlossen worden. 

 

SP500 Schlusskurse:

13.03.2023: 3855,76

22.03.2023: 3936,97

Investierte Zeit: 9 Tage

 

Entspricht 2,1% oder einem IZF von 133%. 5 Mal gehebelt sind wir bei 13,64% und einem absurden IZF. 

 

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