Aktie Shorten - was kommt der Inversen Aktie am nächsten?

[mersandra90]

Ich habe noch nie eine Aktie geschortet, lese mich aber gerade Optionsscheine, Zertifikate etc. ein. Hier im Forum gibt es bereits jede Menge Lesestoff auch der Beitrag Tesla Shorten hat mir gezeigt, dass das Thema alles andere als einfach für einen Anfänger ist.

 

Gibt es ein Finanzprodukt, welches einer "Inversen Aktie" entspricht? So wie die Inversen ETFs? Das scheint es nicht wirklich zu geben. Wenn man das Abbilden will, dann über Knock-Out Zertifikate ohne Fälligkeitsdatum oder gibt es bessere Optionen.

 

Beispiel: Sagen wir Biontech hat aktuell Kurs von 100. Ich geh davon aus, dass die Aktie innerhalb des nächsten Jahr auf 70 fällt und möchte daher 1000 Euro auf fallende Kurse setzen. Sobald Kurs 70 erreicht ist, möchte ich mit 300 Euro Gewinn (abzüglich Gebühren) aussteigen. Für den Fall, dass die Aktie nicht fällt und 20 % steigt, möchte ich bei einem Kurs von 120 Euro aussteigen mit einem maximalen Verlust von 200 Euro. Ich möchte auch jederzeit die Möglichkeit haben auszusteigen, wenn ich meine Meinung ändere und dann je nach Stand der Aktie mit Gewinn (sollte der Kurs unter 100 sein) oder Verlust (Kurs über 100) raus. Macht man das über ein Knock-Out Zertifikate ohne Fälligkeitsdatum, über Optionsschein mit Fälligkeitsdatum oder mit was ganz anderem?

[passiv_Investor]

Ein Short CFD oder KO-Zertifikat mit Hebel -1 würde am ehesten der inversen Aktie entsprechen.

 

Vergiss nicht die Leihzinsen/Swapgebühren mit einzukalkulieren, gerade wenn du das Produkt über längere Zeit halten willst, da diese den Hebel ermöglichen und deine Performance schmälern werden.

 

Beachte, dass Short ETFs einem Faktor-Zertifikat entsprechen, welche jeden Tag den Hebel auf den Ausgangswert von -1 zurücksetzen, weshalb eine Pfadabhängigkeit entsteht und damit über längere Zeiträume eine Abweichung von der inversen Performance der Aktie.

 

Sofern es dir möglich ist, such dir einen Broker bei dem du direkt den Leerverkauf der Aktie durchführen kannst und mach das dort, da es dich am wenigsten Gebühren kosten wird über einen längeren Haltezeitraum.

[slowandsteady]

vor 1 Stunde von mersandra90:

Gibt es ein Finanzprodukt, welches einer "Inversen Aktie" entspricht?

Erstmal solltest du definieren, was eine "inverse Aktie" genau sein soll und wie sich der Kurs davon verhalten kann. So einfach wie du es dir vorstellst ist es nämlich nicht.

Beispielrechnung:

• Aktie hat zum Zeitpunkt A Kurs 100€, zum Zeitpunkt B Kurs 105€ und zum Zeitpunkt C wieder Kurs100€.
• Die Veränderung der Aktie war also +5% von A auf B und -4.7% (=-5/105) von B nach C.
• Deine inverse Aktie startet bei A ebenfalls mit 100€.
• Zum Zeitpunkt B hat die inverse Aktie dann 100€ minus 5% -> ergibt 95€.
• Zum Zeitpunkt C hat die inverse Aktie dann 95€ plus 4.7% -> ergibt 99.52€

So funktioniert es also nicht.

vor 1 Stunde von mersandra90:

Sagen wir Biontech hat aktuell Kurs von 100. Ich geh davon aus, dass die Aktie innerhalb des nächsten Jahr auf 70 fällt und möchte daher 1000 Euro auf fallende Kurse setzen. Sobald Kurs 70 erreicht ist, möchte ich mit 300 Euro Gewinn (abzüglich Gebühren) aussteigen. Für den Fall, dass die Aktie nicht fällt und 20 % steigt, möchte ich bei einem Kurs von 120 Euro aussteigen mit einem maximalen Verlust von 200 Euro. Ich möchte auch jederzeit die Möglichkeit haben auszusteigen, wenn ich meine Meinung ändere und dann je nach Stand der Aktie mit Gewinn (sollte der Kurs unter 100 sein) oder Verlust (Kurs über 100) raus.

Was du hier beschreibst ist ein Leerverkauf. Der läuft so ab:

• Du leihst dir heute von jemand 10 Biontech-Aktien
• Du verkaufst heute 10 Biontech Aktien für insg. 1000€ und lieferst dem Käufer die geliehenen Aktien.
• Jetzt wartest du bis der Kurs auf 70€ gefallen ist. Dann kaufst du dir selbst 10 Biontech-Aktien für 700€ und gibst diese dem "Verleiher" zurück.
• Dein Gewinn beträgt nun 300€.

Warum das nicht so einfach funktioniert ist einfach erklärt: Dir wird niemand kostenlos Biontech-Aktien leihen. Wenn der gesamte Markt erwartet, dass Biontech nächstes Jahr auf 70€ fällt, dann wäre die Leihgebühr für das "Ausleihen" der Biontech-Aktien so hoch, dass der "Verleiher" innerhalb eines Jahres "Verleih" seinen Verlust von -30€ pro Aktie durch die Leihgebühren wieder drin hat.

 

Fazit: "Shorten" lohnt sich nur, wenn du davon ausgehst, dass die Aktie noch tiefer fällt als es "der Markt" erwartet. Alles andere ist schon eingepreist.

 

[oktavian]

vor 4 Stunden von slowandsteady:

Fazit: "Shorten" lohnt sich nur, wenn du davon ausgehst, dass die Aktie noch tiefer fällt als es "der Markt" erwartet. Alles andere ist schon eingepreist.

wenn man viel Zinsen bekommt vs Leihgebühren, kann es sich auch bei plus-minus Null rechnen. Leider sind die Steuern in DE schädlich für Privatanleger beim Shorten. Würde es einfach sein lassen.

vor 6 Stunden von mersandra90:

Gibt es ein Finanzprodukt, welches einer "Inversen Aktie" entspricht?

mal von bing: "Ein

Zitat

“synthetic short trade” ist eine Art von Leerverkauf, bei dem der Trader eine Short-Position in einem Vermögenswert einnimmt, ohne den Vermögenswert tatsächlich zu besitzen. Stattdessen verwendet der Trader Derivate wie Optionen oder Futures, um eine Short-Position zu eröffnen und auf fallende Kurse zu wetten1."

 

[mersandra90]

Vielen Dank für die hilfreichen Informationen.

Am 28.4.2023 um 11:21 von passiv_Investor:

Sofern es dir möglich ist, such dir einen Broker bei dem du direkt den Leerverkauf der Aktie durchführen kannst und mach das dort, da es dich am wenigsten Gebühren kosten wird über einen längeren Haltezeitraum.

Danke für den Tipp. Ich habe mal geschaut. Der minimale Einsatz/Einzahlungen übersteigt für mich derzeit doch meist mein Budget. Ich möchte um das mal auszuprobieren maximal 1000 Euro riskieren, eigentlich gerne weniger zum Beispiel 500 Euro. Da ich mich damit noch nicht auskenne, ist mir das zu heikel.

 

 

Am 28.4.2023 um 12:31 von slowandsteady:

Warum das nicht so einfach funktioniert ist einfach erklärt: Dir wird niemand kostenlos Biontech-Aktien leihen. Wenn der gesamte Markt erwartet, dass Biontech nächstes Jahr auf 70€ fällt, dann wäre die Leihgebühr für das "Ausleihen" der Biontech-Aktien so hoch, dass der "Verleiher" innerhalb eines Jahres "Verleih" seinen Verlust von -30€ pro Aktie durch die Leihgebühren wieder drin hat.

 

Fazit: "Shorten" lohnt sich nur, wenn du davon ausgehst, dass die Aktie noch tiefer fällt als es "der Markt" erwartet. Alles andere ist schon eingepreist.

 

Vielen Dank! Das war mir wirklich so nicht klar. Das gilt dann für das "shorten" mit dem klassischen Leerverkauf. Aber nicht für "shorten" über ein Derivat, richtig?

 

Ich habe mir mal ein Knock-out ohne Stop-Loss bei scalable.captial als Beispiel rausgesucht:

 

HVB Turbo Bear Open End auf die Aktie der BioNTech SE ADR
WKN: HC3KBF / ISIN: DE000HC3KBF8

Strategie: Short
Basispreis / KO-Barriere: 163,7979 USD

Fälligkeit: Open End

Hebel: 2,00

Kurs ist aktuell Geld 4,92 Brief 4,96

 

Jetzt gibt es bei dem Derivat ein paar Dinge, die ich nicht verstehe bzw. weiß nicht 100% die Auswirkung:

 

1) Ist ist der Hebel zwei. Jetzt dachte ich, wenn der Basiswert um 1% fällt, steigt das Derivat um 2%. Für heute wird mir angezeigt, dass der Basiswert -1,85% gemacht hat, das Derivat hat aber nur +2,28%. Wie wird das berechnet bzw. warum ist der Unterschied so groß.

 

2) Im Basisinformationsblatt steht Risikomanagementgebühr 4% p.a. wie wird mir die berechnet? Anteilig am Tag oder erst am Verkauf bzw. Knock-Out. Ich gehe davon aus, dass mir das direkt vom Broker berechnet wird, oder?

 

3) Die Option kann ich theoretisch ewig halten, solange der Emittent nicht insolvent wird, die Basisaktie nicht vom Markt verschwindet oder die Basisaktie nicht den Kurs der KO-Barriere erreicht. Kosten habe ich solange ich das Derivat halte nur die 4% p.a. Ist das alles soweit richtig?

 

4) Wenn ich für 500 Euro dieses Derivat kaufe, ist mein maximales Risiko 500 Euro + 4% p.a. richtig?

 

Vielleicht kann mir jemand von den Erfahrenen bei den Fragen noch helfen. Vielen Dank.

 

[passiv_Investor]

vor 5 Stunden von mersandra90:

Vielen Dank für die hilfreichen Informationen.

Danke für den Tipp. Ich habe mal geschaut. Der minimale Einsatz/Einzahlungen übersteigt für mich derzeit doch meist mein Budget. Ich möchte um das mal auszuprobieren maximal 1000 Euro riskieren, eigentlich gerne weniger zum Beispiel 500 Euro. Da ich mich damit noch nicht auskenne, ist mir das zu heikel.

Für ein Marginkonto bei Interactive Brokers benötigst du lediglich 2.000 Euro oder USD. Und du musst nicht das ganze Kapital einsetzen, es muss lediglich auf dem Konto sein.

 

vor 5 Stunden von mersandra90:

Vielen Dank! Das war mir wirklich so nicht klar. Das gilt dann für das "shorten" mit dem klassischen Leerverkauf. Aber nicht für "shorten" über ein Derivat, richtig?

Auch in Derivaten wie Optionen sind die Markterwartungen natürlich eingepreist. Man gewinnt also nichts, wenn man darauf setzt, was bereits erwartet wird, sondern dann, wenn du gegen den Markt setzt oder glaubst, dass die Bewegung zwar in die erwartete Richtung des Marktes geht aber noch größer ausfällt.

 

Die aktuellen Leihzinsen für einen Leerverkauf jeder Aktie kann man z.B. hier einsehen: https://iborrowdesk.com/report/BNTX

vor 5 Stunden von mersandra90:

Jetzt gibt es bei dem Derivat ein paar Dinge, die ich nicht verstehe bzw. weiß nicht 100% die Auswirkung:

 

1) Ist ist der Hebel zwei. Jetzt dachte ich, wenn der Basiswert um 1% fällt, steigt das Derivat um 2%. Für heute wird mir angezeigt, dass der Basiswert -1,85% gemacht hat, das Derivat hat aber nur +2,28%. Wie wird das berechnet bzw. warum ist der Unterschied so groß.

 

2) Im Basisinformationsblatt steht Risikomanagementgebühr 4% p.a. wie wird mir die berechnet? Anteilig am Tag oder erst am Verkauf bzw. Knock-Out. Ich gehe davon aus, dass mir das direkt vom Broker berechnet wird, oder?

 

3) Die Option kann ich theoretisch ewig halten, solange der Emittent nicht insolvent wird, die Basisaktie nicht vom Markt verschwindet oder die Basisaktie nicht den Kurs der KO-Barriere erreicht. Kosten habe ich solange ich das Derivat halte nur die 4% p.a. Ist das alles soweit richtig?

 

4) Wenn ich für 500 Euro dieses Derivat kaufe, ist mein maximales Risiko 500 Euro + 4% p.a. richtig?

 

Vielleicht kann mir jemand von den Erfahrenen bei den Fragen noch helfen. Vielen Dank.

 

1.) Der angegebene Hebel bezieht sich auf den Hebel durch den Fremdkapitaleinsatz bzw. dein geringeres Investment im Zertifikat gegenüber einem Direktinvestment in einen Leerverkauf der Aktie. Bedenke auch, dass es zusätzlich durch Wechselkursschwankungen zu Effekten kommen kann. Zudem ist der Hebel nicht fix. Er steigt, wenn das Produkt gegen dich läuft und sich der Wert des Zertifikats verringert und sinkt, wenn es für dich läuft und der Wert des Zertifikats steigt.

2.) Dies geschieht durch eine tägliche Anpassung des Basispreises (Strike). Selbst wenn sich die Aktie nicht vom Fleck rührt, verlierst du also täglich etwas an innerem Wert im KO-Zertifikat.

3.) Und solange der Emittent das Produkt nicht vorzeitig kündigt. Auch diese Möglichkeit besteht. Die Kosten sind übrigens nicht fix sondern können sich natürlich auch ändern, wenn sich das Zinsniveau ändert. Am besten schaust du immer direkt auf der Seite des Emittentenhauses nach den aktuellen Gebühren: https://www.onemarkets.de/de/productpage.html/327399007

Neben der Risikogebühr kommt noch der variable Anpassungszinssatz als Kosten oben drauf.

4.) Dein maximales Risiko ist immer dein investiertes Kapital bei einem KO-Zertifikat. Die 4% + Anpassungsszinssatz werden direkt im Produktpreis verrechnet, der einfach kontinuierlich etwas absinkt.

[mersandra90]

@passiv_Investor vielen vielen Dank!