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Thomas

China: Einmal Himmel und zurück

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Thomas

Bei Chinafonds geht’s rauf und runter. Die Angst vor steigender Inflation und höheren Zinsen sorgt bei China-Aktien für Spannung. Wie es weitergeht.

 

Das Land schien geradewegs in den Himmel zu wachsen. Schwindel erregend hoch, Schwindel erregend schnell. 2003 war das Jahr Chinas. Angezogen vom unerhört starken Wirtschaftswachstum, das von einer ebenso unerhörten Produktions-, Bau- und Konsumwut gespeist wurde, stopften Geldgeber aus dem In- und Ausland den gierigen Drachen mit immer mehr Geld voll. Mit fulminantem Effekt an der Börse: In Hongkong gelistete China-Aktien waren gefragt wie nie zuvor. Mit Fonds wie dem HSBC Chinese Equity oder dem DIT China fuhren Anleger bis zu 80 Prozent Gewinne ein.

 

Doch das war gestern – und der gestrige, noch recht wohlige Schwindel ist heutigem Unwohlsein gewichen. In China und auf dem ganzen Globus macht sich die Angst vor einem Absturz breit. Das zeigt sich auch an der Börse: Seit den Rekordständen vom Januar dieses Jahres verloren Chinafonds 25 Prozent, in der Spitze sogar 35 Prozent.

 

Die Inflation macht Sorgen. Sie ist die Kehrseite des zehnprozentigen Wachstums, das das Land 2003 hingelegt hat. Die Inflation steigt, und zwar gewaltig. Nach jüngsten Zahlen vom vergangenen Montag kletterten die Herstellerpreise im Mai um 5,7 Prozent, so viel wie zuletzt 1997, kurz bevor die Asienkrise ihren Anfang nahm. Die chinesische Regierung ist mehr denn je gefordert, die Geldentwertung nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Der Ruf nach einer Zinserhöhung wird lauter. Das Land muss die Wirtschaft in ruhigere Bahnen lenken.

 

Eine Zwickmühle, in der das Reich der Mitte da steckt. "Eine Verlangsamung bewirkt im Extremfall ein massives Abwürgen der Konjunktur, während Untätigkeit der Regierung eine Überhitzung und daraus folgend einen Konjunktureinbruch zur Folge hätte", sagt Jacqueline Chen, Fondsmanagerin von Nordea.

 

Untätigkeit kann man der Regierung nicht vorwerfen. "Peking hat die Probleme erkannt", so die Investmentbank HSBC in ihrer neuen China-Studie. "Die Überhitzungstendenzen konzentrieren sich auf bestimmte Segmente wie Stahl, Aluminium und Zement. Hier fährt die Zentralregierung Programme zurück und hat auch die Kredit-vergabe eingeschränkt." HSBC schätzt, dass dies reich, die Inflation auf Jahressicht auf rund vier Prozent zu drücken.

 

Die Börse ist jedoch noch von Unsicherheit geprägt. In Hongkong fielen China-Aktien fünf Tage in Folge. Die psychologisch wichtige Unterstützung von 4000 Punkten im H-Aktien-Index, der in Hongkong notierte chinesische Unternehmen beinhaltet, hielt nicht. Richtige Gefahr droht, wenn der Index unter den Jahrestiefstand von 3502 Punkten fällt. Der Freitagsschluss lag bei 3929 Zählern. Da wagen sich nur sehr mutige Anleger in den Markt. Mit der Stimmung steht es nicht zum Besten. Das Minus bei den für deutsche Anleger interessanten Blue-Chip-Fonds hält sich zwar in Grenzen, dafür fiel am Freitag ein Nebenwert vom Himmel: Far East Pharma verlor 90 Prozent.

 

von Martin Blümel

Autor: SmartHouseMedia (© wallstreet:online AG / SmartHouse Media GmbH),08:01 20.06.2004

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