Zum Inhalt springen
spunti

Notenbanken pumpen Geld anstatt Zinsen zu senken?

Empfohlene Beiträge

spunti

Hallo,

 

wundert es eigentlich nur mich, dass die Notenbanken Geld in den Markt pumpen und nicht die Zinsen senken?

Ich wusste gar nicht, dass es sowas überhaupt gibt. Ist damit gemeint, dass die Banken zum vorgegebenen Zinssatz nicht unendlich Geld aufnehmen (und anlegen) können, sondern dass das auf eine Summe beschränkt ist und genau diese Summen nun erhöht wurden?

 

Und dann wundert mich, dass ich in der Presse solche Sätze lesen muss:

"Die Notenbanken wollen damit einem starken Anstieg der Zinssätze am Geldmarkt entgegentreten, der eine Versorgung der Finanzinstitute mit frischem Geld erheblich verteuern würde."

 

Dass die Zinsen für Nichtbanken von allein steigen können, weil die Banken weniger Kredite vergeben, kann ich mir ja noch vorstellen. Aber wie bitte kann der Zinssatz von allein steigen, mit dem die Banken sich refinanzieren? Das müssten doch eigentlich die fest vorgegebenen Zinssätze der Notenbanken sein?

 

grüße

spunti

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
steff123
· bearbeitet von steff123
Dass die Zinsen für Nichtbanken von allein steigen können, weil die Banken weniger Kredite vergeben, kann ich mir ja noch vorstellen. Aber wie bitte kann der Zinssatz von allein steigen, mit dem die Banken sich refinanzieren? Das müssten doch eigentlich die fest vorgegebenen Zinssätze der Notenbanken sein?

 

Ist doch ganz einfach. Stell dir doch mal vor, du hast ein altes Auto und weißt nicht ob es demnächst den Geist aufgibt. Du hast aber 20000 EUR auf der hohen Kante um dir ein neues zu leisten. Bisher hast du die 20000 immer an irgendwelche Bekannte verliehen und dafür 4% Zinsen kassiert. Seit einer Woche macht dein Auto aber komische Geräusche. Also wirst du dein Geld nicht mehr verleihen, bzw. einen so hohen Zins verlangen für das du im Notfall das Geld anderswo bekommen kannst. Deine Bekannten brauchen aber nun Geld, da du Ihnen ja weiteren Kredit versagst.

 

In der Bankenwelt ist das Auto nichts weiter als eine gefährdete Zweckgesellschaft (SPV). Die Gesellschaft kauft Kredite an und verbrieft diese weiter als ABS. Die Gesellschaft erhält im Laufe der Zeit Zinsen und Tilgungen aus den Krediten und muss Zinsen und Tilgungen an die ABS-Inhaber zahlen. Jetzt kann es aber vorkommen, dass die Zahlungsströme sich nicht genau decken. Du musst vielleicht in der Monatsmitte die Zinsen an die ABS-Inhaber zahlen, die Zinsen aus den Krediten erhältst du aber erst am Monatsende. Das SPV muss sich also für einen halben Monat refinanzieren. Für diese Liquiditätsspitzen haben die Banken Liquiditätslinien an die SPV's vergeben. Das tückische ist, dass diese Liqui-linien teilweise auch in Anspruch genommen werden können, wenn die Kredite ausfallen. Sowas muss bei der IKB passiert sein. Die Banken wissen jetzt nicht, ob Sie auch aus ihren Liqui-linien in Anspruch genommen werden. Also verleihen die Banken untereinander weniger Geld. Der Zinssatz hierfür liegt meistens in der Nähe des Leitzins, also ca. 4%. Im Notfall können sich die Banken über Nacht auch Geld bei der EZB leihen - als Spitzenrefinanzierungsfazilität. Hierfür beträgt der Zins 1% + Leitzins; also 5%. Banken die Liquidität brauchen, haben jetzt also die Wahl, entweder sie gehen zur EZB und bezahlen 5% oder sie gehen zu einer anderen Bank und bezahlen ein bisschen mehr als 4%. Am Donnerstag sind so die Tagesgeldzinsen so auf 4,7% gestiegen. Die EZB hat daraufhin weiteres billigeres Geld in den Markt gepumpt. Eigentlich hätte sie es gar nicht gemusst, denn Liquidität ist genügend vorhanden. Aber leider strömt das Geld auf dem Geldmarkt nicht mehr so flüssig wie gewohnt.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Stairway
Hallo,

 

wundert es eigentlich nur mich, dass die Notenbanken Geld in den Markt pumpen und nicht die Zinsen senken?

Ich wusste gar nicht, dass es sowas überhaupt gibt. Ist damit gemeint, dass die Banken zum vorgegebenen Zinssatz nicht unendlich Geld aufnehmen (und anlegen) können, sondern dass das auf eine Summe beschränkt ist und genau diese Summen nun erhöht wurden?

 

Und dann wundert mich, dass ich in der Presse solche Sätze lesen muss:

"Die Notenbanken wollen damit einem starken Anstieg der Zinssätze am Geldmarkt entgegentreten, der eine Versorgung der Finanzinstitute mit frischem Geld erheblich verteuern würde."

 

Dass die Zinsen für Nichtbanken von allein steigen können, weil die Banken weniger Kredite vergeben, kann ich mir ja noch vorstellen. Aber wie bitte kann der Zinssatz von allein steigen, mit dem die Banken sich refinanzieren? Das müssten doch eigentlich die fest vorgegebenen Zinssätze der Notenbanken sein?

 

grüße

spunti

 

 

http://www.faz.net/s/RubEC1ACFE1EE274C81BC...2CE1324CFF660A7

 

Vll. hilft dir das ja weiter.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
obx
Eigentlich hätte sie es gar nicht gemusst, denn Liquidität ist genügend vorhanden. Aber leider strömt das Geld auf dem Geldmarkt nicht mehr so flüssig wie gewohnt.

Sehr schön erklärt Steff :thumbsup:

Kennt denn jemand schon die Langfristwirkungen dieser Maßnahmen? Was ist wenn die Krise ausgestanden ist und gar keine oder kaum Schäden angerichtet hat? Dann ist die Geldmenge in Euroland wieder schön aufgedunsen und die Banken vergeben wieder kräftig Kredite...

 

Auf die Inflation kann das doch zwangsläufig auch Auswirkungen haben? Was ist wenn hier vordergründig nur psychologische Effekte für den Markt gewirkt haben?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
bigfuz

Der Tender habe einen variablen Zinssatz von mindestens vier Prozent und eine Laufzeit von drei Tagen.

 

EZB kündigt Schnelltender zur Liquiditätssicherung an

 

Langfristig sollte das dann keine Auswirkung haben

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
steff123
· bearbeitet von steff123
Sehr schön erklärt Steff :thumbsup:

Kennt denn jemand schon die Langfristwirkungen dieser Maßnahmen? Was ist wenn die Krise ausgestanden ist und gar keine oder kaum Schäden angerichtet hat? Dann ist die Geldmenge in Euroland wieder schön aufgedunsen und die Banken vergeben wieder kräftig Kredite...

 

Auf die Inflation kann das doch zwangsläufig auch Auswirkungen haben? Was ist wenn hier vordergründig nur psychologische Effekte für den Markt gewirkt haben?

 

Die Schnelltender werden keine Auswirkungen haben. Die Liquidität wird ja den Banken am nächsten Tag wieder entzogen. Am Donnerstag waren es 90 Mrd und am Freitag nur noch 60 Mrd. Die 90 Mrd vom Donnerstag mussten aber wieder zurückgezahlt werden.

 

Das Kreditmengenwachstum der letzten Jahre ist hauptsächlich auf die niedrigen Zinsen und einem Realitätsverlust der Banken für Risiken zurückzuführen. Die risikofreien Zinsen (für Bundesanleihen oder Pfandbriefe) sind gesunken und zusätzlich die Aufschläge auf die risikofreien (CreditSpreads) für die Kredite. Die Kreditzinsen sind also noch stärker als die risikofreien Zinsen gesunken.

 

Mein Szenario für den Kreditmarkt:

Die Banken werden wieder begreifen was Kreditrisiken eigentlich sind. Ich hätte nicht gedacht, dass die Jahre 2002-2004 so schnell vergessen werden. Ergebnis hoher Wertberichtigungen in 2008 werden stark steigende CreditSpreads sein. Außerdem rechne ich mit einer Flucht in Qualitätsanleihen (Bundesanliehen, Pfandbriefe). Die risikofreien Zinsen werden daher zurückgehen. Die CreditSpreads werden aber stärker steigen, so dass die Kreditzinsen letztendlich nach oben gehen. Ergebnis wird sein, dass die Schuldenblase weltweit abgebaut wird. Jeder der auf Kredit spekuliert hat, wird froh sein, die Kredite irgendwann los zu sein. Die Weltwirtschaft wird aber in eine Rezession schlittern.

Da durch die steigenden Zinsen auch die Unternehmenskosten steigen, kann es außerdem zu einer stärkeren Inflation kommen. Vielleicht sehen wir mal wieder Inflationsraten von 10% und mehr, was auch zu einer realen Entwertung der Staatsschulden führt. Eine galoppierende Inflation ist für mich das einzige Mittel um die Staatsschulden auf ein vernünftiges Maß zu bekommen. Ob sie entsteht und wie - keine Ahnung. Das Inflationsszenario halte ich daher für unwahrscheinlicher als das Kreditszenario oben.

 

Die letzte Kreditblase hatten wir 1929. Ich habe mal gelesen, dass es solche Blasen auch schon vorher gab. Es hat immer 2 Generationen gedauert, bis die nächste entstand. Dann war die Angst vor zu vielen Schulden aus den Gedanken der Leute verschwunden. Und meistens platzten die Blasen dann wenn keiner dran glaubt.

 

Meine Investmentidee

- jetzt Aktien stark untergewichten und Bundesanleihen übergewichten

- Die meisten Crash's endeten immer auf dem Niveau, wo die Blasen begonnen haben. Mal den Chart von 1929 ansehen. Wo waren wir Anfang der 90er? ;) Wenn es nicht mehr tiefer geht (wo das ist, schwer zu sagen) in Aktien wieder einsteigen. Aktien sind die beste Inflationssicherung, neben Immobilien. Man muss natürlich sicher sein, dass die Unternehmen die Rezession überleben.

 

 

Ich überlege schon die ganze Zeit nach einem bullischen Szenario aus der jetzigen Krise. Mir fällt nur keins ein. Aber ich denke auch darüber weiter nach. B)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
DAX43
Wenn es nicht mehr tiefer geht (wo das ist, schwer zu sagen)

 

ist ganz einfach : bei 0

 

DAX43

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
rolasys
Die meisten Crash's endeten immer auf dem Niveau, wo die Blasen begonnen haben.

 

Das stimmt wohl, nur haben wir derzeit keinen Chrash, noch nicht einmal ansatzweise. Es gibt momentan überhaupt keinen Grund aus Aktien auszusteigen. Eventuell sollte man den Finanzsektor etwas untergewichten aber sonst sehe ich überhaupt keinen Handlungsbedarf.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
steff123
Das stimmt wohl, nur haben wir derzeit keinen Chrash, noch nicht einmal ansatzweise.

 

Richtig, aber ich halte das Szenario für realistisch. Wie gesagt, meistens kommt es dann, wenn keiner dran glaubt.

Ich bin auch noch zu 20% in Aktien investiert. Diese sind aber mit Puts gegen einen großen Crash abgesichert. Darf nur der Emittent nicht ausfallen ;)

Und wenn der Aktienmarkt weiter steigt, ist auch kein Problem mit 20% bin ich dabei. Habe seit 2003 gut genug verdient.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
rolasys
aber ich halte das Szenario für realistisch.

 

es steht außer Frage, dass es soweit kommen kann.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
€-man
Diese sind aber mit Puts gegen einen großen Crash abgesichert. Darf nur der Emittent nicht ausfallen ;)

 

Der war gut!

Dass Emittenten in der jetzigen Situation ausfallen könnten, ist doch absolut unwahrscheinlich. :D

 

Gruß

-man

 

P.S. Warnung gilt an alle Zertifikatebesitzer - die erwischt es nämlich zuerst.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
obx
- Die meisten Crash's endeten immer auf dem Niveau, wo die Blasen begonnen haben. Mal den Chart von 1929 ansehen. Wo waren wir Anfang der 90er? ;) Wenn es nicht mehr tiefer geht (wo das ist, schwer zu sagen) in Aktien wieder einsteigen.

Also wenn das eintreten sollte wären wir wieder, wie Anfang der 90er Jahre auf einem Nivau von ca. 2000 Punkten. Für die Langfristcharttechniker wäre dies natürlich überaus interessant.

 

Anfang der 90er auf 2000 Punkte, im Jahre 2001 auf 8000 Punkte, dann wieder auf 2000 Punkte zurück um im Jahr 2007 wieder auf 8000 Punkte zu steigen...

 

Gesetz den Fall wir würden wieder auf 2000 Punkte zurückfallen wäre das für die Charttechniker ein ...?!

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
steff123
Also wenn das eintreten sollte wären wir wieder, wie Anfang der 90er Jahre auf einem Nivau von ca. 2000 Punkten. Für die Langfristcharttechniker wäre dies natürlich überaus interessant.

 

Anfang der 90er auf 2000 Punkte, im Jahre 2001 auf 8000 Punkte, dann wieder auf 2000 Punkte zurück um im Jahr 2007 wieder auf 8000 Punkte zu steigen...

 

Gesetz den Fall wir würden wieder auf 2000 Punkte zurückfallen wäre das für die Charttechniker ein ...?!

 

Für Langfristanalysen sollte man sich vielleicht eher an den Dow orientieren. Dax reicht leider nicht bis zur Weltwirtschaftskrise zurück.

 

Schau hier:

djia-rez.gif

 

Interessant sind folgende Unterschützungslinien:

Tief 1932 - Tief 1982

Tief in den 40er - Tief 1982

 

Interessant wäre auch, ob Parallelen gegebenfalls obere Linien eines Trendkanals sind.

 

Werde mir morgen mal die Arbeit machen und die Daten in Excel aufarbeiten.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
spunti

Vielen Dank für die Erklärungen und den FAZ-Link. Dort steht auch noch drin, dass die Banken von den Notenbanken das Geld nicht einfach so zum vorgegebenen Zinssatz bekommen, sondern dass es eine Auktion ist und somit der Zinssatz wirklich "von allein" über den vorgegebenen Zinssatz steigen kann.

 

grüße

spunti

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
obx
Interessant sind folgende Unterschützungslinien:

Tief 1932 - Tief 1982

Tief in den 40er - Tief 1982

 

Interessant wäre auch, ob Parallelen gegebenfalls obere Linien eines Trendkanals sind.

 

Werde mir morgen mal die Arbeit machen und die Daten in Excel aufarbeiten.

Bin ja mal sehr gespannt was Du da morgen rausbekommst, halt mich bloß auf dem Laufenden Steff :D

 

Mit den 40er-Tief wäre ich aber vorsichtig Steff, hier haben wir den Sonderfaktor WWII, ich weiss nicht inwieweit sowas repräsentativ sein darf...

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
obx
Werde mir morgen mal die Arbeit machen und die Daten in Excel aufarbeiten.

Na Steff, was sagen die Zahlen?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden

×
×
  • Neu erstellen...