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Warum schlagen ETFs schlechter ab als der Index?

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klausk
· bearbeitet von klausk

ETFs sind für Anleger wie dich und mich durchaus interessant. Aber richtig heiss sind sie für Grossanleger. Heute wurden allein in SPY (also dem S&P500-ETF) 33 Milliarden USD umgesetzt. Das kommt nicht mit Popelumsätzen von Kleinanlegern zustande.

 

Es gibt da einen lesenswerten Artikel, der ist, wie im Ursprungsland der ETFs üblich, auf englisch. Deswegen hier eine kleine Zusammenfassung auf deutsch.

 

ETFs funktionieren nicht wie Fonds (mutual funds), eher im Gegenteil. Wer Fondsanteile kaufen will, schickt Geld an die Fondsgesellschaft, die damit Aktien der im Fonds enthaltenen Firmen kauft. Da die Gesellschaft aber nicht für jeden Geldeingang oder -ausgang dutzende oder hunderte von klitzekleinen Trades machen will, bleibt immer ein Cashanteil uninvestiert. Was die Performance drückt -- was ebenso unerwünscht ist wie wildes Trading.

 

Wer dagegen einen ETF auflegen will, kauft keine Aktien sondern leiht sie sich von einem Grossanleger, zum Beispiel einem Pensionsfonds, der davon grosse Mengen im Portfolio hat. Oder er leiht sie sich, warum auch nicht, von Warren Buffett. Wichtig ist, dass der die Aktien nicht verkauft, denn damit würden Steuern fällig (taxable event), sondern sie nur verleiht. Sicherheit bietet ihm der Sponsor.

 

Der Pensionsfonds -- oder Warren Buffett -- leiht dem ETF-Sponsor also Aktien. Der steckt diese geliehenen Aktien in einen Pool und bildet daraus creation units. Jede Unit enthält zwischen 10.000 und 600.000 Aktien, gewöhnlich so um die 50.000. An diesem Pool erwerben ETF-Käufer einen Anteil.

 

Will nun ein Käufer mal schnell $10.000.000 oder so anlegen, dann kauft er Anteile an diesen Creation Units. Das Geld dient der Absicherung des Verleihers. Umgekehrt beim Verkauf: Werden eine oder mehrere Creation Units aufgelöst, dann fallen die Aktien an den Verleiher zurück, das Geld fliesst an den Verkäufer der ETF-Anteile.

 

Kleine Käufe oder Verkäufe von ETF-Anteilen führen beim ETF-Sponsor zu Cash-Positionen, die aber im Vergleich zu einem traditionellen Fonds gering sind, denn sie lösen nur selten Transaktionen aus. Entsprechend gering sind auch die Kosten, ebenso hat der Spread der Aktien wenig Einfluss. Vor allem aber führen ETF-Trades nicht automatisch zu nennenswerten Kurssprüngen der zugrunde liegenden Aktien.

 

Weshalb sind ETFs so populär? Weil sie gerade für Grossanleger interessant sind. Fonds geben nur "hinterher" Preise bekannt, nachdem der Kauf/Verkauf bereits geschehen ist. Kleinanleger müssen notgedrungen damit leben. Für Grossanleger, die mal eben ein paar Millionen parken müssen oder in einem volatilen Markt ein paar schnelle Gewinne abstauben wollen, wäre so etwas unvorstellbar. ETFs aber werden wie Aktien gehandelt, Preise ergeben sich laufend auf Grund von Angebot und Nachfrage. Nicht nur das, man kann sie sogar shorten; die Uptick-Regel, die das Shorten in einem fallenden Markt verhindert, gilt für ETFs nicht.

 

Es gibt noch einen anderen steuerlichen Aspekt für ETFs gegenüber Fonds, aber ich weiss nicht, ob der in Deutschland wichtig ist. In den USA jedenfalls müssen Fonds einmal jährlich die aufgelaufenen Dividenden ausschütten, ebenso müssen sie angefallene Gewinne ausweisen. Was für Fondsanleger den unangenehmen Effekt hat, dass sie auch in einem Jahr, in dem der Fonds insgesamt Verluste gemacht hat, trotzdem Steuern zahlen müssen.

 

DISCLAIMER: Sollten in dem Zusammenhang Fragen auftauchen, löchert nicht mich; lest lieber den Artikel im Original. Beim Übersetzen kann ich notfalls helfen, aber der ETF-Experte bin ich nicht.

 

Ach übrigens, was die Index-Abbildung angeht: Selbst wenn eine Creation Unit ursprünglich den Index genau abbilden sollte (was selten exakt ist), wenn sich an der Index-Zusammensetzung etwas ändert, drum ändert sich am ETF erst dann etwas, wenn Creation Units aufgelöst und neue gebildet werden.

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Grumel
Es gibt noch einen anderen steuerlichen Aspekt für ETFs gegenüber Fonds, aber ich weiss nicht, ob der in Deutschland wichtig ist. In den USA jedenfalls müssen Fonds einmal jährlich die aufgelaufenen Dividenden ausschütten, ebenso müssen sie angefallene Gewinne ausweisen. Was für Fondsanleger den unangenehmen Effekt hat, dass sie auch in einem Jahr, in dem der Fonds insgesamt Verluste gemacht hat, trotzdem Steuern zahlen müssen.

 

Nein, das gibts hier nicht.

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stockijunior
Es gibt noch einen anderen steuerlichen Aspekt für ETFs gegenüber Fonds, aber ich weiss nicht, ob der in Deutschland wichtig ist. In den USA jedenfalls müssen Fonds einmal jährlich die aufgelaufenen Dividenden ausschütten, ebenso müssen sie angefallene Gewinne ausweisen. Was für Fondsanleger den unangenehmen Effekt hat, dass sie auch in einem Jahr, in dem der Fonds insgesamt Verluste gemacht hat, trotzdem Steuern zahlen müssen.

 

Zur Info: in Österreich gibts das auch, das nennt sich dann "Im Privatvermögen steuerpflichtige Substanzgewinne" die mit 25% auf 20% der im Fonds aufgelaufenen Substanzgewinne (durch Verkauf von Aktien) besteuert sind.

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