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Pennystocks

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Wenn der Vorzugskurs zum Horrorpreis wird

 

Der optisch niedrige Kurs von Penny Stocks verleitet viele ahnungslose Anleger zu Investitionen in nahezu wertlose Unternehmen. BÖRSE ONLINE zeigt die hinterhältigen Methoden und Maschen der Betrüger auf.

 

Die Psychologie ist der beste Freund der Anlagebetrüger im Grauen Kapitalmarkt. Dies gilt vor allem für Penny Stocks, also Aktien, die einen optisch sehr niedrigen Kurs und meist eine geringe Börsenkapitalisierung haben. Kostet ein Papier beispielsweise nur 0,50 Dollar, reicht bereits ein Anstieg um einen halben Dollar für einen Gewinn von 100 Prozent. Bei einer Aktie, die hingegen 50 Dollar kostet, macht der gleiche absolute Zuwachs gerade einmal ein Prozent aus. Gut sieht die Lage auch für den Broker aus. Denn bei amerikanischen Wertpapieren berechnen sich die Spesen vor allem nach der Stückzahl und nicht dem Transaktionsvolumen. Dies bedeutet, dass vor allem bei Titeln mit einem niedrigen Kurs der prozentuale Spesenanteil kräftig steigt. Für Aktien, die bis zu zwei oder drei Dollar das Stück kosten, fallen so durchaus mehr als fünf Prozent Gebühren an. Diese müssen erst einmal durch Kursgewinne verdient werden. Negativ wirkt sich der optisch billige Kurs auch auf die Geld-Brief-Spanne aus. Zu diesen Preisen ist der Makler - Marketmaker genannt - bereit, Papiere zurückzukaufen oder anzubieten. Die Range liegt meist bei einem Achtel bis einem Viertel Dollar. Bezogen auf einen Kurs von beispielsweise 100 Dollar ist diese zum Vernachlässigen gering. Notiert der Anteilschein aber bei einem Dollar, macht ein Achtel Punkt gleich 12,5 Prozent aus. Es ist also ein satter Anstieg nötig, damit die Gewinnzone erreicht wird. Doch die Gauner bedienen sich noch weiterer Tricks. Viele Penny Stocks, die im amerikanischen OTC-Bulletin-Board oder an der Nasdaq notiert werden, besitzen eine relativ geringe Marktkapitalisierung. Der Börsenwert des Unternehmens beträgt teilweise nur vier bis fünf Millionen Dollar. Die Brokerfirma kauft dann nahezu alle ausstehenden Aktien auf. Nennt sie den Großteil der Titel ihr Eigen, sinkt das Angebot zunehmend, da nur noch wenige Papiere frei verfügbar sind. Nun reicht bereits die geringste Nachfrage und somit einige hunderttausend Dollar, um den Kurs in fast beliebige Höhen zu treiben - was die Abzocker auch mit Vergnügen praktizieren. Notieren die Anteilscheine dann bei beispielsweise fünf Dollar, beginnt die zweite Phase des fiesen Plans. Jetzt werden die Aktien zum scheinbar äußerst sozialen Preis von drei Dollar mit einer reißerischen Story an Privatanleger abgesetzt. Geschickte Verkäufer setzen so innerhalb weniger Monate alle Wertpapiere des Unternehmens an viele Sparer ab. Trotz des niedrigen Kurses lohnt sich das Geschäft für den Broker. Denn die meisten Papiere hat er weit unter einem Dollar eingekauft. Den Opfern gehen erst dann die Augen auf, wenn sie ihre Anteilscheine verkaufen wollen. Dann findet sich nämlich meist kein Käufer, da die Nachfrage für die nahezu wertlosen Papiere fehlt. Folglich stürzt der Kurs in die Tiefe. Die Graumarkthaie haben also gleich zwei Mal verdient: Zum einen an der satten Provision und zum anderen am kräftigen Anstieg ihrer Titel.

Einfacher sind Manipulationen bei Aktien, die im Freiverkehr, dem OTC-Bulletin-Board, notieren. In diesem von Insidern auch als "Wildwestbude" bezeichneten Marktsegment herrschen so gut wie keine Regelungen. Wir werden darauf in einem separaten Artikel ausführlicher eingehen.

 

Matthias Schmitt

 

http://www.anlageschutzarchiv.de/methoden.php?meth=29

 

 

OTC

 

Der Höhenflug ist meist nur von sehr kurzer Dauer

 

Firmen, die ihre Aktien in den Pink Sheets oder am OTC Bulletin Board notieren lassen, sind oft das Werkzeug von Betrügern. Die Gewinnchancen der Anleger sind begrenzt. Gleichzeitig ist das Risiko eines Totalverlustes extrem.

 

Dezember 1998: Mit viel Rummel kündigt Aquaplan den Gang an den deutschen Freiverkehr an. Die Firma hat behauptet, "Anlagen zur Zucht von Süßwassershrimps in der texanischen Wüste" herzustellen. Das Unternehmen hatte bis dahin zwar noch nahezu keine Umsätze erzielt, aber Aktien im Wert von mehr als eine Milliarde Mark im Umlauf. Heute ist die Firma in Konkurs.

Die Masche ist fast immer die gleiche: Am OTC Bulletin Board, das mit dem deutschen Telefonhandel vergleichbar ist, erwirbt der Initiator einen Firmenmantel. Er kauft also ein Unternehmen, das keinen Geschäftsbetrieb hat oder die Tätigkeit eingestellt hat, für einige Hunderttausend Dollar. Damit besitzt er nahezu alle Aktien dieser Gesellschaft.

Jetzt bringt der Mehrheitsaktionär ein Geschäft in den Mantel ein, beispielsweise eine deutsche GmbH, und erhält hierfür weitere Anteile. Auf dem Markt kauft er dann einen großen Teil der noch im Streubesitz befindlichen Papiere. Die hohe Nachfrage bei gleichzeitig schwindendem Angebot gibt ihm die Möglichkeit, den Kurs nahezu beliebig hoch zu treiben. So entsteht unter Umständen ein astronomischer Börsenwert, obwohl die Firma noch gar keinen oder nur sehr wenig Umsatz erzielt. Um die Anteile optisch billig wirken zu lassen, werden sie gesplittet. Bei dieser Transaktion sinkt der Preis zum Beispiel auf ein Hundertstel, gleichzeitig steigt die Zahl der Aktien aber auf das Hundertfache. Früher wurden die Papiere dann in den deutschen Freiverkehr eingeführt und mit dem Label "Neuemission" verkauft. Seit Herbst 1999 schieben zumindest die deutschen Regionalbörsen diesem Treiben einen Riegel vor. Nicht so in Frankfurt. Dort werden weiterhin Titel des OTC Bulletin Board gehandelt - Betrüger haben so die Möglichkeit, ahnungslose Anleger über den Tisch zu ziehen.

Aber auch nach der Verbannung von zahlreichen deutschen Börsen wird weiter fleißig mit OTC-Werten abgezockt. Telefonverkäufer drehen ihren Opfern die Wertpapiere mit sensationell klingenden Werbesprüchen an. Sie erzählen Geschichten von "Chips mit zwei Terabyte (eine Billion Byte) Speicherplatz" oder der "Microsoft von morgen". Dabei wird der Handel am OTC immer wieder als "Nasdaq", "Nasdaq-OTC" oder "Nasdaq Bulletin Board" bezeichnet. Was schlichtweg falsch ist.

Während an der Nasdaq sehr harte Zulassungskriterien gelten, ist das OTC Bulletin Board kaum reguliert. Erst seit kurzem wird von den Gesellschaften verlangt, dass sie quartalsmäßig berichten. Als diese Regel in Kraft trat, zogen gleich rund 3.000 Firmen ihre Aktien vom Handel zurück, weil sie den Anforderungen nicht nachkommen konnten. Die Kurse solcher Unternehmen werden nun in den "Pink Sheets", einem Kursinformationsdienst, veröffentlicht. Vor allem von Telefonverkäufern wird dies weiter zur Abzocke genutzt.

Bei Werten auf den Pink Sheets stellt wie bei OTC-Titeln meist nur ein Marketmaker An- und Verkaufskurse. Die Differenz zwischen diesen beiden Preisen beträgt dabei aber nicht selten mehr als 100 Prozent. Die Chancen auf einen Gewinn schwinden bei diesen Spannen - unabhängig von der Unternehmensqualität - auf ein Minimumm.

Auf Grund der hohen Anzahl schwarzer Schafe sind OTC- und Pink-Sheet-Aktien extrem riskant. Daher sollten Investoren die Finger von diesen Papieren lassen. Denn der Absturz ist meist programmiert und der Konkurs - und für den Anleger damit der Totalverlust - die Folge.

 

Matthias Schmitt

 

http://www.anlageschutzarchiv.de/methoden.php?meth=31

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