In den nächsten Tagen kaufen; doch was ?

[lanza38]

Hallo Leute,

 

ich und vielleicht auch andere warten ja auf eine günstige Kaufgelegenheit.

Diese könnte sich in den nächsten Tagen oder Wochen ergeben.

Doch was kaufen ?

 

Das Depot checken und die Art von Fonds/ETFs kaufen, die ungewichtet sind (bei mir wäre das Europa, da ich viele globale Fonds habe) ?

Die Fonds kaufen, die ohne Grund zu weit gefallen sind, und daher das meiste Potential haben ? wenn ja, welche sind das ?

 

Was meint Ihr ?

 

Gruß

lanza

[polydeikes]

Hm, ich wäre vorsichtig. Wenn ich mir so die Medien, Meinungen und Diskussionen anschaue, dann nehmen viel zu viele Leute die Einbrüche nicht ernst. Die vorherrschende Meinung scheint von einer Korrektur auszugehen. Zudem denke ich, dass einige Privatanleger auf nicht unerheblichen Bargeldern sitzen, da sie bspw. wirtschaftliche Entwicklungen oder steuerliche Entwicklungen noch nicht genau abschätzen können.

 

Im Gegensatz dazu herrscht bei den Profis mal wieder eine sagenhafte Quote an kreditfinanzierten Wertpapierkäufen vor. In so einer Situation kann man mit Informationsdefiziten eigentlich nur verlieren. Die Profis werden ihre Bestände schon mit geringern Verlusten loswerden, als das bei den Privatanlegern der Fall ist. Anders formuliert, die Wahrscheinlichkeit heute den Schrott der vermeintlichen Profis aufzusammeln ist aus meiner Sicht recht hoch.

 

Selbst mit den jüngsten Kursrückgängen sind die meisten Märkte noch immer teuer bis im historischen Mittel ihrer Bewertung. Von günstigen Märkten würde ich nicht sprechen, auch nicht mit DAX -8 %. Zudem haben wir speziell in Deutschland eine Menge Rekordprognosen 2007/8. Einige davon werden mit Sicherheit kippen oder nicht gehalten werden können. Damit erledigt sich auch der optische Anreiz durch die KGVs.

 

Grundsätzlich sehe ich im Bankensektor eine fundamental unbegründete Sippenhaft. Das der Sektor Vertrauen verspielt hat, okay. Es wäre mir jedoch neu, dass eine größere Anzahl an Banken dauerhaft Geld durch ihre "Experten" verdient hätte. Banken verdienen einerseits an Gebühren jeglicher Art, eine moderne Einkommensquelle. Die ureigene Einnahmequelle seit Entstehung des Bankensystems sind jedoch Finanzierungen. Es wird immer Idioten geben, die mehr Geld benötigen als sie selbst haben. Banken werden daran immer glänzend verdienen.

 

Hypothekenkrise hin, Unvermögen der Experten her. Beides ist nicht neu, besser gesagt wohl bekannt. Banken sind derzeit so sexy wie Autowerte Anfang unseres Jahrhunderts (Rallye und Überbewertung dann seit 2006). Fondstechnisch schlägt sich das beispielsweise im hier so beliebten Lingohr Systematic nieder, der einige größere Finanzpositionen hält. Das wäre beispielsweise ein aktiver Fonds, den ich bei einer Konsolidierung, respektive sinkender Volatilität nachkaufen würde.

 

In Bezug auf die Regionen sehe ich die Lage derzeit eher als unverändert an. Japanische Aktien sind teuer und wenig sexy, das haben sie mit amerikanischen Werten gemein. Unterbewertungen gibt es in den Industrieländern aus meiner Sicht im Mid, Small und Micro Cap Bereich. Für mutige ist eine Wette auf amerikanische Nebenwerte interessant, wenn sie zu guten Kursen zuschlagen können. Die Gewinndynamik dieser Werte ist (breite Diversifizierung vorausgesetzt) höher als bei den Standard Werten. In Börsenzeiten wie diesen neigen Anleger jedoch vermehrt zum Run in Blue Chips und Zinsanlagen. Wer in schlechteren Börsenzeiten Bestände an Nebenwerten aufstockt und genügend Geduld mitbringt, gehört zu den Glücklichen der nächsten Hausse.

 

Europa gehört aus meiner Sicht zu den derzeit günstigsten Märkten. Wenn der Wandel von den Industrienationen zu Dienstleistungsnationen weiter vorangeht, halte ich die derzeitigen Bewertungen für gerechtfertigt. Europäische Werte gehörten eher nicht zu den großen Gewinnern der letzten Zeit. Ein marktbreiter ETF auf die Eurozone wäre ein Ansatz um auf zukünftige Wachstumsphantasien zu setzen.

 

Ein klarer Verkauf sind für mich Rohstoffaktienund Schwellenländer die ausschließlich von diesem Bereich leben. Rohstoffe erlebten in den letzten Jahren einen Boom, der kurstechnisch bei vielen Werten nicht zu rechtfertigen ist. Steigende Rohstoffpreise != steigende Unternehmensgewinne, das ist eine Verallgemeinerung, die sich so nicht halten lässt. Ich denke hier wird in Zukunft die ein oder andere Konsolidierung anstehen.

 

Interessantes Land bleibt für mich weiterhin Indien. Die Inder schaffen aus meiner Sicht zunehmend den Sprung vom Auftragsarbeiter zum selbst denkenden Experten. Im Gegensatz zu China sieht auch die Bevölkerungsstruktur in Indien deutlich besser aus. Die hohen Wachtumsraten und die katastrophale Infrastruktur lässt sich aus meiner Sicht nicht dauerhaft vereinbaren. Unternehmen die in Indien tätig und ansässig sind, werden sich meiner Meinung nach auch in Zukunft über günstiges und hochwertiges Personal und hohe Nachfragen freuen dürfen. Welchen Ansatz man da nun draus ziehen will, bleibt jedem selbst überlassen. Der eine setzt auf Konsum- und Luxusgütern, der andere auf Infrastruktur und der nächste einfach marktbreit. Man darf jedoch nicht vergessen, dass Indien sehr ambitioniert bewertet ist - auch nach den jüngsten Rückschlägen.

 

Ein interessanter Markt in der nächsten Zeit dürfte Russland sein. Hier gilt es zu beobachten, wie die russische Wirtschaft auf den Regierungswechsel reagieren würde. Ich persönlich halte diesen Markt für derzeit überwertet und Rückschlag gefährdet. Interessanter sind hier ehemalige Ostblockstaaten, bei denen sich Konvergenzphantasien zum Euro auftun. Aber auch diese sind bereits sehr gut gelaufen und ohnehin nur ein Investment für langfristig orientierte mit Nasenbluten Hai Entgegenschwimmer.