Südamerika

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Brasilianische Börse - robust durch die Krise

 

Nach den deutlichen Kursverlusten zu Jahresbeginn nutzen die Börsianer in ihrem Optimismus trotz der anhaltenden Kredit- und Immobilienkrise jeden Strohhalm, um den Kauf von Aktien zu rechtfertigen.

 

Am Mittwoch führten am Nachmittag die amerikanischen Einzelhandelszahlen dazu, dass die Börsen nach einem schwachen Start in Europa plötzlich nach oben drehten. Mit einem Plus von 0,3 Prozent im Januar waren die Einzelhandelsumsätze in den Vereinigten Staaten optisch besser ausgefallen, als der Rückgang von 0,3 Prozent, den der Markt erwartet hatte.

 

Bei näherer Betrachtung werden die Zahlen allerdings von Sondereffekten in Form der Umsätze an Tankstellen geschönt. Die wiederum werden von den hohen Benzinpreisen getrieben. Faktisch deutet das keineswegs auf eine auflebende Wirtschaftsdynamik hin, sondern darauf, dass den Konsumenten auf diese Weise Kaufkraft entzogen wird. Aus diesem Grund lässt sich fragen, wie weit die amerikanischen Börsen noch werden laufen können. Gegenwärtig dürften sie vor allem von technischen Faktoren beeinflusst werden.

 

Anders sieht es dagegen in Brasilien aus. Der Bovespa einer der wenigen Märkte, der seine vergleichsweise geringen Kursverluste der vergangenen Wochen beinahe schon vollständig aufgeholt hat. Mit einem Indexstand von 62.626 liegt der am Mittwoch nur noch knapp unter dem Anfang Dezember markierten Allzeithoch. Im Gegensatz zu anderen Märkten ist der Aufwärtstrend weiterhin intakt.

 

Nicht nur der Trend stimmt, sondern auch die relative Bewertung. Mit einem durchschnittlichen Kurs-Gewinnverhältnis von etwas mehr als zwölf auf Basis der Gewinnschätzungen für das laufende Jahr sehen die Aktien zumindest optisch noch sehr attraktiv aus. Unter Berücksichtigung der amerikanischen Konjunkturschwäche und möglicher Implikationen für das weltwirtschaftliche Wachstum sollte man als Anleger auch hier die Gewinnschätzungen mit einer gewissen Skepsis betrachten.

 

Brasilien verfügt über ein breites Produktionsportfolio

 

Immerhin dürfte im Rahmen einer weltwirtschaftlichen Abschwächung die Nachfrage nach Energie- und Rohstoffen zurückgehen. Genau das würde sich auch in Brasilien bemerkbar machen. Allerdings hat Brasilien unter den Rohstoffstaaten eine Art Sonderstellung. Immerhin hat sich in den vergangenen Jahren die Finanz- und Handelsposition verbessert (Überschüsse) und das Portfolio des Landes breit diversifiziert: Es reicht von Öl- und Gasvorkommen, über Erze bis hin zu einer starken Stellung im Bereich der Agrarrohstoffe und alternativer Energien. Der Agrarsektor profitiert nicht nur von einer starken Flächenausstattung, sondern von sehr vorteilhaften klimatischen Bedingungen und einem breiten Produktionsspektrum: Kaffee, Soja, Weizen, Reis, Mais, Zuckerrohr, Kakao, Zitrusfrüchte und nicht zuletzt eine beachtliche Rinderhaltung.

 

Aus diesen Gründen kann das Land gegenwärtig gleichzeitig von mehreren Trends profitieren. Sollte sich einer abschwächen, kann er durch andere ganz oder wenigstens teilweise kompensiert werden. Die Preise der Agrarrohstoffe haben sich inzwischen von historischen Tiefs erholt und befinden sich auf dem Weg nach oben. Da sich inzwischen weltweit viele Verbraucher auf steigende Preise in diesem Bereich eingestellt haben, dürfte genau diese Entwicklung aufgrund der niedrigen Reserven und der zunehmenden Nachfrage länger anhalten und weiter führen können, als viele denken.

 

Aus diesen Gründen ist es reizvoll, auf diese Entwicklung zu setzen und sich ein paar brasilianische Werte und damit indirekt auch die starke Währung des Landes ins Depot zu legen. Die einfachste Möglichkeit scheint zunächst der Kauf eines Indexfonds (zum Beispiel den iShares MSCI Brazil, Isin DE000A0HG2M1) zu bieten. Allerdings sollte man beachten, dass die brasilianischen Indizes in der Regel stark von Petrobras und CVRD dominiert werden. Das heißt, das Energie- und Bodenschatzrisiko wäre hoch. Wollte man dagegen aufgrund des robusten Binnenmarktes auf die Banken des Landes setzen - wie es etwa Goldman Sachs empfiehlt -, so lassen sich einzelne Werte unter anderen an der Börse in Berlin handeln.

 

http://www.faz.net/s/Rub48D1CBFB8D984684AF...n~Scontent.html