leinad Juli 9, 2008 Falsche BonitätsnotenSEC watscht Ratingagenturen ab von Tobias Bayer (Frankfurt) und Sebastian Bräuer (New York) Wieder eine Ohrfeige für Standard & Poor's, Moody's und Fitch: In einem Bericht rügt die US-Börsenaufsicht die Bonitätswächter heftig. Die Erkenntnisse sind brisant: So sollen Analysten sogar Honorarverhandlungen mit Emittenten geführt haben. Diese E-Mail ist aufschlussreich. Am 15. Dezember 2006 schrieb ein Ratinganalyst an einen Kollegen. Thema "Collateralized Debt Obligations" (CDOs): "Wir päppeln hier das nächste Monster auf. Lass uns hoffen, dass wir alle pensioniert und reich sind, wenn dieses Kartenhaus zusammenbricht." Die Hoffnung wurde enttäuscht: Bereits ein paar Monate später kollabierte der Markt für strukturierte Produkte. Gewinn vor Qualität, unzureichende Kontrollen, ungenügende Transparenz und peinliche E-Mails: Die US-Börsenaufsicht SEC geht in einem am Dienstag vorgestellten Bericht mit den drei großen Ratingagenturen Standard & Poor's, Moody's und Fitch hart ins Gericht. "Große Unzulänglichkeiten" habe die zehnmonatige Untersuchung zutage gebracht, sagte SEC-Chairman Christopher Cox. Aufsicht bläst zur Attacke Hat die Bonitätswächter im Visier: SEC-Chef Christopher CoxFür die Bonitätswächter ist die Untersuchung eine weitere Ohrfeige. Aufsichtsbehörden, Investoren und die Politik werfen den Ratingagenturen vor, nach dem Ausbruch der Hypothekenkrise im vergangenen Jahr zu lange an Topbewertungen von Wertpapieren festgehalten zu haben. Unterstellt wird ihnen dabei, dass sie das aus Angst vor Marktanteilsverlusten getan haben. Denn: Die Emittenten bezahlen für die Ratings. Mittlerweile versuchen Aufsichtsbehörden weltweit, durch eine strengere Kontrolle für mehr Qualität zu sorgen. Die SEC schlug unter anderem vor, dass die Agenturen keine Wertpapiere mehr benoten, bei deren Konstruktion sie mitberaten haben. Außerdem sprachen sich die US-Kontrolleure für eine andere Rating-Skala für die Bonitätsnoten komplexer, strukturierter Wertpapiere aus. Bis jetzt verwenden die Agenturen für Finanzinstrumente eine einheitliche Skala. Mit diesen Vorschlägen lehnte sich die SEC eng an die Beschlüsse der Organisation Internationaler Wertpapieraufseher Iosco an. Doch die Amerikaner gehen noch weiter: Sie zwingen die Anleger zu mehr Eigenverantwortung - und wollen somit die Bedeutung der Ratingagenturen schmälern. So sollen Regeln abgeschafft werden, die Mindestratings vorschreiben. Bisher durften bestimmte Investmentfonds wie Geldmarktfonds nur Wertpapiere kaufen, die von Ratingagenturen gut bewertet wurden. Fällt diese Pflicht weg, werden Ratings weniger wichtig. Serie von Fehlern Der Bericht führt mehrere Beispiele für Fehlverhalten an, nennt aber nicht die konkreten Namen der Ratingagenturen und Analysten. So habe es eine Agentur ihren führenden Analysten bis Anfang 2007 erlaubt, Honorarverhandlungen mit Wertpapieremittenten zu führen. In einem anderen Fall habe ein Analyst seine Verlusterwartungen bei nachrangigen Hypothekendarlehen gekürzt - obwohl sein Modell andere Annahmen nahelegte. In einer E-Mail aus dem Jahr 2004 schrieb das Team für strukturierte Produkte einem Vorgesetzten, der auf eine Herabstufung drängte: "Wir stimmen mit dir nicht überein. Wir fürchten, dass das Geschäft negativ beeinträchtigt werden könnte." Die SEC legte aber am Dienstag Wert darauf, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen: "Es gibt keinen Beweis, dass die Methodologie oder Modelle bewusst so und nicht anders konzipiert wurden, um Marktanteil zu gewinnen." Marktteilnehmer kritisierten die SEC dafür, die Namen nicht offengelegt zu haben. "Das ist eine bodenlose Frechheit", sagte Joshua Rosner, Analyst bei Graham Fisher & Co. "Was lehrt das den Markt jetzt in punkto Transparenz? Wie soll dem Markt dabei helfen, wieder Vertrauen in Finanzinstrumente und ihre Ratings zu fassen?" © 1999-2008 Financial Times Deutschland Aktuelle Nachrichten über Wirtschaft, Politik, Finanzen und Börsen http://www.ftd.de/unternehmen/finanzdienst...ren/383767.html Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
geldbaer Juli 9, 2008 · bearbeitet Juli 9, 2008 von geldbaer Danke, leinad! Dann lass uns hoffen, dass wir noch lange leben (und reich bleiben) und dass das nächste Kartenhaus erst nach unserem Tod zusammenbricht.... Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Boersifant Juli 9, 2008 Danke, leinad! Dann lass uns hoffen, dass wir noch lange leben (und reich bleiben) und dass das nächste Kartenhaus erst nach unserem Tod zusammenbricht.... Warum? Du kaufst doch aktive Fonds und die sehen ja bekanntlich zusammenstürzende Kartenhäuser voraus und machen damit eine Menge Geld. Dafür sind sie aber natürlich gerechtfertigterweise auch teurer, denn nur Hauptschüler kaufen günstige Fonds. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
leinad Juli 10, 2008 · bearbeitet Juli 10, 2008 von leinad Wenn für Ratings von den gerateten bezahlt wird, dann kann man darauf natürlich absolut nix geben. Merkel meinte ja vor kurzem, dass sie europäische Ratingagenturen die unter europäischer Kontrolle stehen einführen will. Das wäre auf den ersten Blick gar keine so dumme Idee, nur ob die dann dauerhaft besser sind ist die Frage. Wenns ums Geld geht wird immer irgendwo jemand schwach, das ist nunmal zu menschlich. Da hilft eben nur Abschreckung durch extreme Bestrafung. Generell Lebenslänglich Zuchthaus für den der erwischt wird. Aber da waren die Europäer schon immer wesentlich weicher als die Amis. Man muß sich nur den Fall Zumwinkel anschauen. Wäre unsereiner bei sowas erwischt worden, wäre er im Gefängnis vergammelt oder würde eine Strafe zahlen müssen, dass seine Existenz im Eimer wäre. Zumwinkel bezahlt das aus der Portokasse und lacht sich noch einen dabei über uns. Daher hat Merkels Ansinnen meiner Meinung nach auch gar keinen Sinn. Gruss leinad Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
supertobs Juli 10, 2008 · bearbeitet Juli 10, 2008 von supertobs Warum? Du kaufst doch aktive Fonds und die sehen ja bekanntlich zusammenstürzende Kartenhäuser voraus und machen damit eine Menge Geld. Dafür sind sie aber natürlich gerechtfertigterweise auch teurer, denn nur Hauptschüler kaufen günstige Fonds. Ja, das waren doch die ALDI-Produkte ... Hier was zum Thema selbst: http://de.wikipedia.org/wiki/Collateralized_Debt_Obligation Gab/Gibt es für CDOs überhaupt investierbare Produkte für Privatanleger? Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
leinad Juli 10, 2008 Ja, das waren doch die ALDI-Produkte ... Hier was zum Thema selbst: http://de.wikipedia.org/wiki/Collateralized_Debt_Obligation Gab/Gibt es für CDOs überhaupt investierbare Produkte für Privatanleger? Das ist nur das wo sie erwischt wurden. Glaubst du im Ernst dass das bei anderen Ratings anders läuft ? Ich glaub jedenfalls nicht mehr an den Weihnachtsmann............... Gruss leinad Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
eurofetischist Juli 10, 2008 es war doch schon immer so wessen Brot ich ess, dessen Lied ich sing daher ist auch klar, das die ratingagenturen die "meinung des hauses" zu vertreten haben. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag