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klausk

Neue Regeln im Finanzbereich?

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klausk
· bearbeitet von klausk

Im US-Kongress ist das Gerangel um neue Regeln für die Finanzindustrie, wie alle anderen Themen auch, schon vom Wahlkampf für die Zwischenwahlen im November bestimmt. Das sollte die Republikaner davon abhalten, in eine komplette Verweigerungshaltung -- wie bei der Krankenversicherung -- zu verfallen. Sie erkennen, dass die Wähler sie wie ungezogene Kinder in die Trotzecke stellen könnten. Ebenfalls nicht zu unrecht könnten sie in allzu inniger Verbindung mit Wall Street gesehen werden. Wall Street hat im Wahlvolk nach wie vor schlechte Karten.

 

Die deutschen Medien tun sich manchmal ein bisschen schwer, englische Begriffe zu übersetzen. Heute ist es wieder mal der Zerr-Spiegel, der schreibt: "Die Senatsvorlage sieht den Angaben zufolge vor, dass Aktionäre zumindest beratend eine Mitsprache bei der Bezahlung von Managern haben und zudem eigene Kandidaten für Vorstandsposten nominieren können" und sich dabei auf die New York Times beruft. Die hatte korrekt geschrieben, "The bill would revamp governance of public companies, empowering shareholders to have advisory votes on executive pay and to nominate directors through company-issued proxy ballots."

 

Der Übersetzungsfehler: In amerikanischen Firmen sind mit "directors" nicht Vorstandsmitglieder gemeint sondern Mitglieder des Aufsichtsrats (Aufsichtsrat = Board of Directors). Die werden zwar von den Aktionären "gewählt", allerdings werden die Kandidaten nahezu überall vom Vorstand nominiert. Genau wie in der DDR, wo die "Wähler" nur noch zustimmen oder einzelne Kandidaten ablehnen durften. Aktionäre wollen selbst Kandidaten benennen können, die der Vorstand dann auf den Wahlzettel ("Proxy") setzen muss.

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Reigning Lorelai

Im US-Kongress ist das Gerangel um neue Regeln für die Finanzindustrie, wie alle anderen Themen auch, schon vom Wahlkampf für die Zwischenwahlen im November bestimmt. Das sollte die Republikaner davon abhalten, in eine komplette Verweigerungshaltung -- wie bei der Krankenversicherung -- zu verfallen. Sie erkennen, dass die Wähler sie wie ungezogene Kinder in die Trotzecke stellen könnten. Ebenfalls nicht zu unrecht könnten sie in allzu inniger Verbindung mit Wall Street gesehen werden. Wall Street hat im Wahlvolk nach wie vor schlechte Karten.

 

Die deutschen Medien tun sich manchmal ein bisschen schwer, englische Begriffe zu übersetzen. Heute ist es wieder mal der Zerr-Spiegel, der schreibt: "Die Senatsvorlage sieht den Angaben zufolge vor, dass Aktionäre zumindest beratend eine Mitsprache bei der Bezahlung von Managern haben und zudem eigene Kandidaten für Vorstandsposten nominieren können" und sich dabei auf die New York Times beruft. Die hatte korrekt geschrieben, "The bill would revamp governance of public companies, empowering shareholders to have advisory votes on executive pay and to nominate directors through company-issued proxy ballots."

 

Der Übersetzungsfehler: In amerikanischen Firmen sind mit "directors" nicht Vorstandsmitglieder gemeint sondern Mitglieder des Aufsichtsrats (Aufsichtsrat = Board of Directors). Die werden zwar von den Aktionären "gewählt", allerdings werden die Kandidaten nahezu überall vom Vorstand nominiert. Genau wie in der DDR, wo die "Wähler" nur noch zustimmen oder einzelne Kandidaten ablehnen durften. Aktionäre wollen selbst Kandidaten benennen können, die der Vorstand dann auf den Wahlzettel ("Proxy") setzen muss.

:thumbsup:

An welche Regeln denkst du im Finanzbereich?

 

Ich persönlich habe meine Zweifel dass die Republikaner ihre destruktive Haltung aufgeben werden.

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klausk

An welche Regeln denkst du im Finanzbereich?

Die Themenbereiche werden schon seit langem besprochen. Es gibt viel zu tun:

Gewinnchancen und Verlustrisiken so zu balancieren, dass nicht mehr Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert werden.

Moral Hazards und "too big to fail" zu addressieren.

CDSs und ähnliche Derivative nicht mehr per e-mail und Telefon sondern über Börsen/Clearingstellen handeln zu lassen und so mehr Transparenz herzustellen.

CDS-Verkäufer, die ja wie Versicherer handeln, auch den Regeln zu unterwerfen, die für Versicherungen gelten.

"Naked CDSs" wenn nicht zu verbieten, dann aber wenigstens transparent zu machen; es mag ja legitime Gründe dafür zu geben.

Rating-Agenturen zu reformieren, damit ihre Produktratings nicht mehr unmittelbar von den Anbietern eben jener Produkte bezahlt werden.

Verbraucherschutz auf Finanzprodukte auszuweiten.

Den Einfluss von Wall Street auf die Federal Reserve zu vermindern (Beispiel: Jamie Dimon, CEO von J.P.Morgan, sitzt im Board der New York Federal Reserve, die wiederum traditionell eine Sonderstellung unter den zwölf Fed-Distrikten hat und im Federal Open Market Committee über Geld und Zinsen bestimmt).

Die derzeit zersplitterte Bankenaufsicht neu zu ordnen.

 

Lesenswert: http://www.nytimes.com/2010/03/15/business/15regulate.html?adxnnl=1&hpw=&adxnnlx=1268665337-rrraXDN3ESdiFV+35Khc0A

 

Ich persönlich habe meine Zweifel dass die Republikaner ihre destruktive Haltung aufgeben werden.

Das ist ein Thema für sich. Muss man im Zusammenhang mit dem "tea party"-Syndrom sehen. Die Tea-Party könnte den Reps einen durchschlagenden Erfolg bescheren, könnte aber auch zum Bumerang werden und die Partei entweder spalten oder ihre Totalverweigerung als das ausweisen, was sie ist: kleingeistig, egoistisch und antidemokratisch. Schlimmstenfalls stelle ich mir vor, dass das böse Wort von Opa Reagan ("Government is not the solution, Government is the problem") ähnliche Auswirkungen haben könnte wie die Nazi-Pöbeleien vor der Machtübernahme, die den Reichstag als Quasselbude diffamierten.

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Nimbus

Es ist wie immer: viel lärm um nichts. man nehme nur mal folgenden gesetzesvorschlag: http://finance.yahoo.com/news/Dodd-unveils-sweeping-apf-4161996302.html?x=0&sec=topStories&pos=main&asset=&ccode=

 

dieses gremium könnte dann folgendes:

 

--Place large, interconnected financial institutions such as insurance conglomerate American International Group under the supervision of the Federal Reserve.

 

--Approve the break up of large complex companies if they pose a "grave threat" to the to the nation's financial system.

 

Such actions would require a two-thirds vote of the council.

 

aha, also zu große unternehmen, die gefährlich werden können, könnten aufgespalten werden. problem: es braucht eine 2/3 mehrheit des kongresses und die 9 mitglieder des rates müssen ja auch einer meinung sein.

 

würde in guten zeiten, in denen die violinen spielen, jemand auf die idee kommen ein großes unternehmen berge risiken? ist da irgendeiner von dem politikerpack drauf gekommen? nein, denn sie haben keinerlei vorstellungsvermögen. und dann müssten ja 2/3 der politiker davon überzeugt werden, dass ein großes, gesundes unternehmen u.U. gefährlich werden könnte. da es aber nur 10-20% harte gibt, die sich einen solchen fall vorstellen können, wird in guten zeiten nix passieren.

 

und in schlechten zeiten? tja, wenn der fall "too big to fail" eintritt, ist es sowieso schon zu spät.

 

und vor allem: die 9 mitglieder des gremiums würden natürlich nieeemals bestochen werden, von einem megaunternehmen, das sie aufzuspalten versuchen. nein, sowas gitbs nicht.

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Grumel

Dieser Rechtsaussentraum man müsse nur ein bischen die Größe der Firmen regulieren und dann regelt der markt schon alles führt unweigerlich in die nächste Krise.

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Antonia
· bearbeitet von Antonia

.....

Schlimmstenfalls stelle ich mir vor, dass das böse Wort von Opa Reagan ("Government is not the solution, Government is the problem") ähnliche Auswirkungen haben könnte wie die Nazi-Pöbeleien vor der Machtübernahme, die den Reichstag als Quasselbude diffamierten.

Aber auch nur allerschlimmstenfalls. Ich glaube schon noch an ein tiefes Verständnis von Demokratie bei den Amerikanern - bei den Deutschen war das in der Weimarer Republik nicht so.

 

Zu einer Neuordnung im Finanzbereich: ich glaube nicht mehr daran. Und ich verstehe nicht, warum die Politiker so schlapp sind, die Wähler wären doch auf jeden Fall auf ihrer Seite. Vielleicht würde eine Beschneidung der Banken das ganze fragile Finanzsystem in große Schwierigkeiten bringen.

 

„Wir brauchen eine strenge Aufsicht des ganzen Bankenwesens, der Kredite und der Investitionen, so daß die Spekulation mit dem Geld anderer ein Ende hat und wir brauchen Vorkehrungen für eine adäquate und solide Währung...Die Maßnahmen der Wiederherstellung hängen davon ab, in welchem Maße wir soziale Werte anwenden, die edler sind als monetärer Profit...Die Wiederherstellung jedoch verlangt mehr als nur eine veränderte Ethik. Diese Nation fordert Taten und sofortige Taten. Unsere größte Hauptaufgabe ist es, die Menschen in Arbeit zu bringen...“ Franklin Delano Roosevelt, in seiner ersten Rede als 32. Präsident der USA am 4. März 1933

(entnommen aus dem Querschuss-Blog)

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XYZ99

Kedrosky: Sex! Drugs! (And a Tiny Bit of Off-Balance Sheet Accounting). Frank Partnoy on Off-Balance Sheet Transactions (MMBM) from Roosevelt Institute on Vimeo.

Natürlich wird sich nichts ändern.

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XYZ99
· bearbeitet von XYZ99

Warum nur kann Satire sooo treffend sein!?! ..... Suck on that corporations!

 

Erg: Noch ein denkwürdiges Zitat hier:

post-13604-1269187190,9.png

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Stephan09

In dieser (dreistündigen) Diskussion werden wirkliche gute Denkansätze gebracht. Im rechten Kasten gibt es das Ganze auch in konsumentenfreundlichen Häppchen, die sich lieber auf Multitasking konzentrieren.

Und nicht unbedingt vom Namen abschrecken lassen, die sind u.a. dafür, die Ratinganforderungen in den Baselbestimmungen zu streichen, um dieses Oligopol zu brechen.

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Antonia
· bearbeitet von Antonia

Die Politik braucht Hilfe - sie schafft es alleine nicht, gegen die Banken anzugehen.

 

EU-Abgeordnete gegen Bankenlobby

Hilferuf der Parlamentarier

EU-Parlamentarier sehen die Demokratie in Gefahr. Der Grund ist die Bankenlobby - sie ist einfach zu mächtig. Jetzt sind die Bürger gefordert.

In einem fraktionsübergreifenden Aufruf zeigen sich die Parlamentsmitglieder besorgt über den Einfluss der Bankenlobby, die regelmäßig Gespräche mit den Parlamentariern führe. Grund zur Sorge sei die Tatsache, dass die Einflussnahme der Lobbyisten sehr groß sei und es keine Gegenmeinungen gebe. "Das Ungleichgewicht zwischen dieser Lobby und der Mangel an Gegen-Expertise erscheint uns eine Gefahr für die Demokratie", mahnen die Abgeordneten.

In Bereichen wie dem Umweltschutz gebe es bereits mächtige Nichtregierungsorganisationen (NGO), die einen Gegenpol bilden würden. "Für den Finanzsektor trifft das nicht zu", erklären die Finanzexperten des EU-Parlamentes. ....

Die Bürger seien deswegen aufgerufen, eine oder mehrere schlagkräftige NGOs zu gründen, um der Einflussnahme der Banken entgegenzustehen.

aus:Sueddeutsche

und

"Eine unglaubliche Lobby-Schlacht" Der Grünen-EU-Abgeordnete Sven Giegold über eine einzigartige Initiative.

... Wo tritt die Übermacht der Bankenlobby besonders zutage?

Erst jüngst wieder bei der Richtlinie AIFM, mit der die Investment- und Hedgefonds reguliert werden sollen. Da gab es eine unglaubliche Lobby-Schlacht. Alle Abgeordneten wurden massiv bedrängt, es gab insgesamt 1600 Änderungsanträge zum Vorschlag der EU-Kommission. Von denen hatte die Finanzindustrie rund 900 selbst verfasst. Ein entgegenstehendes progressives Lobbying gab es zu diesen Themen nicht. ...

Lobbyismus gehört zur Demokratie. Natürlich kann man an den Methoden der Lobbyisten einige Kritik üben, doch uns fehlt vor allem das Gegengewicht

aus:Sueddeutsche

 

Also liebe WPF ler - lasst uns aktiv werden!

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molari
"Das Ungleichgewicht zwischen dieser Lobby und der Mangel an Gegen-Expertise erscheint uns eine Gefahr für die Demokratie", mahnen die Abgeordneten.

 

Solange wir nicht bereit sind Experten entsprechend zu bezahlen, werden sie eben ihren Weg vorwiegend zu den Banken finden, das ist ganz natürlich. Jeder Cent den wir für Politik ausgeben, ist aus Sicht der meisten schon ein Cent zu viel. Wundert sich dann wirklich noch irgendwer wenn wir für ein drittklassiges Gehalt nur drittklassige Politiker haben, die die Verantwortung für ganze Staaten tragen sollen?

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ipl
EU-Abgeordnete gegen Bankenlobby

Hilferuf der Parlamentarier

EU-Parlamentarier sehen die Demokratie in Gefahr. Der Grund ist die Bankenlobby - sie ist einfach zu mächtig. Jetzt sind die Bürger gefordert.

In einem fraktionsübergreifenden Aufruf zeigen sich die Parlamentsmitglieder besorgt über den Einfluss der Bankenlobby, die regelmäßig Gespräche mit den Parlamentariern führe. Grund zur Sorge sei die Tatsache, dass die Einflussnahme der Lobbyisten sehr groß sei und es keine Gegenmeinungen gebe. "Das Ungleichgewicht zwischen dieser Lobby und der Mangel an Gegen-Expertise erscheint uns eine Gefahr für die Demokratie", mahnen die Abgeordneten.

In Bereichen wie dem Umweltschutz gebe es bereits mächtige Nichtregierungsorganisationen (NGO), die einen Gegenpol bilden würden. "Für den Finanzsektor trifft das nicht zu", erklären die Finanzexperten des EU-Parlamentes. ....

Die Bürger seien deswegen aufgerufen, eine oder mehrere schlagkräftige NGOs zu gründen, um der Einflussnahme der Banken entgegenzustehen.

aus:Sueddeutsche

und

"Eine unglaubliche Lobby-Schlacht" Der Grünen-EU-Abgeordnete Sven Giegold über eine einzigartige Initiative.

... Wo tritt die Übermacht der Bankenlobby besonders zutage?

Erst jüngst wieder bei der Richtlinie AIFM, mit der die Investment- und Hedgefonds reguliert werden sollen. Da gab es eine unglaubliche Lobby-Schlacht. Alle Abgeordneten wurden massiv bedrängt, es gab insgesamt 1600 Änderungsanträge zum Vorschlag der EU-Kommission. Von denen hatte die Finanzindustrie rund 900 selbst verfasst. Ein entgegenstehendes progressives Lobbying gab es zu diesen Themen nicht. ...

Lobbyismus gehört zur Demokratie. Natürlich kann man an den Methoden der Lobbyisten einige Kritik üben, doch uns fehlt vor allem das Gegengewicht

aus:Sueddeutsche

Übersetzt heißt das von den Parlamentariern:

Hilfe, wir haben keine Ahnung und die Banken haben überzeugende Argumente, um unseren Unsinn zu stoppen. Aber vielleicht fällt sonst noch jemandem irgendwas intelligentes ein?

 

Also liebe WPF ler - lasst uns aktiv werden!

Ich würde lieber bei den Banken aktiv werden und denen bessere Kreditausfallrisikomodelle in die Hand geben. :-

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