Zum Inhalt springen
Melde dich an, um diesem Inhalt zu folgen  
value4never

Globale Schuldenkrise

Empfohlene Beiträge

value4never
· bearbeitet von value4never

Ich beschäftige mich derzeit intensiv mit der globalen Schuldenkrise. Es wird natürlich viel von der Eurokrise gesprochen, aber das Problem betrifft auch die USA, aber vor allem auch Japan. Die wesentliche Literatur auf die ich mich stütze ist Reinhartt & Rogoff: dieses mal ist es anders. Einer der Hauptaussagen des Buches ist, dass ein Schuldenstand zum BIP von mehr als 80% langfristig nicht haltbar ist. Demnach müssten Irland, Portugal, Italien, Belgien, Island und Japan pleite sein (Griechenland sowieso). Die Frage ist allerdings wie sich die Schulden messen und wer die Schulden hält. Das kann einen erheblichen Unterschied machen. Japan liegt bei 200% Staatsschuld/BIP. Wenn man Haushalte und Unternehmen dazu rechnet sind es 470%. Allerdings ist das Land ein Sonderfall weil die Schulden hauptsächlich von den Japanern selbst gehalten werden. Was aber nicht heißt, dass dieses Spiel der Spiele endlos so weiter gehen kann.

 

Eine einfache Sache die ich nicht verstehe ist die Höhe der Schulden insgesamt. Diese müsste ja letzlich mit der globalen Geldmenge korrelieren. Die Geldmenge ist aber nicht in gleichem Maß gewachsen. Außerdem hätte ich gedacht, dass der globale Schuldenstand nicht beliebig wachsen kann. Eine ähnliche Situation hat es in der Geschichte nicht gegeben. Das wird also ein interessantes Experiment. Mich wundert nur wie so viele Entscheidungsträger diesen Sachverhalt so lange ignorieren bzw. weiter fördern konnten. Das ganze Ausmaß ist mir persönlich erst mit der Betrachtung des angehängten Charts klar geworden.

 

Die letzten Tage wurde über die Downgrades von S&P gesprochen. Wenn man die Marktzinsen zugrunde liegt die Ratings etwa 3-5 Grade als schlechter als aktuell. Die Aussagen der Politiker sind also eine wahre Lachnummer. Eins ist sicher: sie werden weiter lügen bis zum wahrscheinlich sehr bitteren Ende. Mich wundert, dass es diesbezüglich noch keine wirklichen Proteste gab. Die Proteste richteten sich bisher gegen die Banken und die achso-bösen Spekulanten. Die wahren Spekulanten sind finde ich die Eurokraten und Politiker die immer neue Schutzwälle fordern die doch stark an die strukturierten Hypothekenprodukte von 2007 erinnern. Bei dem ganzen kann einem nur schwindelig werden. George Soros hat inzwischen die Euro-Krise als unlösbar bezeichnet.

 

post-20402-0-89983600-1326746349_thumb.png

 

Weitere Daten:

http://www.gfmag.com...l#axzz1jerPYtr3

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Ca$hflow

Die Geldmenge ist aber nicht in gleichem Maß gewachsen. Außerdem hätte ich gedacht, dass der globale Schuldenstand nicht beliebig wachsen kann. Eine ähnliche Situation hat es in der Geschichte nicht gegeben.

Welche meinst du denn genau?

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
value4never

Die Geldmenge aller Zentralbanken, von Wechselkursen einmal abgesehen. Ich vergleiche die Situation mit der von Frankreich, als John Law die erste Zentralbank eingeführt hatte und Ludwig der XV Geld gedruckt hat um seine Schulden zu inflationieren. Die Zentralbank hat sich eigentlich nicht nur um die Geldmenge zu kümmern, sondern die Schulden im System bzw. Leverage. Sie steuert aber nur die Geldmenge. Wie kann es sein, dass 350% des BIPs als Schulden verbrieft sind? Das heißt am Ende, dass man heute Resourcen verbraucht, die einem morgen nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Welt lebt gewißermaßen auf Pump. Das ist als ob in einer Argrarwirtschaft alle Weizen verbraucht würden, und man dann plötzlich feststellt, dass es nicht genug für die nächsten Winter gibt, weil man sich sozusagen verrechnet hat. Aber im Prinzip sind das sowieso Luxusprobleme im Vergleich zur echten Nahrungsnot. hmm...

 

So sieht die Situation aus, wenn man die gesamten Schulden zusammenrechnet. Man kann sich recht einfach ausrechnen, welche Länder Pleite gehen, was das aber in der Konsequenz heißt bleibt mal dahingestellt. Es hat noch kein Land sich von mehr als 100% (debt/GDP) erholt ohne Restrukturierung.

 

post-20402-0-20749400-1326755110_thumb.png

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Ca$hflow

Die Geldmenge aller Zentralbanken, von Wechselkursen einmal abgesehen. Ich vergleiche die Situation mit der von Frankreich, als John Law die erste Zentralbank eingeführt hatte und Ludwig der XV Geld gedruckt hat um seine Schulden zu inflationieren. Die Zentralbank hat sich eigentlich nicht nur um die Geldmenge zu kümmern, sondern die Schulden im System bzw. Leverage. Sie steuert aber nur die Geldmenge. Wie kann es sein, dass 350% des BIPs als Schulden verbrieft sind? Das heißt am Ende, dass man heute Resourcen verbraucht, die einem morgen nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Welt lebt gewißermaßen auf Pump. Das ist als ob in einer Argrarwirtschaft alle Weizen verbraucht würden, und man dann plötzlich feststellt, dass es nicht genug für die nächsten Winter gibt, weil man sich sozusagen verrechnet hat. Aber im Prinzip sind das sowieso Luxusprobleme im Vergleich zur echten Nahrungsnot. hmm...

 

So sieht die Situation aus, wenn man die gesamten Schulden zusammenrechnet. Man kann sich recht einfach ausrechnen, welche Länder Pleite gehen, was das aber in der Konsequenz heißt bleibt mal dahingestellt. Es hat noch kein Land sich von mehr als 100% (debt/GDP) erholt ohne Restrukturierung.

 

Die Thesen mögen ja richtig sein, aber was bringt dir die alleinige Betrachtung der Geldmenge aller Zentralbanken? Die Geldmenge der Zentralbanken, die du aus den Bilanzen entnehmen kannst ist die Geldbasis (M0). Die Geldbasis setzt sich aus den im Umlauf befindenden Geldnoten und Münzen bei den Nicht-Banken zusammen (also tatsächlich auch gedruckte Noten und gepresste Münzen) sowie aus den Reserven (Mindestreserven + Überschussreserven).

Die Geldmenge der Sichtguthaben bzw. der Einlagen, die in Form eines Kredits an einen Kunden weitergegeben werden, finden sich erst in M1 wieder.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
WOVA1

Die Geldmenge aller Zentralbanken, von Wechselkursen einmal abgesehen. Ich vergleiche die Situation mit der von Frankreich, als John Law die erste Zentralbank eingeführt hatte und Ludwig der XV Geld gedruckt hat um seine Schulden zu inflationieren. Die Zentralbank hat sich eigentlich nicht nur um die Geldmenge zu kümmern, sondern die Schulden im System bzw. Leverage. Sie steuert aber nur die Geldmenge. Wie kann es sein, dass 350% des BIPs als Schulden verbrieft sind? Das heißt am Ende, dass man heute Resourcen verbraucht, die einem morgen nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Welt lebt gewißermaßen auf Pump. Das ist als ob in einer Argrarwirtschaft alle Weizen verbraucht würden, und man dann plötzlich feststellt, dass es nicht genug für die nächsten Winter gibt, weil man sich sozusagen verrechnet hat. Aber im Prinzip sind das sowieso Luxusprobleme im Vergleich zur echten Nahrungsnot. hmm...

 

So sieht die Situation aus, wenn man die gesamten Schulden zusammenrechnet. Man kann sich recht einfach ausrechnen, welche Länder Pleite gehen, was das aber in der Konsequenz heißt bleibt mal dahingestellt. Es hat noch kein Land sich von mehr als 100% (debt/GDP) erholt ohne Restrukturierung.

 

Gibt's eigentlich eine ähnlich nette Übersicht über die Gläubigerseite - wie sich da die Guthaben nach Gläubigergruppen

und Staaten verteilen ? Eigentlich müsste da ja in der Summe (nicht in Anteilen am GDP) das gleiche herauskommen -

sonst hätte jemand einen Finanzierungsdeal mit den kleinen grünen Männchen von Vega gemacht :) .

 

Ich vermute mal, das bei einer Übersicht der Gläuigerseite Staaten wie Norwegen, Saudi-Arabien etc mit ihren

Öl - gespeisten Zukunftsfonds ziemlich weit oben stehen (?)

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
value4never
· bearbeitet von value4never

Die Thesen mögen ja richtig sein, aber was bringt dir die alleinige Betrachtung der Geldmenge aller Zentralbanken?[...] Die Geldmenge der Sichtguthaben bzw. der Einlagen, die in Form eines Kredits an einen Kunden weitergegeben werden, finden sich erst in M1 wieder.

 

Ja, ich meine eine Gelddefinition die Kredite umfasst. Mehr Kredite in der Welt heißt es gibt mehr Geld in der Welt. Und diese Geldmenge sollte ja eigentlich kontrolliert werden. Meine These ist also, dass es quasi verstecke Inflation gibt, eben in Form von ausuferenden Krediten. Ob man das so sagen kann werde ich noch rausfinden müssen. Es ist die Frage inwiefern Lehrwerke der Ökonomie neu geschrieben werden müssen. Ich gebe auf die Standard-Bücher, die meist Neo-Klassisch geprägt sind, ohnehin sehr wenig. Ich habe zum Teil Volkswirtschaft studiert und denke eigentlich müsste ich die Universität auf Schadensersatz verklagen für so eine sinnlose Indoktrination. Welcher Student hat mal Smith, Keynes, Marx, Friedman im orginal gelesen? Keiner, inklusive deren Professoren. Der Zustand der "Wissenschaft", besonders auch in Deutschland ist ziemlich skandalös. Ich denke es gibt einen starken Zusammenhang mit der globalen Krise. Zum Beispiel haben Greenspan und Bernanke offensichtlich sehr große Fehler gemacht, weil sie zu sehr ein paar simplen Theorien geglaubt haben. Bernanke operiert anhand der Phillips-Kurve, was ich für fundamental falsch halte. Aber der Professor muss es ja wissen... Mankiw hat sogar argumentiert man müsste die Zinsen deutlich unter Null bringen. Aber dass höhere Zinsen zu mehr Sparen führt liest man nirgendwo. Die Schuldenblase der Staaten wurde also durch die schlechte Politik der US Zentralbank gefördert. Und jetzt funktioniert diese absurde Politik eben nicht mehr. Minsky hat auf diese Sachen sehr früh bereits in den 70er hingewiesen.

 

Gibt's eigentlich eine ähnlich nette Übersicht über die Gläubigerseite - wie sich da die Guthaben nach Gläubigergruppen

und Staaten verteilen ? Eigentlich müsste da ja in der Summe (nicht in Anteilen am GDP) das gleiche herauskommen -

 

Sehr guter Punkt. Die sogenannten Sovereign Wealth Funds halten einen Teil der US-Schulden. Sie sind in der Summe nicht so groß wie die direkten Vermögen der Staaten. Große SWFs sind die in Norwegen und Singapur. China und Japan managen das Geld direkt. Es wird oft behauptet, dass China so viel Geld auf der hohen Kante hätte, aber das sind letztlich nur Beträge die noch nicht genettet wurden. Netto hat China gar nicht so viel Cash. Für die Japaner gilt das umso mehr. Richtig reich sind die Staaten Norwegen, Singapur und Hongkong, sowie einige Öl-Länder. Man muss sich also auch die Verteilung des Vermögens anschauen. Ich weiß nicht ob man so einfach Statistiken dazu bekommt. Quellen sind typischerweise IMF, Weltbank, BIS und OECD.

 

Ich habe mal ein Chart angefügt. Ich bin mir nicht sicher warum die Fed und die Regierung selber genannt wird. Das müsste man noch bereinigen. Ausländischer Schuldner machen meiner Erinnerung nach 70% aus. In Europa sieht das anders aus. Da werde ich die Daten mal suchen.

 

post-20402-0-58485900-1326804110_thumb.gif

 

Infos der Treasury direkt: http://www.treasury.gov/resource-center/data-chart-center/tic/Documents/mfh.txt

 

Wenn es also zu einer Umstrukturierung der Schulden kommt, werden offenbar viele Leute viel Geld verlieren. Die Frage ist wer das sein wird. In den USA kann man gut beobachten wie das läuft. Am Militär wird kaum gekürzt und das steht auch nicht zur Debatte. Der Militär-Industrie-Komplex wird also schön weiter verdienen, wenn es nicht zu einer Art Revolution kommt. Das hat die OW Bewegung schon ziemlich gut erkannt, dass es keinen normalen politischen Weg gibt. Auf internationaler Ebene wird die Restrukturierung sehr kompliziert. Früher wurde so etwas durch die Krieg geregelt, aber in diesem Kampf sind die Fronten nicht klar.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
Sebastian

Ich würde eher auf Krieg setzen. So geldgierig wie die Menschen sind kann ich mir eine friedliche Umverteilung nicht vorstellen.

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag
RED-BARON

Ich habe zum Teil Volkswirtschaft studiert und denke eigentlich müsste ich die Universität auf Schadensersatz verklagen für so eine sinnlose Indoktrination.

 

Tja, ... vll. solltest Du Dich besser der Klage gegen die Bundesbank anschließen, die derzeit im Gange ist :w00t:

 

Dir wurde übrigens nichts falsches vom Prof. erzählt, nur beim letzten Kapitel - "Der Reset" warst abwesend :lol:

Diesen Beitrag teilen


Link zum Beitrag

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde dich hier an.

Jetzt anmelden
Melde dich an, um diesem Inhalt zu folgen  

×
×
  • Neu erstellen...