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Stefan1967

Fragen eines Neulings

Empfohlene Beiträge

Stefan1967

Hallo,

 

 

als Options-Neuling beschäftige ich mich seit. ca. 2 Monaten mit dem Thema, habe aber noch einge Verständnisfragen, die mit die Profis hier sicher leicht beantworten

 

können. Bitte um Nachsicht für die vielleicht naiven Fragen, aber das Thema ist an sich gegenüber dem reinen Aktien- oder CFD-Handel doch etwas komplexer zu verstehen.

 

Meine Fragen betreffen hauptsächlich die Zuteilung bei Ausübung einer Option.

 

Verstehe ich das richtig, wenn z.B. mein Nachbar und ich den gleichen short Call auf Underlying verkauft haben und die Option (weil sie aus welchen Gründen auch immer

 

ITM gelaufen ist) von Käufer oder vom System ausgeübt wird, dann durch Zufallsprinzip quasi ausgelost wird, wer (z.B. mein Nachbar oder ich) das Underlying verkaufen

 

muss?

 

Ich verstehe hier den Zusammenhang noch nicht, da Optionen, die ITM sind ja scheinbar vom System automatisch ausgübt werden (so habe ich es zumindestens verstanden)

 

müsste da nicht jeder Verkäufer automatisch zur Bereitstellung des Underlyings verpflichtet sein?

 

Kann es weiters Konstellationen geben, durch die man bei Ausübug einer Option auf Commodities (nehmen wir Crude OIL als Beispiel) auch physisch liefern bzw. kaufen

 

muss? (Es geht einem als Neuling unweigerlich der Gedanke durch den Kopf, dass plötzlich 10 Tankwägen mit Crude OIL in der Gasse vor dem Haus stehen, weil man z.B. die

 

Glattstellung einer Option aus welchen Gründen auch immer nicht durchführen konnte....).

 

Warum kann es für den Besitzer einer Call Option (amerikanisches Modell) ein Vorteil sein eine Option nicht auszuüben, sobald die Option ITM ist? Es wird hier immer auf den Zeitwert Bezug genommen, aber da dieser mit jedem Tag abnimmt läuft das ja gegen den Besitzer der Option oder? Zu warten bis die OPtion ausläuft und dann auszuüben bringt dann für mich augenscheinlich keinen Vorteil, da ohnehin nur der innere Wert der Option übrig bleibt?

 

 

Vielen lieben Danke für das Licht ins Dunkle!

 

lg

stefan

 

 

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etherial

Verstehe ich das richtig, wenn z.B. mein Nachbar und ich den gleichen short Call auf Underlying verkauft haben und die Option (weil sie aus welchen Gründen auch immer ITM gelaufen ist) von Käufer oder vom System ausgeübt wird, dann durch Zufallsprinzip quasi ausgelost wird, wer (z.B. mein Nachbar oder ich) das Underlying verkaufen muss?

 

Ja und nein.

 

Ja, weil immer wenn eine Option ausgeübt wird tatsächlich der Zufall darüber entscheidet wessen Short-Option ausgeübt wird.

 

Nein, weil Optionen währen der Laufzeit sehr selten ausgeübt werden (verkaufen ist fast immer lukrativer). Am Ende der Laufzeit werden ITM-Optionen hingegen praktisch immer ausgeübt und dann wird praktisch jede Short-Option ausgeübt.

 

Ich verstehe hier den Zusammenhang noch nicht, da Optionen, die ITM sind ja scheinbar vom System automatisch ausgübt werden (so habe ich es zumindestens verstanden) müsste da nicht jeder Verkäufer automatisch zur Bereitstellung des Underlyings verpflichtet sein?

 

Automatische Ausübung ist vermutlich ein Service des Brokers (der sonst nur Scherereien hat). Aber ja, grundsätzlich sollte jeder Stillhalter sich darauf einstellen liefern zu müssen.

 

Kann es weiters Konstellationen geben, durch die man bei Ausübug einer Option auf Commodities (nehmen wir Crude OIL als Beispiel) auch physisch liefern bzw. kaufen muss?

 

Wie die Option beglichen wird steht in den Kontraktspezifikationen. Physische Lieferung noch nichtliquiden Werten ist für mich inakzeptabel. Ich glaube auch, dass es bei Rohstoffen generell unüblich ist. Bei Aktien/ETFs ist es hingegen die Regel.

 

Warum kann es für den Besitzer einer Call Option (amerikanisches Modell) ein Vorteil sein eine Option nicht auszuüben, sobald die Option ITM ist?

 

Wenn man eine Option ausübt, erhält man ihren inneren Wert (d.h. die Differenz aus aktuellem Kurs des Underlyings und Basispreis)

Wenn man eine Option verkauft, erhält man den Kurs an der Terminbörse. Der ist während der Laufzeit fast immer höher. Die Differenz zwischen Kurs und innerem Wert nennt man Zeitwert (mit dem Gedanken, dass sich der Stillhalter das Risiko der Restlaufzeit damit prämieren lässt).

 

Es mag schon Sinn machen, seine Option vorzeitig loszuwerden. Nur wenn man clever ist, übt man sie nicht aus, sondern verkauft sie ;)

 

Es wird hier immer auf den Zeitwert Bezug genommen, aber da dieser mit jedem Tag abnimmt läuft das ja gegen den Besitzer der Option oder? Zu warten bis die OPtion ausläuft und dann auszuüben bringt dann für mich augenscheinlich keinen Vorteil, da ohnehin nur der innere Wert der Option übrig bleibt?

 

Man erhält bei Ausübung immer nur den Inneren Wert, sowohl während der Laufzeit, als auch bei Laufzeitende. Halten einer Option macht demnach nur dann sinn, wenn man davon ausgeht, dass der Innere Wert noch ansteigt. Wer die Zukunft anders sieht sollte verkaufen (weil er dann eben den Zeitwert zusätzlich zum innereren Wert erhält).

 

Mir hat sich der Sinn des Zeitwerts auch erst erschlossen, als ich mich mit Optionpreistheorie beschäftigt habe. Der Zeitwert ist an sich nichts anderes als die Risikoprämie für den Stillhalter einer Option. Dessen Gewinn ist ja begrenzt, sein Verlust aber potentiell unendlich. Für so ein Risiko muss man eben auch angemessen entschädigt werden.

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Stefan1967

Verstehe ich das richtig, wenn z.B. mein Nachbar und ich den gleichen short Call auf Underlying verkauft haben und die Option (weil sie aus welchen Gründen auch immer ITM gelaufen ist) von Käufer oder vom System ausgeübt wird, dann durch Zufallsprinzip quasi ausgelost wird, wer (z.B. mein Nachbar oder ich) das Underlying verkaufen muss?

 

Ja und nein.

 

Ja, weil immer wenn eine Option ausgeübt wird tatsächlich der Zufall darüber entscheidet wessen Short-Option ausgeübt wird.

 

Nein, weil Optionen währen der Laufzeit sehr selten ausgeübt werden (verkaufen ist fast immer lukrativer). Am Ende der Laufzeit werden ITM-Optionen hingegen praktisch immer ausgeübt und dann wird praktisch jede Short-Option ausgeübt.

 

Ich verstehe hier den Zusammenhang noch nicht, da Optionen, die ITM sind ja scheinbar vom System automatisch ausgübt werden (so habe ich es zumindestens verstanden) müsste da nicht jeder Verkäufer automatisch zur Bereitstellung des Underlyings verpflichtet sein?

 

Automatische Ausübung ist vermutlich ein Service des Brokers (der sonst nur Scherereien hat). Aber ja, grundsätzlich sollte jeder Stillhalter sich darauf einstellen liefern zu müssen.

 

Kann es weiters Konstellationen geben, durch die man bei Ausübug einer Option auf Commodities (nehmen wir Crude OIL als Beispiel) auch physisch liefern bzw. kaufen muss?

 

Wie die Option beglichen wird steht in den Kontraktspezifikationen. Physische Lieferung noch nichtliquiden Werten ist für mich inakzeptabel. Ich glaube auch, dass es bei Rohstoffen generell unüblich ist. Bei Aktien/ETFs ist es hingegen die Regel.

 

Warum kann es für den Besitzer einer Call Option (amerikanisches Modell) ein Vorteil sein eine Option nicht auszuüben, sobald die Option ITM ist?

 

Wenn man eine Option ausübt, erhält man ihren inneren Wert (d.h. die Differenz aus aktuellem Kurs des Underlyings und Basispreis)

Wenn man eine Option verkauft, erhält man den Kurs an der Terminbörse. Der ist während der Laufzeit fast immer höher. Die Differenz zwischen Kurs und innerem Wert nennt man Zeitwert (mit dem Gedanken, dass sich der Stillhalter das Risiko der Restlaufzeit damit prämieren lässt).

 

Es mag schon Sinn machen, seine Option vorzeitig loszuwerden. Nur wenn man clever ist, übt man sie nicht aus, sondern verkauft sie ;)

 

Es wird hier immer auf den Zeitwert Bezug genommen, aber da dieser mit jedem Tag abnimmt läuft das ja gegen den Besitzer der Option oder? Zu warten bis die OPtion ausläuft und dann auszuüben bringt dann für mich augenscheinlich keinen Vorteil, da ohnehin nur der innere Wert der Option übrig bleibt?

 

Man erhält bei Ausübung immer nur den Inneren Wert, sowohl während der Laufzeit, als auch bei Laufzeitende. Halten einer Option macht demnach nur dann sinn, wenn man davon ausgeht, dass der Innere Wert noch ansteigt. Wer die Zukunft anders sieht sollte verkaufen (weil er dann eben den Zeitwert zusätzlich zum innereren Wert erhält).

 

Mir hat sich der Sinn des Zeitwerts auch erst erschlossen, als ich mich mit Optionpreistheorie beschäftigt habe. Der Zeitwert ist an sich nichts anderes als die Risikoprämie für den Stillhalter einer Option. Dessen Gewinn ist ja begrenzt, sein Verlust aber potentiell unendlich. Für so ein Risiko muss man eben auch angemessen entschädigt werden.

 

Vielen Dank für die guten Erklärungen!

 

lg

 

stefan

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klausk
· bearbeitet von klausk

Sehr gute Erklärungen, etherial! Nur eine Klarstellung:

 

Verstehe ich das richtig, wenn z.B. mein Nachbar und ich den gleichen short Call auf Underlying verkauft haben und die Option (weil sie aus welchen Gründen auch immer ITM gelaufen ist) von Käufer oder vom System ausgeübt wird, dann durch Zufallsprinzip quasi ausgelost wird, wer (z.B. mein Nachbar oder ich) das Underlying verkaufen muss?

 

Ja und nein.

 

Ja, weil immer wenn eine Option ausgeübt wird tatsächlich der Zufall darüber entscheidet wessen Short-Option ausgeübt wird.

Die Optionsbörsen geben die Regeln vor. Im Fall der USA übernimmt die DTCC die Abrechnung. Sie hält nach, wer long und wer short ist, und regelt auch per Lotterie die Zuteilung von Ausübungen an die einzelnen Broker, die dann wiederum, ebenfalls per Lotterie, die Zuteilung an ihre Kunden vornehmen. Aus DTCC-Sicht existieren wir gar nicht.

 

Ich verstehe hier den Zusammenhang noch nicht, da Optionen, die ITM sind ja scheinbar vom System automatisch ausgübt werden (so habe ich es zumindestens verstanden) müsste da nicht jeder Verkäufer automatisch zur Bereitstellung des Underlyings verpflichtet sein?

Automatische Ausübung ist vermutlich ein Service des Brokers (der sonst nur Scherereien hat). Aber ja, grundsätzlich sollte jeder Stillhalter sich darauf einstellen liefern zu müssen.

Wer short ist, muß IMMER damit rechnen, liefern bzw. abnehmen zu müssen. Deshalb die Margin. Deshalb ist auch die automatische Ausübung kein Service des Brokers, sondern eine Vorgabe der DTCC.

 

Warum kann es für den Besitzer einer Call Option (amerikanisches Modell) ein Vorteil sein eine Option nicht auszuüben, sobald die Option ITM ist?

Es mag Konstellationen geben, in denen Nichtausüben Sinn macht. Mir fällt allerdings keine ein.

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bb_florian

Warum kann es für den Besitzer einer Call Option (amerikanisches Modell) ein Vorteil sein eine Option nicht auszuüben, sobald die Option ITM ist?

Es mag Konstellationen geben, in denen Nichtausüben Sinn macht. Mir fällt allerdings keine ein.

 

Transaktionskosten / Impact / Steuern (Frankreich!), wenn die Option nur knapp im Geld ist.

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