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Gromit

Technische Frage Waehrungsumstellung

Empfohlene Beiträge

Gromit
· bearbeitet von Gromit

Ich habe mir in letzter Zeit aufgrund der Probleme in Zypern einige Gedanken zu Waehrungsumstellungen gemacht, leider gibt es ein paar Punkte die ich nicht richtig bewerten kann und zu denen ich auch nichts hier im Forum oder im Internet allgemein finden konnte.

 

Vorweg: Ich wuerde mir wuenschen, dass es hier nicht darum geht, ob ein Land den Euro verlassen wird oder ob es dies tun sollte. Auch die oekonomischen Aspekte (Gewinner, Verlierer) sind mir hier nicht wichtig. Ich persoenlich hoffe nicht auf einen Niedergang der Gemeinschaftswaehrung, interessiere mich aber trotzdem fuer folgende technische Fragen.

 

 

Was mir einigermassen klar ist:

Fall sich ein kleines, wenig wettbewerbsfaehiges Land entschliessen sollte den Euro zu verlassen, so wuerde es dies tun um schliesslich abwerten zu koennen. Diese Abwertungserwartung wuerde dazu fuehren, dass man Sparguthaben ueberraschend und zwangsweise umstellen muesste. Bargeld wuerden die Leute vermutlich erstmal nicht wechseln.

Eventuell braucht man Kapitalverkehrskontrollen um einen zu grossen Abfluss (von den Konten) zu vermeiden, falls die Plaene oeffentlich diskutiert werden.

 

Was mir unklar ist:

Falls aber Deutschland sich entscheiden sollte, den Euro zu verlassen, waehrend andere Laender den Euro weiterhin behalten, wie koennte man eine Umstellung dann ueberhaupt bewerkstelligen?

 

Eine anschliessende Aufwertung der neuen Waehrung waere ja praktisch sicher. Sagen wir mal die Bundesbank erschafft eine neue Waehrung und legt einen Umtauschkurs zum Euro von 1:1 fest. Loehne, Vertraege, Bankguthaben (von Deutschen Staatsbuergern? oder eher von in Deutschland liegenden Konten?) koennte man einfach sofort umstellen, aber wie verhindert man dass halb Resteuropa auch sein Geld tauscht? Die BB muesste ja wohl innerhalb einer gewissen Frist einen festen Wechselkurs anbieten, zu dem man Bargeld noch tauschen kann. Da Resteuropa aber weiterhin Euros drucken kann, gibt es theoretisch unbegrenzt Bargeld welches die Europaer tauschen werden wollen. Der Marktwert der neuen Waehrung wird ja vermutlich innerhalb kuerzester Zeit oberhalb des offiziellen Tauschkurses liegen.

 

Liege ich richtig, dass es nicht moeglich ist, dass die BB gleich von vornherein einen Wechselkurs festlegen kann, der so hoch ist, dass keine Aufwertung mehr noetig ist? Auch wenn im obigen Beispiel 1:2 oder 1:10 stuende, wuerde dies nichts veraendern, oder?

Andernfalls braeuchten wir eventuell auf Kapitalverkehrskontrollen gegen zu viel Euroeinfuhr?

 

Uebersehe ich etwas?

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Laser12

Was mir unklar ist:

Falls aber Deutschland sich entscheiden sollte, den Euro zu verlassen, waehrend andere Laender den Euro weiterhin behalten, wie koennte man eine Umstellung dann ueberhaupt bewerkstelligen?

Bundestag und Bundesrat beschließen ein Gesetz. "Ab dem 01. April ist die Neue Deutsche Mark gesetzliches Zahlungsmittel." Damit wäre das Thema im Inland durch. Die Internationalen Verträge dürften das Problem sein. Es gibt bisher keine Abwicklungsmodalität für den Euro.

 

Wenn man es ganz heftig machen will, kann man auch gleichzeitig die Zahlungsmitteleigenschaft des Euros abschaffen. Beispiel siehe hier für die DM:

http://www.gesetze-im-internet.de/dmbeendg/BJNR240210999.html

 

 

Eine anschliessende Aufwertung der neuen Waehrung waere ja praktisch sicher. Sagen wir mal die Bundesbank erschafft eine neue Waehrung und legt einen Umtauschkurs zum Euro von 1:1 fest. Loehne, Vertraege, Bankguthaben (von Deutschen Staatsbuergern? oder eher von in Deutschland liegenden Konten?) koennte man einfach sofort umstellen, aber wie verhindert man dass halb Resteuropa auch sein Geld tauscht? Die BB muesste ja wohl innerhalb einer gewissen Frist einen festen Wechselkurs anbieten, zu dem man Bargeld noch tauschen kann. Da Resteuropa aber weiterhin Euros drucken kann, gibt es theoretisch unbegrenzt Bargeld welches die Europaer tauschen werden wollen. Der Marktwert der neuen Waehrung wird ja vermutlich innerhalb kuerzester Zeit oberhalb des offiziellen Tauschkurses liegen.

 

Liege ich richtig, dass es nicht moeglich ist, dass die BB gleich von vornherein einen Wechselkurs festlegen kann, der so hoch ist, dass keine Aufwertung mehr noetig ist? Auch wenn im obigen Beispiel 1:2 oder 1:10 stuende, wuerde dies nichts veraendern, oder?

Andernfalls braeuchten wir eventuell auf Kapitalverkehrskontrollen gegen zu viel Euroeinfuhr?

 

Uebersehe ich etwas?

Historisch sind alle Währungssysteme mit festen Wechselkursen früher oder später gescheitert.

Die Kursfestlegung im Übergang muss der Gesetzgeber festlegen. Das kann nicht die Bundesbank.

 

Es wäre wahrscheinlich faktisch nicht möglich, für längere Zeit einen festen Wechselkurs zwischen Euro und Neuer DM aufrecht zu erhalten. Jeder, der nicht ganz blöde ist, würde sofort sämtliche Euro in Neue DM umtauschen. Neue DM = Forderung gegen die Deutsche Bundesbank, Euro = Forderung gegen ein zerbröselndes System Europäischer Zentralbanken. Dann hätte die Bundesbank schnell die Geldmenge der gesamten Eurozone. Außerdem kann die Bundesbank in diesem Fall nur zusehen, wenn andere Notenbanken Euros schöpfen und in Neue DM umtauschen. Sie hätte keine Kontrolle über die Geldmenge. So doof wäre wohl selbst unsere Politik nicht.

 

Es wahrscheinlicher, dass Neue DM und Euro gegeneinander frei handelbar wären.

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Karl Napf
Liege ich richtig, dass es nicht moeglich ist, dass die BB gleich von vornherein einen Wechselkurs festlegen kann, der so hoch ist, dass keine Aufwertung mehr noetig ist?

Die Bundesbank kann keinen Kurs festsetzen, der nicht anschließend vom Markt bestätigt oder widerlegt werden kann.

 

Auch wenn im obigen Beispiel 1:2 oder 1:10 stuende, wuerde dies nichts veraendern, oder?

Der konkrete Kurs der neuen Währung ist irrelevant für den Wert des Gesamtbetrags, genau wie ein Split bei einer Aktie. Deshalb macht es eigentlich keinen Sinn, einen anderen Faktor als 1:1 zu verwenden und den Vorgang dadurch für den rechenschwachen Deutschen Michel künstlich zu verkomplizieren.

 

Man könnte natürlich aus Folkloregründen den alten Faktor 1,95583 verwenden, um "wirklich" zur Deutschen Mark von vor dem Euro zurückzukehren. Das wäre mathematisch betrachtet immer noch irrelevant, aber vielleicht kann man damit eine Bundestagswahl gewinnen. :lol:

Und es hätte den Vorteil, dass die Besitzer der alten D-Mark-Scheine anschließend behaupten können, sie hätten es schon immer gewusst.

 

Andernfalls braeuchten wir eventuell auf Kapitalverkehrskontrollen gegen zu viel Euroeinfuhr?

Sinnvoll wäre eine Kapitalverkehrskontrolle auf jeden Fall, weil sie verhindern könnte, dass reiche Südeuropäer und sonstige liquide Oligarchen den Ausstieg Deutschlands aus dem Euro als Gelegenheit zur kostenlosen Währungsspekulation nutzen. Denn wenn die D-Mark gegenüber dem Rest-Euro aufwertet, dann wertet ja der Rest-Euro gegenüber der neuen D-Mark ab. Der Dollar, der Yen und der Rubel übrigens auch.

 

Ich vermute allerdings, dass ein Ausstieg Deutschlands aus dem Euro vom Parlament beschlossen werden müsste. Und wenn eine solche Abstimmung auch nur als Möglichkeit am Horizont auftaucht, werden die Gelder schneller nach Deutschland fließen, als die Politiker reagieren können.

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Ca$hflow
· bearbeitet von Ca$hflow

Historisch sind alle Währungssysteme mit festen Wechselkursen früher oder später gescheitert.

Die Kursfestlegung im Übergang muss der Gesetzgeber festlegen. Das kann nicht die Bundesbank.

 

Liege ich richtig, dass es nicht moeglich ist, dass die BB gleich von vornherein einen Wechselkurs festlegen kann, der so hoch ist, dass keine Aufwertung mehr noetig ist?

Die Bundesbank kann keinen Kurs festsetzen, der nicht anschließend vom Markt bestätigt oder widerlegt werden kann.

 

So kann man das nicht direkt sagen. Das wohl aktuellste Beispiel stellt die Schweiz dar. Im Übrigen finde ich die Darstellung bezüglich Griechenland & Co. was die Dramaturgie speziell unserer Politiker bezüglich Wechselkursschwankungen angeht alles andere als gerechtfertigt.

Es gibt einige Übergangsmöglichkeiten, das Problem stark auf- oder abwertender Wechselkurse abzufedern, damit vor allem die Realwirtschaft nicht zu stark belastet wird.

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nightyhawk

Währungsumstellungen oder Reformen gab es ja schon zu Hauf, aber eine Währungstrennung wäre doch ein erstmaliger Vorgang oder?

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Ca$hflow

Um mal die bekanntesten zu nennen:

 

Österreich-Ungarische Währungsunion

Lateinische Münzunion

Skandinavische Münzunion

Belgisch-Luxemburgische Union

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WOVA1

Währungsumstellungen oder Reformen gab es ja schon zu Hauf, aber eine Währungstrennung wäre doch ein erstmaliger Vorgang oder?

 

War in den 1990 zigern in Europa fast Mode.

 

Neben dem von Karl Napf schon erwähnten Ende der tschechoslowakischen Krone ( eine friedliche Scheidung )

war da noch die Unabhängigkeit der baltischen Republiken von Moskau mitsamt eigenen Währungen ( weitgehend friedlich )

sowie der Zerfall von Jugoslawien ( ziemlich unfriedlich ).

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