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compyler

Risiko: % vom Depot

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compyler

Hallo!

 

Ich beschäftige mich gerade mit Risiko-Management und habe dazu eine Frage zur %-Regel:

 

Sagen wir ich starte ein Depot mit 20.000 EUR und will davon maximal 25% (5000 EUR) riskieren, wobei jede Position ein 1% Risiko vom Depot haben darf.

 

Jetzt eröffne ich 1 Position für 2000 EUR. Sprich bei Kauf habe ich:

1 Position für 2.000 EUR

Cash: 18.000 EUR

 

Die Position steigt nun um 20% auf 2.400 EUR und wenn beim Stop Loss verkauft werden würde, hätte die Position beim SL einen Wert von 2.200 EUR (also 10% Performance. Gebühren und Steuern bereits abgezogen).

 

Meine Frage:

Wenn ich nun eine 2. Position eröffnen will und wieder nur 1% vom Depot riskieren will: Welchen Wert sollte ich als Depotwert annehmen?

1) Den aktuellen Cash Stand von 18.000 EUR?

2) Oder den aktuellen virtuellen Wert (Cash + aktueller Wert aller offenen Positionen) von 20.400 EUR? Das empfinde ich etwas kritisch, da ich das Geld ja noch nicht habe.

3) Oder 20.200 EUR (Cash + Wert aller offenen Positionen bei SL Verkauf). Sprich die Position 2 dürfte 1% von 20.200 EUR verlieren.

 

Welchen Depotwert würdet ihr nehmen?

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Sisyphos

Ich gehe einmal davon aus, daß Du hier eher ein theoretisches Problem diskutieren willst als tatsächlich nach solchen Regeln ein Depot aufzubauen. Daher vernachlässige ich weitgehend die praktischen Probleme wie z.B. Transaktionskosten und Steuern bei der Umsetzung.

 

Alternative 1 macht keinen Sinn, wenn Du ein komplettes Depot aus Wertpapieren aufbauen willsr, da Du dann ja nach und nach den Cash investieren willst. Oder schwebt Dir auf Dauer eine Mischung aus Cash und Wertpapierdepot vor? Aber auch dann macht es nur unter ganz bestimmten Bedingungen Sinn, den aktuellen Wert des Wertpapierportfolios zu vernachlässigen. Das leuchtet unmittelbar ein, wenn man sich vorstellt, der Wert der Wertpapiere habe sich nach 10 Jahren verdoppelt (7% Rendite)

 

Die weitere Analyse hängt nun aber davon ab, welche Definition von Risiko man dieser Betrachtung zugrunde legt. Im Sinne einer worst-case.Betrachtung kann man die 1% Verlust pro Position als harte Grenze ansehen, die keinesfalls unterschritten werden darf (= MDD Maximum drawdown). Dann sollte man als Berechnungsgrundlage den minimalen Wert des Depots bei Liquidition zugrunde legen. Wenn eine SL-Order gerantieren würde, daß man tatsächlich zu diesem Wert verkaufen kann, wäre das die Summe aus Cash-Position und der Wert aller offenen Positionen bei SL-Verkauf - also Alternative 2.

 

Die Einschränkung im letzten Konditionalsatz ist allerdings nicht nur theoretischer sondern durchaus auch sehr praktischer Natur. Gerade bei einem schnellen Abwärtstrend oder einem Crash, stellt eine SL-Order keineswegs sicher, daß man tatsächlich an der SL-Schwelle verkauft sondern der Verkaufspreis kann deutlich darunter liegen. Man könnte das ggf. mit einer zusätzlichen Sicherheitsmarge berücksichtigen.

 

Außerdem bedeutet diese Alternative, daß man die SL-Schwelle eines neuen Papiers von der bisherigen Zusammensetzung des Portfolios abhängig macht. Sinvoller wäre es bei Neukauf eines Papiers auch die SL-Schwellen der anderen Papiere anzupassen.

 

Legt man dagegen die Definition von Risiko zugrunde, die man etwa bei der Risikoeinschätzung sicherheitkritischer Systeme in der Technik (Funktionale Sicherheit nach EN 61508) anwendet, so ist Risiko das Produkt aus der Eintrittswahrscheinlichkeit eines Ereignisses und dessen geschätzten Schadenspotentials. Dann würde man den aktuellen Depotwert betrachten und müßte eine Wahrscheinlichkeitsverteilung der Schwankungen der Wertpapiere der Betrachtung zugrundelegen und eine gewisse Wahrscheinlichkeit, mit der die Schwelle von 1% nicht "gerissen" werden darf. Das geht damit eher in Richtung Alternative 2.

 

Dein grundsätzlicher Ansatz, ein maximales Risiko für jedes einzelne Wertpapier vorzugeben, deutet aber eher in Richtung MDD hin.

 

Ich würde bei der Risikobetrachtung grundsätzlich eher das Gesamtdepot betrachten, dafür ein maximales Risiko annehmen und dann unter Berücksichtigung der einzelnen Wahrscheinlichkeiten und auch der möglichen Korrelationen der Wertpapiere das zur Verfügung stehende "Risikobudget" auf die einzelnen Wertpapiere aufteilen. Man kann das gleichgewichtet oder aber vorzugsweise eher unter Berücksichtigung der Volatilität der einzelnen Papiere tun.

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