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Berücksichtigung des Shiller-KGVs bei ETF-Gewichtung?

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Hallo zusammen,

ich möchte zur Altersvorsorge mit einer größeren Einmalzahlung ein ETF-Depot anlegen (Anlagehorizont: 20-30 Jahre). Ich habe mich dabei schon seit längerem mit den verschiedenen Gewichtungsmöglichkeiten beschäftigt und mir dabei unter anderem diesen Thread zum Weltdepot durchgelesen. Dabei ist mir grundsätzlich die klassische BIP-orientierte-Gewichtung am sympathischsten:

-> (entwickelte) Welt: 50%

-> Europa: 20%

-> Emerging Markets: 30%

 

Das gilt für mich allerdings unter der Prämisse, dass die jeweiligen Märkte ungefähr gleich bewertet sind. Wie man diesen Seiten entnehmen kann, ist dies allerdings zurzeit nicht der Fall:

http://www.starcapit...marketvaluation

http://www.yardeni.com/pub/mscipe.pdf

Demnach sind amerikanische Aktien, die ja nahezu 60% des MSCI World ausmachen, mit einem Shiller-KGV von 25,5 zurzeit sehr teuer (das KGV der entwickelten Welt insgesamt liegt bei 20,9). Europäische Aktien („Developed Europe“) und Werte aus den Schwellenländern sind dagegen mit Shiller-KGVs von 15,6 bzw. 14,4 vergleichsweise günstig. Daraus ergeben sich laut den Analysten von Starcapital auch unterschiedliche Renditeerwartungen für die nächsten 10-15 Jahre (siehe http://www.starcapit...et_Expectations):

-> (entwickelte) Welt: 6,2%

-> (entwickeltes) Europa: 7,6%

-> Schwellenländer: 8,1%

 

Mir stellt sich nun die Frage, ob und wie stark ich diese unterschiedlichen Bewertungen in meiner Depotstruktur berücksichtigen sollte. Hinsichtlich der (günstig bewerteten) Emerging Markets neige ich dazu, den Anteil bei 30% zu belassen. Zum einen ist dieser Wert (etwa im Vergleich zur Marktkapitalisierung) bereits relativ hoch – zum anderen möchte ich vermeiden, dass mein Depot bei einem höheren EM-Anteil zu volatil und riskant wird. Meine Hauptfrage ist daher, ob und wie stark ich idealerweise den Stoxx Europe 600 gegenüber dem MSCI World übergewichten sollte. Es gäbe etwa folgende Möglichkeiten von „keine Übergewichtung Europas“ bis „sehr starke Übergewichtung Europas“:

-> Welt, MSCI World: 50% / 40% / 30% / 20% / 10%

-> Stoxx Europe 600: 20% / 30% / 40% / 50% / 60%

Mir ist klar, dass eine (wie auch immer starke) Übergewichtung Europas kein reines passives Investieren mehr ist, sondern ein Versuch, den Markt zu schlagen. Für mich scheint es angesichts der beigefügten Quellen aber durchaus gute Gründe dafür zu geben, davon auszugehen, dass europäische Aktien im Vergleich zum stark amerikanisch geprägten MSCI World auf mittlere Sicht besser abschneiden werden. Andererseits möchte ich natürlich auch Europa nicht so stark übergewichten, dass ein zu großes Klumpenrisiko entsteht. Was ein gesunder Mittelweg wäre, ist mir allerdings noch nicht ganz klar.

 

Hinzufügen möchte ich noch, dass ich ein jährliches Rebalancing anstrebe. Aus meiner Sicht sollte dies dann mittelfristig ohnehin dazu führen, dass sich eine etwaige Übergewichtung Europas sukzessive reduzieren würde. Wenn sich der ETF auf den Stoxx Europe 600 tatsächlich besser entwickeln sollte als der ETF auf den MSCI World, würde ich natürlich ersteren ver- und letzteren nachkaufen und das Depot somit mittelfristig wieder in das von mir eigentlich angestrebte Gleichgewicht (50% DM, 30% EM, 20% Europa) bringen. Das befürchtete Klumpenrisiko würde sich auch dementsprechend verringern oder sogar ganz verschwinden.

 

Ich freue mich über Einschätzungen, wie ihr vor diesem Hintergrund die Frage einer Übergewichtung Europas beurteilt, und bedanke mich schon jetzt für eure Anregungen.

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otto03
· bearbeitet von otto03

Wenn du grundsätzlich nach BIP/GDP gewichten möchtest, warum dann die massive Übergewichtung von GB/UK?

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xfklu

Ein Depot nach Regionen-BIP und Gewichtung mit 1/CAPE müsste etwa so aussehen:

38% MSCI World

16% MSCI EMU

46% MSCI Emerging Markets

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Sucher

Wenn du grundsätzlich nach BIP/GDP gewichten möchtest, warum dann die massive Übergewichtung von GB/UK?

 

Meine Berechnungen sagen folgendes:

 

Bei den Arero-Gewichten

 

24,8% Europa

27,5% USA

37,9% EM

9,9% Pazifik

 

hat man bei folgenden Ländern die größten Abweichungen (%-Anteil GDP des Landes am Welt-GDP abzüglich %-Aktienanteil des Landes im Depot):

Untergewichtet: China >7,5%, Italien >2%, DE >2%

Übergewichtet: Korea >3%, UK >3%, Taiwan >3%, Schweiz >2,5%, Südafrika >2%

Bei der gewählten Verteilung ist China noch "falscher" als bei meiner Verteilung. UK ist in Europa aber natürlich trotzdem ein Problem.

 

Schlussendlich sind das aber nur Detailfragen, die hier in den Hintergrund treten, da der Threaderöffner eigentlich ein ganz anderes Thema betrachten will.

 

Meine Meinung zum Thema "marktbreit kaufen nach Kennzahlen":

1. Wenn es hier eine fundamentale Fehlbewertung geben würde, warum hat sie der Markt (=aktive Investoren) nicht längst entfernt?

2. Es kann durchaus schlüssige Gründe für eine Fehlbewertung geben. Home Bias der generell aktienfreudigen Amerikaner/Empfehlung von Buffet den S&P 500 ETF zu kaufen/... Überzeugt das dich?

3. Die "richtige" Strategie gibt es bei der Verteilung auf die Weltregionen m.E. nach nicht. Meines Wissens standen bisher vor allem simple (1/3), indexbedingte (Marktkapitalisierung), theoretische (Markowitz-Optimierung) und eben BIP-basierte (Idee/Heuristik, die im Backtest gut funktioniert hat) Aufteilungen zur Debatte. Eine langfristigen Strategie mit jährlichem Rebalancing, die sich neben BIP auch an Kennzahlen wie dem Shiller-KGV orientiert, halte ich nicht für unbedingt falsch.

4. Allerdings musst du dich dann fragen lassen, warum du diese Analyse nur auf Länderebene und nicht auf Unternehmensebene betreibst. Mit einem Fonds wie dem ISHARES MSCI WORLD VALUE FACTOR UCITS ETF (andere Kennzahlen gleiches Prinzip) geht das. Oder gleich kombinieren? Dann sind wir bei russischen Value-Stocks, sicherlich nicht mehr unbedingt im Sinne der ursprünglichen Idee.

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magicw
· bearbeitet von magicw

.....(Anlagehorizont: 20-30 Jahre).....

Mir stellt sich nun die Frage, ob und wie stark ich diese unterschiedlichen Bewertungen in meiner Depotstruktur berücksichtigen sollte.

 

Willst du dir diese Frage dann alle 8-10 Jahre stellen und jedesmal dein ganzes Depot umschmeißen?

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moerkman

Shiller sagt im Kern ja so eine Art "Regression zur Mitte" aus. Für ihn spricht, dass er langfristig in der Vergangenheit recht hatte und die Theorien der Behavioral Finance (greater Fool, Lemminge, etc.) nachvollziehbar sind.

 

Gegen ihn spricht jedoch, dass jeder, der sich mit Finanzmärkten auseinandersetzt, mindestens einmal über ihn und sein KGV gestolpert sein sollte. Hier fängt das Problem an. Vielleicht haben viele Leute aufgrund seiner Kennzahl bereits längst die Emerging (EM) und Europa (EU) übergewichtet, weshalb wir diese Märkte selbst jetzt noch teurer einkaufen, als durch zukünftige Ertragserwartungen wirklich gerechtfertigt sein sollte. Noch skeptischer sollte man werden, wenn man sich überlegt, dass trotz der bekannten KGV-Verhältnisse weiterhin Viele lieber in den USA investieren.

 

Shiller hatte, als ich mit dem Investieren richtig begonnen hatte, gerade frisch den geteilten Wirtschaftsnobelpreis gewonnen und ich wollte den faulen Kompromiss des damaligen Nobelpreises auch in mein Portfolio integrieren.So ne Art Absicherung für das Beamtengewissen, weißte bescheid, Schätzelein. Bis jetzt hinke ich damit ordentlich hinter der reinen Marktrendite zurück. Trotzdem habe ich noch die Chance, mir in 20 Jahren heftigst auf die Schenkel zu klopfen und mich für unglaublich K-L-U-K zu halten, falls meine kleine Wette doch aufgehen sollte.

Wie so oft im Forum diskutiert, kann Dir keiner sagen, was die Zukunft bring. Ob es Idiotenlemminge sind, die die USA-Aktien selbst in den letzten drei Jahren noch weiter nach oben gepusht haben oder sind die die Idioten, die ohne Verständnis der genauen Materie auf eine Kennzahl gesetzt haben? Wir werden es sehen.

 

Mein Rat wäre jedoch, dass Du Dich in Dein späteres Ich in beiden Fällen hineinversetzt:

- Fühlst Du Dich besch.., wenn du in 20 Jahren weniger als die Marktrendite erhalten würdest? --> Segel setzen auf MSCI ACWI IMI als Maßstab und möglichst wenig verändern, um nicht in eine andere psychologische Falle zu tappen.

- Fühlst Du Dich besch.., wenn Du in 20 Jahren eine mögliche Überrendite nicht mitgenommen hast?--> Ab zur Übergewichtung und einmal mehr möglichst wenig verändern.

 

In diesem Sinne

 

Viel Erfolg :)

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Sucher

Ein Depot nach Regionen-BIP und Gewichtung mit 1/CAPE müsste etwa so aussehen:

38% MSCI World

16% MSCI EMU

46% MSCI Emerging Markets

 

Kannst du mal die Excel-Datei hochladen? Ich würde gerne noch etwas experimentieren.

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xfklu

Kannst du mal die Excel-Datei hochladen? Ich würde gerne noch etwas experimentieren.

Ich hab's nicht gespeichert.

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Marktbreite
· bearbeitet von Marktbreite

Erst einmal vielen Dank für eure Einschätzungen.

 

 

Wenn du grundsätzlich nach BIP/GDP gewichten möchtest, warum dann die massive Übergewichtung von GB/UK?

Weil ich gesehen hatte, dass der Stoxx Europe 600 in den vergangenen 10-15 Jahren von den europäischen Indizes die beste Performance geliefert hat und mit 600 Werten (einschließlich Small Caps) aus 18 Ländern auch am breitesten aufgestellt ist. Die Übergewichtung von UK und auch CH ist mir erst jetzt bewusst geworden. Werde daher vielleicht doch den MSCI EMU in Erwägung ziehen.

 

 

 

1. Wenn es hier eine fundamentale Fehlbewertung geben würde, warum hat sie der Markt (=aktive Investoren) nicht längst entfernt?

Genau das frage ich mich auch. Mir ist klar, dass es bei perfekt funktionierenden Märkten keine (länger anhaltenden) Fehlbewertungen geben könnte. In der Praxis kommt es aber natürlich immer wieder zu Übertreibungen. Ansonsten wären Blasenbildungen auf Aktien- oder Immobilienmärkten nicht möglich.

 

 

 

2. Es kann durchaus schlüssige Gründe für eine Fehlbewertung geben. Home Bias der generell aktienfreudigen Amerikaner/Empfehlung von Buffet den S&P 500 ETF zu kaufen/... Überzeugt das dich?

Nicht wirklich, aber dass ein gewisser Herdentrieb steigende Kurse weiter in die Höhe treibt, scheint mir schon plausibel. Wie stark dieser (irrationale) Effekt ist und wie stark die Kurssteigerungen durch fundamentale Gründe gerechtfertigt sind, vermag ich aber natürlich nicht zu beurteilen.

 

 

 

Mir stellt sich nun die Frage, ob und wie stark ich diese unterschiedlichen Bewertungen in meiner Depotstruktur berücksichtigen sollte.

Willst du dir diese Frage dann alle 8-10 Jahre stellen und jedesmal dein ganzes Depot umschmeißen?

Nein, die entsprechende Anpassung sollte durch das jährliche Rebalancing automatisch passieren.

 

 

 

(...) ich wollte den faulen Kompromiss des damaligen Nobelpreises auch in mein Portfolio integrieren. (...) Bis jetzt hinke ich damit ordentlich hinter der reinen Marktrendite zurück.

Okay, das ist eine interessante Erfahrung für mich.

 

 

 

- Fühlst Du Dich besch.., wenn du in 20 Jahren weniger als die Marktrendite erhalten würdest? --> Segel setzen auf MSCI ACWI IMI als Maßstab und möglichst wenig verändern, um nicht in eine andere psychologische Falle zu tappen.

- Fühlst Du Dich besch.., wenn Du in 20 Jahren eine mögliche Überrendite nicht mitgenommen hast?--> Ab zur Übergewichtung und einmal mehr möglichst wenig verändern.

Da es im Zweifel für beide Positionen gute Gründe gibt, könnte ich wahrscheinlich mit jeder Entscheidung leben. Im Moment tendiere ich dazu, nicht zu versuchen, den Markt zu schlagen und Europa nicht oder nur minimal überzugewichten. Denn mit einem zu hohen Klumpenrisiko fühle ich mich auch nicht wohl. Zudem ist Europa ja beim BIP-Ansatz im Vergleich zum MK-Ansatz bereits übergewichtet. Damit könnte ich mich im Zweifelsfall trösten.

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otto03
· bearbeitet von otto03

 

Wenn du grundsätzlich nach BIP/GDP gewichten möchtest, warum dann die massive Übergewichtung von GB/UK?

Weil ich gesehen hatte, dass der Stoxx Europe 600 in den vergangenen 10-15 Jahren von den europäischen Indizes die beste Performance geliefert hat und mit 600 Werten (einschließlich Small Caps) aus 18 Ländern auch am breitesten aufgestellt ist. Die Übergewichtung von UK und auch CH ist mir erst jetzt bewusst geworden. Werde daher vielleicht doch den MSCI EMU in Erwägung ziehen.

 

 

1. Wenn du nach BIP/GDP anlegen möchtest, was interessiert dich dann die Vergangenheit?

2. Der Stoxx600 enthält im klassischen Sinn nur wenig small caps, die unteren 200 Werte sind schlicht und einfach die 200 kleinsten - aber insgesamt sicherlich keine small caps

3. Warum werden ausgerechnet bei Europa (wenn auch fälschlicherweise) small Caps als Begründung herangezogen und bei den anderen Regionen nicht?

4. Das ist alles inkonsistent und in sich nicht schlüssig, kann man natürlich dennoch so machen - aber dann sollte man die Begründungen einfach weg lassen.

5. Wenn diese Aufteilung schon objektiv fragwürdig ist, wie soll das erst unter Berücksichtigung von Shiller alles sinnvoll machbar sein?

6. Halte das ganze für verlorene Liebesmüh und schlicht und einfach für überflüssig.

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Marktbreite

Wie gesagt, werde ich wohl von einer (signifikanten) Übergewichtung Europas Abstand nehmen und auch den empfohlenen MSCI EMU in Erwägung ziehen (wobei dann ja Frankreich ähnlich stark übergewichtet wird wie UK beim Stoxx Europe 600).

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