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Bestandsaufnahme und mögliche Folgen der QE-EZB-Geldpolitik

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Ich habe noch einmal versucht, für mich Licht ins Dunkel der aktuellen EZB-Geldpolitik zu bringen. Hintergrund der Überlegungen ist die Frage, ob ich den Anleihenanteil meines Portfolios komplett in Euro halten möchte oder nicht.

 

Meine Idealvorstellung ist eine Sammlung von Quellen zum Thema und darauf aufbauend eine Entwicklung möglicher Szenarien.


Ich fange einmal an:

1) Das Anleihekaufprogramm ist Umschuldung zu Lasten der Steuerzahler

-> Focus Online, Dez. 2016, Autor: Chefvolkswirt der Degussa (Goldhändler)

-> Fakten: EZB hält inzwischen 1,2 Bio. EUR-Staatsschulden (von 9,6 Bio. EUR gesamt), also 12,5%

-> Meinung: die EZB erlässt in der Zukunft die Staatsschulden, die aktuelle Menge reicht für eine Euro-Schuldenquote von 60% aber noch nicht aus, dafür bräuchte es weitere 2 Bio. EUR

-> Prognostiziertes Ergebnis: Abschwächung des Euro, anziehende Inflation, Anleger sollten Franken/Dollar/Gold/Aktien kaufen (natürlich am Besten "sein" Gold und "seine" Value-Aktienfonds)

 

2) Deutscher Bundestag: " Die unionsrechtliche Zulässigkeit des Verzichts der EZB auf die Rückzahlung von am Sekundärmarkt erworbenen Anleihen von Euro-Staaten"

- 2012, Wissenschaftliche Dienste des Bundestags

-> Meinung: Rechtlich ist umstritten, ob die EZB auf die Rückzahlung der Staatsschulden verzichten darf. Klar geregelt ist das aber nicht. Sollten alle Staaten davon profitieren (auch Schuldenerlasse für DE/AT etc.), fielen einige Gegenargumente weg.

 

3) Manövriert sich die EZB in eine Falle?

- 2015, Autor:  Präsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle

-> Meinung: Im Erfolgsfall des EZB-Programms (Inflation=2%), müsste die EZB Staatsanleihen verkaufen und den Zins erhöhen. Ohne ausreichende Reformen setzt dies aber die Problemstaaten zu stark unter Druck und die EZB könnte sich gezwungen sehen, die Gegenmaßnahmen nicht zu ergreifen.

 

4) Potentielle Auswirkungen der EZB-Anleihekäufe auf die langfristigen Zinssätze: Risiko eines Zinsanstiegs?

- 2015, Autoren: Source for Alpha Fondsmanagement

-> Die Autoren sehen mögliche Parallelen zwischen langfristigen Renditeanstiegen nach Auslaufen von QE-Programmen in den USA und der Situation in Europa.

 

5) Draghi kauft den Markt für Pfandbriefe leer

- Oktober 2016, FAZ

-> Fakten: Betroffen sind auch Pfandbriefe.

 

6) Wie die EZB schrittweise die Euro-Zone entschuldet

- August 2016, Welt/N24-Redakteur Holger Zschäpitz

-> Fakten: Mit dem momentanen Tempo der Anleihenkäufe wäre DE nach 9 Jahren schuldenfrei, IR nach 14, IT nach 13

 

Habt ihr weitere interessantere Artikel, in denen nicht nur über das berichtet wird, was die EZB tut, sondern auch was für Folgen das hat? Ich würde sie dann in den ersten Post integrieren.

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Brezel

Nach meinem Verständnis beziehen sich diese Quellen alle auf die Aktivseite der Zentralbank - ich fände ebenfalls interessant, wie die (erwarteten) zukünftigen Impairments (auf der Aktivseite der EZB-Bilanz) über die Passivseite der EZB bei unsereinem als Steuerzahler oder Privatanleger in Deutschland "einschlagen". Ansatzpunkt ist der Bundesbankanteil an der EZB, aber danach wirds wohl kompliziert...

 

Leider verstehe ich Geldpolitik bzw. Zentralbankbilanzierung dazu zu wenig...

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Sucher
· bearbeitet von Sucher
vor 37 Minuten schrieb Brezel:

Nach meinem Verständnis beziehen sich diese Quellen alle auf die Aktivseite der Zentralbank - ich fände ebenfalls interessant, wie die (erwarteten) zukünftigen Impairments (auf der Aktivseite der EZB-Bilanz) über die Passivseite der EZB bei unsereinem als Steuerzahler oder Privatanleger in Deutschland "einschlagen". Ansatzpunkt ist der Bundesbankanteil an der EZB, aber danach wirds wohl kompliziert...

 

Leider verstehe ich Geldpolitik bzw. Zentralbankbilanzierung dazu zu wenig...

Also so wie ich es bisher verstehe:

Die EZB schöpft Geld. Mit diesem Geld kaufen die nationalen Notenbanken im Auftrag der EZB landeseigene Staatsanleihen im Rahmen des EAPP-Programm. Und zwar im Verhältnis der Einlagen der nationalen Zentralbanken bei der EZB. Also volumenmäßig überwiegend deutsche Anleihen. Zinsen werden nach EZB-Einlagen verteilt. Das Ganze erfolgt ohne Sterilisierung (=anderweitige Liquiditätsverknappung), um die Inflation zu treiben. 

 

Nach meinem Verständnis würde mit dem Nominalwert genau nichts passieren, wenn die EZB jedem Euro-Staat 10% Schulden erlassen würde. Die EZB nimmt einfach eine Bilanzverkürzung vor. Nur die Zinsen auf die Staatsanleihen könnten nicht mehr umverteilt werden (bspw. von GR/IT nach DE). Das würde für Verluste sorgen, die wieder nach EZB-Einlage verteilt werden. Aber da das Geld ja geschöpft war, hatte die EZB keine Ausgaben und die Folge davon, die Inflation ist ja bereits da - mit oder ohne Bilanzverkürzung.

 

Dagegen: Würde sie die die Wertpapiere wieder verkaufen oder auch nur das Ankaufprogramm einstellen, würde sie die Kurse in den Keller treiben.

 

Hier ist ein weiterer Wiki-Artikel zu den Programmen. Gut recherchierte Quellen sind hier sehr schwer zu finden, das Thema ist den meisten Journalisten wohl zu komplex.

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Brezel
vor 42 Minuten schrieb Sucher:

Nach meinem Verständnis würde mit dem Nominalwert genau nichts passieren, wenn die EZB jedem Euro-Staat 10% Schulden erlassen würde. Die EZB nimmt einfach eine Bilanzverkürzung vor.

Ich fürchte, hier liegt noch irgendwo ein Haken drin... Da wären doch dann 10% "einfach" weg: Mit folgendem Gedankengang - der letzte "private Halter" (meinetwegen Institutionelle) behält seine "100", aber die EZB (bzw. NCB) haben dann nur noch "90" - das muss doch irgendwie aus dem Portemonnaie des Steuerzahlers irgendwo wieder eingesammelt werden (oder läuft als zukünftiger Verlust/geringerer Gewinn der NCB auf?)?

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Sucher
vor 2 Stunden schrieb Brezel:

Ich fürchte, hier liegt noch irgendwo ein Haken drin... Da wären doch dann 10% "einfach" weg: Mit folgendem Gedankengang - der letzte "private Halter" (meinetwegen Institutionelle) behält seine "100", aber die EZB (bzw. NCB) haben dann nur noch "90" - das muss doch irgendwie aus dem Portemonnaie des Steuerzahlers irgendwo wieder eingesammelt werden (oder läuft als zukünftiger Verlust/geringerer Gewinn der NCB auf?)?

 

In einem solchen Szenario hat die Notenbank natürlich null.

 

Ich stelle es mir analog so vor: A druckt perfektes Falschgeld, kauft damit die Schulden von B bei C auf und erlässt sie B. A hat "keinen" Schaden, er hat das Geld ja gedruckt. C ist es egal, er profitiert sogar von der Nachfrage und B profitiert. Den wahren Schaden haben alle zusammen, da deren Geld weniger Wert wird.

 

Wenn man jetzt A=EZB sieht, Falschgeld=legale Geldschöpfung und D=Euro-Bürger, dann haben die Bürger nur einen indirekten Schaden über die Infllation. Die ist ja aber gewollt. Klassische Staatsfinanzierung mit der Notenpresse. Die Bundesbank nennt als Nachteil auch nur Inflation und wenn die sogar gewünscht ist...

 

Ich sehe keinen Haken. Außer die Inflation eskaliert.

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Maciej

@Sucher Mich interessiert in diesem Zusammenhang auch besonders die Beziehung zwischen den Anleihenkäufen und dem aktuellen Geldsystem. Um die Auswirkungen der Anleihekäufe zu verstehen, muss man m.E. die genauen Mechanismen, wann und wo bei diesem Mechanismus neues Geld entsteht bzw. vernichtet wird, kennen. Leider finde ich es, wie du oben auch andeutest, ziemlich schwierig, dazu detaillierte Informationen zu finden.

 

Woher kommt bspw. das Geld, das beim Ausgeben der Staatsanleihen eingenommen wurde? Ist das alles neu geschöpftes Geld, das die Staaten über die Banken aufnehmen, oder stammt das nur aus der schon vorhandenen Geldmenge?

 

vor 12 Stunden schrieb Sucher:

Die EZB schöpft Geld. Mit diesem Geld kaufen die nationalen Notenbanken im Auftrag der EZB landeseigene Staatsanleihen im Rahmen des EAPP-Programm.

 

Das ist bspw. ein Punkt, der mit neu ist. Ich dachte bisher, tatsächliche Geldschöpfung können nur die Geschäftsbanken betreiben und das Geld dann bspw. in barer Form von der EZB fordern.

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus
vor 13 Stunden schrieb Sucher:

 

In einem solchen Szenario hat die Notenbank natürlich null.

 

Ich stelle es mir analog so vor: A druckt perfektes Falschgeld, kauft damit die Schulden von B bei C auf und erlässt sie B. A hat "keinen" Schaden, er hat das Geld ja gedruckt. C ist es egal, er profitiert sogar von der Nachfrage und B profitiert. Den wahren Schaden haben alle zusammen, da deren Geld weniger Wert wird.

 

Wenn man jetzt A=EZB sieht, Falschgeld=legale Geldschöpfung und D=Euro-Bürger, dann haben die Bürger nur einen indirekten Schaden über die Infllation. Die ist ja aber gewollt. Klassische Staatsfinanzierung mit der Notenpresse. Die Bundesbank nennt als Nachteil auch nur Inflation und wenn die sogar gewünscht ist...

 

Ich sehe keinen Haken. Außer die Inflation eskaliert.

Und selbst diesen direkten Zusammenhang stelle ich aktuell für mich in Frage. Durch die Geldschöpfung wird ja zum Zeitpunkt der Geldschöpfung keine Auswirkung auf die Güternachfrage genommen. Es werden lediglich Schulden beglichen.

Der Fall, den es in der Vergangenheit gab (1923), dass Staaten sich mit der Druckerpresse entschuldet haben und es zu einer Hyperinflation kam, muss man sich genauer anschauen. Damals wurde ein großer Teil der geschaffenen Geldmenge direkt an die Verbraucher ausgereicht. Diese konsumierten dann damit und es entstand eine nachfrageinduzierte Inflation. Zudem wurde der Grundstein für die Inflation während des Krieges durch eine exorbitant steigende Verschuldung getrieben. Diese Verschuldung floss direkt in die Wirtschaft konkret Rüstungsindustrie.

Das heißt für mich also: Die Inflation wird es in einem solchen Fall nicht geben bzw. wir haben sie schon gesehen über die letzten 50 Jahre. Es sei denn die Staaten freuen sich, dass sie jetzt keine Schulden mehr haben und hauen wieder ohne Ende Kohle zum Fenster raus auf Pump.

Ein zweiter Fall in dem Inflation denkbar wäre, wäre ein massiver Vertrauensverlust ins Geldsystem. Aber auch den sehe ich nirgends (außer bei ein paar Goldbugs).

 

Die Frage die ich mir aber stelle ist: Wie geht man mit einer EZB um, die danach eine katastrophale Bilanz aufweist (hoch negatives Eigenkapital)?

vor 5 Stunden schrieb Maciej:

@Sucher Mich interessiert in diesem Zusammenhang auch besonders die Beziehung zwischen den Anleihenkäufen und dem aktuellen Geldsystem. Um die Auswirkungen der Anleihekäufe zu verstehen, muss man m.E. die genauen Mechanismen, wann und wo bei diesem Mechanismus neues Geld entsteht bzw. vernichtet wird, kennen. Leider finde ich es, wie du oben auch andeutest, ziemlich schwierig, dazu detaillierte Informationen zu finden.

 

Woher kommt bspw. das Geld, das beim Ausgeben der Staatsanleihen eingenommen wurde? Ist das alles neu geschöpftes Geld, das die Staaten über die Banken aufnehmen, oder stammt das nur aus der schon vorhandenen Geldmenge?

Der Normalfall wäre, dass das Geld schon in der vorhandenen Geldmenge existiert. Denn Staatsanleihenkäufer sollten i.d.R. aus ihrem Erspartem die Anleihen kaufen und nicht auf Kredit.

 

 

Zitat

 

Das ist bspw. ein Punkt, der mit neu ist. Ich dachte bisher, tatsächliche Geldschöpfung können nur die Geschäftsbanken betreiben und das Geld dann bspw. in barer Form von der EZB fordern.

Jeder Kreditgeber kann Geldschöpfung betreiben. Und auch die EZB ist ein Kreditgeber (an die Geschäftsbanken).

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Sucher
vor 1 Minute schrieb DrFaustus:

Und selbst diesen direkten Zusammenhang stelle ich aktuell für mich in Frage. Durch die Geldschöpfung wird ja zum Zeitpunkt der Geldschöpfung keine Auswirkung auf die Güternachfrage genommen. Es werden lediglich Schulden beglichen.

 

Die bisherigen Halter der Staatsanleihen bekommen doch echtes Geld ausbezahlt. Und durch die fehlende Sterilisierung wird dem Markt nicht anderweitig Liquidität entzogen. Diese aktuell 1,2 Bio. EUR werden zum Teil sicherlich auch zur Güternachfrage verwendet. Selbst wenn nur 5% des Geldes wirklich der Realwirtschaft zugeführt werden, sind das schon 60 Mrd. EUR. Der Rest (1140 Mrd.) treibt dann vermutlich die Preise für andere Anlagen (Immobilien, Aktien, Anleihen, etc.).

 

vor 1 Minute schrieb DrFaustus:

Das heißt für mich also: Die Inflation wird es in einem solchen Fall nicht geben. Es sei denn die Staaten freuen sich, dass sie jetzt keine Schulden mehr haben und hauen wieder ohne Ende Kohle zum Fenster raus auf Pump.

 

Genau diese Logik sehe ich bei eigentlich allen Krisenländern. "Wenn man nur wieder mehr Luft zum Atmen hätte, könnte man endlich wieder mit staatlichen Investitionen für Wachstum sorgen!" Aktuell gibt es aus meiner Sicht keinen Mechanismus, der das effektiv verhindern könnte. Die Ideen des Europaparlaments (Belohnungsfonds) oder von Fuest mit nachrangigen Staatsanleihen gehen in die richtige Richtung. Ein Kanzler Schulz würde dagegen wohl mit Eurobonds den historischen Fehler des Jahrhunderts machen.

 

vor 1 Minute schrieb DrFaustus:

Die Frage die ich mir aber stelle ist: Wie geht man mit einer EZB um, die danach eine katastrophale Bilanz aufweist (hoch negatives Eigenkapital)?

 

Kannst du das noch erläutern? Wieso sieht die Bilanz der EZB nicht so aus wie vorher? Meine Idee war: Das geschöpfte Geld (zusätzliches EK, Passivseite) ist weg und die Forderungen ebenfalls (Aktivseite). Wo passt das nicht?

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DrFaustus
Gerade eben schrieb Sucher:

 

Die bisherigen Halter der Staatsanleihen bekommen doch echtes Geld ausbezahlt. Und durch die fehlende Sterilisierung wird dem Markt nicht anderweitig Liquidität entzogen. Diese aktuell 1,2 Bio. EUR werden zum Teil sicherlich auch zur Güternachfrage verwendet. Selbst wenn nur 5% des Geldes wirklich der Realwirtschaft zugeführt werden, sind das schon 60 Mrd. EUR. Der Rest (1140 Mrd.) treibt dann vermutlich die Preise für andere Anlagen (Immobilien, Aktien, Anleihen, etc.).

 

Nun, das ist ja schon passiert. Oder zu einem großen Teil. Im EUR-Raum werden nur ca. 10% der Staatsanleihen von Privatpersonen gehalten. Und diese Personen könnten ja schon Heute über das Geld verfügen und es verkonsumieren. Das passiert aber nicht. Das Assetpreise steigen sehen wir schon. Das ist natürlich auch Inflation. Ohne Frage. Aber jetzt keine, die Ottonormalbürger sehr tangiert. Was ihn daran etwas tangiert sind niedrige Zinsen in Verbindung mit negativer Realverzinsung.

Tatsächlich gibt es damit einen Anlagenotstand. Versicherungen und Banken kommen teilweise gar nicht daran vorbei Staatsanleihen zu halten. Gäbe es keine mehr, wäre die Folge sicherlich enorme Kreditvergabe in die Realwirtschaft. Das wiederum könnte dann schon inflationelle Auswirkungen auf Güter haben.

 

 

Gerade eben schrieb Sucher:

 

 

Genau diese Logik sehe ich bei eigentlich allen Krisenländern. "Wenn man nur wieder mehr Luft zum Atmen hätte, könnte man endlich wieder mit staatlichen Investitionen für Wachstum sorgen!" Aktuell gibt es aus meiner Sicht keinen Mechanismus, der das effektiv verhindern könnte. Die Ideen des Europaparlaments (Belohnungsfonds) oder von Fuest mit nachrangigen Staatsanleihen gehen in die richtige Richtung. Ein Kanzler Schulz würde dagegen wohl mit Eurobonds den historischen Fehler des Jahrhunderts machen.

Man könnte das mit einer gleichzeitigen strengeren Durchsetzung der Maastrichtkriterien und einer Anpassung verhindern.

Entschuldet wird nur derjenige, der das ratifiziert. Maximales HH-Defizit 1% des BIP. Wer dagegen einmal verstößt bekommt die gelbe Karte, wer zweimal verstößt fliegt raus. Ohne wenn und aber.

Luft zum Atmen hätte man dennoch. Alleine die wegfallende Zinslast sorgt dafür.

 

 

Gerade eben schrieb Sucher:

 

Kannst du das noch erläutern? Wieso sieht die Bilanz der EZB nicht so aus wie vorher? Meine Idee war: Das geschöpfte Geld (zusätzliches EK, Passivseite) ist weg und die Forderungen ebenfalls (Aktivseite). Wo passt das nicht?

Das geschöpfte Geld ist kein zusätzliches EK sondern FK. Genau kann ich nicht sagen wie die EZB die Anleihenkäufe verbucht. Meine Vermutung ist, dass sie die Wertpapiere gegen Einlagen auf den Konten einer Gegenparteibank verbucht.

Wobei man sagen muss, dass die EZB nur 8% dieser Summe auf der Bilanz hat. Den Rest haben die nationalen Zentralbanken. Will man die Gesamtsituation betrachten muss man sich die Bilanz des Eurosystems anschauen. Aber im Grunde macht das keinen Unterschied.

Fällt die zugehörige Aktivaforderung aus, wird das aufs EK angerechnet wie bei einer normalen Bank auch und wie das manche für eine Wertberichtigung der griechischen Anleihen schon gefordert haben.

Das EK des Eurosystems steht aktuell bei rund 450 Mrd. EUR.

 

 

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Sucher
vor 12 Minuten schrieb DrFaustus:

 

Nun, das ist ja schon passiert. Oder zu einem großen Teil. Im EUR-Raum werden nur ca. 10% der Staatsanleihen von Privatpersonen gehalten. Und diese Personen könnten ja schon Heute über das Geld verfügen und es verkonsumieren. Das passiert aber nicht. Das Assetpreise steigen sehen wir schon. Das ist natürlich auch Inflation. Ohne Frage. Aber jetzt keine, die Ottonormalbürger sehr tangiert. Was ihn daran etwas tangiert sind niedrige Zinsen in Verbindung mit negativer Realverzinsung.

Tatsächlich gibt es damit einen Anlagenotstand. Versicherungen und Banken kommen teilweise gar nicht daran vorbei Staatsanleihen zu halten. Gäbe es keine mehr, wäre die Folge sicherlich enorme Kreditvergabe in die Realwirtschaft. Das wiederum könnte dann schon inflationelle Auswirkungen auf Güter haben.

 

Ja, der Anlagennotstand fließt in die Inflationsberechnung nicht mit ein, das ist daher schon etwas "versteckte Inflation". Maximal indirekt über höhere Mieten tauchen die Anstiege der Häuserpreise auf.

 

vor 12 Minuten schrieb DrFaustus:

 

Man könnte das mit einer gleichzeitigen strengeren Durchsetzung der Maastrichtkriterien und einer Anpassung verhindern.

Entschuldet wird nur derjenige, der das ratifiziert. Maximales HH-Defizit 1% des BIP. Wer dagegen einmal verstößt bekommt die gelbe Karte, wer zweimal verstößt fliegt raus. Ohne wenn und aber.

Luft zum Atmen hätte man dennoch. Alleine die wegfallende Zinslast sorgt dafür.

 

Europäische Regeln gibt es schon genug, sie werden nur ständig missachtet. Ein Handeln "ohne wenn und aber" traue ich unseren aktuellen Politikern (das liegt auch am Politiksystem mit unterschiedlichen Ideologien alle vier Jahre) schlicht und ergreifend nicht zu. National werden sie sich ab 2020 an der Schuldenbremse messen lassen, ich befürchte, dass sich daran in der ersten Krise keiner mehr halten will. "Völlig veränderte Vorzeichen" heißt es dann wieder. International wird sowieso alles ausgeklüngelt.

 

vor 12 Minuten schrieb DrFaustus:

 

Das geschöpfte Geld ist kein zusätzliches EK sondern FK. Genau kann ich nicht sagen wie die EZB die Anleihenkäufe verbucht. Meine Vermutung ist, dass sie die Wertpapiere gegen Einlagen auf den Konten einer Gegenparteibank verbucht.

 

Da müsste man sicherlich noch einmal in die Tiefe gehen, wie die Anleihenkäufe und vor allem die Geldschöpfung verbucht werden (und durch wen sie eigentlich erfolgt). Gegen wen soll denn dann die EZB eine Verbindlichkeit haben, wenn es FK ist? 

 

Ich habe mir jetzt mal in meiner Online-Bibliothek Europäische Währungsunion für Dummies reserviert. Vielleicht ist diese Lektüre ja erhellend. Mehr habe ich auch nicht wirklich gefunden... Bekomme ich aber erst Anfang März.

 

vor 12 Minuten schrieb DrFaustus:

Wobei man sagen muss, dass die EZB nur 8% dieser Summe auf der Bilanz hat. Den Rest haben die nationalen Zentralbanken. Will man die Gesamtsituation betrachten muss man sich die Bilanz des Eurosystems anschauen. Aber im Grunde macht das keinen Unterschied.

 

Den Zusammenhang zwischen der EZB und den nationalen Zentralbanken habe ich noch nicht verstanden, um ehrlich zu sein. Manche Artikel deuten an, dass 

 

vor 12 Minuten schrieb DrFaustus:

Fällt die zugehörige Aktivaforderung aus, wird das aufs EK angerechnet wie bei einer normalen Bank auch und wie das manche für eine Wertberichtigung der griechischen Anleihen schon gefordert haben.

Das EK des Eurosystems steht aktuell bei rund 450 Mrd. EUR.

 

1. Woraus besteht das EK der EZB? Doch aus Einlagen der Euro-Staaten?

2. Wenn ein Staat ausfällt, ist es logisch, dass andere Staaten daraus Nachteile haben. Aber wenn die Eigner der EZB sich selbst jeweils im Verhältnis der EZB-Einlagen Kredite erlassen, dürften doch nur die entgangenen Zinsen Unterschiede zwischen den Staaten bedingen. Denn das EK der EZB sinkt im gleichen Maße wie die eigenen Kredite erlassen werden. Und die EZB hat dann noch das "neue FK". Was auch immer daraus dann wird. EK? Dann wäre der Kreis auch so geschlossen.

 

Sehr verwirrend das Ganze.

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tom1956

In dem Kontext bemerkenswert: Lt. Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Sitzung der EZB hält der Zentralbankrat im Rahmen seines Anleihekaufprogramms "begrenzte und temporäre Abweichungen" vom Kapitalschlüssel "für möglich und unvermeidbar". Die Verteilung der Anleihekäufe richtet sich gewöhnlich nach dem Gewicht des jeweiligen Landes am EK der EZB. Nach meinem Dafürhalten ein weiterer Tabubruch, da damit zweifellos gemeint ist, abweichend vom Kapitalschlüssel noch mehr Anleihen aus den Peripherieländern zu erwerben, um gezielt deren Renditen zu drücken. In letzter Zeit hatten sich die Spreads (Frankreich, Italien, Spanien) zu deutschen Bundespapieren wieder vergrößert.

 

Die Klugheit und das Wissen dieser Geldsozialisten kann man gar nicht hoch genug bewerten - wissen sie doch besser als alle Marktteilnehmer der Welt zusammen, was exakt der richtige Zins der Staatsanleihen von Länder wie beispielsweise Italien, in Relation zum Ausfallrisiko, ist. Faszinierend und bewunderungswürdig ...

 

Nur die einfältigen Griechen heben gerade mal wieder Milliarden Euro von ihren Konten ab, weil sich ihnen die unendliche Weisheit der EZB noch nicht erschlossen hat.

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DrFaustus
Gerade eben schrieb Sucher:

Europäische Regeln gibt es schon genug, sie werden nur ständig missachtet. Ein Handeln "ohne wenn und aber" traue ich unseren aktuellen Politikern (das liegt auch am Politiksystem mit unterschiedlichen Ideologien alle vier Jahre) schlicht und ergreifend nicht zu. National werden sie sich ab 2020 an der Schuldenbremse messen lassen, ich befürchte, dass sich daran in der ersten Krise keiner mehr halten will. "Völlig veränderte Vorzeichen" heißt es dann wieder. International wird sowieso alles ausgeklüngelt.

Das ist sicherlich ein Problem. Da stimme ich zu. Deshalb sollte das von vorneherein absolut wasserdicht verankert werden. Dass die Schuldenbremse in "guten" Zeiten funktioniert ist immerhin schonmal ein riesen Fortschritt zu früher. Wenn es in Krisenzeiten Verfehlungen gibt, kann ich sogar damit leben.

 

Gerade eben schrieb Sucher:

 

 

Da müsste man sicherlich noch einmal in die Tiefe gehen, wie die Anleihenkäufe und vor allem die Geldschöpfung verbucht werden (und durch wen sie eigentlich erfolgt). Gegen wen soll denn dann die EZB eine Verbindlichkeit haben, wenn es FK ist? 

Nun. Man muss sich anschauen, wie ein Kauf einer Anleihe technisch erfolgt. Gehen wir vom einfachsten Fall aus. EZB kauft direkt von einer Bank.

Aktiva: Klar Anleihe wird eingebucht

Passiva: Guthaben der Bank bei der EZB steigt = Verbindlichkeit der EZB ggü. Bank

 

Auch wenn die EZB über die Börse kauft und somit die Gegenpartei nicht kennt, wird der Kauf doch über ein EZB Konto abgewickelt werden können.

 

 

Gerade eben schrieb Sucher:

Den Zusammenhang zwischen der EZB und den nationalen Zentralbanken habe ich noch nicht verstanden, um ehrlich zu sein. Manche Artikel deuten an, dass 

 

 

1. Woraus besteht das EK der EZB? Doch aus Einlagen der Euro-Staaten?

 

Einlagen der EUR-Staaten und Kursgewinne der gehaltenen Wertpapiere/Gold/Währungsreserven. Also quasi Kapitalrücklage. Das macht den größten Teil aktuell aus.

 

Gerade eben schrieb Sucher:

2. Wenn ein Staat ausfällt, ist es logisch, dass andere Staaten daraus Nachteile haben. Aber wenn die Eigner der EZB sich selbst jeweils im Verhältnis der EZB-Einlagen Kredite erlassen, dürften doch nur die entgangenen Zinsen Unterschiede zwischen den Staaten bedingen. Denn das EK der EZB sinkt im gleichen Maße wie die eigenen Kredite erlassen werden. Und die EZB hat dann noch das "neue FK". Was auch immer daraus dann wird. EK? Dann wäre der Kreis auch so geschlossen.

 

Ich hab es mir jetzt dreimal durchgelesen. Ich verstehe nicht was du meinst...

Was meinst du mit neues FK?

Die EZB nimmt aus ihrer Bilanz die Wertpapiere. Das heißt sie muss sie zu 100% wertberichtigen und bucht: "Eigenkapital an Abschreibungen auf Wertpapiere". Heißt EK wird weniger.

Oder meinst du die Geschäftsbanken sollen ihre Einlagen bei der EZB umwandeln in EK der EZB? Das wäre interessant. Man etabliert quasi ein FED System. Halte ich für ausgeschlossen.

 

Gerade eben schrieb Sucher:

Sehr verwirrend das Ganze.

Ein Spiel mit dem Feuer.

 

Ich denke mal weiter. Angenommen die EZB macht das und hat Billionen von negativem EK auf der Bilanz. Das Problem wird sein, dass die Geschäftsbanken noch massenweise Einlagen dort haben. Diese können dann quasi nicht ausbezahlt werden, da kein Geld vorhanden ist. Es sei denn man schöpft neues Kapital oder man schöpft es irgendwie "anders". Indem man sich selbst die Bilanz frisiert (EK auf 0 stellt) zum Beispiel.

vor 15 Minuten schrieb tom1956:

In dem Kontext bemerkenswert: Lt. Veröffentlichung des Protokolls der jüngsten Sitzung der EZB hält der Zentralbankrat im Rahmen seines Anleihekaufprogramms "begrenzte und temporäre Abweichungen" vom Kapitalschlüssel "für möglich und unvermeidbar". Die Verteilung der Anleihekäufe richtet sich gewöhnlich nach dem Gewicht des jeweiligen Landes am EK der EZB. Nach meinem Dafürhalten ein weiterer Tabubruch, da damit zweifellos gemeint ist, abweichend vom Kapitalschlüssel noch mehr Anleihen aus den Peripherieländern zu erwerben, um gezielt deren Renditen zu drücken. In letzter Zeit hatten sich die Spreads (Frankreich, Italien, Spanien) zu deutschen Bundespapieren wieder vergrößert.

Das ist deine Verschwörungstheorie. Ich vermute, man wird es einfach nicht 100% hinbekommen, zeitgleich die jeweiligen Quoten am Markt einzusammeln. Sind ja doch ein paar EUR.

Wenn du Beweise dafür hast, dass von der Peripherie signifikant mehr gekauft wird, kannst du sie je zeigen. Die Käufe werden ja veröffentlicht.

 

 

vor 15 Minuten schrieb tom1956:

 

Die Klugheit und das Wissen dieser Geldsozialisten kann man gar nicht hoch genug bewerten - wissen sie doch besser als alle Marktteilnehmer der Welt zusammen, was exakt der richtige Zins der Staatsanleihen von Länder wie beispielsweise Italien, in Relation zum Ausfallrisiko, ist. Faszinierend und bewunderungswürdig ...

 

Nur die einfältigen Griechen heben gerade mal wieder Milliarden Euro von ihren Konten ab, weil sich ihnen die unendliche Weisheit der EZB noch nicht erschlossen hat.

Schon seltsam die Griechen. Da heben die doch tatsächlich die bösen EUR ab, weil sie Angst haben die bekommen die Drachme wieder, wenn sie das Geld auf dem Konto lassen.

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tom1956
· bearbeitet von tom1956

@DrFaustus

Verschwörungstheorie ? Steht so wörtlich im jüngsten EZB-Protokoll und bezieht sich auf zukünftige Käufe. Belege für Käufe kann es also noch gar nicht geben. Der Markt schätzt dies (gezielte Zinsdrückung einzelner Peripherie-Länder durch Käufe abweichend vom Kapitalschlüssel) übrigens genau so ein: Rendite 10jähriger italienischer Staatsanleihen ging um 6 Basispunkte runter und die vergleichbarer spanischer 10jähriger um 7 Basispunkte, direkt nach Veröffentlichung des Protokolls.

 

So seltsam ist das mit den Griechen nicht. Selbst hierzulande gibt es ja so manchen, der böse Euro von der Bank abhebt, damit Besitz und Eigentum wieder zusammenfallen - und man auch Bail-Ins, Negativzinsen etc. etwas gelassener entgegensehen kann. Apropos Drachme: Wahrscheinlich die einzige marktwirtschaftliche Rettung für das Land, zumindest mittelfristig sollten die Griechen eher Hoffnungen in die Drachme setzen, denn sich vor ihr zu fürchten. Dauerhafte Alimentierung geht natürlich auch (so lange jedenfalls, wie das politisch noch durchhaltbar ist). Eine der größten Konkursverschleppungen der Geschichte jedenfalls - in einem Unternehmen und einem Rechtsstaat geht es dafür (normalerweise) ins Gefängnis ... Gar putzig wäre es, wenn das Ganze (z. B. im Bundestagswahlkampf) wieder hochpoppt und der IWF aussteigt. Wo man dies (Beteiligung IWF) doch seitens der Union als "conditio sine qua non" für die ganzen Rettungspakete hochstilisiert hat. Die werden sich dann wie Aale winden. Dann kann ja der geniale Martin Schulz in die Bresche springen und sein damaliges Engagement für Euro-Bonds wieder aufleben lassen ...

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Schwachzocker
vor 1 Stunde schrieb DrFaustus:

Das ist sicherlich ein Problem. Da stimme ich zu. Deshalb sollte das von vorneherein absolut wasserdicht verankert werden....

Es ist selbstverständlich nicht möglich, irgendeine Regel "wasserdicht" zu verankern.

Regel lassen sich ändern bzw. abschaffen, und zwar genauso wie man sie erschaffen hat. Es wäre auch schlimm, wenn gewählte Politiker Regeln nicht mehr ändern könnten.

 

Und wenn hier gelegentlich davon schwadroniert wird, dass Regeln nicht einhalten werden, dann hat man sie wohl geändert. Das ist das ganz normale politische Tagesgeschäft. Das passierte wöchentlich, über Jahrzehnte, ohne dass sich jemand darüber aufgeregt hätte.

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tom1956
· bearbeitet von tom1956
vor 47 Minuten schrieb Schwachzocker:

Es ist selbstverständlich nicht möglich, irgendeine Regel "wasserdicht" zu verankern.

Regel lassen sich ändern bzw. abschaffen, und zwar genauso wie man sie erschaffen hat. Es wäre auch schlimm, wenn gewählte Politiker Regeln nicht mehr ändern könnten.

 

Und wenn hier gelegentlich davon schwadroniert wird, dass Regeln nicht einhalten werden, dann hat man sie wohl geändert. Das ist das ganz normale politische Tagesgeschäft. Das passierte wöchentlich, über Jahrzehnte, ohne dass sich jemand darüber aufgeregt hätte.

In einem Rechtsstatt gilt generell und unabänderlich der Grundsatz "pacta sunt servanda". Sonst ist es kein Rechtssaat. Natürlich und selbstverständlich können sich Rahmenbedingungen so ändern, daß man beispielsweise Verträge (aber auch Gesetze) an die neuen Gegebenheiten anpassen muß. Das ist das übliche Procedere in einem Rechtsstaat. Dafür gibt es geordnete Verfahren. Und dies passiert tatsächlich immer und immer wieder überall in einem ordentlichen Staatswesen. Das ist ja gerade das Kennzeichen eines funktionierenden Rechtsstaates.

 

Was aber niemals geht in einem Rechtsstaat: Man läßt die Verträge, wie sie sind - und bricht sie dann hundertfach (z. B. Wachstums-und Stabilitätspakt/Maastricht-Kriterien oder AEU-Vertrag Artikel 125; Nichtbeistandsklausel als explizites No-Bail-Out). Diese Vorgehensweise ist typisch für Bananenrepubliken. 

 

Nochmals ganz schlicht: Die Kongruenz von staatlichem Handeln und Verträgen und Gesetzen ist unverzichtbar. Also 1. entweder das Handeln an die Verträge und Gesetze anpassen oder 2. die Gesetze und Verträge ändern und an die Realität anpassen. Beides geht in einem Rechtsstaat. Nur Variante 3. Verträge nicht ändern, aber kontinuierlich hundertfach brechen, geht nicht (geht in praxi doch, wie die EUDSSR belegt, ist dann aber eben schon per definitionem kein Rechtsstaat mehr).

 

Apropos "schwadronieren": Ein Jura-Studium ist hier sicherlich generell hilfreich, dieser einfache Sachverhalt erschließt sich aber eigentlich jedermann sofort und spontan.

 

Es stimmt, es "wäre schlimm, wenn die Politik obsolete Regeln nicht mehr ändern könnte". Das ist ja gerade Aufgabe des Gesetzgebers. Nur: Warum macht sie (die EU-Politik) es dann nicht und bricht stattdessen fortwährend die eigenen Regeln, anstatt sie - wie in jedem Rechtsstaat üblich - entsprechend zu ändern ? 

 

Meine Befürchtung: Der ausgebrannte Ofen "EU" mit der fehlkonstruierten Währung "Euro" ist weder in der Lage sich an die eigenen (selbst gegebenen !) Regeln zu halten, noch dazu in der Lage, die Verträge und Regeln gemeinsam zu ändern. Ähnliches dürfte - neben der Eurokrise - übrigens auch in der Flüchtlingkrise gelten.

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus

Da ein Staat keinen Konkurs anmelden kann (bei wem bitteschön?!), ist das mal wieder Stammtischbullshit zum Quadrat. Steht im Protokoll, dass man mehr Peripherie kaufen will, ja oder nein?

Dass du diesen interessanten und konstruktiven Thread durch deine wilden Theorien capturen musst, ist gelinde gesagt zum Ko....

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tom1956
· bearbeitet von tom1956
vor einer Stunde schrieb DrFaustus:

Da ein Staat keinen Konkurs anmelden kann (bei wem bitteschön?!), ist das mal wieder Stammtischbullshit zum Quadrat. Steht im Protokoll, dass man mehr Peripherie kaufen will, ja oder nein?

Dass du diesen interessanten und konstruktiven Thread durch deine wilden Theorien capturen musst, ist gelinde gesagt zum Ko....

"Da ein Staat keinen Konkurs anmelden kann (bei wem bitte schön?!)" ... dafür sind in praxi ca. 250 Staatsbankrotte in den letzten 200 Jahren aber eine ganze Menge, oder ? Ob angemeldet oder nicht, macht für den Bürger wenig Unterschied. Der er (der Bürger) ja pleite geht, der Staat natürlich niemals.

 

Nebenbei bemerkt: Eine klare Insolvenzordnung für Staaten wäre in der EU einer der wichtigsten ersten Schritte in die richtige Richtung.

 

Übrigens zu Griechenland: Hätte die EZB nicht vertragswidrig (das war nämlich gar kein Liquiditäts - sondern ein Solvenzproblem !) die ELA-Kredite (Emergency Liquidity Assistance = Liquiditäts-Nothilfe !) an Griechenland permanent verlängert (damit wurde letztlich auch die Kapitalflucht aus dem Land mitfinanziert), hätte sich Griechenland selbstverständlich für zahlungsunfähig erklären müssen. Was sonst ?

 

Im Übrigen: Im EZB-Protokoll wird das verbal vorbereitet (mehr Peripherie abweichend vom Kapitalschlüssel). Was anderes bedeutet im Rahmen der Anleihekäufe "begrenzte und temporäre Abweichungen" vom Kapitalschlüssel "möglich und unvermeidbar". Der gesamte Markt (soweit man bei Staatsanleihen noch von einem "Markt" sprechen kann) sieht das exakt auch so. Sonst wären ja nicht die Renditen (wie beschrieben) sofort um mehrere Basispunkte gefallen, eben in Erwartung der vom Kapitalschlüssel abweichenden EZB-Käufe ! Eindeutiger gehts ja nicht.

 

"Capturen" will ich nix, schon gar nicht diesen Thread. Deine Unbedarftheit und Gläubigkeit gegenüber der EU, dem Euro, der EZB aber auch gegenüber unserem bunten Zettelgeld sowie unserer Politik verwundert mich nur immer wieder. Als wäre dies alles ganz normal ... und nicht der größte Finanzschlamassel aller Zeiten. Oder interpretiere ich das einfach falsch ?

 

Deinem permanenten Bert Brecht Zitat als Abbinder setze ich mal Voltaire (ein zumindest ebenso schlaues Kerlchen) entgegen: Jedes Papiergeld fällt früher oder später auf seinen inneren Wert zurück - und der ist Null.

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DrFaustus

Dann halte ich mal dagegen: Am Ende sind wir alle tod.

Staatsbankrott vs. Konkurs  vs. Pleite vs.  Insolvenz.

Wenn man schon mit Platitüden um sich wirft, sollte man zumindest die richtigen Begriffe verwenden.

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tom1956
vor einer Stunde schrieb DrFaustus:

Dann halte ich mal dagegen: Am Ende sind wir alle tod.

Staatsbankrott vs. Konkurs  vs. Pleite vs.  Insolvenz.

Wenn man schon mit Platitüden um sich wirft, sollte man zumindest die richtigen Begriffe verwenden.

 

Noch davor kommt aber die Rechtschreibung. Nur den Tod (Substantiv, für Dich also Hauptwort) schreibt man mit "d", tot sein dagegen als Adjektiv mit "t". Wenn man es schon so genau nehmen will, wie Du es vorgibst.

 

Hoffentlich ist Dein Zitat nicht angelehnt an John Maynard Keynes !? Die ihm zugeschriebene Aussage "langfristig sind wir alle tot" gehört zum Schlichtesten (um nicht zu sagen zum Dümmsten), was mir in meinem VWL-Studium begegnet ist. Bitte um Verständnis aber als Anhänger der "Österreichischen Schule" (falls Dir dies etwas sagen sollte?), kann ich natürlich mit dem fatalen Keynesianismus nix anfangen. Immerhin könnte sich daraus aber Deine Affinität und Naivität gegenüber den Zentralbanken erklären ? Keynes glaubte ja auch, daß man die Nachfrage (samt staatlicher Nachfrage) sozusagen "zentral" steuern müßte. Als ob eine zentrale Stelle mehr wissen könnte, als Millionen von Marktteilnehmern. Eine absolute Hybris - könnte glatt auf der Linie von Frau Zypries (unserer neuen grandiosen Wirtschaftsministerin) liegen. Entschuldigung, aber dieses Wortspiel bot sich einfach an.

 

 

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Schwachzocker
vor 16 Stunden schrieb tom1956:

...

Was aber niemals geht in einem Rechtsstaat: Man läßt die Verträge, wie sie sind - und bricht sie dann hundertfach (z. B. Wachstums-und Stabilitätspakt/Maastricht-Kriterien oder AEU-Vertrag Artikel 125; Nichtbeistandsklausel als explizites No-Bail-Out). ...

Doch! Wenn alle einverstanden sind, macht man das in einem Rechtsstaat so!

 

Zitat

Nebenbei bemerkt: Eine klare Insolvenzordnung für Staaten wäre in der EU einer der wichtigsten ersten Schritte in die richtige Richtung.

Du kritisierst, dass Gesetze und Verträge nicht eingehalten werden, und möchtest dies durch noch mehr Gesetze und Verträge unterbinden?! Wie kommst Du darauf, dass eine "klare" Insolvenzordnung dann eingehalten wird?

Welche Polizei oder welche Armee setzt das durch?

 

Zitat

Deinem permanenten Bert Brecht Zitat als Abbinder setze ich mal Voltaire (ein zumindest ebenso schlaues Kerlchen) entgegen: Jedes Papiergeld fällt früher oder später auf seinen inneren Wert zurück - und der ist Null.

Früher oder später wird ein Meteorit auf der Erde einschlagen.

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Sucher
vor 19 Stunden schrieb DrFaustus:

Nun. Man muss sich anschauen, wie ein Kauf einer Anleihe technisch erfolgt. Gehen wir vom einfachsten Fall aus. EZB kauft direkt von einer Bank.

Aktiva: Klar Anleihe wird eingebucht

Passiva: Guthaben der Bank bei der EZB steigt = Verbindlichkeit der EZB ggü. Bank

 

Auch wenn die EZB über die Börse kauft und somit die Gegenpartei nicht kennt, wird der Kauf doch über ein EZB Konto abgewickelt werden können.

 

Dein Buchungssatz gilt so für jeden Bilanzierenden, der etwas auf Ziel kauft. 

 

Das kann nicht sein, dass die Zentralbank das genauso macht. Wo ist da der Mechanismus der Geldschöpfung (die sprichwörtliche Notenpresse), die die Inflation treibt? Erfolgt die in diesem Falll wirklich nur über den normalen Weg der Geschäftsbanken (Kreditvergabe, Mindesteinlagesatz, etc.)?

 

Wenn ja, dann ist die nächste Überlegung obsolet. Ich meine genau den Fall, bei dem derjenige mit dem Gelddruckmonopol (also die EZB) Geld druckt, um die entsprechenden Wertpapiere zu kaufen.

 

vor 19 Stunden schrieb DrFaustus:
Zitat

Wenn ein Staat ausfällt, ist es logisch, dass andere Staaten daraus Nachteile haben. Aber wenn die Eigner der EZB sich selbst jeweils im Verhältnis der EZB-Einlagen Kredite erlassen, dürften doch nur die entgangenen Zinsen Unterschiede zwischen den Staaten bedingen. Denn das EK der EZB sinkt im gleichen Maße wie die eigenen Kredite erlassen werden. Und die EZB hat dann noch das "neue FK". Was auch immer daraus dann wird. EK? Dann wäre der Kreis auch so geschlossen.

 

Ich hab es mir jetzt dreimal durchgelesen. Ich verstehe nicht was du meinst...

Was meinst du mit neues FK?

Die EZB nimmt aus ihrer Bilanz die Wertpapiere. Das heißt sie muss sie zu 100% wertberichtigen und bucht: "Eigenkapital an Abschreibungen auf Wertpapiere". Heißt EK wird weniger.

Oder meinst du die Geschäftsbanken sollen ihre Einlagen bei der EZB umwandeln in EK der EZB? Das wäre interessant. Man etabliert quasi ein FED System. Halte ich für ausgeschlossen.

 

Neues FK = FK wurde das geschöpfte Geld von dir genannt, das ist der Hauptpunkt, den ich nicht verstehe.

 

Machen wir es ganz konkret, was ich meine:

Der deutsche EZB-Anteil beträgt 18%. Also ist der Anteil Deutschlands an den EZB-Einlagen (EK) 18%. Gleichzeitig ist der Anteil der deutschen Anleihen am Kaufprogramm 18%.

Jetzt druckt die EZB 1 Bio. EUR in bar. Damit geht sie einkaufen und bezahlt mit den frischen Scheinen in bar.

Im folgenden Schritt werden allen Staaten zusammen durch die EZB 1 Bio. EUR Schulden erlassen. Deutscher Anteil 180 Mrd. EUR. Die EZB bucht EK an Abschreibungen auf Wertpapiere.

Für Deutschland ist es erst einmal ein Nullsummenspiel (Zinsen außen vor gelassen). DE hat 180 Mrd. weniger Staatsschulden, aber das EK der EZB ist negativ, deutscher Anteil 180 Mrd. EUR.

Jetzt haben wir ja aber noch das gedruckte Geld mit dem die EZB eingekauft hat. In meiner Vorstellung kann die EZB quasi in einem ersten Schritt "Bank an EK" buchen, dann "Wertpapiere an Bank" und schlussendlich "Eigenkapital an Abschreibungen auf Wertpapiere".

 

Damit passiert dann in der EZB-Bilanz nichts. Den Staaten werden die Schulden erlassen. Für die Allgemeinheit erhöht sich die Inflation.

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Wusel83
vor 2 Stunden schrieb tom1956:

 

Noch davor kommt aber die Rechtschreibung. Nur den Tod (Substantiv, für Dich also Hauptwort) schreibt man mit "d", tot sein dagegen als Adjektiv mit "t". Wenn man es schon so genau nehmen will, wie Du es ...

 

 

Nur mal nebenbei was die Rechtschreibung etc. betrifft kann ich mich eigentlich auch nicht aus dem Fenster lehnen aber bevor du so etwas an anderen kritisierst wie "dem Dativ ist das Genitiv sein umbring" oder auch nur "da fehlt nen T" würd ich noch mal alte Beiträge von dir editieren. Bei einem deiner letzten viel mir als angehender Legastheniker und nur queerlesen weil ich sowieso schon weiss welche Meinung und Thesen kommen werden der ein oder andere Verschreiber ins Auge.

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tom1956
vor einer Stunde schrieb Wusel83:

Nur mal nebenbei was die Rechtschreibung etc. betrifft kann ich mich eigentlich auch nicht aus dem Fenster lehnen aber bevor du so etwas an anderen kritisierst wie "dem Dativ ist das Genitiv sein umbring" oder auch nur "da fehlt nen T" würd ich noch mal alte Beiträge von dir editieren. Bei einem deiner letzten viel mir als angehender Legastheniker und nur queerlesen weil ich sowieso schon weiss welche Meinung und Thesen kommen werden der ein oder andere Verschreiber ins Auge.

 

Zwischen einem reinen Verschreiber und einem massiven Rechtschreibfehler sollte man schon unterscheiden, gerade wenn ein Akademiker formuliert (Dr. Faustus immerhin). Denn "t" und "d" liegen, zumindest auf meiner Tastatur, nicht nebeneinander. Und wer (vermeintlich) so auf die Exaktheit der Terminologie achtet (Konkurs, Pleite, Insolvenz) und anderen noch dazu "das Herumwerfen mit Platitüden" ankreidet, der sollte an sich denknotwendig die gleichen, strengen Maßstäbe anlegen. Und das fängt eben mit der Rechtschreibung als Basis schon an. Gelle ...

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Wusel83
vor einer Stunde schrieb tom1956:

 

Zwischen einem reinen Verschreiber und einem massiven Rechtschreibfehler sollte man schon unterscheiden, gerade wenn ein Akademiker formuliert (Dr. Faustus immerhin). Denn "t" und "d" liegen, zumindest auf meiner Tastatur, nicht nebeneinander. Und wer (vermeintlich) so auf die Exaktheit der Terminologie achtet (Konkurs, Pleite, Insolvenz) und anderen noch dazu "das Herumwerfen mit Platitüden" ankreidet, der sollte an sich denknotwendig die gleichen, strengen Maßstäbe anlegen. Und das fängt eben mit der Rechtschreibung als Basis schon an. Gelle ...

Weiss ichs ob es bei dir nen Verschreiber ist ? Nö nicht mit letzter Sicherheit.

Ob du nen Dr. Hast oder nicht ist auch eigentlich wurscht im Vergleich zum Dr. Hc oder was auch immer. Wer im Glashaus sitzt sollte die Finger von den Steinen lassen und wer in einer Sachdebate darauf hinweisst das tod etwas anderes ist als tot aber mindestens drei unterschiedliche Varianten von Rechtstaat präsentiert macht sich initial leicht lächerlich. Wer dann im Nachgang nach Hinweiss nicht die Grösse hat zu sagen okay "falscher Dampfer tschuldigung" sondern "mimimi meine Fehler sind aber nicht so schlimm"  machts nicht besser sondern weisst eher darauf hin das ihn die Sachdebate entweder überfordert oder nicht interessiert. 

 

Falls du nen Rechtschreibfehler findest behalt ihn, schick den Fehler an den Duden oder geh mit nen paar Cent zu nächsten Parkuhr und erzähl es der falls es dich sonst zu sehr belastet.

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Schwachzocker
vor 8 Minuten schrieb Wusel83:

...Wer dann im Nachgang nach Hinweiss nicht die Grösse hat zu sagen okay "falscher Dampfer tschuldigung" sondern "mimimi meine Fehler sind aber nicht so schlimm"  machts nicht besser sondern weisst eher darauf hin das ihn die Sachdebate entweder überfordert oder nicht interessiert. 

...

Das wird schon dadurch deutlich, dass man mindestens 20fach inhaltlich das gleiche Posting von sich gibt, das da lautet:

 

"Ich habe es gleich gewusst. Alle haben sich über mich lustig gemacht. Ich bin ein verkanntes Genie!"

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