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Bestandsaufnahme und mögliche Folgen der QE-EZB-Geldpolitik

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Maciej
Am Freitag, 17. Februar 2017 um 14:22 schrieb DrFaustus:

Der Fall, den es in der Vergangenheit gab (1923), dass Staaten sich mit der Druckerpresse entschuldet haben und es zu einer Hyperinflation kam, muss man sich genauer anschauen. Damals wurde ein großer Teil der geschaffenen Geldmenge direkt an die Verbraucher ausgereicht. Diese konsumierten dann damit und es entstand eine nachfrageinduzierte Inflation. Zudem wurde der Grundstein für die Inflation während des Krieges durch eine exorbitant steigende Verschuldung getrieben. Diese Verschuldung floss direkt in die Wirtschaft konkret Rüstungsindustrie.

 

Zudem gab es in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg (u.a. auch durch Reparationsleistungen in Sachwerten) einen Mangel an praktisch allem. Eine steigende Geldmenge, die in die Realwirtschaft gelangt, und extreme Güterknappheit sind dann natürlich das ideale Umfeld für Inflation. Heute sieht die Situation dagegen ganz anders aus, in den westlichen Industrienationen besteht eher ein Überfluss an Waren. Ich sehe da momentan auch nicht, wo eine ausufernde Inflation herkommen sollte.

 

Am Freitag, 17. Februar 2017 um 14:22 schrieb DrFaustus:

Der Normalfall wäre, dass das Geld schon in der vorhandenen Geldmenge existiert. Denn Staatsanleihenkäufer sollten i.d.R. aus ihrem Erspartem die Anleihen kaufen und nicht auf Kredit.

 

Das hieße dann ja auch, dass sich Staatsschulden überhaupt nicht auf die aktuelle Geldmenge auswirken, abgesehen vielleicht von den Zinsen, die in der Geldmenge ja noch nicht vorhanden sind und im Laufe der Schuldentilgung erzeugt werden sollten. Ich hatte irgendwo mal gelesen, dass die Rückzahlung von Staatsschulden Geld vernichtet und damit die Geldmenge reduzieren würde, also im größeren Umfang extrem deflationär wirken würde. Das würde dann ja nicht stimmen.

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JS_01
vor 14 Stunden schrieb Maciej:

 

Zudem gab es in Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg (u.a. auch durch Reparationsleistungen in Sachwerten) einen Mangel an praktisch allem. Eine steigende Geldmenge, die in die Realwirtschaft gelangt, und extreme Güterknappheit sind dann natürlich das ideale Umfeld für Inflation. Heute sieht die Situation dagegen ganz anders aus, in den westlichen Industrienationen besteht eher ein Überfluss an Waren. Ich sehe da momentan auch nicht, wo eine ausufernde Inflation herkommen sollte.

 Das sehe ich ähnlich wie du. Die Inflation spürt man zwar heute recht deutlich bei Immobilienpreisen und "exotischen" Gütern wie hochklassigen Kunstgegenständen. Ein Großteil des normalen Warenkorbs für das alltägliche Leben hat sich seit Jahren nicht wirklich verändert, wenn man von äußeren Einfüssen wie der aktuellen Missernte in spanischen Gewächshäusern absieht. Das ist aber unabhängig vom Geldmarkt.

Gerade in Deutschland mit seinem extremen Wettbewerb im Einzelhandel sind die Preise mancher Warengruppen (siehe Milch) in den letzten Jahren sogar teils deutlich gefallen.

Daher gibt es momentan sicher Bereiche mit steigenden Preisen, aber man muss bestimmt nicht mit einem Rucksack voller Geld zum Brot kaufen gehen.

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DrFaustus
Am ‎18‎.‎02‎.‎2017 um 12:29 schrieb Sucher:

 

Dein Buchungssatz gilt so für jeden Bilanzierenden, der etwas auf Ziel kauft. 

 

Nein, denn ein normaler Bilanzierender bucht zwar Verbindlichkeiten ein (entsprechend der Verkäufer Forderungen). Diese sind aber nicht fungibel, wie es Zentralbankguthaben ist. Einfach gesagt: Mit Zentralbankguthaben kann ich im Währungskreislauf etwas anfangen. Mit Forderungen nicht.

 

Am ‎18‎.‎02‎.‎2017 um 12:29 schrieb Sucher:

 

Das kann nicht sein, dass die Zentralbank das genauso macht. Wo ist da der Mechanismus der Geldschöpfung (die sprichwörtliche Notenpresse), die die Inflation treibt? Erfolgt die in diesem Falll wirklich nur über den normalen Weg der Geschäftsbanken (Kreditvergabe, Mindesteinlagesatz, etc.)?

Doch. Genau das ist der Mechanismus. So funktioniert das auch bei Geschäftsbanken. Jede Kreditvergabe einer Bank ist im Grunde Geldschöpfung, jede Rückzahlung eines Kredits Geld"vernichtung".

Die Geldschöpfung über den Kauf von Wertpapieren erfolgt vielschichtig:

1. Es werden dem Markt Wertpapiere entzogen. Heißt es muss mehr Geld anderweitig zur Verfügung gestellt werden

2. Für die Wertpapiere erhält jemand Buchgeld, welches nicht von einem normalen Kapitalmarktteilnehmer kommt, sondern von der Zentralbank geschaffen wurde.

Heißt also: Mehr Geld, weniger Assets = Inflation (der Assetpreise)

 

 

Am ‎18‎.‎02‎.‎2017 um 12:29 schrieb Sucher:

Machen wir es ganz konkret, was ich meine:

Der deutsche EZB-Anteil beträgt 18%. Also ist der Anteil Deutschlands an den EZB-Einlagen (EK) 18%. Gleichzeitig ist der Anteil der deutschen Anleihen am Kaufprogramm 18%.

Jetzt druckt die EZB 1 Bio. EUR in bar. Damit geht sie einkaufen und bezahlt mit den frischen Scheinen in bar.

Auch das in Umlauf gebrachte Bargeld stellt Verbindlichkeiten der EZB dar. In der Bilanz auf der Passivseite ganz oben: Banknotenumlauf

 

Am ‎18‎.‎02‎.‎2017 um 12:29 schrieb Sucher:

Im folgenden Schritt werden allen Staaten zusammen durch die EZB 1 Bio. EUR Schulden erlassen. Deutscher Anteil 180 Mrd. EUR. Die EZB bucht EK an Abschreibungen auf Wertpapiere.

Für Deutschland ist es erst einmal ein Nullsummenspiel (Zinsen außen vor gelassen). DE hat 180 Mrd. weniger Staatsschulden, aber das EK der EZB ist negativ, deutscher Anteil 180 Mrd. EUR.

Soweit korrekt. Jemand muss zunächst den Schuldenerlass bezahlen.

 

Am ‎18‎.‎02‎.‎2017 um 12:29 schrieb Sucher:

Jetzt haben wir ja aber noch das gedruckte Geld mit dem die EZB eingekauft hat. In meiner Vorstellung kann die EZB quasi in einem ersten Schritt "Bank an EK"

Damit meinst du sie schafft sich quasi ihr EK selbst?

Wäre theoretisch sicher denkbar. Rechtlich vermutlich nicht. Aber Gesetze kann man ändern.

 

Am ‎18‎.‎02‎.‎2017 um 12:29 schrieb Sucher:

buchen, dann "Wertpapiere an Bank" und schlussendlich "Eigenkapital an Abschreibungen auf Wertpapiere".

 

Damit passiert dann in der EZB-Bilanz nichts. Den Staaten werden die Schulden erlassen. Für die Allgemeinheit erhöht sich die Inflation.

Ja, das wäre korrekt wenn die erste Buchung so zu machen wäre.

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Sucher
vor einer Stunde schrieb DrFaustus:

Doch. Genau das ist der Mechanismus. So funktioniert das auch bei Geschäftsbanken. Jede Kreditvergabe einer Bank ist im Grunde Geldschöpfung, jede Rückzahlung eines Kredits Geld"vernichtung".

Die Geldschöpfung über den Kauf von Wertpapieren erfolgt vielschichtig:

1. Es werden dem Markt Wertpapiere entzogen. Heißt es muss mehr Geld anderweitig zur Verfügung gestellt werden

2. Für die Wertpapiere erhält jemand Buchgeld, welches nicht von einem normalen Kapitalmarktteilnehmer kommt, sondern von der Zentralbank geschaffen wurde.

Heißt also: Mehr Geld, weniger Assets = Inflation (der Assetpreise)

 

Ja, du hast recht. So läuft der Inflationsmechanismus, wenn ich es recht verstehe:

- Wenn eine Geschäftsbank ihre Anleihen für 1 Mrd. EUR an die EZB verkauft, bekommt sie Zentralbankguthaben. In diesem Fall dann ohne hinterlegte Sicherheiten, da die EZB ja gekauft hat. Daraus kann sie dann Kredite vergeben (1 Mrd./1% Mindestreserve = 100 Mrd. EUR), solange die EK-Vorschriften noch passen.

- Wenn eine Nicht-Bank ihre Anleihen für 1 Mrd. EUR an die EZB verkauft, kommen 1 Mrd. EUR in den Umlauf.

 

Der zweite Fall dürfte vor allem die Assetpreise treiben. Beim ersten Fall kommt es darauf an, was die Bank macht. Hier ist aber doch eine deutliche Komponente für die Realwirtschaft ersichtlich. Wie stark das wirkt, kann die EZB in gewissem Maße dann noch über den Leitzins steuern. Und der ist ja schon auf volles Rohr.

 

vor einer Stunde schrieb DrFaustus:

Damit meinst du sie schafft sich quasi ihr EK selbst?

Wäre theoretisch sicher denkbar. Rechtlich vermutlich nicht. Aber Gesetze kann man ändern.

 

Ja, das meine ich. Aber da kenne ich die Regeln zu wenig, inwieweit das realistisch ist.

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DrFaustus

Ich kenne, die Regeln hierzu auch nicht. Aber das halte ich aktuell für absolut unrealistisch.

Das wäre ein Tabubruch. Und da Deutschland ja schon gegen die Anleihekäufe auf die Barrikaden ging (vor den EUGH), denke ich so etwas würde nicht einfach so hingenommen werden.

Zumal ja, wenn es so einfach wäre, auch der tatsächliche EK Anteil der einzelnen Länder/Zentralbanken nicht hätte einbezahlt werden müssen, sondern hätte auch auf diese Weise "geschaffen" werden können. Das war aber nicht der Fall.

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Warlock

Nur mal so nebenbei: Auch der Ottonormalverbraucher merkt das es bei Vermögenswerten eine Inflation gibt. Wer Miete zahlt oder eine Immobilie kaufen möchte wird davon schon tangiert.

 

Mit Blick auf Deutschland, frage ich mich ob wir mehr als lokale Immobilienblasen haben und wenn ja wo stehen wir? Noch am Anfang, und wie schlimm wird es, wenn sie platzen sollte? Gibte es ähnliche Entwicklungen in Skandinavien, Benelux oder Österreich und Schweiz?

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Schwachzocker
vor 3 Minuten schrieb Warlock:

...

Mit Blick auf Deutschland, frage ich mich ob wir mehr als lokale Immobilienblasen haben und wenn ja wo stehen wir? Noch am Anfang, und wie schlimm wird es, wenn sie platzen sollte?

Solange die Leute ihre Immobiliendarlehen bedienen können, passiert m.E. überhaupt nichts. Man hat dann eventuell eine Geldanlage getätigt, die sich im Nachhinein als schlecht entpuppt hat.

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus

Nun, bei Mieten ist die Sache etwas schwieriger zu beurteilen. Mieten sind meiner Meinung nach unabhängig von der Geldpolitik sondern allein Angebot- und Nachfragegetrieben. Und die niedrigen Zinsen führen tendenziell auf Sicht eher zu einem Überangebot. Aktuell aufgrund der Kapazitätsauslastung aber auch zu höheren Baupreisen. Wenn man sich die Mietrenditen in München, Berlin oder Hamburg ansieht, dann steht da kaum noch eine 3 vor dem Komma. Das heißt natürlich nicht, dass die Mieten nicht gestiegen sind. Das hängt aber in den Ballungsräumen eher am knappen Angebot.


Das Problem mit den "Blasen" in München, Hamburg und Berlin ist mMn, dass in den Kaufpreisen teilweise Mietsteigerungen eingepreist sind, die so in naher Zukunft nicht mehr zu erzielen sein werden. Ich denke da wird der Markt locker mal 15-20% korrigieren. Geht man aus diesen drei Städten (Frankfurt vielleicht noch dazu) raus, sehe ich keine Blasen.

 

Edit: Ich füge noch hinzu, dass die Mietpreisbremsen einen ähnlichen Effekt haben wie der Mindestlohn. Wenn nämlich eine maximale Mietsteigerung festgeschrieben wird, nutzen viele Vermieter genau diese maximale Steigerung, wo sie vorher ggf. gar nicht so stark angepasst hätten.

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tom1956
vor 11 Minuten schrieb DrFaustus:

Immobilien ... sehe ich keine Blasen.

 

Genau. Deshalb warnen ja auch Deutsche Bundesbank, Bafin usw. genau vor einer solchen Immobilien-Blase in Deutschland ... und der AFS (Ausschuss für Finanzstabilität) hat im Rahmen der makroprudentiellen Aufsicht - quasi fieberhaft - an einem Gesetz "auf Vorrat" (mit festen Ratios wie "loan to income", "loan to value" usw.) gearbeitet, damit es bei Bedarf schon fertig in der Schublade liegt und man sofort reagieren kann. Und das Alles, obwohl Du keine Blasen siehst ... Faszinierend. Informiere doch mal alle Beteiligten, dann können sie sich den ganzen Aufwand sparen !

 

Übrigens: Bereits die im März 2016 in deutsches Recht implementierte "Wohnimmobilienkreditrichtlinie atmet nunmehr in weiten Teilen (statt den Ursprungsgedanken von europaweiter Vereinheitlichung über Transsparenz bis hin zum erweiterten Verbraucherschutz zu verfolgen) den Geist "durch stringente Regulierungen auch einer Immobilienblase vorzubeugen". Instruktiv hierzu eine Beschäftigung mit diesem Thema und der jüngsten Bundesratsinitiative der Länder Bayern, Hessen und Baden-Württemberg zu Überarbeitung der Richtlinie sowie diverse Aktivitäten hierzu der Genossenschaftsbanken und Sparkassen sowie der assoziierten Verbände. Und das Alles, obwohl Du keine Blase siehst ... Faszinierend.

 

Übrigens: Nur eine der zahlreichen Kollateralschäden der EZB-Politik ...

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus

"Warnt vor einer Blase"

"einer Immobilienblase vorzubeugen"

 

Faszinierend wie man selbst etwas schreiben kann, ohne das Geschriebene zu verstehen...

 

Du kannst ja gerne erläutern, wo abseits von München, Hamburg, Berlin und Frankfurt Blasen vorliegen...

Auch die Bundesbank schreibt: "Die Preise für Wohnimmobilien sind in den vergangenen Jahren in den Metropolen und Metropolregionen deutlich gestiegen"

Also nichts anders als ich. Faszinierend, oder?

 

Zitat

 

 


Das Problem mit den "Blasen" in München, Hamburg und Berlin ist mMn, dass in den Kaufpreisen teilweise Mietsteigerungen eingepreist sind, die so in naher Zukunft nicht mehr zu erzielen sein werden. Ich denke da wird der Markt locker mal 15-20% korrigieren. Geht man aus diesen drei Städten (Frankfurt vielleicht noch dazu) raus, sehe ich keine Blasen.
 

 

 

Übrigens:

 



Die Bundesbank sieht gegenwärtig keine Anzeichen für eine Immobilienblase

http://www.handelsblatt.com/finanzen/immobilien/immobilienblase-bundesbank-bleibt-wachsam/14746280.html

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tom1956
vor 3 Minuten schrieb DrFaustus:

 

Du kannst ja gerne erläutern, wo abseits von München, Hamburg, Berlin und Frankfurt Blasen vorliegen...

Zum Beispiel in Köln, in Düsseldorf, in Stuttgart, in Heidelberg, in Wiesbaden, in Darmstadt, in Mainz, in Freiburg, in Tübingen usw. usw.

 

In einigen der aufgezählten Städten habe ich übrigens Wohnungen, die Preise kenne ich also zumindest rudimentär.

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus

Bestandswohnungen:

Tübingen um die 3000€/m2

Mainz ebenso

Freiburg 3400

Darmstadt 2400-3000

Wiesbaden 2800 (Toplage, Altbau!!!)

...

...

 

Das sind für dich Blasenpreise? Dann frage ich mich, wieso du nicht sofort verkaufst, wenn du da Immobilien hälst. Passt nicht so ganz zusammen. Von Blasen zu schwadronieren und dann in den Blasen investiert sein. Man könnte sogar sagen: Das ist ziemlich dämlich.

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tom1956
vor 7 Minuten schrieb DrFaustus:

Bestandswohnungen:

Tübingen um die 3000€/m2

Mainz ebenso

Freiburg 3400

Darmstadt 2400-3000

Wiesbaden 2800 (Toplage, Altbau!!!)

...

...

 

Das sind für dich Blasenpreise? Dann frage ich mich, wieso du nicht sofort verkaufst, wenn du da Immobilien hälst. Passt nicht so ganz zusammen. Von Blasen zu schwadronieren und dann in den Blasen investiert sind. Man könnte sogar sagen: Das ist ziemlich dämlich.

Dazu und zum Immo-Markt könnte man jetzt viel schreiben, aber ich schätze, Du hast gar keine vermieteten Immobilien im Bestand, oder ? Das Thema dürfte Dich also im Detail nicht allzu sehr interessieren.

 

Was aber wirklich ein großes und ernsthaftes Problem darstellt, ist der "eingefrorene Markt": Es wird fast nix verkauft (außer bei Scheidung, berufsbedingtem Umzug, altersbedingt, Todesfall usw.). Deshalb bleibt für Interessenten (z. B. in Ffm.), fast nur der Neubau als Option. Insofern helfen die von Dir angeführten "Bestandspreise" in praxi nicht viel weiter. Denn selbst wenn sich die Preise vervielfacht haben (in Bezug auf den Einstieg) und die Spekulationsfrist abgelaufen ist, fragen sich die meisten Eigentümer: Was mache ich dann mit meinem Geld ? Zinsen gibt es keine, das Geld muß auf zig Banken verteilt werden (Einlagensicherung) und was wird überhaupt aus dem Euro ? - schließlich könnte man in ein neues Objekt investieren, da wird man aber wieder mit dem absurden (aktuellen) Preisniveau konfrontiert. Deshalb kommen Bestandsobjekte kaum auf den Markt.

 

Konkretes Beispiel aus Frankfurt (Palmengarten): Damaliger Preis (1985) in dem speziellen Objekt hat sich ungefähr verachtfacht. Auf meine Frage an einen Miteigentümer "warum verkaufen sie nicht?" sagte dieser: "Was mache ich dann mit dem Geld ? Auf der Bank krieg ich nix und da behalte ich das App. und kassiere lieber jeden Monat einen Tausender als Miete".

 

Ist das wirklich dämlich ?

 

Wer einen größeren (lastenfreien) Bestand hat, den interessiert in aller Regel der regelmäßige Cash-Flow in Form von Mieteingängen und nicht, ob er in einer Blase investiert ist. Das bin ich mit meinen Aktien auch immer mal wieder (wenn man sie lange genug hält) - ohne auf die Idee zu verfallen, sie dann zu verkaufen. Denn Dividenden sind ja quasi (fast) wie Mieteingänge.

 

Um auf das Ursprungsthema zurückzukommen: Natürlich hat auch das QE der EZB samt Zinsdrückung eine erhebliche Mitursache für diese Marktverzerrungen gesetzt. Zum einen mit dem absurden Zinsniveau im Baufi-Bereich, zum anderen mit dem "Anlagenotstand". Womit wir wieder bei der fast verzweifelten "makroprudentiellen Aufsicht" wären.

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus

Endlich mal ein Beitrag mit dem man was anfangen kann, auch wenn ich deine Meinung nicht teile.

Ja, ich habe indirekt auch Immobilien "im Bestand" und nein, ich würde auch nicht verkaufen. Aber nicht aus dem Grund, weil ich keine Alternativen sähe, sondern weil das alles Buy-and-hold Immobilien sind und für Privatleute auch andere Aspekte mit reinspielen. Stichwort: Gewerblichkeit, Spekulationsfrist etc.

 

Frankfurt ist ja gerade der Fall, den ich oben unter "Blase" eingeordnet habe.

 

Würde ich eine Blase in einer solche Stadt sehen, würde ich tendenziell dorthin gehen wo ich keine Blase sehe. Es gibt viele "vergessene" Städte, bei denen man noch 5-6% Objekte findet. Die sind zwar nicht so "chick" wie oftmals in den Top-Städten oder Lagen, liefern aber solide Renditen. Schau mal z.B. Wetzlar/Gießen. Das ist Pendlereinzugsgebiet Frankfurt. Da findest du Bestandswohnungen für teilweise unter 2000 EUR/qm. Neubau unter 3000.

Oft kann man noch einen "Kicker" rausholen, wenn man "abgeranzt" kauft, renoviert und dann neu vermietet. Ist aber halt mehr Arbeit.

 

Neubau ist zu teuer derzeit. Da bin ich bei dir. Wird sich aber auch geben in 1-2 Jahren. Denn die Zahl der potenziellen Mieter, die Neubauwohnungen für 15-20 EUR/qm mieten, ist sehr begrenzt.

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tom1956
vor 3 Minuten schrieb DrFaustus:

 

Neubau ist zu teuer derzeit. Da bin ich bei dir. Wird sich aber auch geben in 1-2 Jahren. Denn die Zahl der potenziellen Mieter, die Neubauwohnungen für 15-20 EUR/qm mieten, ist sehr begrenzt.

Na ja, in Frankfurt wird auch schon einiges (möbliert) für 30 EUR/qm angeboten und vermietet; in den neuen Wohnhochhäusern auch für noch mehr.

Brexitbedingt (man schätzt, daß eventuell bis zu 20 tsd. Banker aus London nach Ffm. umsiedeln dürften) könnte die Zahl potentieller Mieter für dieses Segment zunehmen. Konjunktiv aber ...

Man wird sehen.

 

Nichtsdestotrotz: Das QE der EZB wirkt hier aber leider wie ein zusätzlicher Katalysator.

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Warlock

Ich sehe Deutschlandweit eine Übertreibung am Bau- und Immobilienmarkt. Ob es eine Blase ist oder wird, weiß ich auch nicht. Im besten Falle sind gerade bei Neubauten viele Angstkäufe/bauten dabei. Auf jeden Fall wird einiges am Markt vorbeigebaut.

 

Den gewünschten "günstigen Wohnraum" sehe ich ohnehin nicht. In der Branche hat man auch noch keine Lösung dafür gefunden da, sowohl aus der Tradition, als auch aus den technischen und gesetzlichen Regelungen in Deutschland "Bauen für die Ewigkeit" vorgeschrieben ist.

 

Daher wird viel in dem Segment "gehobenes Wohnen" gebaut, hier auch viele Mietwohnungen. Wobei ich hier absolut keinen Bedarf sehe in diesem Umfang. Die Mieten müssen so hoch sein, das die entsprechende Kundschaft vom Einkommensniveau eigentlich eher im Bereich Immobilienbesitzer und nicht Mieter fallen. Und die Republik besteht nach wie vor nicht nur aus besser verdienenden Singles und kinderlosen Paaren.

 

Zumindest wenn dieser Trend weiterläuft, gibt es in ein paar Jahren ein drastisches Überangebot im höherpreisigen Segment dem eine ungedeckte Nachfrage im niedrigpreisigen Segment gegenübersteht.

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basti_

Ich habe eine Frage zum Anfang des Fadens. Dort wird geschrieben, die EZB würde Staatsanleihen kaufen. Ist das nur so formuliert, weil es "einfacher" ist oder ist das wirklich so gemeint?

 

Die Staatsanleihen werden doch von den "lokalen" (also deutsche, italienische, fränzösische etc pp) Zentralbanken gekauft. Dazu wurden doch hier im Forum auch schon Listen verlinkte welche Anleihen zb die deutsche Zentralbank gekauft hat. Oder liege ich da falsch?

 

Ebenfalls wurde hier im Forum ein Gastbeitrag von Herrn Lucke beim Focus verlinkt in dem er sagt, dass zb die italenische Zentralbank das Target-System nutzt um italenische Staatsanleihen zu kaufen. Also die italenische Zentralbank beauftragt zB die deutsche Zentralbank italenische Staatsanleihen zu kaufen. Die deutsche Zentralbank erhält dafür eine Gutschrift im Target-System und die italenische Zentralbank erhält die Staatsanleihe.

Herr Lucke ist auch nicht der einzige der einen Zusammenhang zwischen Target2-Salden und Anleihenkaufprogramm sieht. Das sind aber (glaube ich) alles Vermutungen, gibt es hierzu verlässliche Informationen? Wenn das stimmt müsste man eventuell nochmals lesen was Herr Sinn vor 3-4 Jahren so geschrieben hat bzgl. Target2-Salden.

 

Ich habe keine Ahnung von diesem ganzen Zeug, aber zum Thema "Wie Wirken die Anleihenkäufe der Zentralbank" gibt es afaik die Wallace Neutralität. Wird zB in diesem Aufsatz Link von der Deutschen Bundesbank erwähnt. Laut der Wallace Neutralität sind Wertpapierkäufe einer Notenbank neutral. Diese Neutralität beruht aber zB auf der Annahme, dass Verluste der Notenbank über Steuern des privaten Sektors ausgeglichen werden, alle Marktteilnehmer rational aggieren etc pp

Mir fällt es schwer das zu verstehen. Das müsste doch bedeuten, dass durch das Anleihenkaufprogramm die Zinsen für Staatsanleihen nicht beeinflusst werden. Der private Marktteilnehmer verkauft seine Staatsanleihe an die Zentralbank, weil die Zentralbank sich mit einer geringeren Rendite zufrieden gibt ("mehr für die Anleihe zahlt als sie Wert ist"). Diesen "Gewinn" des Marktteilnehmers (bzw "Verlust" der Zentralbank) müsste der Marktteilnehmer dann aber in Form von Steuern wiederum an die Zentralbank abgeben.

Das muss doch eigentlich falsch sein bzw wird doch in der Realität so nie passieren?

 

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tom1956
vor einer Stunde schrieb Warlock:

Ich sehe Deutschlandweit eine Übertreibung am Bau- und Immobilienmarkt. Ob es eine Blase ist oder wird, weiß ich auch nicht. Im besten Falle sind gerade bei Neubauten viele Angstkäufe/bauten dabei. Auf jeden Fall wird einiges am Markt vorbeigebaut.

 

Den gewünschten "günstigen Wohnraum" sehe ich ohnehin nicht. In der Branche hat man auch noch keine Lösung dafür gefunden da, sowohl aus der Tradition, als auch aus den technischen und gesetzlichen Regelungen in Deutschland "Bauen für die Ewigkeit" vorgeschrieben ist.

 

Daher wird viel in dem Segment "gehobenes Wohnen" gebaut, hier auch viele Mietwohnungen. Wobei ich hier absolut keinen Bedarf sehe in diesem Umfang. Die Mieten müssen so hoch sein, das die entsprechende Kundschaft vom Einkommensniveau eigentlich eher im Bereich Immobilienbesitzer und nicht Mieter fallen. Und die Republik besteht nach wie vor nicht nur aus besser verdienenden Singles und kinderlosen Paaren.

 

Zumindest wenn dieser Trend weiterläuft, gibt es in ein paar Jahren ein drastisches Überangebot im höherpreisigen Segment dem eine ungedeckte Nachfrage im niedrigpreisigen Segment gegenübersteht.

 

Apropos Angstkäufe: Natürlich treiben auch viele Ausländer (mediterrane Länder) aus Euro-Ängsten die Preise. Diverse Makler (Berlin, München, Frankfurt) haben mir von solchen Kunden berichtet, die ihr Geld nicht nur anlegen, sondern vor allen Dingen aus ihrem eigenen Land (Griechenland, Italien usw.) raushaben wollen. Das sind keine "Institutionellen" oder "Großanleger", sondern Leute, die eben "einige Wohnungen" kaufen. Denen kommt es aber hauptsächlich auf den Wandel von "Schein in Stein" sowie die Flucht aus ihrem Land (zumindest ihr Geld betreffend) an - und weniger auf den Preis. Sie zahlen natürlich nicht jeden Preis - aber einige Zehntausend pro Wohnung mehr oder weniger beispielsweise (gerne auch schon vermietet), spielen da keine Rolle. Dies erhöht nicht nur die Nachfrage insgesamt, sondern wirkt zusätzlich preistreibend, weil sie zügig kaufen und wenig preissensibel verhandeln. Die Makler finden das natürlich super - die Menschen vor Ort weniger ... Denke, ein klassischer Selbstnutzer z. B. kann mit diesem Klientel schwer bis gar nicht konkurrieren. Auch dieser Trend befeuert also die Immo-Blase, zumindest in den Großstädten.

 

Und wenn in echten Zwangsversteigerungen (also keine Teilungsversteigerung zur Aufhebung der Gemeinschaft) normale Leute ohne Zögern das 30- oder 40 fache der Jahresnettomiete zahlen (das 48fache habe ich auch schon live erlebt), dann setzt natürlich auch die EZB mit ihrem QE und der Zinsmanipulation eine der Ursachen. Wie sagte eine Dame nach dem Zuschlag (auf meine Frage hin, dies sei doch Wahnsinn): "Auf der Bank kriege ich Null Prozent, das ist diese Wohnung mit knapp 3% Rendite doch super dagegen". Nur eines von vielen Zitaten in dieser Sache.

 

Meine Befürchtung: QE der EZB - eine Medizin, die wenig bis gar nicht hilft, da sie nur Symptome aber nicht die Ursachen bekämpft und noch dazu erhebliche Nebenwirkungen hat. Die mögliche Immobilienblase in Deutschland ist nur eine davon ...

 

 

 

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus
vor 20 Minuten schrieb basti_:

 

Ich habe keine Ahnung von diesem ganzen Zeug, aber zum Thema "Wie Wirken die Anleihenkäufe der Zentralbank" gibt es afaik die Wallace Neutralität. Wird zB in diesem Aufsatz Link von der Deutschen Bundesbank erwähnt. Laut der Wallace Neutralität sind Wertpapierkäufe einer Notenbank neutral. Diese Neutralität beruht aber zB auf der Annahme, dass Verluste der Notenbank über Steuern des privaten Sektors ausgeglichen werden, alle Marktteilnehmer rational aggieren etc pp

Mir fällt es schwer das zu verstehen. Das müsste doch bedeuten, dass durch das Anleihenkaufprogramm die Zinsen für Staatsanleihen nicht beeinflusst werden. Der private Marktteilnehmer verkauft seine Staatsanleihe an die Zentralbank, weil die Zentralbank sich mit einer geringeren Rendite zufrieden gibt ("mehr für die Anleihe zahlt als sie Wert ist"). Diesen "Gewinn" des Marktteilnehmers (bzw "Verlust" der Zentralbank) müsste der Marktteilnehmer dann aber in Form von Steuern wiederum an die Zentralbank abgeben.

Das muss doch eigentlich falsch sein bzw wird doch in der Realität so nie passieren?

 

Ich zitiere dazu mal direkt den Artikel:

 

Zitat

 

 


In der wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion zur Wirksamkeit der quantitativen Lockerung spielt die „Liquiditätsfalle“ traditionell eine zentrale Rolle: Wenn an der Zinsuntergrenze risikofreie, kurzfristige Wertpapiere (insbesondere Staatsanleihen) und Zentralbankgeld aus Sicht

der Banken sehr ähnlich sind, führen die Wertpapierkäufe der Notenbanken lediglich dazu, dass die Menge an kurzfristigen Staatsanleihen in den Händen der Banken ab- und die Hortung von Zentralbankgeld entsprechend zunimmt.

Die geldpolitischen Käufe dieser Wertpapiere wären dann insofern „neutral“, als sie keine Effekte auf die realwirtschaftliche Aktivität und die Güterpreisentwicklung hätten.
 

 

 

Soweit so klar. Hier geht es um kurzfristige Wertpapiere.

 

Zitat

 

 


Aber auch der Kauf langfristiger, möglicherweise risikobehafteter Wertpapiere durch die Notenbank kann unter bestimmten Bedingungen in diesem Sinne neutral sein.7) Wenn die

Notenbank durch den Kauf von Wertpapieren Risiken übernimmt, die zunächst im privaten Sektor gehalten wurden, ändert sich an der realwirtschaftlichen Allokation dann nichts, wenn diese Risiken letztlich – im Falle ihrer

Realisierung – wieder vom privaten Sektor über (zusätzliche) Steuern getragen werden müssen (sog. Wallace-Neutralität).
 

 

Es geht hierbei um den Ausfall der Staatsanleihen = Realisierung der Risiken.

Ich halte es für komplett Realitätsfern, dass der private Sektor die WP hält. 10% der Bundesanleihen werden von Privatpersonen gehalten. Daher könnte man nun aufhören zu diskutieren. Aber sollten tatsächlich 100% der Anleihen von Privatpersonen gehalten werden, stimmt die Theorie.

Denn im Falle eines Ausfalls der Anleihe würde der Privatsektor diese Verluste tragen. Kauft die Zentralbank die Risiken auf, muss die Allgemeinheit, also jeder einzelne für diesen Verlust haften. Und das passiert über Steuern. Die zugeführte Liquidität wird also über Steuern wieder abgeschöpft (im Falle eines Ausfalles wohlgemerkt!) Also von daher: Korrekt aber unrealistisch.

 

Übrigens ist sehr schön auf Seite 7 der Transmissionprozess aufgezeigt. Man kann sicherlich über einzelne Punkte streiten. Aber das Grundprinzip ist gut nachvollziehbar.

Ein Punkt, der auch bei mir zu kurz kam, ist die Auswirkung auf die Währungskurse. Niedrige Zinsen führen natürlich zu einer tendenziell abwertenden Währung, sofern das Zinsniveau im Verhältnis zu anderen Ländern niedriger ist.

aber auch darüber lässt sich trefflich streiten. Man schaue sich die Schweiz an oder Japan. Die schweizer Zinsen liegen seit Jahren deutlich unter den EUR Zinsen. Und trotzdem werter der CHF gegenüber dem EUR auf.

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foolbar
Am 16.2.2017 um 18:51 schrieb Sucher:

Ich habe noch einmal versucht, für mich Licht ins Dunkel der aktuellen EZB-Geldpolitik zu bringen. Hintergrund der Überlegungen ist die Frage, ob ich den Anleihenanteil meines Portfolios komplett in Euro halten möchte oder nicht.

 

Meine Idealvorstellung ist eine Sammlung von Quellen zum Thema und darauf aufbauend eine Entwicklung möglicher Szenarien.

...

 

Habt ihr weitere interessantere Artikel, in denen nicht nur über das berichtet wird, was die EZB tut, sondern auch was für Folgen das hat? Ich würde sie dann in den ersten Post integrieren.

 

Schau Dir mal die Vorträge vom Ludwig von Mises Institut an: http://www.misesde.org

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tom1956
· bearbeitet von tom1956
Am 20.2.2017 um 14:50 schrieb DrFaustus:

Bestandswohnungen:

Tübingen um die 3000€/m2

Mainz ebenso

Freiburg 3400

Darmstadt 2400-3000

Wiesbaden 2800 (Toplage, Altbau!!!)

...

...

 

Das sind für dich Blasenpreise? Dann frage ich mich, wieso du nicht sofort verkaufst, wenn du da Immobilien hälst. Passt nicht so ganz zusammen. Von Blasen zu schwadronieren und dann in den Blasen investiert sein. Man könnte sogar sagen: Das ist ziemlich dämlich.

Nichts ist so realistisch wie die Realität. Gestern in Offenbach. Termin mit einer Maklerin betreffs Neuvermietung nach Auszug des bisherigen Mieters. Bestandswohnung deutlich über 20 Jahre alt.

Dazu muß man wissen, daß hier gerne in Frankfurt, Wiesbaden, Mainz, Vordertaunus usw. gewohnt wird - aber nicht in Offenbach (seit Jahrzehnten "führend" in Hessen - und bundesweit - von der Zahl der Transferempfänger angefangen bis hin zur Pro-Kopf-Verschuldung). Wollte die Wohnung daher zum gleichen Preis wieder anbieten (ca. 7, 50 Euro/qm). Auch um einen seriösen Mieter zu finden und das Ganze stressfrei zu gestalten.

 

Die Maklerin lehnte dies entschieden ab, da dann der "Ärger mit den anderen Miteigentümern vorporgrammiert sei. In der Ecke (Innenstadt) wird überhaupt nix mehr unter 10 Euro/qm angeboten, in der Regel 11-12 Euro. In dem Haus (Balkon, Lift, TG-Platz) um die 13- 14,00 Euro. Auf der Hafeninsel vermiete ich gerade für 15 Euro. Wenn eine Wohnung im gleichen Haus ohne sachlichen Grund für einige Hundert Euro billiger angeboten wird, sei das nicht gut". Zu den Verkaufpreisen befragt: "Im Bestand wird fast nichts angeboten. Es verkauft nur, wer unbedingt muß, der Rest ist eher Schrott. Bleibt nur Neubau z. B. die Hafeninsel. Preise da ab 5. 000 Euro/qm aufwärts - wenn es noch was gibt".

 

Auf meine Frage, ob sie dies irgendwie genauer belegen könnte, zog sie eine Studie aus der Tasche: Durchschnittsmiete in Offenbach derzeit 10,21 Euro und Preissteigerung allein im letzten Jahr + 14,3 %. Nun gut, Makler/Spektakler könnte man sagen, allerdings ist das eine solide Firma, die seit Jahrzehnten im Rhein-Main-Gebiet tätig ist.

 

Nochmals, wir reden hier von Offenbach (!). Gefühlt ordne ich die Stadt in die Reihe Pirmasens, Wuppertal, Neunkirchen usw. ein. An dem Standort hätte ich niemals Wohneigentum erworben. Die Wohnung stammt von einem ehemaligen Arbeitskollegen, der damals versetzt wurde und dann keinen Käufer dafür fand. So habe ich sie gekauft, nachdem sie schon länger leer stand und er sie einfach nicht los bekam.

 

Mag dies auch für Frankfurter Verhältnisse (z. B. Westend 10. 000/qm, Wohnhochhäuser noch deutlich mehr) günstig sein, für eine Stadt wie Offenbach hat das für mich einen gewissen "Blasen-Charakter".

 

Und natürlich hat an diesen ganzen Verzerrungen (eingefrorener Markt im Bestand, exorbitante Preissteigerungen) auch die bizarre Zinspolitik der EZB ihren Anteil. Wobei die Anleger aus Südeuropa (lt. Aussage der Maklerin zumindest) Offenbach (noch) nicht auf dem Schirm haben ... "Die flüchten mit ihrem Geld lieber in Städte, die sie aus der Presse kennen, wie Frankfurt, Berlin oder München". Und treiben dort mit dem frisch gedruckten Geld die Preise auch für die Einheimischen, würde ich hinzufügen.

 

PS: Laut ZIA (Zentraler Immobilien-Ausschuss) sind die Preise derzeit in Frankfurt und Hamburg um 40%, in Köln, Berlin und Stuttgart um 50% und in München um 75% überteuert. Diese Blase wirkt über Ausweichreaktionen und Verdrängung offensichtlich auch auf das Umland. Dies könnte die Entwicklung in Offenbach erklären.

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WOVA1
vor einer Stunde schrieb tom1956:

Und natürlich hat an diesen ganzen Verzerrungen (eingefrorener Markt im Bestand, exorbitante Preissteigerungen) auch die bizarre Zinspolitik der EZB ihren Anteil. Wobei die Anleger aus Südeuropa (lt. Aussage der Maklerin zumindest) Offenbach (noch) nicht auf dem Schirm haben ... "Die flüchten mit ihrem Geld lieber in Städte, die sie aus der Presse kennen, wie Frankfurt, Berlin oder München". Und treiben dort mit dem frisch gedruckten Geld die Preise auch für die Einheimischen, würde ich hinzufügen.

 

PS: Laut ZIA (Zentraler Immobilien-Ausschuss) sind die Preise derzeit in Frankfurt und Hamburg um 40%, in Köln, Berlin und Stuttgart um 50% und in München um 70% überteuert. Diese Blase wirkt über Ausweichreaktionen und Verdrängung offensichtlich auch auf das Umland. Dies könnte die Entwicklung in Offenbach erklären.

 

Generell gebe ich Dir ja in Bezug auf die Preissteigerungen bei Immobilien recht.

 

Allerdings speziell im Bezug auf Offenbach : Da hat die EZB noch einen viel direkteren Einfluss - die Zentrale liegt ja gleich um die Ecke im Frankfurter Ostend. Mit dieser Ansiedlung hat man das lange vernachlässigte Ostend 'wachgeküsst' - da wird rundherum ja auch gebaut, was das Zeug hält. Und in Offenbach selbst wird die Hafeninsel entwickelt - ja, die graue Maus des Rhein-Main-Gebietes wird schick.

Und hat so ein Klima der Toleranz für Fremde, dass selbst die Immigration von Frankfurtern geduldet wird. :P

 

 

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tom1956
· bearbeitet von tom1956
vor einer Stunde schrieb WOVA1:

 

Generell gebe ich Dir ja in Bezug auf die Preissteigerungen bei Immobilien recht.

 

Allerdings speziell im Bezug auf Offenbach : Da hat die EZB noch einen viel direkteren Einfluss - die Zentrale liegt ja gleich um die Ecke im Frankfurter Ostend. Mit dieser Ansiedlung hat man das lange vernachlässigte Ostend 'wachgeküsst' - da wird rundherum ja auch gebaut, was das Zeug hält. Und in Offenbach selbst wird die Hafeninsel entwickelt - ja, die graue Maus des Rhein-Main-Gebietes wird schick.

Und hat so ein Klima der Toleranz für Fremde, dass selbst die Immigration von Frankfurtern geduldet wird. :P

 

 

Kompliment, da kennt sich offensichtlich einer vor Ort aus ...!

 

Der letzte Satz ist wirklich lustig, spitze und treffend, also die geduldete "Immigration von Frankfurtern" ... :thumbsup: wenn ich nur an die uralten Rivalitäten z. B. im Fußball SGE vs OFC denke oder an die unzähligen Sticheleien gegen Offenbach wie Ofen-Bach statt Offenbach oder das Kfz-Kennzeichen "OF" stehe als Abk. für "ohne Führerschein" usw. Nicht falsch verstehen, als ehemaliger OFC-Fan mag ich Offenbach und die Offenbächer.

 

Spaß beiseite: Wer im Umfeld oder gar direkt bei der EZB arbeitet, wohnt entweder im Westend oder in Sachsenhausen oder eben im "wachgeküssten" Ostend. Dieses Klientel bzw. diese Zielgruppe zieht doch eher nicht freiwillig nach Offenbach (es sei denn ganz vereinzelt in ein Penthouse auf der Hafeninsel - aber das dürfte die absolute Ausnahme sein). Womit wir wieder bei den von mir beschriebenen "Ausweichreaktionen" bzw. "Verdrängungen" auf die "Preisblase" in Großstädten wären, die eben auch auf das Umland wirken. So radeln einige nun von Offenbach nach Frankfurt, weil sie sich dort eben kein Wohneigentum mehr leisten konnten und (notgedrungen) nach "Ofen-Bach" ausgewichen sind.

 

Beruhigend, daß es hier auch Menschen gibt, die meine Meinung bezüglich den Preissteigerungen bei Immobilien teilen. So manch anderer hier, findet das Alles (inkl der EZB-Politik) ja als ganz normal, unbedenklich und alternativlos ...

 

Für mich hat der Euro - statt zu einer "ever closer Union" - eher zu einer massiven Spaltung in Europa beigetragen (z. B. fast 50% Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa). Und die EZB-Politik zur Rettung des Euros zu einer (finanziellen) Spaltung der Gesellschaft auch in Deutschland. Klar: Wer nix hat, kann nix verlieren. Wer richtig viel Geld hat, dem treibt die Billionen-Geldflut die Assets hoch. Aber die Mittelschicht und der Normalbürger werden tendenziell rasiert - inzwischen auch noch über die steigenden Mieten.

 

 

 

 

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foolbar
· bearbeitet von foolbar
Notiz

Die europäischen Partner beugen das Recht und werden es weiter tun

Quelle: http://www.misesde.org/

1.3.2017 – Kaum ist die Tinte auf der europäischen Abwicklungsrichtlinie für die Bankensanierung trocken, da schummelt man sich in Italien bereits darum herum – und andere werden folgen

von Philipp Bagus [2].


Bitte beachten:

Zitat

 

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Hallo vanity - wäre mir neu das das Ludwig von Mises Institut Deutschland dagegen wäre Links zu Artikeln in anderen Foren posten. Es ist eher so dass jeder willkommen ist der das tut. Etwas anderes wäre es wenn man hier ganze Artikel oder Teile von Büchern einfügen würde was ich nicht getan habe. Was man natürlich nicht möchte ist dass z.B. Inhalte kopiert, verwendet und kommerziell verwertet werden.

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Gast240416

 Vom Arzt der FAZ 

ver geschrieben:

Zitat

Funktionieren Finanzmärkte nicht, sind schlagartig viele Jobs weg. Kann man gut finden oder nicht, ist halt so.

... 

... wird Draghi vor die Presse treten. Dann liest er ein Statement von einem Zettel ab, das von den Finanzmärkten wörtlicher genommen wird als die Bibel von fundamentalistischen Christen.

...

Die EZB ist eine supranationale Organisation, in deren Büros Menschen an Computern sitzen, in ein Textfeld 5.000.000.000 € eingeben, und dann sind sie da, diese 5 Milliarden Euro. 

 

Its the economy- stupid!

Jetzt hab ich es verstanden.

:lol:

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