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Risiko-Vorsorge für Familie mit behindertem Kind

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Tradeoff

Ich lese seit einer Weile aktiv mit und denke mittlerweile einen einigermaßen guten Überblick über die Risikovorsorge zu haben. Dennoch komme ich aktuell nicht wirklich weiter mit einer vernünftigen Strategie zum Umgang. Es würde mich sehr freuen, wenn ich ein paar gute Tipps über das Forum bekomme.

 

Wir sind 4 Personen im Haushalt in München:

  • Vater, geb. 1985, Angestellter, Einkommen ca. 100.000 pa
  • Mutter, geb. 1989, Elternzeit, sonst ca. 30.000 pa
  • Sohn, geb. 2015, mit Gendefekt, starker geistiger Behinderung, Epilepsie - Pflegegeld: ca. 6.000 pa (quasi Gehalt für meine Frau)
  • Tochter, geb. 2016

 

Wir planen aktuell noch ein weiteres Kind zu bekommen. Der Kauf einer Eigentumswohnung ist ein immer wiederkehrendes Thema. Könnte schon diesen Monat passieren, könnte aber auch nie passieren.

 

Grundsätzlich steht im Moment ein Kapital von ca. 100.000 EUR zur Verfügung, wir sind schuldenfrei. Ich arbeite bei einem großen Unternehmen und halte meinen Arbeitsplatz für ziemlich sicher. Mit meiner Qualifikation sollte ich aber auch keine Schwierigkeiten haben woanders unterzukommen. Arbeitslosigkeit halte ich daher für ein vernachlässigbares Risiko.

 

Ich möchte ein Konzept erstellen, dass sich um die Versorgung meiner Hinterbliebenen dreht. Altersvorsorge generell braucht aus meiner Sicht hier im Thread nicht thematisiert werden, ich fühle mich da ausreichend gut aufgestellt, bzw. ist die Rente noch zu weit weg.

 

Unter folgenden Prämissen möchte ich das betrachten:

  • Meine Frau wird nach der Elternzeit nicht mehr arbeiten, sondern erst wieder ab der Schulzeit (2021) für meinen Sohn und dann nur Teilzeit. Eventuell wieder Vollzeit ab 2033.
  • Im Falle meines Todes wird meine Frau - obwohl sie die Beste aller Frauen ist - es aufgrund der familiären Situation sehr schwer haben einen neuen Partner zu finden
  • Im Falle des Todes meiner Frau müsste ich meine Arbeitszeit deutlich reduzieren, mit entsprechenden Gehaltseinbußen (ca. 40%).
  • im Falle unseres beiden Todes können die Kinder in der Familie großgezogen werden von ihren vergleichsweise jungen Großeltern.
  • Schicksalschläge à la eines der Kinder ist pflegebedürftg sind bereits eingetreten. Da ändert sich nichts wesentliches mehr, wenn nochwas in die Richtung passiert.
  • Im Falle eines Todesfalles soll der Staat keinen Zugriff auf das Vermögen meines behinderten Sohnes haben um Sozialleistungen dagegen zu rechnen (Thema ab 18). Mein Sohn soll aber von seinem Vermögen profitieren (bspw. durch die Finanzierung von Therapien oä.)

 

Vorhandene, hier wesentliche, Versicherungen sind:

  • Privat-Haftpflicht
  • Auslandsreise-KV (Sohn muss unregelmäßig, aber doch häufig ins Krankenhaus - letztes Jahr ca. 7 Wochen in total)

 

Aus meiner Sicht fehlen:

  • Risiko LV
  • Berufsunfähigskeitsversicherung
  • Patientenverfügungen
  • (Behinderten-) Testament

 

RLV dachte ich an eine Höhe von 750.000 EUR, bei Kauf einer Immobilie zusätzlich über eine weitere zur Absicherung der Restschuld. Bei der BU an eine Rentenhöhe von 3.000 EUR pro Monat. Wäre weniger als heute, würde aber definitiv sehr gut zum Leben ausreichen. Alternativ überlege ich eine BU über 1.800 EUR abzuschließen, über den Arbeitgeber und ohne Gesundheitsprüfung.

 

Beides erfordert gründliche ärztliche Untersuchungen. Ich habe keinerlei gesundheitliche Probleme, meine Frau ein paar. Thema ist sicherlich, dass ich erst seit Nov 2015 nicht mehr rauche und massives Übergewicht habe (100 kg auf 1,75 m). Ich bin allerdings ziemlich diszipliniert und habe mir für dieses Jahr vorgenommen rund 20 kg abzunehmen. Ich bin überzeugt das zu schaffen.

 

Folgende Themen interessieren mich besonders:

  • Ich gehe fest davon aus, dass ich, insbesondere fürs Testament, professionelle Hilfe brauche. Aber auch beim Rest hätte ich gerne einen Profi an meiner Seite. Wie würdet ihr da vorgehen? Gibt es ggf. Empfehlungen für den Münchner Raum?
  • Habe ich was Wesentliches zur Risikovorsorge vergessen?
  • Ich spiele stark mit dem Gedanken, bei der BU und der RLV auf Zeit zu spielen und durch das Abnehmen mit besseren Werten untersucht zu werden. Any thoughts?
  • Ist mit einem behinderten Kind und im Falle eines Todes ohnehin alles vergebene Liebesmühe und wir bewegen uns auf einem Niveau, wo der Unterschied zwischen Vorsorge und keine Vorsorge nur wenige EUR im Monat sind...

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gruber

Aus meiner Sicht fehlt eine Rechtsschutzversicherung, die den Sozial- und Verwaltungsrechtsweg sowie die jeweiligen Vorverfahren (Widerspruch) abdeckt. Das hat jetzt weniger mit finanzieller Absicherung zu tun als mit Vermeidung von Stress und mehr Lebensqualität.

 

Momentan ist dein Sohn noch daheim. Aber irgendwann werden Frühförderung, Integrationsplatz im Kindergarten, Integrationshelfer, Fahrdienst, Schulbegleiter, Integrationshort, Heilpädagogische Tagesstätte auf dem Programm stehen. Wenn du dann im Bermuda-Dreieck zwischen überörtlichen Träger (Bezirk Oberbayern), örtlichem Träger (Sozialreferat München) und Jugendamt gefangen bist, kannst du recht gelassen zu einem Anwalt gehen und dem die Klärung übertragen. Sowas beschleunigt die Sache üblicherweise deutlich.

 

Wegen Vermögen bei Volljährigkeit würde ich mir jetzt noch nicht so viel Gedanken machen. Mit dem Bundesteilhabegesetz ändert sich in den nächsten Jahren der ganze Behindertenbereich grundlegend. Im Rahmen der "Großen Lösung" soll dabei z.B. die Zuständigkeit für Kinder und Jugendliche komplett auf das Jugendamt übergehen. In diesem Zusammenhang stehen aber auch viele andere Regelungen auf dem Prüfstand bzw. wurden bereits über den Haufen geworfen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich da noch einiges ändern wird, bis dein Sohn volljährig ist oder evtl. eine Aufnahme in eine Einrichtung ansteht.

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Tradeoff

Danke @gruber; Stimmt, da tut sich einiges. Ich hatte ganz verdrängt, dass die Freibeträge für Barvermögen ab 2020 nochmal geprüft werden. Wobei ich dennoch glaube, dass es sinnvoll wäre auch jetzt schon ein vernünftiges Testament zu machen, und sei es nur um Hinterbliebenenversorgung ect. zu sichern.

 

Mit einer Rechtschutz habe ich mich ehrlich gesagt noch nie auseinander gesetzt. Ging einfach davon aus, dass ich - wenn im Recht - auch die Kosten nicht scheuen werde. Ich werde mich informieren und erneut hinterfragen.

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Batman_BU

Persönliche Erfahrung:

Ich habe meine Rechtsschutzversicherung bereits zwei Mal nutzen müssen. 

Beide Male (BU und Job) war ich objektiv im Recht (zumindest war das Ergebnis so), aber es kommen sehr schnell hohe Kosten zusammen. Und bei einem Vergleich trägt das ja auch nicht nur die Gegenseite. Bei mir waren es bei 80.000 EUR Streitwert knapp 5.500 EUR Rechtsanwaltskosten. 

Zudem vergehen selbst bei einer "schnellen" außergerichtlichen Einigung ein paar Monate. 

Sein Recht einzufordern ist mit einer Rechtsschutzversicherung bequemer und man wird diesen Weg eher gehen, ohne sich von der Gegenseite einlullen zu lassen. Bei mir war der Arbeitgeber komischerweise sofort in meinem Büro, als er über "Umwege" gehört hat, das meine Rechtsschutzversicherung eine Deckungszusage erteilt hatte. 

 

 

Der Streitwert bei einer BU-Versicherung ist ja ziemlich schnell auch recht hoch. Bei Dir wären es 36.000 EUR pro Jahr, dazu Beitragsaussetzung, dazu Beitragserstattung... das dann mit den Sätzen der Rechtsanwälte noch multipliziert wird. 

 

Bedenke bitte auch, dass die 3.000 EUR aus deiner BU noch zu versteuern sind. Das wird zwar in deiner Konstellation vermutlich egal sein, aber ich würde das mal an ein paar Beispielen durchrechnen. Und wenn du BU wirst, dann fallen auch die (gesetzlichen) Beiträge zu deiner Altersvorsorge weg. 

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