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DrFaustus

Pflegeergänzungsversicherung für Kleinkinder

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus

Ich habe im Zuge einer Umstellung meiner privaten KV ein Angebot für eine Pflegeergänzungsversicherung für meine Kinder bekommen.

Ich bin ehrlich: Ich habe bislang überhaupt nicht daran gedacht, dass es so etwas geben könnte und ob so etwas sinnvoll ist.

Meine Kinder haben eine recht ordendliche Unfallversicherung (wenn ich mich spontan richtig erinnere 150.000 EUR mit sehr hoher Progression). Und für mein Gefühl spielt eine Pflegeversicherung in einen ähnlichen Bereich hinein. Mir ist bewusst, dass es Ursachen für  Pflegefälle gibt, die von der Unfallversicherung nicht abgedeckt werden.

Aber irgendwie sehe ich so recht nicht den Sinn hinter so einer Versicherung für Kleinkinder.

Die Kinder sind zu 80% Beihilfeberechtigt über meine Frau. Das Angebot liegt bei rund 6,50 EUR p.M. für 70 EUR Tagegeld (10% Pflegegrad 1, 25% PG 2, 50% PG 3, 75% PG 4, 100% PG 5). Der Tarif nennt sich KPET und ist von der DKV.

Der Beitrag ist nicht hoch und kein Problem. Es geht mir eher darum, dass ich nicht irgendwas abschließen will, was im Grunde komplett überflüssig ist. Im Netz scheint die Meinung eher PRO Pflegeversicherung zu gehen. Aber Eltern lässt sich eben auch gerne etwas sinnloses für die Kinder aufschwatzen.

 

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Thomas Schösser
· bearbeitet von Thomas Schösser
Am 28.4.2017 um 12:57 schrieb DrFaustus:

Ich habe im Zuge einer Umstellung meiner privaten KV ein Angebot für eine Pflegeergänzungsversicherung für meine Kinder bekommen.

Ich bin ehrlich: Ich habe bislang überhaupt nicht daran gedacht, dass es so etwas geben könnte und ob so etwas sinnvoll ist.

Meine Kinder haben eine recht ordendliche Unfallversicherung (wenn ich mich spontan richtig erinnere 150.000 EUR mit sehr hoher Progression). Und für mein Gefühl spielt eine Pflegeversicherung in einen ähnlichen Bereich hinein. Mir ist bewusst, dass es Ursachen für  Pflegefälle gibt, die von der Unfallversicherung nicht abgedeckt werden.

Aber irgendwie sehe ich so recht nicht den Sinn hinter so einer Versicherung für Kleinkinder.

 

Sie verbinden Pflegebedürftigkeit ausschließlich mit älteren Menschen. Da sind Sie mit Sicherheit nicht alleine.

 

Nach der Pflegestatisitk 2013 vom Statistischen Bundesamt „Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung Deutschlandergebnisse“ lag die Zahl der Pflegebedürftigen zum Jahresende 2013 bei den unter 15 Jahre alten Kindern bei rund 73.000 (Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Gesundheit/Pflege/PflegeDeutschlandergebnisse5224001139004.pdf?__blob=publicationFile )

 

Die Frage, ob es also überhaupt Kinder gibt, die Pflegebedürftig sind, kann also mit einem klaren JA beantwortet werden. Leider sogar mehr als von den Meisten angenommen.

 

Viel wichtiger ist aber m.E. die Frage der finanziellen Auswirkungen einer Pflegebedürftigkeit. Trotz der Leistungen von Beihilfe und die der anteiligen PflegePFLICHTversicherung (falls PKV-Versichert) können, je nach Situation, große monatliche Unkosten verbleiben, die man dann selbst aus eigener Tasche bezahlen müsste. Darüberhinaus kann es vorkommen, dass durch die eingetretene Pflegebedrüftigkeit eines Kindes evtl. ein Elternteil zu Hause beim Kind bleibt und die Arbeit ganz oder teilweise aufgibt, was dann natürlich ebenfalls weitere Einkommenseinbußen zur Folge hätte.

 

Am 28.4.2017 um 12:57 schrieb DrFaustus:

Die Kinder sind zu 80% Beihilfeberechtigt über meine Frau. Das Angebot liegt bei rund 6,50 EUR p.M. für 70 EUR Tagegeld (10% Pflegegrad 1, 25% PG 2, 50% PG 3, 75% PG 4, 100% PG 5). Der Tarif nennt sich KPET und ist von der DKV.

Der Beitrag ist nicht hoch und kein Problem. Es geht mir eher darum, dass ich nicht irgendwas abschließen will, was im Grunde komplett überflüssig ist. Im Netz scheint die Meinung eher PRO Pflegeversicherung zu gehen. Aber Eltern lässt sich eben auch gerne etwas sinnloses für die Kinder aufschwatzen.

 

Man könnte auch die Frage stellen, welche Ereignisse überhaupt einen finanziellen Worse-Case auslösen könnten? Aus meine Sicht gehören dazu unter anderem auch Krankheiten, Pflegebedürftigkeit und Verlust der zukünftigen Arbeitskraft... Das trifft auch auf Kinder zu. Hier ist das „Risiko“ sogar sehr hoch, gerade dann, wenn man an die zukünftige Arbeitskraft und das damit noch nicht verdiente fitkive Zukunftseinkommen denkt! Ist das Kind tatsächlich schwer krank, so kann es ggf. auch niemals einer Arbeit nachgehen und ergo auch kein Geld verdienen.

 

Die Möglichkeiten Kinder schon in den ersten Lebensjahren zu versichern, also wenn Sie noch nicht zu Schule gehen, sind aus meiner Sicht beschränkt; dennoch gibt es verschiedene Ansätze. Eine Pflegezusatzversicherung stellt aus meiner Sicht einen dieser Ansätze dar. Ich persönlich halte die Pflegezusatzversicherung als einen der wichtigsten Bausteine zur Versicherung von Kindern. Allerdings sollte man es nicht bei dem Abschluss einer Pflegezusatzversicherung belassen. Weitere Möglichkeiten (z.B. Unfallversicherung, Kinderinvalidiätsversicherung, BU für Schüler / BU-Option, Dread Disease, Grundfähigkeiten... um einige beispielhaft zu nennen) sollten betrachtet und verglichen werden. Die Pflegezusatzversicherung bietet, wie Sie schon richtig bemerkt haben, ebeso wie die Unfallversicherung auch keine Lösung für alle Ereignisse an.

 

Grundsätzlich kann man hinterfragen: Können Sie das Kostenrisiko welches durch dieses oder jenes Ereignis entsteht selbst tragen? Falls nein, ist das Produkt geeignet das Ereignis und die daraus folgenden finanziellen Belastungen auszugleichen?

 

Eine Unfallversicherung bildet lediglich eine Ausschnittsdeckung an, und bietet i.d.R. keinen Versicherungsschutz für z.B. krankheitsbedingte Invalidität / Behinderungen...

 

Betrachten Sie auch andere Pflegezusatzprodukte. Die DKV hat z.B. noch einen anderen Pflegetarif names "PET". Auch ein Blick auf Produkte anderer Häuser ist interessant. Ein Vergleich der Leistungen sind auch in diesem Bereich sehr interessant und aufschlußreich.

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus

Danke für die Antwort!

 

Die Kosten, die auf einen zu kommen, wenn man ein pflegebedürftiges Kind hat sind mir durchaus bewusst. Die Frage, die sich mir stellt ist, wie viele Fälle der angesprochenen 73.000 Pflegefälle bei unter 15jährigen, nicht unfallbedingt sind.

Denn wie bereits geschrieben, habe ich für die Kinder eine recht ordentliche Unfallversicherung.

 

Die Statistik ist durchaus interessant. Überraschend ist für mich, dass der Anteile männlicher Pflegebedürftiger Kinder doppelt so hoch ist, wie der weiblicher. Woher kommt das?

Die Pflegequote für unter 15jährige liegt bei 0,7%. Allerdings wird keine Aussage getroffen, wie viele Kinder davon schon von Geburt an als pflegebedürftig gelten, weil sie z.B. behindert zur Welt gekommen sind und wie viele Kinder erst später zum Pflegefall wurden. Und was wiederum hier die Gründe waren. Statistisch gesehen sind 5% aller Schwerbehinderungen angeboren. Was deutlich über de Quote von pflegebedürftigen Kindern an der Gesamtanzahl der Pflegefälle liegt.

 

Ein Invaliditätsversicherung zusätzlich zu einer Pflege und Unfallversicherung und dann noch eine BU?

Sorry, aber das kann nicht dein Ernst sein?

 

Grundsätzlich kann ich das Kostenrisiko tragen. Die Frage ist: will ich das tragen? Die nächste Frage ist, will ich eine Wahrscheinlichkeit im %o Bereich absichern? Und will ich gleich mehrere sich überschneidende Versicherungen dafür abschließen, so dass meine Kinder am Ende vollkommen überversichert sind?

 

 

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Tradeoff

Ganz kurz das Feedback einer Person, dessen Kind pflegebedürftig ist (seit Geburt): Die Leistungen der Pflegekasse sind im Allgemeinen gut - auf jeden Fall viel besser als von mir antizipiert. Es werden sehr viele Leistungen getragen (in Bezug auf die Pflegebedürftigkeit), also Bereitstellung von Pflege, Entlastungsleistungen, Unterstützungsleistungen etcpp.. Tatsächlich nehmen wir die Leistungen gar nicht alle in Anspruch, weil es im Moment einfach nicht nötig ist (Kurzzeitpflege usw).

 

Das mag sich eines Tages ändern, insbesondere wenn das Kind nicht mehr daheim lebt, aber bis dahin ist noch eine ganze Weile hin.

 

Was mich interessieren würde:

  • Was sind denn die "großen monatliche Unkosten", die in einigen Szenarien verbleiben?
  • Wird das Geld aus der Pflegeersatzversicherung ähnlich wie Einkommen und/oder Vermögen herangezogen? Dann käme man mit 70 EUR je Tag nicht sehr weit.

 

 

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polydeikes
· bearbeitet von polydeikes

@Tradeoff

 

Das ist bei Kindern in der Tat etwas komplexer und auch die Absicherung ist weitreichender als bei Erwachsenen.

 

Es beginnt ja schon damit, dass unterschiedlich bemessen wird. Beim Kind ist ggf. der altersbedingte Pflegeaufwand (altersbedingter Pflegebedarf) abzuziehen, dafür gibt es seit 2017 nun feste Werte nach Altersgruppen, sowie bereits klärende BSG Rechtssprechung und seit 2015 einige gesetzliche Verbesserungen (bspw. häusliche Pflege).

 

Daraus folgen zwei völlig unterschiedliche, aber jeweils mögliche Szenarien:

 

SGB Leistungen könnten beim sehr jungen Kind zu kurz greifen oder die Differenz SGB Leistung zu Bedarf könnte mit dem Alter des Kindes ansteigen.

 

---

 

Darüber hinaus wird man idR ein jüngeres Kind weitgehend (so möglich, stationär außen vor) selbst betreuen. Pflegegeld und Pflegesachleistungen gem. SGB sind aber beliebig hin und her schiebbar. So, dass beim jüngeren Kind meist genug für Pflegesachleistungen übrig bleibt, was beim Erwachsenen eher nicht der Fall ist.

 

Medikation / Hilfsmittel ist / sind dann je nach KV-Art ggf. wieder ein Thema.

 

Und den speziellen Fall gilt es ebenfalls zu berücksichtigen. Was wenn bspw. Nachtpflege ein generelles Thema wäre? Mancher kann und will sich ganz um das Kind kümmern, andere den Beruf nicht aufgeben ... usw. usf. ...

 

---

 

In Summe bleibt die Kinderabsicherung bei Pflege noch weniger kalkulierbar als bei Erwachsenen, das ist richtig. Ein Kind bleibt allerdings auch nicht ewig "Kind" ...

 

 

 

 

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qmb63

Hallo,

ich lese hier seit einigen Jahren mit. Aber bei diesem Thema kann ich vielleicht wirklich etwas beisteuern. Ich arbeite seit 10 Jahren als Pflegegutachter und habe auch viele Kinder in eine Pflegestufe/Pflegegrad eingestuft.

Statistiken, die nach Diagnosen selektieren, gibt es außer bei kleinen Stichproben wohl nicht. Deshalb nur meine Erfahrungswerte.

 

Einen erheblichen Anteil der pflegebedürftigen Kinder umfassen die Frühgeborenen zwischen 500 und 1000g Geburtsgewicht. Die werden durch die mitunter zweifelhaften Segnungen der neonatologischen Intensivmedizin zwar lebensfähig gemacht, sind aber häufig dauerhaft schwer geistig und körperlich behindert. Immer noch eine Rolle spielt auch die Trisomie 21, wobei die Zahlen durch die pränatale Diagnostik und in der Folge der Abtreibung deutlich sinken. Dazu kommen andere körperliche und geistige Behinderungen von Geburt an.

Spätestens mit dem Schuleintritt dominieren bei Neuanträgen für einen Pflegegrad dann kombinierte Entwicklungsstörungen und das ADHS-Syndrom. Das erklärt wohl neben der höheren Unfallrate auch die überproportional hohen männlichen jungen Pflegebedürftigen. ADHS ist bei Jungen doppelt so häufig wie bei Mädchen.

Pflegebedürftigkeit nach Unfall spielt nach meiner Erfahrung nur eine geringere Rolle. Selten, aber doch häufiger sind schwere Erkrankungen (Krebs, aber auch Epilepsie).

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polydeikes

Interessanter Beitrag, danke, weiter so ...

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DrFaustus
vor 11 Stunden schrieb qmb63:

Hallo,

ich lese hier seit einigen Jahren mit. Aber bei diesem Thema kann ich vielleicht wirklich etwas beisteuern. Ich arbeite seit 10 Jahren als Pflegegutachter und habe auch viele Kinder in eine Pflegestufe/Pflegegrad eingestuft.

Statistiken, die nach Diagnosen selektieren, gibt es außer bei kleinen Stichproben wohl nicht. Deshalb nur meine Erfahrungswerte.

 

Einen erheblichen Anteil der pflegebedürftigen Kinder umfassen die Frühgeborenen zwischen 500 und 1000g Geburtsgewicht. Die werden durch die mitunter zweifelhaften Segnungen der neonatologischen Intensivmedizin zwar lebensfähig gemacht, sind aber häufig dauerhaft schwer geistig und körperlich behindert. Immer noch eine Rolle spielt auch die Trisomie 21, wobei die Zahlen durch die pränatale Diagnostik und in der Folge der Abtreibung deutlich sinken. Dazu kommen andere körperliche und geistige Behinderungen von Geburt an.

Spätestens mit dem Schuleintritt dominieren bei Neuanträgen für einen Pflegegrad dann kombinierte Entwicklungsstörungen und das ADHS-Syndrom. Das erklärt wohl neben der höheren Unfallrate auch die überproportional hohen männlichen jungen Pflegebedürftigen. ADHS ist bei Jungen doppelt so häufig wie bei Mädchen.

Pflegebedürftigkeit nach Unfall spielt nach meiner Erfahrung nur eine geringere Rolle. Selten, aber doch häufiger sind schwere Erkrankungen (Krebs, aber auch Epilepsie).

 

Vielen Dank für die interessanten Infos.

Ich fasse mal zusammen, bitte korrigiert mich wenn ich falsch liege:

 

- Großteil der Kinder, die Pflegefälle werden sind dies von Geburt an --> 1. ist zum Glück keines meiner Kinder betroffen 2. wäre es dann jetzt eh zu spät für eine Pflegeversicherung

- ADHS ist ein weiterer Pflegegrund. Das war mir so bislang ehrlich gesagt nicht bewusst, dass ADHS zu einer Pflegeeinstufung führt. Ich nehme aber an, das wird sich in den niedrigsten Pflegestufen abspielen.

- Krebserkrankungen sind ja, so hart sich das anhört, meist keine Pflegefälle über Jahrzente hinweg. Daher würde ich das Risiko nicht absichern.

Bieben noch andere Krankheiten. Ich denke ich nehme das Risiko "aufs eigene Buch". Den Sinn einer Pflegeversicherung sehe ich jetzt ehrlich gesagt noch weniger als vorher.

 

Vielen Dank nochmal für die hilfreichen Beiträge!

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