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Chartman

Kontrahentenrisiko Währungsgesicherte ETFs

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Chartman

Liebe Community,

 

da Fremdwährungsanleihen ein entsprechendes Wechselkursrisiko beinhalten, kann es meiner Einschätzung nach (gibt sicherlich unterschiedliche Meinungen hierzu) bei global diversifizierten Anleihenportfolios Sinn machen Währungsschwankungen abzusichern. Dies ist heutzutage über ETFs relativ simpel möglich. Ein Beispiel hierfür ist der iShares Global Aggregate Bond UCITS ETF EUR Hedged (WKN: A2H6ZT; ISIN: IE00BDBRDM35), der einen Index trackt, welcher aus internationalen Staats- und Unternehmensanleihen besteht und auf monatlicher Basis durch Devisentermingeschäfte (vermutlich Devisenswaps?) abgesichert wird.

 

Meine "Sorge" bezüglich diesem und ähnlichen Produkten bezieht sich auf das Kontrahentenrisiko, das mit den Derivatgeschäften einhergeht. Klar werden die schon irgendwelche großen Institute oder im Zweifelsfall ein verbundenes Unternehmen als Kontraktpartner haben, aber ein auf einen oder wenige Akteure beschränktes Ausfallrisiko sehe ich trotzdem skeptisch. Der große Vorteil an ETFs (beispielsweise im Vergleich zu Indexfonds) liegt mMn eben gerade im Sondervermögen-Status, wodurch die Ausfälle einzelner Institute irrelevant sind. Aus diesem Grund würde ich mir, Besicherung hin oder her, auch keine Swap-basierten ETFs kaufen.

 

Für mich stellt sich die Frage, welches Szenario im Katastrophenfalle des ausfallenden Derivat-Kontrahenten drohen würde. Droht lediglich ein etwaiger Währungsverlust auf die Performance durchzuschlagen, weil beispielsweise Ausgleichszahlungen von vornherein irgendwie "genettet" werden? Dabei hätte ich absolut keine Bedenken, da es sich ja hierbei nur um ein Risiko handelt, dass bei einem vergleichbaren Produkt ohne Währungshedge ohnehin dauerhaft vorhanden wäre, oder können auch eventuell große Teile des Inventarwerts weg sein, da die Fondsgesellschaft beispielsweise ihre Fremdwährungszahlung bereits getätigt hat und der Handelspartner die vereinbarte Eurozahlung nicht mehr liefern kann?

 

Was ist eure Einschätzung dazu, oder haltet ihr derartige Bedenken generell für übertrieben?

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ghost

Laut Halbjahresbericht betragen die Devisenterminkontrakte 0,19% des NAV.

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus
vor 17 Minuten schrieb ghost:

Laut Halbjahresbericht betragen die Devisenterminkontrakte 0,19% des NAV.

Das ist relativ wenig aussagekräftig. Dieser Wert stellt die aktuelle Bewertung der DTGs dar zu einem Stichtag dar. Nicht das Nominal.

Um das Risiko einschätzen zu können, müsste man sich anschauen:

- Werden Collaterals für mögliche positive Barwerte gestellt? (ziemlich sicher)

Falls ja: kein großes Problem, da positive Barwerte durch Sicherheiten gedeckt sind

Falls nein:

- Wie sind die DTGs strukturiert?

* Laufzeit? Je länger die Laufzeit, desto wahrscheinlicher sind irgendwann hohe Barwerte

* Wieviele verschiedene Kontrahenten?

* Werden DTGs geschlossen und somit realisiert wenn hohe Barwerte vorhanden sind?

usw.

Diese Infos werden aber schwer zu bekommen sein als Privatanleger.

 

Wenn man generell Sicherungen über Collaterals nicht traut, würde ich auch keine ETFs mit DTGs machen. Das ist das Gleiche in grün wie swapbasierte ETFs.

Wenn man Angst vor Swaps hat, gibt es eigentlich keinen Grund warum man keine Angst vor DTGs haben sollte.

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus

Um das Risiko mal etwas greifbarer zu machen:

Wann habe ich ein Problem wenn der DTG-Kontrahent ausfällt? Ich gehe jetzt mal vom Einfachen Fall aus. Die komplexe Seite des Themas beleuchte ich gleich noch.

Folgende Szenarien:

- Meine Sicherung ist negativ. Das heißt die Fremdwährungsanleihen im Portfolio haben Währungsgewinne. Das DTG hat einen negativen Barwert.--> Kein Problem. Keine Forderung an den Kontrahenten

- Die Sicherung ist positiv. Problem! Der Kontrahent kann die Sicherung nicht bedienen. Das heißt meine Anleihen haben Währungsverluste, ich habe aber keinen Wert dagegen um das auszugleichen. Ich habe also ein "ungesichertes" Portfolio.

Nun ist das meiner Meinung nach größere Problem: Wie gehe ich als ETF-Anbieter mit einem Ausfall um? Denn: Was ich nicht weiß ist, wie hoch der Ausfall sein wird? Ich könnte das "ausgefallene" DTG durch ein neues ersetzen um die Sicherung wieder herzustellen. Wenn aber der Kontrahent weiter zahlungsfähig bleibt in irgendeiner Weise, habe ich möglicherweise eine Übersicherung. Was man tun könnte ist mit dem Kontrahenten eine Auflösung des DTGs vereinbaren (wenn man das in so einem Insolvenzfall hinbekommt). Damit würde man schwebende Zahlungen in fällige Zahlungen umwandeln. Heißt man kann die Sicherung neu aufsetzen. Beim alten DTG muss man dann halt abwerten, was die fällige Forderung angeht und wie diese bedient wird.

 

Nun die komplexe Seite:

Im Zuge der Finanzkrise gab es immer wieder theoretische Spielereien wie Geschäfte im Insolvenzfall zu handhaben sind, die verschiedene Zahlungsströme abbilden.

Dazu muss man sich anschauen was ein DTG eigentlich ist.

Partei A verkauft an Partei B 1.000.000 USD gegen EUR auf Termin 31.12.2018 mit dem Kurs 1,20.

 

So. Dieser Satz zeigt schon das Dilemma. Partei A muss am 31.12.2018 an Partei B 1.000.000 USD liefern.

Partei B muss am 31.12.2018 an Partei A 833.333,33 EUR liefern.

Nun fällt Partei A aus. Die Forderung von B über 1.000.000 USD fließt in die Insolvenzmasse.

Was passiert mit der Forderung von B an A? Eine Insolvenz von A führt nicht dazu, dass Schuldner von A nicht mehr zahlen müssen.

Da die Zahlung bei Insolvenz noch nicht fällig ist, kann man auch nicht aufrechnen.

Nun hat B ein Problem. Und zwar ein Gigantisches.

 

Das war, wie gesagt, in der Finanzkrise ein größeres Thema und ich habe das dann nicht weiter verfolgt wie und ob Gerichte in einem solchen Fall entscheiden. Möglicherweise wird inzwischen dieser Fall auch in der Vertragskonstruktion der DTGs oder Derivate allgemein behandelt und somit entschärft. Ist mir aber nicht bekannt. Es gab damals den Versuch über eine standardisierte Aufrechnung in den Rahmenverträgen hier entgegenzuwirken. Aber ob das dann vor Gericht hält?

 

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Ramstein
vor 13 Stunden schrieb Chartman:

Was ist eure Einschätzung dazu, oder haltet ihr derartige Bedenken generell für übertrieben?

 

Ich halte generell die Währungssicherung für einen Irrweg, denn die Kosten fressen etwaige Mehrrenditen auf.

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Chartman
vor 6 Stunden schrieb DrFaustus:

Nun die komplexe Seite:

Im Zuge der Finanzkrise gab es immer wieder theoretische Spielereien wie Geschäfte im Insolvenzfall zu handhaben sind, die verschiedene Zahlungsströme abbilden.

Dazu muss man sich anschauen was ein DTG eigentlich ist.

Partei A verkauft an Partei B 1.000.000 USD gegen EUR auf Termin 31.12.2018 mit dem Kurs 1,20.

 

So. Dieser Satz zeigt schon das Dilemma. Partei A muss am 31.12.2018 an Partei B 1.000.000 USD liefern.

Partei B muss am 31.12.2018 an Partei A 833.333,33 EUR liefern.

Nun fällt Partei A aus. Die Forderung von B über 1.000.000 USD fließt in die Insolvenzmasse.

Was passiert mit der Forderung von B an A? Eine Insolvenz von A führt nicht dazu, dass Schuldner von A nicht mehr zahlen müssen.

Da die Zahlung bei Insolvenz noch nicht fällig ist, kann man auch nicht aufrechnen.

Nun hat B ein Problem. Und zwar ein Gigantisches.

 

 

Danke für die Rückmeldung.

 

Ganz genau das ist der springende Punkt, der für mich im Unklaren bleibt. Etwaige Nettoforderungen dürften unproblematisch sein, da sie bei korrekter Besicherung ja nicht großartig über die tatsächlichen Währungsschwankungen hinaus gehen sollten. Gibt es aber keine Verrechnung, könnte je nach Ausgestaltung praktisch der gesamte Nettoinventarwert im Feuer stehen. Wahrscheinlich letztendlich kaum möglich das als Außenstehender hinreichend zu durchdringen.

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Chartman
vor 5 Stunden schrieb Ramstein:

 

Ich halte generell die Währungssicherung für einen Irrweg, denn die Kosten fressen etwaige Mehrrenditen auf.

Schon klar, dass auf einigermaßen arbitragefreien Märkten höhere risikoidentische Renditen beim Devisentermingeschäft wieder abgegeben werden. Mein Hintergrund ist ein etwas anderer. Im Gegensatz zu Kommer (und wenn ich das richtig mitbekommen habe auch dem überwiegenden Forenkonsens) gehört für mich grundsätzlich ein diversifizierter Anleihen-Mix (also eben nicht die kurzlaufendes AAA-Bonds im sicheren Teil) auch in die Beimischung des risikobehafteten Weltportfolios. Bei Anleihen, deren Erträge aus Forderungen in bestimmten Währungen bestehen, spielt jedoch das Thema Wechselkursrisiko eine ganz andere Rolle, als bei Aktien, also gehandelten Unternehmensanteilen global agierender Konzerne. Daher denke ich, dass ungesicherte Fremdwährungsanleihen vom Rendite-Risiko-Verhältnis her keinen Sinn ergeben.

 

Wenn man trotzdem einen Anleihen-Anteil im Risikoportfolio halten möchte ergeben sich daher mMn zwei Möglichkeiten:

1. nur in Euro laufende Anleihen kaufen

2. Währungsabsicherung (natürlich mit dem Effekt, dass durch die Differenz zwischen Kassa- und Terminzinssätzen alle Bonds im Portfolio Euro-Zinsniveau annehmen)

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