Rifz Oktober 19, 2018 Hallo, ich bin in verschiedenen Aktien- und Rentenfonds investiert, die in den vergangenen 5 bis 10 Jahren eine gute Sharpe Ratio abgeliefert haben und u.a. von Morningstar gute Bewertungen aufzeigen konnten. Dabei habe ich mir jeweils auch die Strategie durchgelesen, nach der der Fonds seine Investitionen tätigt, um eine möglichst breite Diversifikation nach Ländern, Branchen etc. zu erreichen. Wenn man sich nun in die Aufgabe des jeweiligen Fondsmanagers versetzt, dann steht er vor dem Problem, drohende Korrekturen in Aktienmärkten abzufedern. Im Gegensatz zu den steigenden Märkten sind die Korrekturen meist von kürzerer Frist und heftiger. Wenn nun die Strategie seines Fonds ihm nicht erlaubt, mit riskanteren Instrumenten (Optionen, Zertifikate, u.a.m.) solche Abfederungen oder Umschichtungen vorzunehmen, dann müsste es den Fonds eigentlich heftiger treffen, als in dem Fall, wo dies die Strategie erlaubt. Zumindest unter der Annahme, dass der Fondsmanager diese Märkte erfolgreich beherrscht. Es gibt zwar nur wenig aktiv gemanagte Fonds, die besser sind als der Index, aber es gibt sie. Verwunderlich ist nur, dass man in der Performance (bzw. Sharpe Ratio) selten die Fonds mit der Erlaubnis vor denen sieht ohne die Erlaubnis. Wenn Short- Strategien mit dem richtigen Timing erfolgreich wären, dann müssten doch die Fonds mit der Erlaubnis besser sein als die ohne. Es stellt sich ja gerade bei erwarteten fallenden Märkten die Frage nach der Alternative, zumal die Kurse von Anleihemärkten bei steigenden Zinsen ebenfalls fallen. Oder ist dies gerade der Beweis, dass die Risiken bei Short- Strategien so hoch sind, dass nicht einmal erstklassige Fondsmanager fallende Märkte zu ihrem Vorteil nutzen können? Ich bin gespannt auf die Meinungen! VG Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
Maciej Oktober 20, 2018 Meiner Ansicht nach ist das Problem hier dasselbe wie bei allen Market-Timing-Strategien. Du nimmst an, der Fondsmanager setzt die Short-Instrumente genau im richtigen Augenblick ein, um einen Crash oder Bärenmarkt abzufedern. Wer sagt aber, dass er dazu in der Realität auch wirklich in der Lage ist? Vielleicht ist er schon jahrelang im "jetzt müsste die Korrektur aber wirklich bald kommen"-Modus und sichert schon beim ersten kleinen Absacker das gesamte Portfolio ab. Dann verpasst er eventuell die Fortsetzung des Bullenmarktes bzw. löst die Short-Positionen erst wieder auf, wenn der dynamischste Teil der Erholung schon vorbei ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass Short-Instrumente von allen Managern nur genau im richtigen Augenblick eingesetzt werden, halte ich für verschwindend gering. Viel mehr glaube ich, werden die viel zu häufig eingesetzt und drücken dann auf die Performance bzw. verursachen Extrakosten. Unterm Strich dürften sich die Performance-Verluste durch falsches Timing und die Gewinne durch richtiges Timing bestenfalls ausgleichen. Ich würde aber eher darauf tippen, die Verluste überwiegen hier im Schnitt, was dann zu einer schlechteren Performance als bei Long-only-Strategien führen würde. Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag
etherial Oktober 21, 2018 · bearbeitet Oktober 21, 2018 von etherial Am 19.10.2018 um 21:27 schrieb Rifz: Es gibt zwar nur wenig aktiv gemanagte Fonds, die besser sind als der Index, aber es gibt sie. Verwunderlich ist nur, dass man in der Performance (bzw. Sharpe Ratio) selten die Fonds mit der Erlaubnis vor denen sieht ohne die Erlaubnis. Es gibt diverse Beobachtungen, die im Widerspruch dazu stehen, dass Fondsmanager zukünftige Kurse prognostizieren können. Wenn sie das mit Long-Only-Strategien nicht können, können sie es auch nicht mit Long-Short-Strategien. Wenn die Fondsmanager wirklich überzeugt wären langfristig den Markt zu schlagen, dann würden sie nicht diesen langfristigen Erfolg gegen eine jährliche Pauschale eintauschen. Ein wenig paradox ist es schon, wenn dieselben, die ETFs als mittelmäßige Lösung kritisieren, hinterher Fondsmanager dafür bezahlen, die ihrerseits lieber mittelmäßige Gewinne einstreichen damit sie den Anlegern überdurchschnittliche versprechen (und in 90% der Fälle das Versprechen nicht einhalten). Diesen Beitrag teilen Link zum Beitrag