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KaktusKing

Traded Endowment Policies (TEPs)

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KaktusKing

Traded Endowment Policies (TEPs), uebersetzt: gehandelte Kapitallebensversicherungen, sind eine Form der Geldanlage, auf die ich in letzter Zeit durch entsprechende Werbung haeufiger aufmerksam gemacht wurde.

 

Bei Abschluss einer Kapitallebensversicherung verpflichtet sich der Versicherungsnehmer, waehrend der Vertragslaufzeit (hier 25a) regelmaessig einen bestimmten Betrag an das Versicherungsunternehmen zu bezahlen. Was bekommt er dafuer?

1. Im Falle seines Ablebens die Versicherungssumme.

2. Falls er das Ende der Vertragslaufzeit erlebt, einen Batzen Geld. Wie sich dieser, um bei obigem Link zu bleiben, aus Jahres- und Schlussboni zusammensetzt, erscheint mir hier nebensaechlich.

IMHO sind Kapitallebensversicherungen eine ueberfluessige Verquickung von Lebensversicherung und Vermoegensaufbau, aber darum soll es hier nicht gehen.

 

Will der Versicherungsnehmer vorzeitig aus dem Vertrag aussteigen, so hat er ein Problem. Abgesehen davon, dass der Versicherungsschutz dann weg ist (trivial), hat er ja auch jahrelang Vermoegen aufgebaut. Die Versicherungsunternehmen sind in diesem Fall aber ueberraschend fair und "kaufen" den Vertrag zurueck, und zwar zu einem Preis, der mit fortschreitender Vertragslaufzeit natuerlich steigt.

 

Alternativ kann der Versicherungsnehmer seinen Versicherungsvertrag an Dritte veraeussern. Und damit sind wir beim eigentlichen Thema, den TEPs. Klar ist, dass eine Kapitallebensversicherung einen bestimmten "inneren Wert" besitzt, der bis zum Ende der Vertragslaufzeit auf den von der Versicherung auszubezahlenden "Batzen Geld" ansteigt. Firmen, die mit diesen TEPs handeln, behaupten nun, man koenne bei ihnen Kapitallebensversicherungen erwerben zu einem Preis, der zwar ueber dem liegt, welchen die Versicherung fuer den Rueckkauf bezahlen wuerde, der andererseits aber unter dem "inneren Wert" der Police laege. Man ruehmt sich hier mit einer "klassischen Win-Win-Stuation":

 

Dies ist eine klassische Win-Win-Situation: Der Verkäufer erzielt einen höheren Preis für seine Police als den Rückkaufswert der Versicherung; der Käufer zahlt weniger als den tatsächlichen Wert der Police.
Quelle

 

Graphisch eindrucksvoll dargestellt:

 

post-2631-1148578237_thumb.gif

 

Auf den ersten Blick liegt der Preis einer TEP also unter ihrem Wert. Das macht die Sache interessant, und ich habe mal darueber nachgedacht. Leider habe ich auch schnell einen Fehler gefunden: Der "innere Wert" kann so, wie er in der Graphik dargestellt ist, nicht der Realitaet entsprechen.

 

Zum Zeitpunkt 0, d.h. bei Vertragsabschluss, wird der "Rueckkaufwert der Versicherung" mit 0 angesetzt (sicherlich richtig) und der "innere Wert der Police" mit der Versicherungssumme gleichgesetzt. Letzteres ist falsch. Wieso sollte eine Versicherungspolice direkt nach Abschluss so viel wert sein, wie man bei Eintritt des versicherten Ereignisses bekommt? Dies waere nur dann der Fall, wenn dieses Ereignis mit absoluter Sicherheit direkt nach Vertragsabschluss eintritt, d.h. der Versicherungsnehmer mit Sicherheit kurz nach Abschluss des Vertrages stirbt. In diesem Fall wuerde aber wohl keine Versicherung versichern. IMO muss der "innere Wert" zum Zeitpunkt 0 ebenfalls mit 0 angesetzt werden. Dann aber unterscheiden sich die Kurven "Innerer Wert der Police" und "Rueckkaufwert der Versicherung" nicht mehr (eventuelle Rueckkaufgebuehren des Versicherungsunternehmens vernachlaessigt), und der "Kaufpreis" liegt sehr deutlich ueber beiden.

 

Mein Fazit: Ein "innovatives Instrument", bei dem die Innovation vor allem darin besteht, den Kaeufer mit Hilfe maximaler Undurchsichtigkeit glauben zu machen, der Wert des "Instruments" waere hoeher als er es in Wirklichkeit ist. Besonders perfide finde ich, dass die Gier hier geschuert wird durch den Eindruck, man koenne fettkrass verdienen am Unglueck eines anderen, der, aus welchem Grund auch immer (aber sicher nicht zum Spass), seine Lebensversicherung verkaufen muss zu einem Preis, der unter deren tatsaechlichem Wert liegt.

 

Was denkt ihr? Liege ich richtig oder weist meine Argumentation logische Fehler auf? Hat jemand Erfahrung mit TEPs oder besitzt jemand welche?

 

Mich wuerde auch interessieren, ob fuer eine TEP tatsaechlich noch Versicherungsbeitraege bezahlt werden muessen. Und, ob die Versicherungssumme bei Tod des urspruenglichen Versicherungsnehmers an den Inhaber der TEP ausbezahlt wird.

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norisk

Es handelt sich um ein schönes Beispiel dafür, wie man eine Situation mit einer etwas mißverständlichen Graphik optisch noch aufbessern kann.

 

Der innere Wert wird gleichgesetzt mit der zu dem Zeitpunkt garantierten Ablaufleistung zum Ende der Laufzeit (bzw. für den Todesfall). Im ersten Jahr entspricht das der Versicherungssumme. Später erhöht sich das durch Überschußanteile. Dabei von "inneren Wert" zu sprechen ist sicherlich diskussionswürdig.

 

In den ersten Jahren wird sich daher kein Käufer für eine solche Police finden. Hier ist die Graphik wieder realistischer. Die Kurve, die den Kaufpreis der Police darstellt, fängt erst nach einigen Jahren Laufzeit an.

 

 

Abgesehen davon, dass der Versicherungsschutz dann weg ist (trivial),...

Na ja, ab einem bestimmten Alter oder bei einem nach Abschluss des Vertrages entstandenen schlechteren Gesundheitszustand ist das nicht unbedingt mehr so trivial. Unter den Umständen ist der Abschluss reiner Risikolebensversicherungen zu teuer bzw. es werden alle möglichen Krankheiten ausgeschlossen.

 

 

Mich wuerde auch interessieren, ob fuer eine TEP tatsaechlich noch Versicherungsbeitraege bezahlt werden muessen.

Der Versicherungsvertrag wird lediglich verkauft und nicht verändert. Nur der Versicherungsnehmer ändert sich. Also würden sich bei Nichtzahlung Beitragsrückstände ergeben.

 

 

Und, ob die Versicherungssumme bei Tod des urspruenglichen Versicherungsnehmers an den Inhaber der TEP ausbezahlt wird.

Ich habe beides schon gesehen. Liegt an der Vertragsgestaltung. Vor Jahren waren die sogenannten Aids-Policen in den USA große Mode. Da wurde auf das möglichst frühzeitige Ableben der Versicherten spekuliert. Moralische Gründe (ohne Wertung): Hohe Medikamentenkosten und fehlende Krankenversicherung der Betroffenen.

 

 

Ob man Zweitmarkt-Policen kaufen kann? Wie immer: Wenn der Vertragspartner seriös ist und man der Meinung ist, dass die angebotene Rendite/Risikostruktur angemessen ist, kann man das erwägen. Kommt immer auf das jeweilige Angebot und die eigenen Präferenzen an. Bei britischen Zweitmarkt-Policen auch das Währungsrisiko beachten!

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