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Sascha.

Italien und die Mini-Bots

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Sascha.
· bearbeitet von Sascha.

Hallo Freunde !

 

Ich möchte eure Meinung hören über die Mini-Bots, welche die italienische Regierung zur Zeit plant.

 

Diese "Mini-Bots" sollen soetwas wie Staatsanleihen mit kleiner Stückelung sein. (5€,10€,20€,50€,100€,200€,500€)

Als Paralellwährung, die der italienische Staat selber schöpfen kann, soll damit das Problem gelöst werden, dass Italien nicht unbegrenzt Euros selber schöpfen kann um seine Schulden zu bezahlen.

 

Der Plan ist folgendermaßen:

Der Staat erschafft "Mini-Bots" und bezahlt damit seine Rechnungen und Schulden bei privaten Unternehmen/Personen.

Diese Unternehmen/Personen können mit den Mini-Bots dann ihre Steuern bezahlen oder sie an andere interessierte Leute/Spekulanten verkaufen.

 

Meiner Meinung nach kann das Prinzip nicht lange funktionieren.

Würde Italien die Unternehmen teilweise mit Mini-Bots bezahlen und diese würden dann statt mit Euro die Steuern dann mit den Mini-Bots bezahlen, würden dem Staat die Steuereinnahmen in Euro wegbrechen.

Italien hat momentan ca. 815 Milliarden € Staatseinnahmen und ca. 850 Milliarden € Staatsausgaben.

Würde die Differenz von 35 Milliarden €, welche sie bisher Schuldig bleiben in Mini-Bots zu 35 Milliarden ausgezahlt, würden diese im laufe des nächsten Jahres die Steuereinnahmen in Höhe von 35 Milliarden € verringern.

Der Abstand zwischen Einnahmen und Ausgaben würde kontinuierlich um den Betrag der ausgegebenen Mini-Bots steigen.

 

(Zur Einfachheit rechne ich mal ohne Inflation und steigende Ausgaben/Einnahmen.)

 

Jahr 1:

Einnahmen 815 Milliarden €, Ausgaben 850 Milliarden €

Nun werden Mini-Bots für 35 Milliarden ausgegeben, weil das Defizit 35 Milliarden beträgt.

Jahr 2:

Einnahmen 780 Milliarden € + 35 Milliarden in Mini-Bots die zurückkommen, weil Firmen ihre Steuern mit den Mini-Bots bezahlen. Ausgaben bleiben bei 850 Milliarden €. Das Defizit ist nun 70 Milliarden €.

Nun werden Mini-Bots für 70 Milliarden ausgegeben.

Jahr 3:

Einnahmen 745 Milliarden € + 70 Milliarden in Mini-Bots. Ausgaben 850 Milliarden €.

Nun müssen schon Mini-Bots für 105 Milliarden € ausgegeben werden.

U.s.w.

 

Nach etwa 24 Jahren hätte der italienische Staat garkeine Steuereinnahmen in Devisen mehr, weil die gesamten Steuern mit eigenen Mini-Bots / Staatsanleihen bezahlt werden würden.

 

 

Bringt dieses System für Italien irgendeinen greifbaren Vorteil ?

Ich sehe die Idee als Spinnerei an. Meiner Meinung nach kann das zwar eventuell eine Weile funktionieren, aber nicht dauerhaft.

 

MfG und viel Spass beim Nachgrübeln

Sascha

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DrFaustus

Diese Mini-Bots werden sehr schnell gegenüber "echten" EUR abwerten. Jeder der so bezahlt wird, wird versuchen möglichst schnell das Zeug loszuwerden. Folglich wird es (hohe) Abschläge geben. Was nichts anderes als eine Abwertung dieser Parallelwährung ist. Entsprechend werden Dienstleistungen und Waren, die Unternehmen den Staat anbieten teuerer. Was wieder dazu führt, dass der Staat keinen wirklichen Vorteil mehr durch diese Mini-Bots hat.

 

Italien kann sich nicht einfach über so eine Hintertür aus dem komplexen EUR-System lösen. Auch wenn Leute wie Sinn, das so einfach rausposaunen. Das funktioniert nicht. Italien ist mit der gesamten Eurozone so vernetzt, dass es massive Nachteile für die dortigen Konsumenten und Produzenten hätte, wenn man so ein Paralellwährung einführt. Importe werden hierdurch massiv verteuert. Ergo: Weniger Kaufkraft für Konsumenten, weniger Gewinnmarge für Produzenten.

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Sascha.
· bearbeitet von Sascha.
vor 11 Minuten von DrFaustus:

Italien ist mit der gesamten Eurozone so vernetzt, dass es massive Nachteile für die dortigen Konsumenten und Produzenten hätte, wenn man so ein Paralellwährung einführt. Importe werden hierdurch massiv verteuert. Ergo: Weniger Kaufkraft für Konsumenten, weniger Gewinnmarge für Produzenten.

So würde das Schuldenproblem des italienischen Staates also sogesehen mit den Mini-Bots an die Privatleute und Unternehmen durchgereicht werden.

Würde es aber bei Steuererhöhungen, welche der Staat einführen müsste um sein Defizit zu verringern auch.

Würde der Staat seine Ausgaben reduzieren, würde es am Ende wohl auch am Volk hängenbleiben. (Rentenkürzungen u.s.w. wie in Griechenland)

 

Bei einer Abwertung der Mini-Bots würde der Staat aber, da er die Mini-Bots als €-Anleihen ausgegeben hat, seine Steuern trotzdem zum Nominalwert erhalten?

D.H. die Firmen könnten die Mini-Bots für weniger Geld am Markt kaufen und dann zum Nominalwert Steuerschulden begleichen.

Dadurch würden die Einnahmen des italienischen Staates noch wesentlich schneller fallen.

Währen sozusagen Steuererleichterungen für die Unternehmen.

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DrFaustus
· bearbeitet von DrFaustus
vor 5 Minuten von Sascha.:

So würde das Schuldenproblem des italienischen Staates also sogesehen mit den Mini-Bots an die Privatleute und Unternehmen durchgereicht werden.

Würde es aber bei Steuererhöhungen, welche der Staat einführen müsste um sein Defizit zu verringern auch.

Würde der Staat seine Ausgaben reduzieren, würde es am Ende wohl auch am Volk hängenbleiben. (Rentenkürzungen u.s.w. wie in Griechenland)

De facto ist das sogar eine Steuersenkung für Unternehmen, welche nicht für den Staat produzieren/Dienstleistungen erbringen.

Angenommen ein Unternehmen produziert ausschließlich für den Staat. Es nimmt 100 EUR vom Staat ein. Bekommt dafür 100 Mini-Bots. Seine Steuerlast beträgt aber nur 50%. Was macht es also mit den verbleibenden 50 Mini-Bots? Es verkauft sie am Markt für sagen wir 80%. Der Käufer dieser Mini-Bots zahlt also damit seine Steuern in Höhe von 50 EUR. Bezahlt hat er aber für die Minibots nur 40 EUR.

Zitat

 

Bei einer Abwertung der Mini-Bots würde der Staat aber, da er die Mini-Bots als €-Anleihen ausgegeben hat seine Steuern trotzdem zum Nominalwert erhalten?

D.H. die Firmen könnten die Mini-Bots für weniger Geld am Markt kaufen und dann zum Nominalwert Steuerschulden begleichen.

Dadurch würden die Einnahmen des italienischen Staates noch wesentlich schneller fallen.

Währen sozusagen Steuererleichterungen für die Unternehmen.

 

Das magische Stichwort lautet: Strukturreformen. Die hätte Italien schon seit Beginn der Niedrigzinsphase machen müssen. Aber die politische Situation dort lässt das nicht zu. Ja, diese Reformen tun weh. Aber sie sind notwendig, wenn man im EUR bleiben will.

 

Die Mini-Bots ersetzen maximal die Inlandschulden. Der Großteil der italienischen Schulden sind aber Auslandsschulden bzw. bei der EZB. Die werden keine Mini-Bots als Zahlung akzeptieren.

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Nachdenklich
vor 7 Minuten von DrFaustus:

Das magische Stichwort lautet: Strukturreformen.

:thumbsup: Das ist die einzige sachlich richtige Antwort. Abschaffung von Regeln, die zum Beispiel Arbeitgeber behindern und die Wirtschaft bremsen.

 

Italien könnte sich mal die Verbesserung der Lage Deutschlands durch die Durchsetzung der Agenda 2010 anschauen.

Aber auch solche Maßnahmen stoßen auf Widerstand. Und zwar desto mehr, je weniger in der Bevölkerung anerkannt ist, daß das Land ein Strukturproblem hat.

Je mehr man den Leuten einredet, die eigenen Schwierigkeiten seien Schuld der EU oder anderer böser Ausländer, desto weniger Akzeptanz finden solche Maßnahmen.

Und wenn sich die italienischen Politiker das Schicksal der SPD nach Einführung der Agenda 2010 anschauen, dann wird es die Bereitschaft zu einem solchen Kurs nicht steigen. Dabei lag der Fehler der SPD nicht in der Entscheidung für die Agenda 2010 sondern in dem mangelnden Mut, sich hinterher dazu zu bekennen, sich dafür gegenseitig zu loben und sich die positiven wirtschaftlichen Folgen auf die eigenen Fahnen zu schreiben.

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mike4001
vor 3 Stunden von DrFaustus:

Diese Mini-Bots werden sehr schnell gegenüber "echten" EUR abwerten.

 

2 Punkte fallen mir dazu ein.

 

1) Kommt es hier nicht auch auf das Vertrauen in die (neue) Währung an? Wenn die Bevölkerung der neuen eigenen Währung mehr Vertrauen schenkt, könnte sie genausogut gegenüber dem Euro aufwerten.

2) Könnte man keinen fixen Wechselkurs einführen? - Wenn es im Endeffekt darum geht, dass der italienische Staat selbst Geld drucken kann, könnte man eben um der ganzen Ab- (oder Auf-)wertung entgegen zu wirken einen fixen Wechselkurs etablieren.

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DrFaustus
vor 6 Minuten von mike4001:

 

2 Punkte fallen mir dazu ein.

 

1) Kommt es hier nicht auch auf das Vertrauen in die (neue) Währung an? Wenn die Bevölkerung der neuen eigenen Währung mehr Vertrauen schenkt, könnte sie genausogut gegenüber dem Euro aufwerten.

Wieso sollte sie das? Weil sie mit der Lira so gut Erfahrung gesammelt hat? Weil Italien eine bessere Bonität als der gesamte EUR-Raum hat?

vor 6 Minuten von mike4001:

2) Könnte man keinen fixen Wechselkurs einführen? - Wenn es im Endeffekt darum geht, dass der italienische Staat selbst Geld drucken kann, könnte man eben um der ganzen Ab- (oder Auf-)wertung entgegen zu wirken einen fixen Wechselkurs etablieren.

Könnte man. Nur wieso sollte sich jemand daran halten? Wenn niemand bereit ist zu diesem 1:1 Wechselkurs zu kaufen, stirbt die "Währung". Aber wieso sollte jemand zu 1:1 kaufen wenn er mit dieser Währung niemand anderes als den Staat bezahlen kann?

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DrFaustus

Eine Frage die ich mir stelle: Aktuell liest sich das in etwa so als wolle Italien tatsächlich physisches Papier"geld" ausgeben. Ich stelle mir das höchst interessant vor, wenn eine Straßenbaufirma mal eben ein paar Millionen EUR in Scheinchen bekommt.

Davon, dass man vorhat das Ganze Girofähig zu machen, habe ich noch nichts gelesen.

Ebenso müssen dann ja die Unternehmen ihre Steuer physisch in "bar" zahlen. Das wird ein schöner Spaß im ohnehin schon überforderten italienischen Verwaltungsapparat.

 

Meine Meinung ist, dass das aktuell nur eine Drohkulisse ist und von den handelnden Personen das noch niemand zu Ende gedacht hat.

 

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Maikel
vor 7 Stunden von Sascha.:

Der Plan ist folgendermaßen:

Der Staat erschafft "Mini-Bots" und bezahlt damit seine Rechnungen und Schulden bei privaten Unternehmen/Personen.

Diese Unternehmen/Personen können mit den Mini-Bots dann ihre Steuern bezahlen oder sie an andere interessierte Leute/Spekulanten verkaufen.

 

Letztens las oder hörte ich, daß der italienische Staat massive "Schulden" in Form unbezahlter Rechnungen bei Unternehmen, Handwerkern usw. hat. Interessanterweise zählen diese "Schulden" aber nicht als Staatsverschuldung im EU-Sinne.

 

Sinn dieser Mini-Bots ist demnach, solche unbezahlten Rechnungen damit zu "bezahlen".

Durch die Eigenschaft "Staatsanleihen" würde die Mini-Bots dann aber als Staatsverschuldung im EU-Sinne zählen.

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