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Bernd817

Zusammenhang zwischen der Liquidität von ETFs und deren Basiswerten

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Bernd817
· bearbeitet von Bernd817

Hallo zusammen,

 

im Rahmen der verhäuften Diskussionen der von ETFs ausgehenden Liquiditätsrisiken ergebt sich mir eine Frage, die ich anhand Folgender drei Thesen erläutern möchte:

1. ETFs erzeugen eine Liquiditätsillusion, da illiquide Basiswerte in liquide ETF-Anteile transformiert werden.

2. vermehrte Veräußerungen von ETF-Anteilen (bspw. durch externe Schocks hervorgerufen) wirken sich auf die Liquidität und Volatilität der Basiswerte aus.

3. ETFs erzeugen Indexspiralen (Attraktivität von ETFs zieht Anleger an => hohe Mittelzuflüsse, die zur Kreierung neuer Anteile in die Basiswerte investiert werden -> Basiswerte steigen -> Index steigt -> Attraktivität von ETF steigt -> ...)

 

zu 1. und 2.: sofern ein erhöhter Verkaufsdruck eintritt, nehmen Market Maker die ETF-Anteile zurück und tauschen sie im Rahmen der Redemption abhängig der Auszahlungsmodalitäten gegen:

a) Cash => Folge: der Emittent bleibt auf illiquiden Basiswerten sitzen und verzeichnet hohe Cashabflüsse

b) In Kind => Folge: Der Market Maker wird die ETF-Anteile bereits von Vornherein nur noch mit hohen Abschlägen gegenüber dem NAV zurücknehmen, um somit sein Preisrisiko zu reduzieren => Anleger befürchten dies, weshalb sie den Verkaufsdruck erst erzeugen/verstärken

zu 3. : im Umkehrschluss kann dies zu einer Abwärtsspirale führen, die letztendlich auf die Basiswerte durchschlägt, da am Markt plötzlich vermehrt Anteile verkauft werden (müssen), die eine Kurssenkung nach sich ziehen

 

 

Ich möchte gar nicht diskutieren, ob die Thesen wahr / falsch oder aufgrund der geringen Bedeutung des ETF-Sektors (bereits heute) relevant sind.

Vielmehr frage ich mich, warum diese beispielhaften Szenarien sich in irgendeiner Form auf die Basiswerte auswirken sollten?

Gilt dies nicht nur für physisch replizierende ETFs - da hier entweder die KVG oder der Market Maker die entsprechenden Indextitel erwerben/veräußern muss?

Das Basisportfolio synthetischer ETFs kann doch auch vollständig aus nicht-indexnahen Titeln bestehen. Würde es hier zu erhöhten Verkaufs- oder Kaufaufträgen bzw. dem erhöhten Bedarf an der Schaffung/Vewertung von ETF-Anteilen kommen, würden sich diese Auswirkungen nicht auf die Index-Basiswerte durchschlagen? Oder ist die Swap-Gegenpartei verpflichtet, die Indextitel zu erwerben und somit die Verbindung zwischen ETF und Basiswerten zu erzeugen, womit sich Änderungen auf ETF-Ebene auch auf die Liquidität / Volatität der Basiswerte auswirkt (nur eben auf Ebene der Swap-Gegenpartei und nicht der Ebene KVG/ Market Maker)

 

Vielen Dank und freundliche Grüße

 

 

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The Statistician
Am 2.11.2019 um 14:59 von Bernd817:

Ich möchte gar nicht diskutieren, ob die Thesen wahr / falsch oder aufgrund der geringen Bedeutung des ETF-Sektors (bereits heute) relevant sind.

 

Wieso bringst du diese dann überhaupt erst ein, wenn diese nicht zur Diskussion stehen sollen?

 

Am 2.11.2019 um 14:59 von Bernd817:

Vielmehr frage ich mich, warum diese beispielhaften Szenarien sich in irgendeiner Form auf die Basiswerte auswirken sollten?

 

Hast du prinzipiell selbst beantwortet. Sofern in kurzer Zeit viele ETF Anteile eingelöst werden müssen, so können die Preise der entsprechenden Aktien runtergehen, sofern die Anzahl der Aktien einen signifikanten Anteil des Handelsvolumens ausmacht. Gilt jedoch tendenziell für physisch replizierende ETFs. Über die potentielle Größe dieses Einflusses könnte man nun lange diskutieren...

 

Am 2.11.2019 um 14:59 von Bernd817:

Oder ist die Swap-Gegenpartei verpflichtet, die Indextitel zu erwerben und somit die Verbindung zwischen ETF und Basiswerten zu erzeugen, womit sich Änderungen auf ETF-Ebene auch auf die Liquidität / Volatität der Basiswerte auswirkt (nur eben auf Ebene der Swap-Gegenpartei und nicht der Ebene KVG/ Market Maker)

 

Nein, ein SWAP-Partner ist nicht dazu verpflichtet die Indextitel zu erwerben. Er ist lediglich dazu verpflichtet die Performance des Index zu liefern.

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Bernd817

Okay, um den Zusammenhang aus der Liquidität zwischen ETF und der Basiswerte aus meiner Sicht nochmal darzustellen:

 

physischer ETF

-aus irgendwelchen Gründen entsteht ein erhöhter Veräußerungsbedarf der umlaufenden ETF-Anteile 

=> Market Maker nehmen Anteile zurück (gegebenenfalls Ausweitung des Spreads und/oder Abschlag zu NAV) => Option a) Anleger sind trotz der Nachteile zum Verkauf bereit => Verlust // Option b) Anleger sind zu den schlechteren Konditionen nicht zum Verkauf bereit => bleiben auf illiquiden ETF-Anteile sitzen

=> sofern a) eintritt: Market Maker tauschen die Anteile gegen c) Cash oder d) Wertpapierkorb (Indextitel) ein => c) KVG oder d) Market Maker hat nun viele Wertpapiere im Bestand, für die sich jedoch kein Käufer findet (Liquiditätsrisiko) bzw. nur zu hohen Abschlägen (da ein Angebotsüberhang besteht - Preisrisiko)

 

synthetische ETF

grundsätzlich gleicher Ablauf, nur beziehen sich die Auswirkungen nicht auf Indextitel, sondern die im Basisportfolio enthaltenen Wertschriften 

ABER: hier dürften die Effekte mMn (falls sie überhaupt eintreten) weitaus geringer ausfallen, da die Zusammensetzung des Basisportfolios bei jedem Creationprozess variieren kann und sich das Risiko somit auf eine breite Titelanzahl verteilt

 

Habe ich den Ablauf in bei beiden Replizierungsarten so weit richtig zusammengefasst? 

 

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The Statistician
vor 17 Stunden von Bernd817:

Okay, um den Zusammenhang aus der Liquidität zwischen ETF und der Basiswerte aus meiner Sicht nochmal darzustellen:

 

Ich verstehe nicht wo du genau einen Zusammenhang zwischen der Liquidität eines ETFs und der Liquidität der zugrundeliegenden Assets siehst. Weder bestimmt die Liquidität des ETFs die Liquidität des zugrundeliegenden Assets, noch ist dies in umgekehrter Weise der Fall.

 

vor 17 Stunden von Bernd817:

physischer ETF

-aus irgendwelchen Gründen entsteht ein erhöhter Veräußerungsbedarf der umlaufenden ETF-Anteile 

=> Market Maker nehmen Anteile zurück (gegebenenfalls Ausweitung des Spreads und/oder Abschlag zu NAV) => Option a) Anleger sind trotz der Nachteile zum Verkauf bereit => Verlust // Option b) Anleger sind zu den schlechteren Konditionen nicht zum Verkauf bereit => bleiben auf illiquiden ETF-Anteile sitzen

 

Selbst wenn man sich ein hypothetisches Szenario zru Hand nimmt, in welchem der Wert des ETF stark vom NAV abweicht, ändert das nichts an der Liquidität des ETFs. Diese bleibt unverändert.

 

vor 17 Stunden von Bernd817:

d) Market Maker hat nun viele Wertpapiere im Bestand, für die sich jedoch kein Käufer findet (Liquiditätsrisiko) bzw. nur zu hohen Abschlägen (da ein Angebotsüberhang besteht - Preisrisiko)

 

Könntest du diese Annahme erläutern? Letztlich müsste man hierbei davon ausgehen, dass ein AP blind ETF-Anteile kauft, diese gegen die Assets beim Emittenten eintauscht und dann erst plötzlich realisiert, dass er gerade dumm dasteht, da er zu viel dafür bezahlt zu haben scheint bzw. erst dann überlegt was er nun tut. Hälst du das für realistisch? Hinzu kommt natürlich noch, dass APs sich bei unberechenbaren Märkte zurückziehen und vorerst abwarten. So verhielt es sich bei vergänglichen Flash Crashes und wird sich auch bei künftigen turbulenten Bewegungen verhalten. Jedoch wird es in einem solch hyptothetischen Szenario zu einer potentiell hohen Arbitrage kommen, wo die APs dann wieder einspringen würden, da es am Ende ein sicherer Gewinn ist. Hinzu kommt, dass APs auch teils die Wertpapiere im eigenen Bestand nutzen. Es muss also nicht zwangsläufig zu einem Handel auf dem Sekundärmarkt kommen um sämtliche Wertpapiere zu veräußern/kaufen, welche mit dem Creation/Redemption-Prozess einhergehen.

 

vor 17 Stunden von Bernd817:

synthetische ETF

grundsätzlich gleicher Ablauf, nur beziehen sich die Auswirkungen nicht auf Indextitel, sondern die im Basisportfolio enthaltenen Wertschriften 

ABER: hier dürften die Effekte mMn (falls sie überhaupt eintreten) weitaus geringer ausfallen, da die Zusammensetzung des Basisportfolios bei jedem Creationprozess variieren kann und sich das Risiko somit auf eine breite Titelanzahl verteilt

 

Bei synthetischen ETFs geht das Ganze tendenziell über Cash. Ebenso können/werden die SWAPs angepasst, wodurch hier natürlich auch ein gewisser Spielraum besteht. Hinsichtlich der Liquiditätsproblematik/Liquiditätsgefahr sind syntehtische ETFs generell nicht groß von Interesse. Das ist schließlich auch der Vorteile von synthetischen ETFs, was besonders bei stark illiquider Märkte vorteilhaft ist.

 

vor 17 Stunden von Bernd817:

Habe ich den Ablauf in bei beiden Replizierungsarten so weit richtig zusammengefasst? 

Den Ablauf kann man auch verkürzter darstellen. Du hast hier noch einige Annahmen deinerseits beigemischt. Zu deiner ursprünglichen Frage: Die Auswirkung einer großen Verkaufswelle von ETF-Anteilen kann sich selbstverständlich dann auf die zugrundeliegenden Assets auswirken, wenn durch Redemption/Creation-Prozesse signifikant viele Werte auf den Markt verkauft/gekauft werden. Für synthetische ETFs gilt dies natürlich tendenziell nicht. Wie stark ein solcher Einfluss nun in einem hypothetischen Crash/Worstcase-Szenario ausfallen könnte, darüber kann man endlos diskutieren. Gibt auch manche, die bei einem künftigen Crash das Ende der ETFs sehen bzw. deren "Beliebtheit".

 

Du scheinst jedoch in Frage zu stellen, dass durch ETFs überhaupt einen Einfluss auf dem Sekundärmarkt ausüben könnten? Hypothetisch kann ein starker potentieller Einfluss nicht ausgeschlossen werden. Und wie bereits geschrieben, ob und wie stark ein solcher Einfluss bei künftigen turbulenten Märkten ausfällt, darüber kann man derzeit tendenziell nur spekulieren.

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Bernd817
vor 4 Stunden von The Statistician:

Ich verstehe nicht wo du genau einen Zusammenhang zwischen der Liquidität eines ETFs und der Liquidität der zugrundeliegenden Assets siehst. Weder bestimmt die Liquidität des ETFs die Liquidität des zugrundeliegenden Assets, noch ist dies in umgekehrter Weise der Fall.

 

Ich würde behaupten, je liquider die zugrunde liegenden Assets, desto günstiger können sie diese Titel handeln bzw. hedgen. Ergo werden APs frühzeitig mittels Arbritragetrades tätig und stoßen eine die Kreierung neuer Anteile an, die wiederum für ETF-Liquidität sorgt. Illiquide Assets können jedoch nur zu höheren Kosten/ Risiken gehandelt werden, weshalb APs hier vorerstl gar nicht bzw. erst bei einem weiteren Drift zwischen NAV und ETF-Preis tätig werden.

 

vor 4 Stunden von The Statistician:

Könntest du diese Annahme erläutern? Letztlich müsste man hierbei davon ausgehen, dass ein AP blind ETF-Anteile kauft, diese gegen die Assets beim Emittenten eintauscht und dann erst plötzlich realisiert, dass er gerade dumm dasteht, da er zu viel dafür bezahlt zu haben scheint bzw. erst dann überlegt was er nun tut. Hälst du das für realistisch? Hinzu kommt natürlich noch, dass APs sich bei unberechenbaren Märkte zurückziehen und vorerst abwarten. 

 

Korrigier mich gerne, wenn ich mich irre: Market Maker verpflichten sich zur Abnahme (eines bestimmten Volumens) von ETF-Anteilen; zwar können sie die Geld-Brief-Spanne ausweiten, die maximal zulässige Geld-Brief-Spanne legt dabei jedoch die jeweilige Börse fest. Im Falle eines Ausfalls/Rückzugs des MM, bleiben demzufolge die Anleger auf ihren illiquiden ETF-Anteilen sitzen. 

 

 

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