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Niklasschnick

Regelbasiertes Investieren - Frage zur Verlässlichkeit von Fundamentaldaten des Fondsanbieters

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Niklasschnick

Hallo zusammen,

 

meine Überschrift liest sich etwas kompliziert, mir geht es darum hier anzufragen, ob jemand Informationen hat zur Verlässlichkeit von Fundamentaldaten, die Fondsanbieter auf ihrer Internetseite veröffentlichen. Hintergrund ist, dass ich mein Investitionsverhalten nicht nur nach Regionen, sondern auch nach Kennzahlen festlegen möchte also bereit bin, den Entscheidungsprozess etwas zu verkomplizieren und Fundamentaldaten einfließen zu lassen. Da ich in der Vergangenheit sehr viel nach Pi-mal-Daum gemacht habe (habe eine konkrete Aufteilung im Kopf) und dabei vielleicht etwas zu häufig hin und her gemacht habe, erhoffe ich mir von dieser leichten Verkomplizierung, dass ich den Vorgang dann nur noch einmal im Halbjahr mache.

Beispiel: In meine Gewichtung der Regionen sollen KGV und/oder KBV einfließen. Wie verlässlich sind denn die auf der Seite von Vanguard angegebenen Daten zu KGV und KBV, also die, die man in der Übersicht zu "Portfoliodaten" findet? Ich habe selbst mal die "Historisch rendite per Schlusskurs am 31. Aug. 2020" ausgerechnet und komme hier auf 1.72% statt auf die angegebenen 1.57%, was immerhin einer 10%-Abweichung entspricht.

 

Weiß jemand dazu etwas?

 

https://www.de.vanguard/web/cf/professionell/de/produktart/detailansicht/etf/9527/EQUITY/portfolio

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Framal

@Niklasschnick,

Zitat

... zur Verlässlichkeit von Fundamentaldaten, ...

Die haben schon richtig gerechnet, aber es sind Daten, die Du immer erst rückwirkend (veraltet) bekommst.  Ich habe erst gestern ein Video gesehen, da hat einer die Vola-Angaben eines Fonds nachrechnen wollen. Das sollte ja "einfach" sein, wenn man die Kurse der Vergangenheit hat.  UNGEFÄHR kommt das hin, aber eben nur ungefähr. Jedoch durchaus brauchbar! 

Zitat

... sondern auch nach Kennzahlen festlegen möchte ...

KGV und KBV? Bei ETFs selber kontrollieren? Wenn Du das selbst machen willst, ist das trotz Excel eine gigantische Arbeit. 

 

Wäre denn für Dich vorstellbar, deinen ETF Mix auf eine Effizienzlinie zu setzen?  Der lila Punkt in unterer Grafik ist übrigens ein Mix  aus Welt 70%, EM 30% und Europa 20%, wenn ich nicht irre, Stand etwa 06/2020) 

1336566939_effizienzlinieETFOptimierta.PNG.135620920e7e1913584f8990cfc15e1a.PNG

Der grüne Punkt gibt einen Mix an, der einen höheren Ertrag bei verringertem Risiko in Aussicht stelle.  Würde das nicht reichen? 

 

Dafür gibt es Programm und zur Not kann man es mit Excel auch selbst machen. 

 

Viel Erfolg

Framal

 

 

 

 

 

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absolutgonzo
Am 23.9.2020 um 15:34 von Framal:

Wäre denn für Dich vorstellbar, deinen ETF Mix auf eine Effizienzlinie zu setzen?  Der lila Punkt in unterer Grafik ist übrigens ein Mix  aus Welt 70%, EM 30% und Europa 20%, wenn ich nicht irre, Stand etwa 06/2020)

Der lila Punkt zeigt also einen Mix mit 120% Befüllung?

 

Ungeachtet dessen ist es sicherlich nicht nur für Niklas, sondern auch für andere interessant, welches Programm/Website/Rechenbasis hinter deinem Screenshot steckt.

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Framal

@absolutgonzo,

jetzt verstehe ich das erst mit den Prozenten, muss da etwa immer 100 rauskommen?  Mann, hätte ich das doch nur eher geahnt, dann hätten ich der Schule nicht so schnell den Rücken kehren müssen. :D

Na dann nehmen wir dem WORLD doch 20% weg. 50,30,20 sollte auf 100 hinauslaufen. Sorry nochmal passiert(e), soll(te) nicht, ist aber leider passiert. 

 

Das ist nix für @Niklasschnick  ...    Ja, kann sein, aber kann auch nicht sein. Jedenfalls antwortet er nicht. Aber er wollte KGV & KBV eines ganzen ETF nach- bzw. berechnen und schrieb selbst:

Zitat

sondern auch nach Kennzahlen festlegen möchte also bereit bin, den Entscheidungsprozess etwas zu verkomplizieren und Fundamentaldaten einfließen zu lassen.

KÖNNTE also auch so verstanden werden, dass er rechnen will. Ich finde es übrigens gut, wenn jemand sich selbst Gedanken macht und rechnet.

 

Für andere interessant?  Unter Umständen, die erwartete Depotrendite könnte man wie folgt ausrechnen:

2085128438_erwDepotrendite.PNG.f7295ba2bf72008bd598460c3144cdc8.PNG

Quellen: Die erwartete Rendite ist einfach aus "finanzen.net". Da habe ich die Rendite der le. 5 Jahre genommen und daraus die 5. Wurzel gezogen. Also die Jahresperformance berechnet.

Als Standartabweichung nehme ich aus gleicher Quelle die Vola der le. 5 Jahre, hier auch die 5. Wurzel.

Dann wird die "erw. Depotrendite" nach obiger Formel berechnet. (Der Wert in Zelle J34 von 0,3 = 0,028, da hätte ich 1 Stelle mehr anzeigen lassen können. Ebenso in Zelle K34.)

 

Zurückverfolgen läßt sich die Wertentwicklung eines solchen Depots bis etwa 10/2009. Die tatsächliche Rendite lag in diesem Zeitraum übrigens bei 8,7% p.a. Die le. 3 Jahre bei 5,1% p.a.. Da erscheint mir die errechnete "erwartete Depotrendite" realistisch. Und, das sei angemerkt, ist durchaus gut! 

 

Welches Programm? Das war eine Testversion und die war/ist sehr fondslastig, ETFs kamen und kommen als Alternativanlagen nicht vor. Ferner wurden, und werden vermutlich auch noch, bestehende Anlagen mit 1 Jahrewerten hoch gerechnet. Das ist mir zu kurzsichtig. Sie taugt(e) aber hervorragend, um statistische Zahlen und Ergebnisse recherchieren zu können. 

 

LG

Framal

 

 

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Niklasschnick

Hallo miteinander,

 

mittlerweile habe ich mir alle möglichen Variationen mehrfach durch den Kopf gehen lassen und bin zu dem Entschluss gekommen, meine Vorgehensweise hier einmal vorzustellen.

Ich habe mich für einen Equal-Weight-Ansatz mit den vier Regionen Nordamerika, Europa, China und dem "Rest der Welt" zu entschieden, gepaart mit einer leichten Gewichtung nach KGV und KBV. Die Begründung für den Equal-Weight Ansatz liegt darin, dass allen drei Regionen eine ähnliche Relevanz zuteil wird und ich nicht in einer dieser drei Regionen unterinvestiert sein möchte. Extrembeispiel China: In den "großen" Indizes der amerikanischen Indexherausgeber völlig unterrepräsentiert, weil die Unternehmen gewissen "Standards" nicht entsprechen. Warum ich China nicht (BIP-)untergewichten möchte begründe ich so: Sollte der Preis einer Aktie tatsächlich auch das Risiko einer Falschbilanzierung aus Gründen laxer regulatorischer Vorschriften oder potenzieller Manipulationen beinhalten, so ist dieses Risiko im Preis der Aktie enthalten.

Im folgenden wird daher ein systematischer Ansatz auf Basis des (3-Regionen-)Equal-Weight-Ansatzes und der Value-Kompontente in Form von KGV und KBV auf Regionenbasis vorgestellt.

 

Die Equal-Weight-Regionenverteilung wird über die Indizes FTSE Developed World, FTSE EM und FTSE Developed ("Dev.") Europe abgebildet, wie im folgenden Bild gezeigt: 40% Dev. World, 15% Dev. Europe und 45% EM.

 

grafik.thumb.png.851fccb6ea8160e5e22512029d7c5e2f.png

 

 

In der Literatur werden häufig das invertierte KGV ("Gewinnrendite", 100%/KGV -> wenn KGV=20, dann invertiertes KGV= 100%/20=5%, also eine jährliche Gewinnrendite von 5%) und das KBV als Indikatoren zukünftiger Renditen genannt. Um die oben erwähnte Über-/Untergewichtung der Regionen basierend auf KGV und KBV zu erreichen setzte ich das KGV und KBV der jeweiligen Region ins Verhältnis zum ungewichteten(!) KGV und KGV aller Regionen.

 

In meiner Rechnung geht im Endeffekt zur Hälfte KGV und zur Hälfte KBV ein, ich will die Rechnung hier kurz am Beispiel des KGV erklären: Das invertierte KGV ("erwartete Gewinnrendite") des Dev. World (B4, Wert: 4,18) ist relativ zum ungewichteten KGV aller Regionen (B10, Wert: 5,1633) kleiner. Der Dev. World geht deshalb zu 80% (Zelle B14) seines eigentlichen Gewichts von 40% (B1) ein, also 80% von 40%, was etwa 32% des Gesamtportfolios entspricht. EMs werden relativ übergewichtet (C14), und das KGV von Europa entspricht ziemlich genau dem Durchschnitt, sodass sich dafür keine Veränderung ergibt.

Für das KBV wird die gleiche Rechnung angewendet, und im Endeffekt wird der arithmetische Durchschnitt der errechneten Regionengewichtung je nach KGV und KBV gewählt.

 

grafik.png.c1efbb43a7a46da3cc6cb62df6f9939e.png

 

 

Sensitivität - Was passiert, wenn sich KGV und KBV der Regionen verschieben?

 

Bei einer 50% Steigerung von KGV und KBV des World bei sonst unveränderten Werten fällt der Anteil von World im Gesamtportfolio von 0.33 (B25) auf 0.27 (B27) - eine relativ moderate Veränderung und ein guter Indikator, dass der Einfluss von Value in diesem Modell nicht so erheblich ist wie es im ersten Moment klingt. Tatsächlich dürften Abweichungen von mehr als 10% innerhalb eines mittellangen Zeitraums nur in Extremsituationen (und natürlich nur wenn sie in einer/zwei der Weltregionen) auftreten.

Eine Steigerung des KGV und KBV der Region EM um 50% entspricht in etwa einer Angleichung (vergleiche Reihe 32 und Reihe 36) der Parameter für die Regionen DM und EM.

 

grafik.png.004b9083c75c2fc53c69177d0ac7ec9f.png

 

 

Variation "Quadrierung":

Ich habe den Effekt der Reihen 14 und 16 auch quadriert geprüft (Beispiel: B14 quadriert: 0,81 wird zu 0,66). Der dadurch erzielte Effekt ist logischerweise stärker, aufgrund mathematischer Grundsätze outperformen die Übergewichtungen den "mittleren", während der "Unterzugewichtende" weniger verliert. Eventuell wäre die Anwendung des Exponenten "1,5" hier ein guter Kompromiss, wenn man die "Value"-Komponente noch stärker einfließen lassen möchte.

 

Backtesting:

Ein Backtesting ist mir aufgrund meiner begrenzten statistischen Kenntnisse nicht möglich. Wenn hier jemand Input liefern könnte, wäre das super :) Die Sammlung von Daten dürfte hier den meisten Aufwand machen.

 

Vorteile des Ansatzes:

- Einfachheit: Excel einmal erstellt ist das jährliche/halbjährliche Rebalancing. Das ist durch Änderung von KGV und KBV in nur zwei Reihen in wenigen Minuten erledigt.

- Regelgebundenheit (Keine Emotionen): Man weicht nicht ab, wenn man nur KGV und KBV in das Excel-Tool eingibt und sich strikt daran hält.

- Falls niedrige KGVs und KBVs zu höheren zukünftigen Renditen führen, so können Bewertungsineffizienzen zwischen verschiedenen Weltregionen ausgenutzt werden, und zwar ohne zu sehr auf den Diversifizierungseffekt zu verzichten (Man könnte ja auch einfach alles in die am meisten unterbewertete Region investieren).

 

Nachteile:

- Niedrigere KGVs und KBVs sind nicht selbstverständlich ein Indikator zukünftig höherer Renditen

- (Vermeintliche) Unterbewertungen einzelner Märkte können länger andauern als man denkt/Länger als man an die eigene Strategie "glaubt". Reversion to the mean ist kein Naturgesetz, sondern eine Annahme.

- Wenn KGV und KBV von EMs relativ zu DMs aufgrund höherer angenommener Risiken dauerhaft höher liegen, würden diese auch dauerhaft übergewichtet relativ zur standardmäßig gewünschten 40/45/15- Aufteilung- Dann müsste man auf die hier im Forum verbreitetere Variante 70/30 abändern.

- Validität: Die angegebenen KGVs und KBVs sind Schätzungen, ich habe oben genannte Werte der Webseite von Vanguard entnommen

- Taiwan ist momentan mit 6% am Gesamtportfolio gewichtet - völlig unverhältnismäßig

- Die Equal-Weight-Regionenverteilung über die genannten drei Indizes muss alle paar Jahre überprüft werden

- Es wird das einfache KGV, ungeglättet, verwendet. Eventuell kann eine 10-Jahres-Glättung im Sinne des CAPE10 verwendet werden.

 

 

 

Die angehängte Kalkulation enthält einen Tab für die Kalkulation und einen für die Regionengewichtung. Sie wurde als ".ods" hochgeladen und kann mit dem frei herunterladbaren OpenOffice Calc geöffnet werden.

Kalkulation_Regionengewichtung.ods

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