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thehill

Riester-Fondssparplan vs. ETF

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thehill

Hallo,

 

ich bespare seit Dezember 2010 die fondsbasierte Riesterrente Deka-BonusRente. Nach nunmehr 10 Jahren Vertragslaufzeit stelle ich das Konstrukt „Riester“ auf den Prüfstand und beschäftige mich mit einer eventuellen zukünftigen Alternative in Form eines ETF.

 

Ziel ist es, zu entscheiden, ob der Riester mit voller Besparung fortgeführt wird, oder das Kapital zukünftig in den Vanguard FTSE All-World fließen soll. Hierzu bitte ich, meine folgende Analyse kritisch zu betrachten und mich auf eventuelle Denkfehler hinzuweisen.

 

Informationen zum Vertrag

Anbieter: Deka
Produkt: Deka-BonusRente
Fondsvariante: Deka-BR 100 (WKN: 542451)
Ausgabeaufschlag: 0,40%

seit Vertagsbeginn bezahlte Abschluss- und Vertriebskosten: 47,80 EUR
Vertragsbeginn: 01.12.2010 (= 123 Monate)
 

Einbezahlte Beiträge: 14.900 EUR
erhaltene Zulagen: 1.670 EUR
erhaltene Steuerrückerstattung: 3.370 EUR
aktueller Vertragsstand: 23.170 EUR
interner Zinsfuß: 8,15% (alle Einzahlungen mit Datum inkl. der Zulagenzahlungen berücksichtigt)
Gesamtprofit: 26.540 EUR (23.170 EUR Vertragsstand + 3.370 EUR Steuerrückerstattungen)

 

Von 2010 bis 2012 habe ich ausbildungsbedingt nur einen geringeren Betrag einbezahlt, um die maximale Zulage zu erhalten, nach Ende der Ausbildung dann den Maximalbetrag (2.100 EUR abzgl. Zulage).
Im Durchschnitt habe ich seit Vertragsbeginn rund 120 EUR mtl. einbezahlt.
(14.900 EUR eigene Beiträge : 123 Monate)

 

 

Rückblickende Betrachtung von zwei Alternativen zum Riester

 

Alternative 1: Besparung eines ETF seit 01.12.2010

 

Grundlagen:
ETF für den Vergleich: iShares MSCI World thesaurierend (WKN: A0RPWH), da es diesen ETF schon seit 2010 gibt, den Vanguard FTSE All-World, den ich im Depot habe noch nicht so lange)
Sparrate: 120 EUR mtl. (ermittelt aus 14.900 EUR eigene Riestereinzahlungen über 123 Monate – diese Annäherung ist natürlich nicht 100% korrekt, da ich beim Riester ja anfangs weniger und später mehr einbezahlt habe, und 120 EUR nur der Durchschnitt waren, aber ich habe keinen historischen Sparplanrechner für einen ETF gefunden, in dem ich alle 123 Riestersparraten mit dem jeweiligen Datum einpflegen kann, um die Rendite bzw. den heutigen fiktiven Vertragsstand des ETF zu berechnen)

 

Ergebnis Sparrate 120 EUR mtl. von 01.12.2010 bis heute:
eigene Einzahlungen: 14.900 EUR
aktueller Vertragsstand: 28.365 EUR
interner Zinsfuß: 12,13%

 

Alternative 2: Einlage der bisher einbezahlten Riesterbeiträge (14.900 EUR) als Einmalanlage zum 01.12.2010

Hinweis:
Zum 01.12.2020 hätte ich theoretisch die 14.900 EUR zur Verfügung gehabt, und hätte diese als Einmalanlage in den ETF einzahlen können. Riester hingegen limitiert mich, größere Einmalbeträge zu tätigen, da max. 2.100 EUR p.a. einbezahlt werden können.

 

Hätte ich die 14.900 EUR einmalig in den ETF einbezahlt, ergäbe sich heute folgender Stand:
einbezahlter Einmalbeitrag: 14.900 EUR
aktueller Vertragsstand: 44.600 EUR
 

Warum skizziere ich diese „Alternative 2“?
Ich habe noch 37 Jahre, bis ich 67 Jahre alt bin und den Riester verrenten / kündigen (schädlich z.B. mit 12/62-Regel) kann.
In den nächsten 37 Jahren würde ich insgesamt noch 71.225 EUR in den Riester einbezahlen ((2100-175) x 37).
Diesen Betrag habe ich stand heute tatsächlich auch liquide und es ist eine ernsthafte Überlegung als Alternative zum Riester diesen Betrag von 71.225 EUR als Einmalzahlung in den Vanguard FTSE All-World einzubezahlen und dies sozusagen gedanklich als „Äquivalent“ zum Riester zu „verbuchen“.
(Stichwort: Dollar cost averaging means just taking risks later, vlg. Vanguard Research http://www.smartretirement.com.au/wp-content/uploads/2015/06/7.23.2012_Dollar-cost_Averaging.pdf

 

Fazit:
Trotz Berücksichtigung aller Zulagen und Steuerrückerstattungen und der Tatsache, dass meine Riesterrente seit 2010 dauerhaft im Deka-BR 100 (= nahezu volle Aktienquote) investiert war, hätte die regelmäßige Besparung eines ETF (Alternative 1) oder die Einmalanlage des bisher einbezahlten Riesterkapitals (Alternative 2) beide male besser abgeschnitten.

Hier nochmal zusammengefasst:
Gesamtprofit Riester: 26.540 EUR (inkl. Steuerrückerstattungen)
Gesamtprofit Alternative 1: 28.365 EUR
Gesamtprofit Alternative 2: 44.600 EUR

 

Meine Schlussfolgerungen aus den ersten 10 Jahren Riester:
> Kündigung der Riesterrente (förderschädlich)
> Einmalanlage des förderschädlichen Riesterkapitals in den Vanguard FTSE All-World
> zukünftig die Riestersparrate in den Vanguard FTSE All-World einbezahlen
> eventuell sogar die in den nächsten 37 Jahren theoretischen Riestersparraten ebenfalls als Einmalzahlung in den Vanguard FTSE All-World einbezahlen

Meine zukünftigen Vorteile:
Diese leite ich aus den bisher festgestellten Vorteilen des ETF ab und gehe davon aus, dass sich die positiven Effekte des ETF-Sparplan im Vergleich zum Riester-Fondssparplan weiter mit zunehmender Laufzeit zu Gunsten des ETF-Sparplan auswirken werden:

> auch kurz vor der Rente habe ich weiterhin 100% Aktienquote im Vanguard, während der Riester vermutlich ab 50 in konservative Anlagen umschichtet und mir dadurch Rendite verloren geht
> zukünftig geringere laufenden Kosten mit dem ETF
> ich entscheide bei Rentenbeginn, ob und wann ich Kapital aus dem ETF entnehme, oder ob ggf. sogar die vierteljährlichen Ausschüttungen zusammen mit der gesetzlichen und betrieblichen Rente reichen -> dies würde weiterhin „Aktienrendite“ ab 67 bis xx Jahre bedeuten
> wenn ich den Riestervertrag mit 67 förderschädlich kündigen würde, könnte ich zwar von der Hälftebesteuerung (12/62-Regel) profitieren, allerdings ist davon auszugehen, dass in den nächsten 37 Jahren im ETF deutlich mehr Ertrag generiert wird und somit der zusätzliche Ertrag über 37 Jahre den dann einsetzenden einmaligen Steuereffekt überkompensieren wird (so zumindest meine Annahme)

 

Gegen eine Kündigung des Riester spricht vermutlich, dass immer wieder das Gerücht kursiert, dass der Staat die Riesterrente "erneuern" möchte. Bei einer zukünftigen Steigerung der Attraktivität würde ich hingegen dann nicht mehr profitieren und könnte eine Besparung nicht mehr aufnehmen.

Somit ist eventuell auch eine Stillegung eine Alternative?

 

Wie seht ihr die Situation? Auf Input würde ich mich sehr freuen!

 

Vielen Dank


 

 

 

 

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moonraker

Ein entscheidender Punkt bei Riester allgemein ist die individuelle Fördersituation.

Deine Steuerersparnis erscheint mir recht gering, als dass es für Dich lohnend wäre.

Schau doch mal im alten "Riester-Tipps-und-Tricks"-Faden (grundsätzlich immer noch gültig, auch wenn sich ein paar Zahlen geändert haben), https://web.archive.org/web/20160909023947/http://www.wertpapier-forum.de/topic/35416-riester-rente-tipps-und-tricks/, ob Riester für Dich überhaupt sinnvoll ist (u./o. ergänze Deine Daten entsprechend).

 

Ansonsten gibt es noch ein paar Punkte, die für Riester statt ETF-Depot sprechen könnten - natürlich individuell zu bewerten:

- Pfändungssicherheit

- Auszahlung mind. der eingezahlten Beiträge

- lebenslange Rentenzahlung (bei Deinem Vertrag werden die Bedingungen aber erst am Ende der Ansparphase festgelegt - aktuell also kein Vorteil)

- zusätzliche Säule, die evtl. politisch bevorzugt behandelt wird (mögl. andere Steuergesetze etc.?)

 

Falls Dir diese Punkte nicht wichtig sind, teile ich Deine Einschätzung, dass Deine Vertrag langfristig gegenüber einem World/All World-ETF-Sparplan unterlegen ist.

Das liegt an der bisher schlechteren Entwicklung des Deka-BR 100 (hat z.Z.t 6,7% Renten) - die aber theoretisch auch mal wieder besser als ein 100% Aktien-ETF sein könnte.

Frage ist, ob Du Riester mit einem Aktien-ETF vergleichen solltest, da Riester eben mind. 0% Rendite macht - bei Fonds ist die positive Entwicklung nicht garantiert.

Deinen Vertrag kann man so nicht mehr neu abschließen - also nicht vorschnell kündigen! Evtl. stellst Du ihn ja auch nur beitragsfrei.

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stagflation
· bearbeitet von stagflation

Ich kenne Deinen Vertrag nicht - aber was mich wundert:

Zitat

Ausgabeaufschlag: 0,40%

seit Vertagsbeginn bezahlte Abschluss- und Vertriebskosten: 47,80 EUR

 

Die Gebühren, die Dir der Finanzdienstleister abgezogen hat, sind sicherlich deutlich höher als 47,80 €. Hier solltest Du noch einmal genau recherchieren.

 

Zum Deka-BR 100 - EUR ACC Fonds finde ich:

  • Ausgabeaufschlag Fondsgesellschaft: 3,5 %
  • Laufende Kosten: 1,22 %

Es kann sein, dass der reguläre Ausgabeaufschlag bei Dir reduziert ist. Aber es würde mich wundern, wenn auch die "laufenden Kosten" reduziert wären. Und wenn Dir die nächsten 37 Jahre jedes Jahr 1,22% "Laufende Kosten" abgezogen werden, wird das ganz schön teuer!

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Menschlich

Ich habe noch eine Anmerkung die du bedenken solltest:

 

1. In meiner persönlichen Betrachtung ist das eine eine Rentenvorsorge und das andere ein Vermögensaufbau

2. Aus deinem ETF Depot kannst du jederzeit Geld entnehmen, welches dann später nicht mehr verfügbar ist. 30 Jahre lang die Finger davon zu lassen, ist schwer. Die Hürde für eine Entnahme ist sehr klein.

3. Eine Versicherung soll ab Monat X den selben Betrag auszahlen bis zum Tode. Das hat natürlich seinen Vorteil.

 

Optimal wäre natürlich alles ins ETF Depot und ab Rentenbeginn eine Entsparplan. Aber dafür musst du diszipliniert sein (ich wäre es nicht, da muss man ehrlich zu sich sein)

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jgobond
vor 12 Stunden von thehill:

interner Zinsfuß: 8,15%

und wenn ich dir jetzt sage, daß mein Junior mit 3 popeligen Standard etf nach 3,5 Jahren, Trump und Corona bei einem Zinsfuß von 11,3% ist?

Zitat

Gegen eine Kündigung des Riester spricht vermutlich, dass immer wieder das Gerücht kursiert, dass der Staat die Riesterrente "erneuern" möchte.

da würd ich micht nicht drauf verlassen. Könnte man sich bei der Altersvorsorge auf den Staat verlassen, würde er nicht so vehement auf eine private Vorsorge drängen.

 

  

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intInvest
vor 9 Minuten von jgobond:

und wenn ich dir jetzt sage, daß mein Junior mit 3 popeligen Standard etf nach 3,5 Jahren, Trump und Corona bei einem Zinsfuß von 11,3% ist?

Der Vergleich ist sinnlos. Wir reden hier von 10J vs. 3,5J und 19 war auch noch ein extrem gutes Jahr. Weitersparen im Crash + massive Erholung tut sein übriges. 

Mal schauen wie du nach 10J darstehst.

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odensee
vor 5 Minuten von jgobond:

und wenn ich dir jetzt sage, daß mein Junior mit 3 popeligen Standard etf nach 3,5 Jahren, Trump und Corona bei einem Zinsfuß von 11,3% ist?

Äpfel / Birnen

vor 5 Minuten von jgobond:

da würd ich micht nicht drauf verlassen. Könnte man sich bei der Altersvorsorge auf den Staat verlassen, würde er nicht so vehement auf eine private Vorsorge drängen.

der "Staat" hat genau aus dem Grund, dass die gesetzliche Rentenversicherung aufgrund der demographischen Entwicklung an ihre Grenzen stoßen wird, wenn Leute wie ich erstmal in Rente gehen, "Riester" eingeführt als private, aber staatlich geförderte Vorsorge. Also weg vom umlagefinanzierten System. Im Grunde einguter Gedanke. Dass die Ausführung dann Murks war bzw. sich auf Grund der Zinsentwicklung zu Murks wurde: geschenkt.

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tyr
· bearbeitet von tyr
vor 13 Stunden von thehill:

Ergebnis Sparrate 120 EUR mtl. von 01.12.2010 bis heute:
eigene Einzahlungen: 14.900 EUR
aktueller Vertragsstand: 28.365 EUR

Die Deka BonusRente ist rückblickend meiner Meinung nach beste Riestervertrag für risikobereite Sparer, zudem ohne störende ungeplante Umschichtungen, da klassisches Zielzeitpunktfonds-Modell. Der halbe AV-Bereich hier im WPF ist gefühlt voll von unzufriedenen Riester-Fondssparern, die frustriert von ungewollten Umschichtungen ihrer nicht-BonusRente Verträge sind. Du hast wohl den besten Riester-Fondssparplan ohne außerplanmäßige Umschichtungen und es reicht dir nicht, trotz hoher Buchgewinne. :lol:
 

Vermutlich wirst du es aber ohnehin nicht aushalten können, wenn deine BonusRente planmäßig in BR85, BR55, BR50 usw. umgeschichtet wird. Da fehlt es an Wissen, wenn mit 100% Aktien bis zur Rente gerechnet wird.

 

Ich hätte so einen Vertrag gerne und habe damals nicht verstanden, wie gut die Deka BonusRente ist.

 

Ich würde den Vertrag weiter besparen. Aber jeder ist anders. Ich wette das der Großteil der heutigen ETF-Sparer nicht zu einer Rentenzahlung und planmäßigem Verzehr im Alter kommen wird, wegen altbekannten Anlegerschwächen wie vorzeitigem Konsum oder Festhalten am Vermögen. Dieser Vertrag hier leistet das alles, staatlich gefördert und mit erwiesen top Wertentwicklung.

 

Manche bekommen den Hals nie voll und bleiben immer unzufrieden, weil irgendwas noch besser hätte sein können. Man kann sich immer mit irgendwas vergleichen und künstlich unzufrieden machen. Vorteile ignorieren und gierig nach noch mehr werden.

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jgobond
vor 47 Minuten von odensee:

Äpfel / Birnen

mag sein, fragt sich halt was länger satt macht.

 

Zitat

Dass die Ausführung dann Murks war bzw. sich auf Grund der Zinsentwicklung zu Murks wurde: geschenkt.

Dann können wir ja den DDR Sozialsimus wieder einführen. War nämlich auch eine tolle Idee nur in der Ausführung Murks: geschenkt.

kann der Argumentation leider nicht folgen ...

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odensee
vor einer Stunde von jgobond:

Dann können wir ja den DDR Sozialsimus wieder einführen. War nämlich auch eine tolle Idee nur in der Ausführung Murks: geschenkt.

Man hätte in den gut 18 Jahren danach einfach das System anpassen müssen. Das wurde versäumt.

vor einer Stunde von jgobond:

kann der Argumentation leider nicht folgen ...

Merke ich... denn...

vor 2 Stunden von jgobond:

Könnte man sich bei der Altersvorsorge auf den Staat verlassen, würde er nicht so vehement auf eine private Vorsorge drängen.

das ist so natürlich Unsinn. Wer ist denn "der Staat" und woher soll das Geld für die Altersvorsorge kommen? Achja, "der Staat" kann das ja einfach drucken. :rolleyes: Das Umlageverfahren konnte so, wie es sich Nobbi Blüm mal vorgestellt hat, nicht weitergehen.

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