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AndyMcTwist

Fondsranglisten

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AndyMcTwist
Aussagekraft von Ranglisten zweifelhaft

Von Hanno Beck

 

09. Februar 2004 An der Spitze, ganz oben, da möchte so mancher hin - vor allem, wenn zu dem Ruhm auch das Geld kommt. Kein Wunder also, daß sich die Fondsgesellschaften gerne mit dem Hinweis schmücken, daß ihr Fonds in den aktuellen Hitlisten ganz oben stehe, ist es doch ein exzellentes Verkaufsargument. Doch wer ein wenig genauer hinschaut, zweifelt an der Aussagekraft solcher Rennlisten.

 

Der erste Haken dieser Listen besteht darin, daß einzelne, möglicherweise zufällig erzielte Ergebnisse eines Jahres auch die Position des Fonds in den längeren Zeiträumen bestimmen können. Ein Beispiel: Fonds A erzielt über zehn Jahre eine kontinuierliche Rendite von acht Prozent, Fonds B hat in den ersten neun Jahren Null Prozent, im zehnten Jahr schießt er dann mit 120 Prozent durch die Decke. Dieses letzte Jahr schlägt dann voll auf die langfristigen Ergebnisse durch: Die 120 Prozent im letzten Jahr führen dazu, daß Fonds B Fonds A auf drei, fünf und zehn Jahre schlägt - obwohl er nur in einem Jahr gut war, und das vielleicht rein zufällig.

 

Beispiel für verzerrende Effekte

 

Ein wenn auch nicht ganz extremes Beispiel für solche verzerrenden Effekte ist der DWS Vermögensbildungsfonds: "Bis Herbst 1998 war der Fonds im Mittelfeld unterwegs, von Oktober 1998 bis März 2000 war er dann um mehr als 100 Prozent besser als der Durchschnitt. Das hat die Durchschnittsergebnisse über drei, fünf und zehn Jahre dann deutlich verbessert", erklärt Kai-Arne Jordan vom Vermögensverwalter F&V Vermögensverwaltung. Vom November 2000 bis März 2001 habe der Fonds dann noch einmal eine gute Phase gehabt, seither liege er eher im Mittelfeld.

 

Diese Überlegungen weisen auch den Weg zum zweiten Haken an Rennlisten: Sie unterstellen implizit, daß die über drei, fünf oder zehn Jahre ermittelten Fondsrenditen stetig und regelmäßig anfallen und extreme Kursbewegungen nur selten vorkommen - eine Annahme, der viele Experten widersprechen. "Fondsrenditen sind recht ungleich verteilt: Zwar liegen viele Ergebnisse im Durchschnitt, doch extreme Wertentwicklungen an den Enden der Renditeskala kommen häufiger vor, als man es vermutet", sagt Thomas Romig von der Cominvest.

 

Deshalb müsse ein Anleger zum einen die maximalen Ausschläge des Fonds nach unten und nach oben beachten und sich fragen, wie hoch die maximalen Verluste sind, die er bereit ist zu ertragen. Die meisten Rennlisten sind unter Beachtung der Schwankungsbreite eines Fonds und der Höhe der Kursausschläge nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt werden. "Den Durchschnittsergebnissen der Rennlisten sehen Sie es nicht an, ob ein Fonds diese Ergebnisse mit einer stetigen Wertentwicklung erzielt hat oder aber sehr schlechte Jahre mit sehr guten Jahren überkompensiert hat", sagt Jordan.

 

Vergleichsklasse mitentscheidend

 

Ein dritter Haken an den Rennlisten ist die Eingruppierung der Fonds in verschiedene Vergleichsklassen. Das beginnt mit so banalen Problemen, daß bei der Eingabe von Daten auch Zahlendreher vorkommen oder man auf zu alte Daten zurückgreifen muß - wo immer Zahlen im Spiel sind, treibt auch der Fehlerteufel sein Spiel. Oft ist die Klassifizierung von Fonds auch schwieriger, als es auf den ersten Blick scheint, beispielsweise bei Mischfonds mit hohem Flexibilitätsgrad oder beim Vergleich von Fonds, bei denen Absicherungsstrategien zum Konzept hinzugehören.

 

"Oft werden Fonds von den Rating-Agenturen in Vergleichsgruppen einsortiert, die nicht der tatsächlichen Ausrichtung des Fonds entsprechen", erklärt Romig. Ein kleines Beispiel dafür ist die Eingruppierung von Europa-Fonds bei den Finanzdienstleistern Feri Trust und Standard & Poor's. Feri packt Fonds, die in europäische Standardwerte investieren, in eine Gruppe, S & P macht die kleine, aber feine Unterscheidung zwischen Fonds, die auch in Großbritannien investieren, und solchen, die keine Investments auf der Insel haben. "Vergleichen Sie Fonds mit und ohne britische Werte in einer Gruppe, so kann der Unterschied der Wertentwicklung nur aufgrund der Unterschiede in der Entwicklung des britischen und des europäischen Aktienmarktes mehr als zehn Prozent betragen", erklärt Romig.

 

Wertentwicklung über alle Phase beachten

 

Die wohl gravierendste Einschränkung erfahren die Rennlisten dadurch, daß sie immer nur ein Blick in den Rückspiegel sind: Sie zeigen, was ein Fonds geleistet hat, aber nicht, was er in Zukunft leisten kann. Zwar kann die vergangene Wertentwicklung Hinweise dafür geben, wie gut das Fondsmanagement war, doch durch einen Wechsel des Fondsmanagements kann diese Wertentwicklung rasch wieder Makulatur werden. Und je kürzer die Vergleichszeiträume auf den Rennlisten, um so bedeutungsloser die Zahlen, auch wenn das Fondsmanagement nicht wechselt.

 

Erst die Wertentwicklung eines Fonds über alle Phasen der Börsenentwicklung hinweg zeigt, wie gut ein Fondsmanagement wirklich ist. Ansonsten läuft der Anleger Gefahr, auf einen Fonds zu setzen, dessen Management mit seiner Strategie (zufällig?) in einer Börsenphase richtig gelegen hat, dessen Strategie aber mit einem Gezeitenwechsel an der Börse die Wertentwicklung des Fonds an die unteren Ränge der Rennlisten spült. Nur bei einem langfristig erfolgreichen Fonds kann man von Erfolg im besten Wortsinne sprechen: nämlich vom Sieg der Einfälle über die Zufälle.

 

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.02.2004, Nr. 34 / Seite 21

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Aktiencrash

Es ist eigentlich völlig egal welche Aussagekraft eine Rangliste hat. Die Aussage bezieht sich auf die Vergangenheit.

Im Endeffekt kann eh keiner sagen ob ein Fond morgen auch noch oben liegt, der in den letzten 10 Jahren auf den ersten 10 Plätzen lag. Das gleiche kann man auf Aktien übertragen. Man nehme nur mal Microsoft. Im Januar 2000 hat bestimmt auch keiner gedacht, das Microsoft mal so Tief fällt. Auf der anderen Seite wären vor 2,5 Jahren bestimmt nur wenige in United Internet Aktien eingestiegen, nur weil die Tief gefallen sind. Am Ende sind wir immer klüger, als vor dem Aktienkauf.

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Sebastian
Am Ende sind wir immer klüger, als vor dem Aktienkauf.

Das macht 3,- für's Phrasenschwein bitte ;)

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Aktiencrash
Das macht 3,- für's Phrasenschwein bitte

 

Was, nur 3,- ? :sad:

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