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gurkentruppe

Anleihe-ETF: Differenz Ausschüttungsrendite/berechnete Rendite

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gurkentruppe

Liebe Spezialisten,

 

ich habe mir ein 60/40 Portfolio selbst gebastelt, und die Anleihen sind der kompliziertere Teil. Bei manchen Anleihe-ETFs gibt es einen erheblichen Unterschied zwischen der der laut Factsheet errechnet effektiven Rendite und der Ausschüttungsrendite. Woran liegt das?

 

Zum Beispiel dieser Anleihe-ETF:

Amundi Prime Euro Corporates

https://de.extraetf.com/etf-profile/LU1931975079

 

Laut dem von Amundi verteilten Factsheet ist die rechnerische Rendite 0,53 %. Wenn man aber die jährliche Ausschüttung durch den Kurswert dividiert, liegt man bei einer Ausschüttungsrendite von 1,4 % (siehe extraetf Berechnung oben). Woran liegt das? Sind das "ältere" hohe Kupons, die diese Ausschüttungen erzeugen, die dann im Laufe der Jahre Stück für Stück verschwinden? Kann das so viel ausmachen?

 

Danke!

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DST
· bearbeitet von DST

Effektive Rendite = 100 x (Nominalzins + (Verkaufskurs – Kaufkurs) / Laufzeit) / Kaufkurs

 

Beim Kauf einer Anleihe zum Kurs von 98 %, einem Nominalzins von 5 % und einer Restlaufzeit von fünf Jahren liegt die effektive Rendite bei 5,51 %.

 

100 x (5 + (100 – 98) / 5) / 98

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gurkentruppe
· bearbeitet von gurkentruppe

Beim ETF müssten dann die jeweiligen Durchschnittswerte in die Formel?

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DST
· bearbeitet von DST
vor 24 Minuten von gurkentruppe:

Beim ETF müssten dann die jeweiligen Durchschnittswerte in die Formel?

Sozusagen:

 

"Die Effektivverzinsung bezeichnet die angenommene Rendite einer Anleihe, wenn sie bis zur Fälligkeit gehalten wird. Die Effektivverzinsung der iShares Anleihen ETFs wird als Durschnitt der zugrunde liegenden Anleihen berechnet, wobei die Effektivverzinsung nach der Gewichtung der Anleihen im ETF gewichtet wird. Hierbei werden sowohl die aus Kuponzahlungen stammenden Erträge, als auch der Wertzuwachs bzw. die Abwertung der Anleihen im ETF berücksichtigt. Für die iShares Anleihen ETFs ist die Effektivverzinsung lediglich als Hinweis zu verstehen, da viele der den iShares ETFs zugrundeliegenden Anleihen nicht bis zur Fälligkeit gehalten werden. Die Effektivverzinsung wird auch als Rückzahlungsrendite bezeichnet." [iShares, 2021]

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stagflation
· bearbeitet von stagflation
vor 3 Stunden von gurkentruppe:

 und die Anleihen sind der kompliziertere Teil.

 

Ja, das ist so. :lol:

 

Der Finanzwesir - der ja hier mittlerweile in Ungnade gefallen ist - hat das mal schön zusammengefasst:

Zitat

Aktien-ETFs sind einfach zu verstehen, Anleihen-ETFs sind die hinterhältigen Biester.

Quelle: https://www.finanzwesir.com/blog/leserfrage-anleihen-etf-laufzeit

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oktavian

@gurkentruppebin kein bond Spezialist, aber habe eine Vermutung:

Vielleicht schütten die auch noch einen roll-down return aus: Es werden langlaufende Anleihen gekauft und wenn die dann nur noch eine geringe Duration haben wieder verkauft. Das erhöht die ytm bzw. Effektivverszinsung (nimmt einheitliche Diskontfaktor an) bei steigender yield-curve (langfristige Zinsen > kurzfristige Zinsen).

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vanity

Den Effekt gibt es durchaus, allerdings äußert er sich nicht in der Zukunftsrendite (hier effektive Rendite genannt), sondern ausschließlich in der Vergangenheitsrendite - um die es hier aber gar nicht geht.

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gurkentruppe

Doch, es geht bei der Ausschüttungsrendite um die Vergangenheit (Ausschüttung letzte 12 Monate durch Kurswert).

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vanity

Bei der Ausschüttungsrendite tritt aber der von octavian genannte Effekt nicht ein, da er nicht die Ausschüttungen, sondern den Kursertrag betrifft.

 

Beim rolling down the yield curve steigt der Kurs und bringt zusätzlichen Ertrag. Wenn der Kurs steigt, sinkt aber (c. p.) die Ausschüttungsrendite.

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gurkentruppe

Kann es sein, dass die Effektivrendite sich aus den Kaufkursen der Anleihen errechnet (so wie in der Formel oben), dass aber dann nun der Kurs des ETF gefallen ist und dadurch eine höhere Ausschüttungsrendite entsteht?

 

Für mich macht das insgesamt schon einen Unterschied, ob ich in dem o.g. Beispiel eine Rendite von 1,4 erwarten kann, das ist bei den heutigen Bedingungen immerhin was. Dagegen wären die 0,5 im Vergleich zu TG/FG evtl nicht den Aufwand wert. Oder einfach über die Differenz freuen und  für Planungszwecke aber mit dem niederigeren Wert rechnen, das wäre wohl die vorsichtigere Variante.

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vanity
Am 13.7.2021 um 17:53 von gurkentruppe:

Kann es sein, dass die Effektivrendite sich aus den Kaufkursen der Anleihen errechnet ...

Nein, sie berechnet sich aus den aktuellen Kursen der im ETF enthaltenen Anleihen (etwa nach der o. a. Formel, die aber nur eine Näherung darstellt und nicht exakt ist).

 

Die Ausschüttungsrendite hat eigentlich keine tiefere Bedeutung, da sie eher zufällig ist und davon abhängt, ob die enthaltenen Anleihen hohe Kupons und hohe Kurse oder niedrige Kupons und niedrige Kurse haben - was aber für die Gesamtbeurteilung unwichtig ist (es sei denn, man möchte seinen Lebensunterhalt von den Ausschüttungen bestreiten. Die 1,4% im Beispiel sind ein Vorschuss und werden durch künftige Kurseinbußen kompensiert).

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gurkentruppe
· bearbeitet von gurkentruppe

OK, das war ja auch meine ursprüngliche Vermutung, dass es aus derzeit hohen Kupons entsteht, aber nicht von Dauer ist ... Also bei der Beurteilung eher auf YTM/Effektivrendite gucken.

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oktavian
Gerade eben von gurkentruppe:

OK, dass war ja auch meine ursprüngliche Vermutung, dass es aus derzeit hohen Kupons entsteht, aber nicht von Dauer ist ... Also bei der Beurteilung eher auf YTM/Effektivrendite gucken.

Genau YTM/Effektivrendite ist der Erwartungswert, wenn man bis Endfälligkeit hält (Kreditrisiko außen vor). Ausschüttungs"rendite" bezogen auf den ETF ist einfach nur Ausschüttung/NAV. Was die dann ausschütten, müsstest du im Jahresbericht finden.  https://www.amundietf.de/institutionelle_firmenkunden/product/view/LU1931975079

 

Von 0,53 % ytm auf 1,4% kommt man auch nicht allein durch den roll-down return eines Jahres. Vielleicht bucht der ETF beim Verkauf den bis dahin unrealisierten Kursgewinn ein und schüttet diese dann aus? Zum Beispiel vor 10 Jahren  Anleihe für 98 gekauft und jetzt für 110 verkauft = 12 zum Ausschütten im Verkaufsjahr?

 

Relevant sollten die 0,53% + rolldown return - erwartete Ausfälle (Kreditrisiko) sein.

 

vor einer Stunde von vanity:

Bei der Ausschüttungsrendite tritt aber der von octavian genannte Effekt nicht ein, da er nicht die Ausschüttungen, sondern den Kursertrag betrifft.

Der ETF könnte doch die Kursgewinne ausschütten, oder? Wir reden hier ja von der Ebene des ETF aus.

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vanity
vor 24 Minuten von oktavian:

Der ETF könnte doch die Kursgewinne ausschütten, oder?

Könnte schon, macht er aber nicht. Ein Aktien-ETF schüttet auch keine Kursgewinne aus (wenn z. B. ein Wert den Index verlässt).

 

Es wäre auch etwas problematisch, wenn statt der Kursgewinne Kursverluste realisiert würden. Müsste dann von den ETF-Haltern ein Nachschuss verlangt werden? ;)

 

Noch mal: der rolldown return hat damit nichts zu tun. Der ist (bei intakter Zinskurve) indirekt in Ytm (Effektivrendite) bereits dadurch abgebildet, dass ein "nur hohe Laufzeiten"-ETF gegenüber einem "alle Laufzeiten"-ETF die weniger renditebringenden Kurzläufer nicht hält und deshalb die Forward-Rendite (x, y) seines Laufzeitbands liefert (anstelle (1, y), die niedriger ist)

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oktavian
vor 1 Stunde von vanity:

Könnte schon, macht er aber nicht. Ein Aktien-ETF schüttet auch keine Kursgewinne aus (wenn z. B. ein Wert den Index verlässt).

Es wäre auch etwas problematisch, wenn statt der Kursgewinne Kursverluste realisiert würden. Müsste dann von den ETF-Haltern ein Nachschuss verlangt werden? ;)

Wie erklärst du denn dann die Abweichung von ~0,5% zu 1,4%? Könnte auch sein, dass die meisten Anleihen im Fonds über 100 notieren und somit bis Fälligkeit im Wert sinken. Dann wäre der coupon höher als YTM. Die Dokumentation von Amundi finde ich nicht so schön. Theoretisch kannst du mit einem ETF alles machen, was im Prospekt steht. Du musst auch gar keinem Index folgen. Daher musst du eben die Dokumente lesen.

Zitat

Noch mal: der rolldown return hat damit nichts zu tun. Der ist (bei intakter Zinskurve) indirekt in Ytm (Effektivrendite) bereits dadurch abgebildet, dass ein "nur hohe Laufzeiten"-ETF gegenüber einem "alle Laufzeiten"-ETF die weniger renditebringenden Kurzläufer nicht hält und deshalb die Forward-Rendite (x, y) seines Laufzeitbands liefert (anstelle (1, y), die niedriger ist)

Wie schon geschrieben nimmt Ytm (Effektivrendite) einen konstanten Zins für die Abzinsung der Zahlungsströme an. In der Realität ist der Zins aber bei steigender Zinsstrukturkurve höher je länger die Laufzeit. Wenn die Zinsstrukturkurve konstant bleibt, erreichst du durch den Verkauf vor Fälligkeit noch einen rolldown return. Man rollt quasi die Zinsstrukturkurve runter und verkauft dann eine Anleihe mit niedrigerer YTM und kauft wieder eine mit höherer YTM. Die Zinsstrukturkurve kann sich ja auch ändern, aber generell klappt das schon.

 

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Der Horst
On 7/13/2021 at 9:18 PM, oktavian said:

Könnte auch sein, dass die meisten Anleihen im Fonds über 100 notieren und somit bis Fälligkeit im Wert sinken. Dann wäre der coupon höher als YTM.

Der Fonds müsste die Anleihen über Pari gekauft haben, denn wenn sie nach dem Kauf im Wert steigen, wären effektive Rendite und Ausschüttungsrendite weiterhin im Einklang.

 

Ich halte das aber auch für die Erklärung des Phänomens. Der iShares Euro Coorporate z.B.(leicht andere Zusammensetzung) hat eine effektive Rendite von 0,23%, einen Kupon von knapp 1,5% und eine Ausschüttungsrendite von unter 1%. Im aktuellen Marktumfeld, wo die Kurse von Anleihen hoch stehen, passt das "Mittelfeld" an Ausschüttungsrendite m.E. gut zu der Erklärung.

 

 

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oktavian
vor 46 Minuten von Der Horst:

Ich halte das aber auch für die Erklärung des Phänomens.

Was genau schüttet dieser Amundi Fonds denn aus, einfach die erhaltenen coupons? In der Beschreibung von Amundi steht dazu nichts. Der benchmark Solactive Euro IG Corporate Index ist ein total return Index und legt die coupons somit auch wieder direkt an.

Aktive fonds können es im Zweifel ja so machen, wie sie wollen. Daher ist die Ausschüttungsrendite eh nicht sehr aussagekräftig außer für die Steuern.

 

vor einer Stunde von Der Horst:

Der Fonds müsste die Anleihen über Pari gekauft haben, denn wenn sie nach dem Kauf im Wert steigen, wären effektive Rendite und Ausschüttungsrendite weiterhin im Einklang.

Die Effektivverzisnung ist ein vorausschauender Wert, welchen du erreichst, wenn du bis Endfälligkeit hältst. Wenn der Kurs steigt fällt dieser Zins. Wenn du früher gekauft hast, hast du durch den Kursgewinn noch deinen alten Effektivzins. Also Effektivzins fällt, aber die Ausschüttung bleibt gleich.

 

Beispiel Anleihe Laufzeit 20 Jahre | Coupon 5€

a) Kurs 100 = 5% Effektivverzinsung | 5% Ausschüttungsrendite

b) Kurs 200 = 0% Effektivverzinsung | 2,5% Ausschüttunsgrendite (halbiert)

 denn 20 x 5€ Coupon gleichen den Kursverlust von 100 gerade so aus. Linear fällt der Wert um 100/20 Jahre = 5€ pro Jahr und entspricht dann dem Coupon.

 

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Der Horst
· bearbeitet von Der Horst
1 hour ago, oktavian said:

Was genau schüttet dieser Amundi Fonds denn aus, einfach die erhaltenen coupons? In der Beschreibung von Amundi steht dazu nichts.

Ich konnte auch nichts finden dazu in den Prospekten und Jahresberichten, gehe daher vom Kupon aus wie @vanity.

 

1 hour ago, oktavian said:

Beispiel Anleihe Laufzeit 20 Jahre | Coupon 5€

a) Kurs 100 = 5% Effektivverzinsung | 5% Ausschüttungsrendite

b) Kurs 200 = 0% Effektivverzinsung | 2,5% Ausschüttunsgrendite (halbiert)

Gutes Beispiel, danke Dir. Denkfehler von mir. 

 

Demnach sinkt bei steigenden Anleihenkursen die Effektivverzinsung stärker als die Ausschüttungsrendite für das kommende Jahr, auch wenn nur der Kupon ausgeschüttet wird?

Ich hatte beim Amundi mal die erwarteten Ausschüttungen für 2021 angeschaut und mit den heutigen Kurs verglichen, da kamen immer noch um die 1,5% zusammen.

 

Was Du schreibst scheint mir eine sehr gute Erklärung für die Unterschiede, wenn nur Kupon ausgeschüttet wird.

 

PS.: Für weitere Mitleser: Auch wenn wir hier viel drüber diskutieren, die Ausschüttungsrendite hat bis auf die zu entrichtenden Steuern keine Aussagekraft für die zukünftige Entwicklung. YTM kommt da minus Ausfälle und Kosten am nächsten dran bei recht passiven Vehikeln wie diesem hier. Der Kurs des ETF wird bei "zu hohen" Ausschüttungen entsprechend fallen müssen, wenn die Anleihen fällig werden, wie @oktavian weiter oben auch schrieb. EDIT: Genau genommen müsste der Kurs schon mit jeder zu hohen Ausschüttung fallen, nicht erst bei Fälligkeit.

 

On 7/13/2021 at 7:03 PM, vanity said:

Könnte schon, macht er aber nicht. Ein Aktien-ETF schüttet auch keine Kursgewinne aus (wenn z. B. ein Wert den Index verlässt).

Amundi hält sich diese Möglichkeit im Prospekt (gibt eines für alle ETFs) zu meine Überraschung übrigens explizit offen. 

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