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Derivate verstehen: Wie sichert sich ein Spediteur gegen steigende Kraftstoffpreise ab?

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Atlas7

Hallo zusammen, ich versuche seit längerem, das Thema Derivate zu verstehen, weshalb ich um eure Hilfe bitte.

 

Angenommen, es gibt folgende Situation:
Eine Person ist Inhaber einer kleinen Spedition mit 10 Lkws. Die Lkws nutzen Diesel als Kraftstoff. Der Inhaber befürchtet, dass der Dieselpreis in Zukunft stark steigen könnten.
Welche Wertpapiere kann der Spediteur erwerben, um sich gegen steigende Dieselpreise abzusichern?

 

Mein Versuch der Erklärung:

  • Da der Inhaber sich nicht sicher ist, ob der Preis wirklich steigt, sollte er Optionsscheine (bedingtes Termingeschäft) statt Futures (unbedingtes Termingeschäft) kaufen
  • Er möchte keine physische Lieferung von Kraftstoff haben, sondern einen finanziellen Ausgleich, d.h. Cash settlement statt physical delivery
  • Da er von steigenden Dieselpreisen ausgeht, sollte er Optionsscheine kaufen, die bei steigenden Dieselpreisen ebenfalls im Wert steigen --> Long Call, in Bezug auf https://wissen.consorsbank.de/t5/Blog/Long-Short-Put-und-Call-was-versteckt-sich-hinter-den-Begriffen/ba-p/54224

 

Meine Fragen:

  • Ist das soweit richtig?
  • Wo kann ich solche Optionsscheine finden? Kann jemand eine Seite oder ein spezifisches Wertpapier verlinken?
  • Welche Eigenschaften der Optionsscheine gibt es noch zu beachten?

 

Danke!

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etherial

Ich würde keinem Spediteur raten sich mit Optionsscheinen abzusichern (Stichwort: Emittentensicherheit und Liquidität). Optionen und Futures kämen in Frage, aber ein Spediteur mit 10 Lkws wird vermutlich gar nicht genügend Zeit haben um an der Börse derart aktiv werden zu können.

 

Weiterhin ist es für einen Spediteur natürlich sinnvoll Futures statt Optionen zu nehmen.

- Die Preise sind so kalkuliert, dass sie mit dem aktuellen Dieselpreis Gewinn machen. Mit einem Future sichert er sich den aktuellen Preis für die Zukunft (wenn der Preis dann doch besser ist - verliert er nur Geld was noch on Top gekommen wäre).

- Mit einer Call-Option (und auch Optionsscheinen) zahlt er eine Prämie dafür, das er später optieren kann. Sinnvoll für Spekulanten, aber nicht für diejenigen, die das Produkt wirklich brauchen

- kein Long Call sondern ein Long Future

 

- Settlement in Cash ist sinnvoll, weil er den Diesel ja an der Tankstelle braucht und nicht im Lager.

 

Wenn du Spediteur bist, dann hast du jetzt den Spaß, den ich oben erwähnt habe. Du musst ein Depot bei einem Future-Broker aufmachen und das alles verstehen und dann auch noch die ganzen Anfängerfehler beim Terminbörsenhandel aushalten. Würde ich nicht machen, erkundige dich lieber was in der Branche üblich ist.

 

Wenn du nur zocken möchtest und eigentlich auch nur Optionsscheine, dann gehe zu einem x-beliebigen Onlinebroker in die Optionsscheinsuche und nimm einen Schein auf Öl (das sollte hinreichend korreliert mit Diesel sein).

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slowandsteady

Wichtig zu wissen ist auch, dass man bei gleichbleibenden Preisen mit einem Future Verlust macht. Denn es sind die Lagerkosten (und ggf. Zinskosten) im Future Preis eingedeckt. Beispiel: Ein Future für 1000l Diesel mit Lieferdatum in 1 Jahr kostet theoretisch den aktuellen Preis von 1000l Diesel plus die Lagerkosten für 1000l Diesel für ein Jahr plus die entgangenen Zinsen (1%) für das "tote Kapital" in Form von eingelagertem Diesel.

Bleibt der Dieselpreis nun 1 Jahr lang gleich, dann kostet der Future in 1 Jahr nur noch den Preis für die 1000l Diesel.

 

Ob es also in der Realität als Spediteur sinnvoll ist, steigende Dieselkosten wegzuhedgen, ist also sehr fraglich.

 

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Malvolio
· bearbeitet von Malvolio
vor 18 Stunden von Atlas7:

Hallo zusammen, ich versuche seit längerem, das Thema Derivate zu verstehen, weshalb ich um eure Hilfe bitte.

 

Angenommen, es gibt folgende Situation:
Eine Person ist Inhaber einer kleinen Spedition mit 10 Lkws. Die Lkws nutzen Diesel als Kraftstoff. Der Inhaber befürchtet, dass der Dieselpreis in Zukunft stark steigen könnten.
Welche Wertpapiere kann der Spediteur erwerben, um sich gegen steigende Dieselpreise abzusichern?

 

Mein Versuch der Erklärung:

  • Da der Inhaber sich nicht sicher ist, ob der Preis wirklich steigt, sollte er Optionsscheine (bedingtes Termingeschäft) statt Futures (unbedingtes Termingeschäft) kaufen
  • Er möchte keine physische Lieferung von Kraftstoff haben, sondern einen finanziellen Ausgleich, d.h. Cash settlement statt physical delivery
  • Da er von steigenden Dieselpreisen ausgeht, sollte er Optionsscheine kaufen, die bei steigenden Dieselpreisen ebenfalls im Wert steigen --> Long Call, in Bezug auf https://wissen.consorsbank.de/t5/Blog/Long-Short-Put-und-Call-was-versteckt-sich-hinter-den-Begriffen/ba-p/54224

 

Meine Fragen:

  • Ist das soweit richtig?
  • Wo kann ich solche Optionsscheine finden? Kann jemand eine Seite oder ein spezifisches Wertpapier verlinken?
  • Welche Eigenschaften der Optionsscheine gibt es noch zu beachten?

 

Danke!

Im Prinzip ist das so richtig, wie du es schreibst.

 

Es gibt im Internet zahlreiche Seiten auf denen man Optionsscheine oder Zertifikate suchen kann (z.B. Onvista, Finanztreff) oder auch auf den Seiten von Online-Brokern (z.B. Comdirect). Dort muss du dann erstmal nach einem passenden Basiswert suchen (z.B. "RBOB") und schauen, ob es dafür etwas für dich gibt.

 

Wie schon gesagt wurde sind Optionsscheine (und Zertifikate) nicht mit "richtigen" Optionen und Futures in einen Topf zu werfen. Das sind verbriefte Derivate und du hast es immer auch noch mit einem Emittenten und Market Maker zu tun.

 

Allerdings ist es dennoch wichtig, sich intensiv mit der Funktionsweise von Optionen und Futures zu beschäftigen und deren Funktionsweise zu verstehen und von welchen Faktoren die Wertentwicklung solcher Kontrakte abhängt. Das ist gar nicht so einfach.

 

Wenn man sich diese Grundlagen angeeignet hat, dann kann man sich über "Hedging" Gedanken machen und muss sich überlegen, wie hoch die Kosten sind und ob sich das ganze lohnt.

 

Man könnte natürlich auch indirekt vorgehen und sich einmal Aktien ansehen, die z.B. von einem höheren Ölpreis profitieren. Aber das ist natürlich kein 1:1 Hedging .... mehr eine Diversifikation.

 

 

 

 

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chirlu

Im realen Leben wäre auch eine Option (pun intended) für die Spedition, sich einen Tank unter den Hof setzen zu lassen und quasi eine eigene Tankstelle zu betreiben. Unser städtisches Busunternehmen hat zum Beispiel so etwas.

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Atlas7

Danke für eure Antworten!

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