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Epiktet1913

Berechnung ROCE (Return On Capital Employed)

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Epiktet1913

Hallo zusammen,

 

bei der Berechnung des ROCE bzw. der Ermittlung der dafür benötigten Werte EBIT und Capital Employed habe ich Fragen und hoffe auf Eure Hilfe.

 

EBIT

Der EBIT für Alphabet bspw. bei yahoo finance unterscheidet sich teilweise deutlich von dem, was in der GuV als "Operating Income" aufgeführt wird:

grafik.thumb.png.1721a379505191a7dc25d15b7b177c8a.png

Wenn ich mir bei Investopedia die Berechnung (EBIT = gross profit - operating expanses) des EBIT anschaue, so komme ich auch auf den Wert, der bei "Operating Income" ausgewiesen wird. Woher kommt der - teilweise grosse - Unterschied bzw. wie genau berechnet sich hier das EBIT hier?

 

Captial Employed

Die Berechnung des Capital Employed sieht nach meinem Wissensstand so aus: Anlagevermögen (non-current assets) + Umlaufvermögen (current assets) - kurzfristige Verbindlichkeiten (current liabilities). Das entspricht auch dem, was ich i.d.R. bei bereits kalkulierten ROCE finde. Jetzt lese ich das Buch von Nicolas Schmidlin (Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse), wo er deutlich darauf verweist auch die Zahlungsmittel aus dem Capital Employed rauszurechnen. Die Begründung ist, dass nur für den Betrieb notwendiges Kapital erfasst werden soll. Bei relativ hohen Cash-Beständen erhöht sich dadurch der ROCE stark. Wie seht ihr das? Macht es Sinn die Zahlungsmittel rauszurechnen und wenn ja, wann?

 

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Metasom
· bearbeitet von Metasom
vor 3 Stunden von Epiktet1913:

Die Begründung ist, dass nur für den Betrieb notwendiges Kapital erfasst werden soll. Bei relativ hohen Cash-Beständen erhöht sich dadurch der ROCE stark. Wie seht ihr das? Macht es Sinn die Zahlungsmittel rauszurechnen und wenn ja, wann?

Jaein. Kommt immer auf die Branche und das Geschäftsmodell an. Bei Versicherungen muss z.B. immer ein Kapitalpuffer in Form von Cash vorhanden sein, um kurzfristige unerwartete Verbindlichkeiten zu erfüllen. Bei Berkshire Hathaway wären es z.B. in der Versicherung und Rückversicherung ein Puffer von 20 Mrd. Dollar. Rechnest du diese für den ROCE mit ein oder nicht?  Ohne diese 20 Mrd wären sie praktisch in brenzligen Situationen illiquide. 

 

Dazu kann man sagen, dass die Unternehmen das Cash natürlich nicht als Depositen herumliegen lassen, sondern kaufen damit T-Bills, die wiederum Zinserträge erwirtschaften. Somit würden Cashbestände indirekt in den ROCE mitgeführt werden. 

 

Bei Alphabet sehe ich es nicht kritisch hohe Cashbestände zu benötigen. Mir wäre es lieber, sie würden sie an Ihre Aktionäre in Form von Buybacks oder Dividenden zurückführen, anstatt es in T-Bills oder commerical paper zu investieren. 

 

Wieso nimmst du überhaupt ROCE? EBIT beschreibt die earnings before interest and taxes.

Zinsen und Steuerbelastungen sind aber reale Kosten für den Shareholder. Unter dieser Betrachtung wäre ROIC (return on invested capital) sinnvoller.

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Yerg
vor 5 Stunden von Epiktet1913:

Woher kommt der - teilweise grosse - Unterschied bzw. wie genau berechnet sich hier das EBIT hier?

Mit diesem Zahlen aus dem Jahresabschluss für 2021 komme ich genau auf die Zahl von Yahoo:

78714 Mio. income from operations

+12020 Mio. other income (hier sind u. A. Zinseinnahmen und -kosten und Investmentgewinne enthalten)

+346 Mio. interest expense (Bereinigung um die Zinskosten)

 

vor 6 Stunden von Epiktet1913:

Wie seht ihr das? Macht es Sinn die Zahlungsmittel rauszurechnen und wenn ja, wann?

Bei der Berechnung des ROCE ist vor allem wichtig, dass du in Zähler und Nenner die gleichen Dinge berücksichtigst (das gilt generell für alle Kennzahlen, die Dinge zueinander ins Verhältnis setzen). Wenn du aus dem Capital Employed die Zahlungsmittel und Wertpapierinvestments rausrechnest, dann musst du natürlich auch aus dem Return die Zinseinnahmen und Investmentgewinne rausrechnen. Ob du es herausrechnen solltest, hängt davon ab, was du wissen möchtest: möchtest du die Profitabilität des operativen Geschäfts betrachten, oder möchtest du die Profitabilität der gesamten Kapitalallokation betrachten (Alphabet als Investmentholding)? Bei Alphabet scheinen mir beide Sichtweisen sinnvoll, also würde ich beide Varianten ausrechnen.

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Epiktet1913
· bearbeitet von Epiktet1913

Vielen Dank für die Rückmeldungen!

 

@Metasom: Das Thema Unternehmensbewertung und Kennzahlen ist neu für mich. Ich lese aktuell ein Buch dazu und dort wird ROCE als "die vollständigste Kennzahl zur Beurteilung der Rentabilität eines Unternehmens" beschrieben. Ich versuche das Buch als roten Faden zu nutzen, um ein Grundverständnis aufzubauen und deshalb habe ich mich zunächst auf ROCE für die Beurteilung der Rentabilität fokussiert.

 

@Yerg: Klasse, danke für die Auflistung, was genau zur Berechnung genutzt wurde.

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Metasom
vor 4 Minuten von Epiktet1913:

Das Thema Unternehmensbewertung und Kennzahlen ist neu für mich. Ich lese aktuell ein Buch dazu und dort wird ROCE als "die vollständigste Kennzahl zur Beurteilung der Rentabilität eines Unternehmens" beschrieben. Ich versuche das Buch als roten Faden zu nutzen, um ein Grundverständnis aufzubauen und deshalb habe ich mich zunächst als ROCE für die Beurteilung der Rentabilität fokussiert.

Das Buch las ich auch vor einiger Zeit, ein Klassiker für die Einführung. Dennoch würde ich der These widersprechen, dass ROCE am geeignetsten sei. Dennoch nutzt z.B. Terry Smith es ebenfalls. 

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Dandy

Wenn du es wirklich genau wissen willst: https://pages.stern.nyu.edu/~adamodar/pdfiles/papers/returnmeasures.pdf

 

Wie immer steckt der Teufel im Detail und die Frage ist bei solchen Kennzahlen immer: Was sollen sie eigentlich darstellen, für welchen Zweck will man sie heranführen, was will man an ihnen herauslesen. Meines Wissens gibt es von den meisten Kennzahlen keine offizielle Definition, weshalb sie auch höchst unterschiedlich berechnet werden.

 

Finanzportale verwenden dann wiederum eigene Quellen, teils mit Korrekturen, teils andere Zeiträume und teils auch schlicht falsche Daten aus ihren Quellen. Wesentlich besser als Yahoo ist Morningstar.com. Bin mir gerade aber nicht sicher, ob sie ROCE und ROIC auch angeben.

 

Im Buch von Hasler (Aktien richtig bewerten) wurde das Thema glaube ich auch tiefer analysiert und am Ende läuft es (leider) darauf hinaus, dass man bestimmte Daten schlicht nicht hat, um solche Kennzahlen wirklich vollständig zu bereinigen. Die gute Nachricht dabei: Das geht den Analysten genauso, wenn sie nicht gerade tieferen Einblick in die Bücher bekommen, bspw. zum Zwecke eines Komplettkaufs einer Firma.

 

Letztlich finde ich es aber wichtig, diese Unzulänglichkeiten zu verstehen und bei der Analyse zu berücksichtigen. Die Investition in ein Unternehmen nur auf Basis von Kennzahlen verbietet sich schon alleine deshalb in meinen Augen, was natürlich nicht heißt, dass diese nicht sinnvoll mit hinzuzuziehen wären.

 

 

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