ETF-Vergleichsportale: Sind unterschiedliche Quellensteuern bei dargestellten Renditekennzahlen bereits berücksichtigt?

[Brambelino]

Hallo zusammen,

 

bei diversen Vergleichsportalen können ETFs hinsichtlich deren Performance verglichen werden. Wenn ich nun zwei ETFs miteinander vergleiche, die in unterschiedlichen Fondsdomizilen sitzen (z. B. der eine in Luxemburg und der andere in Irland): Wurde dann die reduzierte Quellensteuer des irischen ETF direkt in den angezeigten Renditekennzahlen berücksichtigt, oder wäre die effektive Rendite folglich sogar noch höher als dargestellt? Als "Rendite" verstehe ich in diesem Zusammenhang den prozentualen Wertzuwachs über einen definierten Zeitraum.

 

Oder, anders formuliert: Wäre ein vollständig physisch replizierender Amundi Prime Global (0,05 % TER)* mit seinem Fondsdomizil im nachteiligen Luxemburg nicht letzten Endes genau so kostenintensiv wie ein synthetischer Invesco MSCI World mit 0,19 % TER** (der auf US-Aktien gar keine Quellensteuer abtreten muss)?

 

* ISIN: LU2089238203 / WKN: A2PWMK

** ISIN: IE00B60SX394 / WKN: A0RGCS

 

Natürlich liegen dem obigen Beispiel unterschiedliche Indizes zugrunde, aber an der eigentlichen Fragestellung ändert sich dadurch nichts.

Besten Dank für eure Erläuterungen!

[chirlu]

vor 5 Stunden von Brambelino:

bei diversen Vergleichsportalen können ETFs hinsichtlich deren Performance verglichen werden.

 

Was daran lustig ist, müsstest du noch erklären.

 

vor 5 Stunden von Brambelino:

Wurde dann die reduzierte Quellensteuer des irischen ETF direkt in den angezeigten Renditekennzahlen berücksichtigt?

 

Das kommt doch ganz darauf an, welche „Renditekennzahlen“ da angezeigt werden. Die TER jedenfalls hat nichts mit Quellensteuer zu tun.

[Brambelino]

4 minutes ago, chirlu said:

Was daran lustig ist, müsstest du noch erklären.

Das war lediglich ein einleitender Satz, der eigentlich auch allgemein bekannt ist. Deshalb der Smiley... Aber ja, passt vielleicht nicht so ganz - ich habe es geändert. Danke für den Hinweis!

 

4 minutes ago, chirlu said:

Das kommt doch ganz darauf an, welche „Renditekennzahlen“ da angezeigt werden. Die TER jedenfalls hat nichts mit Quellensteuer zu tun.

Ich meinte die Angaben zum prozentualen Wertzuwachs über die vergangenen x Jahre.

[chirlu]

Gerade eben von Brambelino:

Ich meinte die Angaben zur prozentualen Rendite über die letzten x Jahre.

 

Na, da ist die Wertentwicklung drin, egal, wie sie zustandekommt. Nur sind da leider auch alle möglichen Störfaktoren drin (z.B. Kurse von unterschiedlichen Tageszeiten), so dass man daraus nicht immer viel ablesen kann.

[Brambelino]

15 minutes ago, chirlu said:

Na, da ist die Wertentwicklung drin, egal, wie sie zustandekommt. Nur sind da leider auch alle möglichen Störfaktoren drin (z.B. Kurse von unterschiedlichen Tageszeiten), so dass man daraus nicht immer viel ablesen kann.

Besten Dank für den Hinweis!

 

Aber auch dabei bleibt die Frage bestehen: Berücksichtigen Diagramme bei justETF oder extraETF bereits potentiell anfallende Quellensteuern, oder sind das noch die reinen Fonds-Veränderungen ohne jegliche Abzüge?

[Diamantenhände]

Die Quellensteuer fällt doch bereits auf Fondsebene an (weswegen es die pauschale Teilfreistellung gibt). Angezeigte Renditen sind Nominalrenditen vor Abgeltungssteuer.

[stagflation]

Fondsgesellschaften veröffentlichen für jeden Fonds täglich einen NAV-Wert. Um den NAV zu berechnen, berechnen die Fondsgesellschaften den Gesamtwert des Fonds und teilen ihn durch die Anzahl der Anteile. In den Gesamtwert gehen ein:

• Wertpapiere multipliziert mit deren aktuellen Kursen
• Bargeldbestände
• Diverse Korrekturposten und -faktoren

Wenn ein Fonds eine Dividende oder Zinsen erhält, erhöht sich der Bargeldbestand - und zwar um die Dividende (oder die Zinsen) abzgl. der Steuern und Abgaben, die darauf gezahlt werden mussten. Wenn ein Fonds weniger Steuern für eine Dividende oder eine Zinszahlung zahlen muss als ein anderer Fonds, erhöht sich dessen Bargeldbestand stärker - und der NAV steigt ein kleines bisschen mehr.

 

Also ja: wenn man zwei ansonsten identische ETFs betrachtet, von denen einer etwas weniger Steuern zahlen muss, wird seine sein NAV-Kurs etwas schneller steigen. Wenn Ausschüttungen erfolgen, wird der eine Fonds vielleicht etwas mehr ausschütten - und danach sind die beiden NAVs möglicherweise wieder gleich. Es gibt aber viele andere Faktoren, die den NAV beeinflussen, z.B. Transaktionskosten, Verwaltungskosten, Einnahmen aus Wertpapierleihe, usw. Deshalb sieht man diese Steuer-Effekte nicht so einfach.

 

Bei den Renditen, die Du im Internet angezeigt bekommst, solltest Du immer vorsichtig sein, weil die nicht immer richtig berechnet werden. Von daher kann ich Dir nicht sagen, was Du dort siehst und ob die dort angezeigten Renditen das zeigen, was Du Dir erhoffst.

 

Vielleicht hilft Dir folgendes: von Indexen gibt es drei Varianten:

• den Price Index (Kursindex)
• den Net Index (Performanceindex mit Nettodividenden/-zinsen, also nach Abzug von Quellensteuern)
• den Gross Index (Performanceindex mit Bruttodividenden/-zinsen, also ohne Abzug von Quellensteuern)

Die meisten ETFs tracken den Net Index, also nach Abzug von Quellensteuern.

[Brambelino]

Ganz herzlichen Dank für die tollen Erläuterungen!

 

10 hours ago, Diamantenhände said:

[...] Angezeigte Renditen sind Nominalrenditen vor Abgeltungssteuer.

 

9 hours ago, stagflation said:

Die meisten ETFs tracken den Net Index, also nach Abzug von Quellensteuern.

 

Alles klar! Vorausgesetzt, die üblichen NAV-Diagramme bilden dann auch den Net Index ab (= nach Abzug der Quellensteuern aber vor Abzug aller weiteren Steuern):

 

Warum performt der luxemburgische, physische Amundi dann quasi identisch gut wie der synthetische Invesco, obwohl der Invesco aufgrund der eingesparten Quellensteuer doch erkennbar höher tracken müsste? Der US-Anteil ist in beiden Fonds extrem hoch, weshalb der Einfluss auf die Gesamtentwicklung auf jeden Fall sichtbar sein sollte.

 

Ja, ich vergleiche hier gerade zwei verschiedene Basisindizes (MSCI World und Solactive GBS Developed). Da diese beiden aber quasi identisch verlaufen, würde ich davon ausgehen, dass auch die darauf gebauten ETFs in etwa verglichen werden können.

 

 

 

In der Abbildung ist schön zu erkennen, dass der Invesco (wenn überhaupt) nur marginal höher verläuft. Das sollte ja nach meinem bisherigen Verständnis nicht so sein?

[chirlu]

vor 21 Minuten von Brambelino:

(wenn überhaupt) nur marginal höher verläuft. Das sollte ja nach meinem bisherigen Verständnis nicht so sein?

 

Was für einen Unterschied erwartest du denn? Was denkst du, wie viel die Unternehmen im Index so an Dividende ausschütten? Kostenunterschiede auch nicht vergessen.

 

vor 21 Minuten von Brambelino:

Vorausgesetzt, die üblichen NAV-Diagramme bilden dann auch den Net Index ab

 

NAV-Diagramme bilden überhaupt keinen Index ab, sondern den NAV eines Fonds.

[stagflation]

Bei großen ETFs auf weltweite Aktien-Indexe gilt: die Tracking Difference (also der Unterschied zwischen Kursentwicklung des ETFs und des Index) ist sehr gering.

 

Wenn man einen Unterschied zwischen einem ETF und dem Index sehen will (oder zwischen der Kursentwicklung zweiter ETFs auf denselben Index), muss man entweder reinzoom - oder deutlich längere Zeiträume betrachten.

 

Hier beispielsweise die Entwicklung des Xtrackers MSCI World Swap UCITS ETF 1C (WKN: DBX1MW) im Vergleich zu seinem Index (MSCI Total Return Net World Index). Selbst nach 16 Jahren sieht man kaum einen Unterschied.

 

(Klicken für Vergrößerung, Quelle)